Ja! Voll riskant! man muss sich die Risiken vor Augen halten! Nicht nur die beiden in Amerika aufgetretenen Herzinfarkte, die gerade von diversen Medien schon ein paar Monate zum neuen Blogtrend erhoben werden! Man könnte auf dem Weg zur Neuköllner Lesung von Don Dahlmann einem Messerstecher zum Opfer fallen, oder zur Hamburger Bloggerlesung in die Alster fallen! Und das liegt nur daran, dass solche News blitzschnell rausgehauen werden und alle gleich losrennen aus Angst, was zu verpassen!

Manchmal kann man sich wirklich nur über Scheiss wundern, der da zusammengeschmiert wird. Vor drei Jahren war der Trend “Jobverlust durch Bloggen”, jetzt ist es “Krepieren durch Bloggen”, und 2010 reden wir über “Trunksucht durch Twitter”. Prinzipiell kann man sich mutmasslich mit jedem Hobby irgendwie schädigen, aber bei gestörten Bloggern habe ich, mit Verlaub, den Eindruck, dass sie ihre hier draussen offensichtlich werdenden psychischen Defekte schon vorher hatten. Ich habe den Aufstieg der braunen Blogscheisse miterlebt, und abgesehen davon, dass sie sich gegenseitig anheizen, ist der Arschlochfaktor nicht grösser geworden, als er eh schon war.

Klar kann man sich mit Blogs schädigen. Ein weiterer Fall, für den die recherchefaulen Abschreiber offensichtlich etwas zu doof unwissend sind, ist eine Mitarbeiterin des Blogs Gawker, die offensichtlich irgendwann Probleme hatte, zwischen ihrer supersexy Kunstfigur und dem realen Leben einen Einklang zu finden und zwischenzeitlich den Stecker zog. Bloggen ist halt momentan noch persönlicher als Journalismus, aber mit dem grossen, aktuellen Medienwandel, der seine Protagonisten wieder als Person oder Marke ins Gespräch bringen will und muss, gleicht sich das schnell wieder an. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass Blogger mit solchen Problemen besser umgehen können, als Journalisten. Als Blogger lernt man die Grenzen im Laufe der Tätigkeit kennen und gleichzeitig auch Strategien, mit dem Neuen da draussen umzugehen, während Journalisten ziemlich unmittelbar Lesern und Sautreiben ausgesetzt sind.

Vor ein paar Jahren habe ich eine Bekannte verloren. Sie arbeitete bei einem Projekt eines Mediums, das auch nicht immer nett über Blogger schreibt. Das Projekt war ziemlich unsicher und, wie sich später zeigte, kurz vor der Einstellung. Die Lage, in der man sich keinen Aussetzer leisten kann, in der man totales Comittment zeigt. Sie hatte zusammen mit einem Kollegen schon einen Haufen Überstunden während einer Woche geschoben, wollte eigentlich ein paar Tage frei haben, aber dann kam eine Überschwemmung dazwischen, und die beiden, die eigentlich in das Bett gehört hätten, gingen nochmal raus. Auf dem Heimweg kam der Begleiter von der Spur ab und fuhr direkt in einen LKW. Sie war 26, und eine der Besten und Ehrgeizigsten, die ich kennenlernen durfte. Keiner hat sich danach hingestellt und gesagt, dass Journalismus und Medienkonzerne töten.

Ich glaube, dass es beim Bloggen sehr viel leichter ist, die Finger mal von der Tastatur zu lassen. Und in der heissen Phase der New Economy habe ich sicher weitaus mehr Kokser, Tabletteneinwerfer und Absturzsuizidale kennengelernt, als in der Blogosphäre. Bloggen hat Nebenwirkungen, keine Frage, manche sind schlecht, aber die meisten sind super.

Was jeder bloggerbeischlafende Blogger bestätigen wird.