Blogs und Medien Folge 2057
Da gibt es zwei interessante Entwicklugen, auf die ich hinweisen möchte.
Zuerst ist da das Onlineportal der Saarbrücker Zeitung (gehört zum Holtzbrinckkonzern). Die haben neben dem üblichen Schnickschnack des Communityhypes auf ihrem Portal SOL.de auch Blogs, in etwa von der Qualität, die man auch von anderen Zeitungsportalen kennt: Eher schlecht geschriebene Textabsonderungen, die draussen keiner kennt, und bestenfalls eine gewisse Strahlkraft innerhalb der eigenen Community bilden. Das ist nichts neues, ungewöhnlich ist aber das Vorgehen, mit dem bei SOL für das sorgt, was man vielleicht als “Ordnung” bezeichnen könnte: Da gab es einen Zusammenprall zwischen politisch rechten und einer linken Bloggerin, die sich über die Schmähkommentare beschwerte. Die Folge: SOL beendete die Konfrontation, indem alle Blogs gelöscht wurden. Was mich zur Empfehlung veranlasst, solche Mediencommunities wirklich zu meiden, die von der Kommentarschliessung ausserhalb der Geschäftszeiten (Süddeutsche.de) bis zum kompletten Plattmachen von Blogs einiges tun, was man sich andernorts mit einem eigenen Blog ersparen kann.
Und dann gibt es mal wieder einen etwas innovativeren Versuch eines Medienunternehmens, was mit Blogs zu machen. Bei Standard.at schreibt der Sportler Martin Prinz zeitnah ein Blog über seine ein halbes Jahr dauernde Durchquerung der Alpen auf Schusters Rappen. Was mich etwas verwundert: Der Standad ist schon seit Jahren berühmt für seine heise-artigen Kommentarschlachten; beim Reiseblog tut sich da bislang nichts. Vielleicht, weil es ein wenig, hm, unemotional geschrieben ist? Ich finde es toll, dass eine Zeitung mal so ein eher ungewöhnliches Projekt anpackt mit dem klaren und logischen Ansatz 1 Erzähler, 1 Strecke, 1 Blog. die Umsetzung dagegen finde ich bislang eher mau, und nicht nur wegen der veralteten Darbietung in der typischen Standardumgebung (bezeichnenderweise war die alte Version vom Standard sehr viel “bloggiger” als die kleinen Kasterl heute sind).
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Ich muss gestehen, dass mich nach der Lektüre der ersten Etappen nicht die Lust überkommt, das weitere Geschehen zu verfolgen. Leider einfach dröge und langweilig.
Was soll da dann kommentiert werden?
Wirklich. Das geht auch besser.
Wieder einer, der sich die Geschichten für sein Buch aufhebt:
Doch alles kann man von so einer Reise nicht erzählen. Und darf man auch nicht. Vielleicht steht das eine oder andere dann in der monatlichen Geschichte im “Rondo”. Vielleicht erst im viel später erscheinenden Buch.
Aber unklug. denn wenn mich das Blog schon langweilt, kauf ich das Buch bestimmt nicht.
Zu den ‘Medien-Communities’: Dem FR-Blog geht’s ähnlich: Ein paar hartnäckige ‘Weltverbesserer’ mit besonders langem Atem – vermutlich jenseits der Pensionsgrenze – haben dort alles monopolisiert, kein Außenstehender versteht mehr, worum’s denen geht. In Blog-Kreisen heißt das Phänomen zumeist ‘Getrolle’. Solche Labersäcke (es sind meistens Männer) sollte man einfach dauerhaft ausschließen – das ist jedenfalls meine Meinung. Sollen die doch ihren Rauhhaardackel missionieren …
Das kenne ich vom DocMorris blog
docmorris.de/blog/
Da sind 200 Kommentare Standard – die Schlacht tobt.
Die meisten “blogs” der Leitmedien online interessieren mich nicht, da ich da eh nicht kommentiere – denn ich weigere mich einfach, mich für ein paar Kommentare registrieren zu müssen, und erst recht, wenn ich auch noch meine Postadresse angeben muß (fürs Kommentieren! online!!). Nein danke.
Und was blogs betrifft bei irgendwelchen Anbietern, die eine ellenlange, undurchschaubare AGB haben, in der steht, daß sie nahzu diktatorische Gewalt ausüben können, da würde ich erst gar keine Zeit investieren. Im Zweifelsfall ist dann alles wech, so wie beim geschilderten Fall. Mich würde das ärgern, wenn ich viel Liebe, SChweiß und Tränen in ein Projekt gesteckt hätte. Also rate ich jedem von derartigem ab.
Was ich mich immer wieder frage: Sind die Rechtschreibfehler (“Entwicklugen”) eigentlich hier gewolltes Stilmittel?
Nur für den Fall, dass es untergangen ist: Jessen von der Zeit ist wieder auf Bloghatz.
“Verhindert werden kann dies nur, wenn das Internet nicht weiterhin als nahezu rechtsfreier Schonraum behandelt wird, sondern die Gesetze, die für andere Medien gelten, auch dort systematisch zur Geltung gebracht werden. Insbesondere Anonymität darf nicht geduldet werden, wenn man nicht zulassen will, dass ein namenloser Pöbel marodierend durchs Netz zieht.
Es gibt von Natur aus keinen Frieden, auch nicht im Internet. Er muss erzwungen werden, wie der Landfriede, der bekanntermaßen der Beginn jeder Rechtsstaatlichkeit ist.”
Da spricht die blanke Angst der journalistischen Lordsiegelbewahrer und Meinungsmonopolisten.
http://www.zeit.de/2008/20/II-Oeffentlichkeit_-Was-redet-man
[Edit: Ich habe den Kommentar durch Drücken auf den falschen Knopf gelöscht, und hier wiederhergestellt. Sorry. Don.]
Der Herr hatte tatsächlich dank diverser Nazis und Faschisten Probleme, die ich durchaus auch nachvollziehen kann, nachdem ich mit manchen dieser Projekte, als sie noch kleiner waren, auch Probleme hatte. Eines davon ist eines der wenigen Blogs, von denen ich denke, dass viele Mittel zu dessen Abschaltung erlaubt sein sollten. Das zu verallgemeinern ist natürlich weniger schön.
Natürlich gibt es üble Blogs und üble Kommentierer, keine Frage.
Aber weder sollte man das verallgemeinern, noch sind die Forderungen realistisch. Letztlich arbeitet er damit den Leuten in die Hände, die das Netz am liebsten totzensieren wollen. (siehe gewisse norddeutsche Landgerichte)
Außerdem nervt mich die Behauptung vom Internet als “nahezu rechtsfreiem Raum”. Das ist einfach Unsinn, und echte Anonymität gibt es auch im Netz nicht.
Die meisten Leute sind ja auch nicht “anonym” im Netz, weil sie Hetztiraden loslassen wollen, sondern weil im Netz eben alles auch noch zehn Jahre später nachrecherchierbar, zusammentragbar und gegen einen verwendet werden kann. Auch wenn die Meinungsäußerung noch so “harmlos” war.