Oh, ich woll damit keinesfalls sagen, dass sich meine Meinung über das, was Stefan Herre mit der islamophoben Website PI-News und Henryk Broder bei Achgut.de und manchen Medien im Bereich Radikalkritik am Islam und vielen, die sie sich als Feinde auserkoren haben, so treiben. Im Gegenteil, ich bin der festen Überzeugung, dass beide auf ihre Art die gleichen Zündeleien betreiben, die man auch von extremen Islamisten kennt. Und natürlich gereicht es den deutschen Blogs nicht zur Ehre, dass beide ihre Tätigkeit gewissermassen im Hinterhof unseres Systems austragen, ziemlich nah beim stinkenden Komposthaufen.

Beide haben einen weiten Weg hinter sich. Der Vorgänger von PI-News war ein nicht gerade hochstehendes christlich-konservatives Blog mit einem Schwerpunkt auf transatlantische Beziehungen und Werbung für die CDU, und Henryk Broder hat sich vom linken Intellektuellen in den Jahren nach den Anschlägen vom 11. September 2001 neben dem ehemaligen FAZ-Mitarbeiter Dr. Udo Ulfkotte zu einem der bekanntesten Islamkritiker aufgeschwungen – meines Erachtens unter völligem Verlust seiner früher gar nicht so schlechten Schreibe, die heute nur noch von den immer gleichen Gags, Anspielungen und Beleidigungen lebt. Seltsamerweise ist Broder dann doch auch empfindlich – als ich einmal über seine unzweiflhaft getätigten Einlassungen zu deutschen Gerichten schrieb, hatte mein Chefredakteur einen ziemlich wütenden Broder an der Leitung, der solche Berichte in Zukunft verhindert sehen wollte.

Es gab mal einen Zeitpunkt, da war zwischen Broder und Stefan Herre scheinbar alles im Lot. Man traf sich auf dem prowestlichen Heimatabend 2005 auf den Münchner Nockherberg unter der Beteiligung rechter, islamfeindlicher, neokonservativer und rechtsextremer Blogger, posierte nebeneinander auf Bildern, und nahm Bezug auf einander – sei es, dass man jeweils die Thesen der anderen aufnahm und weiterverbreitete, selbst wenn sie sich als falsch herausstellten, oder verlinkte sich und schickte sich Leser. Dann kam es zum Streit um die dänischen Karikaturen Anfang 2006 zu einer Veränderung: Das Blog von Stefan Herre veröffentlichte die Karikaturen und wurde zur Anlaufstelle von Bildersuchenden au der ganzen Welt. Die Nutzerzahlen des bis dahin eher unbedeutenden Blogs im Konzert der rechten Blogger explodierten, und mit dem Antiislamismus hatte Herre “sein” Thema gefunden. Seine Kommentatoren und die im weiteren Umfeld angesiedelten Blogs wie “Fakten-Fiktionen” oder “******” schreiben Mord- und Gewaltaufrufe (auch bisweilen gegen den Autor dieser Zeilen) [Ergänzung: Der Neuköllner Hassblogger “******”, der auch schon mal mit “Kiezmiliz” droht und mit Schlägereien der Antifa – oder was sich dafür hält – protzt, legt Wert auf den Hinweis, dass er gegen mich keine Mord- und Gewaltaufrufe verfasst und mich als Antisemiten bezeichnet hat, und Politically Incorrect will er auch nur ein paar Monate im Jahr 2006 verlinkt haben, aber nicht zu dessen weiteren Umfeld gehören] diffamieren Gegner gern als Antisemiten (dito, wobei es nicht ohne Delikatesse ist, einen klar proisraelischen, jüdischen Journalisten, der auch im Dienste einer bekannt konservativen Gemeinde gearbeitet hat, dergleichen nachzusagen), und der ganze Trubel machte PI-News ohne jede Frage zum grössten deutschen politischen Blog, wenngleich der unerfreulichsten Sorte.

2007 hat sich Broder teilweise dann von PI-News losgesagt, wie schon Teile der neoliberalen Blogs 2006 sich klar von ihrem ehemaligen Freund abgesetzt haben, nachdem der in rechtsradikalen Medien zu Wort kam. Nachdem der Orientalist Dr. Hans-Peter Raddatz in letzter Zeit bei PI verstärkt zu Wort kommt, mit dem offensichtlich Henryk Broder eher schlecht kann, scheint sicb hier ein klarer Bruch abzuzeichnen. Ähnlich schwierig scheint das Verhältnis von Raddatz zu Sacha Stawski zu sein, dem Betreiber der, vorsichtig gesagt, umstrittenen Mediawatcheinrichtung “Honestly concerned”, die von sich behauptet, die Sache Israels zu vertreten und falsche Medienberichte klarzustellen. Und zu all dem versucht gerade Udo Ulfkotte, eine islamkritsiche Sammlungsbewegung aufzubauen, ohne sie in den komplett braunen Sumpf abgleiten zu lassen.

Wären all diese Leute klug, würden sie sich zusammensetzen und ein effektives Ding machen. Broder hat mit durchaus fragwürdigen Beiträgen immer noch Zugang zu diversen Mainstream-Medien, Ulfkotte könnte tatsächlich so eine Bewegung führen, mit Honestly Concerned könnte man Medien unter Druck setzen, und Stefan Herre und andere Blogger könnten eine solide Meinungsmacht im Internet aufbauen. Beim prowestlichen Heimatabend 2005 hatten viele Beteiligten davon geträumt, ihre Projekte unter der Umsetzung des antideutschen Blogs “FDOG.org” zusammenzuführen und damit mehr zu erreichen – hätten sie sich von Anfang an zusammengerauft, hätte es was werden können.

Die ganze Bewegung wäre ohne die Radikalität und Kompromisslosigkeit ihrer Akteure nicht dort, wo sie ist. Sie hat durch die Zuspitzung des Konflikts die nötigen Leser beisammen, man glaubt ihnen das, was sie verbreiten, aber angesichts der internenen Konflikte ist es unwahrscheinlich, dass sie das Potenzial ihrer zerstrittenen Bereiche bündeln und gemeinsam agieren. Mir scheint, als würde der Hass auf den Islam abfärben auf das sonstige Verhalten, und das ist angesichts der Behauptungen, der Islam würde Europa gerade übernehmen und die wenigsten würden sich wehren, doch etwas seltsam. Wären da geschickte Taktierer am Werk, Macher mit Sinn für strategische Allianzen und gemeinsame Ziele, wären sie vielleicht wirklich gefährlich. So aber stecken sie inhaltlich so nah zusammen, dass es trotz der internen Absetzbewegungen eine grosse, übel nach Hass und Phobie riechende Melange ist, die man dank der dort vertrenen Hetze und Hasser recht klar als das beschreiben kann, was es ist: Eine unngenehme politische Strömung, mit der man leben muss, deren Niedergang man dank ihrer unfähigen Akteure auch erwarten darf.

Solange gelten unter diesem Beitrag alleschärfste Löschregeln.