Edelman: Der besoffene Freier in mein Sälong
Nur zur Erinnerung: Edelman ist die PR Firma, die die Verantwortung ihrer Wal-Mart-Fakeblogs an drei jungen Mitarbeitern hängen lässt und bislang keinerlei Anstalten macht, die eigentlich Verantwortlichen zu benennen. Kurz, der Laden serviert Sündenböcke und hält ansonsten die Klappe. Eine Antwort auf die diversen kritischen Anmerkungen zu ihrer Zusammenarbeit mit der Blogsuchmaschine Technorati gibt es bislang auch nicht. Dafür gibt es jetzt angewandte Onlineconversations, die dann im Fall der deutschen Abteilung so aussehen:
Hallo Gerrit, ja, hier ist jemand – allerdings ist mir in diesem Faden hier nicht aufgefallen, dass jemand konversieren wollte. Wo denn?
Reden? Wenn dann sollen die Blogger erst mal Edelman zuhören, wie toll die weiter an der Legende des einmaligen Zwischenfalls stricken:
Die Runde, die für die US-Kollegen stattfand, ist nun im Rahmen unseres Podcasts Earshot online gegangen. Reinhören! In den USA erzielt er schon einige Aufmerksamkeit, was mich freut – denn genau diese Transparenz darüber, wie wir arbeiten und wie wir auch Fehler aufarbeiten, finde ich wichtig und richtig…
Wo sind bitte transparent die Namen der Verantwortlichen für das Versagen? Und der eingekaufte US-Blogger Steve Rubel von Edelman weint verschnupft wegen der Kritik, dass diese destruktiven Leute nie das hinbringen, was er so toll findet, Leadership nämlich:
If there’s something that most of these folks have in common it’s this – they are critical, but they’re also really nice and willing to learn. They always contribute to the discussion in a positive way. They focus on a greater goal that they share with their own circle of readers and other bloggers.
At the same time, the ‘sphere is also filled with really nasty people who do nothing but spew toxic waste. They write sensational headlines and throw rocks because it’s fun. Sometimes, it gets very personal in nature. Many of them are arrogant. What they have in common is that they don’t really contribute. And while they might grab a lot of links here and there, they really don’t lead and they never grow.
Das arme Hascherl… Da hat wohl eine PR-Agentur gelernt, dass die Blogosphäre anders funktioniert als ein Strassenstrich für führende Schnallntreiber, dessen Seitenstrassen in den Medien und andere etablierte Kommunikationswege. Also wird dicht gemacht und ignoriert und nur noch mir REINHÖREN! (mit RUFEZEICHEN!!!) aufgearbeitet, was man zugeben will. Und damit auf “Einige Aufmerksamkeit” stösst, Linderung für die plötzlich von Vorreitern der Online Conversations zu Komplettversagern, Zurechtbiegern und Winzszenenverächtern degradierten Herrschaften. Die wohl auf ein kurzes Gehirn ihrer Leserschaft setzen – und vielleicht solche Edelman-Äusserungen über ihre jetzt verurteilten Fakeblogs vergessen haben:
Anders als beim across america Projekt sind die anderen Aktionen – so ungewöhnlich sie uns in Europa erscheinen mögen – immer transparent gewesen, indem klar war, dass Wal Mart oder die WFWM dahinter stecken. Dass Agenturen im Namen ihres Kunden agieren und nicht bei jeder Pressemitteilung, bei jeder Anfrage und so weiter in eigenem Namen, ist Teil ihres Selbstverständnisses und des Geschäftsmodells Agentur.
Passt mal auf, Ihr PRler, was zum Nachdenken: Könnte es nicht einfach sein, dass das, was Ihr da an Ohrfeigen kassiert habt, nicht etwa ein ungezogenes Verhalten bösartiger Blogger ist, sondern schlicht und einfach die Ohrfeige, die sich ein besoffener Freier einfängt, wenn er auf einem Empfang versucht, einer Dame mit seinem letzten zerknitterten Dollarschein eine unzüchtige Handlung abzunötigen? Der Handschuh, den einer kassiert, wenn er andere mit seinen Lügen beleidigt? Haben die Blogger Euch irgendwie gebeten, sie zu mit Technorati zu beschnüffeln und mit Fakeblogs zu belästigen? Müssen wir es hinnehmen, dass Ihr Euch hinstellt und mit ein paar beschissenen Aktionen und Lügenfurzen den Ruf der gesamten Veranstaltung ruiniert, den wir über Jahre hinweg aufgebaut haben? Und jetzt beschwert Ihr Euch über den Ton? Meint Ihr, dass man nochmal geduldig zuhören sollte, wenn der ausgenüchterte Grosskotz diesmal neue Preisvorschläge für seine klinisch sauber formulierten, aber immer noch dreckigen Phantasien vorbringt und verspricht, sich vorher die Zähne in seinem Lügenmaul zu putzen, solange es noch welche gibt, die ihm bei der letzten Geschichte nicht deutlich genug ins Pedal getreten haben?
Solange ein perverser Drecksack in meinem Salon steht, Freunde, kann er gerne seinen Arsch wütend abwenden – aber sich bitte nicht über Absätze im unteren Hirnfortsatz wundern, wenn er denselbigen dann nicht schleunigst zur Tür hinausbringt.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Meine Ãœbersetzung: Es darf sich nicht wiederholen, dass Edelman mit solchen Methoden erwischt und in der Öffentlichkeit vorgeführt wird. Denn um solche Methoden auszuschließen, sollte man keine “University” brauchen; dazu genügt doch wohl eine einfache und verbindliche Festlegung in der Unternehmenspolitik.
Das halte ich für substanzloses Geschwafel. Wie “wichtig und richtig” fand der Autor das, bevor Edelman mit solchen Methoden erwischt wurde? War ihm auch völlig unbekannt, was Walmart für ein Unternehmen ist, wie es mit seinen Mitarbeitern umgeht und dass Edelman für Walmart arbeitet?
Sie nennen sich “PR 2.0” und unter der Ãœberschrift “Pioneer Thinking” sind dort sechs Personen abgebildet. Preisfrage: Wieviele davon haben seit Bestehen des Blogs schon einen Blogeintrag bei “PR 2.0” geschrieben? Und was hat das alles mit “Pioneer Thinking” zu tun?
Auf dem selben Blog schafft es ein großes PR-Unternehmen noch nicht einmal, die Abbildung einer Powerpoint-Folie vernünftig ins Netz zu stellen. Vielleicht sollte die “Edelman University” mal einen Kurs in Powerpoint-Grundlagen anbieten. Das ist doch einfach nur lächerlich: die beherrschen noch nicht mal die einfachsten Werkzeuge.
Da gibt es eine Seitenrubrik “NEWS TROUGH”, die geht momentan zurück bis zum 4. September. News? Hallo?
Das IDG-Interview mit Edelman himself ist ein Lehrstück über Selbstverständnis und Arbeitsweise dieser Branche. Das, was unumstritten ist, wird zugegeben. Geht es aber um den Kern der Kritik der Blogger, biegen sie immer auf Nebenschauplätze ab. Im Zweifelfall wird der fragenden Menge noch vorgehalten, dass sie ja nur mit Dreck werfen will und gar kein echtes Interesse an einer Diskussion hat. Und das Ganze wird im Tonfall eines Babtistenpredigers vorgetragen, der allen, die dem Wort Gottes (ergo ihrem Sermon) folgen, die Erlösung verheisst.
Und, so sehr du ihn auch immer in Schutz nimmst Don, der Haltungsturner kann’s offensichtlich auch nicht besser.
@logog: Du solltest den Baptistenpredigern nicht mit solchen Vergleichen Unrecht tun ;-)
Man wird die Frage stellen müssen, ob es überhaupt eine Zusammenarbeit von PR und Blogs geben kann. Ich sage: Die können gern ihr eigenes Viertel aufmachen, und davor stellen sie ein Schild hin mit der Aufschrift “Sie verlassen den ehrlichen Sektor – Achtung Lügengebrauch”. Da könnte man sie in Ruhe lassen. Aber was Edelman predigt und mit der Einkaufe oder Schmierung einiger bekannter Blogger macht, ist “Influencing the Influencers”. Sagen sie selber. Und da muss man ihnen was auf die Gierpratzen geben und denen, die sich betatschen lassen für die speckige Dollarnote, klipp und klar sagen, dass sie sich gerade kaufen lassen.
Nichts gegen Werbung. Nichts gegen Kommunikation von Unternehmenszielen. Firmen haben ein Recht, ihre Meinung zu sagen, keiner streitet das ab. Aber es ist Schluss, wenn betrogen, gelogen und bestochen wird – und das ist nun mal der Beruf des PR-Beraters.
Zu Wolfgang äussere ich mich nicht persönlich, ich will da keine Vermengung zwischen beruflich und privat, ich halte mich strikt an die offizielle Edelman-Kommunikation.
Nur zugeben, was offensichtlich ist, alles andere verschweigen, aber so tun, als ob man alles geklärt hätte, Ross & Reiter nicht nennen, die Kleinen zu hängen, die Großen aber laufen zu lassen, ist keine exquisite Spezialität der PR-Branche.
Das war seit 1945 so (ach früher), das ist in der Politik so, das ist anderne Branchen der Wirtschaft so, auch in Werbeagenturen, I know.
Diese Art der Eigen-“PR” und Problemverdauung ist systemimmanent, auch zutiefst im Menschen verwurzelt (verdrängen und schönreden, meine Mutter ist da Weltmeisterin, ohne je auch nur einen Bachelor-Titel zu haben) und muss nicht extra per “PR-Master” gelernt werden. [offtopic: Auch die als so raffiniert betrachtete Sparte der Rhetorik, da muss nicht extra der Schopenhauer gelernt werden, nein: z. B. Rhetorikfiguren wie argumentum ad personam statt argumentum ad rem, oder absichtlich falsche Zirkelschlüsse oder Deduktionen, wenn’s eng wird, das haben schon kleine Kinder automatisch drauf, Schopi hats nur eratisch systematisiert und beschrieben …]
Dass das Große der PR-Branche diese kotzbrockige-dummschädelige Art “Krisen-PR” auch machen, ist also kein Indiz für ihre Bösartigkeit, sondern eins für ihre Inkometenz: Sie k-ö-n-n-e-n es nicht besser als verstockte “Normalo-Bonzen” in unserem Wirtschaftsleben, die ungeschickt und verräterisch agieren.
Wozu also eine PR-Agentur für sowas für viel Geld engagieren, wenn man den Karren doch genauso selber in den Dreck fahren kann.
Denn in beiden Fällen gilt, und nur deswegen kommen die Amateur-Verdränger genauso wie die Profiverdrängerliga mit diesen Dummtechniken erfolgreich durch: Die Menschen da draußen haben im Großen und Ganzen tatsächlich ein kurzes Gedächtnis.
> Firmen haben ein Recht, ihre Meinung zu sagen
Warum? Menschenrecht? Firmen sind keine Personen (ja liebe Juristen, lasst mich mit “juristischen Personen” zufrieden). Das “Recht” ihre Meinung zu sagen leiten Firmen aus ihrem “Recht” ab Geld zu verdienen. Letzteres motiviert ersteres. Man könnte sagen, Firmen haben Meinungen aus niederen Beweggründen. Ich könnte locker darauf verzichten. Besonders, wenn eine Firmenmeinung per Lobbyarbeit durchgesetzt wird.
Ich habe kein Problem damit wenn Firmenmitarbeiter ihre private Meinung äußern. Für Firmenmeinungen sehe ich jedoch keine Berechtigung. Warum sollen Firmen ein Recht haben mich zu belügen und zu verarschen?
Recht auf Lügn heisst Vorzugsoptionen auf inne Fresse. Aber solange sie nur meinen und die Meinung nicht anderen unterschieben, kann ich damit leben.
Bis heute hat sich bei “PR 2.0” nichts geändert und Chat Atkins’ treffende Bemerkung zum Begriff «indolent» ist immer noch der letzte Kommentar. Man sollte beobachten, was diese sechs wackeren PR-2.0-Blogger noch auf die Beine stellen werden ;-)
Inzwischen mal eine Frage an die PR-Fachleute: Kann man dieses “WOMM”-Prinzip überhaupt einsetzen, ohne dabei rot zu werden? Natürlich ist es ein Traum jedes Marketingmitarbeiters, wenn sich die Informationen über sein Unternehmen durch wohlwollende “Mund-zu-Mund-Propaganda” verbreiten. Dann hat das Unternehmen eine Menge Dinge richtig gemacht. Bei guten Produkten dürfte das aber sowieso ein Selbstläufer sein und bei schlechten Produkten wäre es IMHO schlicht Manipulation.
Wenn man also mit voller Breitseite nach dem WOMM-Prinzip behauptete, eine beliebige Firma sei ein guter Arbeitgeber und ein verantwortungsvoll arbeitendes Unternehmen mit ganz tollen Produkten, würde das doch irgendwann als Manipulation auffliegen, wenn das Unternehmen in Wahrheit seine Mitarbeiter bespitzelt, die Umwelt verschmutzt, die Zulieferer knechtet oder irgendwelche problematischen Produkte auf den Markt bringt?
Wie kann man an dieser Stelle noch hochtrabende ethisch-moralische Prinzipien ins Spiel bringen, wenn doch jedem denkenden Menschen klar sein sollte, dass man für gute Auftraggeber kein WOMM braucht und für problematische Auftraggeber nur manipuliertes WOMM möglich ist?
Was zahlen Sie für ‘ne vernünftige Antwort?
Ich komme nicht aus dem Marketing, aus der Werbung oder aus angrenzenden Gebieten. Ich bin nicht an einer kommerziellen Verwertung der Antwort interessiert. Ich gebe selbst in entsprechenden Umgebungen kostenlos technische Hilfestellung. Also lautet die Antwort: Null Euro ;-)
So .com wir leider nicht ins Geschäft!
Meine Frage ging ja auch an die mitlesenden PR-Fachleute ;-)
PR-Fachleute sind nich immer die, die am lautesten Trommeln. Naja, müssenSe selbs wissen.
Hallo Don,
hier noch eine Eintragung im Sündenregister von Edelman:
http://www.behindertenparkplatz.de/cl/2006/11/08/649/
Finde ich persönlich noch unappetitlicher als Fakebloggen, geht aber vermutlich heutzutage als normale PR durch.
Gruß Lunula
PR 2.0 kann noch schmalziger schreiben als bisher bekannt:
lunula schreibt:
Ist das nicht “Astroturfing” in Reinkultur?
@16 (stefanolix): Nur fürs Protokoll: Der von mir verlinkte Blogeintrag stammt nicht von mir, sondern von Christiane Link (Behindertenparkplatz). Ich selbst führe ein reines Hobbyblog (kätzchenfrei), kenne Frau Link nicht, lese sie aber gerne und bin in dieser Sache ihrer Meinung.
Gruß Lunula
Der Beitrag auf dem Blog Behindertenparkplatz ist sehr lesenswert. Tut mir leid, dass ich den Link zu Deinem Blog nicht mit dem Link im Kommentar verglichen habe.
@ lunula
Guter Beitrag.
Ne leider, auch sowas geht nicht als “normale PR” durch, wenn Pharma-Firmen und ihre PR-Lieferanten die Selbsthilfegruppen auf diese Weise bestechen, ähm “unterstützen”.
Wiewohl es sogar gelegentlich bei Selbsthilfegruppen Praxis ist (auch das der Selbsthilfegruppenleiter, ähm Vorzüge oder Angebote dazu bekommt…), ist es nicht in Ordnung.
Der “Normalfall”:
Z.B. Die Firma Organon tut auf depression.de so, als wenn sie uneigennützig Rat und Tat biete, immerhin sagt sie, dass es eine “Initiative” von ihr sei. Dies Art PR ist man schon so gewöhnt, dass einem andere verdeckte Sachen auch nicht mehr auffallen oder stören. Aber das ist nur eine Verschiebung der Wahrnehmungsanker, was da passiert.
Im Bereich psychische Erkrankungen, wo es natürlich jede Menge Selbsthilfegruppen gibt, wird so ein Vorgehen grundsätzlich als üble Werbung und Einmischung sowohl von den Angehörigen als auch von den Erkrankten abgelehnt, da sie mit dem Thema Medikament und medikamentöser Behandlung, Ärzteschaft und Pharmafirmen sehr sensibilisiert sind, um es mal höflich zu sagen.
[Hab für kurze Zeit in einer Pharma-Werbeagentur gearbeitet, damals z.B. für Lilly (fluctin) und Pfizer (Viagra) und kenn dazu noch Angehörigen-Selbsthilfegruppen-(Leiter) zum Teil persönlich. Aber nicht in Werbefunktion, sondern als Betroffene.]
??? (Viagra) (…) als Betroffene.
Hab mir schon gedacht, dass so ein Schietkommentar kommt.
Les mal genauer, du super typ!
[…] [Zitat] “Passt mal auf, Ihr PRler, was zum Nachdenken: Könnte es nicht einfach sein, dass das, was Ihr da an Ohrfeigen kassiert habt, nicht etwa ein ungezogenes Verhalten bösartiger Blogger ist, sondern schlicht und einfach die Ohrfeige, die sich ein besoffener Freier einfängt … […]