Industrial-technology-and-witchcraft, das Blog mit dem langen Namen, hat eine Tochter, die etwas kürzer ist: Mac-Essentials. Mit Mac Essentials eröffnet auch das erste bewusst kommerziell ausgerichtete Weblog Deutschlands. Natürlich wird da in der Selbstdarstellung manches gehübscht und gefreundlicht, aber so einfach ist das in der Blogosphäre dann auch nicht: Die Macher Majo und Karl waren nach Androhung von ein paar Insidern über ihre Geschäftspraktiken bereit so freundlich, per Email ein paar Fragen zu beantworten.

– Majo, Karl: Auch als Blog ist Mac-Essentials eine Art werbefinanziertes Mac-Portal. Erzählt mal, wie ihr darauf gekommen seid: Habt Ihr einen Businessplan beim Italiener auf die Serviette gemalt?

majo: Nun, Don, danke für die Frage. Nein, das war der Businessplan von IT&W, und es war kein Italiener, sondern eine Dorfkneipe, und keine Serviette, sondern die Brüste der Kellnerin. Es gibt keinen Businessplan für Mac Essentials, es gibt eine neue Runde in einem Spiel. Utes, Katrins, Karls oder mein Business liegen woanders, und glaub mir: auch dieses “Business-Blog” ist dagegen Erholung. Es gibt ein bißchen Erfahrung, Kreativität und Intelligenz. Es gibt Stil, Eleganz, Schönheit, Mut und Sinn für Trends. Wir werden sehen, wohin das führt. Ich bin mir nicht sicher, ob die Stones einen Businessplan hatten, als sie auf die Bühne stolperten, oder die Sex Pistols oder Grunx Pongo (falls du nicht weißt, wer Grunx Pongo ist: genau das meine ich).

Karl: Wir hatten eigentlich nur zwei Optionen: entweder eine Art werbefinanziertes Mac-Portal zu eröffnen, oder endlich anzufangen zu arbeiten. Mal ehrlich, hättest Du da lange gezögert?

– Glaubst Du, dass man mittelfristig damit so viel Gewinn erzielen kann, der einem normalen Autorenhonorar entspricht?

Karl: Wenn unsere düstersten Prognosen zutreffen, dann wird der Gewinn in etwa einem normalen Autorenhonorar entsprechen. Als Optimisten hoffen wir aber, dass es ab und zu sogar für ein Bierchen reicht.

majo: Als ich das letzte Mal ein Autorenhonorar bekommen habe, lag das bei 200 Mark pro Seite. Ich hab nicht die geringste Ahnung, wieviel die heute bekommen, aber mehr ist es ganz sicher nicht geworden. Mittelfristig – wenn wir das als 2-3 Jahre nehmen – glaube ich schon, daß ein einzelner, zu allem entschlossener Mensch davon leben könnte. Ob er es will oder eher muß, ist eine andere Frage. Die Frage stellt sich aber bei Mac Essentials so nicht, wir müssen nicht davon leben können wollen dürfen.

– Wieviel Inhalt wird es geben? Wird es mehr? Wird IT&W dagegen reduziert?

majo: Die Mac-Inhalte werden auf jeden Fall eher mehr, wobei es nicht so sehr um das “mehr” geht als um zusätzliche Sichtweisen und Meinungen. Wir werden ganz sicher nicht irgendeine feste Anzahl an Artikeln und News täglich in den Cyberspace blasen, um Werbebanner-Kunden bei Laune zu halten (wir haben nämlich keine). Wir folgen der “Nase” bei der Auswahl von wichtigen und unwichtigen Themen und dem, was die Leser sagen und antworten. Das hat bis jetzt bestens geklappt – warum nicht auch jetzt? Es ändert sich ja nichts weiter als das Environment des Lesens. Außerdem geht es auch dabei in der Hauptsache um Deeskalation…

Karl: Ja, die Trennung ist ein gelungenes Beispiel für Deeskalations-Methoden bei Randgruppen. Mal ehrlich, wer zieht nicht Kraft für den Tag aus den vielen Kommentaren zu den eigentlich gewöhnlichen Beiträgen. Du doch auch, Don! IT&W bleibt, und wird eher noch wachsen, da die ganzen Mac-Nerds nun hier nicht mehr über die scheue Windows-Klientel lachen dürfen. Während die PC-Fraktion in den Mac-Essentials nicht mehr durch seltsame Fragen und Statements irritierte Blicke auf sich zieht.

majo: Die Leute, der “mood” und die Inhalte sind die gleichen. Es kann sein, daß IT&W manchmal etwas weniger wird, aber das war auch schon bisher so. Sagen wir so: wenn die Reporter und Gastblogger das Ding alleine schmeissen, würde ein anderer “Businessplan” seine Rendite tragen.

– Blogs leben von der Glaubwürdigkeit der Auroren, gelten manchmal aber auch als zu subjektiv. Dich und Karl kennt man als Blogger, aber Neulinge werden sich da vielleicht schwerer tun. Wird es auch sowas wie Aurorenseiten geben, die den Einstieg erleichtern?

majo: Es gibt glaubich keine andere Möglichkeit, ein Blog zu beurteilen, als es ziemlich lange und ziemlich oft zu lesen. Sollen wir aufschreiben, was für tolle Typen wir sind, alle 25, enorm sexy und gefährlich, mit jeweils dreihundert Jahren Erfahrung, unbeschreiblicher Kreativität und fruchtbar lustig? Wir geben jetzt ein bißchen mehr als vorher, und die Leser werden auch ein bißchen mehr geben. (pssst: Weisst du mehr darüber? Die Autoren des Ministerums schreiben Blogs? Hast du den neuen Harry Potter-Band etwa schon?? Los erzähl – exklusiv!!… :)

– Bei IT&W war das Erfolgsrezept Mac und Spass, sprich, die geniale Mischung. Ich als Win98-User habe die Mac-Sachen meist nur überflogen; mir ist das andere, das Kuriose, das Witzige sehr viel wichtiger. Kurz: IŽm in it for the Fun. Warum soll ich Mac-Essentials lesen?

majo: ich bin entsetzt über diese Frage und weise sie mit allen Anzeichen der Empörung und des Abscheus zurück! Also das muss man sich nicht…

Karl: Wie – SPASS? IT&W lebt gerade von seiner Seriositöt, seiner zutiefst depressiven Ernsthaftigkeit. Gegen die wackere Kerntruppe von IT&W ist ein Steuersachbearbeiter ein Standup-Comedian. Der ungezwungene Ton und die lockere Themenmischung sind allerdings beabsichtigt und werden von uns gezielt zum Abbau von Hemmungen und Angstzuständen gerade bei Neulingen in der Leser- und Kommentatorenschaft eingesetzt. Wenn du verstehst, was ich meine.

majo: Don, du als Wirtschaftsautor solltest die Mac Essentials lesen, wenn du was lernen willst. Niemals sonst wirst du erfahren, was eine Parfümverkäuferin in London vom neuesten Apple-Betriebssystem hält oder wie der Apple Store in Kathmandu (Nepal) aussieht. Hier fangen Marketing- und Design-Trends an…

– Die von Euch geschätzte Firma Apple liegt gerade im juristuschen Clinch mit ein paar Gerüchtesites, die auch für Euch Quellen sind. Wo steht Ihr in diesem Konflikt, und wie weit könt ihr Euch Kritik an
einer Firma leisten, die hier die Sensibilität einer Dampfwalze gezeigt hat?

majo: Gute Frage: wie können wir uns Kritik an einer Firma erlauben, die von uns potentielle Kunden bekommt und für die wir kostenlose Werbung machen? Unsere Position in diesen Fragen ist ganz einfach: wir stehen auf der Seite der Beklagten, das stand schon im ersten Artikel zu dieser Sache. Tatsache ist aber auch: es gab weder jetzt noch früher jemals den allergeringsten Versuch einer Einmischung durch Apple, im Gegenteil – das Mutterschiff hat uns offiziell (und inoffiziell) zum Start von Mac Essentials gratuliert. Wahrscheinlich aus Angst vor unserer vernichtenden Kritik, klar, aber immerhin! Ich habe aber auch im Hinterkopf, daß wir alle hier unsere Meinung aus Informationen aus dritter Hand bilden. Und daß es nicht fein ist, z.B. Software ins Netz zu pusten, für die man unterschrieben hat, daß man es nicht tut.

– Wird Apple bei Euch Werbung schalten?

Karl: Wenn wir Apple wären, würden wirs tun, und das Team lebenslang mit den aktuellen Rechnern ausstatten. Kostenlos!

majo: Ja, da müssen wir noch dran arbeiten. Werbung wird Apple kaum schalten,weil wir keine Werbebanner haben. Außer für Karls Website www.hermannderuser.de und später für Freunde und Förderer (wie z.B. www.hermannderuser.de). Die sind dann aber kostenlos (selbst die für www.hermannderuser.de!). Ansonsten haben wir – wie hier erklärt – uns und die Leser von Werbebanner verschont. Meine Werbebanner-Hornhaut ist zentimeterdick, und ich denke die der Leser auch. (Zitatanfang) Wir setzen ganz auf Partnerprogramme: an allen Einkäufen über diese Website werden wir beteiligt. Für die Käufer wird nichts teurer – unsere Marge steckt sowieso im Preis mit drin (Zitatende).

– Der Cyberport-Gutschein, den ihr anbietet, ist das nicht der stinknormale, den ich auch bei anderen bekomme?

majo: Woanders ist nicht Mac-Essentials. Und nur hier gibts dazu die berühmten Karma-Points für ein erfülltes Leben und garantiert 20% reduzierte Faltenbildung!

Karl: he, das war mein Text!

– Wenn man bei Euch werben möchte: Was nehmt Ihr? Was lehnt Ihr ab? Schon Windows-Rechner, oder erst Klingeltöne?

majo: OK. NOCHMAL: ganz langsam….

Karl: majo, denk an deinen Blutdruck! Nun, wir sind da ganz offen. Mit Garageband erstellte polyphone Klingeltöne (auch Fürze) fürs Motorola-iPhone können wir uns durchaus vorstellen. Damit ergäbe sich auch endlich die Möglichkeit, die bisherige kontemplative Stille unserer Seiten etwas aufzulockern. Und wenn Apple Windows-Rechner verkaufen sollte, würden wir das auch nicht dogmatisch sehen.

– Blogs können schneller sein als all die Printprodukte. Was wird die Folge sein – schreiben die bei Euch ab, oder treten die an Euch als Inhaltelieferanten heran? Oder sind die schon tot, und wissen es nur noch nicht, weil sie zu lahm sind?

majo: Die Antwort auf diese Frage ist einfach. Mhm. Wie war jetzt nochmal die Frage? Äh – Karl, was sagt der Kaffeesatz?

Karl: Die Printmedien werden – Augenblick bitte – na? – klein wenig noch – bei Transfair-Kaffee braucht das immer ne Weile – ah jetzt seh ichs ganz deutlich – na DAS is ja interessant…

majo: Leider können wir an dieser Stelle noch keinen Kommentar zu dieser interessanten Frage abgeben. Du verstehst: unsere Marktrecherchen, das IPO…

– Das Thema iPod geht weit über die klassische Mac-Userschaft hinaus – möglicherweise sind da auch die Kundengruppen, die Ihr als kommerzielles Blog brauchen werdet. IT&W war bislang eher was für die Freaks, und zum Thema Musik stand bei IT&W nicht allzu viel Innovatives – zumindest nach meinem Eindruck dominieren da Tiger und Powerbooks. Wird Mac-Essentials da noch aufgebohrt?

majo: UNTER WELCHEM VERDAMMTEN STEIN…

Karl: ruhig, Grauer!! Nu, lieber Don, bei der bisherigen Themendichte von IT&W kann einem schon mal was durchgehen. So z.B. die “Old-Fart-Competition” Folgen 1-438, und die festen Rubiken “one for the morning” (1-5837) und “one for the night” (1-4288612). “One for the second breakfast”, one for the early afternoon” und “one for the upper-supper” sind in Vorbereitung. Du siehst also, wir haben die Music Lover und damit auch die Mac-losen Switcher und iPodder genau im Fokus. Das ist zielgruppengemäßes Blogging at its best.

– Ihr nennt es auf (D)englisch “A place for news and conversation”. Wird es ausser den Kommentaren noch andere Möglichkeiten zum Mitschnabeln geben? Erfahrungsberichte, oder Gastkommentare?

majo: das ist kein (D)englisch, das ist allerbestes geklautes Englisch aus dem Mund des Pferdes. “Ein Platz für Nachrichten und Unterhaltung” klang uns zu sehr nach Kaffeebude, deshalb haben wir es in Englisch geschrieben, damit niemand merkt, daß es genau das ist. Natürlich wird es auch bei Mac Essentials die aus IT&W berühmt-berüchtigten Reporter und Gastautoren geben, schon weil wir dann weniger Arbeit haben. Nur noch nicht morgen, dafür müssen wir erstmal wieder zum Italiener, und die Brüste der Kellnerin sind noch nicht wieder OK.

Karl: Wie in IT&W kann auch bei den Mac-Essentials jeder fleißige Kommentator mit brillantem Sprachwitz, einem Pulitzer- und/oder Literaturnobelpreis von den Betreibern vorübergehend oder auf Dauer einen der begehrten Reporter- oder Gastautoren-Zugänge erhalten. Wobei wir, um dem Jungautor ein authentisches Jungautoren-Feeling zu ermöglichen, keinerlei Honorare oder Beteiligung an Zweitverwertungen zugestehen.

majo: Don Alphonso, wir danken für dieses Gespräch. Wo ist das Büffet?

– Dahinten. Aber wenn Ihr meine unbezahlten Praktika-Hostessen angrabscht, brech ich Euch die Gräten. Mit einem Gericom-Notebook, auf dem XP läuft.