Six Apart with Nokia together
Kaum gibt mein geschätzter Parallelherausgeber “Dogfood” Kai Pahl seine nicht sehr schmeichelhafte Meinung zum neuen MT 3.1 kund, zeigt sich, dass die Bizz-Karawane von Six Apart trotz des Gebells weiterzieht; nach Norden an die Fleischtöpfe Nokias. Dort hat man für Handies das hier schon mehrfach nicht wirklich gefeierte Lifeblog entwickelt mit mässigem Erfolg zu entwickeln versucht.
Als kombinierter Browser für eine chronologische Ordnung von Bildern, Notizen und SMS ist Lifeblog auf unserem 7610 nicht zu verachten – schneller Zugriff, gute Lösung für das kleine Display. Auf dem Rechner hat das Ding so seine Tücken, kein Mac, kein Linux, MS nur mit Service Packs. Aber das soll jetzt anders werden, denn Nokia und Typepad sollen bald Daten austauschen können. Die Idee ist bei genauerem Lesen aber etwas problematisch: Nokia will die Lösung Typepad den Telcos anbieten, damit die das wiederum ihren Usern verkaufen können. Bislang war eher die Rede davon, dass ein derartiger Blogdienst bei Nokia angesiedelt sein würde – und natürlich auch entsprechend Geld für Nokia bringen sollte.
Allein, Telcos haben natürlich kein Interesse, von ihrem Datentransfergeschäft etwas abzugeben. Das mag wohl auch ein Grund gewesen sein, warum Nokia jetzt eine Fremdlösung für Telcos anbietet. Für Six Apart könnte das ein gutes Geschäft werden, wenn es Nokia bei dieser Kooperation belässt, und keine anderen Blog Services an Bord holt. Damit wäre Six Apart dann Monopolist für all diejenigen, die sich so ein Handy kaufen, teure Verbindungen zahlen und noch ein Lifeblog finanzieren – vermutlich nicht wirklich viele Kunden.
Ein mittlerer Schock ist dagegen das hier: “Nokia Lifeblog 1.0 will be available during autumn 2004.” Will sagen, Nokia verkauft inzwischen das 569 Euro teure 7610 immer noch mit der Beta-Software für den heimischen PC, die ich habe, und die bei der Präsi im Frühsommer noch nicht mal soweit lief, dass Nokias Chefentwickler damit im Internet bloggen konnte. Angeblich sollte sie aber zum Verkaufsstart fertig sein – zumal Lifeblog DAS Killerfeature von Nokia schlechthin werden soll.
Erinnert an die Betatests beim Endkunden Marke Microsodt.
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Ich habe meine Gründe gehabt, warum ich meinen Senf zu MT 3.1 “drüben” bei mir und nicht hier abgelegt habe. Meine Meinung zu MT 3.1 ist differenzierte als sie ein “nicht schmeichelhaft” zusammenfassen könnte.
Am ehesten würde ich es verkürzt so formulieren: “ich kann die Software weiterempfehlen, aber ich mache mir Sorgen um die Zukunft.”
Wenn man die Software Textpattern, MovableType und WordPress unter dem Aspekt der Entwicklungsprozesse sich ansieht, so ist keine der drei Lösungen optimal.
Textpattern ist eine One-Man-Show die mit der Lust und Kraft von Dean Allen steht und fällt, daran hat die Open-Source-Lizenz in den letzten Wochen/Monaten nix geändert.
WordPress ist der Anarchist. Darunter leidet manchmal die Zielstrebigkeit, aber vorallem leidet die “Stringenz” darunter. Siehe Schwierigkeiten bei der Lokalisierung, siehe Nomenklatur für die WP-Tags/Funktionen. Das ist wie wenn ich bei einem Kunden mit Grungeklamotten auftauche. Damit verströme ich sofort das Flair des Hardcore-Coders und damit Kompetenz in einem kleinen Bereich, aber man hält mich von hochwertigen Jobs fern.
MovableType ist die Software die inzwischen aus der Pubertät gewachsen ist und sich in den letzten Monaten Anzüge, Schlips und neue Schuhe gekauft hat. Hat vermutlich auch ein Bausparvertrag. Grundsolide, verläßlich. Und damit durchaus Business-kompatibel. Wenn auch etwas langweilig. Für Innovationen bitte den “Grunger” von nebenan holen.
Unterm Strich: wenn mich Kunden nach Software für einfache Blog-ähnliche Funktionalität fragen, bleibt es bei meinen Empfehlungen WordPress oder MovableType. MT ist mit MT 3.1 nicht schlechter geworden. Es ist nur der “Boah”-Effekt ausgeblieben, den ich mir nach 18 Monaten (letzter Feature-Release: MT 2.6, Feb 2003) erhofft hatte.
Man wird in den nächsten Monaten weiter beobachten müssen, inwieweit zumindest Drittentwickler einen Boah-Effekt bekommen haben und anfangen die MT-Funktionalität zu ergänzen.