Das Internet ist für den Journalismus eine große Chance. Für Clickstrecken, DPA-Abschreibe und Sonntagsreden Aber nur, wenn die wirtschaftliche Basis auch in den digitalen Vertriebskanälen gesichert bleibt. Auf sowas die Diskussionskanäle oder Mitwirkungskanäle scheissen wir dagegen, wir wollen nur die Kohle. Das ist derzeit nicht der Fall. Wir haben es schliesslich mehrfach in der New Economy verschissen.

Zahlreiche Anbieter verwenden die Arbeit von Autoren, Verlagen und Sendern, ohne dafür zu bezahlen. Wir dagegen klauen die Bilder von Unglücksopfern wie die Raben bei StudiVZ und Co. in der Hoffnung, dass die Hinterblieben andere Sorgen haben, als uns den Arsch bis zum Sprechloch aufzureissen. Das bedroht auf die Dauer die Erstellung von Qualitäts-Inhalten und von unabhängigem Journalismus. Der ist leider nicht im Mindesten so gewinnbringend wie unsere gekauften Schmierereien, siehe Reise, Auto, Strom, Internet, Bücher, Anzeigen, kostenloses Fingerfood und so weiter.

Wir treten deswegen entschieden dafür ein, den Schutz geistigen Eigentums im Internet weiter zu verbessern. Solange uns keiner verbietet, bei Wikipedia zu kopieren oder amerikanische Zeitungen zu plündern.

Freier Zugang zu Webseiten bedeutet nicht zwingend kostenlosen Zugang. Wir haben das auch schon mit Bezahlinhalten ausprobiert und sind übel auf die Fresse gefallen. Deshalb: Wir widersprechen all jenen, die behaupten, dass Informationsfreiheit erst hergestellt sei, wenn alles kostenlos zu haben ist. Das behauptet zwar keiner, aber hey, seit wann kümmern wir uns um sowas Blödes wie die Wahrheit? Der freie Zugang zu unseren Angeboten soll erhalten bleiben, zum Verschenken unseres Eigentums ohne vorherige Zustimmung möchten wir jedoch nicht gezwungen werden. Kann jetzt mal bitte jemand die Google-Gründer in Einzelhaft stecken?

Wir begrüßen deshalb die wachsende Entschlossenheit von Bundesregierung, Landesregierungen und den im Bundestag vertretenen Parteien, die Rechte von Urhebern und Werkmittlern weiter an die Bedingungen des Internets anzupassen. Und nicht vergessen: Bald ist Bundestagswahl, und wir haben bei StudiVZ auch die Bilder Ihrer halbnackten PR-Gehilfin gefunden.

Im Internet darf es keine rechtsfreien Zonen geben. Ausser natürlich unsere Bildquellen. Gesetzgeber und Regierung auf nationaler wie internationaler Ebene sollten die geistige Wertschöpfung von Urhebern und Werkmittlern besser schützen, solange es nicht die Knebelverträge tangiert, mit denen wir unsere Schreiber ausnehmen. Ungenehmigte Nutzung fremden geistigen Eigentums muss verboten bleiben. Wir hätten auch nichts gegen Handabhacken, das ist hübsch nachhaltig.

Am Ende muss auch im World Wide Web gelten , also verklickern Sir das auch der EU: Keine Demokratie gedeiht ohne unabhängigen Journalismus. Wir fordern deshalb auch ein Verbot von Blogs. Das hilft auch Ihren Lobbyisten, und unseren Gastbeiträgern, die von der Bahn bezahlt werden. Kein Wissen entsteht ohne faire Beteiligung an seinem wirtschaftlichen Ertrag. Und Wikipedia ist sowieso nur voller Fehler. Was nix kost, ist nix. Ganz im Gegensatz zu unseren tollen Klickgalerien mit den 500 schönsten Uhren und 300 besten Häschenwitzen.

Hamburg und Teheran, 8. Juni 2009

Kursiv im Original, alles andere sind ergänzende Empfehlungen von mir und der spanischen Inquisition.Hintergrund. Verlinken auf Zutodestupfen mit weichen Kissen verboten!