Wie ein deutsches Blobportal aussehen sollte
Zwei Dinge voraus: Ich ärgere mich erheblich über das Verhalten von Knallgrau, die erst mit Riesenbohei eine Zukunft ausrufen und sie dann als nichts Halbes und nichts Ganzes versauern lassen, weil ja andere Dinge wie die Fussball-WG für einen Brausehersteller sehr viel wichtiger ist, und den Schrotthaufen dann am Ende mit ein paar blöden Phrasen aus dem Powerpointbaukasten den Nutzern andrehen wollen. Und es gibt einige Gründe, warum ich mir nicht vorstellen kann, wie ein “deutsches Blogportal” auf absehbare Zeit funktionieren sollte, von dem in letzter Zeit wieder ab und an die Rede ist. Trotzdem ein paar Ideen dazu.
1. Es gibt ein paar Dinge, die so ein Portal nicht sein darf. Ein linkbasierter Schrotthaufen wie Rivva zum Beispiel. Die Inhalte, die bei Rivva gepusht werden – grüner Gemeinderat twittert, Nasebohren geht mit dem iPhone nicht, schnell reich werden mit Blogs und sich endlich einen Kaugummi leisten können – sind absolut nicht kompatibel zu einer höheren Reichweite. Im Gegenteil, ein grosser Teil der Akzeptanzprobleme der deutschen Blogosphäre rührt von einer Aussenbetrachtung her, die Blogger über weite Strecken als die softwarefüllenden Nullchecker erkennt, die sie sind.
2. Die Idee einer Sammlung von Blogs, manche spitz auf Zielgruppen ausgerichtet und andere breit angelegt, hatten schon Spreeblick und Germanblogs, und aktuell kommt auch das Blogwerk damit nicht richtig in die Puschen. Blogwerk ist nicht journalistisch schlecht, aber zu schlecht, um in kurzen Zeiträumen Gewinne zu erwirtschaften, ausserhalb der Blogosphäre prima anzukommen und irgendwas zu bieten, was man nicht auch woanders findet. Teilweise natürlich nochmal erheblich mieser oder schlichtweg gekauft, aber das ist auch keine Option.
3. Literatur im Netz geht. Aber Literaturportale im Netz gehen nicht. Schriftstellertum lebt von Vereinzelung der Autoren und nicht vom Zusammenschmeissen, bei dem der gerade verfügbare Möchtegernautor den Könner runterzieht. Qualität muss die oberste Maxime sein.
Und dann gibt es auf der anderen Seite ein paar Dinge, die sich aus den aktuellen Umwälzungen der Medien ergeben, über die man aber mal nachdenken könnte.
1. Es gibt im Internet kein Hochglanz. Sueddeutsche.de und Co. picken sich zwar ihre Bilder bei billigen Photocommunities raus, aber was ich mal gern sehen würde, wäre eine Verbindung all der guten Bilder des Netzes in Gross mit grossen Texten.
2. Regionaltourismus muss weder so anämisch wie Qype noch so bonbonfarben wie der Fremdenverkehrsverband sein. Es gibt auch schon nette Regionalblogs, aber keines nimmt den Nutzer gezielt an die Hand und sagt: bei uns geht dieses und jenes. Blogger können lokal stark sein, wenn man sich Mühe gibt und einen Plan hat.
3.Natürlich kann sowas schnell in Arbeit ausarten. Na und? Wenn es irgendeine Lektion aus all dem Kommerzdreck der letzten Jahre gibt, den man in die Blogosphäre reingekippt hat, dann ist es: Man kann nicht tun, was man will, und damit Geld verdienen.
4. Ein Ende der Beliebigkeit. Die “Ich mach ma und wenn es nicht geht mach ich was anderes ey”-Haltung, die Blogverlage und Medien aktuell gleichermassen auszeichnet, ist nicht zielführend, genauso wenig wie der aufgeklaubte Werbegockel, den man nimmt, weil man ihn kennt, die Freunde, die man fragt, weil man nichts anderes weiss, oder das private Netzwerk, das man zu einem Geschäftsmodell umbaut.
5. Klare Positionen und Persönlichkeiten. Zwei Dinge, die im Journalismus auf dem Rückzug sind, die man sich mit einem Blogportal aber aneignen könnte. Aber bitte auch hier: Keine Humorregionalmeister, die Hintertupfing rocken und ihre 10 Fans mitbringen. Wo das endet, sieht man bei den Bloggerverpflichtungen von Zoomer & Berliner Zeitung.
6. Auch wenn sich die meisten ihre News bei Spiegel Online holen: Etwas tagesbegleitende Aktualität wäre auch nicht schlecht, gerne meinungsstark und mit Pro/Contra-Meinung versehen.
7. Literatur zur Auflockerung? Gerne.
Prinzipiell sind das aber Anforderungen, von denen ich nicht glaube, dass sie umzusetzen sind. Und in dem Moment, da einer etwas richtig Gutes macht, wird er wenig Lust haben, sich noch mit dem – weniger guten – Rest in einen Topf schmeissen zu lassen. Um ehrlich zu sein: Einen undankbareren Job als die Einrichtung, Wartung und Pflege eines deutschen Blogportals, gerade angesichts der kommenden Wirtschaftskrise, kann ich mir schwer vorstellen.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Freilich gibt es einen undankbareren Job, nämlich den des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn! ;-)
Ansonsten: 100% Zustimmung. Vor allem beim Punkt, daß sich echte Könner ungern mit der 2. bis x. Garnitur in einem Topf wiederfinden möchten. Wobei ich schon die Idee eines Blogportals als reichlich abstrus empfinde: Niemand käme auf die Idee, im Bahnhofskiosk nach einer Meta-Zeitschrift mit Teasern zu allen möglichen anderen Blättchen zu suchen. Gut, der Vergleich mag hinken, aber wer gezielt im Netz nach den eigenen Interessensschwerpunkten fahndet, wird früher oder später immer fündig, und sei es durch glücklichen Zufall. Was braucht es da Portale, die Hierarchieebenen vorgaukeln, die es so gar nicht gibt, nicht geben kann?
Widerspruch zu Zonebattler: Natürlich braucht es am Bahnhofskiosk keine Meta-Zeitschrift mit Teasern – der Kiosk selbst ist ja die Meta-Ebene.
Und genau diese Meta-Ebene wird auch im Netz benötigt. Also ein Ort, an dem sichtbar wird, was es so alles gibt.
Freilich kann man auch bei Google “stöbern”. Aber macht das auch Spaß?
@Matthias: Hast recht, mir ist erst nach dem Abschicken meines Kommentars aufgegangen, daß man den Kiosk selbst als “Portal” betrachten kann (und muß). Das Stöbern darin ist freilich auch nicht immer die reine Freude (so wie bei Google).
Aber: Wer wollte im Netz ein solches Portal gestalten, füllen und pflegen? Wer könnte die inhaltliche und fachliche Relevanz von thematisch enggefaßten Spezialisten-Blogs überhaupt angemessen beurteilen? Gut, da könnte man einwenden, daß die Spezialisten auch ohne Portal ihr Publikum finden, wissenschaftliche Fachzeitschriften gibt’s schließlich auch nicht drüben in der Bahnhofshalle. Dennoch: Ich persönlich habe Portale jeglicher Art nie vermißt…
“irgendwas zu bieten, was man nicht auch woanders findet”
Genau darum würde es gehen. Etwas originär Anderes und originelles. Eine neue Information oder Perspektive die nicht schon durch halb Bloghausen inklusive Frühstücksfernsehen gegangen ist. Aber das ist wohl zu anspruchsvoll… stattdessen Artikel über das erfolglose Anstehen für s IPhone 3G… und sich dann wundern warum man die “alten Medien” nicht, wie längst herausposaunt, ablöst.
sag mal don, kann es sein, dass diese unterwanderung deines blogs mit nichtssagenden kommentaren (gleich drei hintereinander da oben) versehen mit werbelinks in den letzten tagen überhand nimmt? ist ja grässlich..
Sollte jemand demnächst mal eines dieser Arschlöcher treffen, die dauernd Listen von Blogs ohne “no-follow” veröffentlichen, bitte ich darum, diesen Typen mit einem Bügeleisen das Gesicht plastisch zu bearbeiten. SEO-Abschaum.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein solches Portal überhaupt gebraucht wird. Wozu gibt es Guggel und die andern; es gibt auch spezialisierte Suchmaschinen, die sich auf ein Themengebiet festlegen.
Dazu kommt dann eben, daß jemand der etwas anzubieten hat wohl kaum einsieht, warum er sich einem Portal verpflichten sollte, das seinen Anspruch nach unten nivelliert; denn die “keiner ist so schlau wie alle”- Regel funktioniert auch mit “keiner ist so mittelmäßig wie alle”. Sicher mag es für Anfänger schlau erscheinen, sich einem Portal zu attachieren, nur geht daran auf Dauer das Portal kaputt.
Der Punkt 3. bringt es auf den Punkt: es ist der große und unausrottbare Irrtum anzunehmen, mit einer derartigen Haltung ließe sich kontinuierlich Geld verdienen. Hypes lassen sich so begründen, wer es schafft, schnell genug abzusahnen und dann zu verschwinden verdient sogar daran, alle anderen gehen den Bach runter. Es ist das gleiche Spiel wie mit den “Neuigkeiten- Marktschreiern”: der Erste hat an Mikrofaserlappen verdient. Die anderen ihr Vermögen verloren, weil es die Dinger inzwischen für’n Appel und Ei in jedem Supermarkt gibt.
Auf Dauer bringt es nur Qualität und Qualität gründet sich auf seriöser Arbeit und Pflege des Produkts. Das macht Portale obsolet.
“Auf Dauer bringt es nur Qualität und Qualität gründet sich auf seriöser Arbeit und Pflege des Produkts. Das macht Portale obsolet.”
Wieso? Gerade das wurde ein Portal doch ausmachen? Aggregieren, Redigieren und Sortieren (ich konnts mir nicht verkneifen…) von allem was an qualitativ Hochwertigem so in Bloghausen herumschwirrt. Klar, wer (zu)viel Zeit hat machts mit Gogol, aber ist das nicht gerade der Gedanke eines Portals? Dass einem die oben genannten Arbeitsschritte abgenommen werden?
Don hat insofern recht, daß ein derartiges Portal unglaublich viel Arbeit machen würde, wenn dort wirklich redaktionell ordentlich gearbeitet werden soll.
Die Möglichkeit, mit derartigem Geld zu verdienen ist denkbar gering.
Also würde ein Blogprtal wahrscheinlich zu einer “besseren” Linkfarm für Blogs verkommen, und so etwas braucht niemand.
Professionelle Qualität geht immer mit der Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Am Ende müssen alle Rechnungen bezahlt werden können und der eigene Lebensunterhalt gesichert werden können. Punkt.
Ich glaube nicht, dass es keinen Markt für gute Online-Magazine gibt. Es mangelt aber an professionellen guten Leuten. Ob die nun aus der Bloggerszene kommen oder von wo auch immer.
Keines der Online-Angebote der Print-Verlage überzeugt mich wirklich. Allen haftet noch der Papiergeruch noch an und sie alle sehen aus wie die gedruckte Ausgabe auf Dope.
Ich wünschte mir etwas frisches, neues, spannendes und eigenständiges Magazin-Format im Web. Das ist möglich.
Wir haben immer noch die Stunde Null im Online-Journalismus. Behaupte ich.
Ich meine schon, daß (ein ?) solches Portal gebraucht wird.
Man darf davon ausgehen, daß nicht jedermann, auch nicht jeder internet-, blog-affine, sich >4 Std. im Internet tumelt, um durch eigenwillig-intensive Recherche auf Interessantes zu stoßen.
Ich als Deutscher bin obrigkeitshörig und könnte “Weisung” durchaus gebrauchen … oder doch zumindest “Hinweise” auf Blog/Artikel, auf die ich mangels Zeit, Kenntnis, Insiderwissen nicht gestoßen wäre.
Ich weiß nicht, ob angesichts der Vielzahl von *special interest* ein “Portalmagazin” ausreichte … auch zucke ich zusammen, wenn ich den Begriff “Qualität” höre. Da habe ich den Eindruck, daß das Bürgertum ein neues Wort für “Kanon” entwickelt hat, dem zu folgen ist. :-)
Hat “spreeblick” denn “Qualitätsbeiträge” und hat ein DenunziantenBlog (“die haben Valuev falsch geschrieben”) etwas mit Qualität zu tun ? Das weiß allein der Betrachter.
Vllt. könnte das Grimme-Institut ein solches Portal (mit verbeamteten Redakteuren von wg. “Qualität”) stellen. Allerdings würde das wohl etwas “monothematisch” ausfallen. ;-)
“Wir haben immer noch die Stunde Null im Online-Journalismus. Behaupte ich.”
Würde ich ebenfalls unterschreiben. Ich finde viele Online-Anstrengungen der klassischen Verlage merkwürdig misslungen, als hätten sie ihr Fachwissen aus mehreren Jahrzehnten plötzlich vergessen. Beispiel Germanblogs: Gestartet mit vielen Rubriken, aber ohne Autoren und Inhalte. Dahinter steht Holtzbrinck. Die machen auch “Die Zeit”. Ich frage mich: Ist “Die Zeit” damals auch erst einmal nur mit den Rubriken, lauter weißen Seiten und ohne Redakteure an den Kiosk gegangen? Wohl kaum.
Stattdessen verpulvern viele Verlage ihr Geld lieber mit Netzwerken und Communitys anstatt mit journalistischen Produkten. Internet? Achja, da können wir unseren Kram ja auch noch mal reinstellen, aber natürlich nur nach Anmeldung und am besten noch gegen Geld. Da werden Selbstverständlichkeiten wie “online first” zur Sensation.
Ein Blogportal traue ich daher eher kleinen, vollkommen neuen Teams zu. Die aber werden damit viel Arbeit haben und kein Geld verdienen. Zumindest ist nicht abzusehen, wann, womit und wie viel man damit jemals einnehmen kann. Also muss es zunächst ein Projekt sein, dass man aus der Lust an der Sache startet. Hier aber macht meistens lieber jeder seins. Ist ja auch verständlich: Ein Blog ist in wenigen Minuten eingerichtet und los geht’s. Wozu soll ich das mit anderen teilen?
Ich bin mir sicher, dass es Leser für ein solches Portal gäbe. Der durchschnittliche Internetnutzer will sich die Infos nicht suchen, sie sollen gefälligst zu ihm kommen. Da können manche Web-2.0-Propheten noch so oft die Revolution ausrufen.
Die Inhalte für ein solches Portal sind schon heute da, die Autoren sowieso. Es gibt nur noch kein erfolgversprechendes Modell, um das alles zusammenzubringen. Sobald einer vorgeführt hat, wie es gehen kann, werden sich viele darauf stürzen. Aber ob das dann auch in Deutschland funktioniert, ist wieder ein anderes Thema.
[…] DonAlphonso beschreibt, wie aus seiner Sicht ein deutsches Blogportal aussehen sollte. Die drei negativen Punkte zu Beginn kann ich persönlich nicht unterschreiben, aber die sieben danach finde ich interessant. Spannend bei DonAlphonso auch diesmal die anschließende Diskussion in den Kommentaren. […]
@Mario: Es geht hier doch wohl um Meinung. Ich habe meine dargelegt.
Zum Qualitätsbegriff habe ich mich auf meinem Blog schon ausführlich geäußert, kurz gefasst: sie bildet sich in der Meinung des Lesers.
Es ging aber bei der Fragestellung des Don um Geldverdienen mit Portalen, das halte ich wenn nicht für unmöglich, dann für extrem schwierig, aus den (nicht nur von mir) aufgeführten Gründen. Die Pflege eines solchen Produkts setzt erhebliche Anstrengung in Form von Zeit, Krativität und auch Geld voraus.
Dazu sagte der Don und ich stimme zu, daß die meisten eben mit so einem Produkt nur “spielen” wollen. Das ist zu wenig.
Sowas macht man eben ganz oder garnicht. Doch wenn das Potential da ist, es ganz zu machen, warum dann nicht für sich selbst (also ohne “Portal” für andere zu sein)? Ich sagte es oben schon, es gibt bei so einem Projekt nur ein Nivellieren nach unten.
______________________________________
Zu den anderen Argumenten. Niemand muss vier Stunden intensiv recherchieren um ein interessantes Weblog zu finden. Es reicht in einer Mußestunde, ausgehend von einer gern gelesenen Seite, den einen oder anderen Link anzuklicken und von dort weitere. Ein so im Internetdickicht angelegter Trampelpfad führt oft zu verborgenen Schätzen, die mir ein Portal niemals bieten kann, weil dieses nämlich nicht nur Tor, sondern auch Rahmen ist.
Wer lieber kuscheln will, ist natürlich mit Sozial- Network und Portalen besser bedient.
Blobportal? Blob statt Blog. Ist das ein Wortspiel?
Don,
hast Du eigentlich gesehen, dass die Welt ihr dollet Blog-Ding total killt?
Nach Dahlmann ist nun auch Was mit Medien platt.
@XiongShui: Ich wollte dich für das Darlegen deiner Meinung auch in keinster Weise angreifen, sorry wenn das so rübergekommen ist.
Ich stimme dir (wie dem Don und dem Rest) auch absolut zu wenn du sagst, dass ein Portal nur durch einen seriösen und an Beitragsqualität statt Klickquantität orientiertem Ansatz funktionieren kann. Nur vom Leserinteresse her, inwiefern man so etwas hochqualitatives auch hochqualitativ finanzieren könnte ist eine andere Frage. Ich sehe nur keinen Widerspruch zwischen einem seriösen Portal und der Seriösität und Qualität der darin vertretenen Blogs. Und auch nicht inwiefern qualitativ hochwertigere Blogs ein Portal obsolet machen würden.
Gerade der Kontrast zwischen seriösen Blogs die viel Zeit auf Recherche und Texten und keine auf SEO verwenden und unseriösen Bauernfängern die nicht recherchieren und erbärmlich texten, dafür aber alles tun um in den Suchmaschinen nach vorne zu kommen und das immer noch schaffen macht ein Portal notwendig.
____________________________________________
Zu Trampelpfad- und Tor- statt Rahmenblogs: Wenn du dich so von Blog zu Blog hangelst nutzt du jedes der Blogs eben als Mikroportal das dir den nächsten Artikel empfiehlt, ich kann keinen Unterschied zu einem Makroportal erkennen, beide bieten einen Zugang (Tor) durch eine Beschränkung (Rahmen) der empfohlenen Beiträge.
Die einzige Möglichkeit zu erfahren, ob ein Online-Magazin oder Blogportal von den Lesern angenommen wird, ob Qualität von Ihnen honoriert wird und ob das Ganze auch sich wirtschaftlich nach Marktpreisen trägt, ist eines zu machen und ins Web zu stellen. So einfach ist das.
Alles andere halte ich für Meta-Meta-Geblubber. Wie bei den alten Männern, die den lieben Tag im Kafenion abhängen und über ihre glorreichen Tage und verpassten Gelegenheiten schwätzen. Hätte, wenn und aber. So wie auch jeder Fussballfan ein Bundestrainer ist und genau weis, wie man hätte jedes verlorene Spiel eigentlich gewinnen müssen.
Ich halte es für interessanter, nicht immer über die Dinge zu reden, sondern mal hier und da es auch zu tun. Das ist am Ende, das Einzige, das zählt. Energien darauf zu verschwenden, warum etwas nicht funktionieren kann, halte ich für eine maniristische Diskusion. Produktiver ist, diese in die Konzeption und ins Prototyping zu stecken.
Nur Mut!
@Mario, ich war nicht verärgert, wollte nur klarstellen.
Vielleicht ist meine Einstellung zu liberal, um bei einem solchen Thema überhaupt mitreden zu dürfen. Es würde mir widerstreben mir das, was ich lese, sehe, höre, durch eine “Vorauswahl” einschränken zu lassen. Richtig ist, daß ich dadurch womöglich das eine oder andere Thema verpasse. Doch über kurz oder lang kommen sie alle bei mir an. Das bedeutet auch, daß die ganze Wichtigkeit und vor allem Dringlichkeit, die wir Themen zumessen, imaginär ist. Wenn ich mir alleine den iMurks- Hype der letzten Wochen ansehe, bestätigt mich das wieder, da fragt man sich doch: “kann das Ding auch telefonieren?” Menschen, die für sich in Anspruch nehmen, erwachsen und intelligent zu sein, flippen wegen so etwas völlig aus?
Wir haben ja viele solcher Aggregierungsversuche erlebt, eins der neuesten ist Rivva, mit einer pfiffigen Idee gestartet, erstickt es jetzt an den belanglosen Meldungen derer, die das System nutzen, um es zu unterwandern. So etwas meine ich mit Nivellierung nach unten. Vielleicht ist es ja eine Glaubensfrage und Cem hat Recht, wenn er sagt, einfach probieren. Doch damit ist weiterhin die Frage nicht geklärt, ob sich jemand mit genügend Geld und entsprechend langem Atem findet, um die vom Don porstulierten Vorgaben umzusetzen. Daran zweifle ich.
Das Problem ist doch hier ein ähnliches, wie in der IT- Branche. Es gibt ein paar gute Köpfe, die haben gute Jobs und denen muss man schon einiges bieten, wenn sie einen solchen Job aufgeben sollen, um ein Risiko der hier besprochenen Art einzugehen. Und die anderen? Da sind wir wieder beim Mittelmaß – und damit dem Scheitern des Projekts.
Ich glaube einfach nicht daran.
P.S. Ein anderes Beispiel, daß zunächst erfolgversprechend war (allerdings hatte ich Michael Mayer damals gleich das Scheitern vorausgesagt, als er sich von der Netzeitung abgenabelt hat), war die Readers Edition. Das hätte, lege ich Dons Kriterien zu Grunde, was werden können. Da jedoch am Anfang nicht “geklotzt”, sondern gekleckert wurde, verkam das Projekt zu einer Spielwiese für politische, religiöse, geophysikalische Gesundbeter, Schleichwerbungskontaminierten Content und Fanmeile extremen Musikgeschmacks.
Das war schade, aber vorhersehbar.
@21:
Du schriebst:
“verkam das Projekt zu einer Spielwiese für politische, religiöse, geophysikalische Gesundbeter, Schleichwerbungskontaminierten Content und Fanmeile extremen Musikgeschmacks”
Wie hätte es denn ausgesehen, wenn sich deine Vorstellung realisiert hätte?
Ich frage nämlich deshalb, weil ich bislang nur Kritiken gelesen habe, in deren Masse ich aber keine konstruktiven Ansätze erkennen kann, wie man(n) es besser machen könnte.
Bei de rReaders Edition war doch das Grundproblem, dass man guten Content für lau haben wollte. So kann das einfach nichts werden.
Weltenweiser: Was ist deiner Meinung nach “guter Content”?
@22, soll ich jetzt der Readers Edition Tips geben, wie man ein solches Unternehmen führt? Bei entsprechendem Honorar bin ich gern dazu bereit.
Soll die Frage sich jedoch auf das hier diskutierte Thema beziehen, möchte ich nicht gerne den Don wiederholen, er hat es doch klar und deutlich gesagt?
@25: “Soll die Frage sich jedoch auf das hier diskutierte Thema beziehen, möchte ich nicht gerne den Don wiederholen, er hat es doch klar und deutlich gesagt? ”
Womit ich wohl ins Schwarze getroffen habe, denn ist ungemein einfach, zu kritisieren und zu mäkeln, aber einfach mal sagen, wie es gehen könnte… tja ja… dann stehen schon die Euro-Zeichen in den Augen!
Sorry, Don weiß, dass ich nun wirklich keine Freundin von vermarkteten Blogs bin und dass ich das AAL mehr als meschugge finde. Ich habe aber ein Problem damit, dass immer nur kritisiert und herumgemäkelt wird anstatt auch mal konstruktiv zu agieren, so nach dem Motto: “Ich glaub, ich weiß, wie’s geht, also mache ich es besser! Ansonsten halte ich mich zurück.”
Werte Dame, Sie bringen noch nicht einmal die Höflichkeit auf, mich mit Namen anzureden, verlangen aber gleichzeitig hier von mir ein Geschäftsidee- Coaching?
Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst.
Ich habe ja oben schon geschrieben, daß ich die ganze Portal- Idee für Unsinn halte.
Wenn sich trotzdem jemand daran versuchen will, bitte. Aber warum sollte ich mir Gedanken über eine Sache machen, die ich für überflüssig halte?
@27:
ad 1: mir ist dein Nickname zu schwierig gewählt, um ihn korrekt zu schreiben.
ad 2: Ich zitiere dich mal selbst (s. #25): “Bei entsprechendem Honorar bin ich gern dazu bereit.”
Und genau sowas meine ich mit meinem Beitrag unter #26.
Kurz zur Erläuterung:
Ich nahm als Referentin auf einem Blogseminar in Linz (Austria) teil, bei dem u.a. Knallgrau und einige weitere Bloggergrößen vertreten waren. Viele der Anwesenden und auch Fachdozenten waren schon damals (vor wenigen Jahren) der festen Überzeugung, dass irgendwann das Marketing die Bloggerwelt beherrschen würde, das in Blogs das ultimative Instrument für eine ausgefeilte Werbung stecken würde.
Ich war die einzige (!!!!) im Saal, die warnend den Finger hob und auf die damit verbundenen Gefahren von (gekaufter) Werbung in Blogs hinwies, und dies nicht zur Freude mancher Teilnehmer. Blogportale wurden damals noch nicht angesprochen, aber die Anwesenheit von Knallgrau reichte ja schon, ansatzweise die Tendenz zu erkennen.
Da stand ein kleines Jüngelchen vor uns und versuchte uns, sein Marketingkonzept zu verkaufen… was in mir nur ein müdes Kopfschütteln hervorrief. Spätestens da war Knallgrau für mich perdu und inakzeptabel, was dazu führte, dass ich Knallgrau-Blogs auf “ignore” setzte.
Mein Ruf damals wurde aber nicht gehört, er war vielleicht damals einfach zu visionär und vielleicht auch zu “negativ”, versuchte ich doch manchen Geldgeiern die Euro-Zeichen aus den Augen zu reißen.
Also weiß ich sehr wohl, von was ich spreche. Zumal ich mich dann doch sukzessive anstrengte, auf keinen Fall zur Blog-Elite zu gehören. Und dieses Ziel habe ich, wie ich inzwischen glaube, erfolgreich erreicht.
“… mir ist dein Nickname zu schwierig gewählt, um ihn korrekt zu schreiben.”
Wie wär’s mit copy & paste?
Hüstel und duck.
Ja ja.. ist mir eben auch eingefallen… ;)
Aber ich versuche es jetzt mal mit dem Spruch: “Der Kürze halber!” ;)
@28 Es tut mir leid, ich heiße nun mal so – und da es Ihnen zu schwierig ist, meinen Namen korrekt zu kopieren, werden Sie sicher Verständnis haben, wenn ich sage, derart elliptische Dialoge sind mir zu anstrengend. Guten Abend.
Interessante Diskussion – vielleicht kommt dazu ja in einigen Wochen ein Lösungsansatz aus der Schweiz. Allerdings wird er nur Teile der hier offensichtlich werdenden Bedürfnisse berücksichtigen, weil er auch andere Ziele verfolgt. Am Anfang dafür stehen die folgenden Erkenntnisse:
– Blogger sind Individualisten – und daran darf man auch bei einem Portal nicht rütteln
– Neue Blogs zu Themenbereichen generieren oder neue Beiträge dazu verfassen lassen, zieht diesen Individualisten die Energie aus ihren eigenen Blogs und Auftritten
– Blosse Aggregation zerschlägt auf Dauer jedes Niveau
– Redigieren erfordert Mut und macht böses Blut, ist aber unerlässlich, mag es noch so viel Diskussion auslösen
– Das Portal muss nicht von den Bloggern bestmmt werden – sondern von den Lesern
– es muss so übersichtlich daher kommen, dass es wie ein Buch gelesen werden kann (nicht wie diese ins Kraut schiessenden wordgepressten Magazin-Formate, die schön aussehen und von jedem Text ablenken, Zeitungen suggerieren und damit ein Versprechen machen, das sie nicht einlösen können
– Die Macher sind Idealisten mit Liebe am Schreiben und Lesen, und Realisten bezüglich Geldverdienen: Null komma Null Erwartung
– Das Resultat darf nicht nur für Blogger interessant sein
– Der Prozess ist fliessend und lässt sich selber Zeit
– Die Ãœberlegungen zur Entwicklung des Projekts sind ab Zeitpunkt online-Start transparent und öffentlich diskutierbar
– das Themenspektrum ist offen, die Auswahl orientiert sich allein an Normen der Lesbarkeit
– wer bestimmte Informationen sucht, der googelt – wer lesen will mit Lust, hat bald ein neues Lesezeichen
“- Blogger sind Individualisten …
– Neue Blogs zu Themenbereichen generieren oder neue Beiträge dazu verfassen lassen, zieht diesen Individualisten die Energie aus ihren eigenen Blogs und Auftritten
– Das Portal muss nicht von den Bloggern bestmmt werden – sondern von den Lesern
– Die Macher sind Idealisten mit Liebe am Schreiben und Lesen, und Realisten bezüglich Geldverdienen: Null komma Null Erwartung”
Bitte nicht persönlich nehmen aber wenn man derart unrealistische Erwartungen hat, dann muß man sich nicht wundern, wenn es mit der kulturellen Machtübernahme durch Blogs ;-) noch ein bißchen dauert.
Der Beitrag ist so voller Widersprüche und blauäugiger “confessio blogostana”, daß die Diskussion schwer fehlt.
Natürlich wollen Blogger Geld&Ruhm,sonst würden sie ja nicht schreiben. :-))
Und wenn (s. Leser) das Veröffentlichen der 1.345-ten antineoliberalen Philippika, des trillionsten studivz-bashings und der gotteszahl-häufigen selbstreferentiellen Selbstreferentialität weder von Lesern, noch von “den Medien” (die offenbar keinen Bockhaben, Bloggern ein hübsches Redakteursgehalt zu überweisen) finanziell gewürdigt wird, bleibt irgendwann nur noch das finanziell vergütete happymeal-Bloggen,d.h. das als “Produkttest” verkleisterte Blog-Marketing.
@XiongShui
Du schreibst, du kannst dir nicht vorstellen, wozu ein solches Portal überhaupt gebraucht wird. Ich finde Blogportale und vor allem Blogarchive ungemein wichtig, weil Blogportale in gewisser Weise das Rückgrat der Blogosphäre sind beim Aufbau einer anderen Nachrichtenlandschaft.
Blogportale können den verlogenen Massenmedien die Doorway-Funktion wegzunehmen und das Agenda-Setting für die Massenmedien schwieiger zu machen.
Ein einzelnes Blog kann das mangels Masse nicht.
Ein Blogportal zu betreiben, bedeutet in etwa, wie dass jedermann Chefredakteuer sein kann und die Nachrichten so setzen kann, wie er das für richtig hält. Gäbe es viele verschiedene solche Nachrichtenportale, so könnten die Leser sich letztlich aussuchen, welche Chefredakteure sie gut finden.
Eine zweite wichtige Funktion ist die Archiv-Funktion. Wer eine Weile im Netz unterwegs ist, macht oft die Erfahrung, dass kritische Blogs und Blogbeiträge oft schnell wieder verschwinden. Archive.org kommt leider viel zu selten zur Archivierung vorbei. Mit einem Blogportal könne man, wenn die Blogger mitmachen, und das urheberrechtlich erlauben, eine Art Archivdienst für Blogs aufbauen.
Ein kritisches Blogportal aufzubauen ist natürlich schwierig, denn wer auch immer das betreibt, kann für alle Beiträge, die da verbreitet werden, juristisch angegangen werden.
Mit dem Parteibuch Ticker versuchen wir derzeit – gehostet in Malaysia – ein kritisches Blogportal und Blogarchiv aufzubauen. Wir freuen uns übrigens über jegliche “Konkurrenz”. Jeder ist eingeladen, sich unser gesamtes Archiv (derzeit etwa 24.000 Blogbeiträge) zu kopieren, die ihm gefallenden Nachrichten und Feeds, selbst so zu filtern und zu präsentieren, wie ihm das gefällt.
Ich halte es nicht für opportun, Dinge ständig zu wiederholen, dadurch werden sie nicht wahrer. Doch da ich direkt angesprochen wurde: Weg vom Zaun! Im übrigen habe ich einige Artikel zu diesem Thema auf meinem Blog “Blogsphäre”.
Und was das Thema Urheberrecht anlangt: Dieses ist unwiderruflich an den Autor gebunden, man kann allenfalls ein Verwertungsrecht einräumen. Das hängt auch mit der Haftungsfrage zusammen. Mit der Unveräußerlichkeit des Urheberrechts sollte auch die Nichtvererbbarkeit der Haftung geklärt sein. Warum das noch kein Jurist aufgegriffen hat, ist mir ein Rätsel.