Blogs skalieren nicht
Irgendwie muss es derzeit recht wenig zum Arbeiten geben. Seit 2 Wochen jedenfalls rennt die Bloggermeute hinter jeder Sau im Dorf her.
Erst war es Web 2.0 (53 Stk.), dann war es “Du bist Deutschland v2.0” (401 Stk.), am Wochenende bemühte sich Herr Lüke in “Du bist Deutschland v2.0bis” (75 Stk.) um Zugriffszahlen und gestern schaue ich in den BildBlog-Eintrag des ViSdP-Blog, sehe zwei Kommentare. Spaßeshalber schaue ich drei Stunden später nochmal drauf und da waren es plötzlich 125 Kommentare.
Und machen wir uns nichts vor: Die Threads sind u-n-l-e-s-b-a-r. Das ist nicht nur eine Frage der Gestaltung, sondern auch der Inhalte. Ãœberproportional zur Threadlänge nimmt der Anteil der “me too“-Kommentare zu, die weniger Diskurs zu bieten haben, aber dafür ganz viel Fahne tragen: “Schaut her, ich bin auch dagegen!“.
Wer sich die Kommentare im ViSdP-Blog durchliest, merkt plötzlich wie nahe so eine losgelassene Blogmeute trotz gehobenen Alters und Bildung (Haha) z.B. an den Tokio Puff-Groupies sind.
Inhalte und ursprüngliche Argumente werden im Laufe eines langen Threads nach Methode der stillen Post völlig verzerrt. Übrigens kein blogspezifisches Phänomen. Trifft genauso auf Online-Foren/-Boards zu.
Slashdot ist das beste Beispiel dass eine “redaktionelle Betreuung” der Kommentare durch das lesende Volk via Karma-Points nicht funktioniert, sondern nur Kommentare fördert, die gut in die bereits vorhandene Geisteshaltung passen.
Ich habe noch keine Möglichkeit entdeckt, wie man online mit 100+ Kommentaren umgehen kann, so dass sich der Thread auch Tage später noch erträglich durchlesen lässt. Es fehlt ein “executive summary“-Plug-In. Ein guter Blogautor könnte gute Kommentare mit Sternchen versehen und den Rest in einer “Threshhold = 0“-Ansicht verklappen. Abgesehen davon, dass dieser Bewertungsvorgang alleine schon ausreicht, um für böses Blut zu sorgen, wer möchte schon tagsüber neben seinem Job schon permanent Kommentare aussieben…
Nachtrag: auch Johnny/Spreeblick hat sich seine Gedanken gemacht. Quintessenz: schön dass Spreeblick zum virtuellen Treffpunkt geworden ist.
Zwei Bemerkungen: 1. Spreeblick hat als Versuch eines “kommerziellen” Blogs natürlich eine andere Haltung zu Zugriffszahlen und hohem Kommentaraufkommen (ohne dass ich Johnny unterstelle, dass er es bewusst sucht!)
2. Für jemand der mittendrin in der Diskussion ist und sich halbstündlich die neuen Kommentare durchliest, liest sich ein solcher Thread anders als für einen Besucher der einmal am Tag vorbei kommt und den es spätestens bei Kommentar No. 20 dahinrafft. Deswegen: “Blogs(kommentare) skalieren nicht”.
Sorry, the comment form is closed at this time.
ßhnliches bemerke ich bei mir auch. Seit vergangener Woche bekomme ich selbst auf 08/15-Einträge, die sonst keinen Kommentar gezogen hätten, Reaktionen. Aber ich bemerke auch eine steigende Zahl von PI und Visitors. Geht das anderen auch so? Bewegen wir uns auf eine neue Stufe der Blog-Verbreitung zu?
Beim V.i.S.d.P.-Blog hat mich eher die Menge an Nicht-Bloggern in den Kommentaren erstaunt (wenn man mal davon ausgeht, dass die Kommentatoren, die keine URL hinterlassen, eben kein Weblog führen). Die treiben also keine Sau durch irgendein Dorf. Sieht für mich so aus, als ob die Bildblog-Leser sich freuen, endlich mal irgendwo was sagen zu dürfen. Was leider dazu führt, dass man 60mal lesen muss: Bildblog hat recht und ihr seid doof.
Bei Spreeblick lesen, denke ich, eher Blogger mit und denen unterstelle ich manchmal, ganz leise und vorsichtig, dass ein Link auf sein eigenes Blog bei Spreeblick einen schönen Schwung an neuen Besuchern bringt. Selbst wenn man nur Kommentar 380 in der Liste ist. Irgendwer klickt immer drauf.
Dass Kommentar-Links bei Spreeblick Zahlen für die eigene Seite bringen, stimmt natürlich, auch nach Aussage einiger Leser die sich dann bei mir bedanken (!) … aber das ist ja auch okay und Teil der Sache. Wenn das Blog gut ist, hat man als Leserin oder Leser vielleicht etwas neues gefunden, wenn nicht, hat man mit dem Klick auch keine große Mühe gehabt.
Für das Gesamtniveau der Kommentare kann das natürlich furchtbar sein, wenn viele nur noch für den Link posten.
Bei vielen Ami-Blogs scheinen 100 und mehr Kommentare keine Seltenheit mehr zu sein, die Frage wie man damit in Zukunft umgehen kann und eine Lesbarkeit garantieren will, kann ich auch noch nicht beantworten. Threaded oder nested comments sind es irgendwie auch nicht, da man der Chronologie noch schwerer folgen kann. Karma-Punkte funktionieren auch nur mäßig, wie Don schon anmerkt, da wird der sportliche Ehrgeiz, die Freunde zum Klicken zu motivieren, nur noch angeheizt und man hat als Admin plötzlich wieder einen Bereich mehr, um den man sich technisch kümmern muss.
Bei 500 Kommentaren kommt keiner mehr mit, der nicht jeden einzelnen sofort liest, das glaube ich auch. Ich denke gerade darüber nach, die Kommentare zeitlich begrenzt offen zu halten, eine Woche, ein paar Tage, was weiß ich. Hat aber auch Nachteile und im Fall der V.i.S.d.P.-Comments hätte es z.B. gar nichts gebracht.
Man bräuchte einen “Das wurde bereits mehrfach gesagt, vielen Dank”-Filter. :)
Natürlich mag ich gute Zugriffszahlen, tun wir wohl alle bis zu einem bestimmten Grad, aber gerade bei der DBD-Aktion war ich damit nicht uneingeschränkt glücklich. Trotzdem muss irgendwann die Entscheidung fallen: will ich viele Leser oder will ich eine Elite, einen kleinen Kreis. Ich habe im Fall von Spreeblick beschlossen, “größerwerden” gut zu finden und hoffe darauf, den Spagat zu schaffen und dieses Ziel nicht auf die Artikel abfärben zu lassen, also nicht den Themen hinterher zu rennen. Selbst wenn das derzeit den Eindruck machen könnte, aber die Diskussion um Web 2.0 interessiert mich tatsächlich.
Im Falle des DBD-Fotos hatte ich nach einem Tag der ßberlegung (das Foto kam am Abend vor dem Posting) keine Chance: ich musste es posten, es gehörte im Rahmen der vorhergehenden Spreeblick-Diskussionen dazu. Mein Versuch, sehr unemotional zu bleiben und auf andere, bessere Artikel zu verweisen hatte nicht den Effekt, den ich mir erhofft hatte. Ich hätte das Gros der Diskussion viel lieber bei z.B. Glück auf! gesehen, der sich viel mehr Mühe gegeben hatte.
Die Zahlen sind klasse, aber sie sind ja temporär. Ich bin eher gespannt was passiert, wenn wir morgen (oder übermorgen?) den neuen Sponsor präsentieren… das wird auch zu einigen Diskussionen führen… :)
Ich sehe das alles nach wie vor so: Spreeblick ist in einer Position, die mindestens viele Erfahrungen bringt, auch für andere. Wenn Spreeblick in drei Monaten, einem halben oder in zwei Jahren “abgesagt” ist, haben wir alle was gelernt. Die Rolle haben wir jetzt, wir haben sie angenommen, und wir versuchen das Beste daraus zu machen. Nicht nur im kommerziellen Sinne.
Sorry für den endlosen Kommentar. Ich erkläre zuviel.
ich denke, es tut dem Blog gar nicht schlecht, es ein wenig härter zu führen. Natürlich sorgen gewisse Typen wie der oft auftretende “Wirtschaftsweise” für eine weitere Zündelei, manche mögen das, aber das sind wohl auch die, die noch nie einen ausser Kontrolle geratenen Thread überprüfen mussten – man schaue sich mal den hier an, der sich völlig off topic entwickelt hat und mit 51 sehr langatmigen Kommentaren nicht zu bremsen war. An den Tagen, an denen 80 oder mehr Kommentare kommen – unter 30 sind es fast nie – artet das ganze natürlich in Arbeit aus, und man tut gut daran, mitzudiskutieren, damit sowas nicht kippt. Das Ganze ist halt der Fluch des Erfolges, und es nervt natürlich, wenn mal wieder jemand postet, ohne vorher zu lesen. Gelegentliches Löschen scheint da aber ein probates Mittel zu sein, die Leute zur Raison zu bringen.
Man sollte aber auch nicht übersehen, dass sich die Debatten sehr oft bei den grösseren Blogs unterscheiden. Bei IT&W sind die Kommentare sehr kurz, da hält sich der Aufwand wohl in Grenzen. Aber wer weiss, vielleicht gewöhnt man sich auch an solche Zahlen. Spannend bleibt es allemal.
Das ist ein technisches Problem. Sobald’s Threading gibt, ist das gelöst. Also hübsches Threading wie es S9Y kann, nicht wie bspw. in meinem Krüppelblog. Wenn aber alle Welt die Wortpresse verwendet, mei, dann bleibt’s unübersichtlich.
@Thomas
Es war jedes Jahr so (zumindest bei mir), daß im Winter die Zugriffszahlen am höchsten waren, komischerweise war es immer die Zeit der “Skandale”. Brotspinne, Blogaward, Blogbuch…
Aber klar, leider werden wir immer mehr.
ViSdP sehe ich wie Anke:
Die wenigsten Kommentatoren dort bloggen wohl selbst. Wer kommentiert schon, ohne den Hinweis aufs eigene Blog? Inhaltlich und formal betrachtet sahen die Kommentare doch sehr nach Forenuser aus. Laßt mir bitte die Illusion, daß Blogger differenzierter sind und wissen, wann sie selbst nichts neues mehr beitragen können.
Interessant finde ich, daß das Bildblog trotz seiner fehlenden Vernetzung mitten in der Blogosphäre zu stehen scheint und eine Bemerkung, die als Angriff aufgefaßt wird, solch einen Rückstoß erzeugt.
Was die Commentanzahl betrifft, werden die großen Blogs künftig wohl nicht ohne Registrierung auskommen, ITW machts vor. Man gestatte mir eine weihnachtlich-sentimentale Bemerkung: Trotz des Impacts, den Blogs in ihrer Gesamtheit heute haben können und den ich faszinierend finde, war es damals einfach netter, als man noch jeden Troll mit Namen kannte :-)
Viele Argumente. Wo anfangen…
@tknuewer/steigende Besucherzahl
ich schaue mir nur die Statistiken eines meiner drei Blogs an und kann dort derzeit keinen abnormen hohen Anstieg der Besucherzahlen feststellen.
Aber mit Sicherheit verändert sich da etwas. Wenn z.B. Dirk Olbertz feststellt dass Mercedes-Benz gezielt Blogs bzgl. des Stern-TV-Desasters abgrast. Das ist aber weniger quantitativ als qualitativ.
@Anke, Sannie/viele Kommentierer sind Nicht-Blogger
Ich würde die fehlende Angabe der Homepage nicht überbewerten. Es ist halt ein zusätzliches Feld mehr das eingegeben werden muss. Ich kann mir im Umkehrschluß auch nicht vorstellen, dass man abgefuckt ist und ausschließlich kommentiert und einen Link reinzubekommen. Es gibt einige Teilzeit-Spastis, aber die verlieren schnell die Lust.
Ich bin aber im Laufe der letzten 12-18 Monate von der Hoffnung abgefallen, dass der Homo Blogger besser diskutieren oder argumentieren kann. Wo Bloggen massenkompatibel wird, heißt es auch dass der gemeine Bevölkerungsdurchschnitt Einzug hält, mit allen Vor- und Nachteilen die es für Quantität und Qualität hat.
@Johnny/viele Ami-Blogs haben 100 und mehr Kommentare
Ja. Die Frage ist aber was für Blogs sind es? Nehmen wir ein Promi-Blog wie das von Mark Cuban, einer wirklich exponierten Person in der US-ßffentlichkeit. Liest der sich wirklich noch die 50 Kommentare durch, die da jedesmal aufschlagen? Kann so ein Blogger überhaupt noch mit seinen Lesern diskutieren? Vollzeitblogger vielleicht. Aber das dürfte eher eine Seltenheit sein.
@Johnny/Kommentare zeitlich begrenzen
Es ist zwar ein Nebenschauplatz, aber: ich habe auch schon darüber nachgedacht, Kommentare nach einem Monat automatisch zu schliessen. Das was danach noch aufläuft, sind zu 98% Spam und 2% Müll-Kommentare.
@Johnny/“will ich viele Leser oder will ich eine Elite, einen kleinen Kreis”
Ja, ich glaube Blogs ab einer bestimmten Größe müssen sich für einen dieser zwei Wege entscheiden. Die Unterschiede zeigen sich in Auswahl der Themen, der Tonalität, wie sehr man in der ßffentlichkeit (durch Auftritte auf Podiumsdiskussionen o.ä.) steht und wie sehr man an diversen Strippen zum Promoten der Site zieht (Tagging, Pinging etc…).
Ich sehe derzeit leider keine Möglichkeit “best of both world” zu bekommen: hohe Leserzahlen und Kommentare mit gutem “Signal-to-Noise-Ratio”. Das sollte man sich bewusst machen, wenn man den Weg zur “Größe” wählt. Aber wie du schon sagst: auch wenn wir teilweise schon 5, 6 Jahre bloggen, wir alle lernen das Medium und seine Konsequenzen erst noch kennen.
@Don/Blog härter führen, Mitdiskutieren damit es nicht kippt, Fluch des Erfolges
Zwei wichtige Punkte sind Tonalität und Themenauswahl. Don, deine Artikel und Kommentare gehören zu den Aggressiveren in der deutsche Blogosphäre. Glück und Fluch zugleich. Denn das macht dich in gewisser Sicht einmalig und sorgt für hohe Besucherzahlen. Auch von Leuten die gucken wollen “was der Feind” so macht und entsprechend schnell die Kommentar-Uzi zücken, wenn sie sich auf die Krawatte getreten fühlen.
Insofern halte ich Mittel wie “hart anfassen” und “gelegentliches Löschen” für einen Sonderfall bei einigen Blogs.
Ich glaube schon, dass man bis zu einem gewissen Maß, durch die Wahl der Themen und seiner Anprache die Reaktionen in den Kommentaren steuern kann. Bis zu einem gewissen Maße, 5-10% Trolle gibbes immer.
@Lars/Technisches Problem: Threading ist die Lösung
Nö. Diskussionen sind selten so linear dass sie sauber threaden lassen und machen einen 100-Kommentar-Eintrag immer noch 100 Kommentare lang. Beispiele gibt es genug: Forensoftware, Slashdot etc…
@Sannie/Sonderrolle Bildblog
Das ist das Internet wie es leibt und lebt. Rund um das Bildblog hat sich eine “Gemeinde” gebildet, die dem Blog überall hinfolgt. Daher der Vergleich mit Tokio Puff.
Vor ViSdP gab es ja schon einen “Zwischenfall” als in einem Eintrag über ausländerfeindliche Rhetorik die URL der private Homepage eines Bild-Kolumnisten veröffentlicht wurde und Bildblog-Leser danach das Forum des Kolumnisten in Grund und Boden kommentiert haben.
Das erinnert einem an den Spiderman-Satz: “Mit Macht kommt auch Verantwortung“. Und auch das ist eine Geschichte die Bildblog, Spreeblick und andere Bloggrößen erfahren und lernen müssen.
@Sannie/Registrierung vor Kommentierung
Ich bin da hin und hergerissen. Theoretisch betreiben nur Kommentierer die wirlich etwas zu sagen haben, den Aufwand sich registrieren zu lassen.
Praktisch ist auch die Anonymität im Internet ein hohes Gut, insbesondere zu Zeiten von Google oder Dienstleistern die Blogbeobachtung betreiben.
Ich würde das ,it den Gemeinden um gewisse Blogger nicht ganz so negativ sehen. Zumindest jetzt noch nicht. Ansazweise bekommt man natürlich schon manchmal Honkhorden mit, die alles tun was meister sagt. Vielleicht erinnert sich ja noch mancher an das frühere Umfeld vom Schockwellenreiter oder die Debatten um den Blockwart-Preis und die ungefickte Brotspinne, wo tatsächlich Battalione in Marsch gesetzt wurden – und das ist teilweise schon über zwei jahre her, als kaum ein Blog mehr als 300, 400 Leser am Tag hatte. Aber ich glaube, dass gerade eine gewisse Grösse kombiniert mit einer relativ grossen Offenheit für viele Themen dafür sorgen kann, dass diese Gruppe rund um einen Blogger schön heterogen und pluralistisch bleibt. Es ist ja nicht so, dass jeder Kommentator der Meinung des Bloggers ist. Wenn wir dagegen über die Web2.0-Debatte reden, sieht man schon deutlch, wo da gewisse Mobs aufgebaut und losgeschickt werden; und das sind nun mal eher kleinere Blogs mit abgekapselter, eingeschworener Leserschaft, die thematisch so gestreamlined sind, dass sie den Führern überall hin folgen. Oder das Unisono-Gejaule der Neoconnards.
Insofern halte ich Grösse schlichtweg nicht für den entscheidenden Parameter, sondern die Addiction zu einem Blogger. Und da hat man es, wenn man kontrovers und mit vielen Themen agiert, weitaus leichter als die selbsternannten Messiasse – wobei die solche Mobs ja eher geil finden.
Und was letztendlich ViSdP angeht: wenn mein Laden brennt und ich auch nach 100 Kommentaren im eigenen Blog nichts dazu zu sagen habe, dann bin ich auch ein klen wenig mitverantwortlich, wenn es weiterbrennt.
Auch auf die Gefahr hin, dass mich einige ewig nörgelnden Wirrköppe als ewigen haarspaltender Korinthenkacker bezeichen werden, skalieren Blogs ganz wunderbar. Ich kann mir kaum etwas besser skalierendes vorstellen. Gerade die Möglichkeit, dass jeder, der will, einen Blog betreiben oder wieder aufgeben kann, seine Meinungen und Ansichten dort frei in die virtuelle Welt hinausposaunen kann, ist eine Skalierung, wie man sie sich besser kaum wünschen kann. Keine Moderatoren in Foren, die einen eventuell zur Mässigung aufrufen. Keine Forenthreads, deren Mensch-Maschine Interface der HTML Welt ungefähr so bescheuert zu benutzen ist, wie eine Fernbedienung mit 137 Knöpfen. Keine Flamewars, weil ich sie als Grossmeister einfach löschen kann und sie vorher sowieso im Filter hängen bleiben.
Blog sind linear und deswegen sollte die Kommentarfunktion in Blogs auch linear sein. Klar, lineare System skalieren nicht. Können sie auch gar nicht. Aber was in dem Eintrag beschrieben wird ist kein technisches Problem. Kein Problem, welches man mit irgend einer Software lösen kann. Es ist ein soziales[sic] Problem und es ist schlicht Blödsinn zu glauben, mit irgend einem technischen System kann man ein soziales Problem in den Griff bekommen. Daneben ist es natürlich auch ein zeitliches Problem (und damit auch linear). Der Betreiber eines Blogs ist zumeist ein Einzelkämpfer. Dessen Einheiten auf der Zeitscheibe sind endlich, weswegen der Scheduler hier irgendwann in Probleme kommt. Multitasking gaukelt Paralelität nur vor, Menschen entsprechen eher der von-Neumann Architektur und das Frauen zwei Dinge gleichzeitig machen können ist eine Legende. Deswegen muss nicht der Blog oder dessen Kommentarfunktion noch weiter skalieren, die vermutlich schon auf einer atomaren Ebene angekommen sind. Der Mensch dahinter muss skalieren, indem er sich entweder klont oder sich mehr als eine Person um die Kommentare oder das Blog als solches, kümmeren. Ich vermute einml ein Mark Cuban hat damit nicht so grosse Probleme. Und damit reduziert sich die Sklierbarkeit bei Kommentaren auf das Ding, das die Mythen der Vergangenheit aussen vor lassen: Kohle!
Oder die ganze Show muss noch anders betrachtet werden. Angenommen Blogs sind tatsächlich auf atomarer Ebene, also unteilbar, anzusiedeln. Wieviele wirklich atomare Teilchen gibt es da draussen. Fast alle sind in Molekülen, also grösseren Verbünden, gebunden. Besser noch Leben. Heutiges Leben ist vermutlich aus Einzellern entstanden, die gemerkt haben, dass sie noch erfolgreicher sind, wenn sie sich zusammen schliessen und Arbeitsteilung betreiben. Vielleicht auch anders, egal, am Ende entstanden arbeitsteilige Mehrzeller. Vermutlich wird es bei Blogs ebenso kommen müssen. Die erfolgreichen können nur skalieren, indem sie sich hinter eine Fassade zu einem grösseren Verbund zusammen tun. Am Anfang locker, dann immer intensiver. Vielleicht ist der Spreeblick-Blog mit seinen Trabanten-Blogs ja so etwas. Aber ich finde es schön, dass ich Blogs durch diesen Kommentar in mein Weltbild bekommen habe, mnur um festzustellen, dass mein Blog mit einer Amöbe verwand ist :-)
Ansonsten noch eine Bemerkung zum schliessen der Kommentarfunktion nach einer bestimmten Zeit: ich habe soetwas bei mir eingebaut, um das Kommentar- und Trackbackspamming in den Griff zu bekommen. Seit nach 60 Tagen alles neue zu einem Eintrag automatisch in den Orkus wandert, da eine Kommentarfunktion nicht mehr angeboten wird, gibt es damit keine Probleme mehr.
Was ich wirklich lustig fand, waren die Nachbeben zum Beispiel im Heise-Forum. Dort war von einem Beweis der nationalistischen Hintergründen der Kampagne zu lesen, die Leute dort _wussten_, dass die Werber koksen und gewohnheitsmäßig Hitler kopieren. Ganz abgesehen davon, dass das Banner aus dem Jahr 1935 plötzlich zum gebräuchlichen Nazi-Slogan mutierte…
@Karmapoints
Das Problem ist lösbar. Ich greife dabei Ideen von Don auf:
+++ Vorsicht! Dahingeworfene Ideen! Vorsicht! +++
Ich halte es für denkbar, dass ein Blogbetreiber
(a) ausgewählten Lesern/Kommentatoren die Punktvergabe für Troll- und Karmapunkte überlässt, und
(b) dabei die Regeln, was diese Punkte bewirken, selbst bestimmt bzw. dabei aus Schematas auswählt (z.B.:Beiträge/Autoren unterhalb xyz-Punkten werden automatisch weg-verfrachtet oder entvokalisiert*),
(c) vielleicht unterschiedliche “Karma”-Kategorien zuteilt, z.B. “Sachlichkeit” oder “Originalität” oder was auch immer
(d)einen “make Forum”-Button haben sollte, das heißt, er kann seine Kommentarfunktion auf einen Forenmodus umstellen, wenn er mag, sobald ein Thema sehr viele Kommentare angezogen hat. Manchmal kann man eine Diskussion mit ein paar ßberschriften gut aufgliedern.
Ziel all dessen ist es, sozial nützliches Kommentarverhalten zu fördern, und den Blogbetreiber (bevor er in den Wahnsinn getrieben wird) zu entlasten. Außerdem soll die Leserschaft von den Belästigungen von Werbetreibenden und Trollen geschont werden.
Ich meine: Viele Menschen schätzen den fairen Wettbewerb. Wenn gute Kommentare (nicht von allen Lesern, sondern von ausgewählten urteilsstarken Punkteverteilern) belohnt werden, während Trolle automatisch gebannt werden, dann schafft das einen wirkungsvollen Anreiz.
Kernstück dieser Idee ist die Punktevergabe nicht durch die Meute, sondern über Leute, denen man in dieser Beziehung vertraut.
Beispiel: A-Bloggerin Mrs.YZ gibt 6 Leuten (hochgeschätzten Standardlesern z.B.) ein Punkteverteilungsrecht. Die nutzen das nur, wenn sie grade Lust drauf haben. Troll XX postet diesmal mal was besonders Blödes. Er bekommt daraufhin zwei Trollpunkte. Er regt sich auf, bekommt noch mal 3 Trollpunkte – hat aber bis dato wenig Karma erworben. Daraufhin sind seine Kommentare bis zur Entvokalisierung/Autokürzung standardmäßig nur noch 15 Minuten sichtbar. Nun strengt er sich an, macht gute Kommentare, und erwirbt sich damit Karmapunkte. Je 10 Karmapunkte neutralisieren einen Trollpunkt und…
Anderes Beispiel: Sicherheitsmodus: Nur Kommentatoren mit einer bestimmten Karmapunktzahl werden automatisch frei geschaltet. Der Rest kommt eine eine Warteschleife – und A-Bloggerin Mrs.YZ entscheidet, was davon erscheint.
Noch eine Idee: Unterhalb x Karmapunkten darf der Kommentar maximal 3 Zeilen haben. Ansonsten wird der Kommentar auf eine Länge beschränkt, die der Blog-Betreiber (im Einzelfall auch pro Posting) selbst festlegt. Oder “Zweizeilenmodus” = On. Oder oder oder…
*Ja bitte, bitte: Egal wie, eine Entvokalisierungsfunktion für Troll-Kommentare wäre klasse! Wer hier als Programmierer mitliest (hallo Welt!), erbarme er sich dieser Idee (von Don!).
Sorry für den brutal langen Kommentar. Ich fantasiere zuviel.
Habe mich die letzten Stunden in der Banlieue der Blogosphäre rumgetrieben: Muß meine in Kommentar 7 geäußerte Illusion leider aufgeben.
Ich wünsche mir ja, dass Diskussionen und Beobachtungen wie diese auch ein bisschen Verständnis für unsere Entscheidung wecken, keine Kommentare zu haben. (Und dafür schlagen wir uns gerne endlos mit der Frage herum, ob wir dann überhaupt ein Blog sind.)
Kommentare aus, Trackback an, wäre doch eine sinnvolle Lösung für die Bildblogger, meinste nicht? Würde dafür sorgen, dass nur noch Leute kommentieren, die sich zumindest die Mühe gemacht haben, ein Weblog zu betreiben.
@Dr.Dean: Du kennst zweifellos die Geschichte des Wahlkampfs 2005 und den Wahlkampf in den Blogs. Das war ja nicht besonders erfreulich. Vermutlich wird es nie wieder wirklich neutrale Diskussionsblogs geben. Auf “rebellmarkt” (dem Blog des Ideengebers) und anderswo hätte eine abweichende oder auch nur kritische Meinung jedenfalls die Chance eines Tautropfens in der Hölle. Eigentlich muss das System also nicht eingeführt werden, denn es ist egal, ob ein Kommentar durch den Betreiber oder durch einen schlechten Karmafaktor gelöscht wird :-)
@Stefanolix
Gäb es ein System, wo sich Trolle/destruktive Beiträge sozusagen von selbst löschen, hätten Blogbetreiber weniger Arbeit. Eine gewisse, hmm, “Auto-Sozialisierungj” könnte ohnehin sinnvoll sein (sogar bei mir selbst…).
Außerdem glaube ich an den erzieherischen Wert von Wettbewerb.
@Stefanolix
Du weißt ja, daß wir da unterschiedlicher Auffassung sind. Aber wenn Du auf neutralem Boden diskutieren willst, dann empfehle ich ein moderiertes Forum, denn “wirklich neutrale Diskussionsblogs” sind ein Widerspruch in sich. Herrgottsakara, das Subjektive macht Blogs aus!
@Lupo
Nö, das Bildblog ist eigentlich kein Blog.
Und so sehr ich dem Bildblog ein noch größeres Publikum und jede Erwähnung in “den Medien” wünsche, finde ich es doch schade, daß Artikel über Blogs nur noch den Spreeblick-Verlag und das Bildblog nennen. Da gibt es so viele famose Schreiber, und solche anhand derer man viel eher erklären könnte, was die Faszination Weblog ausmacht, die aber wegen Eurer Professionalität zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Aber das ist ein anderes Thema.
“Bei Spreeblick lesen, denke ich, eher Blogger mit und denen unterstelle ich manchmal, ganz leise und vorsichtig, dass ein Link auf sein eigenes Blog bei Spreeblick einen schönen Schwung an neuen Besuchern bringt.”
Was einem nicht alles unterstellt wird.
Läßt man die Adresse hingegen weg, heißt es “die haben gar keinen Blog, das sind gar keine Blogger – au weia!”
Mir deucht, die (deutsche?) Blogosphäre ist ein reichlich schizophrener Haufen.
Einerseits hofft man, dass die Blogosphäre wachsen und gedeihen möge, andererseits sehnt man sich nach “guten alten Zeiten”:
“Trotz des Impacts, den Blogs in ihrer Gesamtheit heute haben können und den ich faszinierend finde, war es damals einfach netter, als man noch jeden Troll mit Namen kannte”
Tja, wat denn nu? Hits, generiert von Lesern, die artig ihren URL zum eigenen Stall hinterlassen und eine salonfähige Diskussionskultur generieren und die eigenen Stats pushen?
Wenn das aber so dermaßen bäh bäh ist, sein Blog in einem Kommentar zu hinterlassen – wer gilt schon gern als Erfolgsschnorrer – läßt man’s wohl besser ganz und gönnt dem elitären Haufen seinen nostalgischen Frieden.
Einige Vorschläge erinnern mich ein bisschen an die Musikindustrie. Restriktionen in Form von Abspieleinschränkung analog zu Registrierzwang in Blogs.
Die MI geht so langsam den Bach runter – obwohl es hie und da noch wirklich brauchbare Musik gibt, man muss nur danach suchen. Warum sollte das bei Blogs anders sein? Es ist Content – nicht mehr, nicht weniger.
Die MI hat allerdings einige fette Jahrzehnte hinter sich, man konnte Erfolge verbuchen, bevor man größenwahnsinnig wurde. Ihr erledigt das, bevor das Kind richtig laufen kann. Wegen ein paar n00bs, die euren ach so hohen Vorstellungen nicht genügen.
Andererseits – vielleicht entwickelt es sich ja dereinst so, dass man all die “Profiblogs” schon “von weitem” erkennt. Ein Logo böte sich an. All die Leute, die eurem edlen Sport nur aus Jux und Dollerei nachgehen, könnten sich einen rosa Smilie aufs Banner heften. Das wäre toll, dann erkennt mensch jene Zeitgenossen, die sich nicht so unheimlich wichtig nehmen.
@Sannie: Selbstverständlich liegt der Reiz der Beiträge eines Blogs im Subjektiven. Der Reiz einer Diskussion in den Kommentaren liegt aber in den unterschiedlichen Meinungen und nicht im unterschiedlich intensiven Beifallklatschen :-)
Mich verwundert, mit welcher Selbstverständlichkeit davon ausgegangen wird, dass alle blogger unbedingt ihre URL in den Kommentaren los werden wollen. Ich gebe mein blog nie an, weil ich eben nicht will, dass eine Horde draufklickt und im schlechtesten Fall ein paar fragwürdige Kommentare hinterlässt. Ich weiss, dass mein blog von ein paar Leuten gelesen wird, auch in den blogrolls auftaucht, das langt mir. Ich schreibe für mich – klingt blöd und ist sicher nicht ganz richtig, aber ich blogge nicht, um bei irgendwelchen blogstats vorne aufzutauchen. Mit mehr Besuchern kommen mehr Kommentare, mehr Veröffentlichungsdruck, mehr Rechtfertigungsdruck – und nicht zuletzt wächst die Gefahr, dass die Identität der Person hinter dem anonymen blog festgestellt wird.
@Dr. Dean: Tolle Idee – das ist ja soooooo Web 2.0! ;-)
@Stefanolix
> Reiz einer Diskussion in den Kommentaren liegt aber
> in den unterschiedlichen Meinungen
Das hatten wir doch im Wahlblog! So festgefahrene gegensätzliche Ansichten, die in jedem Thread wieder aufeinanderprallten, daß ich nach drei Monaten Wahlblog mindestens so fertig war wie die Wahlkämpfer auf der Straße.
@Acid
Du wirfst da gerade verschiedene oben geäußerte Meinungen in einen Topf. Ich finde überhaupt nichts dabei, die Blogadresse anzugeben, verstehe sie eher als eine Art Visitenkarte des Kommentators, die die Diskussion vereinfachen kann:
Früher war eine Diskussion einfach weniger anstrengend, weil man sich nicht in jeder Kleinigkeit immer wieder erklären mußte. Sagste heute was gegen die SPD, grölt gleich jemand, man sei ein bezahlter Schreiber der CDU, einfach weil der Hintergund nicht bekannt ist. Das war früher anders, weil man sich “kannte”. Ich finde es blöd, mit mir völlig unbekannten Jörgs und Torstens zu argumentieren, weil wir immer wieder bei 0 anfangen.
Ausgangspunkt der Diskussion war, daß 300 Kommentare unlesbar sind. Zum einen wegen der schieren Menge, zum anderen aber auch wegen der Qualität. Je länger so ein Thread ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Kommentatoren einfach nur noch ihren Senf in Form von “Me too” dazugeben, ohne daß eine Diskussion geführt wird. Der Kommentarthread verkommt zu einem Gästebuch für jedes Posting mit dem üblichen “Tolle Seite hast, schau auch meine an”. Finde ich einfach schade, kann man sich also gern mal Gedanken machen, wie man das verbessern kann. Das geschieht hier.
> Abspieleinschränkung analog zu Registrierzwang in Blogs
Vielleicht nur ein Verständnisproblem? Mein Blog ist _meine_ Spielwiese, nicht die der Blogosphäre. Ich will da nix verkaufen, es handelt sich nicht um beliebig austauschbaren, handelbaren “Content”. Wem meine Spielregeln nicht gefallen, der kann wegbleiben. Analogien zur Musikindustrie, an den Haaren herbeigezogene Zensur-Vergleiche sind da absolut fehl am Platz.
Das hätte im Wahlblog aber durch zwei einfache Maßnahmen zumindest /abgemindert/ werden können:
– Zwangsregistrierung mit einer echten E-Mail-Adresse,
– damit verbunden eine ganz kurze Vorstellung der Person.
Eventuell hätte die Registrierung sogar unter Ausschluss von Adressen bei GMX, Hotmail, web.de & Co. durchgeführt werden können. Ob das die Qualität der teilweise verbissen geführten Diskussionen verbessert hätte, steht auf einem anderen Blatt. Die Gelegenheitstrolle hätte es jedenfalls abgeschreckt. Den ßrger im Wahlblog habe ich dann übrigens einfach in Energie umgesetzt: ich bin in diesem Sommer sehr viel geschwommen und musste mir Anfang Oktober zwei neue Gürtel kaufen :-)
Sehr spannend an einigen Argumenten, wie man die Kommenatre sauber hält. Die ganzen Ideen lassen sich immer auf Zwang zurück führen. Sehr Social Software mässig. Hardcore Web 2.0 ;-)
Sauber? Nö, wie man Blogs so hält, daß sie von Leuten besucht werden, die auch empfangen und nicht nur senden wollen. Ist das trackbacken ohne auf Argumente einzugehen, ohne eine Diskussion überhaupt zur Kenntnis zu nehmen Web 2.0? Wenn es das ist, dann hätte ich gern Blogosphäre 1.0 zurück. Nenn mich naiv.
Unübersichtlich
Wer sich die Kommentare im ViSdP-Blog durchliest, merkt plötzlich wie nahe so eine losgelassene Blogmeute trotz gehobenen Alters und Bildung (Haha) z.B. an den Tokio Puff-Groupies sind.
schrieb Herr Pahl. Ich finde, er übertreibt – leider – nicht -…
> Abspieleinschränkung analog zu Registrierzwang in Blogs
“Vielleicht nur ein Verständnisproblem? Mein Blog ist _meine_ Spielwiese, nicht die der Blogosphäre. Ich will da nix verkaufen, es handelt sich nicht um beliebig austauschbaren, handelbaren â??Contentâ??. Wem meine Spielregeln nicht gefallen, der kann wegbleiben. Analogien zur Musikindustrie, an den Haaren herbeigezogene Zensur-Vergleiche sind da absolut fehl am Platz.”
Von “Zensur” war doch gar nicht die Rede – in meiner Rede, nur von Restriktionen. Zensur ist ‘ne ganz andere Liga, die allerdings auch stattfindet (gelöschte Kommentare im Zeitblog).
Siehste – der Zeitblog ist halt die Spielweise des Herrn Hastenichgesehen (ich hab den werten Namen vergessen), soll er doch Kommentare löschen oder rosa anmalen. Besser wär’s, er würde gar keine zulassen, dann kann er sich die viele Arbeit sparen. Ich halte die Blogs all der ach so zeitgeistlichen Gazetten ohnehin nur für den kläglichen Versuch “unbedingt modern wirken” zu wollen.
Meine kleine Analogie zur MI kannst du an 2 Begriffen festmachen: Restriktionen und Größenwahnsinn.
Mag sein, dass das weit hergeholt ist, aber hey – ich bin einer dieser n00bs. Ich mag seit ’97 im Netz herumschwirren, habe div. (thematisch schwierige) Foren moderiert, ect., aber die Blogwelt ist Neuland. Was ich weiter oben schrieb, war mein persönlichlicher Eindruck => die Blogosphäre von außen betrachtet wirkt auf mich wie ein Haufen von Besserwissern. Er wäre gerne ein größerer Haufen *g* – möchte aber doch lieber unter sich bleiben.
Wir wurden im erwähnten Forum gesetzlich dazu gezwungen, Leute unter 18 außen vor zu lassen (Jugendschutz, es ging um indizierte Filme – die meisten nur in DAU-Land indiziert, anderswo FSK16).
Der Admin musste sich also darum kümmern, irgendwelche halbgaren Kontrollinstanzen zu implementieren (Ausweisnummer – an Schwachsinn schwer zu überbieten).
Ich bin daher ein wenig vorbelastet und tu mich schwer damit zu begreifen, dass man sich (freiwillig!) Gedanken darüber macht, wie man ein neues Medium möglichst einschränken kann.
Btw: deine Lösung (diese zweistellige Adamszahl eingeben) hat nichts mit der Art von Restriktionen zu tun, die ich meine.
Willst du z.B. als user.blogg.de bei blogmensch.sonstwo.de einen Kommentar hinterlassen, musst du dich bei sonstwo.de auch registrieren. Ganz großes Kino – so kann man dort mit einer hohen Mitgliederzahl rumprollen. Oder ist das wirklich nur die vielgerühmte “Anti-Spam-Maßnahme”?
“Ausgangspunkt der Diskussion war, daß 300 Kommentare unlesbar sind.”
Ach ja – das Kernproblem..
Was zum Teufel ist so schlimm daran?
Wir haben einige Threads mit >5000 Beiträgen. Einige sind Jahre alt, es steht zu 75% hanebüchender SchwachZinn drin. Einige Neulinge lesen sich den ganzen Käse wirklich durch und haben dabei viel zu lachen.
Ach ja, Shit – ich vergesse immer, dass in der Blogwelt andere Gesetze herrschen. Es muss alles sauber, ordentlich und rein wirken. Wehe, irgendein Troll kratzt am Renommee.
Vielleicht sollte irgendein findiges Köpfchen einen virtuellen Türsteher programmieren.
Man könnte eine sozial-ethische Gesinnungsprüfung in die Kommentarfunktion implementieren:
“Hideshi Hino oder Takashi Kitano?”
“Hino!!!”
“Boh, hau bloß ab, du perverses Subjekt!!”
Weiter oben schrieb jemand, dass in US-Blogs >100 Kommentare öfter vorkommen. Tja, ich denke, die Amis kommen damit klar. Nicht zuletzt, weil sie das Leben lockerer sehen als die schnarchlangweiligen Bundesdeutschen. Ein liebenswertes Volk, die Amis, trotz ihrer stupiden Regierung.
“Wer sich die Kommentare im ViSdP-Blog durchliest, merkt plötzlich wie nahe so eine losgelassene Blogmeute trotz gehobenen Alters und Bildung (Haha) z.B. an den Tokio Puff-Groupies sind.”
Oh Yeah – in Tokyo möcht ich auch mal ‘n Puff besuchen…
Mir wird ganz schwer ums Herz. Ich sollte endlich damit aufhören, mich zu weigern, älter zu werden – oder nach Amerika auswandern… zumindest surftechnisch.
@Acid: “‘Ausgangspunkt der Diskussion war, daß 300 Kommentare unlesbar sind.’ â?? Ach ja – das Kernproblem.. Was zum Teufel ist so schlimm daran?”
Zeit und Lust. Man hat einfach kein Bock durch 75 überflüssige Kommentare zu waten, in der Hoffnung Nr. 92 bringt noch etwas Interessantes.
Natürlich gibt es da unterschiedliche Ausprägungen von Bloggern und Interessen. Da braucht nichts mit der Platitüden-Schaufel (“Es muss alles sauber, ordentlich und rein wirken.“, zweitältester Reflex bei Meta-Diskussionen, der ‘ihr seid so deutsch’-Spruch) platt geklopft zu werden.
Als Leser möchte ich mir Kommentarmüll nicht geben und springe daher woanders hin. Nervt mich nicht mit eurem 75ten Bekenntnis “Jo, den finde ich auch doof”. In Konsequenz entwertet das alle Kommentare die drunter folgen. Der 401ste Kommentar bei der “DbD”-Diskussion bei Spreeblick war vielleicht der beste. Nur mitbekommen hat es kaum einer, weil bei vielen die Schmerzgrenze längst erreicht war.
Letztendlich ist es einer der Gründe weswegen ich Slashdot-Lesen komplett aufgegeben habe, obvwohl dort teilweise sensationelle Kommentare sind. Aber leider garantiert selbst Threshold = 5 nicht, dass man eine gute Auswahl an Kommentaren bekommt.
Es gibt Betreiber von Blogs, die Wert darauf legen, guten Content an den Leser zu bringen. Das muss kein Motiv für das Bloggen sein, aber es kann ein Motiv fürs Bloggen sein. Und als solcher Blog-Betreiber kommt man dann ins Grübeln, wie man solche Threads steuern kann, wie man dem Leser über die Hürde von 100, 400 Kommentare helfen kann.
Und selbst nach 5-10 Jahren Web hat sich anscheinend kein Mechanismus herausgebildet, wie man qualitativ selektieren kann.
Was das Anonymat/Registrierung angeht:
Im Prinzip bin ich auch sehr dafür die Schwelle für Kommentare eher niedrig zu halten. Allerdings kann man auch nicht darüber hinweg sehen, dass Deutschland ein Land mit teilweise recht rigiden gesetzlichen Möglichkeiten ist und sehr schnell Leute mit Abmahnungen und einstweiligen Verfügungen an der Hand sind.
Hier im Thread ist eine Person die aufgrund von Kommentaren in ihrem Blog bei einer juristischen Auseinandersetzung in Kalamitäten kam. Mir selber wurde im Rahmen dieses Blogbar-Blogs dreimal mit einem Anwalt gedroht. Umgekehrt wurde mein Name in einem Kommentar auf einer Website mit Pädophälie in Verbindung gebracht und das Ganze auch richtig schön in Google auffindbar. Für einen Freiberufler mäßig witzig.
Gestern habe ich in einem anderen Blog einen Kommentar gelöscht, der auf Nichts anderes aus war, als einen Promi justiziabel ans Bein zu pissen (Beim Googlen nach dem Promi bin ich in den Top 25 auffindbar…)
Das sind dann die Punkte wo man schon anfängt zu überlegen, ob “die Leute” mit soviel Freiheit zurecht kommen. Nicht sehr demokratisch, aber real existierender Alltag.
Bei Blogs auf denen täglich 5, 10 oder 30 Kommentare aufschlagen, ist das alles noch händisch zu handlen. Aber das ist nur eine Frage der Größenordnung. Das Bildblog hat die Frage für sich schnell beantwortet: Ausschalten der Kommentarfunktion, weil es zuviel Angriffsfläche für die Rechtsabteilung des Springer-Verlags bot.
Nicht zuletzt das Spam-Problem. Es hat Tage gegeben, wo über Nacht hier im Blog mehr als 100 Spam-Kommentare aufgelaufen sind. Jetzt, mit einigermaßen angefütterten Spamfilter, kommen im Laufe eines Tages 5-10 Kommentare noch durch oder werden “erst” in der Moderationsschleife aufgehalten. Dabei haben wir es als Nicht-Angelsachsen noch gut, dass wir eine Reihe von englischen Wörtern als KO-Wort in den Spamfilter eingeben können. Da haben es die Engländer und Amis einen ganzen Zacken schwerer.
Das alles auf den Punkt “schnarchlangweilige Bundesdeutsche” zu reduzieren, ist Einfalt auf dem Niveau von Kindergeburtstagsspielen.
“Das alles auf den Punkt â??schnarchlangweilige Bundesdeutscheâ?? zu reduzieren, ist Einfalt auf dem Niveau von Kindergeburtstagsspielen.”
Nun fühl dich doch nicht so sehr auf den Schlips getreten. Niemand muss sich den Schuh anziehen.
Ich kenne so einige Länder und deren Mentalität, und gegen viele dieser Länder ist Bundesdeutschland nunmal schnarchlangweilig und bieder. Das fängt bei der Partykultur an und hört bei der Erbsenzählerei längst nicht auf.
Wie gesagt, ich kenne das Phänomen “Endlosthreads voller dumpfbackiger Posts” aus div. Foren, nur sehe ich kein wirkliches Problem darin. Man kann ganz einfach runterscrollen. Sicher, ggf. überliest man so den einen oder anderen brauchbaren Kommentar, aber was soll’s – Schwund ist immer.
“Letztendlich ist es einer der Gründe weswegen ich Slashdot-Lesen komplett aufgegeben habe, obvwohl dort teilweise sensationelle Kommentare sind.”
Das klingt, als dürfe man die Artikel nur lesen, wenn man sich auch die Kommentare zu Gemüte führt.
Im ßbrigen ist es das, was Blogs von Foren und Usenet unterscheidet und warum ich Blogs schätzen lernte: es gibt einen (grundlegenden) Artikel, die folgenden Kommentare oder gar Diskussion darunter muss man nicht lesen.
“Es gibt Betreiber von Blogs, die Wert darauf legen, guten Content an den Leser zu bringen. Das muss kein Motiv für das Bloggen sein, aber es kann ein Motiv fürs Bloggen sein. Und als solcher Blog-Betreiber kommt man dann ins Grübeln, wie man solche Threads steuern kann, wie man dem Leser über die Hürde von 100, 400 Kommentare helfen kann.”
Das klingt nach ‘ner ganz gemeinen Zwickmühle: einerseits will man seine Mühe durch Feedback belohnt wissen, andererseits schicken zuviele (wertfreie) Kommentare den Leser nach “nebenan”.
Optimistisch wie ich bin, denk ich allerdings, dass die Leser den Artikel zuerst lesen. Aber dir geht’s vermutlich um die suboptimale Diskussionskultur.
Klarer Fall von “Shit happens”. Im Zweifelsfall halte ich die Bildblog-Lösung (Stecker raus und gut) für die sauberste Maßnahme.
“Und selbst nach 5-10 Jahren Web hat sich anscheinend kein Mechanismus herausgebildet, wie man qualitativ selektieren kann.”
Es gibt seit >100j. Autos – die ollen Stinkmühlen fahren immer noch mit Benzin, obwohl es brauchbare Lösungen gäbe. Du solltest dich auf eine längere Wartezeit einstellen.
ich werf dann einfach mal noch
n Schüppchen oben drauf, ja?
– JustKiddinregierung.
> die Blogosphäre von außen betrachtet wirkt auf mich
> wie ein Haufen von Besserwissern. Er wäre gerne ein
> größerer Haufen *g* – möchte aber doch lieber unter sich bleiben
Sagen wir mal so: Einige haben großes Interesse an Wachstum, dem gemeinen Blogger dürfte das wohl eher egal sein. Die Analogie zur Musikindustrie steht deshalb immer noch schief: Ich will nicht größer werden und anderen auch nichts aufzwängen.
> â??Endlosthreads voller dumpfbackiger Postsâ?? aus div.
> Foren, nur sehe ich kein wirkliches Problem darin.
> Man kann ganz einfach runterscrollen. Sicher, ggf.
> überliest man so den einen oder anderen brauchbaren
> Kommentar, aber was sollâ??s
Mein klassiches Ein-Personen-Blog ist aber nicht dazu da, anderen ein Forum zu bieten. Mir geht es dabei nicht um eine “Wirkung” – also nach außen – sondern darum, daß es mir persönlich etwas bedeutet, mich dort mit Leuten auszutauschen, die (mir) etwas zu sagen haben. Insofern ist es kein “neues Medium”, deren Benutzung ich einschränken will, sondern mein kleines Blog, das so bleiben soll wie es ist.
Beim Spreeblick gelten natürlich andere Regeln, es muß Johnny – wirtschaftlich gesehen – bei den Besuchern auch um Quantität gehen. Aber wenn wir mal diesen Blogbar-Thread hier sehen, wie interessant wäre der noch, wenn dazwischen hunderte von Kommentaren dieser Art wären:
oder
So wie hier: http://lumma.de/eintrag.php?id=2194
Ich wäre schon ausgestiegen. Und wem bringt dann ein Blog im Gegensatz zu einer statischen Website, auf der Kai dieses Posting ja auch hätte veröffentlichen können, irgendwas?
> klingt, als dürfe man die Artikel nur lesen, wenn
> man sich auch die Kommentare zu Gemüte führt.
> will man seine Mühe durch Feedback belohnt wissen
Nee man, aber die Kommunikation ist das, was ich an Blogs schätze. Und ja, ich mag es, wenn sie auf einem gewissen Niveau geführt wird. Manche Kommentare sind besser als das Posting, nur findet man sie in diesen Massen nicht mehr. Schon deshalb, aber auch weil ich diese Ganz-oder-Garnicht-Haltung nicht nachvollziehen kann, sehe ich keinen Grund, Kommentare ganz abzuschalten, denn dann würde in meinem eigenen Blog das wertvollste fehlen.
Was die Registrierungspflicht betrifft, so gab es die bei Antville-Systemen schon bevor es Blogspam gab; daß es den Machern von Antville selbst um die Anzahl der registrierten User geht, ist wohl ein bißchen weit hergeholt. Was haben die davon? Bzw. Hast Du die damit mal rumprollen hören? Ich habe es nie als störend empfunden, mich für tausende Blogs einmal anzumelden, auch wenn es der reinen Lehre vielleicht widerspricht. Meine eigene Lösung dient tatsächlich allein der Vermeidung von Spam und funktioniert hundertprozentig.
“Meine eigene Lösung dient tatsächlich allein der Vermeidung von Spam und funktioniert hundertprozentig.”
Deine Lösung fand ich auch am originellsten (hatte ich weiter oben auch schon erwähnt).
Meine “Ganz-oder-gar-nicht-Haltung” rührt daher, dass man’s derzeit einfach nicht ändern kann, es sei denn, man setzt ganz rigorose Restriktionen ein. Das würde aber gewiss einige vom Kommentieren abhalten.
“Ich habe es nie als störend empfunden, mich für tausende Blogs einmal anzumelden…”
Ich auch nicht – ich hab einfach darauf verzichtet, dort zu kommentieren – letztendlich aber auch, dort weiterhin mitzulesen.
Das Netz is ja nu elend groß und ich hab das Glück, viele Interessen in den verschiedensten Bereichen zu haben. Auch andere Server haben schöne Daten, daher ist es mir vollkommen schnurz, wo ich mich einklinke.
Allerdings fehlt’s mir – zugegebenermaßen – aus demselben Grund an der nötigen Ernsthaftigkeit für all diese Dinge. Es ist halt alles im ßberfluss vorhanden. Wenn eine Seite verschwindet, kommen zig neue – das ist mit Blogs genauso, es sind letztendlich nur Webseiten. Und dieser “Community-Gedanke” geht mir seit jeher ab. Es ist eine sehr schnelllebige Zeit, ich find sie klasse, es ist die beste die wir je hatten.
Belassen wir’s dabei. Wir haben vollkommen verschiedene Ansichtsweisen zu diesem Thema und ich möchte diesen Thread nicht… äähm vollspammen.
> So wie hier: http://lumma.de/eintrag.php?id=2194
**ROFL**
Danke!
Ihr habt ja doch Humor.
Ich überlege gerade, ob ich die Coments auf Hochglanz in Din A3 ausdrucke (vielleicht mit putzigen, kleinen Illustrationen). Oder selber was drüber bringen? Ich kenn die Band zwar nicht, aber was soll’s… die Nachwelt wird es sicherlich als Qualitätscontent verbuchen und ich komm in den Blogga-Himmel.
Oder ich mach einen auf ganz dolle seriös. Irgendein flickr-Kollega kommt aus Tokyo, er könnte irgendeine verranzte Absteige für mich ablichten und ich mache dann ein Bilderblog mit Hohnstory.
Auf jeden Fall eine gute Idee, “Tokio Hotel” immer als Tag dabeizuhaben.
You made my day!
Irgendwie kann ich die Argumentation von acid nachvollziehen. Es ist auch eine Mentalitätsfrage. Mit fallen da immer die Brasilianer ein, die ich beruflich mal ein paar Monate erleben durfte. Die sind, wenn sie in Gruppen auftauchen, für Deutsche unerträglich. Laut, chaotisch, halten sich nicht an Regeln (bsp. Schlange stehen) usw. Ich kann aber in Brasilien kein Lokal aufmachen, wo dransteht: “Brasilianische Gruppen unerwünscht”. Und ein blog mit Kommentarfunktion ist sowas wie ein Lokal. Es lädt zur Kommunikation ein. Mentalität, Gruppendynamik oder auch Vandalismus lassen sich im öffentlichen Raum, und das sind offene blog-kommentare, nicht ausschalten.
Lösungen – und da läuft es nach meiner Ansicht hinaus:
– Blogs werden zu geschlossenen Zirkeln, mit handverlesenen Mitgliedern.
– Blogs schalten Kommentare ab (vielleicht sind trackbacks eine Alternative).
– Blogs mit hierarchischen Kommentarthreads (wie bei heise)
– Blogs können damit leben, weil das der Mentalität der Leser entspricht (bsp. Tok*o Motel-Fans)
Aber selbst 500 wertvolle Kommentaren, die in 25 Threads verteilt sind, kann man nicht ohne Gewissensbisse, bezüglich der verlorenen Zeit, durchlesen.
vielleicht sollte man einfach
ab und an die fresse halten,
dann sind die kommentarkeller
auch nicht so vollgerümpelt.
Das Problem mit der Unlesbarkeit von Kommentaren
In der Blogbar wurde neulich diskutiert, wie man Kommentare bei hoher Postingfrequenz lesbarer machen könnte. Ein paar eigene Gedanken zum Thema:
Threading ist eine Möglichkeit, Kommentare in Blogs lesbarer zu machen. Dadurch, dass Antwort…