Blogleichenschau bei Freundin und WAZ Essen
Kleinmütiges von Dorin Popa, dem Blogbeauftragten bei Burdas Freundin: Er sucht neue Bloghoffnungen, nachdem ihm seine “Stars” reihenweise die Griffel abgeben – ein dort nicht ganz unbekanntes Verhalten. Neueste Blogleiche ist die bislang stets an erster Stelle stehende Sahra mit ihrem kläglichen Versuch, sich mit nicht eintretenden Männergeschichten an Sex and the City ranzuhängen [http://blog.freundin.de/blog/sarah_and_the_city]:
Nicht, weil ich keine Lust mehr dazu hätte, sondern weil mich momentan in meinem Leben zu viele andere Dinge beschäftigen, die meine ganze Aufmerksamkeit benötigen und ich nicht die Zeit und vielleicht auch nicht immer die richtige Stimmung finden werde, um regelmäßig zu bloggen. Aber dass habt Ihr ja sicher schon anhand der vergangenen Wochen gemerkt. Von daher denke ich, dass es besser ist, auch hier einen Schlussstrich zu ziehen.
Soviel also zum real existierenden “turbulenten Leben einer Single-Frau auf der Suche nach Mr. Right” in der Burda-Edition. Einige weitere Blogger wie der Arzt, die Kosmetikfrau und die Podcasterin sehen auch nicht mehr so ganz willig aus, und zwei weitere Blogs geht nach Meinung von Popa auch über den Jordan. Aber statt sich mal Gedanken zu machen, ob eine ehrenvolle Erklärung a la
Ja es war nicht gut und wir haben uns total übernommen und lassen es deshalb bleiben
mit gleichzeitiger Einstellung des burdaschen Blogvollversagens nicht sinnvoll wäre, wird sofort nach neuen Bloggern gesucht. Ja, so ist das mit den festgesetzten Null- bis Kleinstbudgets für kostenlose Schreiberlinge und den grossen Erwartungen der Chefs, da macht man das Elend weiter. Hauptsache billig.
Popa hätte sich ein Beispiel an den ebenso qualitätvollen Bloggern nehmen können, mit der die Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) Essen kurz vor Amtsantritt der neuen Online-Chefin Katharina “Lyssa” Borchert versuchte, in die Blogosphäre einzusteigen. Das ging damals, Ende Juli 2006, nach Eigenaussage so zu in der WAZ:
Irgendwann hat mein Chef hier einen gesucht, der den Essener Online-Auftritt der WAZ gestalten und das Online-Forum betreuen sollte. Da ich der letzte aus der Redakteurstruppe war, der sich privat einen Computer angeschafft hatte, ist seine Wahl dann auf mich gefallen. Wahrscheinlich hat er sich einfach gedacht. der Mann ist auf dem letzten Stand.
Insgesamt 14 Personen, von der kleinen Autorin bis zur Museumsleiterin, vom libanesischstämmigen Geschäftsmann bis zum Fundamentalchristen, durften dort mit teilweise haarsträubenden Autorenbildern ihre Texte verfassen. Die jeweil letzten Einlassungen der Amateurautoren waren:
Burak Copur – 26.07.06, nur ein Beitrag (platt)
Eva Arning – 28.07.06, nur ein Beitrag (platt)
Irmenfried Mundt – 01.08.06, nur 2 Beiträge (platt)
Ulrich Parzany – 25.08.06, nur 2 Beiträge (platt)
Dr. Edna Brocke – 08.12.06, Abruptes Ende nach 5 Beiträgen pro Monat (platt)
A. Langanke – 14.12.2006, alle zwei Wochen ein Beitrag (platt)
Mohammed Masri – 22.12.06, drei Beiträge pro Monat
Markus Pottbäcker – 02.01.07, alle zwei Wochen ein Beitrag
Nadine Becker – 02.01.07, nach einem Monat Pause
Und dann noch die Profis von der WAZ selber:
Peter Marnitz, Lokalredakteur – 24.11.06 (platt)
Bernd Kassner, Projektleiter des Blogs – 27.11.06 (platt)
Wulf Mämpel, Leiter der WAZ-Lokalredaktion Essen – 01.12.06 (platt)
Ursula Hickmann, freie Autorin bei der WAZ – 04.01.07
und das letzte Lebenszeichen stammt von
Beatrix Gutmann, Mitarbeiterin der WAZ Tochter “Westeins” – 05.01.07
Man sieht recht schön das Erlahmen der Begeisterung, von 14 Autoren sind nur noch 5 so halbwegs aktiv. Was ich bei so einem Konzern, der mit einem “bundesweit einzigartigen Online-Konzept” vorne mitspielen will, richtig hart finde: Die Unwilligkeit der Mitarbeiter der Lokalredaktion. Gerade die Leute, die mit gutem Beispiel voran gehen müssten, haben vor über 6 Wochen die Segel gestrichen. Erschreckend auch die Qualität, die da durch die Bank abgeliefert wird. So wird das nie was.
Im Prinzip sollte es jetzt ganz einfach sein, ein funktionierendes Portal für die WAZ oder die Freundin aufzubauen: Das Gegenteil der bisherigen Autoren suchen, was Können, Engagement, Diskussionsbereitschaft, Schreibstil, Lust, Laune, eigentlich alles angeht. Liest sich einfach. Wäre aber ein Job, den ich, ganz ehrlich und mit allem Respekt für Lyssas, die das obige Projekt nicht verantwortet hat, und ihre Arbeit, nicht haben wollte. Nicht, wenn die eigenen Leute so offensichtlich unfähig sind, umzudenken. Denn Redakteure, die nicht schreiben und noch nicht mal rumprobieren oder neugierig sind, sind im Internet nicht brauchbar.
Disclaimer: Unten bitte keine Debatte um Lyssa, das ist hier nicht das Thema.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Wenn ich meine eigene empirische Auflistung mache, dann sind unter meinen regelmäßig gegengelesenen Blogautoren auch einige Journalisten, etwa 5-6. Aber keiner von denen arbeitet für jemanden, jedenfalls nicht mit und in ihrem ihrem Blog. So geht’s vielleicht. Und sie haben es aus eigenem Willen, das Blogprojekt, gestartet. Ist allerdings höchstens ein deutschsprachiger darunter.
Sind die Blogs bei WAZ auch wirklich teilweise platt? Ich kann dem letzten Eintrag von Ber nun alles und nichts entnehmen… Wenn ja, dann sollte man das wenigstens transparent machen – aber angesichts der Daten bei den diversen Blogs trifft der Begriff platt wohl mehr als zu Recht zu.
Ad Astra
Platt ist meine persönliche Erfahrung und Wertung. Wer 4 Wochen am Stück nichts mehr schreibt, kommt praktisch nie mehr zurück.
Ich empfehle Fotoblogs, da stört es weniger, wenn der letzte Eintrag zwei, drei Wochen her ist ;-)
Man könnte noch mehr Beispiele bringen:
Beim Tagesspiegel sind von 8: zwei praktisch tot, zwei werden eher monatlich aktualisiert und eins eher 14-täglich. Nur drei sind immer recht aktuell: Aussenpolitik und Sport.
http://www.tagesspiegel.de/weblogs/
Die Frage ist doch, ob man mit dem WAZ1-Ansatz bessere Ergebnisse hat. Externe blogger zu bezahlen. Das kann schnell im “Texte-Abliefern” enden. Und mit den formulierten Anforderungen wird die Vergütung eh nicht langen, um eine dauerhafte Motivation zu erreichen.
Ich oute mich als der einzig wahre Fan von Wulf Mämpel: Angesichts seiner höchst eigenwilligen Stimme aus dem Zwischennetz ist mir das Wort platt einfach nicht platt genug. Immerhin ist er mein Kandidat für den «Blogger des Jahres» …
Echte Blogger sind doch maniacs und haben doch alle einen an der Waffel. Wer das Schreiben zum Beruf macht, will vielleicht nach Feierabend lieber mit dem Hund spazieren gehen oder an seiner Modelleisenbahn im Keller basteln statt noch 1 Blog für seine nicht minder irren Leser zu befüttern. Ben Schwan streicht nach ca. 6 Monaten auch schon die Segel und bedankt sich für den Fisch.
logog, warum immer diese Phantasielosigkeit. Eine der ersten Bloggerinnen, die ich regelmäßig gelesen habe ist Veronica aus der Ukraine, sie hat ein Kind und muss mehrmals den Wohnort wechseln, auch weil sie Journalistin ist. Und wer das nicht versteht, wieso man dann noch bloggt: http://vkhokhl.blogspot.com/
Lieber “maniacs” als Dauer-Urlaubsuchende. In so einem Land leben wir nämlich.
Im fremdem Auftrag schreiben macht zu wenig Spass.
Außer man wird ordentlich bezahlt, dann gehts halbwegs und eine Weile.
Das hat schon Tucho begriffen. Aber auch dieses berühmte Beispiel (er wäre heut’ wohl A-Blogger plus gut bezahlter Satiriker) hat schon oft auch bei guter Bezahlung die Segel gestrichen, wenn ihm reingebabbelt wurde oder ihm ein Format oder die Geldgeber dahinter nicht lagen.
Und heut’ haben wir wieder das Gleiche: Geizige Verlage, die nix kapieren plus viele Schreiber, die sich schlecht verkaufen (gibbet ihrer ja auch genuch und treten sich gegenseitig auf die Füße) plus wenige gute Schreiber, die eben ihren eigenen Kopf haben. Die machen lieber ihre eigene Weltbühne auf. War schon immer so.
Bei Journalisten ist es meines Erachtens meistens eine Kombination aus Gewöhnung und Angst vor Kontrollverlust. Man darf nicht übersehen, dass Medienhäuser Ämter sind. Versuch mal, bei einerm öffentlich-rechtlichen Gebührenverschwender ein Notebook zu bekommen. Im Vergleich dazu war es in einem Weltkonzern, bei dem ich mal gearbeitet habe, einfach, als Werksstudent eine 10.000 Mark teure Gewindefräse zu bekommen. Aber genau an solchen Dingen hakt es noch immer. Ein Grossteil der in Lohn und Brot stehenden Journalisten sind nicht zukunftsfähig.
Oder das Elend beim Handelsblatt: Ein Talent wie Thomas Knüwer wird von solchen Nichtschreibern begleitet:
http://wipo.blogg.de/
http://blog.handelsblatt.de/sackmann/
Und das sind noch die besseren Blogs vom Handelsblatt.
Das Problem dürfte wohl in diesen Schreibzwang liegen den du mit solchen Postings gewissermaßen verstärkst. Wer nicht alle x Tage einen Beitrag abliefert, der ist platt. Da lag ich mit meiner Peitschen-Borchert, die ihre Autoren zum Schreiben “motiviert”, gar nicht so verkehrt ;)
Natürlich könnte auch die Strategie sich um einen Autorenplatz bewerben zu müssen ein Hemmschuh sein. Wenn man 14 Autoren hat die nicht schreiben wollen weil sie keine Lust dazu haben (oder keine Zeit) und man auch keine Mittel hat sie zum Schreiben zu zwingen, dann ist es natürlich blöd wenn eine weitere Auswahl an Autoren fehlt. Man stelle sich mal vor die deutsche Blogsphäre würde nur aus 140 Blogs bestehen.
In der Blogsphäre ist immer irgend etwas los weil immer irgend einer etwas schreibt. Der Inhalt ist halt nicht an einzelne Autoren gebunden, so wie man es bislang aus den klassischen Medien kennt.
Natürlich gibt es da auch ein anderes Konzept. Man erstelle eine Blogplattform und schaut mal was sich da so tut und entwickelt. Dann mache man aus den besten Beiträgen eine Publikation. Oder fragt die Autoren die einem irgendwie positiv aufgefallen sind ob sie nicht zu einem bestimmten Thema etwas schreiben wollen.
Ach ups, gibt es ja schon. Nennt sich “Mindestenshaltbar”
Ich will jetzt hier keine Diskussion um einzelne Personen los treten. Aber Lyssa fragte bei wazsolls in den Kommentaren wie sie denn sonst Autoren finden soll wenn denn nicht über eine Ausschreibung.
Da frage ich mich, ob denn bei dem Projekt die richtigen Leute in den richtigen Positionen sitzen (ganz allgemein, nicht auf Lyssa bezogen!). Das ist völlig veraltetes Denken: Du Bewerber, ich Auftraggeber. Du tun, ich treiben.
Wenn die Macher von Morgen weiter so denken, dann werden wir uns auch morgen noch beim K(r)ampf um den Content langweilen dürfen.
Mindestens haltbar krankt meines Erachtens an anderen Problemen. Ich lese das nicht. Weil mich an Blogs seltenst Auftragsarbeiten von Bloggern interessieren, sondern der Blogger. Ich will das von ihm geschriebene Blog, da darf gern auch mal Mist dabei sein, aber der Typ ist das Thema. Ich will Charaktere, die klar erkennbar sind. Die Welt mit deren Augen sehen. Die Weltsicht einer verbitterten Museumsdirektorin, eines gefrusteten Lokalredakteurs, einer angeheuerten Landpomeranze mit Grössenewahn, eines grosskotzigen Verlagsauftragsschinders mit Faible für Nuttenflischerl ist mir egal. Weil sie keinen erkennbar spannenden Charakter und keine Schreibe haben. Das ist das Problem. Oder der Erfolgsfaktor der A-Lister, wenn man so will. Aber die sind halt eher selten.
Sobald man aus dem Mediengeklüngel raus geht, ist das alles bedeutungslos, da würde ich mir auch keine Gedanken machen, aber das sind Medien. Die müssen das können. Oder krepieren.
Der Journalist stellt sein ursprüngliches Talent und die Leidenschaft für’s Schreiben – so er nicht sowieso und von Anfang an als Machiavellist davon träumt den Massenmitmensch zu steuern und dumm zu halten – in einen Verwertungszwang, der ihm auf die Dauer beides nimmt. Er ist in diesem Verwertungszwang permanent von sich, der Welt, dem Chef und dem Girokontostand entäuscht. Er wird zum – btw ein schönes Wort – Dauer-Urlaubssuchenden.
Ein Blogger ist dagegen ein notorischer Bettnässer, der sich tierisch freut, wenn das Pipi ihm das Bein runter läuft. Er verspürt wahre Lust dabei und tut’s deshalb immer wieder. Lust und Begierde und Leidenschaft lassen sich nicht kaufen. Ausser vielleicht mit den ganz großen Scheinen.
@Ralf
Bloggen ist keine Kunst, die bei Interesse und Motivation nicht erlernbar wäre. Statt dieser Ausschreibung hätte ich mir vorstellen können, dass man Mesnchen angesprochen hätte, die mit Begeisterung bei der einer Saache sind, ob in Vereinen, Initiativen, usw. Soll ja ein Lokalteil werden. Die sind nah an dem Menschen dran und engagiert. Da der WAZ-Konzern immer so stolz auf seine Verbundenheit mit der Region ist, hätte man diese Leute finden können. Meine Befürchtung: Stattdessen kommen nun blogger, die sich selbst darstellen wollen und nicht die Region und ihr Leben in dieser Region.
Boah. Da hast Du aber noch nicht auf Blogs von Naturalien- und Kaufbloggern wie MC Winkel geschaut. Und ich will lieber gar nicht wissen, wieviele Leute tolles Zeug über das neue iPhone schreiben würden, wenn man es ihnen schenken würde. Firmen wie Edelman leben doch geradezu davon, dass sie neben der normalen Charakterlosigkeit der Johurnaille inzwischen auch Bloggerschmierung ausprobieren. Und dass sie dafür was aufs Maul bekommen, ist dem PR-Geschmeiss doch längst egal.
Ja, aber wer will das schon lesen. Das sind doch nur Leute, die Ihr Leben mit ner Schnäppchenjagd verwechseln.
Was das Bloggersuchen angeht: Das ist wirklich etwas unübersichtlich geworden.
Das Problem dürfte meines Erachtens sein, jemanden zu finden, der schon grössere Leserzahlen mitbringt, denn ohne die wird ihn kein Medienkonzern kaufen. Wenn ich an so einer Stelle bin, versuche ich eine Art Laboratorium aufzumachen, in dem man einzelne Blogger unter Realbedingungen problemlos und schmerzfrei testen kann. Direkt suchen und kaufen ist meines Erachtens nur in ganz wenigen Fällen sinnvoll. In jedem Fall muss sowas ein dynamischer Prozess sein, also genau das Gegenteil von Burdas researchten, zielgruppenkompatiblen Schmierertheater bei der Frendin.
Nunja, Blogger sind vielleicht keine Maniacs, wie es oben hieß, aber Diven, das sind die meisten. Ob die sich in einem Laboratorium testen lassen?
Hängt von den Alternativen ab. Vielleicht muss man dafür eine gehörige Portion des richtigen Ausschlags einer bipolaren Störung mitbrungen, wenn man das durchhalten will – kein Wunder, dass es der Pleiten-Turi gerade auf diese Art probiert, mit einer Nummer namens medien2. Aber wie auch immer: Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.
ich habe ja etwas Erfahrung durch das Buch und Lesungen: Es ist in den meisten Fällen viel einfacher, als man vielleicht glaubt, und Fehleinschäztzungen können immer passieren. Man lernt dazu, irgendwann. Bislang habe ich Leute meistens erst mal sehr lange beobachtet, bevor ich sie um was gefragt habe, und das war stets ein kluges Verhalten.
Schreiber SIND Diven.
Ich bin mit einer verheiratet. Testen läst sich der nicht, gehört systemimmanent zum männlichen Diven-Programm…
Drum prüfe, wer sich ewig bindet…
Blogger im Labor? Da hast du aber schon mal was ganz anderes zu geschrieben. Wenn ich mich recht erinnere ging da jede Menge Glas zu Bruch und die Laborassistentin hatte hinterher ‘nen roten Kopp und keine Knöpfe mehr am Kittel.
Da ging es um Blogger als Testratte für die Kommunikationswissenschaftler. Ich rede hier von einer Rattenzucht mit Futter und Alkohol für alle.
Wenn ich einmal zaghaft den Diskurs über Blogger, Journalisten, bloggende Journalisten und journalistische Blogger unterbrechen darf: Da biste platt, lieber Don Alphonso, wir leben noch! Die Blog-Pause hat eine ganz einfache Erklärung. Die Zeitungsspalten musssten bei hohem Urlaubs- und Krankenstand gefüllt werden. Wenn dann noch der eigene Urlaub ohne I-net-Anschluss dazwischen kommt, verwaist das Blog leider (oder endlich, wie manche A-Blogger sicher meinen). Kollege Kassner, um den es hier schon einmal ging, ist schlicht und einfach krank und hütet ohne PC das Bett.
Nun bitte wieder zum Thema “Sind Blogger Maniacs, Laborratten oder sonst irgenwie gestört?”
24/7 in der WAZ knechten und keine Sekunde Zeit für den zweiwöchentlichen kleinen Text im Blog? Sorry. So wird das nichts mit Blogs. Wie im Journalismus interessiert es keinen, warum da nichts steht, sondern nur, dass da nichts mehr steht.
Das lesen die Leser gern:
und im Urlaub gab’s kein Internet. Herr Lehrer, ich hab den Bus verpasst.
Ist ja gut, ihr habt ja sooo recht! Aber mal ehrlich, wer von euch hat denn schon einmal zur Hochsaison (viele Seiten, 12/6) in einer unterbesetzten Lokalredaktion gearbeitet? Da ist man platt, wenn die Seiten endlich raus sind, da kann man keine Tastatur mehr sehen. Fragt doch mal Lyssa, warum sie als Blog-Profi eine so lange Auszeit hatte!
“Können oder krepieren” trifft es sicherlich schon sehr gut, wobei ich das Ganze sonst schon differenzierter sehe. Sarah hat bereits lange vor unserem Relaunch im April 2006 für die “freundin” gebloggt, aus eigenem Antrieb, mit viel Spaß, Engagement und Leserinnen.
Marcus und ich waren so fleißig, daß wir jetzt auch noch eigene Blogs führen, aber Marcus eben auf Kosten seines freundin-Blogs, ich parallel.
Einige Blogs wie der von der Rot-Kreuz-Mitarbeiterin oder Julias Hochzeitsblog waren von Anfang an zeitlich befristet.
Grundsätzlich finde ich aber die freundin-Blogs eben schon dynamisch. Wir probieren aus, wir haben dabei recht große Freiheiten, wir lernen dazu und wir halten an nichts sklavisch fest – außer an der Existenz der Blogs. Und dazu laufen sie zu gut und machen zu viel Spaß, als daß wir damit aufhören würden.
Don A. hat natürlich geflissentlich überlesen, daß neben den Wachablösungen für den einen oder anderen bestehenden Blog auch ganz neue Blogs in Vorbereitung sind.
Und der nächste Schritt wäre meines Erachtens, einen weiteren Blog-Bereich für die Leserinnen einzurichten.
@27 Ich habe ja von eurem 2er Internetz oder von der Journaille gar keine Ahnung, aber das, lieber Peter, ist jämmerlich.
Web-2.0-Lebensregel: Nulla dies sine linea blogosphaerii …
Ich finde der Herr Marnitz trifft es relativ gut:
Niemand würde hier einer Bloggerin wie Lyssa vorwerfen, daß ihr Blog “platt” sei. Dennoch hat sie jobbedingt in den letzten Wochen nicht viel geschrieben – das gestehe ich daher auch den anderen WAZ’lern zu.
Die “Blogfaszination” liegt -zumindest für mich- in erster Linie darin, dass ich Individuen lesen möchte. Keine Ahnung weshalb, aber das genau ist der Grund, weshalb ich nicht die Freundin-Seite oder sonst eine Zeitungsseite aufrufe, wenn ich Blogs lesen möchte. Ich bevorzuge einzelne, individuell gestaltete Seiten. Da kommt mehr rüber als bei all denen, die da 5, 8 oder 20 Leute angeheuert haben und krampfhaft Content schinden müssen.
Vielleicht mag das auch daran liegen, dass ich (zumindest unterbewusst) das Gefühl habe, dass die Leute bei WAZ oder sonstwo für irgendjemanden (eine Zeitung, ein Portal etc) schreiben, nur nicht “für sich selbst”; hat irgendwie mit Authentizität zu tun. Das Schöne an Blogs sind die Individualisten. Und das kann keine Zeitung, kein Portal, keine Freundin bieten, weil das immer wieder -auf mich- künstlich wirkt.
Jens, es in enormer Unterschied, ob eine Könnerin nach 4 Jahren Bloggen mal ein paar Wochen Pause macht, oder ob das irgendwelche halbzwangsverpflichteten Schreiberlinge nach 6 mühsam abgerungenen Pseudoblogeinträgen tun. Da ist Aufhören eigentlich nur konsequent.
Und Popa, nachdem Ihre grossartigen Blogger alle nach ein paar Monaten keine Lust mehr haben und Sie in ihrem merkbefreiten Geschwalle zurück lassen: Den Beitrag, der das Ende Ihrer Peinlichkeiten verkündet, habe ich schon geschrieben. Es geht um einen schmewrzbefreiten Nichtkönner einer mediokren PR-Postille, der es auch nicht mehr lernt.
@Don:
Was ist denn der enorme Unterschied? Der, das man theoretisch gerade von einer Blog-Expertin erwarten könnte, dennoch was zu bloggen? Und seien es nur “zeitlose” Beiträge die auf Halde produziert worden sind?
(nicht, daß ich das jetzt in LL erwartet hätte)
“Den Beitrag, der das Ende Ihrer Peinlichkeiten verkündet, habe ich schon geschrieben.”
Das klingt fast wie “Auch dein Stahlhelm ist schon gepresst.”
Das klingt nach “Ich verachte Johurnaille, die sich von Nuttenflitsherlherstellern kaufen lässt und sich cool fühlt, mit F-Promis in einem stinkenden Zelt zu sitzen”.
Die Ritter, die sich hier so furchtlos in die Schlacht werfen, sind aufgefordert, Links zu posten (unter Wahrung der hier gültigen Regeln) auf Blogbeiträge bei Freundin oder WAZ, die sie selbst:
– zum irren Kichern gebracht
– sie zu Tränen gerührt
– jedweder Welterkenntnis näher gerückt
– oder mit dem gerechten Stolz über etwas Gelungenes erfüllt
hat. Ich werde das lesen, aber bitte verarscht mich nicht.
Zur Freundin kann ich nichts sagen, diese Zeitschrift sieht mich nicht als Zielgruppe an, ich sehe es nicht als erstrebenswert an die Freundin zu lesen. Daher kann ich nur kurz was zur WAZ schreiben:
http://www.dieligashow.de/
Ansonsten finde ich Bernd Kassners Blog recht amüsant, auch wenn ich es bedaure, daß der Autor aus Krankheitsgründen derzeit nicht bloggen kann.
Ähm… ich will hier niemandem zu nahe treten, aber die Herren bräuchten dringend einen Aircheck und eine zeitliche Begrenzung. Das ist wie Privatradio ohne besondere Kompetenz im Internet. Und sowas hört man hundertfach jeden Samstag in jedem beliebigen Dudelfunk.
Die zeitliche Begrenzung ist bei den einzelnen Spieltagen gegeben, bei “Best of”-Ausgaben kann das schon länger dauern.
Und ich weiß ja nicht wie die bayerische Dudelfunk-Szene aussieht – aber solch eine Masse an Informationen und interessante Interviews (Disclaimer: ich bin bei einem dabei; ich meine aber primär die mit “Sport-Promis”) findest Du bei den hiesigen Sendern nicht mal an einem ganzen Tag.
Don, wäre es angesichts gewisser Konkurrenzsituationen im Kampf um die berühmten eyeballs nicht an der Zeit, dass Du einen Disclaimer entwickelst?
Gibt es schon. Sobald ein anderer Disclaimer nötig wird, wird er hier stehen. Im Moment bin ich nur auf einer einzigen Seite: Auf meiner. Der Umstand, dass ich mit Leuten rede, bdeutet nicht, dass ich irgendwen schone. Weder Holtzbrinck, WAZ, Burda, Süddeutsche, Bayerischer Rundfunk, Bloghoster – ich rede mit fast allen, alle wollten schon mal mit mir reden, aber wenn ich was nicht mag, sage ich das auch. Immer. Auch in Zukunft. Da oben geht es mit der Freundin um eine Burda-Tochter. Ich habe im Rahmen eines Kongresses mit Burda zusammengearbeitet, ich war bei Herrn Burda in der Studentenwohnung, ich kenne da massig Leute, ich schreibe seit Jahren für eine Burda-Tochter. Und? Bin ich deshalb irgendwie untertänig gegenüber der Zeitschrift?
Warum das so ist? Weil ich es mir leisten kann. Einzige Ausnahme, wo ich das aber auch explizit dazu schreibe, ist Springer. Zu Springer führt kein Weg hin, nie und nimmer, denen wünsche ich alles Schlechte, der Laden ist meines Erachtens eine Schande für dieses Land.
Disclaimer? Wieso braucht Don das? Muss er sich von etwas distanzieren? Nachdem was man so von ihm lesen kann, steht er zu seinen Taten und Worten.
Iust nicht eher eine Erklärung zum “conflict of interest” gemeint? Muss ja kein Kodex sein… Das hat Don im verlinkten Beitrag für sich festgehalten. Das fehlt aber bei den meisten anderen “einflussreichen” blogs. Auch bei den blogs der Journalisten und Schreiber auf den Verlagsinternetangeboten – nicht nur bei solchen notorischen bezahlten Jubelpersern wie der “freundin”.
Naja, wer bei Hotzbrinck im Futter steht, hat’s auch nicht leicht im Augenblick. Sollte sich aber auch nicht zu weit aus’m Fenster lehnen.
“…wer von euch hat denn schon einmal zur Hochsaison (viele Seiten, 12/6) in einer unterbesetzten Lokalredaktion gearbeitet? Da ist man platt, wenn die Seiten endlich raus sind, da kann man keine Tastatur mehr sehen.”
Genau. Und darum bleiben die Appendix-Blogs auch Blinddärme. Nach getaner wichtiger Schreibarbeit noch schnell was bloggen? Bei diesen Prioritäten entsteht ganz sicher nichts, das noch irgendwer lesen will. So mancher Blogger hingegen freut sich nach 10 Stunden Arbeit auf die heimische Tastatur. Maniacs? Mag sein, dann müssen sie eben Maniacs kaufen. Allerdings fehlt den meisten Printern wohl das Maniac-Pflege-Manual. Beruhigend!
@flatter: Vor allem dürften die allerwenigsten Maniacs bereit sein, sich darauf einzulassen. Wozu auch? Sich für umme an irgendein Presseorgan heften? Für 59,90 im Monat sich prostituieren?
Die WAZ sucht jetzt via “Stellenanzeige” regelrecht nach Freiwilligen. Einen guten Grund sich da zu melden fällt mir nicht ein.
Lyssa hat stets betont, dass sie für Leistung gut zahlen will, und ich denke, dass sie die Situation und die Bereitwilligkeit, etwas zu tun, schon realistisch einschätzt. Das Problem betrifft eher die Leute bei der Freundin.
Also, was nun, Don? Hast du als Rattenzüchter angeheuert, oder was wollte uns der Knüwer jetzt sagen?
Über das, was Lyssa en detail macht, bin ich nicht hinreichend informiert und möchte das auch -ich erinnere mich soeben an den Disclaimer- nicht weiter diskutieren. Mein Einwurf stellt lediglich meine persönliche Meinung dar und die gibts frühestens ab einem 4-stelligen Betrag zu kaufen (da fang ich dann mal an nachzudenken). Ansonsten: Die Blogszene lebt nicht zuletzt davon, dass ein guter Teil davon eben unabhängig schreibt und die von mir präferierten Blogs sind allesamt unabhängig.
Was Freundin (und viele andere auch) macht, ist schlicht und einfach der Versuch, sich auf einen galoppierenden Gaul aufschwingen zu wollen. Dann wird eben jeder und alles genommen, solang er/sie nur hin und wieder mal irgendwas von sich gibt (wie auch der bisherige “Blogauftritt” der WAZ z.B.). Alles in allem sieht mir das sehr aus nach: “Wir suchen verzweifelt nach Leuten, die schreibenschreibenschreiben und es ist scheißegal was.”
Man sollte bitte bei den WAZ-Bloggern, die bis jetzt unter der WAZ-Flagge bloggen, beachten, daß das primär Print-Journalisten sind die teilweise zwar schon Online-Schritte machen – aber für diese Leute ist (noch) Print wichtiger.
Ich denke das wird mit dem Launch von WestEins sich ändern. Man hat eh viel Chuzpe wenn man ein Projekt für gescheitert erklärt, wenn es noch gar nicht gestartet ist…
@Jens: Solltest mit
ich gemeint sein: Das habe ich nicht getan. Ich drücke lediglich meine (generelle) Skepsis gegenüber solchen und ähnlichen Projekten aus. Ganz egal, ob das nun WAZ oder sonstwas/ sonstwer ist. Und die Skepsis besteht in erster Linie darin, dass nun “Print” versucht, auf den “Onlinezug” aufzuspringen. Das mag vielleicht in Teilen funktionieren, bleibt aber meiner Ansicht nach risikobehaftet.
logog, ich habe Thomas, Lyssa und einige andere frühzeitig auf mögliche Interessenskolissionen angesichts einiger Gespräche, die ich führe, hingewiesen. Es ist kein Geheimnis, dass in den letzten Monaten eine ganze Menge Angebote auf mich zugekommen sind, und ich rede mit allen. Das fängt bei “Guck Dir mal unser Projekt an” an und endet bei Dr. Huberschen Phantasien, und in der Mitte waren auch ein paar Ideen, die ich nicht schlecht finde. Weil ich viel rede, es manchmal etwas zu viel wurde und ich keine Unklarheiten will, habe ich auch den Disclaimer reingenommen. Sobald es etwas zu verkünden gibt, sage ich es. Sobald Geld fliesst, steht es drin. Aber bis zur jetzigen Sekunde ist das hier und andernorts mein Hobby, da zahlt mir niemand etwas, und deshalb schreibe ich, was und wie ich will. Im Gegensatz zu manch anderen.
Rattenzucht? Wenn Du so willst, ist das Buch “Rattenzucht” gewesen, die Podien waren Rattenjagden und jede Lesung ein Aufstand der Labormäuse gegen den Literaturbetrieb. Wenn jemand sagt, dass er bei der Rattenzucht helfen will, sage ich nicht nein, solange es nach meinen Spielregeln geht.
Mit den Blogleichen verhält es sich im Grunde nicht anders wie mit allen anderen Akteuren aus der arbeitenden Bevölkerung, wenn das Hobby nicht von Anfang an zum Beruf wurde, geht über kurz oder lang die Motivation verloren. Lasst sie sich belobhudeln und unnötig Gelder für Server, Domaingebühren, etc. ausgeben – wenn so eine Firma irgendwann mal jemanden auf die Straße werfen möchte, sollten wir sie dran erinnern, dass sie noch Potenzial hat, einzusparen.
@gorillaschitzel: Recht hast du. Vor allem beim Preis. 59,90 ist ein schlechter Kurs, und auch “4-stellig” (verstehe ich dich richtig?) ist meine “persönliche Meinung” nur insofern zu kaufen, als daß sie woanders veröffentlicht werden dürfte. Wie dem auch sei-eine wirklich unabhängige Meinung ist Gold wert, wenn man sich nicht sofort in die Hose macht, sobald sie der Corporate Identity oder einem gestanzten Rezipientenprofil schaden könnte.
Wirklich interessant finde ich die Frage, ob aus dieser Perspektive Blogs und “Massenmedien” überhaupt zusammenfinden können. (Ausnahmsweise weiß ich selbst keine Antwort.)
ich glaube es heisst eher FLIETSCHERL,
du kokainistischer Strichbua, du !
@14 strappato: Natürlich sprechen wir parallel zu der Ausschreibung Menschen vor Ort an, von denen wir hoffen, daß Sie Lust haben Inhalte beizusteuern (erst mal relativ egal ob nun in Blog- oder anderer Form – aber ich habe noch große Zweifel, daß jeder “bloggen lernen kann”). Und ich rede auch mit Bloggern, die ich kenne oder die mir bei Streifzügen durchs Netz auffallen. Aber ich kann unmöglich jeden kennen oder auf jeden, der vielleicht Interesse hat, aufmerksam werden. Daher also auch die Ausschreibung (mit deren Ergebnis ich bislang wirklich zufrieden bin).
Entschuldige, wenn ich nicht nachvollziehen kann, was daran so furchtbar sein soll. Niemand ist gezwungen, sich daraufhin zu melden, niemand muß bei uns bloggen, es gibt keine heimlichen Fußangeln. Aber vielleicht sehen es manche als Chance. So what?
Also, ich wüsste ja ein sehr erfolgreiches Unternehmensblog: Der StudiVZ-blog! Da war doch in den letzten Monaten ne Menge los! Warum wurde der eigentlich dichtgemacht… *g*
@gorillaschnitzel (54)
Interessante Frage. Klar ist Unabhängigkeit ein Qualitätsmerkmal für guten Journalismus, und insoweit haben die blogger auf den ersten Blick eine Menge mehr zu bieten als manches “Massenmedium”.
Was hier aber vielleicht noch nicht genug gesehen wird, dass es trotz der Unabhängigkeit eben auch eine Instanz geben muss, die den Journalisten kontrolliert.
Denn: Es gibt in den Augen des lesenden Publikums mit Sicherheit auch so etwas wie ein gefühltes zuviel an Unabhängigkeit, dass die Qualität der Berichterstattung dann nicht mehr garantiert.
Vertrauen wird durch Bindung erzeugt. Woraus speist sich denn meine Verhaltenserwartung, dass mir ein Journalist keinen Müll erzählt? Zu einem Teil doch daraus, dass ich weiß, dass wenn der Journalist das zu häufig machen würde, er selbst massive Nachteile zu befürchten hätte (z. B. Entlassung, oder Verlust seiner Möglichkeit, in einer bestimmten Zeitung zu schreiben).
Dasselbe gilt für “Medien-Institutionen”: So ist zwar die FAZ bestimmt nicht meine politische Richtung, aber den objektiven Informationen, die dort gegeben werden, bringe ich persönlich ein hohes Vertrauen entgegen. Einfach weil ich weiß, dass die wissen, dass sie einen gigantischen Ruf auf dem Feld zu verteidigen haben, und da auch die persönlichen wirtschaftlichen Interessen der beteiligten Redakteure dranhängen.
Wo ist dasselbe Merkmal bei blogs zu finden? Ist im einzelnen ein schwieriges Themenfeld, aber wenn man es mal auf eine Grundformel bringt, sollten man sich meiner Meinung nach immer bewusst sein, dass Vertrauen zwischen Menschen – gerade im Bereich Medien – auch dadurch entsteht, dass ich weiß, dass sich mein Gegenüber in “Bindungen” befindet, deren Verletzung ihm großen Nachteil bringen würde, und eben nicht in “totaler Freiheit”, was er schreibt…
Oder Ihr macht’s wie »political news from the end of the world«: einfach nicht so ego-bloggen, sondern mit ner communitiy, dann sind auch genügend Beiträge da und immer was los. Blogs wird es immer geben, nur die, die das mal so nebenbei machten, weil es grad in ist, aber nix zu sagen haben, die wird es würfeln. Macht aber nix.
http://www.the-mule.myhomeland.de/
CC
@gorillaschnitzel und Urs Schäuble: Unabhängigkeit ist aber nicht selbstverständlich ein Qualitätsmerkmal.
@ 57: Es gilt aber auch der umgekehrte Weg – gerade wegen der fehlenden Unabhängigkeit und einem Ãœbermaß an redaktioneller Kontrolle des «politisch Genehmen» bringe ich z. B. einem Medium wie dem Spiegel nach Augsteins Tod so gut wie gar kein Vertrauen mehr entgegen. Von Fachmagazinen will ich erst gar nicht reden …
@Chat atkins (60)
Sehr richtig!
Es ist eben so, dass SOWOHL bei den etablierten Medien ALS AUCH bei den blogs jeweils genügend Gründe bestehen, dem jeweiligen Medium Misstrauen entgegenzubringen. Insoweit könnte man fast ein bißchen von einem Wettbewerb um Vertrauen sprechen.
Ich sehe da vor allem zwei Wege, Vertrauen aufzubauen: Personen-Vertrauen und Regel-Vertrauen.
Für ersteres ist Dein Augstein kein schlechtes Beispiel: Ein Mann mit Ecken und Kanten, über den man sich lange streiten kann, der aber für eine bestimmte Richtung stand, und daher vertrauenswürdig war.
Bezogen auf “Regel-Vertrauen” ist dagegen vielleicht der hier ja auch schon gelegentlich diskutierte Gedanke eines “Prüf-Siegels” für blogs gar nicht so schlecht.
Spricht zwar so ein bißchen gegen die “Anarchie des Internets”. Aber Journalismus ist nunmal kein anarchisches Gewerbe. “Schreiben, was ich will” ist kein Journalismus, sondern Narzissmus. Seriosität strahlt viel mehr derjenige aus, der bereit ist, verlässliche Bindungen mit seinem Umfeld einzugehen, und dies auch durch sein Verhalten symbolisch zum Ausdruck bringt.
@ Nicht ganz: “Schreiben, was ich will”, ist zwar nicht immer Journalismus (Gegenbeispiel: Weimars “Star-Journalist” Joseph Roth, der immer schrieb, “was er wollte”), es ist aber sehr oft Literatur. Sehr viel öfter übrigens als “Narzissmus”, denn blanker und hohler Narzissmus gibt mangels Lesern das Bloggen auch sehr schnell wieder auf und geht schwer gekränkt stattdessen lieber in die Disco, um seinen Luxuskörper und sein gegeltes Haar zur Schau zu stellen. Weil ihm im Web die Pose als Schreiber ohne Schreibfähigkeit einfach nicht abgekauft wurde.
Um mit Beispielen hier vor Ort zu bleiben: Womit mich Alphonso als nächstes überrascht, ob mit einem Stück Literatur über Al-Fresco-Farben, Münchens Antiquitätenmärkte oder gehirnpowere Elitessen, das vermag ich nicht vorauszusagen. Trotz fehlender Verlässlichkeit kehre ich aber zurück. Woran mag’s liegen?
Sagen wir’s einfach so: In Blogville gibt es Personen-Blogs und Themen-Blogs. Alle anderen – Corporate Blogs & Cie. – müssen sich endlich mal entscheiden, was es denn sein darf. Wollen sie Themen-Blog sein, müssen die Verantwortlichen “Nutzen” liefern (für den Leser, nicht für den Kunden, “Dübeln in Dubai” findet da nur begrenzte Resonanz), und das auch noch umsonst. Wollen sie Personen-Blog sein, müssen sie Personen liefern und keine Hampelmänner.
Tertium non datur. Schon gar kein Journalismus nach Art des schwindsuchtgeweihten und verlegergesteuerten Printmediums …
@Chat Atkins (62)
Sehe es im Wesentlichen so wie Du (über den Themenkomplex “Schreiben was ich will” vs. Wie entsteht Literatur? könnte man freilich lang diskutieren, aber das wär hier wohl etwas zu offtopic, außerdem hat Dein Standpunkt durchaus auch was ;-)
Ich glaube auch, dass aus den von Dir genannten Gründen die meisten Unternehmens-blog-Projekte wieder eingestampft werden. So Sachen werden wenn überhaupt nur eine Chance haben in einem Umfeld, wo ohnehin viele begabte und text-affine Leute rumrennen. Mindestens die mittelständische Werkzeug- und Maschinen-Industrie wie Fischer hat da keine Chance. Und die Printmedien müssen eigentlich bei allem, wo sie merken, das kommt an, es in der Printausgabe gegen Geld verkaufen (manche kaufen die ZEIT auch oder vor allem wegen Martenstein…).
Letzlich läuft es wie an so vielen Stellen im Internet im Kern auf Folgendes hinaus:
Wer wirklich was kann, der arbeitet spätestens dann, wenn da ein Firmen-Label drüberstehen soll, nur gegen Geld. Wenn ich aber als Unternehmen schon Geld hinlege, dann soll der Betreffende sein Geld auch wieder einspielen, was aber wiederum im “kostenlosen Internet” nicht funktioniert. Die Quadratur des Kreises… ;-)
@ Don A., den Beitrag, der das Ende Ihrer Peinlichkeiten verkündet, habe ich schon geschrieben ist eines, damit auch noch anzugeben, ist die journalistische Bankrotterklärung. Um einfach mal zu den Tatsachen zurückzukehren: Sie haben das Ende der freundin-Blogs nach drei bzw. sechs Monaten prophezeit, damit schwer daneben gelegen und betteln jetzt darum, im Nachhinein irgendwann recht zu bekommen.
Na und? Die meisten Freundin-Blöhgs sind inzwischen auch hops gegangen. Dass man das mangels Bezahlung nicht einstellt und mangels Charakter Mazda in den Podex na sie wissen schon, ist nicht schön, aber irgendwann zieht da einer den Stecker – und wenn nicht, dümpeln die Blöhgs eben weiter. Von einem Mitarbeiter der Freundin des angenehmen publizistischen Umfeldes erwarte ich eigentlich, dass er schamhaft still hält, statt sich an der Tastaur am Wort “journalistisch” zu vergreifen. Und jetzt raus mit Ihnen, Sie beschmutzen mein Blog.
Wobei es nichts ungewöhnliches ist Nachrufe im Voraus zu schreiben, denn dann muß man sie im Zweifelsfall nur noch schnell aus der Schublade holen, ggf. etwas anpassen und dann können sie veröffentlicht werden.
Vorher wäre peinlich – passiert gerne den britischen Freunden mit den Monarchie-Angehörigen.
Nichtsdestotrotz kann man meiner Meinung nach das Schicksal der WAZ-Blogs nicht mit denen der Freundin vergleichen.
In beiden Fällen schreiben eher unbezahlte Leute die Dinger nebenher, die – mit Verlaub – weder Können, Talent oder ausreichend Lust besitzen, die Dinger zum Laufen zu bringen. Ein Beitrag pro Woche bringt nichts. Es gibt kein Blog, das damit laufen würde. Dazu ist hier draussen zu viel los. Und wenn es 10 Blogger sind, die in 10 Tagen 10 Beiträge schreiben, ist das keine Lösung, weil es nicht nur um die Menge geht, sondern immer noch um die Bereitschaft, es zu tun.
Und nicht nur eine “Online-Existenz pflegen”. Hallo? Ganz oder gar nicht oder eben die Blogzombies, über die wir hier reden.
Dann will ich noch mal die Ligashow als Gegenbeispiel aufführen, denn da reichen – in der Spielzeit – zwei Einträge pro Woche absolut.
Wofür? Dass die WAZ auch einen hypermodernen Poscast hat?
Entweder die Herren sind bei der WAZ-Leserschaft ganz grosse Helden, oder sie machen irgendwas verkehrt, anders kann ich mir das Ergebnis bei Technorati nicht erklären. Hört das jemand in, sagen wir mal, relevanten Zahlen? Und warum hat jeder zweite Beitrag 0 Kommentare? Sorry, bei allem Respekt, aber quietschlebendige Blogs sehen etwas anders aus.
Ich tu mich da vielleicht etwas leicht, aber dennoch: Sobald ich mal weniger als 5 Kommentare im Schnitt bei den Beiträgen habe, mache ich meine Blogs dicht.
Hmm… 5 Kommentare pro Beitrag? Dann wäre mein eigenes Blog also nach Deiner Definition schon inaktiv. Habe nämlich nur etwas mehr als 3600 Kommentare bisher, aber dummerweise schon mehr als 1400 Beiträge.
Sorry, ich habe mich unklar ausgedrückt. Was ich damit sagen wollte: Wenn ich ein kommerzielles Blog betreibe, und es gibt bei jedem Beitrag nur 5 Klicks, dann lohnt sich das in der Regel nicht, und ich mache es dicht. Wobei, an der Blogbar liegt der Schnitt weit über 10, und zwar auch ohne StudiVZ. Ich müsste mal was Grundsätzliches drüber schreiben, weil Kommentare m.E. ein ideales Mittel sind, Medien online spannender zu gestalten und Hits zu generieren, ohne öde Bildstrecken und Tricks.
Hurra, wir leben noch, lieber Don!
“Wer 4 Wochen am Stück nichts mehr schreibt, kommt praktisch nie mehr zurück”. Oh nein, they ever come back, denn diese Aussage berücksichtigt nicht den tariflich abgesicherten und zuvor hart erkämpften Jahresurlaub von Journalisten, der allerdings auch dem Verlegerverband zu lange dauert – u. a. deswegen gab es vor einiger Zeit ja auch einen heftigen Streik. Also: Urlaub musste sein, anschließende Krankheit musste nicht sein, war aber trotzdem – und ehrlich, da war mir gar nicht nach offiziellem Bloggen. Offiziell deswegen, weil das hier zu meinem Job gehört und ich freundlicherweise auch für die Zeit, in der ich diesen Kommentar hier verfasse, ein karges aber immerhin doch existierendes Salär bekomme.
Die mithin durchaus mögliche und unsanktionierte Enthaltsamkeit zeigt aber auch, unter welchen Freiheiten wir hier schreiben. Da steht nämlich keiner am ersten Arbeitstag mit der Peitsche in der Tür und ruft “Bloggen Sie gefälligst, aber ein bisschen plötzlich.” (Ich hab’ trotzdem gleich eines geschrieben.) Bei den anderen Bloggern übrigens auch nicht (nein, weder Lyssa noch ich machen da Hausbesuche ;-) ). Unsere Blogger bloggen, wenn sie was zu bloggen haben, und cosi fan tutte, Don Alphonso – das gilt auch für die besoldeten fest angestellten. In all den Gesprächen, die ich mit unserer Online-Chefin über Blogs geführt habe, kam eines nie zur Sprache: Masse – also irgendeine “Stückzahl” an Blogs, die sie von mir täglich/wöchentlich/monatlich erwarten würde. Es gibt einfach keine Sollzahl – denn sie weiß doch ganz genau, wie “schreibwütig” wir alle sind (Gesund- und Anwesenheit vorausgesetzt). Ich glaube ganz naiv, sie freut sich einfach, wenn ich mal wieder eines geschrieben habe. Und für so was gibt es, wie gesagt, hier auch noch Gehalt.
Oh, ja, noch was: Ich glaube fast, mein allererstes WAZ-Blog, das ja offensichtlich immer noch so liebend gern zitiert wird, war in seinem selbstironischen Understatement doch ein kleines bisschen zu subtil. Was wäre z.B., wenn ich schon vorher so ganz privat und hobbymäßig außerhalb der WAZ gebloggt hätte (ja, ja, doch, auch mit 51 ginge so was), völlig ohne Wissen meines Chefs, weil ihn das ja nun gar nichts anginge, was ich abends zu Hause so treibe, und, sagen wir mal, in USA mein eigenes kleines Blog unter einem Pseudo führte (language would be ok, no problems with that), und deshalb damals doch ziemlich genau gewusst hätte, was ein Blog ist und wie es aussieht und seine Anfrage deshalb nur um so lieber bejaht hätte? Nur mal so zum Beispiel.
Das alles müsste ich ja nicht sofort in meine WAZ-Blogs schreiben, wenn das so wäre. Ach, ich bin so ein alter (!) Zocker, der seine Karten nie ganz aufdeckt, ein ganz schlimmer Typ, der andere glauben macht, er sei bloß ein biederer Herbergsvater, und auch noch blöde Smilies mag ;-) …
Executive Summary:
Wir kommen weiterhin auf keinen grünen Zweig.
Noch.
Aber kann man denn Kommentare und Klicks gleichsetzen? Ich habe z.B. einige Berichte bei mir, die weit über 500 mal angeklickt worden sind, die aber dennoch nur wenige Kommentare haben. Glaube ich den Statistiken (was mich jetzt irgendwie an Churchill erinnert), dann verweilen die meisten Besucher auf den entsprechenden Seiten auch einigermaßen lange – und dennoch keine Kommentare.
Ich möchte daran erinnern, dass die WAZ-Blogger noch immer keine Counter haben, die Auskunft über die individuellen Klickzahlen geben, geschweige denn etwas über Verwildauer, Herkunft der Besucher und andere Luxus-Informationen aussagen. Dazu sind die Blogs bei dem Grotten-Layout auch gut versteckt. Wer verirrt sich denn ohne die Hinweise, die dankenswerterweise hier veröffentlicht werden, auf das Essener Blog?
Wenn ich das richtig gesehen habe, sind sie bei waz.de gleich auf der ersten Seite recht deutlich verlinkt. Ich glaube aber, dass das erst seit heute so ist.
Manueller Trackback:
“Noch ein paar Worte zum Tagesschau-Blog, auch vor diesem Hintergrund. Ich habe nicht alle Beiträge gelesen, und es ist noch sehr jung – möglich also, daß in ein paar Monaten die Luft raus ist. Aber: Sie machen dort vieles richtig (…)”
Ich bin durch Zufall auf diese Seite gestoßen und bin doch sehr erstaunt, welche Probleme hier manche haben. Die Art und Weise wie hier über WAZ-Blogger geurteilt wird, ist unterste Schublade. Wenn ein Blog nicht gefällt, braucht man ihn doch nicht zu lesen. Niemand wird dazu gezwungen. In meinem Fall betrachten Sie die Bloggerei einfach nur als Spaß am Schreiben.
Viele Grüße
Hier geht es nicht um das Beurteilen eines Blogs, sondern um die Umsetzung der Internetstrategie Ihres Hauses, mithin eines der grössten deutschen Medienkonzerns. Sie haben offensichtlich eine sehr schräge Wahrnehmung von dem, was man tun und berichten kann – mit Denk- und Schreibverboten sollte man besser die Finger von der Tastatur lassen, bevor man anderen “unterste Schubladen” unterstellt.
Abgesehen davon dürfen Sie hier aus Gründen der Transparenz gern zugeben, dass Sie Autorin eines der oben angeführten Blogs sind, dann weiss der Leser auch, mit wem er es hier zu tun hat.
Sehr geehrter Herr…
Zu Ihrer Info: Ich bin ich keine freie Journalistin der WAZ, sondern Privatperson. Im übrigen ist meine Wahrnehmung ganz OK. Das war`s dann aber auch, als Antwort auf ihren Kommentar.
Ursula Hickmann
Sehr geehrter Herr…
Zu Ihrer Info: Ich bin keine freie Journalistin der WAZ, sondern Privatperson. Im übrigen ist meine Wahrnehmung ganz OK. Das war`s dann aber auch, als Antwort auf ihren Kommentar.
Ursula Hickmann
Korrektur !
Sehr geehrter Herr Alphonso!
Zur Info: Ich bin keine bezahlte freie Autorin der WAZ, sondern Privatperson. Im übrigen ist meine Wahrnehmung ganz OK. Das war`s dann aber auch, als Antwort zu Ihrem Kommentar.
Beste Grüße
Ursula Hickmann -Die “kleine” Autorin
Wer hier so wild Vermutungen anstellt, sollte besser nicht verallgemeinern. Meine blogger – Karriere bei der WAZ endete, weil die Redaktion mehrfach entgegen vorheriger Absprache Beiträge ungekürzt veröffentlichte.
Dies gefährdet in meiner momentanen Lage Personen in meinem Umfeld.
Gruß
NB
Hier hilft ein Bild die Situation zu überschauen:
Bei einem Segelschiff sind es nicht die Segel die auf hoher See das gleitende Vorwärtskommen garantieren, sondern die Kraft und Energie des nicht sichtbaren Windes.
Gibt es die Passion zum Bloggen auf Bestellung?
[…] Sie wird den – immerhin schönen, keine Frage, Astrid kann schreiben und die erste ist immer die schwerste, aber fürs erste gelungenen – Text jetzt einfach in ein Blogklischee zweitverwerten. Das wäre bei der WAZ nun nicht so ungewöhnlich, falls sich jemand daran erinnert was noch vor dem Westen bei der WAZ vorhanden war. Bei dem Blog von Wulf Mämpel war das z.B. Gang und Gäbe. Damals. Bevor es die große Reform gab. (Und wie man sieht: Toll waren die Blogs schon damals nicht besonders und ratet mal, wer sich damals auch schon darüber erregte? Genau wie auch über Opinio. Was macht das Teil eigentlich?) […]
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