Burdas Ivyworld sieht die Radieschen von unten.
Es gibt ein neues Kreuzerl auf dem Internetfriedhof für gescheiterte Blogprojekte deutscher Medienunternehmen: Wie schon während der New Economy mt dem Frauenportal Vivi@n, hat Burda jetzt auch bei seinem angeblichen “Nachhaltigkeitsprojekt” Ivyworld – laut Claim: Lifestyle für eine bessere Welt – den Stecker abrupt unter Hinterlassung einer ausgeknipsten Website gezogen:
Diese Website ist vorübergehend nicht erreichbar.
Damit ist nach einem halben Jahr all der hübsche web2.0ige Zukunftscontent tot: Drei Blogs, wenn ich mich erinnere, eine blogartig gehaltene Hauptseite, eine Community, die mit Klimaschutzangeboten geangelt wurde, und natürlich auch Videoformate. Würde man den Apologeten des neuen Internets glauben, hätte Burda mit Ivyworld alles absolut richtig gemacht. Und dass viele Leute inzwischen auf Natur und Umwelt vermehrt achten und damit irgendwie in die Zielgruppe passen würden, steht auch ausser Frage. Und nochwas anderes war anders: Burda setzte erst die Website ins Netz, liess dann – auch durch Auftragsvergabe an einen bekannten Vorzeigeblogger – ein wenig Rummel um die Seite machen und startete erst nach deren Etablierung mit einer Printausgabe des Magazins. Hat alles nicht geklappt. Meines Erachtens lag es daran, dass all die tollen technischen Hilfsmittel nichts bringen, wenn man keine überzeugenden Inhalte hat.
Die Videos waren auf den Niveau einer Teleshoppingsendung, die Blogs von Leuten geführt, die keine Ahnung hatten, wie das geht, und obendrein konnte man sich des Eindrucks kaum erwehren, dass es vor allem um das Platzieren von Produktinformation ging – man will schliesslich auch Werbekunden, neben der Rettung der Welt. Oder anders gesagt: Eine Zielgruppe sollte bespasst werden, die jetzt nicht zwingend zum Umfeld von Burdas sonstigen Peinlichkeiten wie Focus und Freundin passt. Und jetzt schauen wir mal, was es als nächstes rasiert: Burdas weitere Web2.0-Spielzeuge wie die Kochcommunity Bon Gusto oder das Frauenportal Bequeen? Die schauderhafte Suite 101? Holtzbrincks Videotrash watchberlin oder die Nachrichtenkloake Zoomer.de? Oder die erlahmenden Küchengötter, die etwas verloren zwischen den anderen, weitaus engagierten Kochblogs herumvegetieren? Das wird mitsamt der kommenden Werbekrise noch ein spannendes Jahr.
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Ieeh. Was bist du wieder gemein.Sollen sie denn die Untoten immer weiter laufen lassen. Die dürfen den Stecker ziehen. Dazu brauchen die keinen Herrn Kusch mit einer Maschine. Aber sie beenden doch kein Leben, sondern nur Qualen.
Es ist doch eigentlich überraschend mit wie wenig Inhalt man Klicks generieren kann. Wo du gerade “Quatsch Berlin” erwähnst, die ich zwar noch im Feedreader habe, aber bald wohl nicht mehr, was ist eigentlich mit Ehrensenf?
Es bespaßt mich eigentlich auch schon nicht mehr. Mag ja eine Zeitfrage sein, aber früher habe ich schon auf die neuen Einträge gewartet.
Der elektrische Reporter wird demnächst in neuem Gewand erscheinen und wohl auch anders sein. Ist es möglich, das einige Formate ihr Ende erreicht haben?
Ein wenig Musik von YouTube, aber die Narren von MySpace haben schon keine Chance mehr eine TimeSlice zu bekommen. Ich habe das Gefühl das eng wird.
Die Leute suchen nach Relevanz. Wer die dauerhaft nicht bietet fliegt. Könnte es sein, das wir leise still und heimlich ein Umdenken erleben, dass uns nur deshalb nicht auffällt weil wir mitten in dem Prozess sind.
Ich denke gerade über einen Feedreader nach, der es automatisiert, das Quellen die ich drei Monate nicht angeklickt habe und die nach weiteren drei Monaten im Orkus verschwinden.
Tatsächlich merke ich immer mehr das ich interessiert werden möchte, und nicht mehr bereit bin immer wieder erfolglos zu picken.
Zum Thema Zoomer gab es heute auch eine Meldung in der “Horizont”, die vielleicht den einen oder anderen interessieren könnte:
“Holtzbrinck muss bei Zoomer nachbessern
Erst Mitte Februar ist das Nachrichtenportal Zoomer der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck gestartet, nun soll es bereits einem Relaunch unterzogen werden.
Grund für die Renovierung sei die niedrige Zahl der Page Impressions (PIs), berichtet die “Süddeutsche Zeitung”. Mit 9 Millionen PIs klickt jeder Zoomer-Nutzer nur durchschnittlich zweimal. Zum Vergleich: Bei anderen Nachrichtenportalen sind es circa sechs Klicks pro User oder mehr. “Die Leute finden offenbar unsere Startseite schön. Aber wir wollen nicht in Schönheit sterben”, sagt Geschäftsführer Peter Neumann gegenüber der Tageszeitung. Daher will er nun nachbessern.
Für den Relaunch stehen zwei Versionen an: Eine Option ist die Weiterentwicklung des bestehenden Konzepts. Die zweite ähnelt Konkurrenten wie Spiegel Online. Letztere könnte den besonderen Zoomer-Ansatz, nach dem Nutzer teilweise selbst über die Relevanz der Meldungen bestimmen, gefährden. Zudem sollen die Video-Kommentare in Zukunft schärfer werden. Hierfür ist der ehemalige Tagesschau-Moderator Ulrich Wickert zuständig, der als Herausgeber und Kommentator für die Website tätig ist. bn”
nun, es böte sich da z.b. an, eine schlechtere navigation einzubauen, damit user nicht auf anhieb zu den für sie relevanten informationen vordringen können. mehr unübersichtlichkeit für mehr klicks. dazu noch einige unannehmlichkeiten wie aufspaltung von langen texten in winzige content-häppchen pro seite. und natürlich die obligatorischen bildergalerien und sonstige spielereien als langwierige klickstrecken.
die inflationierung von page impressions gehört doch inzwischen zum einmaleins jeder webdesign-klitsche. spezialgebiet: generierung von klickvieh für internet-medien. einfach sämtliche nutzungsfreundlichkeits-aspekte über den haufen werfen und lernen, den user zu hassen. powered by ivw.
@moti …. geht auch anders:
1. bringe moeglichst alle wesentlichen Informationen auf einer Seite unter inkl. aller wirklich relevanten internen und externen Quellen
2. akzeptiere dass deine Seitenabrufe durch eine nutzerfreundliche Navigation und Verweis auf externe Seiten zurückgehen, du aber relevanter fuer die kompetenten Leser wirst…. jede Seite ein Digest, ein Navigator
3. erhoehe deine Preise entsprechend, denn Qualitaet hat nunmal ihren Preis, lass Dich nicht auf rein quantitative Vergleiche ein
Das heisst auch: sich immer wieder von Inhalten trennen, die man nicht einzigartig und kompetent bedienen kann.
Das ist näher am werbefinanzierten Fernsehen als am Zeitschriftenmarkt, deshalb fällt es auch Verlagen so schwer, sich auf das Internet dynamisch einzustellen.
@Wingthom – im Prinzip stimme ich Dir zu, aber daß Du ausgerechnet das unsägliche “werbefinanzierete Fernsehen” (ich gehe davon aus, daß Du diese “Filmmörder” aka Privatsender meinst) als vorbildliches Beispiel nennst bringt mich doch schwer ins Grübeln… das ist nämlich meiner bescheidenen Meinung nach nämlich so ziemlich das Gegenteil von “User friendly”.
@virtualmono: Niemand zwingt Dir das Angebot der werbefinanzierten Filmmörder auf. Es gibt die Angebote »Kino«, »DVD« und »Pay-TV« ;-)
Free TV als Prinzip war gemeint, nicht als Vorbild, wenn es um Qualität geht.
Erst durch medienkritische Blogs wurde deutlich, auf welche Weise diese Klickraten zustandekommen: da kann es schon mal passieren, dass beim Kreuzworträtsel oder beim Sudoku jedes Zeichen ein »Klick« ist. Wer diesen Unsinn nicht mitmacht, hat natürlich Wettbewerbsnachteile, solange nur solche »unqualifizierten Klicks« gezählt und gewertet werden.
@stefan Diese Clickinflation hat meist mehr mit verlagsinternen Wettbewerben zu tun.
Agenturen und Werbungtreibende können ja ganz genau verfolgen, wieviele (oder wenige) Nutzer hinter sovielen Clicks stecken und kappen die Views oberhalb einer bestimmten Grenze – Clicktreiber gewinnen also nichts, ausser vielleicht ein internes Rennen.
ich denke zoomer hat noch 6 bis 9 monate. dann macht holtzbrinck den laden zu, genau wie business news…. schlechte qualität, miserable redaktion… lieber konzentration auf zeit.de
@wingthom: Ich zweifle noch, ob Agenturen und Auftraggeber wirklich immer durchschauen, was da getrieben wird. Wenn ich die »Views« an einer bestimmten Grenze kappe, dann gebe ich mich immer noch der Illusion hin, dass bis zu dieser Grenze alles korrekt gezählt wurde. Streng genommen müsste man ganz andere Zahlen auswerten…
Ja, ist schon eine komische Sache, wie schnell dann alles geht, und wie wenig Rücksicht auf irgendwelche Communities genommen wird, wenn von “oben” der gesenkte Daumen angezeigt wird.
Ich habe gerade ein Fazit gezogen, im Vergleich zum Konkurrenten Utopia (die mit den anfangs so “lustigen” AGB), wer mag kann es bei mir nachlesen.
Ich glaube, die Seite krankte daran, dass man einerseits gerne ein zweites Utopia machen wollte, andererseits aber an die Printzeitschrift “gefesselt” war, und somit nie wirklich eigene Wege gehen konnte. Wie wichtig die “Verzahnung Papier und Web” dem Verlag dann wirklich war, kann man wunderbar am jetzigen Stand der Webseite sehen ;-(
In einem Punkt möchte ich etwas widersprechen – die Blogs (zumindest das von Fred Grimm) waren gut gemacht und die Artikel wurden auch innerhalb der “Szene” (die eben klein ist – Nische genauer, auch wenn vielleicht Marktforschungsfuzzis das anders sehen möchten, von wegen und 20-30% der Gesamtkonsumenten) gesehen und aufgegriffen. Und das Teleshopping-Fernsehen war in meinen Augen schon lustig gemacht – einfach weil dort auch gerne Produkte kräftig durch den Kakao gezogen wurden. Mit der Meinung stehe ich aber wohl recht alleine da *lacht*
Was mich aber noch interessiert – welcher verbeauftrage “Vorzeigeblogger” hat denn Rummel um die Seite gemacht?
Watchberlin fand ich mal ganz nett, jetzt schau ich da nur noch rein wenn es was neues von Martenstein oder Oliver Gehrs gibt oder wenn ich ein negatives Beispiel für Webdesign brauche.
[…] Geschichten und Inhalte zu entwickeln, die nicht nur nach bloßem PR-Recycling schmecken. Trackback-URL dieses Beitrages Schlagworte (Tags): conversational marketing, corporate-blogs, usa,Weblogs […]
Eine Option ist die Weiterentwicklung des bestehenden Konzepts. so wie beim hund: vier beine. drei beine hätt, umfallen tät.
PIPI muss man machen…
@Stefan
»Kino«, »DVD« und »Pay-TV«
… und genau diese drei nutze ich auch mehr oder weniger intensiv.
Ich denke das Grundproblem besteht darin, wenn Medienangebote auf Zielgruppen hin konzipiert werden, die es so möglicherweise gar nicht gibt. Biete gute Inhalte, und Du wirst Deine Zielgruppe finden, statt zu versuchen, über konzeptionelle Luftblasen krampfhaft eine bestimmte Klientel anzulocken.
Die LOHA-Sau wurde in den letzten Monaten durchs Marketing-Dorf getrieben und Burda dachte, sie könnten da ein nettes Schnitzel rausschneiden. Dass sich die Menschen hinter der Zielgruppe nur ungern in Korsetts zwängen lassen und sich ihre Inhalte jenseits vorgefertigter Lebensentwürfe suchen, ist beruhigend.
@Stefan: Immer durchschauen das Auftraggeber wohl nicht – aber immer mehr. Die schlechten Kapitalisierungsraten der Klickmaschinen kommen nicht von ungefähr.
Print und Online lassen sich wohl nicht integrieren, sie müssen jeweils ihren eigenen Regeln folgen. Bei Ivy stand am Anfang ja eine Zeitschrift (MAX) und nicht der Blog und letzerem hätte man mindestens 2 Jahre Zeit lassen müssen. Schlanker anfangen, damit man nicht zu früh aufgegeben wird, damit hatte doch nachweislich Focus Erfolg… bis an die Grenzen der Belastbarkeit. sobald ein gedrucktes Magazin mit im Spiel ist, sind die Kosten jedoch viel zu hoch, ohne massive Unterstützung durch Markenartikelwerbung geht es nicht und die findet man nunmal in Ökotest.
[…] Nun, es gab, worauf Manuel Rosenboom in seinem Kommentar in der BLOGBAR deutlich hinwies durchaus auch lesenswerte Inhalte. Es gab daneben (oder besser: in der Mehrheit) leider aber auch miserable, regelrecht „inhaltslose“ Inhalte, die mich schon ärgerlich stimmten – vor allem, weil ich von einem solchen Inhalt selbst ein Mal betroffen war. So fragte ich Mitte Mai einen der beiden Geschäftsführer (ich meine es war Herr Böker) an, ob man bei IVY ein Produktvideo über einige unserer Kaffees, mit denen wir uns auf verschieden Weisen sozial verantwortlich engagieren, machen könne. Das Positive: Die Kommunikation war sehr angenehm, das Procedere denkbar einfach, und am 3. Juni konnte ich das Video (das aus bekannten Gründen jetzt leider nicht mehr zu sehen ist) in meinen Blog stellen. Das Video war aber so schlecht gemacht, dass ich mich erst nach langem Zögern und nur unter Beifügung einer „Fehlerliste“ entschied, es zu veröffentlichen. […]
Wenn man für eine Zielgruppe schreibt, die so nur in den Forscherstübchen quacksalbernder Marketingabteilungen existiert, dann ist das schnelle Welken des ‘Efeus’ keinerlei Ãœberraschung. Eine Leserschaft erwirbt man sich, man kreiert sie nicht. Schon gar nicht nach ‘Marktbedürfnissen’, also auf Grund von ‘Unternehmensinteressen’ …
Welche fiktive Zielgruppe sollte denn mit »Ivyworld« Deiner Meinung nach angesprochen werden? Marktforschung muss ergebnisoffen betrieben werden. Wenn sich ein Unternehmen die Ergebnisse nach den Unternehmensinteressen zurechtbiegt, dann wird das Angebot sehr wahrscheinlich scheitern.
Auch nichtkommerzielle Projekte (beispielsweise im OpenSource-Umfeld) konkurrieren um Leser, Anwender und aktive Teilnehmer. Wer da nichts Marktgerechtes anbietet, bekommt keine Aufmerksamkeit und keine Unterstützung — auch wenn alles frei und kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Um so mehr gelten die Gesetze des Marktes für kommerzielle Angebote einer großen Verlagsgruppe.
Die “Zielgruppe” gibt es m. E. schon, nur wie sie zu erreichen ist, war die Frage. Ökotest hat sehr lange gebraucht, um ein wirtschaftlicher Erfolg zu werden, wurde dazu jahrelang von der SPD als Eigentümerin “durchgefüttert”, verdient jetzt sogar mit Paid Content im Internet richtig Geld.
Es geht also.
@19
Herr Langenbahn, da Sie auf Ihrem Blog meinen Kommentar nicht freischalten mögen, muss ich ihn leider hier hinterlassen und bitte um Nachsicht beim Betreiber. Wenn ich mich recht erinnere, wurde ich in der Tat von Ihnen angerufen. Sie wollten sich in unser Videoformat mit Ihren Produkten einkaufen. Ich erklärte Ihnen, dass es sich bei den Folgen um ein rein redaktionelles Format handelte, die von Ihnen gewünschte versteckte Werbung niemals unser Geschäftsmodell war und für keine einzige Folge des Videoblogs jemals Geld geflossen ist. Ich schlug Ihnen ferner vor, uns einfach unverbindlich eine Produktprobe zu schicken, was Sie auch taten. Dass Ihnen das Video dann nicht gefallen hat, liegt wahrscheinlich daran, dass uns Ihre Produkte nur so la la gefallen haben und, wenn mich nicht alles täuscht, nur zwei Ihrer Produkte überhaupt eine Verbindung zu unserem Thema (Nachhaltigkeit, Fairtrade, Bio etc.) hatten. Tipp: Wenn Sie künftig PR-Filme haben möchten, sollten Sie eine entsprechende Agentur bemühen. Viele Grüße, A. Böker
Sehr geehrter Herr Böker,
Ihren Kommentar habe ich sofort freigeschaltet, nachdem Herr Rosenboom mich anfragte, warum ich ihn nicht freischalte. Ich wusste zunächst gar nicht, wovon er redete, ging dann umgehend in die Kommentar-Ãœbersicht und war in der Tat sehr erstaunt, Ihren Kommentar dort zu finden. Das Eintreffen Ihres Kommentars wurde (warum auch immer) nicht angezeigt! Normalerweise erscheint, wie Sie wissen, in Word Press hinter “Kommentar” die entsprechenden Zahl neu eintreffender Kommentare, was aber just gestern einfach nicht der Fall. Sorry, da hat mir die Technick ein “Schnippchen” geschlagen. Es lag keinerlei böswillige Absicht vor! Ich hoffe Ihr Verständnis!
Hehe, ein klassisches Eigentor von Herr Langenbein und seinem Pseudo-Gutmensch-Kaffee. Klasse, Herr Böker! Und schade um IVY, ich fand’ Sie und Ihren Kollegen immer sehr unterhaltsam.