Plazes, die nicht mehr sind
Vor ein paar Jahren sah man das auf ziemlich vielen Blogs: Kleine Kartenausschnitte, auf denen zu sehen ist, wo sich der Autor gerade aufhält. Das war neu, das war lustig, das kam aus Berlin und hatte den Namen “Plazes”. Nach meiner Beobachtung blieben die Leute irgendwann scheinbar immer am gleichen Ort, und dann verschwand das Widget wieder von den Seiten der damaligen Internetentblössungsvorreiter. Oft gab es ein neues Design, und schwups, war das Widget weg. Heute fällt mir nur noch 1 Blog ein, das überhaupt so eine Funktion hat, und das gehört keinem Blogger und auch keinem Autoren, sondern nur etwas, das man straffrei (!) als Werber bezeichnen kann.
Plazes selbst hat noch eine Website, aber der Dienst, die Idee dahinter hat sich zumindest in Deutschland als weitgehend unspannend erwiesen – auch bei eben jenen Vorreitern, die ihren Aufenthaltsort nicht mehr ins Netz stellen. Von denen hat auch keiner ein Bild seines Wohnhauses auf seiner Seite, mit einem Pfeil zum Durchgang, wo er über den Mülltonnen im 3. Hinterhof wohnt. Vielleicht wäre es angesichts des Startversuchs von Google Street View ja vielleicht mal eine nette Sache zu überlegen, warum das heute von eben jenen Leuten keiner mehr diese Lokalisierungsdienste hat. Dabei sind es Leute, die es vehement darauf anlegen, Google unter dem Schlagwort einer “digitalen Öffentlichkeit” den analen Hintgereingang zu bekriechen. Google nutzt das selbst, um ein öffentliches Interesse an seinem Dienst zu präsentieren. Aber im Kern scheint es mir bei der Sache doch eher um eine totalitäre Ideologie von Wichtigtuern zu handeln, die ihre kranke Vorstekllung´vin Postprivacy allgemein durchgesetzt sehen wollen, denn einen echten Nutzen des Themas Lokalisierung jenseits der Interessen von Google.
Wie man im Übrigen Netzneutralität fordern kann, und gleichzeitig Dienste im Netz haben will, die sich massiv an den Rechten anderer vergreifen, und nur ein paar Gaffer und Schnüffler bevorzugen, ist nochmal eine andere Frage. Google wird es meines Erachtens gerade mit solchen Bütteln schwer haben, bei jenen Sympathie zu erwerben, die nicht von Asozialen als rückschrittlich angepöbelt, sondern überzeugt werden wollen.
Sorry, the comment form is closed at this time.
War es den Nutzern von Plazes einfach auf die Dauer leid, immer manuell ihre aktuelle Position einzugeben? Hat es vielleicht auch keinen intressiert wo einer gerade steckt? Nehmen wir uns vielleicht ein wenig zu wichtig? Die Privatsphäre muss geschützt werden, keine Frage, aber gibt es überhaupt einen Dieb? Okay, man könnte das Preisniveau von SPAM-Artikel an das Durchschnittseinkommen der Siedlung anpassen in der man sich gerade aufhält. Man sollte es aber auf jeden Fall nicht überbewerten, es geht ja nicht um Livebilder bei Streetview. Es geht wohl auch kaum um die Bilder und Information an sich, denn sonst würde man sich auch über Sightwalk.de aufregen. Es muss etwas andes sein…
Danke für den Beitrag. Ja, so ist es. Vieles an Web 2.0-Firlefanz ist mittlerweile für die Tonne. Ich sage nur Blippy – see what everyone is buying. Den Artikel fand ich in der Begründung auch höchst seltsam.
Einen Vorteil sehe ich an Google Streetview schon. Man kann jetzt einfach und ohne grossen Aufwand feststellen wo man nie hingehen wollen wird. Und das sind in Deutschland verdammt viele Orte.
Auch für meine Reise nach USA habe ich Google Streetview genutzt. Das hat mir eine Menge Zeit und Geld gespart da ich nicht sehenswürdige Gegenden (in Strassennähe) ausschliessen konnte.
Dem Einbrecher spart es natürlich auch Zeit. Er muss die Strassen nicht mehr selbst nach lohnenswerten Objekten abklappern. ;-)
plazes war wohl eher seiner Zeit voraus. foursquare und gowalle und ähnliche haben die Idee von plazes zur richtigen Zeit interpretiert und sind damit erfolgreich.
Erfolgreich, so, so. Bei den webevangelisten (welch eine sprachliche Selbstüberschätzung) konnte man vor ein paar Wochen in einer Analyse lesen, dass in Deutschland max. 20.000 Menschen Foursquare nutzen oder bisher genutzt haben.
…und Deutschland ist wie wir alle wissen Marktführer in Sachen Internetz.
Mit dem Wort “erfolgreich” wird ja immer gern inflationär um sich geworfen. Was ist Erfolg?
Zuspruch bei Early Adoptern, PR-Hype ohne stichhaltiges Businesskonzept?
Millionen von Usern unter Verbrennung dummer Investorengelder?
Erst mal wachsen, um das Geschäftsmodell kümmern wir uns später?
Vergoldeter Exit und Weiterreichen des Schwarzen Peters an den nächsten gutgläubigen Kapitalgeber?
Wenn es das ist, was handelsüblich unter “Erfolg” zu verstehen ist, tja, dann haben wir doch mittlerweile ne ganze Latte super erfolgreicher Webunternehmungen, nicht wahr.
Dabei ist zumindest unternehmerischer Erfolg doch relativ klar definiert: Amortisation und Profitabilität. Sollte man beizeiten mal wieder dran denken bei all dem Bullshit-Getwitter.
So lange Adresshandel, Idenditätshandel, Datensammlung und Telefonwerbung weiter von unserern Behörden nicht unterbunden werden und unsere Politiker immer neue Datensammelideen präsentieren, gelingt es mir einfach nicht mich über Streetview aufzuregen.
Das äußere meines Hauses kann sowieso jeder sehen. Gut, jetzt muss er nichtmal hinfahren. Aber ich halt die ganze Diskussion für eine Blendgranate aus der Regierung um von unseren wirklichen Datenschutzproblemen abzulenken.
Mag sein, dass der Staat ein schlechtes Beispiel gibt. Aber wenigstens agiert er nicht um private kommerzielle Interessen zu befriedigen. Bei Google sieht das schon anders aus. Gleichzeitig muss ich aber sagen, dass ich Streetview grenzwertig finde – inwieweit hier Verstösse gegen Privatsphäre oder Datenschutz zu finden sind, liegt m.A. in der Grauzone.
Was die Mit-Hyper betrifft: Die finden sich bei jeder neuen Hirnrissigkeit. Ob das jetzt der Like-Button, Flattr oder sonstwas ist.
PS: Der Kerl mit dem Plazes – wer mag das wohl sein?^^
Plazes wurde an Nokia verkauft. Von daher ist ja relativ “normal” das so ein Service dann eingestampft wird und im Käuferportfolio aufgeht. Wo auch immer bei Nokia das sein mag… :-)
Was genau hat die Forderung nach Netzneutralität mit der gleichzeitigen Diskussion um Google Street View zu tun? Das ist selbst für Deine Verhältnisse eine arg konstruierte Argumentationskette, an deren Ende die nicht enden wollenden Anfeindungen gegen Deine Lieblingsmenschen in Berlin steht.
Nächstes mal kannste Dir für diese Konstruktion wenigstens ein bisschen Mühe geben. Sonst stehen hier in ein paar Monaten nur noch Beiträge wie “Es regnet heute hier bei mir im Dorf, was es ja auch in Berlin oft tut. Lobo ist doof.” Ich meine von den Inhalten her ist es ja jetzt schon so aber bisher hast Du es ja immer verstanden, das in einigermaßen eloquente Texte zu verpacken.
@Andre: Bei Ovi. Unter Ovi fasst Nokia seine Internetservices zusammen.
Analog zu Google Maps bzw. Latitude gibt es mit Ovi Maps ein Angebot, wo Plazes faktisch integriert wurde. Updates der eigenen Location landen auf Wunsch z.B. direkt bei Facebook.
Details findest du z.B. unter dem Schlagwort Ovi in der englischsprachigen Wikipedia.
[…] Google: Plazes, die nicht mehr sind…Blogbar […]
Ist “Vorstekllung´vin” ein grober Ausrutscher auf der Tastatur, oder eine Anspielung die mir verborgen bleibt?
Ich verstehe den Schwenk in diesem Blogbeitrag nicht. Was hat der höchst entbehrliche Dienst Plazes denn mit Google Street View zu tun?
So absolut gar nichts, würde ich sagen.
Der Dienst Street View wird sich genauso durchsetzen und von der Mehrheit der Internetnutzer begrüßt werden wie Google Maps. Ich klicke mich immer durch dessen Karten und Stadtpläne, wenn ich eine Reise an mir noch unbekannte Orte unternehmen muss. Es wird künftig um vieles praktischer sein, auch gleich die Straßen und Gebäude zu sehen, nach denen ich kurze Zeit später real Ausschau halten muss.
Ich kann mit Plazes und den Nachfolgern wie das von mir gern veräppelte foursquare wenig anfangen, hingegen mit Google Street View schon. Das die Debatte darum teilweise sehr argumentationsarm geführt wird, ist traurig, aber nicht ungewöhnlich bei Aufregerthemen. Immerhin bist du mal einer Meinung mit guido Westerwelle ;-)
Nokia war wohl mehr am Team hinter “Plazes” interessiert als an dem Dienst selbst. Statt Powerpoint und endlosen Meetings entwickelt man heute besser einen kompletten Dienst und verkauft ihn.
Ich habe Street View genutzt, um schon vor dem Urlaub zu wissen, wo interessante Läden oder Cafés in Hotelnähe sind. Von daher ist es nützlich. Auch bei Netzneutralität sehe ich für mich einen Nutzen. Aus meiner Perspektive schließt sich das nicht gegenseitig aus.
Plazes, die neu erstehen. In Berlin!
.
http://www.ftd.de/it-medien/medien-internet/:neuer-anlauf-die-rueckkehr-der-internetpioniere/50154637.html?page=5
.
Das ewige Problem in Deutschland: Es fehlt Wagniskapital.
Wer aber doch welches hat, sollte ruhig mal Kontakt zu den im Artikel namentlich genannten Business Angels aufnehmen.
Wozu überhaupt dieser Streetview-Voyeurismus? Ich gebe zu, dass ich selbst letztes Jahr vor meinem Urlaub in den USA, eins, zweimal eine Streeviewlink genutzt habe, um vor Ort mal zu schauen, wie es da so aussieht. Später dann vor Ort habe ich mich in keinster Weise mehr an diese Pixelbilder erinnert, geschweige denn war ich irgendwie besser vorbereitet wegen Streetview. Gut vorbereitet war ich dennoch, weil es ja immer noch, man lese und staune, gedruckte(!) Reiseführer gibt (für die Bilderfraktion: Ja, da sind auch heute noch Bilder zu sehen, sogar in bester Qualität). Darüber hinaus gibt es natürlich eine Unmenge an Informationen aller Art für Reisende im Netz und es gibt sehr fruchtbare Gespräche mit Freunden und Kollegen, die einem dabei Tips aus erster Hand geben können. Das sind für mich relevante Informationen. Streeview hat für mich keinen Wert und eine ‘neue Öffentlichkeit’ benötige ich auch nicht. Die real existierende Öffentlichkeit reicht mir völlig aus.
Danke für die Angebote. Gut, dass man die Wahl hat, diese abzulehnen.
“Heute fällt mir nur noch 1 Blog ein, das überhaupt so eine Funktion hat, und das gehört keinem Blogger und auch keinem Autoren, sondern nur etwas, das man straffrei (!) als Werber bezeichnen kann.”
Was hast du denn bloß an dem gefressen, dass du ihm immer so giftig einschenken musst?
Der Laden hier ist tot. Nix mehr los hier, seit mehr als 4 Wochen. Mausetot. Der Typ zeigt nur noch auf seinem Parallelblog, dass er nicht weiß, wie man die Schnellspanner des Vorderrrads korrekt anzieht.
Dass der anscheinden letzte Eintrag hier ausgerechnet die Ãœberschrift “plazes-die-nicht-mehr-sind” hat ;-)Â
Ich habe auch mal Recht auf Urlaub.
Ja, so ist es. Vieles an Web 2.0-Firlefanz ist mittlerweile für die Tonne.
Drei Monate Urlaub. Das muss ein schönes Leben sein.