Früher, während des letzten Hypes, war ich eine Weile fast jeden Abend auf den Events der einzigartigen Munich Area. Mit einer ordentlichen Portion Zynismus und den richtigen Freunden war das eine prima Zeit, man konnte sich all die Witzfiguren aus der Nähe anschauen und dann lustige Dinge über sie schreiben. Das war einmal, heute meide ich alle Veranstaltungen, deren Besucher ich mehrheitlich verachte. Man muss das mal gesehen haben, aber dann reicht es auch.

Dass ich jetzt doch wieder über so einen Event schreibe, hat etwas mit einer kleinen Änderung zu tun. Während der hier umfassend besprochenen Krise um das Berliner Startup StudiVZ drang zu mir durch, ich wï¿œrde mit meinem Verhalten dafür sorgen, dass Ehssan Dariani, ein Grï¿œnder der Firma mit Hang zu etravaganten Ausritten auf seiner Website Völkischer Beobachter.de, als möglicher Speaker beim kommenden “Digital Lifestyle Day 07” unmöglich gemacht werde. Mein Informant berichtete, dass man vor dem Skandal, ähnlich wie einige andere Kongresse, beabsichtigt hatte, das neue Wunderkind der deutschen Startups bei diesem Event von Hubert Burda Media in München etwas sagen zu lassen. Tatsächlich war über Dariani bei der Website der Konferenz nichts zu lesen.

Das änderte sich prompt einen Tag nach dem Verkauf von StudiVZ an Holtzbrinck – seit dem 5. Januar steht Dariani urplötzlich auf der Gästeliste. Wie nun aber aus Berlin mein Maulwurf bei StudiVZ meldet, scheint das nicht genug zu sein. Denn auf der Konferenz ist auch ein Panel unter Leitung des Studi-VZ-Investors Oliver Samwer geplant, auf dem Matt Cohen von
Facebook, Eric Wachtmeister von Smallworlds, Arend Oetker vom
Stiftungsverband der deutschen Wissenschaft und Dave Sifry von Technorati diskutieren sollen – eine hübsche Mischung. Ein Teilnehmer hat aber noch nicht endgültig zugesagt – und jetzt darf man dreimal raten, wer da in Berlin darüber redet, welchen Shooting Star man noch auf dieses Panel schicken könnte. Kleine Problemchen: Der Umstand, dass dieses Interna hier an der Blogbar rumgetratscht wird, dass in Berlin schon wieder jemand den Mund nicht halten konnte – und die Unsicherheit, was noch alles pünktlich zum Kongress zum Vorschein kommen könnte *g*. Das ist allerdings nicht nur mir klar; wie aus einem Bonker an der Spree sickerte, scheint nicht jeder an der Isar von dieser Idee begeistert zu sein.

Was anderes – nochmal zu den Zahlen, und zu einigen Vergleichen zwischen Äpfeln und Birnen. Doch, man kann sie vergleichen. Nachdem sich inzwischen rumgesprochen haben dürfte, dass Holtzbrinck bislang wahrscheinlich lediglich 50 Millionen an alle Gesellschafter – unter anderem auch an die eigene VC-Gesellschaft – gezahlt hat, wäre es mal an der Zeit, ein paar Vergleich zu machen, was dieser Laden nun so wert ist, verglichen mit anderen Mediendeals der letzten Zeit im Print.

Da gab es nämlich zwei Projekte, die mit einem ï¿œhnlichen finanziellen Aufwand eine nicht unähnliche Zielgruppe erreichen sollen: Gruner und Jahr hat “Park Avenue” gestartet, Conde Nast dagegen die deutsche Version von “Vanity Fair”. Ähnlich sind durchaus die Probleme in der Führung – Park Avenue hat eine Reihe von Mitarbeitern verloren, und der Chefredakteur ist ebenfalls gegangen. Und auch der Start von Vanity Fair ist eher holprig unter dem nicht unumstrittenen Chefredakteur Ulf Poschardt. Die Reichweitenerwartungen bei beiden Projekten nehmen sich eher bescheiden aus: 50.000 Auflage garantiert Park Avenue, 120.000 will Vanity Fair erreichen. Beide Häuser haben dafür Schätzungen zufolge Anlaufkosten von mehr als 60 Millionen Euro. Bei einer Reichweite, die auch bei freundlichen Schätzungen kaum mehr als bei ein Drittel der aktiven StudiVZ-Nutzer liegt. Im Vergleich zu einem Printleser sind die StudiVZler also nachgeschmissen.

Umgekehrt ist der Preis angesichts dessen, was im Internet real verdient wird, unverhältnismässig hoch: Thomas Knüwer hat hier die Zahlen von Deutschlands grösstem Nachrichtenportal Spiegel Online – 15 Millionen Umsatz und mutmasslich unter 2 Millionen Gewinn. Und das bei Nutzerzahlen, die mindestens vier mal so gross sind wie StudiVZ. Im allerbesten Fall, wenn StudiVZ seine Nutzerzahlen nochmal verdoppeln könnte, bleibt immer noch die Frage, wie man damit genug Werbeerlöse erwirtschaften will, um die Kosten für Kauf und Betrieb reinzuholen. Selbst im Idealfall dürfte jedes Sparbuch auf Jahre eine bessere Rendite bringen. Wenn man beim Geschäftsmodell Werbung bleibt…

Muss man ja. Denn die Daten werden nicht im eigenen Konzern weitergereicht. Sagen sie. Na. Man wird sehen – falls jemand Herrn Dariani in München sieht, kann man ja mal fragen, wie das gehen soll.