Nochmal zu diesem 17-Punkte-Manifest der 15 “zentralen Eckpfeiler” der deutschen Internetlandschaft: Da tut sich momentan ja so einiges. Die Macher haben den Entwurf ins Englische übersetzt, dort aber über die Nacht angelaufene Kritik gelöscht. Eine ganze Reihe von Unterzeichnern versuchen gerade auf mehreren Schauplätzen, die reichlich negative Debatte einzuschränken, etwa hier: Man fühlt sich falsch verstanden, man sieht sich bösartiger Kritik ausgesetzt, die Leute sehen nicht den richtigen Hintergrund anderer Erklärungen, wie etwa der von Herrn Burda, es wende sich ja gar nicht an Blogger, man musste einen Formulierungskompromiss finden, und so weiter.

Die spannende Frage ist meines Erachtens nicht, was das Manifest sagen soll – es erklärt sich in gewisser Weise von sich selbst – sondern was die beabsichtigten Folgen waren.

Ich mein: Niemand schreibt sowas, setzt sich als Erstunterzeichner drunter und ist froh, wenn er es mal gesagt hat. So ein Manifest ist immer nur der erste Schritt. Luthers Thesen -> Reformbewegung in der Kirche. Kommunistisches Manifest -> Parteigründung. Internet-Manifest -> schön, dass wir darüber geredet haben? Bei den Teilnehmern, die grösstenteils mit Journalismus wenig, aber mit Internetkommerzialisierung zu ihren eigenen Gunsten sehr viel zu tun haben?

Und da muss ich schon sagen: Schande über die Unterzeichner. Es ist ja sicher keine schlechte Idee, so ein Konzept mal zu testen und sich dann, wenn alle JA! schreien, sich auf das Schild heben zu lassen. Zumal der Ruf nach einer Standesvertretung ja auch kein ganz dummer ist, und Medien in einer Debatte auch Ansprechpartner wollen, die nicht nur der olle Nigge mit dem leeren Bildblogbüro sind, der Meyer-Lucht mit dem Möchtegern-Huffpost und dem Problem beim Urheberrecht, der Grimmejury-Sixtus mit dem Grimmepreis, oder der Fassaden-Iro mit der Kohle eines Zensurproviders, sonden halt: Robin-Sascha Bunz v. Niggeschinkstegersdahl, Vorsitzender der Internetgewerkschaft Mittelalte Adabeis Für Internet Angeberei M.A.F.I.A. e.V..

Aber wenn man sowas schon als Hintergedanken hat, kann man das auch mal zugeben.

Es gibt bei der ganzen Geschichte übrigens zwei Arten von Kommunikation: Die offene, die im Internet spielt, und die Hintenrumdebatte, bei der gerade Risse sichtbar werden, man kündigt in der zweiten Reihe Freundschaften, man verucht, die Debatte in den Griff zu bekommen, und das alles hat meines Erachtens vor allem das Ziel, die nervige Diskussion auf den eigenen Seiten so kanalsisiert zu bekommen, dass man sie als konstruktive Kritik am eigenen Handeln verkaufen kann, dann in eine Suche nach einer gemeinsamen Plattform übergeht, die nicht so brutal zerpflückt wird, und dann sagt: Hey, wie wäre es mit einem Verein?

Ich weiss nicht, ob die noch so dreist sind, das jetzt noch zu versuchen, nachdem sich deutlich gezeigt hat, wie schlecht, wie qualitätslos dieser Aufruf war. Ich könnte es mir trotzdem vorstellen. Ob das Ding dann von “dem Internet” legitimiert ist, oder als Witz gesehen wird, dürfte den Machern dann egal sein, denn für die Medien und Talkshows und Jurys, denen man sich andient, ist das eher egal. Es gibt nicht mehr viele Möglichkeiten, so etwas anzustossen, denn nach 5 Jahren Bloggerei und Kommerzialisierungsversuchen der Beteiligten verschwinden langsam die sonstigen Optionen. Das, was man im Manifest vorstellt, hat man schon lange selbst eher erfolglos versucht. Und nachdem es als Journalist, Webunternehmer, Werbevermarkter. PRler und Politikberater nicht geklappt hat – bleibt einem immer noch der gute, deutsche Verbandsfunktionär.

Wenn es doch so weit kommen sollte: Ich wette, dass der Sixtus der designierte Chef von dem Ganzen sein wird.