Hehre Wissenschaft und fiese Vermarktung
Ich bedaure das so materialistisch sagen zu müssen, aber meinen Respekt hat “Scienceblogs”, eine Ansammlung von Wissenschaftsblogs vor allem in den USA mit deutschem Ableger, in dem Moment verloren, da ich hörte, was man dort für seine Arbeit bekommt: Den Gegenwert eines guten Abendessens. Pro Monat. Mitbezahlt und finanziert von einem der reichsten Medienkonzerne Deutschlands, Burda. Niemand muss meine Vorstellung von Selbstachtung haben, aber meine bayerische Antwort wäre auf diesen Akt der Vollverarschung:
Ins Gsicht g’****.
Weil ich einen Stolz habe. Weil ich entweder ordentlich bezahlt werden will, oder ganz darauf verzichte. Weil ich es unmöglich finde, sich auf der einen Seite als Wohltäter der Forschung zu präsentieren, und auf der anderen Seite den Beteiligten zu vermitteln, dass ihre Arbeit nicht mehr als ein Mittagessen wert ist. Mäzenatentum scheint seit dem Mittelalter ziemlich auf den Hund gekommen zu sein.
Wobei ich mich inzwischen auch frage, ob der Plan hinter der Idee nicht ein anderer ist: Der Aufbau einer Plattform, der man glaubt vertrauen zu können (idealistische Blogger schreiben über den Stand der Forschung), um dann diese Glaubwürdigkeit an Konzerne verschachern zu können. Wie etwa durch ein nicht besonders gekennzeichnetes Werbeblog von Fettmacher-Pepsi, in dem über firmenkonforme Erkenntnisse der Ernährungsforschung berichtet wird. Was kommt als nächstes? Ein Blog der Atomlobby über die Unschädlichkeit von Atommüll?
Inzwischen ist Scienceblogs mit einem windelweichen Statement zurückgerudert, denn es ginge ja nur darum, Firmen als Träger von Forschung miteinzubeziehen.
Trotzdem frage ich mich, warum in der Situation niemand auf die Idee kommt, Burda einfach in den Wissenschaftssack zu greifen und die besseren Scienceblogger rauszukaufen. Soll er doch schauen, wie er mit der dritten Reihe der X0-Euro-Blogger weiterhin seine billigen Geschäfte macht.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Ach? Das ist ja interessant. Auf dem englischsprachigen ScienceBlogs-Netzwerk werden die Bloggerinnen und Blogger meines Wissens an den Werbeeinnahmen beteiligt.
Welche Werbeeinnahmen? Und reichen sie für einen Burger, oder nur für eine Pepsi?
Hm okay.
Wissenschaftler können ihre Tätigkeit nur aufgrund grosszügiger Unterstützung durch die steuerzahlende Öffentlichkeit ausüben. Insofern finde ich erfreulich, dass es Wissenschaftler gibt, die von sich aus bloggen und keinen direkten materiellen Anreiz benötigen – ist im Übrigen ja freiwillig …
Lieber Don,
ich finde es einerseits ja ganz amüsant, wie Du Dich an meiner Aussage von letztem Jahr reibst. Andererseits fände ich es deutlich besser, wenn Deine Statements in Bezug auf ScienceBlogs weniger pauschal wären. Du bringst nämlich einige Dinge ziemlich durcheinander.
Für alle, die es genauer wissen wollen:
1. Es stimmt, daß ich vergangenes Jahr im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung mit Don genau diese Andeutung mit dem Honorar im Gegenwert eines (guten!) Abendessens gemacht habe. Ich wurde damals nach der Motivation unserer Blogger gefragt. Und ich habe schlicht und einfach wahrheitsgemäß geantwortet, daß kein einziger bei uns wg. des Honorars schreibt.
2. Kurz zur Höhe des Honorars: es variiert bei uns (und bei den US-Kollegen wird das genauso gehandhabt) in Abhängigkeit von den Seitenzugriffen, die der einzelne Blogger erzielt. Das fängt an bei besagtem Abendessen (für zwei Personen in einem gehobenen Lokal) und reicht bis zu Summen, dank derer man sich eine hübsche Urlaubsreise leisten kann.
3. Aber, wie gesagt: es steckt bei keinem unserer Autoren ein monetäres Motiv vor. Allerdings (habe ich mir sagen lassen) gibt es auch andere Formen der Gratifikation, der Wertschätzung, des Respekts, des Profits. Das soll jetzt nicht heißen, daß ich persönlich nicht gerne ein anständiges, aufwandsgerechtes Honorar an die Autoren ausschütten würde. Allein liegt es nicht in meiner Hand darüber zu befinden. Ich wehre mich allerdings dagegen, wenn der “Wert” der Arbeit unserer Blogger in Frage gestellt wird, weil sie u.U. nur minimal bezahlt wird.
4. Was mir aber wichtiger ist, als diese leidige Honorarfrage – Du schreibst in Deinem Artikel über die Glaubwürdigkeit, die verschachert wurde und über das PR-Blog für einen Brausehersteller. Möglicherweise liegen Du und ich mit unserer Einschätzung in dieser Sache gar nicht so weit auseinander.
Aber: Ich lege persönlich großen Wert darauf, daß dieses Blog in den USA bei ScienceBlogs.com starten sollte! Damit hat ScienceBlogs in Deutschland nicht das Geringste zu tun. Weder die deutschen Blogger, noch ich (als Redakteur für SB.de) wußten von diesem Blog. Insofern würde es mich freuen, wenn zur Kenntnis genommen würde, daß die Blogportale SB.com und SB.de zwar zur selben Familie gehören, aber doch organisatorisch/inhaltlich nichts miteinander zu tun haben.
Das hat einfach auch damit zu tun, daß ich mich für vermeintliche Fehler der US-Kollegen nicht entschuldigen mag.
“Wissenschaftler können ihre Tätigkeit nur aufgrund grosszügiger Unterstützung durch die steuerzahlende Öffentlichkeit ausüben.”
So, danke, jetzt hab ich wieder ein schlechtes Gewissen. Ich muss jetzt irgendwo einen Fuss eines Steuerzahlers suchen und küssen damit ich mit mir wieder im reinen bin.
Ich würde es gern nochmal genauer wissen.
Also, nach meinen Informnationen geht es bei SB mit 70 Euro los, und hoch bis angeblich 300 pro Monat. Du kannst mich gerne korrigieren, ich gebe zu, dass die Zahlen nicht mehr taufrisch sind.
Anerkennung, Leser, Repräsentation etc. bekomme ich auch bei der FAZ und jeder Journalist bekommt das auch bei Burda, und trotzdem muss sich keiner solche Nichtlöhne gefallen lassen. Mag ja sein, dass es manchen egal ist – für andere ist es schlicht und einfach Dumping.
Burda hält eine nicht kleine Minderheitsbeteiligung an Scienceblogs in den USA, und war bislang, was man so hört, der wichtigste Geldgeber für den laufenden Betrieb, in Deutschland sowieso und in den USA massgeblich auch. Und nachdem Burda in den USA mit drinsteckt, kan man schlecht sagen, dass es eine Sache irgendwelcher Amerikaner ist, die die Deutschen nichts angeht.
Es gibt eine Alternative mit Professoren-Blogs, in denen ich gern stöbere, obwohl ich bezweifle, dass finanziell dort mehr herumkommt: wehwehweh.wissenslogs.de/
„Burda hält eine nicht kleine Minderheitsbeteiligung an Scienceblogs in den USA?“ Ach. Das wird ja immer interessanter! Und Marcs in seinen Kommentaren zu meinem Werbeblogger-Eintrag geäußertes Unverständnis, weshalb ich alte Vorfälle im deutschen mit neuen Vorfällen im englischen Sb-Netzwerk in Zusammenhang bringe, auch.
@Don:
Ich kann und will nur für den Bereich sprechen, für den ich die Verantwortung trage. Und das ist der Betrieb von ScienceBlogs in Deutschland (mit Beteiligungen, die auf Konzernseite getätigt wurden, haben die Autoren und ich nichts zu tun).
Zu den Honoraren: die sind (wie gesagt) von den Klickzahlen abhängig. Es gibt keine Deckelung nach oben und die von Dir genannten Werte treffen insofern nicht zu. Es sind für die fleißigen Blogger deutlich höhere Summen drin, als Du sie nennst. In den USA übrigens im höheren vierstelligen Bereich pro Monat. (Wobei ich Dir in dem Punkt nicht widersprechen möchte. Gemessen an den üblichen Honoraren, wie man sie im Journalismus erzielen kann, sind das evtl. nur ‘lousy pennies’).
@J. Martin:
Ach herrje. Es ist doch kein Geheimnis, daß es (im Hintergrund) geschäftliche Beziehungen zwischen dem Haus Burda und Seed Media in den USA gibt.
Allerdings dürft Ihr mir schon glauben, daß wir hier in Deutschland unser Ding machen und die Kollegen in USA ihre Plattform betreiben. Ich habe von dem Pepsi-Kooperationsblog ebenfalls erst vorgestern erfahren, als das Ding online war. Das sollte doch als plausibles Argument dafür genügen, daß die deutsche ScienceBlogs-Variante mit der Geschichte nicht wirklich viel zu tun hat (i.S. von verantwortlich sein etc.).
Und ja, ich halte die Konstruktion von einem Zusammenhang zwischen diesem aktuellen Fall bei SB.com (in der ein großer Industriekonzern bloggen sollte) und der Tatsache, daß im November 2008 ein Autor von uns Blödsinn geschrieben hat und wir uns daraufhin von diesem getrennt haben, für an den Haaren herbeigezogen. Das gehört in die Kategorie Äpfel und Birnen.
@Martin: Die steuerzahlende Öffentlichkeit kann viele, wenn nicht alle, ihrer Tätigkeiten, zum Beispiel sich in diesem Internet blamieren, nur auf Grund großzügiger Unterstützung von Wissenschaftlern ausüben.
@Thema: Firmen haben per Definition genau ein Interesse, das Selbstinteresse. Damit erübrigt sich ihre Trägerschaft jeglicher unabhängiger Forschung und auch das Statement von Scienceblogs. Insgesamt halte ich diesen (gefühlt?) immer stärkeren Drang von Unternehmen über Stiftungen, eigene oder mitfinanzierte Hochschulen/Lehrstühle, Institute und einen Ratenschwanz an PRlern und gekauften Journalisten Begriffe zu besetzen und Diskurse in ihrem Sinn zu prägen für gesellschaftlich hochproblematisch.
Es stellt sich die Frage ob es auf Dauer reicht wenn ein paar Einzelne (die blogbar, weissgarnix, stationäre aufnahme) das punktuell entlarven und aufdecken, wenn man sich anschaut wie auf der Gegenseite ganze Kohorten von gut bezahlten und zufriedenen Mulis Bullshit produzieren und unter die Leute bringen. iPhone schwingende Berliner sind da lediglich Randphänomen.
Ok, dann mal Butter an die Fische: Was verdient der beste Scienceblogger bei Euch im Jahr? Dass er mehr verdienen kann, ist klar, aber jetzt mal realistisch: Unter 4000 sagt meine Quelle. Stimmt das?
Dass Scienceblogs in Deutschland als unteres Ende der Hierarchie nichts mitzureden hat: Klar. Aber es ist doch naiv anzunehmen, dass eine Firma eine derartige Entscheidung im Geschäftsmodell trifft, ohne dass man bei Burda davon nichts erfährt. Klar, die Leute an der Front sind die letzten, die es hören. Aber gerade deshalb ist es ja ein Problem.
Majo, wenn ich das richtig verstehe, war das bei Scienceblogs so oder so wegend es schweirigen Werbeumfeldes eine Vewrzweiflungstat. Blöd, wenn es zu einem Zeitpunkz kommt, da man mit grossen, wissenschaftlichen Organisationen weitermachen will. Klar gibt es Mietmäuler, aber ob es sich lohnt, ist eine andere Frage. Für Pepsi war es ein teurer Spass.
@Marc: Gerade diese “Geschäftsbeziehungen im Hintergrund” sind es doch, die die Überlegung nahelegen, ein “erfolgreiches Modell aus den USA” nach Deutschland zu übertragen. Kann sein, dass scienceblogs.de nicht um Mitsprache gefragt wird was auf scienceblogs.com so passiert, aber betroffen seid ihr deshalb natürlich trotzdem.
(Sorry für den Doppelpost.)
@Don:
Du hattest schon bessere Quellen. Nur soviel: es sind deutlich höhere Summen möglich und werden auch erzielt. Alles andere, was ich dazu sagen will und kann, habe ich in den anderen Kommentaren schon gesagt.
Das ist aber weder kooperativ noch besonders offen. Wir wissen doch beide, dass es um Freistetter geht: Muss ich jetzt wirklich erst sein Umfeld anmailen und mich da durchfragen, oder kann ich da nicht einfach eine Bestätigung haben? Und wo ist das Problem, offen darüber zu reden, was Scienceblogs zahlt? Dass Glam jetzt nicht Werbemilliarden rüberschaufelt, ist doch offensichtlich.
@Don:
Du vertrittst den Standpunkt, daß Autoren bei ScienceBlogs erbärmlich schlechte Honorare erhalten. Ich stimme Dir insofern zu, daß die Bezahlung unbestritten sehr bescheiden ist. Weise aber (ebenso wahrheitsgemäß) darauf hin, daß unsere Autoren allesamt nicht des Honorars wegen schreiben. Die würden genauso bloggen, wenn doppelt soviel jeden Monat auf ihrem Konto landen würde und genauso viel, wenn es die Hälfte wäre. Ich kann doch auch nix dafür, daß die Autoren so ‘ticken’.
Ich persönlich habe das Honorarmodell weder festgelegt, noch halte ich es für der Weisheit letzen Schluß. Aber Du wirst wohl kaum erwarten, daß ich Dir jetzt Honorarlisten durchfaxe. Ich hab geschrieben, daß es nach oben keine Deckelung gibt und daß die von Dir genannten Summen durchaus übertroffen werden. Alles andere ist doch wirklich nicht wesentlich.
Najs, in den USA sieht man ja, dass die guten Leute jetzt Alternativen suchen. Ich weiss nicht, ob das in Deutschland nicht auch so wäre, wenn es solche Angebote gäbe. Aber wenn sie es für die Hälfte täten, würde ich das mal dem Reichart sagen – da könnte man viel Geld sparen, ocder eben, die Hälfte von sehr wenig. Wenn ich die Nichtauslastung mit Werbung sehe, verstehe ich einfach n icht, wo denn die Beteiligung an was sein soll.
Abgeshen davon sind ja auch schon manche wieder weg – die, die jetzt noch da engagiert sind, sind die, die geblieben sind.
Einerseits sind hohe Summen ohne Deckelung drin, andererseits ist die Bezahlung unbestritten sehr bescheiden. Was soll denn das Rumgeeiere?
Also, die Einnahmen aus den Klicks werden meiner Einschätzung nach ziemlich erbärmlich sein. Warum die Leute dann da bloggen, kann man nur mutmaßen. Zu doof, in fünf Minuten ein eigenes Blog aufzusetzen? Wahrscheinlich versprechen sie sich von ihrer Präsenz auf der Plattform, einen guten Ruf aufzubauen. Währenddessen unterstützen sie als steuersubventionierte Wissenschaftler mit ihrer Bloggerei das Lohndumping und sorgen indirekt dafür, dass auch andere Blogger nicht mehr verdienen werden. Man kann ja immer auf die marktüblichen Gehälter verweisen, nicht wahr?
ich hab ueber das Pepsico “Blog”
zum ersten mal beim amerikanischen
PZ Myers gelesen
scienceblogs.com/pharyngula/2010/07/say_hello_topepsico_wtf.php
und seine Meinung dazu war ziemlich deutlich:
“They aren’t going to be doing any scienceblogging — this is straight-up commercial propaganda. You won’t be seeing much criticism of Pepsico corporate policies, or the bad nutritional habits spread by cheap fast food, or even any behind-the-scenes stories about the lives of Pepsico employees that paints a picture of the place as anything less than Edenesque. Do you think any of the ‘bloggers’ will express any controversial opinions that might annoy any potential customers?
There won’t be a scrap of honest opinion expressed over there that isn’t filtered and vetted by cautious editors before making it online, and it will all toe the Pepsi line. It’s going to be boring. It’s going to blur the line between blog content and advertising. It’s going to be bloodless dull blogging that will diminish the Scienceblogs brand.”
und nach dem folgenden “SHitstorm”
in Form von Beitraegen und Rants anderer prominenter Blogger
und Leser hat scienceblogs
das Blog wieder geschlossen.
(mit einer Erklaerung, die wirklich sehr zu wuenschen uebrig laesst!)
So dachte ich zumindest, dass
der Protest innerhalb scienceblogs ursaechlich war, oder hab ich da irgendwas nicht mitbekommen oder falsch verstanden ?
ich schaetze scienceblogs
jedenfalls weiterhin als interessante und kurzweilige Wissenschaftsquelle, die Qualitaet der Beitraege ist natuerlich wie ueberall von den einzelnen Autoren abhaengig und nicht ueberall gleich, aber einen Rufschaden hat scienceblogs fuer mich nicht erlitten.
Schliesslich haben die meisten Blogs, die ich lese, sich deutlich von Pepsico distanziert und dessen Rausruf gefordert !
Seed Media Group CEO Adam Bly, Verfasser des berühmt-berüchtigten After-the-Fact-Rundbriefs zum PepsiCo-Blog, hat heute sein eigenes Blog auf ScienceBlogs eröffnet. In seinen ersten drei Beiträgen steht nichts von Belang, aber eine Reihe wohlfeiler Kommentare könnte sicherlich dafür sorgen, daß das nicht so bleibt.
Der Brief:
http://www.guardian.co.uk/science/2010/jul/07/scienceblogs-blogging-pepsi-bly-letter
Das Blog:
http://scienceblogs.com/scienceisculture/
Ach Sekunde, da war noch was …
@Marc Ich sehe genügend Parallelen, aber darüber schrieb ich bereits ausführlicher in unserer Werbeblogger-Diskussion. Und wenn es um die von mir gemeinten prinzipiell zugrundeliegenden Sachverhalte geht, sind Äpfel und Birnen genau das, was sie sein sollen, nämlich Obst.
Außerdem, wenn ich sage, „das wird ja immer interessanter“, dann meine ich damit sicher nicht, daß ich das für ein Geheimnis hielt oder gar finstere Verwicklungen Deinerseits bzw. der deutchen Sb-Redaktion darin vermute. Ich meine damit lediglich, daß ich weder etwas davon wußte noch überhaupt wußte, daß es da etwas zu wissen gibt — und was das Interessante daran ist, hat Don schon hinreichend beschrieben.
Ich find’ die Vorwürfe an das deutsche Scienceblogs.de wegen eines Fehlers, den ein ganz anderes “Scienceblogs.com” in den USA zwar gemacht aber auch sofort mittels Selbstreinigung korrigiert hat, übertrieben.
Dass sich die ganz anderen Autoren des ganz anderen deutschen Scienceblogs dafür entschuldigen (sollen), ist unüblich bis absurd. Und wieviel die Schreiber dort verdienen, geht doch niemanden etwas an.
[…] Internet: Hehre Wissenschaft und fiese Vermarktung…Blogbar […]
Wie lange arbeitet denn so ein Scienceblogger an seinen monatlichen Beiträge? Bei den o.g. Tarifen sollten das, wenn man ehrlich zu sich selbst ist, nur wenige Stunden sein.
Ich vermute, dass diese Diskussion, die finanzielle Vergütung als wichtigstes Kriterium anführt, bei Wissenschaftlern Reaktionen zwischen Seufzen und Kopfschütteln provozieren würde. Erstens wird niemand Wissenschaftler, weil dort dickes Geld, schicke Autos und flotte Miezen auf ihn/sie warten. Zweitens ist man in der Community daran gewöhnt, von Verlagen etc. finanziell ausgebeutet zu werden. Das funktioniert deswegen, weil die eine viel wichtigere Art der Vergütung ermöglichen: Reputation. Das ist die wichtigste Währung für die wissenschaftliche Karriere.
“Sciencebloggen” hat einen hohen Wert für das “Networking” innerhalb der Community und wird vermutlich von vielen eher als Konversation als das Herstellen eines zu bezahlenden “Blog-Produkts” verstanden. Das Beste, was einem passieren kann, ist ein Vertrag für ein eher öffentlichkeitsorientiertes Buch.
Wäre schön, wenn man mehr Geld dafür bekäme. Wissenschaftler sind meist schlecht im Verkaufen, weswegen sie diesen Aspekt bislang an die Privatwirtschaft outgesourct haben. Im Zuge der “Informationsgesellschaft” wandelt sich dies allerdings allmählich.
Ich werfe mal
http://www.science blogs.de/kommunikation-der-zukunft/
in die Runde… . Hat Vodafone die Bezahlung so schnell wieder eingestellt?
Ich frage mich gerade, was hier im Blog wohl stehen würde, wenn jemand anderes in einem vergleichbaren Beitrag die Wahrheit derart dreist verdrehen würde wie Don Alphonso das hier gerade tut. Sommerloch? Nix besseres zum drüber aufregen?
Scienceblogs.de und scienceblogs.com haben abgesehen vom Namen nicht viel miteinander zu tun.
Wo verdrehe ich denn die Wahrheit? Büurde hat sich für einen einstelligen Millionenbetrag bei Scienceblogs.com eingekauft und organisiert quasi im Lizenzbetrieb mit einer eigenen Verwaltung die deutsche Seite. Trotzdem invisterien die sicher nicht in eine Firma, und dann ist es ihnen egal, was daraus wird. “Nicht viel” ist eine grotesk dumme Au”ssage für einen “Autor”, der anderen die Verdrehung von Wahrheit” (Sprache 6, setzen) vorwirft. Ich lege hier Wert auf ein gewisses Minimum an Intelligenz, Freundchen, also mach Dich mit Deinen Unterstellungen vom Acker, oder ich trete Dich raus.
Den Link zu Deinem Blog habe ich editiert, Egowerbung auf so einem Niveau geht hier auch nicht. Kapiert?
Vielleicht geht es den Wissenschaftsbloggern auch gar nicht um Kohle, sondern um den Spaß an dem, was sie da tun und dessen Kommunikation. Netzwerken, Dialoge mit anderen Wissenshaftlern, womöglich auch eine Ausbildung von Expertisen…da es solche Blogformate noch nicht so lange gibt, muss man erstmal ausloten, wohin die Reise geht. Da direkt mit der Kohle-Frage zu kommen und dann noch scienceblogs.de und -.com zu verwechseln ist eher suboptimal.
Hallo Don,
“und die besseren Scienceblogger rauszukaufen.”
Die Idee hat einen Fehler:
Das kostet ja Geld!!!
Für Wissenschaft zahlt leider nicht nur ein Herr Burda nicht viel.
Spektrum der Wissenschaft zahlt für Fachartikel auch grad mal 100 € die Druckseite!
Und ja, Wissenschaftler sind gewohnt, alles für lau zu machen. Sie haben ja ihr Gehalt.
Die Masche, Für Ruhm” zu schreiben, klappt in diesem Bereich ganz besonders.
Deshalb schreiben dort ja auch Wissenschaftler und keine Wissenschaftsjournalisten.
[…] Don Alphonso beschäftigt sich in seinem Blogeintrag „Hehre Wissenschaft und fiese Vermarktung“ mit der Frage der Bezahlung für Blogbeiträge nicht nur im wissenschaftlichen Bereich, und im dazugehörigen Kommentarstrang dreht sich vieles um die Frage, wo verlegerische Politik und Einflüsse seitens Burda Medien mit ihrer Beteiligung an den englischsprachigen ScienceBlogs beginnen und wo sie enden. […]
[…] Zum Stand der Diskussion: Hier die Beiträge zum Thema “ScienceBlogs†auf dem Werbeblogger, auf Don Alphonsos Blogbar und auf between drafts. […]
[…] Zum Stand der Diskussion: Hier die Beiträge zum Thema “ScienceBlogs†auf dem Werbeblogger, auf Don Alphonsos Blogbar und auf between drafts. […]
Sie schreiben aus Spaß. Dabei scheint es sie nicht zu jucken, dass der profitorientierte Plattformbetreiber mit ihrem Ruf und ihren Inhalten Geld verdient. Für dieses Thema scheinen Wissenschaftler einfach nicht sensibilisiert. Wie schon gesagt, sie haben ja ihre Schäfchen im Trockenen.
Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und sage: Es ist eine Unverschämtheit von den Autoren, für ihre Beiträge *kein* Geld zu verlangen. Denn solange es diese nützlichen Idioten gibt, werden Beschäftigte im Online-Journalismus auch nichts verdienen.
Noch einen drauf: Auf diese Weise geschieht eine Umverteilung von Steuergeldern, mit deren Hilfe sie ihr Wissen erst erlangen konnten, hin zu privatwirtschaftlichen Verlagen.
SPLTNY und andere,
bitte sagt mir ganz schnell, in welchem Märchenland junge Wissenschaftler “ihre Schäfchen im Trockenen” haben – es wird tausende geben, die da ganz schnell hinwollen, damit sie nicht mehr sich, wie in Deutschland und anderswo, von befristeten (meist drittmittelfinanzierten) Stellen zum nächsten Projekt durchhangeln müssen. Auf ‘ner halben Stelle, die sich aber nur mit vollem Stundeneinsatz lohnt.
Das alles ändert nichts daran, dass Science-Bloggen ‘ne Nische ist, die sich nur schwer wie ein FAZ-Blog finanzieren lassen wird. Evtl. schafft es mancher, sich in einen gut bezahlten Blogger-Profi zu verwandeln (wieviele gibt es von denen insgesamt eigentlich?). Dann ist es aber nicht mehr ein bloggender Wissenschaftler, sondern ein wissenschaftlich Bloggender (und der Charme wäre hin). Dazu müsste man vermutlich das Forschen aufgeben – die wenigsten werden das wollen.
Jetzt wollen wir doch mal bei scienceblogs.de mit dem Mythos des bloggenden Wissenschaftlers aufräumen. von den 33 Blogs sind 4 tot. Die grösste Bloggertruppe stellen die Redakteure und Journalisten mit 8 Blogs und einem weiteren Blog der Scienceblogs-Redaktion. Erst dann kommen die Postdocs mit 6 Blogs. 4 Promovierende bloggen, 2 Professoeren, von denen einer auch gerne in Zeitungen veröffentlicht. Der Rest ist bunt, 3 Unternehmer bzw “aus der Wirtschaft”, eine Studentin, ein Lehrer, das Deutsche Museum und ein von L’Oreal gesponsertes Blog zur wissenchaftlichen Betrachtung von “Schönheit”. Auffallend ist auch, dass die Blogger gerne auch ausserhalb ihres Fachgebiets sich zu Wort melden. So gibt es bei scienceblogs keinen Mediziner, Gesundheiotswissenschaftler oder was in die Richtung, aber eine Menge Postings zu Gesundheits- oder Medizinthemen. Da regiert dann das deutsche Ideal vom Universalgelehrten.
Karriueremässig sieht es nicht gut aus im Wissenschaftbetrieb, wie auch im Journalismus. Ich denke für die überwiegende Zahl der dortigen Autoren ist der Wissenschaftjournalismus eine Nische für eine berufliche Perspektive und das Bloggen bei scienceblogs.de den Einstieg bzw. eine Plattform zu Präsentation. Das ist die Motoivation, für kleines Geld Zeit reinzustecken.
Ich habe den Eindruck, dass des scienceblogs.de von dem US-Pendant unterscheidet. Dort sind mehr Blogger aktive Wissenschaftler und weniger Medienleute. Was die Reaktion auf den “Pepsi-Skandal” erklären würde. In Deutschland konnten die Scienceblogs-Autoren die harsche Reaktion ihrer US-Kollegen nicht so recht nachvollziehen. Kein Wunder, denn bei der Frage “Ethik oder Monethik” steht der Fachjournalismus in der Regel auf der Seite, die besser zahlt.
@SPLTNY
“Noch einen drauf: Auf diese Weise geschieht eine Umverteilung von Steuergeldern, mit deren Hilfe sie ihr Wissen erst erlangen konnten, hin zu privatwirtschaftlichen Verlagen.”
Das ist Alltag, nur leider nicht freiwillig. Die Wissenschaftsverlage machen es doch vor:
Wenn man was publizieren will, kann man froh sein, wenn man nicht noch draufzahlt, und wenn man andere Paper lesen will, darf die Uni (oder man selbst) tief in die Tasche greifen, oder sich um eine Sicherheitskopie oder preprint bemühen. Lektorat? Das nennt sich peer review, und zwar für Lau.
Leider wird man aber auch am impact factor gemessen, so dass man nicht voll auf open access oder so setzen kann.
@SPLTNY
Nachtrag: Zu fordern, dass Wissenschaftler für ihr steuerfinanziertes Wissen gefälligst Geld zu verlangen hätten, ist so sinnvoll wie eine gebührenpflichtige Tagesschau-App.
Warum einmal zahlen, wenns auch zweimal geht.
Mit “Schäfchen im Trockenen” meinte ich, dass ja offensichtlich dafür gesorgt ist, dass diese Leute anderweitig ihr Auskommen generieren. Wer würde zusätzlich noch umsonst im Web arbeiten, wenn er so schon nicht weiß, wie er zurechtkommen soll?
Bei der Aufforderung, eine ordentliche Bezahlung für das Bloggen bei einem kommerziellen Unternehmen zu verlangen, ging es mir darum, dass Leute, die freiwillig ohne Bezahlung arbeiten, das allgemeine Gehaltsniveau nach unten drücken.
Natürlich läuft das eigentlich ins Leere, denn es gibt jederzeit einen unendlichen Nachschub an Menschen, die aus verschiendensten Gründen umsonst wertige Inhalte ins Netz stellen. Deshalb wird hier auch nichts verdient.
Mit dem durch die Bloggerei vermittelten Fachwissen die Allgemeinheit beglücken, schön und gut. Nur sollte der wissenschaftliche Autor ja auch zunächst einmal sich selbst finanziell tragen können, denn dazu wurde er ausgebildet.
Und ob hier das ausbeuterische System Schuld hat, dem man sich nicht mehr entziehen kann, oder doch jeder einzelne, der sich ausbeuten lässt eine Mitschuld trägt – das ist die Frage. Bei wissenschaftlichen Printjournalen mag diese Machtlosigkeit seitens der Autoren vorherrschen, im Fall von Publikationen in kommerziellen Wissenschaftsblogs wird hingegen glaube ich noch keiner wirklich gezwungen, dort für lau zu veröffentlichen.
Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass sich viele (Natur-)Wissenschaftler auch freuen, wenn Sie ihr Fachgebiet einmal einer etwas breiteren Öffentlichkeit präsentieren können. Ob man dafür nun etwas Geld bekommt oder nicht spielt da bei vielen einfach keine Rolle.
Mich persönlich nervt es wahnsinnig, wenn Personen des öffentlichen Lebens ständig damit kokettieren, wie schlecht sie in der Schule in Mathe/Physik/Chemie waren. Insofern finde ich es gut, dass es so etwas wie Scienceblogs überhaupt gibt und dass die Autoren dort unabhängig von finanziellen Gründen dieser antinaturwissenschaftlichen Geisteshaltung ein wenig entgegentreten.
[…] Der deutsche ScienceBlogger Florian Freistetter (Astrodicticum Simplex) kann die Aufregung um ein Blog des Pepsi-Konzerns beim US-Netzwerk ScienceBlog.com nicht nachvollziehen: “Klar, PepsiCo ist ein ‘böser’ Riesenkonzern – aber nicht die amerikanische Gesellschaft für Astrologie oder sonst irgendeine Organisation bei der man sofort davon ausgehen kann, dass Unsinn gebloggt werden wird. Ich denke, dass Wissenschaftler in der Industrie genauso interessante Forschung betreiben können wie die Wissenschaftler an den Universitäten. Und Industrie-Forscher sollten meiner Meinung auch bei ScienceBlogs die Möglichkeit haben, über ihre Forschung zu bloggen. Natürlich nur, solange in den Texten kein wissenschaftlicher PR-Unsinn verbreitet wird.” (Beitrag s. Ãœberschriftenlink). Don Alphonso fragt sich, warum angesichts der mickrigen Bezahlung, zu denen die Science Blogger zu bloggen bereit sind, “niemand auf die Idee kommt, Burda einfach in den Wissenschaftssack zu greifen und die besseren Scienceblogger rauszukaufen“. Einen Ãœberblick über die verschiedenen Diskussionsstränge zur Bezahlung wissenschaftlicher Blogbeiträge gibt es bei between drafts. […]
[…] Der deutsche ScienceBlogger Florian Freistetter (Astrodicticum Simplex) kann die Aufregung um ein Blog des Pepsi-Konzerns beim US-Netzwerk ScienceBlog.com nicht nachvollziehen: “Klar, PepsiCo ist ein ‘böser’ Riesenkonzern – aber nicht die amerikanische Gesellschaft für Astrologie oder sonst irgendeine Organisation bei der man sofort davon ausgehen kann, dass Unsinn gebloggt werden wird. Ich denke, dass Wissenschaftler in der Industrie genauso interessante Forschung betreiben können wie die Wissenschaftler an den Universitäten. Und Industrie-Forscher sollten meiner Meinung auch bei ScienceBlogs die Möglichkeit haben, über ihre Forschung zu bloggen. Natürlich nur, solange in den Texten kein wissenschaftlicher PR-Unsinn verbreitet wird.†(Beitrag s. Überschriftenlink). Don Alphonso fragt sich, warum angesichts der mickrigen Bezahlung, zu denen die Science Blogger zu bloggen bereit sind, “niemand auf die Idee kommt, Burda einfach in den Wissenschaftssack zu greifen und die besseren Scienceblogger rauszukaufen“. Einen Überblick über die verschiedenen Diskussionsstränge zur Bezahlung wissenschaftlicher Blogbeiträge gibt es bei between drafts. […]