Zum Stand der Professionalisierung
Fassen wir mal die Ereignisse der letzten zwei Monate seit der Re:Publica, dieser nach einem Bericht von “Werben und Verkaufen” zur komerziellen Ansprache von Bloggern besonders geeigneten Vermarktungsveranstaltung, als “Big Picture” an. Damals waren zum Thema Blogvermarktung unter anderem Sascha Lobo vom wenig erfolgreichen Werbevermarkter adical und Remo Uherek vom Bloog-PR-Anbieter Trigami, zudem sass mit Peter Hogenkamp der Gründer des Profiblognetzwerkes Blogwerk AG aus der Schweiz im Publikum.
Und es war ganz sicher nicht die Siegerparade, die man vielleicht ein Jahr zuvor noch erhofft hatte. Und seitdem ist noch mehr passiert, das nicht gerade für einen Aufwärtstrend spricht: So hat adical in den letzten zwei Monaten meines Wissens exakt Null Werbeschaltungen vermelden können. Bei Trigami hat man offensichtlich Probleme, die Wünsche nach Auslieferung von schleimiger Kauf-PR durch die dort angemeldeten Blogsoftwarebenutzer zu befriedigen. Wäre man gemein, könnte man sagen: Zu viele Stricher, zu wenige Kunden, zu schlechte Preise, und dann müssen sich die Blogger bei den Kunden auch noch für das Verfassen von “Reviews” bewerben. Nachdem man schon im Januar – relativ erfolglos – angeboten hatte, komplette PR ungefiltert als redaktionellen Content einstellen zu lassen, folgt jetzt der nächste Versuch, im Bloggeschäft zu bleiben: Trigami will “klassische” Blogwerbung anbieten.
Adical dagegen hatte ein paar hausgemachte Probleme: Zuerst wurde unfreiwillig eine Seite publik, bei der die früher verhasste und gedanklich schon zu Grabe getragene Musikindustrie, als “Bands” aufgeschönt, MP3-Banner hätte buchen können (http://drivethru.adical.de/mp3banner/index.php). Was man dort heute nicht mehr sieht, sind die früher angegebenen Preise: Und siehe da, entgegen der mehrfach vorgebrachten Behauptungen von Lobo, man liege bei den Tausenderkontaktpreisen im zweistelligen Bereich, lagen die buchbaren Pakete jenseits des Einstiegsangebots deutlich darunter. Dann stellte man rechtliche Probleme fest (http://adica l.de/2008/04/24/da s-kleingedruckte/) – ach ne. Dann sah die GEMA nicht ein, den Adicalanträgen sofort und auf der Stelle wunschgemäss zu entsprechen (http://adical.de/2008/0508/die-entdeckung-der-langsamkeit/) – ach ne. Und am Ende passierte eine Form von Professionalisierung der Blogosphäre, die ich auch im vollem Umfang miserabel finde, aber so ist das da draussen eben (http://adical.de/2008/06/3/adical-heist-jetzt-nads/) – adical muss sich wegen rechtlicher Ansprüche eines Telefonmarketingunternehmens auch noch einen neuen Namen zulegen.
Blogwerk dagegen freut sich immer noch in recht peinlicher Manier scheckig an steigenden Nutzerzahlen, Verlinkungen und dem Auftauchen in anderen, genauso irrelevanter Blogs und Linkschleudern – und wirbt im Netzwerk fleissig für andere eigene Blogs, während ich immer noch Probleme habe, ein Ansteigen der Werbebuchungen zu erkennen.
Um meine Meinung zusammenzufassen: In den letzten zwei Monaten hat sich beim Thema Blogvermarktung nichts verbessert, es ist eher schlechter geworden.
Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass man sich an manche Leute den Mund fusslig hinreden kann, sie werden ganz sicher das Gegenteil von dem tun, was man ihnen vorschlägt. Deshalb hier meine konstruktiven Vorschläge zur Verbesserung der Professionalisierung zur Nichtanwendung und Verleugnung:
1. Adical/NADS und Blogwerk müssen verdammt aufpassen: Von aussen erkennt man nur bedingt, ob ein Blog wirklich so gut ist, dass sich dafür hohe Tausenderkontaktpreise rechtfertigen lassen. Trigami wird hier als Preisbrecher auftreten, und vor allem den von Adical betonten Alleinvertretungsanspruch unterlaufen. Der Claim “Wenn Sie auf Blogs werben wollen, gibt es nur einen Weg: Reden Sie mit Bloggern. Reden Sie mit uns.” ist nicht mehr haltbar, denn Trigami hat ein vielfaches von Blogs im Programm, von denen viele erst gar nicht versucht haben, sich als kritische Stimme einen Namen zu machen, sondern von Anfang an einfach Geld mit Blogs verdienen wollten. Das nennt man “angenehmes publizistisches Umfeld”.
2. Der Klinkenputzer von Adical bei den Agenturen heisst Sascha Lobo, ist nach Eigenaussage “Werber” und klatscht mal beim Zukunftskongress der SPD, ein ander mal bastelt er an einem Blog für einen Verlag, überhaupt macht er so viel, dass nach Eigenaussage nur ein Tag pro Woche für Adical bleibt. Auch beim Blogwerk scheint man nicht allzu viel von den Werbeetats abknapsen zu können. Was läge da näher, als sich von den bisherigen Vertretern zu trennen? Wenn wir hier von “Professionalisierung” reden, wäre das Aufbrechen persönlicher Bevorzugungen zugunsten von klaren Ergebnissen, sei es nun die Werbeschaltung oder die Entlassung, nur logisch. Vielleicht sollte man sich auch mal Gedanken machen, dass “Werber” nicht identisch mit “Werbevermarkter” ist. Werber glauben häufig, alles und jeden verarschen zu können, Werbevermarkter verkaufen Werbeplätze – zweiteres scheint mir ausbaufähig zu sein.
3. Disziplin. Wenn Adical nichts bringt, schaltet jeder, was er will. Das Pottblog nimmt Google-Ads auf, Felix Schwenzel wirbt für Qype und das Bildblog hat übersehen, dass sich die Adresse des Werbevermarkters verändert hat. Die labbrige Haltung der Führung spiegelt sich in der mangelnden Anhänglichkeit der Blogger. Auch beim Blogwerk nimmt man Google-Ads und Affiliatewerbung an, die nichts einbringt. Nach draussen vermittelt das den fatalen Eiundruck, dass man keine richtigen Kunden hat, und im Zweifelsfall auch mittels anderer Werbeformen wie Google-Ads billiger zu bekommen ist. Premium auf dem Werberamschtisch: Das kann nicht gut gehen.
4. In der Konsequenz: Häusler und Hogenkamp, schmeisst die halblahmen Bloghaufen zusammen und sucht Euch einen guten Vermarkter, der behauptet, der gute Sprecher für die guten Blogs zu sein. Der das Blogwerk aus dem innerschweizerischen Sumpf auch nach Deutschland vermarktet, und bei Adical eine Qualitätskontrolle einführt – viele der Blogs im Netzwerk sind mehr oder weniger tot, wer keine Leistung bringt, muss eben gehen. Sowas kostet natürlich, sowas kann auch mal blogfremd sein, aber damit gibt es dann eine Zentralstelle für die Vermarktung und draussen nachvollziehbare Qualitätsmerkmale, und ist nicht die Freunderlwirtschaft der üblichen Berliner Kreise. Trigami wird sich meines Erachtens bald selbst erledigt haben: Drittklassige Kunden und drittklassige Blogs werden dem, was Blogs sein könnten, einfach nicht gerecht.
Was ich hier vorschlage, ist das, was bislang absolut nicht gelungen ist: Eine emotionslose, erfolgsorientierte Professionalisierung unter Berücksichtigung des Marktes. Ein Ende der Stümperei und ihrer ironischen Bannerträger, ein Ende der dreckigen persönlichen Geschichten, sei es nun Bevorzugung, Hintenrumabsprachen oder die Versuche, Kritiker mundtot zu machen. Die Professionalisierung nach Sascha Lobo ist gescheitert, was bleibt, ist ein in den Werbegossen totgeschleiftes Thema Blogvermarktung, ein Haufen unerfüllter Versprechungen. Wenn manche bezahlte Opeltester von 2006 heute sagen, dass sie es so heute nicht mehr machen würden, wäre es an der Zeit, sich mal zu überlegen, was man 2008 anders als 2007 machen sollte, bevor man 2009 die Segel streicht, weil man merkt, dass die SPD als letzter Rettungsanker für die Supidupi-Ideen doch nicht zu viel zu zahlen bereit ist.
Sorry, the comment form is closed at this time.
[…] Unlängst noch nannte ich Don Alphonso einen Stänker-Titan, da zeigt er seine andere Seite: Die bedachte, kluge und kompetente. Alphonso hat ein erneutes Posting verfasst, indem er klar macht, worin die Probleme von adical (heißen übrigens ab Freitag NADS) & Co. liegen. […]
Ich bleibe dabei. Vor der Vermarktung kommt die Qualität. Aus meiner Sicht hat sich das auch im letzten Jahr verändert: Statt Aufwärtstrend und Entwicklung: Stagnation und wachsende Irrelevanz. Alles andere als Professionalisierung. Mein Eindruck.
Ja Don du hast ja recht. Aber momentan sieht es so aus, das alle Beamtenmikado spielen. Wer sich als erster rührt hat verloren. Das ist zwar teilweise ein netter Anblick, bringt die Sache aber nicht weiter.
Ich schlage noch einmal vor das man sich zusammensetzt und eine völlig neue Strategie beschließt. Blogs sind eher Außenwerbung als Klickpotential. Allerdings brauchen wir für den deutschsprachigen Raum da nicht mit hunderten von Agenturen aufzutregen. Für den momentanen Markt wäre eine schon mehr als ausreichend.
Ja. Das ist sicher das Kernproblem, neben den zu kleinen Märkten, die da bespielt werden. Und wenn die Märkte grösser sind, sind Blogs nicht gut genug. Ich bin der Auffassung, dass es eben Dinge gibt, die man nicht lukrativ verwerten kann, Blogs gehören da auch dazu, egal wie sehr das manche ärgert – siehe Stefan Niggemeiers diverse Kommentareinlassungen, wenn jemand bei Adical nachhakt.
Dazu kommt noch diese seltsame Auffassung, dass man als führende Blogvermarkter im Gesamtkonzert der Werbekakophoniker schon den Rang einer Triangel (nach Kreisler) erreicht hätte. “Vorne in der Blogosphäre” ist so gut wie der Sieger eines Wettschiessens von zehn Besoffenen an der vierten Schiessbude des Lentinger Jurafestes. Da muss noch mehr her. Immer nur vom Ruf der Jamba-Geschichte oder Grimme Online Award Mauscheleien zehren bringt auch nicht weiter.
Mal kurz OT: Ich versteh ja, dass du gewisse “böse” Seiten nicht direkt verlinken willst, um denen nix von deinem PageRank abzugeben, aber warum machst du es den Lesern so schwer? Da du den Link ja verstümmelst angibst, scheinst du es ja schon für besuchenswert (halt als Hintergrundinfo, Quellenangabe oder warum auch immer) zu finden. Nur muss sich jetzt der Leser den Link mühsam selbst zusammenbauen. Warum nutzt du nicht nofollow, oder halt Dienste wie tinyurl (als Linktext kannst du ja immer noch den verstümmelten Link nehmen, damit der Leser weiß, wo er hinkommt)? Dann kann der Leser faul klicken und du wertest die Seite für Suchmaschinen nicht auf.
Es ist ein Ausdruck von Missbilligung. Ich bin der Meinung, dass ein Link immer auch eine Form der Bestätigung ist, etwas Positives, eine Handreichung. Und wer das nicht verdient, den gebe ich zwar als Quelle an, aber ich verlinke ihn nicht. Und unzerstückelte Links zerschiessen mir mein Layout.
*Go nuts, life ist peaceful there,
go nuts, ohne Wer-be-gel-der.*
“Eigentlich” gibt es doch nur zwei Möglichkeiten: entweder es funktioniert … oder nicht.
Wenn schon angesichts eines gewissen Wohlwollens gegenüber *2.0* nicht die Mörderkohle anrollt, fragt man sich, ob da wirklich noch viel zu stemmen/verändern ist.
Wie wäre es, wenn man zugäbe, daß die Vermarktung von blogs weitestgehend gefloppt ist und man noch hofft via “Zweitverwertung” im Ö-R oder bei Printmedien als “our (wo)man in the blogosphere” unterzukriechen.
Qualität ?
Ich glaube, die meisten verstehen unter Qualität(-sblogs, sjournalimus) die Wiedergabe ihrer eigenen (polit.) Meinung … und ob die nun durch fette Werbeaufträge belohnt wird ? Das ist doch eher “umstritten”.
Insofernm ist ein Lobo´scher Ansatz mit “ein Tag pro Woche” (“wir nennen es Arbeit”) ein vernünftiger Ansatz: Möge die restliche (Arbeits-)zeit wenigstens dafür Sorge tragen, daß er selbst nicht für 40,00 Blog-Beiträge schreiben muß.
WAZ und SZ, ndr und rbb sollten sich endlich erbarmen und ein paar 20-Std-Redaktionsposten ´raushauen !
kann die spd überhaupt noch soviel geld aufbringen, wie ein guter werber kostet?
ich mein, selbst meine mutter, ur-spd-mitglied, hat ihr parteibuch abgegeben, nachdem auch ihr klar wurde, dass mr. schröder die partei als ganzes zerstört hatte und die post-schröder-hansels auch nur ihren eigenen vorteil suchen.
die spd von heute, ist die csu von gestern, während die csu von heute, ein versuch ist, die spd von damals zu “darm”-spiegeln.
aber es riecht ja doch nur. gerade auch in bayern..
@Der Herold
Die Sender hassen Onliner und Blogger, eher verklagen die die, als ihnen – iiih – einen Job anzubieten! Von sowas habe ich noch nie gehört. Nur die WAZ hat mal einer Bloggerin einen Job angeboten.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk würde eher mit Leo Kirch ein Joint Venture aufmachen – ist doch ein seit Jahren geschätzter und gut bezahlter Geschäftspartner! – als so glumperte Blogger, Chatter und Homepagebastler zu beschäftigen, die am Ende noch eine eigene Meinung haben oder gar Seiten aus diesem komischen WWW verlinken wollen!
Ich könnte mir aber vorstellen, wenn der Don aus seiner Web 2.0-Analyse einen so richtig gehässigen TV-Beitrag macht, so in der einseitigen Art von dem unsäglichen “Kohle, Klicks & Quoten” dann gäben ihm die ÖRs dafür viel Geld.
Glücklicherweise ist Don aber ein anständiger Kerl und auf sowas weder angewiesen noch scharf. :-)
[…] Unsere regelmäßigen Leser haben es vielleicht gemerkt – bis auf die eine oder andere Spitze hat sich hier das Thema Blogosphäre verflüchtigt – sich in den Ernst des Lebens integriert, die Artikel generell, natürlich haben wir auch noch jede Menge Spaß, in Richtung (politische) Qualität verschoben. Und zudem man tritt natürlich auch nicht auf ein auf dem Boden liegendes Geschöpf. Zudem war die Kritik an der Sache niemals den Hass wert, den wir als Menschen empfangen haben – aber gut, Berliner sind halt nicht nur arm im Geldbeutel. Über zwei Meldungen musste ich heute aber dann doch schmunzeln, zumal ich sie im Feedreader fast hintereinander gelesen habe. Da wäre zum einen der Don mit seiner Einlassung über den Stand der Professionalisierung der sogenannten (deutschen) Top-Blogs. Ungewohnt diplomatisch schreibt er: In den letzten zwei Monaten hat sich beim Thema Blogvermarktung nichts verbessert, es ist eher schlechter geworden. Die SPD wartet heute noch auf mich – da werde ich derzeit keinen Kommentar zu verfassen. Aber bald ist ja Grimme – dann hat man innerhalb des Netzwerkes wieder etwas zu feiern. Also kein Grund, den Sand in den Kopf zu stecken. Nachdem ich über den Don kurz geschmunzelt habe, scrollte ich weiter zum Werbeblogger. Dort fragt Gastautor Thomas, ob das Modell Blog gescheitert ist. Natürlich aus Sicht eines Werbers. Wer aber nun das Verhalten der sogenannten deutschen Top-Blogs per se, den Artikel von Don, die Frage von Thomas zusammenbringt, der hat die Antwort auf die Fragen aller Fragen. Warum fristen Blogs in Deutschland ein Nischendasein, werden Blogger ausgelacht, wird man da draußen in Gesprächen mit Nichtbloggern verwundert angeschaut, ohne große Anstrengung von den etablierten Medien der Lächerlichkeit preisgegeben? 1 + 1 = 2. […]
Wenn ich “fette Werbeaufträge” haben will, muss ich auch einen interessanten Content und dementsprechende Leser als Gegenleistung bieten.
Nennen wir doch mal das Grauen beim Namen. Ich war heute zufällig seit langem wieder einmal auf Spreeblick. Was springt mich an: Ein Artikel über Flatulenzen, inkl. Youtube-Video, der als Aufhänger künstliche Wasserspülungsgeräusche auf Knopfdruck in japanischen sonst stillen Örtchen hat. Uralt, die Wasserspülung aus dem Lautsprecher in Japan wäre vor 10 Jahren “Breaking News” gewesen. Und der Rest scheint pubertierende Leser mit nicht abgeschlossener Analphase anzusprechen.
Da wirbt der Kunde doch gleich bei der SZ-online, wo heute ein Bericht über einen Selbstversuch “Was ist, wenn eine Frau Via**ra nimmt” im Angebot ist.
[…] Werbeblogger: Ist das Modell “Blog†gescheitert? Bloogbar: Zum Stand der Professionalisierung PM-Blog: Warum Corporate Blogs scheitern. (wieso Punkt?) & Corporate Blog Debatte – Reaktionen und Fazit F!xmbr: Zwei Nachrichten aus der Blogosphäre, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben Querblog: Gebloggte Zukunft PR Zweinull: Was ist eigentlich ein Corporate Blog? […]
Mich ärgert es immer ein wenig, wenn eigentlich interessante Themen von soviel privater Antipathie begleitet werden. Das schmälert für mich zumindest die Objektivität…
[…] Der Beitrag “Zum Stand der Profesionalisierung” bezieht sich nicht auf den Beitrag von Thorsten Ulmer und so gesehen ist es keine Diskussion von These und Gegenthese bei der zwei _miteinander_ mit gegenseitigen Bezügen,mit Wort und Widerwort, ein Thema auseinandernehmen und ggf. wieder zusammenfügen. Wenn Robert die beiden Beiträge als ein Beispiel eine Blogdiskussion verlinkt, dann erzeugt erst sein Beitrag eine Virtuelle Diskussionsrunde mit zwei unfreiwilligen teilnehmern. Doch was soll’s. Das ist ein Stück Freiheit eines selbsternannten Blogmoderator, so wie der PM-Blog (Warum Corporate Blogs scheitern.) Gelesenes aufgreift und über das Zitat in seinem Weblog den Dialog zunächst ohne das zutun der Teilnehmer kreiiert. […]
Blogs sind nicht mehr so “neu” – und das erhoffte stürmische Wachstum ist in Dtl. ausgeblieben.
Damit reduziert sich zugleich der Werbewert für jene Ausschnitte der Werbebranche, wo man gerne auf den jeweils neuesten Trend springt. Die avisierten TKPs sind illusionär – für die Werbekunden sind Blogs als Werbemedium deutlich weniger wert.
Zur groß angekündigten “Professionalisierung” gehört auch, sich den Realitäten zu stellen. Die potentiellen “Konsumenten” der Werbebotschaften sind sind einerseits recht breit gestreut (=> hohe Streuungsverluste), andererseits überdurchschnittlich schnell von Werbung genervt. Dazu kommt, soweit man die zufälligen und schnell wegklickenden Google-Besucher einmal fortlässt, dass sich hinter “monatlich 100.000 Visits” bei Blogs i.d.R. ein recht enger Kreis von Nutzern verbirgt, die viel Zeit mit der Seite verbringen – beim Vorzeigeblog Spreeblick schätze ich den Kreis auf zirka 500 Leser. Das entspricht maximal dem Werbewert einer gut gemachten Schülerzeitung.
Blogs sind aus Werbersicht ziemlich langweilig und öde.
(Preisinformationen und Aktionswerbung in lokalen Zeitungen, sowie Postwurfsendungen sind hingegen vergleichsweise sehr spannend!)
Och nee, wieder mal Professionalisierung = Kommerzialisierung, würg.
Zudem: wer die SPD als Rettungsanker nutzen will, muß doch echt einen an der Klatsche haben.
Ist auch eine Crux. Der Anteil der Blogs mit werbemässig interessanter Leserschaft ist relativ klein. Interessant meint: Nutzer, die man sonst nicht anders bekommt und die den Aufwand für jeweils wenige Tausend “klicks” rechtfetigen würden.
Den regelmässigen Leserkreis bei meinem/unserem blog schätze ich auch auf 500, bei regelmässig fast 1000 unique visits am Tag – gibt kaum Spitzen, da das blog selten gut verlinkt wird.
Wäre sicher eine nette Zielgruppe, wenn ich die IPs so sehe. Selbst wenn es kommerziell wäre – was es nie wird – ich habe noch kein Werbemodell gesehen, was ich ansprechend finde.
“Reine” Werbung kann ich mir bei Blogs nicht vorstellen – man muß sich nur die “Top12” der Blogcharts und deren Inhalte, um zu sehen, daß die wohl kaum “werberelevant” werden.
Ich kann mir Blog-Vermarktung nur als “Parlenkette” vorstellen. Verlag X oder Firma Y “hält” sich Blogger wie weiland Musiker als “Hof-Schreiber” … für den Gegenwert der Ausstrahlung eines TV-Spots kann man schon ein bißchen “einkaufen”.
Stichwort SPD: Wenn die alte Dame schon über Gewerkschaften und Ö-R-Redakteure ihren eigenen Untergang finanziert, kann sie auch noch paar Rubel für Blogger ausgeben. :-)
@ Frank
Mein Tipp ist es, dass Lobo die SPD nicht als Rettungsanker nutzt (würde m.E. auch nur wenig bringen), sondern dass das Teil eines echten parteipolitischen Engagements ist.
Man mag über S. Lobo denken, was man mag, aber das ist vorbildlich: Wenn man sich politisch engagieren will, dass man auch ein Engagement innerhalb einer politischen Partei erwägt. Immerhin wird ein erheblicher Teil der politischen Macht in unserem Land über Parteien ausgeübt. Und zwar egal, wie böse und verdorben man Parteien findet. Je mehr normale Bürger und je weniger Karrieristen in den Parteien engagiert sind, umso besser. IMHO.
S. Lobo for Bundeskanzler! *gnieeeee*
Sorry, aber ich habe noch keinen wirklich politisch kritischen Artikel von ihm im Web gelesen. Mag sein, dass mir das entgangen ist.
Aber zurück zum Thema: Professionalisierung im Web2.0: Yigg startet derzeitig eine “kommerzialisierte” Kampagne. Mal sehen, wieviel Poster / Blogger dabei mitmachen werden…..
Ich vermute, dass deren Kampagne etwa 2 Jahre zu spät kommt…., es sei denn, man will Google bei der Datenhortung unterstützen. Aber das ist ja ein ganz anderes Thema, das hier im Beitrag vom Don nicht angesprochen wurde.
Sascha Lobo wird dann der Wirtschaftsminister, Spitzname “Hot Air”! Paßt dann gut zu Mr. “Abmahnwahn” Gabriel.
Naja, immer noch besser als Florian Rötzer ginge in die Politik…der würde Deutschland endgültig in die totale Depression treiben, Tausende sprüngen gefrustet vor dummerweise zuvor bereits durch Sitzblockaden lamgelegte Züge…
Das mit Lobo & Politik ist doch Schwachsinn. Die typische Reaktion, wenn man mal näher am Politikbetrieb dran war. Da kommt sofort der Gedanke: “Das kann ich auch und besser” – ich nenne das gerne “Lauterbach-Syndrom”. Was man nicht sieht ist der tägliche Guerillakampf in den Parteien und Fraktionen um Einfluss, Aufmerksamkeit und Zuneigung der Basis. Wer seine Psyche nicht (weiter) beschädigen will, hält sich fern davon.
Ich glaube nicht, daß irgendjemand annimmt, daß Blogger wie Lobo (oder Don ?) demnächst zur Ochsentour durch die Partei(en) ansetzt, um in 2 Jahren in einem Bezirksparlament zu sitzen (heute, da hört mich Zehlendorf oder morgen schon Berlin).
Warum sollte es nach einem Popp-, nicht auch einen Blog-Beauftragten einer Partei geben ? Vllt. kann ja die DVVG(?) div. Zeitungen zwingen, positiv über Blogger zu berichten und dem einen oder anderen ein bezahltes Asyl anzubieten. :-)
… a bisserl öffentliche Aufmerksamkeit könnte Blogs ganz gut tun. ;-)
Was man so hört, soll ein Teil der Berliner Blogmafia schon ein wenig länger daran arbeiten, Politik beim Eintritt in die Web2.0-Welt zu unterstützen. Natürlich will da keiner Plakate kleben. Aber bei denen in der Kampa als Internetspezialist zu wurschteln, würde denen schon gefallen. Und die SPD ist meines Erachtens gerade dabei, denen auf den Leim zu gehen.
@ Dr. Dean: Haben Sie etwas geraucht oder so? Lobo und politisches Arbeiten? Wie denn? Mit Hilfe von adical (oder wie das heißt)? Übrigens: ich bin bei der Linken (o Schreck o Graus! jaja), und ich bin ehrenamtlich aktiv in Konstanz, wo ich wohne, u.a. arbeite ich bei einer Erwerbslosenberatung mit (da ich mich mit Hartz IV auskenne), was ich da schon erleben durfte läßt mich häufiger an der “Demokratie und Rechtsstaatlichkeit” zweifeln. Und wer hat das alles auf den Weg gebracht? Na, die SPD und die GRÜNEN! Und ich kann bisher nicht erkennen, daß die SPD sich deswegen auch nur einen Hauch schämen würde, geschweigedenn zugeben würde, daß sie Mist gebaut haben unter Schröder. Sie verteidigen das asoziale zeugs, daß sie verbrochen haben mehr denn je. Sicher, wenn einer wie Lobo dann gern gegen Cash für diese SPD arbeiten möchte, paßt das eiegtnlich ja auch gut zusammen: wie Dieb und Hehler.
Also, bei uns im UBV ist noch nix dergleichen angekommen, was eine “web2.0-Botschaft” seitens S.L et al betrifft. Sicherlich und garantiert werden dann manche Websozis (wie auch ich) auf die Barrikaden gehen und unsere Einwände dagegen vorbringen.
“Blogwerk dagegen freut sich immer noch in recht peinlicher Manier scheckig an […] dem Auftauchen in anderen, genauso irrelevanter Blogs”
Du liebe Güte – das hast Du jetzt nicht wirklich ernst genommen, oder? Ich dachte, man erkennt schon an den Worten “etablierter Branchendienst”, dass das Nonsens ist.
@Der Herold: Popp-Beauftragter? Kann der Gabriel überhaupt noch poppen? Dafür ist der doch viel zu rund geworden…
@ Frank
Was bei S.L. (~ Superlatenz) Sache ist, darüber kann ich letztlich nur spekulieren. Aber, was allgemein Partei-Engagement betriff:
1. Parteien müssen vor allem von Bürgern gemacht werden. Alles andere mündet in klientelistischen Dreck (aka FDP). Jeder muss für sich entscheiden, ob, wie weit und wann er sich in einer Partei engagiert. Klar ist, denke ich, dass unsere Demokratie insgesamt davon profitiert, wenn sich die Bürger engagieren. Ich finde es super, dass und wie du dich engagierst, auch wenn ich die Rezepte der LINKEN, nach wie vor, für recht untauglich halte. Dabei stören mich ein paar versprengte DKP-Köppe und Marxisten weniger als viele andere Dinge. Egal, es ist deine Partei…
2. Wie dir vermutlich aufgefallen ist, haben sich die Grünen und die SPD von ihren “neoliberalen Jahren” inzwischen ein paar Schritte entfernt. Zum Beispiel, Forderungen nach Mindestlohn hätte es früher als SPD-Kurs nicht gegeben. Oswald M., der berühmte Bekämpfer von Adipositas, ist erfolgreich aus der grünen Partei geekelt worden – und ich weiß ziemlich zuverlässig, dass Renate dabei eine gute Rolle gespielt hat. Das alles mögen kleine Schritte sein, aber es zeigt, dass sich etwas bewegt.
3. Ich glaube, du liegst daneben, wenn du jedem, der in der SPD aktiv ist, niedere Motive unterstellst…
@ Strappato
Ich denke, man kann sich in einer Partei so betätigen, dass dabei die eigenen Psyche nicht beschädigt wird. Dazu muss man innerhalb einer Partei nur eine Gruppierung suchen, die man einigermaßen nett findet und deren Zielsetzungen man teilt.
Oder man gründet selbst eine Gruppe oder Plattform. Mehr Mut!
[…] Blogplattformen, die sich als Verlag strukturieren, was grob heißt, dass es eine thematisch-redaktionelle Steuerung und eine Anzeigenakquise gibt und dass die Blogger aufwandsabhängig bezahlt werden. Beispiele: Der abgebrochene Versuch der Spreeblick KG -was dann in den Anzeigenvermarkter Adical / Adnation mündete -, die Blogwerk AG (D: wo ich auch schreibe) und eine ganze Reihe von US-Vorbildern. voran die Techcrunch-Familie. […]