WDR, WAZ, derWesten und andere Verlierer
Darf ich einleitend vielleicht sagen, dass ich das auffällige Schweigen gewisser mediennaher Blogger zum Thema der Videokooperation zwischen der WAZ-Zeitungsgruppe und dem WDR ein klein wenig befremdlich finde? Kann es sein, dass die Zeitungen mancher Kämpen und Verlage da
– auch das ein oder andere Eisen im Feuer
– Angst vor einem Kauf durch die WAZ
– keine Lust auf einen Angriff gegen die Chefredakteurin von derWesten.de, also derjenigen, die das umsetzen muss
haben?
Ich habe massive Bedenken wegen der Lieferung von Videoinhalten des WDR an die WAZ. Einerseits, weil hier der TV-Quasimonopolist einer Region mit dem Print-Quasimonopolisten ins Bett steigt, um zusammen im Internet abzuräumen. Dass der WDR sowas noch mit den Gebühren der Zwangsverpflichteten tut, als öffentlich-rechtlicher Sender, und somit einem privaten, üppig verdienenden Konzern Nettigkeiten bietet, und auch nur diesem einzigen Konzern, wirft die Frage auf, was die Leute in diesem Sender eigentlich von ihrem theoretischen Grundrechtsauftrag halten, wegen dem sie so bevorzugt werden. Dass die WAZ damit mutmasslich für immer die Klappe halten wird, wenn es um Online und WDR geht, ist so offensichtlich wie zusammengekniffene Holtzbrinckmietmäuler von Zoomer, Tagesspiegel und Zeit beim Thema StudiVZ & Datenschutz. Das hat mit Pressefreiheit so gut wie nichts mehr zu tun, hier wird versucht, ein Kartell zu schmieden und auf Kosten der Allgemeinheit eine Marktmacht der Moloche zu begründen, die durch ihre schiere Grösse das Netz mit ihrem Mittelmass vollscheisst.
Having said this, solllte man sich aber vielleicht mal anschauen, wer das tut. Obwohl die mit derwesten.de schlecht gestartete WAZ ihre Nutzer inzwischen so weit hat, dass sie pro Besuch über zehn mal klicken (kein Wunder bei dieser schlecht gecodeten Seite), ist die Zahl der Visits immer noch schlecht: 2.843.787 im Februar ist zwar besser als in den Vormonaten. Aber wenn man weiss, dass unser heimisches Schmarrnblatt mit noch miserableren Seite mit weniger Inhalten auf 277.417 Visits kommt, bei 1/50 der Einwohnerzahlen der WAZ-Grossregion, und damit immer noch ein anerkannt lausiges Ergebnis einfährt, ahnt man, wie schlecht der Westen wirklich ankommt. Was ein paar zweitverwendete Videos daran ändern sollen, kann wohl nur ein vollverbeamteter Referatsleiter eines öffentlich-rechtlichen Senders nach 5 Tagen Powerpoint auswendig lernen in der Besenkammer mit einem Internetconsultant erklären. Jeder Depp dieser Welt, der keine Ahnung hat, quatscht in so einem Fall von Synergien und dem 500-Pfund-Gorilla, und es ist nicht auszuschliessen, dass jemand, der sich derwesten.de antut, auch noch alte Videos vom WDR im Internet anschaut.
Aber alles, was wir bislang über die Nutzung von Videos im Netz wissen ist, dass traditionelle Inhalte known as “der alte Scheiss von gestern” nicht laufen. Und selbst gute Videos kommen so gut wie nie Nutzerzahlen, die die Glotze zu haben behauptet. Genauso, wie man im Internet nur bedingt so schreiben kann wie in der Zeitung, verlangt das Netz auch eigenständige Internetinhalte. Dass WAZ und WDR das nicht wissen, ist kein Wunder, und deshalb werden diese Behörden auch nicht weiter kommen als bis zu einer Klüngelei, die medienrechtlich und medienethisch eine Schande ist. Mit weiteren unschönen Folgen für den Journalismus und einem erheblichen Schaden für das, was öffentlich-rechtliche Medien bislang vorgaben zu sein.
Insofern ist es vielleicht sogar ganz gut, wenn der WDR bei derwesten.de mal die eigene, hässliche Fratze zeigt.
Sorry, the comment form is closed at this time.
[…] Nachtrag: Wie ich gerade gelesen habe, gibts auch noch andere Scheisssender: Deshalb verbiete ich auch gleich noch den WDR und die WAZ sowieso´und den Papst nehmen wir auch gleich noch mit ins Boot. Ist eh nur ein Bayer, oder so. […]
eine schande, ganz recht.
als publisher, der ähnliche inhalte auf seiner website bietet, subventioniert man durch die gez-gebühr direkt oder indirekt seine eigene konkurrenz und schaufelt sich somit quasi sein eigenes grab. ehrlich, ein für mich nur äußerst schwer zu ertragender dauerzustand. man steht ohnmächtig vor dieser himmelschreienden wettbewerbsverzerrung.
da wird nach jungen dynamischen startup-unternehmern gerufen, die sich möglichst durchs internet selbst finanzieren sollen und dann setzt man sie in dieses umfeld aus bürokratie, zwangsabgaben und quersubventionen. ich könnte kotzen.
die wirklich einzige hoffnung kann man wie immer nur noch in die eu-wettbewerbskommission setzen. in deutschland tut sich da nix, alles verfilzt.
Es ist ein typisches Zeichen unseres verkommenen Systems, das sich jeder unter die Subventionsdecke rettet. Das so viele schweigen, liegt ganz einfach daran das sie Angst haben. Sie glauben, wenn sie nicht kritisieren, würden sie am Ende bei der Verteilung doch noch berücksichtigt. Ein Pöstchen, der eine oder andere Auftrag. Wohlverhalten als Vorleistung für Gaben die nie kommen werden.
Ob es die mit Gebührengeldern erstellten Fernsehinhalte sind, die jetzt im Rahmen einer Zweitverwertung nochmals an den Gebührenzahler verkauft werden, oder die amerikanische Regierung ist, die in Person ihres Finanzministers nun offen davon spricht, Verluste der Spekulanten zu sozialisieren:
http://www.duckhome.de/tb/archives/2159-Weit-und-breit-keine-Finanzmarktkrise.html
Es ist überall das gleiche Spiel. Solange wir das Grundübel nicht benennen und bekämpfen lohnt es sich nicht, sich aufzuregen.
Der Neoliberalismus hat auf breiter Front versagt. Verantwortungslosigkeit in allen Punkten ist eben kein Modell das sich für Führung anbietet. Der Scherbenhaufen ist sichtbar. Nun ist an der Zeit, etwas neues zu versuchen, oder meinetwegen auch etwas Altes wieder aufleben zu lassen.
Wir brauchen einen gesetzlich kontrollierten und gezähmten Kapitalismus, der vor der eigenen Selbstzerstörung geschützt wird. Vielleicht sollte man auch mal wieder Silivo Gsell lesen und sich mit den Freigeldversuchen wie in Wörgl beschäftigen. Nicht um irgendetwas kritiklos zu übernehmen, sondern um es unter dem heutigen Wissenstand neu zu prüfen.
Ach, lasst die doch mal machen. Meines Erachtens ist jeder Versuch, heutzutage im Netz noch was Proprietäres mit Video-Schnipseln machen zu wollen, sowieso zum Scheitern verurteilt. Wieviel WDR-Filmchen habt Ihr Euch denn schon angeguckt in Eurem Internet-Leben? Eben! Und wir hier sind noch vergleichsweise “internet-affin” ;-)
[Edit: Gelöscht. Es gab schon genug Serienpleitiers, die sich mit solchen falschen Tatsachenbehauptungen eine Abmahnung eingefangen haben, da muss man nicht weiter mithelfen, andere Idioten zum Empfang ähnlicher Schriftsätze zu animieren. Don]
ich hab immer die sendung mit der maus geschaut. die gibt es aber ja leider nicht komplett im netz. schade.
@5: Wo, um Himmels Willen, weiß du her, was mich draußen interessiert?
“Bedenken” wäre ein vielleicht auch zu kleines Wort für das, was da gemacht wird. Für mich ist das Gekungel mit der Absicht, eine Art Hoheitsgebiet zu errichten bei (ob das gelingen könnte, da hat, wenn ich Don Alphonso richtig verstanden habe, Zweifel). Die Kooperation von Privatwirtschaft und öffentlich-rechtlichen Institutionen sollte man doch vermeiden zur “Erhaltung” der Möglichkeiten “kritischer Öffentlichkeit”.
Wie beispielsweise soll soll eine gegenseitige kritische Beäugung zwischen WAZ und WDR überhaupt möglich sein (Stichwort: Unabhängigkeit der Berichterstattung). Kann aber auch sein, dass dies ohnehin nie stattgefunden hat. Dann schrumpfte wohl das Problem auf ein Häufchen Elend zusammen.
Ja, hat mich auch gewundert. Wobei man sagen muss, dass die Kooperation lt. WDR-Intendantin Monika Piel (s. Interview auf der wdr-Internetseite) wohl von der WAZ initiiert wurde und der WDR grundsätzlich bereit wäre, auch mit andere Verlagen zu kooperieren.
Aus meiner Sicht wäre die einzig faire Lösung: Der WDR stellt – ja letztlich von unser aller GEZ-Gebühren erstellte – Filmbeiträge so zur Verfügung, dass jeder sie nach Belieben weiter verbreiten kann. Blogger, Zeitungen, Portale. Und natürlich kostenfrei, denn bezahlt wurde der Filmbeitrag ja schon. Da muss es eigentlich egal sein, über welchen “Vertriebsweg” ich mir den Filmbeitrag besorge.
@ HG
Quersubventionierungen gewinnorientierter Unernehmen dienen in der Regel dazu, zu verschleiern, wer am Ende die Zeche bezahlt. Von daher ist die Idee den Content einfach an alle zu verscherbeln durchaus berechtigt. Allerdings müssten dann Verlage wie die WAZ pro Mitarbeiter ebenfalls gez-Gebühr zahlen. Zu diesem Thema verweise ich auch gerne auf die “Media Schweiz AG“.
Wie wir alle wissen, produzieren die Sender nicht alles selber, sondern kaufen auch oft und gerne Beiträge ein. Da Crossmedial seit daumengeschätzte 15 Jahren bei der WAZ im Fokus steht, äußere ich mal eine gewagte These:
Die WAZ will in Zukunft auch TV-Beiträge produzieren. Print ist tot, es lebe das TV. Weiß ja jeder. Wäre es da nicht grandios genial wenn man die selbst produzierten Beiträge gleich auch noch selbst zweitverwertet?
Oder anders, wesentlich provokanter, ausgedrückt: Der WAZ geht es langfristig darum ihre Produktion schon vorab an einen Sender zu verkaufen um dann im zweiten Schwung nochmal unter einem anderen Label Geld damit zu verdienen.
Das würde auch insofern ganz gut passen, als das derwesten.de seine Videobeiträge stark bewirbt bzw. die Regional-Redaktionen mit entsprechenden Equipment ausgestattet hat. Solche Investitionen müssen ja irgendwie wieder rein kommen. Und mit den paar Klicks im Internet wird das kaum zu schaffen sein.
Freuen wir uns also demnächst auf Regional-Nachrichten im WDR Made By WAZ?
diese hinterfotzigkeit..
ob nachrichtenportal (bsp. zdf mit “heute”), online-single-börse (bsp. wdr mit “einslive liebesalarm”) oder gleich komplettes social network (bsp. mdr mit “my.sputnik”) mit ständiger bewerbung auf allen öffentlich-rechtlichen kanälen.
es gibt inzwischen unzählige beispiele. alles von uns bezahlt. alles genau so von privaten anbietern vollkommen zufriedenstellend ebenfalls angeboten.
ich selber kämpfe tagtäglich nicht nur gegen die normale private konkurrenz, sondern auch gegen eine armada von gebührenfinanzierten online-redakteuren und praktikanten, die genau das gleiche machen. ich muss jeden cent selber verdienen. bisschen ungleich vielleicht, dieser wettbewerb um den user?
bald klopft ihnen evtl. die eu-wettbewerbskommisarin auf die finger und dann könnenses nicht mehr in dem umfang.
perfide lösung? die inhalte einfach auf anderem wege unterbringen und zusätzlich noch nen schnellen euro machen. zb. durch verscherbeln des news-angebotes an die online-präsenzen der großen verlage. oder wie wärs denn vielleicht mit einem verkauf von community-mitgliedern an holtzbrinck?
unglaublich, was alles geht in deutschland.
@ugugu:
Auf den ersten Blick ein berechtigter Einwand gegen eine vollkommen freie Zurverfügungstellung von Filmen und Inhalten, auch auf der von dir verlinkten Seite. Klar, es sind Privatmenschen, die die GEZ-Gebühren zahlen – und gewinnorientierte Unternehmen würden “absahnen”. Klar auch, dass es nicht die WAZ ist, die GEZ-Gebühren zahlt (allenfalls die Mitarbeiter als Privatmenschen). Sondern wir, die Privatleute.
Auf den zweiten Blick – jetzt nehme ich die Perspektive eines GEZ-Gebührenzahlers und Privatmenschen ein – ist es mir aber egal, wenn ich WDR-Filme nicht nur im Fernsehen sehen kann, sondern zusätzlich auch im WAZ-Portal und – bitteschön keine Exklusivität für die WAZ oder alle, die es sich leisten können – auf jeder beliebigen Internetseite, die die Filme anbieten möchte, auch bei Bloggern. Prinzip youtube, sozusagen. Freie Inhalte, die jeder einbinden darf. Hauptsache, ich kann sehen, was ich bezahlt habe.
Das ist wie mit der Straßennutzung (Ausnahme: mautpflichtige Autobahnen). Alle tragen die Kosten, alle partizipieren, einige gründen sogar ein Busunternehmen oder eine Spedition und verdienen Geld damit. Finde ich nicht schlimm. Hauptsache alle haben Zugang zu den Straßen.
Also, lieber WDR, wenn schon, denn schon: Filme für alle, nicht nur für ein reiches Medienhaus!
War mir klar, dass das hier thematisiert würde. Es bleibt doch eh zu vermuten, dass ein nicht unwesentlicher Teil diese WAZ-Projekte nur besucht, um sie später im Freundeskreis kritisieren zu können.
Aber ich schreib eigentlich wegen was anderem: Wenn eine Regionalpostille (ich nehme mal an das Blatt hat eine Verbreitung in einem Gebiet von was, 200.000 Einwohnern?!) mit 200.000 Zugriffen schlecht laufen soll, was wäre denn dann gut? Was für eine Rate muss man denn da erreichen.
Und ich frage das unter voller Einsicht, dass wenn jeder Hinzkunz sein eigenes kleines Web20-Projekt mit Superbunten Videos und Podcasts aufmacht, damit insgesamt auch nicht mehr Interesse generiert werden kann. Aber dennoch: Was wären denn dann gute Zahlen?
@HG: Vielleicht habe ich mich nicht ganz deutlich ausgedrückt, im wesentlichen sehe ich das genauso wie du.
Nun, wenn ein Öffentlich-Rechtlicher Sender TV-Beiträge, die durch Gebühreneinzug finanziert wurden, an einen privaten Pressekonzern per Lizenzgebühr exclusiv verscherbelt, bedeutet das für mich nichts weiter, als daß durch Gebühren ein Privatkonzern subeventioniert wird, also einen unzulässigen Vorteil erhält gegenüber anderen Medienkonzernen. Auch die Prvatsender werden da nicht kampflos zuschauen.
Ich denke und hoffe, daß damit die Abschaffung der GEZ-Gebühr weiter Vorschub geleistet wird, was ich persönlich sehr begrüße.
Frank: Die WAZ-Gruppe bekommt die WDR-Clips nicht geschenkt, sondern zahlt, so hieß es auf der Pressekonferenz in Düsseldorf, einen “marktüblichen Preis”.
Über dessen Höhe kann man fraglos lustig spekulieren, Fakt ist aber, dass es sich hier um Einnahmen für den gedeckelten Etattopf handelt, die nicht durch Rundfunkgebühren aufgebracht werden müssen.
Es gibt allerdings noch einen anderen Aspekt bei der Geschichte. Die Frage nämlich, wie sich die Entscheidung auf den Plan auswirkt, eigene Videoinhalte produzieren zu lassen.
Ich denke zwar nicht, dass es unmittelbare Konkurrenzsituation zwischen WDR-Content und eigene Videoreportern gibt (Arbeitsweise und Inhalte unterscheiden sich doch erheblich, wenn man VJs nicht als billige Bildbeschaffer einsetzt, sondern ihre eigentlichen Stärken nutzt), die WAZ-Controller könnten das aber anders sehen.
PS: Und nein, öffentlich-rechtliche Sendungen sind nicht automatisch für immer und ewig “bezahlt”, nur weil du Rundfunkgebühren zahlst. Ein beachtlicher Teil wird von den ÖRs nicht exclusiv zugekauft bzw. lizensiert (kurzfristig billiger, flexibler, weil weniger festes Personal vorgehalten werden muss …), und kann nicht einfach so frei verteilt werden.
Das Problem kann man gerade übrigens live bei der CC-Initiative des NDR beobachten.
Ein mir bekanntes öffentlich-rechtliches Milchmädchen hat durchblicken lassen, dass da so wie’s momentan draußen im Lande aufgefasst wird, nicht laufen. Dagegen steht die in nicht allzu ferner Zukunft gelauncht werdende WDR-Mediathek, in der der größte Teil des WDR-eigenen Contents für jedermann gebührenfrei abzurufen sein wird.
Wenn das stümmt, gibt’s zwei Möglichkeiten:
a) die von der WAZ lassen sich verarschen
b) man will zusammen noch’n anderes Ding drehen
Tja, die alten Sozen-Connections, die funktionieren auch in den Zeiten einer Rüttgers…
Korrektur:
“..dass das so es wie draußen im Lande aufgefasst wird, nicht laufen wird.”
Dass man auch weiterhin drehen möchte, weil man an einer wie auch immer gearteten Zukunft der Glotze im netz gleubt, steht ausser Frage. Aber: Der Westen hat beim Thema VJ bislang nichts angeboten, was irgendwie cool und toll gewesen wäre. Standenware, nur ein wenig schlechter geschnitten und getextet. Dagegen ist Ehrensenf immer noch hoch innovativ, derwesten wuschelt auf einem Nivau mit Pleitier2.tv (oder so) rum. Wenn man das debakel rund um die 300-Euro-Bloggerei erlebt hat, kann man davon ausgehen, dass am Ende bei der WAZ der Rotstift regiert. Tendenziell würde ich sagen, jeder nimmt, was er kriegen kann, und glaubt an die geldvermehrung durch Contentsyndizierung. (Nachdem ich mal in dem Bereich indirekt, oder genauer, gegen, tätig war, würde ich bezweifeln wollen, ob das klappt)
[…] So Don Alphonso zum Deal zwischen WDR und WAZ was Vidoecontent anbelangt. Den DerWesten nun – hmm – schreiben wir mal – versuchsweise selbst herstellt, so doll ist der ja nun och nicht. Weshalb man wohl dachte, man bandelt mit dem WDR an um dann besseren Content zu haben. Und ja, auch ich finde es höchst bedenklich, was da passiert – Monopol plus Monopol ergibt noch lange keinen Wettbewerb. Aber der Don kann das viel besser ausdrücken als ich. […]
[…] So Don Alphonso zum Deal zwischen WDR und WAZ was Vidoecontent anbelangt. […]
@JO (#16): Warum Konkurrenz? Der WDR hat 11 Lokalredaktionen die täglich (außer Sonntags) ihre eigene Sendung füllen müssen. Das kostet verdammt viel Geld.
Die WAZ hat ebenfalls etliche Lokalredaktionen, die ebenfalls täglich ihre Seiten füllen müssen. Neuerdings auch mit Videobeiträgen aus den Lokalredaktionen.
Der Synergieeffekt ist wohl kaum übersehbar. Der WDR bekommt Reportagen und Berichte und die WAZ kann ihre Berichte zweimal verkaufen (einmal an den Leser, einmal an den WDR).
Und wenn Don Alphonso (noch) an der Qualität mäkelt, dann warten wir mal ab wie das aussieht wenn der WDR und die WAZ-VJs ein Jointventure machen. Wenn also WAZ-VJs beim WDR in die Lehre gehen und WDR-Redakteure bei der WAZ texten lernen. Denn das was derzeit in den WDR-Lokalredaktionen gesendet wird, ist ebenfalls nur “Standardware”.
Auffällig sind auch die immer häufigeren Wiederholungen im WDR, ganz so als würde dem WDR das Geld für neue Reportagen ausgehen.
Irgendwie fällt es mir einfach schwer daran zu glauben die WAZ wolle primär so etwas wie Internet-TV etablieren. Für mich sieht es eher so aus als würde die WAZ versuchen neue Märkte für ihren Content zu finden.
Letzten Endes würde es auch für beide erhebliche Kostenersparnisse bedeuten. Ein Punkt, der heutzutage so einige “krumme Dinger” ermöglicht. Warum einmal ein WDR-Team und einmal einen WAZ-VJ vor Ort haben, wenn der gleiche Beitrag von einem Team abgearbeitet werden kann? Ist so eine Überlegung wirklich so abwegig?
Ralf: Ich meine Konkurrenz für Freie/VJs, die an WAZ und/oder WDR verkaufen (wollen).
Im Moment läuft es doch erstmal nur andersherum, oder habe ich was übersehen?
Auch keine sonderlich realistische Karriereoption ,) Das ist ein Bereich, wo der WDR fertig ausgebildete Freie bevorzugt. D.h. es läuft bestenfalls umgekehrt. Dazu müsste die WAZ aber … siehe oben. Tja, und dann sind da noch die ganzen Kids, die bei Zalbertus was mit Medien machen wollten.
Gut möglich, dass in solchen Fällen dann von beiden Seiten das WDR-Material genutzt wird. Dass VJs pauschal die billigeren Bildbeschaffer sind, ist ja eines der nicht auzusrottenden Versprechen des Rosenblum-/Zalbertus-Hypes.
Fakt ist: Sobald unter Zeitdruck mehr als Schnittbilder (“brennender Dachstuhl”) benötigt werden, sind Einzelkämpfer-VJs weder schneller noch günstiger als klassische EB/ENG-Teams zzgl. dediziertem Cutter (Da gibt’s u.a. Zahlen vom HR oder der BBC zu, sind evtl. bei Bernd Kliebhahn verlinkt).
VJs hingegen können ihre Vorteile immer dann ausspielen, wenn Zeit ODER Qualität kein limitierender Faktor sind – oder wenn ein komplettes Team einfach stören würde. Mein Lieblingsbeispiel sind die Clowns im Krankenhaus (HR) und eine Reportage über Trainspotter der BBC. Das hätte man mit einem 3-Mann-Team so nicht drehen können.
Darf ich einleitend vielleicht sagen, dass ich das auffällige Schweigen gewisser mediennaher Blogger zum Thema der Videokooperation zwischen der WAZ-Zeitungsgruppe und dem WDR ein klein wenig befremdlich finde?
Solltest Du mich meinen – da kommt in Kürze noch was. Falls nicht: Ups. ;)
Nein, ich dachte eher an ein Printprodukt, derer Blogger selten ein gutes Haar an den ÖRs lassen und nun im Verdacht stehen, eventuell selbst bald Teil der WAZ-Familie zu sein. Oder aber selbst mit einer anderen Anstalt ins Bett zu gehen.
@Don:
Ach Du meinst diese fast transmontanen mit der Kommentarsperrstunde?
@JO: Die Lokalnachrichten als auch die restlichen Nachrichten sind zu 99% Beiträge aus der Kategorie “Dachstuhlbrand”. WAZ-VJ bedeutet ja auch nicht, dass da ein Lokalreporter mit einer wackeligen Handykamera rummrennt und Omas fragt ob ihr Dackel wirklich illegal auf den Gehweg geschissen hat. Die WAZ wäre durchaus in der Lage ein kompetenteres Team vor Ort zu schicken.
Schaust du dir mal die Berichte der großen Nachrichtenagenturen an (Reuters, DPA, usw), dann sind auch dort viele Berichte von 1-Mann-Teams gemacht worden.
Das Qualitätsargument ist nicht wirklich entscheidend, zumal mit heute verfügbaren Techniken jeder seine Reportage am Laptop produzieren kann. Wer meint man müsse für einen kurzen (!) Bericht unbedingt ein 3-Mann-Team vor Ort haben, der unterschätzt offensichtlich den Fortschritt der Technik.
Denkbar wäre es, dass die WAZ quasi eine Nachrichtenagentur für Lokalnachrichten etablieren möchte. Sie hat die Ressourcen dafür und könnte somit auch das Material dazu liefern (Video, Foto und Text). Nur muss man es auch verkaufen können. Das Material lediglich im eigenen Haus zu verwenden wäre sehr unökonomisch. Die Klickzahlen bei den Onlinemedien sind nicht sehr berauschend, die Printauflage geht seit Jahren zurück.
Der Verkauf an den größten Regionalsender wäre ein verdammt lukratives Geschäft.
Wie gesagt, ich spreche hier nicht von großen Reportagen wie A40, Menschen Hautnah oder Die Story. Sondern von den 1:30-Nachrichten am Vorabend.
@ Jo, ich bleibe dabei, es als unzulässig zu erachten, daß Beiträge, die mit Hilfe von Gebührenzahlungen erstellt worden sind (Produktionskosten, Angestellte), zur exclusiven Nutzung an eine Privatfirma verkauft werden.
Da interssiert mich weder irgendwas “gedeckeltes” (was immer das auch sein soll, ich bin halt kein Fachmann), noch irgendwelche anderen Schönrednereien.
Der WAZ-Konzern profitiert hier von “subvebntionierten” Sendungen – insofern ich nämlich die GEZ-Gebühren als Subvention zum Erhalt der ÖR ansehe, was ich tue, was übrigens jeder vernünftig denkende Mensch tut, unabhängig davon, wie das Kind nun im Fachjargon genannt wird. Gebühren für die ÖR-Sender sind und bleiben Subventionen in meinen Augen. Und Arbeitsergebnisse, die mit Hilfe solcher Subventionen erstellt worden sind, können nicht einfach so an Privatfirmen verscherbelt werden, und dann auch noch exclusiv.
Ganz so extrem ist es nicht, man unterschätzt das schnell. Selbst wenn: Wenn man in dem Bereich was bewegen will (und ich glaube immer noch, dass das möglich ist), wird es nicht reichen, noch mehr dieser beliebigen Bilder ins Netz zu kippen.
Sorry, das ist ein Irrglaube. Technik ist nicht alles und die Cutter im Studio das kleinste Problem (Die arbeiten einfach effizienter als ein gestresster VJ mit seinem Notebook).
Der WDR arbeitet z.B. mit XDCAM. Das ist, im Vergleich zu den guten alten Betacams oder gar Digibetas, ein vergleichsweise günstiges System. Das technisch determinierten Kostenszenario “DV vs. Digibeta” aus der Anfangsphase des VJ-Hypes gibt es in der Realität so einfach nicht (mehr).
Was den Personaleinsatz betrifft, schau dir die Studie des HR an, die Wahrheit liegt tatsächlich in der Mitte. Oder, hmm, diese frühe Zusammungfassung des EPD. Der vermeintliche Kostenvorteil beim Einsatz von VJ-Einzelkämpfern realitiviert sich ziemlich fix.
Schon klar. Wobei ein VJ bei 1’30” in der Nachrichtenproduktion bereits keine Vorteile mehr bringt. Für die 20/30 Sekunden mit 3/4 Einstellungen vom Dachstuhlbrand hingegen hatte z.B. der HR seinen Hörfunkleuten DV-Camcorder in die Hand gedrückt. Aber:
“Hörfunkreporter waren als Video-Reporter mit einer Mini-DV Kamera vom Typ Sony VX 2000 ausgestattet worden. Sie lieferten Bilder für die »Blaulicht-Berichterstattung« aus der hessischen Region, die, grob geschnitten, per File-Transfer oder Kurier an die Studios eitergeleitet wurden. Dort wurden sie für die Ausstrahlung von Redakteuren, Cuttern und Tontechnikern weiterbearbeitet.”
(Quelle: FILM & TV KAMERAMANN, 20.Juni 2004)
Wie oben schonmal angedeutet, auch die HR-Teilzeit-VJs haben nur “grob vorgeschnitten”. Der Versuch lief zudem in der Übergangsphase, als die Beschaffung günstigen Digital-Equipments für die “normalen” Teams noch evaluiert wurde, man also tatsächlich auf einen Kostenvorteil zu den 50k (Digi-)Betas spekulierte.
Die 1’30” bzw. 2’30” ENG sind aber ohnehin ein Markt, der schon ziemlich voll ist.
Bei den Reportagen bzw. kleineren Geschichten, vielleicht auch mal etwas cleverer für’s Netz oder hybrid aufbereitet, geht allerdings noch was. Auch und gerade für VJs. Da müsste nur mal jemand etwas Geld in die Hand nehmen ,)
Frank:
Welche Exklusivität denn? Die momentane “Exklusivität” beschränkt sich auf den Umstand, dass bisher nur die WAZ-Gruppe zugegriffen hat.
Andere Verlagsgruppen könnten auch, sie müssten sich nur mit dem WDR oder den anderen Anstalten einigen (Nein, ich halte das für keine gute Idee, genau wie auch den WAZ-Deal).
Schau, es ist einfach: Die ÖRs haben einen Finanzbedarf XY für den Zeitraum Z. Stell es dir wie einen Topf mit Suppe vor. Die Suppe ist der Gesamtetat.
Dessen Höhe zu ermitteln ist Aufgabe der (unabhängigen) KEF. Anschließend wird die Sache abgenickt (Es sei denn, Herr Beck möchte sich mal wieder in verfassungsrechtlich problematicher Weise profilieren):
“Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) überprüft den Finanzbedarf des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland und empfiehlt den Landesparlamenten die Festsetzung von Rundfunkgebühren, die dann durch die GEZ eingezogen werden. Gesetzliche Grundlage der KEF ist der Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrag, der sowohl die Höhe der Gebühren wie auch die Verteilung der Mittel regelt.”
(Quelle: Wikipedia, [[KEF]])
Bekommt der WDR nun durch den Verkauf von Material unerwartet Geld in die Kasse/neue Suppe, hat er das nicht zur freien Verfügung (Das würde den “Deckel” heben). Es wird mit dem abgenickten Etat verrechnet. D.h. der Anteil der Rundfunkgebühren am Gesamtetat sinkt (Was in der Praxis bedeutet, dass die nächste Gebührenerhöhung vielleicht etwas niedriger ausfällt). Da wäre auf den ersten Blick ja durchaus positiv.
Es gibt allerdings andere gute Gründe, warum eine Vermischung von privat- und öffentlich-rechtlichen Inhalten nicht erstrebenswert ist. Idee hinter unserem Rundfunksystem ist nämlich, dass sich die beiden Pole regulieren sollen. Das funktioniert umso schlechter, desto mehr sie miteinander kuscheln.
Danke für die Aufklärung zur Deckelung, Jo. Was die Exclusivität betrifft: in einem der Magazine, die darauf hinwiesen, war ausdrücklich die Rede davon, daß der WAZ-Konzern etwas mehr als die üblichen Marktsätze bezahlt, um einen Exclusiv-Zugriff auf diese Videos zu bekommen, d.h., kein anderes Portal/kein anderer Konzern kann die gleichen Sachen vom WDR bekommenJedenafalls nicht in einem bestimmten Laufzeitraum.
Für mich heißt das: exclusives Nutzungsrecht.
Das irrt dieses Magazin:
Quelle: http://www.digitalfernsehen.de/news/news_272726.html
Im Original Frau Piel zu hören von in den ersten 3 Minuten unter http://qik.com/video/34731
Wortreihenfolge bitte vor Gebrauch ordnen. Danke.
Ich glaube, daß einige die Dimension unter- oder überschätzen. Da darf es nicht vorrangig(!) um Qualität oder Kosten gehen.
Aussagen wie “Synergieeffekt…kaum übersehbar” oder “erhebliche Kostenersparnis” gehen am Thema vorbei … und zwar ganz locker. Wir reden nämlich über öffentlich-rechtlich und privatrechtlich, die beide “normalerweise” einen anderen “Geschäftszweck” haben, ja sich ggfs. gegenseitig kontrollieren sollten. ;-)
… allerdings hat dies auch nichts mit “Neoliberalismus” zu tun – eher mit dem Gegenteil. Es wäre sowieso eher “ungewöhnlich”, ausgerechnet dem alten “Medien-Rotfrontkämpferbund von NRW” übergroße Nähe zum hardcore-Wettbewerbskapitalismus zu unterstellen, da doch beide bis Ende 90iger in Treue fest zur Partei, zur Partei, zur Partei standen. :-)
“Insofern ist es vielleicht sogar ganz gut, wenn der WDR bei derwesten.de mal die eigene, hässliche Fratze zeigt. ”
Wie wir beide wissen, Don, hat er dies ja schon vor vielen Jahren und lange vor Web 2.0 getan.
Weshalb ich ja auch nie wagen würde, ein eigenes richtiges Blog zu fahren – die würden sofort wieder schreien ich bedrohe und entwerte ihr Wirken udn sei an ihrem Mißerfolg schuld…
Für den WDR ist jeder und alles eine zu bekämpfende und vernichtende Konkurrenz. Außer, derjenige ist ein Medienunternehmen und hat viel Geld, dann kann man plötzlich anders, ob Privat-TV oder Verleger. Wenn man dagegen ein Schweizer Bankhaus ist, dann hilft nicht mal viel Geld vor den Übernahmegelüsten des Kölner Senders.
Wenn es irgendwann Mediathek-Inhalte für jeden gibt, meinetwegen. Aber daß der Inhalt meiner E-Mail-Inbox oder der der Inboxen der Schweiter UBS mittels Beschlagnahme dem WDR eigene Recherchen und Kontakte ersparen soll, weil er sich einfach das Recht herausnimmt, sich bei selbsterklärten Feinden und Konkurrenten mit Informationen zu versorgen, das übertrifft sogtar Schäubles Wünsche und die der deutschen Steuerfahndung. Das ist einfach nur noch unverschämt.