Fünf Blogideen zum Klauen für Verleger
Na? Betroffen von der Wirtschaftskrise? Trudeln gerade die Abokündigungen ein? Schreiben Sie gerade die Entlassung des Werbevermarkterdödels raus, dessen Agenturschnuffi schon letzte Woche gehen musste? Oder geniessen Sie waz das Gefühl, ein paar hundert Minderleister verschnarchter Lokalteile zu entsorgen?
Oder glauben Sie auch, dass Ihre Zukunft irgendwas mit diesem Internet zu tun haben könnte? Gleichzeitig will Ihnen Holtzbrinck aber nicht StudiVZ verkaufen, und ihre eigene Partybildcommunity läuft auch nicht besonders? Am Ende denken Sie vielleicht noch, dass man was Modernes machen könnte, mit Anspruch und Qualität, und im Internet ein wenig mehr ausgeben könnte als die Konkurrenz, um nicht genauso blöd, sondern besser zu sein? Und Sie wollen auch nicht mitspielen, in Schlamm und Schleim um den Gossenpokal des Spiegel-Online-Kopie-Award?
Falls dem so ist: Ich hätte da fünf Ideen, die Sie als typischer deutscher Verleger mit Ihrem Hang zur Bevorzugung interner Seilschaften und Ihrer Vermeidung unnötiger Kosten klauen und vielleicht sogar mit etwas Erfolg nachäffen könnten, wenn Sie Depp schon zu blöd sind, sich das Talent dort zu holen, wo es ist:
1. Für die Wirtschaft FTalphaville. Alphaville ist so gut, so bissig, so respektlos und so schnell, dass man nicht glauben möchte, die Mama wäre die verschnarchte Financial Times. Einen mässigen Kopieversuch gibt es schon, aber staubtrocken, öde und weitgehend von Leuten ohne Insiderwissen geschrieben. Das geht besser.
2. Für einen Kulturteil Moreintelligentlife. Und zwar bitte genauso offen und ohne nervige Overlaywerbung und lange Texte und Sätze und viele gute Autoren. Nicht die strukturellen Analphabeten aus ostdeutschen Pseudounis, die sie sonst im Internet verheizen, wo es keinem aufzoomert äh auffällt. Dann klappt es auch mit der vermögenden Zielgruppe.
3. Für den Sport Allesaussersport. So geht das mit dem Liveticker, der Vorschau und dem Medien- und Wirtschaftshintergrund von Sport. So. Respektlos, direkt, ehrlich, frei vom üblichen Gemauschel. [Edit: Falls es jemand nicht wissen sollte, der Autor von allesaussersport ist Kai Pahl, mit dem ich zusammen das diesem Blog zugrunde liegende Buch herausgegeben habe]
4. Für das Lokale die Ruhrbarone. Gut, vielleicht etwas mehr noch, und noch etwas weiter runter auf die lokale Ebene. Aber prinzipiell schon mal gut, wenn es nicht so ein Clusterfuck zwischen Lokalpolitik und Lokalredaktion ist. Es geht um die Leser und nicht um die Arschkriechereien; das mag sich im Lokalteil revolutionär anhören, aber es könnte klappen.
5. Für das Kochen und Geniessen die Anonymen Köche. Keine synthetische Hausfrauengommjunidie wie Küchengötter oder BonGusto oder was Consultants sonst noch für teures Geld an Langeweile produzieren.
Und wenn Sie es schon klauen: Schauen sie sich das Portal “DerWesten” und hier besonders die Blogs an. Das sollte, als es geplant wurde, in die gute Richtung gehen. Machen Sie ALLES anders. Ãœbernehmen Sie von denen NICHTS. Basteln Sie keinen Ehrensenf und keinen Spreeblick und anderes Zeug für hypig-nervige Cliquen. Dann könnte es vielleicht sogar was werden mit Ihrer Onlinemarke.
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Wie, keine Blogidee mit News und Gossip aus der Welt der B- und C-Sternchen? Wie “reich & schön” vom Westen? Was sollen die Verleger mit den Jung-Journalistinnen machen, die ausser “Gesellschaft” nichts können?
Ich finde allesaussersport auch grandios und inhaltlich und qualitativ so weit weg von Seiten wie Sport1, dass jeder Vergleich einfach nur noch hanebüchen ist.
Der Vollständigkeit halber: Müssten Sie nicht erwähnen, dass Kai Pahl sowohl im Impressum der Blogbar als auch in dem von allesaussersport steht (vorausgesetzt, dass es die selbe Person ist, obwohl die Adresse unterschiedlich)?
Stimmt. Kann man machen, wobei das hier ja kein ernsthaftes Angebot ist.
“Basteln Sie keinen Ehrensenf und keinen Spreeblick und anderes Zeug für hypig-nervige Cliquen.”
hihi, das find ich mal treffende Beschreibung
das hier:
http://www.anonymekoeche.net/?p=572
hat mir den tag gerettet. ich danke dem don! großartig! :)
Nur gut das sie alle da sind: DerWesten, Spiegel online und auch Ehrensenf sonst könnte man auch keinen eigenen Senf dazu steuern.
Aber gut ist die Idee schon, sich mal auf die Suche zu machen nach dem anderen im Netz.
Was fehlt in der Don Liste ein blog Vorschlag Politik.
Wo von DerWesten.de und Politik die Rede ist, vielleicht dürfte ich da meinen Blog in den Ring werfen. Ich nehme aber auch Demütigungen demütig ;-)
Apropos Ruhrbarone – wer’s noch nicht kennt: 8 Jahre Bush in 2 Minuten
(Bitte die nötige Reihenfolge der Clip-Betrachtung beachten, auch wenn der alte Bud-Spot aus 2000 noch Rudi-Carell-Qualität hat. Es wirkt so 2000% besser;-)
Haut mich klumpig, aber was Geileres hab ich dieses Jahr noch nicht gesehen.
Vielleicht etwas off topic, aber nicht ganz daneben. Die Gewerkschaften DJV NRW und Verdi haben ein gemeinsames, und wie ich (ehrenamtlicher DJV-Funktionär) finde gar nicht so schlecht gemachtes, Protestblog gegen die irrsinnigen Sparpläne der WAZ-Gruppe eingerichtet: Medienmoral NRW, http://www.medienmoral-nrw.de.
das ist ja alles schön und gut, aber derzeit wird kein deutscher verleger gewillt sein, geld im internet zu versenken – da sind wohl eher sparmaßnahmen und noch mehr qualitätsverlust zu erwarten. umgekehrt sieht’s genauso aus: wann ist denn die letzte mutige print-idee in deutschland auf den markt gekommen? vanity fair war’s jedenfalls ganz und gar nicht …
fast peinlich diese phrase, aber: von nix kommt nix.
verlage warten darauf, dass leser ihr minderwertiges werbeverkleistertes internetangebot toll finden. das wird nicht passieren. ja, man kann gewisse mainstream-leserschichten mit miserabler qualität erreichen. mehr als das wird so aber nicht drin sein. will man denn mehr?
es wird rumgeheult, dass die ivw ja diese doofen page impressions als werbewährung durchgedrückt hat. ganz als ob die mit dieser organisation kungelnden verlage nicht maßgeblich an dieser misere beteiligt wären. und jetzt beschwert man sich, dass man für erbärmliche klickstrecken kein wirkliches geld von den werbetreibenden einsammeln kann.
nein, verlage müssen in vorleistung treten, in ein angebot mit anspruch investieren, nur dann wird sich ein halbwegs vernünftiger leser angesprochen fühlen und nur dann besteht überhaupt die chance, nennenswerte werbeeinnahmen im internet zu ernten. aber diese nicht wirklich überraschende erkenntnis ist wohl zu hoch.
Verlage in Vorleistung. Die deutschen Zeitungsverlage werden von Eigentümerfamilien kontrolliert. Clans, dennen die jährlichen Ausschüttungen wichtiger sind, als das verlegerische Risiko.
In einigen Verlagen hat auch die alte Tante SPD ihre Finger drin. Auch kein Garant für Innovation.
Beim Spiegel achtet die Mitarbeiter KG darauf, dass die Innovationen überschaubar bleiben, da an die Mitarbeiter 50,5% der Spiegel-Gewinne ausgeschüttet werden.
>Für das Lokale die Ruhrbarone.
Naja, das ist schon ne Region hier. Kein Lokaldingens.
>und noch etwas weiter runter auf die lokale Ebene.
Das mit der Runtertransponiererei ist schwierig. Die Welt interessiert halt der Kaninchenzüchter-Vereinsmeier-Ansatz nicht.
Man könnte etwa die Dinge, die kleinen Dinge, die regionalen Dinge im Hinblick auf ihre Generalisierungsfähigkeit, eigentümlich und dramatisch und pointiert erzählen.
Das wäre der Idealtypus.
Aber -diese Sau läuft auch schon seit ewig durchs Dorf.
Ich glaube nicht, daß wir da mehr wissen als andere.
Wir schreiben das oft nur zufällig anders auf. Das liegt an der Unterschiedlichkeit der Expertisen der Leute, die da mitmachen.
No big.
(Ist übrigens nur meine Sicht. Für die anderen Baronskis kann ich nicht sprechen.)
sorry, aber anonymeköche ist jetzt nicht so doll, zu viel bla bla- da gibt es bessere, zum BSp fool for food oder delicious days
Interview mit Don Alphonso über 13 Monate DerWesten…
Ungefähr dreizehn Monate ist es jetzt her, dass die WAZ-Mediengruppe endlich mit dem lange angekündigten neuen Internet-Portal online gegangen ist.
Unter dem Namen DerWesten sind seit dem 28. Oktober 2007 die Westdeutsche Allgemeine Zeitung…