Ich habe heute in der FAZ einen mässig kritischen Beitrag über diese waffenlobbyistisch argumentierenden Gamer geschrieben, die, egal was passiert, immer auflaufen und betonen, dass alles und jeder, Schule, Eltern, Freunde, Gott, die CSU und die UNO an irgendso einem Stück Scheisse schuld sind, das Menschen umbringt, aber gar nie nicht die verfickte Droge, auf die sie stehen: Ihre Gewaltspiele. Ich habe das freundlicher gesagt, als ich es meine, denn in meinen Augen sind diese explizit Suchtkranken argumentativ auf dem gleichen Niveau wie die Altnazis bei uns in den Käffern. Es ist immer was anderes, oder was anderes ist noch schlimmer, oder noch dieses und jenes und – na, man kennt das. Kostenlose PR-Truppen für einen widerlichen Wirtschaftszweig.

Jedenfalls habe ich heute zum ersten Mal begriffen, warum man bei Medien wie der FAZ die Kommentare nicht auflassen kann, wenn man so etwas bei einem klassischen Medium schreibt. Ich war da früher hochgradig anderer Meinung, aber heute hatte ich das Vergnügen mit einem Link von einem Quakeforum, und die ganze feige Bande dann als Trolle im Blog. Ich habe an die 50 Kommentare gelöscht, und es war so ziemlich alles dabei, was man sich so vorstellen kann, von der Beleidigung bishin zu Äusserungen, bei denen man gleich den Staatsanwalt anrufen könnte. Nun sind diese Art Gamer eine ganz besondere Gruppe Mensch, die, ähnlich wie die Gefolgschaft von Neoconaziseiten und extremistische Islamisten, keine Haftung in der Realität mehr haben. Man muss mit sowas umgehen können und rigoros reingehen, aber

– es ist vollkommen klar, dass man diesen Dreck zügeln muss. Die Bagage hat am Anfang erkennbar damit gerechnet, dass die Kommentare wirklich offen sind, und reichlich unbekümmert ihre Einlassungen abgeschickt. Nach einer Weile bremst da die ausbleibende Freischaltung. Aber ich will nicht wissen, was passiert, wenn man denen die Möglichkeit gibt, sich auszulassen. Man wäre denen mit offenen Kommentaren nicht Herr geworden. Und da war genug dabei, was man innerhalb der Rechtsordnung dieses Staates nicht stehen lassen kann.

– ich mache das ja nun schon etwas länger. Ich kann damit umgehen. Trotzdem, da waren heute ein paar Typen dabei, denen hätte ich gern den Gefallen getan und es online gestellt. Und dann ihren Eltern die Bedeutung von Haftungsfragen nahegebracht. Ich glaube, diese Kinder brauchen das. Eine starke Hand, die ihnen die Kiste wegnimmt, den Schlüsselumdreht und dafür sorgt, dass sie andere Sorgen haben. Zu ihrem eigenen Besten.

Nun ist mein Projekt dort kein Versuchskasten für Kommentarverhalten, aber ich habe den Eindruck, dass bei der FAZ eine ganz andere Motivation mit reinspielt, dort durchzukommen. So zumindest interpretiere ich die auch andernorts erfahrenen Drängeleien in die Kommentarspalten. Klassiker sind “Sie machen die FAZ kaputt”, “Wenn das nicht kommt beschwere ich mich oben”, “Wissen Sie überhaupt wer ich bin”, “Das Ende der FAZ”, “warum erscheine ich nicht sofort! Zensur”, allesamt nichts, was man gerne im Blog stehen hätte. Es ist schon stressig genug, diesen Müll zu sortieren – noch übler aber wäre es, ihn nachträglich sortieren zu müssen. Das Freischalten verlangsamt die Debatte, aber es diszipliniert auch. Ich habe da bis vor ein paar Wochen anders gedacht, aber der Druck ist dort nochmal ein anderer als in einem normalen Blog