Ich habe eine Theorie
Das betrifft jetzt nicht alle Kommentatoren, aber doch manche: Ich habe den Eindruck, dass, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Blogger sehr viel weniger Wortmuell in den Kommentaren abladen, als eine Vielzahl von Leuten, die kein Blog haben oder sich eine Nicht-Blogger-Identitaet geben. Kann es sein, dass man irgendwie befreiter glaubt, Bloedsinn aller Art treiben zu duerfen, wenn man nicht damit rechnen muss, dass einem Gleiches geschieht? Umgekehrt: Sind Blogger dezentere Kommentatoren? Lernen sie aus dem Nonsens, der im eigenen Blog steht? Oder ist es nur die fehlende Anonymitaet, die einen zum Nachdenken zwingt, wenn man etwas schreibt?
Ich muss sehr viel weniger Ausraster, Muell, Beleidigungen, rechtlich problematische Einlassungen von Bloggern loeschen, als von Leuten, die weitgehend anonzm sind. Je besser ich die betreffenden kenne, desto weniger Probleme gibt es bei den Einlassungen. Es ist nur so ein Gefuehl, vielleicht taeusche ich mich auch, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die meisten entnervten Seufzer, die ich beim Oeffnen meines Mailaccounts von mir gebe, von Typen veranlasst werden, die selbst keinen Anlass haben, sich ueber solche Probleme Gedanken zu machen.
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Deine Feststellung kann ich grundsätzlich voll unterschreiben nur sehe ich die Ursache leider anders.
Die meisten Blogger haben schon die fest eingebaute Zensurschere im Kopf. Spätestens wenn das Gewitter mal in der Nähe eingeschlagen hat, wird man vorsichtiger und je genauer registriert man die Einschläge bei anderen, was zu noch größerer Vorsicht führt.
Bald werden wir nur noch über Kuchen und Teekannen berichten können.
Leider geht im Netz (durch die vermeintliche Anonymität) oft mit den Leuten einer durch, doch das betrifft ja nicht nur Blogs (welche Weisheit ;-)).
Hängt eine unmittelbar nachvollziehbare Identität dahinter, wird natürlich “tit for tat” befürchtet, und man wird vorsichtiger. Aber im Endeffekt ist man ja nicht wirklich anonym, und das sollte sich jeder mal bewusst machen, der irgendwo postet, ohne nachzudenken. Auch wenn die Sache in D schon etwas besser geworden ist, sind die übergroße Mehrheit der Netzbenutzer doch ziemlich unbedarft, was das Bewusstsein des “Spuren hinterlassens” im Netz angeht. In dieser Richtung sollte man weiterarbeiten: Bewusstsein schaffen. Dann kommt die Dezentheit und Höflichkeit, die eigentlich immer angebracht wäre, wahrscheinlich wie von selbst.
Ich sehe das ähnlich – das Web 2.0 argumentiert, das Web 1.0 entleert sich. Drüben in der medienlese habe ich anlässlich des ‘Falles Jessen’ etwas ähnliches dazu geschrieben.
@ Jochen Hoff: Man kann immer alles sagen, auch unter Zensurbedingungen. Das Reden ‘durch die Blume’ muss man nur können – siehe z.B. Heine, Laube, Herwegh, Gutzkow oder Börne in der schlimmsten Metternich-Policey-Ära, wo die Zensur hinter jedem Fenster lauerte …
Anonym lässt es sich immer einfacher stänkern. Man läuft nicht Gefahr, dass man beim Googeln oder sonstwie mit dem Müll in Verbindung gebracht werden kann. Reputationmanagement :-)
Außerdem finde ich, dass man beim Bloggen das sachliche Diskutieren lernt. Im Real Life ist es ist nicht modern, miteinander zu ringen. Da verlernt man das Diskutieren schnell.
Wer sich aber aktiv an Diskussionen beteiligt – via eigenem Blog oder via fleißigem Kommentieren bei Blogs -, kann besser Diskurse führen und andere Meinungen aushalten – so ging es zumindest mir.
Ich würde behaupten, dass es, neben den schon erwähnten Gründen, auch daran liegt, dass Blogger sich in Hinblick auf ihr Blog und mögliche neue Leser in der Regel möglichst positiv darstellen wollen. Und das geht nun mal nicht, wenn man wie ein kleine Vollidiot auf die Pauke haut.
Anonym scheint es einfacher zu sein, irgendwelchen Schrott abzusondern. Man muss ja keine Angst vor Repressalien haben. Deine Theorie ist also keine Theorie – sondern Realität. Aber schon seit Jahrhunderten.
Es kommt auch auf die Relevanz des Blogs an. Hier wird sich kaum jemand die Finger verbennen wollen, angesichts der Gefahr, vom A-Blogger zum Gespött gemacht zu werden. Lieschen Müller dagegen, der kann man ja ungestraft ans blasse Bein pissen. Was denkst Du wohl, wem im Leben mehr Höflichkeit zuteil wird: dem Abgeordneten X oder der Klofrau Y? Und überhaupt: man muss nicht immer kommentieren. Einfach mal Meinungen akzeptieren, ohne Beweihräucherung oder Rumlaberei. Ausnahmen wie diese bestätigen im Übrigen die Regel.
Haben Blogger einfach nicht die zeit, bei anderen sinnlos rumzuschwallen?
@KS
Also mir pisst auch in meinem Lieschen-Müller-Blog keiner ans Bein und auch in den anderen Lieschen-Müller-Blogs, die ich kenne, kommt das eher nicht vor. Vom “Status” würde ich das also nicht abhängig machen, zudem es ja auch als Auszeichnung bewertet werden könnte, mal an der Blogbar den Don anzurempeln.
ich glaube schon, dass die meisten blogger etwas sensibler sind.
vielleicht liegt es einfach auch daran, dass mensch lieber etwas so schreibt, wie er/sie es auch gerne im eigenen blog haben möchte. und die wenigsten wollen stunk. (so hoffe ich doch zumindest.)
irgendwie erinnert mich das immer an die belehrerischen worte anderer: “würdest du das zu hause etwa auch so machen…?”
tja, wer kein eigenes zuhause im web hat, der scheint sich über solch eine frage keine gedanken zu machen.
interessant sind ja auch die kommentare #5 und #8. darüber lohnt es sich auch nachzudenken.
Es ist tatsächlich so, dass Blogger im Netz umgänglicher sind und einen erträglicheren Ton beim Kommentieren haben. Selbst, wenn man einem ein Blogger in einem Webforum begegnet, fällt er noch durch eine Freude am Sich-Mitteilen auf, die deutlich aus den allgemeinen Stümmelkurztexten in SMS-Länge mit massenhaft Smilies und der Flut der Trollereien hervorsticht.
Offenbar schult das regelmäßige Befüllen eines eigenen Blogs die sprachliche und menschliche Kompetenz. Dies zeigt sich dann auch, wenn ein Blogger einen anderen Blog kommentiert, er hat einfach aus seiner eigenen Erfahrung ein höheres Bewusstsein dafür, dass so ein Kommentar in der Sphäre eines anderen Menschen erscheint und dort auch für eine gewisses Empfinden sorgen kann.
Wäre Anonymität das Problem, müssten die Kommentare von Bloggern, die anonyme Blogs betreiben, verglichen mit den nichtanonymen Bloggern eine höhere “Troll-Wahrscheinlichkeit” haben. Das zweifel ich an.
Ob jemand ein Blog führt, ist meiner Meinung nach auch eine Frage der Ernsthaftigkeit und auch, inwieweit dieser sich als “Person” im Netz zeigt.
(In meinem Blog kamen die meisten problematischen Kommentare sogar von Leuten, die ich kannte bzw. deren Blog ich kannte – unter den Anonymen waren wiederum die Spammer das Hauptproblem, an zweiter Stelle kamen die Google-bedingten Zufallsbesucher.)
Ich schreibe eben nur dann, wenn ich was zu sagen habe. Das gilt für meine Blogbeiträge ebenso wie für Kommentare auf anderen blogs. Außerdem stimme ich mit Jochen (Kommentar 1) abwechslungsweise mal nicht überein, zumindest was mich betrifft habe ich keine Schere im Kopf wegen Abmahnungen, Zensur und dem anderen Müll. Ich sage das, was ich denke – es ist, wie auch Chat Atkins anmerkt – oft eine Frage der Formulierung. Ich neige aber dazu, mich bei Kommentaren etwas weniger weit aus dem fenster zu lehnen als im eigenen blog, weil ich nämlich nicht möchte, daß andere Blogger wegen mir Ärger kriegen (rechtlich meine ich) könnten. Das ist Anstand, keine Angst. Und da sehe ich zwischen vielen Blogger-Kommentatoren im Gegensatz zu anonymen oder sonstigen “Nicht-Blogger-“Kommentatoren den größten Unterschied: die müllen ab, es ist ihnen egal, wenn der Blogger danach Ärger am Hals hat. Pöbel eben.
Ich hoffe, ich muss mich mit diesem Blogbeitrag nicht angesprochen fühlen (kann mich aber auch nicht erinnern, dass der Don jemals einen Kommentar von mir gelöscht hätte)…
Es ist aber so, dass ich mir recht genau überlege, was ich hier oder anderswo unter dem Namen “Amelia” poste und was nicht. Zum einen, weil man eben nie weiß, ob nicht doch eines Tages jemand das Pseudonym mit der realen Person in Verbindung bringen wird. Ausgeschlossen ist das nie.
Zum anderen, weil man, wenn man eine Weile unter einem bestimmten Namen kommentiert hat, auch keine große Lust mehr dazu hat, diesen Namen in Verruf zu bringen – das geht mir jedenfalls so. Anonym hin oder, man identifiziert sich selbst doch ein wenig damit.
Und zum Dritten würde ich auch nie meinen Dreck auf die Straße werfen, bloß weil niemand hinsieht – und ich finde, ähnlich sollte man sich auch verhalten, wenn man anonym im Internet unterwegs ist.
Ich hab hier mal mit Klarnamen geschrieben. Nach einigen Remplern (von Anonymen) suchte ich mein Heil im anonymen.
Zur Theorie selber:
Ich bin immer der Meinung gewesen und bin es noch, dass es zuerst einmal grundsätzlich mit guter Kinderstube zu tun hat.
Dann erst, ob man verantwortlich ist für ein eigenes Blog.
Wer gut erzogen ist, der rüpelt auch als Anonymer nicht rum. Es ginge ihm gegen den inneren Strich.
Interessante Theorie, plausibel. Bloggen als reduzierter Diskursraum fördert, dass man seine Argumentation auf den Punkt zu bringen lernt.
Das geschieht face-to-face in realen Situationen auch, doch hat man notwendig anders mit den außersprachlichen Kanälen umzugehen.
Vor dem Monitor ist die Frage, wohin mit dem eigenen Körper, einem Hass oder einem Wunsch nach Verständigung, ja nicht mal relevant. Real findet sich zumindest die (mehr oder weniger) vieles regulierende Projektionsfläche des anderen Gesichtes wie von selbst als Medium für diesen (emotionalen) Kanal: es unterstützt die Sprache, wenn man sich mit ihr bewegt. Diese “Ignoranz” der eigenen Tastatur und des Monitors wird wohl leider stellvertretend oft mit den eigenen Lach-, Sand- oder Tränensäcken assoziiert.
Vielleicht wird die Relevanz der Anonymität von Äußerungen wirklich überschätzt und vielleicht ist diese Überschätzung ihrerseits nur Zeichen einer angespannten Verfassung.
Lernprozesse, auch aus Fehlern, können überall stattfinden, klar oder anonym, ob mit guter oder ohne Kinderstube, als Pöbel oder Alpha-Blogger.
Gruss
“Haben Blogger einfach nicht die zeit, bei anderen sinnlos rumzuschwallen?”
Meine Meinung. Deswegen auch wieder weg ;)
Wer eigene Blogs befüllt, muss sich nicht als Kommentator woanders auskotzen. Seine Theorie bestätigt der Don täglich.
Korrekt, ist bei mir genau so, obwohl ich generell weniger Traffic und weniger Trolle anziehe.
Kurze Gegenfrage, gehts dir jetzt um den Tonfall an und für sich, oder dass Kommentare eigentlich keinen Bezug zum vorigen Inhalt vorweisen?
Will mich nur vergewissern, bevor ich meine sachlich fundierte Meinung, oder ggf. meinen Troll-Rant, loslasse ;-)
Aaa, sorry! Ich bin selbstverständlich nicht Blogger, hier aber wieder einmal einfach so gelandet, nich. War ungefähr zu Zeiten der RSS-Schw..
@18-21, Soviel noch
@ 18: Hallo SoE! Das wirds wohl sein. Danke für diesen Sommer, sah ich genauso hier über meiner STadt (obwohl sie mir nicht gehört).
@ Hannes ohne Blog,Weltenweiser: Meine Meinung, deswegen hattee ich hier bisher aufch nur Punkte im lesen-, ist ein Troll soeiner der dann auch noch qauf den Punkt schreibt..
(soory, ich muss mir mal die Nägel feilen)
@ Jeriko: Hm, es tönt hier Joe Jackeson mit einigen wenigen Best Of. “Was läuft bei dir so?” wäre ja fast schon ein EIsbrecher, aber die Fragezeichen stehen sicher weiter oben.
Ja der Tonfall an und für sich, wovon du ja nicht weisst- ist er jetzt hartgesotten oder eher mouse o schokolat.
Deine sachlich fundierte Meinung würde mich allerdings interessieren, bitte. danke !
Gruss
Meine Thesen dazu (als Blogger in Ein-Jahres-Blogpause):
1. Blogger haben einen geringeren Schreibtrieb
2. Blogger wollen sich nicht so viel rausnehmen, da sie identifizierbarer sind (Impressumspflicht etc.)
3. Blogger mögen doofe Kommentare auch bei sich nicht
“2. Blogger wollen sich nicht so viel rausnehmen, da sie identifizierbarer sind (Impressumspflicht etc.)”
Impressumspflicht? Geht’s noch? :)
Du kannst als Blogger ein Impressum angeben, wenn Du das möchtest. Du kannst Dein Impressum auch mit all diesen fünf Milliarden Disclaimern, Datenschutzpupserklärungen und Was-weiß-ich-noch zuballern. Du kannst es aber auch sein lassen, OHNE dass Dir dabei irgend jemand übelwollend an den Karren fahren kann.
Mir ist dann doch aufgefallen, dass das eine nicht zwingend das andere ausschliesst, daher mal so: Die meisten Blogger kennen beide Seiten. Also Blogbar als einen Pol (oder gabs hier schonmal ein Mittelding?), der Gegensatz ist zumindest irgendwie bekannt, so dass man zu einer Diskussion auch fähig sein kann – so man denn will. Trifft letzteres nicht zu, kommen eher pauschale Aussagen dabei raus, die auch, na sagen wir mal direkter ausfallen können. Und jep, wenns keine zentrale Anlaufstelle (Website) gibt, die mehr über einen preisgibt als man in dieser Situation vielleicht haben will, dann kann das sicherlich auch zum Tonfall beitragen – ist mir doch egal was der doofe Typ da oben von mir hält, mehr als das Kommentar kriegt der eh nicht von mir!!11elf
Okay, nicht sachlich fundiert, eher mein Senf dazu.
Jetzt wollen wir die blogger mal nicht zu sehr loben. An der Blogbar herrscht ein eisernes Regime, das hat sich rumgesprochen.
Ausserhalb der Blogbar gibt es genügend Semi-Kommerz-Heinies, die einen halbgaren Satz abladen, nur um in Links zu generieren.
Trotzdem gibt es zwei Entwicklungen:
Der Blog-Hype ist vorbei. Sehr kommentarfreudig ging es in deutschen blogs noch nie zu. Nun verirren sich verstärkt nur noch grenzwertige Individuen in den Blogkommentaren.
Mein Eindruck ist, dass der Kommentarmüll zu Twitter abgewandert ist. Die “Kommunikation in der Blogosphäre” läuft über Twitter. Früher hat sich über die Blogposting und Kommentare eine Universum aufgebreitet, dass den daily Soaps à la GZSZ würdig war. Das ist alles auf der Müllkippe “Twitter” gelandet.
die meisten, der leider wenigen Kommentare, die mich erreichen, sind vernünftig geschrieben. Ärgerlich sind die manchmal unverhüllten Werbungen für eigene Leistungen ohne Bezug zu vorhandenen Posting.
Natürlich nerven die Spams.
Ich kann deiner These nur zustimmen!
Die Blogger schreiben meistens zur Sache, weil Sie gewissermaßen ein Image pflegen. Eine große Rolle spielt auch die Anonymität im Netz, dass die Nicht-Blogger unüberlegene Kommentare hinterlassen. Es existieren unzählige Studien zum Thema “Anonymität”. Zum Beispiel, den Ladendiebstahl kann man erfolgreich bekämpfen, indem im Geschäft Plakate mit menschlichen Augen angebracht werden. Diese Funktion erfüllt die Angabe des Namens,der E-Mail-Adresse, der eigenen Webseite etc., wenn Kommentare geschrieben werden. Aber nur dann, falls der Kommentarschreibende diese Angaben wahrheitsgemäß einträgt. Das sind meistens die Blogger!
zu twitter:
ich denke der twitterhype wird sehr schnell wieder verschwinden. natürlich nicht twitter als solches. ich teste das jetzt auch schon ein paar tage. ist anfangs eine schnelle nette sache. aber langfristig fehlt es da einfach an höhe.
ist eher so, wie der schnelle witz, den man damals auf dem pausenhof hörte, kurz nachdem die glocke läutete.
twitter = gehetzte kurzwitze.
manchmal auch gequälte..
wenn man bedenkt, dass sich das web entwickelte, ist twitter im grunde nur wieder ein rückschritt zum nichtssagen.
sogar in foren konnte man mehr an diskussionen und wasauchimmer teilnehmen.
beim bloggen stellte man dann fest:
oh, man kann evtl. sogar seine eigene meinung als relevant einstufen.
war im netz durchaus eine erfahrung.
nachdem man diese erfahrung machen konnte, wars dann auch schon wieder schnee von gestern. dürfte vielleicht auch der grund für das schnelle twittern sein. da man ja “relevant” ist, kann man jetzt wieder “schnattern”.
mir sagte mal jemand, er würde das netz nur zum dampf ablassen verwenden, also wenn er selbst etwas kommentieren würde.
wäre für ihn so eine art mentalreinigung.
mein gegenargument, dass das ja eigentlich “nur” der anfang der “netzerfahrung” wäre, durch die jeder mal gehen würde, war im egal. er meinte, dass er keine zeit hätte, sich näher mit dem netz zu beschäftigen.
blogger machen das ja evtl. täglich. von daher ist das netz bei denen eben auch “anders” im bewusstsein. nicht mehr nur die anfangs gemachte erfahrung, dass man im netz mal eben verbal, und anonym, husten kann ohne vom lehrer eins auf die finger zu bekommen.
das netz entwickelt sich so weiter, wie auch das bewusstsein des einzelnen.
web 2.0 war als theorie schon weiter.
jetzt müssen die user erst erfahren, verstehen und nachvollziehen.
das dürfte durchaus noch dauern.
Dieses Phänomen beobachte ich schon seit Jahren. Je weniger Informationen jemand von einem sieht, desto unvorsichtiger wird man beim schreiben.
Es gibt immer einen gewissen Prozentsatz an Leuten, die pöbeln oder beleidigen. Und das nicht nur in Blogs, sondern auch bei vielen anderen Gelegenheiten des täglichen Lebens. Diesen Prozentsatz findest Du auch bei Blogkommentatoren wieder.
Die pauschale Einteilung in Blogger und Anonyme finde ich gewagt, da hier der große Teil der anonymen Blogkommentatoren, der sich um aussagekräftige Kommentare bemüht, einfach mal unter den Tisch fällt. Aber das ist doch wohl bei weitem die Mehrheit der Kommentatoren, oder nicht?
[…] Don Alphonso stellt in der Blogbar – nennen wir es einmal – die Sonntagstheorie auf: Ich habe den Eindruck, dass, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Blogger sehr viel weniger Wortmuell in den Kommentaren abladen, als eine Vielzahl von Leuten, die kein Blog haben oder sich eine Nicht-Blogger-Identitaet geben. […]
Unserer Theorie: Der gemeine Blogger verfolgt ein Ziel. Bekanntheit und Akzeptanz in der Blogosphäre. Er identifiziert und versteht sich als Teil dieser digitalen – bisweilen in die Realität reichende – Gesellschaft. Das eigene Blog ist sein Zuhause und die anderen Blogs sind die Häuser seiner Freunde und Bekannten. Kommentare sind wie ein Besuch bei Freunden, wie die Visitenkarte des Bloggers. Wirft der Blogger im Haus eines Freundes mit Schmutz, werden dessen Freunde kaum das Haus des Schmutzfinken betreten. Der Blogger katapultiert sich dadurch aus der Gesellschaft und verfehlt das Ziel, neue Gäste bei sich zu Hause zu empfangen.
Wenn man kein eigenes Haus (Blog) besitzt, kann man ohne weitere Angst vor Vergeltung pöbeln was das Zeug hält. Es kann einem ja nichts passieren, ausser auf der Blacklist zu landen.
Es ist keine Sonderheit oder Absonderlichkeit erst seit es Web2.0
oder Blogs gibt. Es ist/war schon immer so.
Auch Blogger sind nur ein Querschnitt durch die Bevölkerung.
(Immer wieder gern zitiert bei Bundeswehr, Polizei, Zitronenfaltern)
Stehst du (ich) vor einer Menschenmenge aus der heraus übelst
gepöbelt wir, und greiftst du (ich) dir einen üblen Pöbler heraus,
ist er plötzlich nur noch relativ gross.
Schlägst du (ich) ihm stantepede vor den Augen Aller auf’ s Maul,
bleibt übrig : ein Würstchen.
Die Menschenmenge akzeptiert das!
Die Pöblerhorde kuscht, denn diese Wichtln würden plattgewalzt.
Das spüren sie, dank ihrer verbliebenen Instinkte.
Auch ich war nicht immer oldman.
[…] Don Alphonso stellt fest Von Matthias am 18. Mai 2008, 11:50. Ich habe den Eindruck, dass, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Blogger sehr viel weniger Wortmüll in den Kommentaren abladen, als eine Vielzahl von Leuten, die kein Blog haben oder sich eine Nicht-Blogger-Identität geben. Dem kann ich nur zustimmen. Artikel kommentieren! […]
Sobald es eine funktionierende Implementierung eines Trust-Centers in Deutschland gibt, bei der man als Betreiber die Wahl hat, auf Nachfrage unmittelbare Identifikation herzustellen (im Blog wird ein Nick angezeigt, im Backend der Realname mit Kontaktdaten), dürfte der Wortmüll in Foren , Kommentaren etc. pp. rapide zurückgehen.
Trust-Center ist sehr gut. Könnte vom Innenministerium betrieben werden. Und dann gibt es ein Gesetz, das Äusserungen im Internet nur noch per Trust-Center erlaubt.
Aber ich denke, es braucht noch nicht einmal ein Gesetz. Wenn man sieht, dass private Blogger freimütig auch ohne echten Zwang ein Impressum führen und Blogger ohne Anbieterkennzeichnung mittlerweile auf Unverständnis bis Ablehnung stossen…
Übrigens schützt das Recht der freien Rede in den USA auch die anonymen Äusserungen.
Ich bin nicht voellig ueberzeugt, dass Bloggen/nicht-Bloggen wie behauptet Ursache und nicht stattdessen Wirkung des Trolltriebs ist …
Denn, anders herum gefragt — wie gut besucht waeren denn Blogs von Leuten, deren kurze Kommentare bereits in sprachlicher und inhaltlicher Hinsicht nervtoetend sind?
Ich gestehe den meisten dieser Kategorie genug Intelligenz (oder Instinkt) zu, dass sie diese Frage fuer sich negativ (bzw. niedrig) beantworten … und ihren Muell daher weiterhin da absondern, wo die Leute quasi “gezwungen” werden, ihn zu lesen.
Mein letzter Satz oben bezieht sich auf meinen ausgeübten
Beruf bevor ich das Bloggen begann. Nicht darauf dass ich
mich vorher durchs Netz trollte.
Danke.
Na ja, man lernt ja auch dazu. Ich erinnere mich noch an einen Kommentar, den ich (unter anderem Namen) vor langer Zeit mal in einem Webdesign-Technikforum abgelassen habe. Da wurde die Umsetzung eines bestimmten Webdesign-Features erklärt, das aber (nach meiner Ansicht und Erfahrung) extrem nutzerunfreundlich ist. Das habe ich in relativ deutlichen Worten in die Kommentare geschrieben, nach dem Motto, Ihr tut dem User einen großen Gefallen, wenn Ihr so etwas nicht macht. Aus den Reaktionen habe ich allerdings gemerkt, dass das da als “Trollen” empfunden wurde. Technik-Freaks halt. War mir extrem unangenehm, obwohl ich immer noch zu meiner damals vertretenen Meinung stehe. Seitdem überlege ich genauer, was ich in welchem Umfeld schreibe.
Wenn ich das richtig verstehe, stehen hier folgende Annahmen im Raum:
1. Blogger schreiben nicht trollig, weil sie nicht anonym sind.
2. Anonyme schreiben oft trollig, WEIL sie anonym sind.
3. Es handelt sich um verschiedene Personen.
Klingt in meinen Ohren nicht sehr überzeugend. Wie wäre es mit einer “Darwin’schen” Umkehr:
Blogs entwickeln sich als interaktives Medium auch im Sinne einer “sozialen Umwelt” weiter. Wir könnten es auch “Stammkneipe” oder eben “Blogbar” nennen. Menschen mit einer Affinität zum Schreiben, zu Ausdruck, Stil und einer Art von Diskussion mit bestimmten Regeln und Rahmenbedingungen treffen auf das Medium (=stolpern zufällig in die Kneipe) und bemerken, dass es gut zu ihnen und ihrer Art des Verhaltens passt. Die meisten dieser Menschen werden dann vermutlich auch selbst ein Blog starten – aber eben nicht alle.
Es werden immer wieder auch Leute in die Kneipe stolpern, die besoffen und/oder auf Krach aus sind oder sich einfach nur daneben benehmen, aber wenn Sie die eigentlichen Vorzüge einer Stammkneipe genießen wollen, werden sie sich anpassen, denn sonst torkeln sie nur von Kneipe zu Kneipe und bleiben – anonym.
Anonymität kann aber auch “andere Identität” bedeuten, genau wie Amelia das beschreibt. Damit hält man aber nur die andere Welt aus der Kneipe fern, was ja vielleicht auch einer Gründe ist, sie zu besuchen.
These also: Dass viele der “sich im Rahmen” bewegenden Kommentatoren auch Blogger sind, trifft vermutlich zu. Aber sie sind vielleicht erst Blogger geworden, weil sie genau diese Fähigkeit schätzen, und nicht umgekehrt.
Ich dachte eh, dass die einzigen Blogleser andere Blogger sind. Wen sollte 0815 Gebrabbel im Netz denn sonst interessieren? Schreiben tut man weil es nichts kostet und im TV eh nur Schrott kommt, Bukowski tot ist, man eigentlich schon seit einer Stunde im Bett sein wollte, aber mal wieder “aus Versehen” bei Frau Groener oder sonst wo auf einen Link geklickt hat und sich aergert wieviel Zeit man fuer sinnfreie Kommentare verschwendet und eigentlich lieber in Braunschweig bei seiner Freundin waere als im ollen Goettingen…aber wie ich (nach kurzem ueberfliegen der Kommentaren) sehe, wird hier tatseachlich versucht ernsthaft ueber diese “Theorie” zu diskutieren, naja. Generell sei gesagt ich mag keinen Tee ausser ich bin krank (dabei hege ich dann die Hoffnung, dass Tee Superheilkraefte hat) und mein Lieblingskuchen ist Urwaldtorte..kennt keiner, mir auch egal ;-).
Seit wann ist es verboten, über sinnlose Dinge zu diskutieren? Um Himmels willen, dann müsste man ja auch alle Kneipen dicht machen…
Abgesehen von manchem Endzeitler (Nr. 43: “Bukowski ist tot”) bin ich tendenziell optimistisch, was die Leserschaft und Kommentar-Welt angeht. Da kann ich nur Nr. 44 zustimmen – sehr treffend!! ;-)
Selbst Sinnfreies zu lesen, muss als solches auch erkannt werden. Und ist die Summe allen Sinnfreien nicht schon selbst wieder von einer gewissen Sinnhaftigkeit?
Und: Blogger oder nicht, worin besteht hier das Privileg? Es gibt schließlich im Internet auch Foren, da finden genauso Diskussionen statt; mit Meinungen, die man nicht teilt, dumm, blöd, klug, weniger klug am Thema vorbei findet. Na und?! Noch ist gefühlte, also gesendete Dummheit nicht strafbar. Gut so! Die Menschen jedoch, welche eine Meinung haben, haben nicht deshalb eine bessere Kommentarbefähigung, nur weil sie einen Blog betreiben. Wer einen Blog betreibt, sollte damit klar kommen, dass er Reaktionen bekommt, auch solche, die ihn nerven, er nicht teilt. Na und?! Ich glaube, dass Blogger in der Summe sich ganz schön im Weg stehen.
Nichts ist gegenwärtig demokratischer als das hier. Weil jeder teilnehmen darf, hält er sich an die Regeln. Blogger sind nun wirklich nicht die besseren Menschen; auch nicht in ihrer Kompetenz bezüglich dieses Mediums Internet. Sie haben vielleicht einen Vorsprung in dieser Sache; andere haben in anderen Dingen einen Vorsprung. Meine Mutter jedenfalls im Kartoffelsalat machen.
Da es hier explizit um Kommentare und das Verhalten von Kommentatoren geht, habe ich mal ein paar Fragen die mir durch den Kopf gehen:
Wie sieht es mit “Identitätsklau” bei Kommentaren in Blogs aus?
Um zu verdeutlichen was ich meine, möchte ich an einem Beispiel erklären was ich mit in meiner Frage “Identitätsklau” meine.
Theoretisch könnte ich doch auch unter der Identität des ersten Kommentators einen Kommentar hier veröffentlichen, wenn ich “Jochen Hoff” ins Feld “Name” und “duckhome.de” ins Feld “Website” eintrage.
Wenn ich dies tue um einen problematischen Inhalt unter die Leute zu bringen könnte es doch durchaus ein schlechtes Licht auf den Blogger Jochen Hoff werfen.
Oder wird das technisch irgendwie unterbunden? Z.B. indem WordPress sich Namen und zugehörige Mailadresse von Leuten merkt die hier schon mal kommentiert haben?
Aber es geht ja noch weiter, denn das eben von mir genannte Beispiel wäre sicherlich noch relativ unproblematisch, da Jochen Hoff hier mitliest und Don auf den Fake hinweisen könnte.
Wie sähe es aber aus, wenn nun jemand bei einem anderen bekannten Blog, wo Jochen Hoff nicht mitliest und den Fake bemerken und aufklären könnte, unter der Identität von Jochen Hoff auftritt?
Frage an die Blogger unter Euch: Checkt Ihr regelmäßig, ob irgendwo jemand unter Eurem Namen auftritt?
Es ist nicht so, dass ich sowas vorhätte, aber irgendwie sehe ich da ein gewisses Mißbrauchspotential. Und es ist doch durchaus etwas, dass für Leute die unter ihrem Realnamen (Impressum im Blog) auftreten auch mal zum Problem werden könnte.
P.S. Der Name Jochen Hoff zur Verdeutlichung des Beispiels ist willkürlich gewählt. Hat sich so ergeben, da er der erste Kommentator war.
Ich sehe durch WordPress die Email-adresse, und beim Stammpublikum kenne ich auch den Ton. Identitätsklau habe ich bislang nur einmal erlebt, da hat ein späterer Adicalteilnehmer aus Hamburg, der sonst unter dem Namen “Boogie” auftaucht, die Blogbar unter den Namen anderer Blogger mit Massenspam geflutet.
Außerdem gibt auch die I.P. einen gewissen Aufschluß. (Jede Telekommunikationsfirma hat da ja ihre eigenen Einwahl-IPs).
Ok, also könnte man sagen, dass Problem Identitätsklau dort wo man üblicherweise selbst liest und kommentiert eher nicht ergeben sollte.
Was bliebe wäre aber die ohnehin schwierigere Thematik, dass ein möglicherweise böswilliger Mensch auf anderen Blogs mit der Identität eines anderen hausieren geht und diesen dort in Verruf bringt, ohne dass der Betroffene selbst es merkt.
Als “Schutz” bliebe da doch letztendlich nur, dass man selbst ab und an mal bei google nachschaut was so alles auf die eigene Seite verlinkt?
Wobei der Aufwand natürlich mit steigender Bekannteit zunimmt. Auf die Blogbar z.B. verlinken immerhin 2300 Seiten ;-)