Grosse PR-Betrachtung an kleinem Beispiel
Mal ein paar Fragen, die sich jeder der hier mitlesenden Marketing- und PR-Leute stellen sollte. Wichtige Fragen. Eine paar Erinnerungen, über die es sich lohnt, nachzudenken. So eine Art Bilanz. OK? Ganz ehrlich:
Hat es der Suchmaschine Ask.com, dem Treteimerhersteller Opel, Arbeitnehmerrechtsmissachter Coke, die Bugproduzenten Microsoft und Technorati, dem Kongressveranstalter Chanceweb2.0, dem Ausbeuterkonzern Wal Mart, den Platten von “Enigma” über das witzlose Onlinespielchen Philipretingshof oder der Telecom mit “Hustle the Sluff” irgendetwas ausser einem Haufen Ärger eingebracht, dass sie versucht haben, Blogs und Blogger als Marketinginstrument für ihre Zwecke einzuspannen?
Abgesehen von der Haue, die sie sich hier und anderswo geholt haben: Wurde irgendwelcher nennenswerter Umsatz erzielt, wurde das Image verbessert, gab es freudige Wiederholungen, gab es irgendwas, das die Kosten wie auch immer wieder reingeholt hätte?
Oder anders: Gibt es im deutschen Sprachraum eine Success Story, bei dem es einer Firma gelungen wäre, einen Blogger gezielt mit einer Kampagne jenseits klassischer Werbung auf Kleinstmedien zum erfolgreichen Evangelisten der neuen Idee zu machen? So, dass es sich auszahlt? Mir fallen da nur zwei Beispiele ein, die eventuell in die Richtung gehen könnten, aber meines Erachtens auch keinen grossen Impact hatten: Fon und Qype, gemacht von einer Ex-9Live-Frau und einem Ex-Bild.T-Online-Mann. Spitzenkombination, übrigns. Ãœber beide Firmen wird noch mal gesondert zu reden sein, in beiden Fällen sehe ich “a bumpy road ahead”, falls sie nicht bald vertickt werden, was bei Qype inzwischen die Spatzen von den Dächern pfeifen. Aber sonst? Stars und berühmt durch die Blogosphäre? Allenfalls Group Tekkan und ein Nazistileinlader. Und wer zum Teufel würde ein Sonnenlischt-Produkt wie Group Tekkan vermarkten wollen?
Sonst, und hier kommen wir nun nach einigen besinnlichen Momenten oder Stunden, die ein zugekokster Vollmediaklitschendepp zum Buchstabieren dieses Textes braucht zum eigentlichen Thema, gab es hier doch nur eines im Übermassen: Schmerzen. Gute, alte Schmerzen wie aus den legendären Tagen, als Medien angeblich noch nicht so käuflich waren wie heute. Ich denke, dass es allen Beteiligten klar ist, und wenn ich nicht gerade daneben stehe, wird es auch auf den Kontakthöfen dieser Republik eingestanden: Man muss Masochist sein, wenn man sein Geschäft mit Blogs machen will.
Der Grund? Relativ einfach: Es gibt immer einen, der die Lunte findet und das passende Feuerzeug hat, um das Ding hochgehen zu lassen. Und selbst, wenn es keiner mitbekommt: Dann verpufft es eben. Ein schönes Beispiel dafür war die Aktion “Hustle the Sluff”, die so doof und durchschaubar war, dass ich mir dachte: Da sag ich mal gar nichts und benutze sie später mal als Beispiel für “Absaufen ohne Fremdeinwirkung”. Tut auch weh. Aber wie es laufen kann, wenn dieser eine, mag er auch noch so unbekannt sein, die Lunte findet, das sieht man sehr schön gerade hier. Da macht ein einzelner Blogger eine komplette PR-Agentur namens Vanksen Group nach dieser Vorgeschichte zum Vollhorst. Das ist wirklich gross. Natürlich sind die fakebloggenden Mitarbeiter dort noch schmerzbefreiter als Edelman-Fakeblogger und insofern ein leichtes Opfer, aber: Wenn ich das nächste Mal auf einem Podium sitze und erzählen muss, warum Lügen und Bestechen gegenüber Blogs eine ebenso dumme Idee wie Blogbusiness generell sind, dann werde ich dieses Beispiel bringen. Wie angebliche Profis, die es können wollen, ins Messer laufen. Und weiter schieben, bis in die Gedärme. Kommt, Ihr Vanksen Group Jungs und Mädels, da geht noch was, die Milz hat noch kein Loch.
Blogs können etwas wunderbares sein. Und Blogger haben eine Eigenschaft, die ich sehr schätze: Oft sind sie lernfähig. Ich denke, nach dem letzten Jahr des grossen Auseinandersetzungen rund um den Einfluss von PR auf Blogs wird das Thema bald verschwunden sein. Einerseits, weil es sich nicht lohnt. Der ein oder andere wird jammern, weil er seinen Skiurlaub wieder selbst bezahlen muss, viel mehr werden durch eine Art Blogkreislaufwirtschaft andere Vorteile haben – nur mal ein Beispiel aus meiner Erfahrung: Meine wirklich reizende Münchner Mieterin hätte ich ohne Blog niemals gefunden. Aber das Abfüttern von Bloggern mit irgendwelchen Goodies nach dem Motto “Jeder nimmt doch, was er kriegen kann” – dazu gibt es inzwischen sehr viel negative Erfahrungswerte auf beiden Seiten. Vielleicht sogar eine Art stillschweigendes Ãœbereinkommen, was geht und was nicht. Und was ist nochmal das Vorzeigeprojekt von der angeblich führenden Web2.0-PR-Agentur Edelman und ihres Chief Blogging Officers Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach in Deutschland? Ein Blog für Köterfressen. Na dann. Da bleibt mir nur eine Frage:
Nachschlag, werte Herrschaften aus PR und Marketing? Hat noch wer Hunger?
Sorry, the comment form is closed at this time.
Ja, es ist eine Binsenweisheit, das sich das Blog-Vernetzungs-Konstrukt von seiner Systemstruktur mit klassischen PR-Methoden nicht unterwandern läßt.
Andererseits steckt das Thema Blogs in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Die Frau, bei der ich meine Brötchen kaufe, weiß immer noch nicht, was Blogs sind. Bis das soweit ist, wird noch rumexperimentiert und sicherlich noch der eine oder andere Fehler gemacht.
Und das auch die Unternehmen mit Blogs experimentieren…
Nun ja, wenn nich, wird man ihnen das spätestens in ein paar Jahren vorwerfen. Dir bleibt zu wünschen, dass es noch jede Menge Klüngel und Filz aufzudecken gibt, denn dem geneigtem Leser deiner Zeilen überkommt doch schnell das Gefühl, ohne Hass wärst du auch nur ein schnaufender Darth Vader ohne Maske.
Menschlicher zwar, aber langweilig und in zwei Sekunden käme der Abspann. So haben aber wenigstens alle etwas davon.
Nur unter uns Chorknaben: Frag doch mal Deine Chefs, was die erste Website war, die viele Leute auf Spreadshirt aufmerksam gemacht hat. Das war nicht Lanus netter Internet-Streichelzoo. Das war ein Projekt, das einzigartig in der deutschen Mediengeschichte war. Das war nicht Wut, das war etwas anderes. Und dagegen ist das hier alles Kleinkram. Deine Chefs wissen das. Niemand weiss es eigentlich besser als Deine Chefs.
Bei mir drüben ist auch ein besonders dilettantisches Beispiel zu bestaunen.
Ach menno…. Linker Gang, jeder nur ein Kreuz.
???
Ja, Du hast recht, der hat sich auch eine ehrenvolle Erwähnung an der Blogbar verdient.
Nein, aber nicht mehr heute.
Ich sehe da eigentlich keinen großen Unterschied zwischen Blogs und den anderen “klassischen Zielgruppen” für die Kommunikationszunft, der auch ich angehöre (wie Du Dich vielleicht noch erinnerst, Don). Die meisten Leute sind ja nicht doof und lassen sich nicht so einfach instrumentalisieren. Ãœberzeugungssarbeit ja, aber mit offenem Visier. Alles andere geht nach hinten los – und dann wirds schnell unlustig, weil dann gerne einmal genauer hingesehen wird.
Stichwort FON: Da freue ich mich schon jetzt auf den Beitrag hier. Ich schau mir das Thema gerade selber etwas genauer an. Mastermind Varsavsky, dessen Entrepreneur-Krone seit dem Einsteinet-Desaster hier in München eine ordentlich Delle hat, beschreibt in seinem Blog ja relativ offen die “Herausforderungen für 2007”: ist zwar alles sehr interessant und selbstkritisch, aber der für mich entscheidende Punkt ist: wer braucht das heute überhaupt? Vielleicht in drei oder fünf Jahren, wenn alle(s) flächendeckender drahtlos breitbandig ins Netz gehen – aber heute? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass hier die nächste Delle droht. (Die Prinzessin sitzt übrigens nur im Beirat und ich habe nicht den Eindruck, dass die sich für die Geschichte übermäßig engagiert)
Hallo Thoregon – willkommen. Wir wissen alle, dass es solche und solche gibt.
Ja, Fon wird spannend – vor allem, weil es nicht den AGB der vieler Telcos entspricht. Da sehe ich Horden von Anwälten. Aber dazu später :-)
“Aber dazu später :-)”
Und was sollen der/die/das Anwälte in der Zwischenzeit machen?
Fragt sich ein solcher…
Das riesige Loch bei Fon ist die uneingeschränkte rechtliche Auslieferung der Teilnehmer. Wie bekannt, ist bei Verdacht einer Straftat über einen Fon Teilnehmer (bzw durch Nutzung über dessen Router) dessen gesamte technische Austattung bei Hausdurchsuchung von Beschlagnahme betroffen.
Von anderen (technische bedingten) Lücken (die natürlich zwecks Wachstumzwangs nicht kommuniziert werden) mal gar nicht zu reden.
Andere machen es richtig:
Da werden alle Verbindungen per Tunnel auf einem zentralen Router terminiert.
Wenngleich ich aus einer Juristen-, Steuereintreiber- und Steuervermeiderfamilie stamme (zweiteres war übrigens das lukrativste Geschäft), so ist momentan mein Mitgefühl für diese Zunft mit den Paragraphen etwas begrenzt, ganz im Gegesatz zur Nebentätigkeit von Carlo dem Schäfer.
Auch wenn die Diskussion mit Fon abschweift. Übertrage ich den PR auf Blogwelt-Einfluss auf die Accesswelt, wird die Telekom wohl versuchen jedem Fonbetreiber einen Cent pro Kilometer aus dem Rücken zu leiern. Das wird noch schwerer. Aber auch das wird passieren.
Das ist also schon langweilig, bevor es überhaupt passiert ist.
Thema Zielgruppe: Blogger sind schon anders als eine Zielgruppe. Sie sind unterschiedlich alt, wohnen überall, haben fast alle eine Meise und je mehr es werden umso schwieriger wird es das alte Modell auf sie anzuwenden.
Was Spreadshirt betrifft, klar sind wir ein Unternehmen was Geld verdienen will. Und natürlich sind Corporate Methoden für Che Guevara Fans immer etwas anders. Meiner Wahrnehmung nach hat es aber Spreadshirt noch nicht in die Liga geschafft, von heute auf Morgen Microsoft kaufen zu können. Von dem Punkt her verstehe ich diese “ihr seid die dunkle Seite der Macht” Rhetorik kaum.
Auch wenn wir keine Delfine retten, jeder Handwerksbetrieb mit Notdienst verdient sein Geld auf jeden Fall unehrlicher als wir.
Ahh, ich sehe, Du kennst die Ur- und Frühgeschichte von Spreadshirt nicht. Nun, dann lass Dir sagen, dass ich einst hohe Achtung hatte. Und wir auf der gleichen Seite standen.
Das – war einmal. Aber nicht wegen des eigentlichen Geschäftsmodells.
Du hast Recht. Ich kenne sowohl die Frühgeschichte NICHT und ich weiß aber, das Du irgendwie mal auf der gleichen Seite standest. Soweit der Spielstand. Trotzdem ist diese “Ihr seid alle so schlimm wie Hitler (mindestens)”-Tonality Jahre später etwas seltsam.
Oder glaubst Du, ich mußte mein Blut schwören auf die bösen Methoden, die ich nicht kenne…?
Dritteres kann durchaus lukrativ sein (aus Beratersicht). Zweiteres kenne ich nicht (oder nur von der besuchten Seite) und ersteres scheint mir in meiner Familie fast eine Plage zu sein, bzw zu werden ;-)
(Stief-)Opa Jurist (aber im Staatsdienst; Winke nach Münster und das Foto an dieser Stelle); Papa Anwalt und ich auch (wenngleich unsere Fachbereiche wirklich himmelweit auseinanderliegen). Cousins und Cousinen in meinem Clan (die Familie ist halt groß, deswegen Cousin bitte weit verstehen) sind auch in der Branche – teils fertig und im Staatsdienst (J), teils fertig und nicht mehr in der Branche (B) oder auch doch (N) oder aber unfertig, dafür noch im Staatsdienst (M).
Zum Brötchenthema: da liegt ohne Frage was im Argen und es ist wichtig, diese Baustelle anzugehen und zu lösen. Aber was sich die JuMiin dazu mitunter ausdenkt, entstammt mE nicht zwingend einem juristisch geschulten Hirn. Teile der Rede auf dem Anwaltstag in K lesen sich zwar gut, haben aber mit derzeitigen Gesetzeslage nichts mehr zu tun (, ohne das deutlich zu machen).
Aber vielleicht sollte ich mich auf die Wurzeln meiner Familie besinnen und mich der wieder Bekleidungsbranche andienen… ;-)
Hitler? Aber, aber. Ein Vorschlag: Geh morgen zu Deinen Leuten und frag sie. Ich habe Respekt vor der Aufbauleistung von Spreadshirt. Aber sie wissen auch genau, wo ich auf der anderen Seite stand. Letztlich haben wir uns da wohl gegenseitig nichts mehr vorzuwerfen. Sie haben den oben an einer Stelle besagten Herrn behalten, und es hat sie Millionen gekostet.
Hab ich jetzt als Einziger den Faden verloren oder ist es obligatorisch berauscht zu sein?
Ich denke es gibt schon noch gute PR-per-Blog-Geschichten:
Ich persönlich fand den Blog-Hype zum Start der Wii relativ gelungen.
Das war rund und eigentlich es war immer klar, was von Nintendo finanziert war.
Problem ist leider das nur die wenigsten PRoleten
A) es dezent und tranzparent machen und
B) z.b. Walmart, McDonalds und Micro$oft wesentlich undankbarere PR-Aufträge sind.
Die Kurzfassung:
Dotcomtod-Shirts von Spreadshirt: Super.
Spreadshirt+Lukasz: Prima.
Mitarbeit bei Gründerszene-Idee+Lukasz: Naja. Hm. Aber bitte, kein Problem.
SrudiVZ+Lukasz: No fucking way.
@Don
Mal ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung was mit Spreadshirt am Anfang los war, ich bin mir sicher, es würde mir keiner verraten und trotzdem werde ich morgen wieder zur Arbeit gehen ohne meine Seele verkauft zu haben.
Das Problem ist, dass Du dich auf Organisationen einschießt und vergisst, das sie auch von den Menschen getragen wird. Und die änder sich, werden mehr und irgendwann bewirfst Du Leute mit Dreck, die nichts für deine Probleme können.
Scheerst Leute über einen Kamm, ohne den notwendigen Einblick. Es ist zwar gut für einen Blog (so weit mal ein Tip für die PRler) einen Blog mit Rosenkriegen, Angriffen und Diffamierungen zu füttern, aber die Aufmerksamkeit ist zu vergleichen mit jemanden, der sich auf den Marktplatz stellt und durch ein Megafon brüllt: “Ihr seid alle Arschlöcher”.
Es wird sicher jeder aufmerksam sein, jeder wird drüber reden aber am Ende hat der Typ, der gebrüllt hat, etwas an Glaubwürdigkeit verloren.
@Sebastian
Unterwanderung die Schick daher kommt und von dir genehmen Unternehmen kommt, ist also okay. Alles andere gefährlich?
Sebastian: Ja, Wii war gut gemacht, aber Johnny hat es eben offen dokumentiert, insofern ist das für mich eigentlich nichts anderes als eine klassische, offen erkennbare Werbestrategie. Mit Blogsoftware. Wogegen absolut nichts einzuwenden ist. Genauso wenig wie gegen das Teeblog, den Shopblogger, Mac Essentials, Saftblog, Frostablog etc. pp..
Offen gesagt, Christian, ich verstehe nicht, wieso Du Dich auf Spreadshirt versteifst. Das ist da oben absolut nicht das Thema. Ich sage an keiner Stelle, dass Spreadshirt nicht auf Blogs geführt werden dürfte, oder was auch immer.
Alles, was ich sage ist, dass es Versuche gab, die Erwerbbarkeit von Blogs und Bloggern auszutesten, und diese Versuche waren ziemlich erfolglos, in jeder Hinsicht.
Das mit dem “Rumbrüllen” ist das älteste Argument gegen dieses Blog und auch schon gegen Dotcomtod. Das zweitälteste ist “Von Dir spricht nächstes Jahr kein Mensch mehr” und das Dritte ist “Du bist eh irrelevant” und so weiter. Das haben auch bekannte Leute wie Robert Basic und Stefan Niggemeier formuliert, das sagen sie auf Kongressen und bei Workshops. Komischerweise bin ich immer noch da und bekonmme auch nach Mitternacht noch mehr als 10 Kommentare auf einen Eintrag.
Ãœberlegt Euch mal was Neues, nach 6 Jahren Don Alphonso sollte man sich darauf einstellen, dass es nicht ganz stimmen kann.
Nein, Spreadshirt ist nicht das Thema, aber ich bin wieder auf diesen Blog aufmerksam geworden, als der Name StudiVZ auftauchte und ich dachte
Nu? Hat der Typ immer noch nicht genug.
Guter Text beim Basic. Erinnere mich ihn gelesen zu haben. Jetzt bin ich also direkt am Studienobjekt.
Ich bin ein hartknäckiger Journalist und jemand, der die Fragen stellt, um die sich andere drücken. Das ist eigentlich alles. Und ich bin laut, weil Ihr es sonst nicht hört.
Ausserden sind PRler oft ohnehin heimliche Masochisten und wollen hier böse Wörter über sich hören, anders kann ich mir den Erfolg dieses Blogs bei deren Berufsstand nicht erklären.
Ja, der Text bei Robert. War eine Reaktion auf die erwähnten ängstlichen Anfragen. Und kam kurz vor der StudiVZ-Sache. *g*
Was die großen Konzerne angeht stimmen deine Analysen. Allerdings fallen mir auf Anhieb mehrere Blogs von großen IT-Firmen ein (zB. M$, G00gle), deren Mitarbeiter Infos nur noch über Blogs an die Öffentlichkeit geben und somit Blogs zu einem wichtigen (oder DEM wichtigsten) (PR-)Medium geworden sind.
Ansonsten fällt mir in Freiburg “fudder.de” ein. Ich glaube der Badische Zeitungsverlag (www.rombach.de, http://www.bzol.de) hat da Kohle reingesteckt. Denn die Leute, die da “bloggen” und “mitmachen” sind entweder ehemalige PraktikantInnen oder anders mit der Badischen Zeitungs verbandelt. Komischerweise macht fudder.de keine Angaben darueber, wie sie finanziert wird. Plötzlich war eine fudder GmbH da, und dann scharenweise Leute im Team und überall war Werbung in der statt. Und nur durch Werbung wird sich das ganze sicherlich nicht von Anfang an finanziert haben, denn Werbung, Technik usw kostet viel Kohle. Also wohlmöglich ein Investor? ;) Auf jeden Fall eine Firma, die mit “blog” und “community” prod-user erzeugt und auch scheinbaren Erfolg hat.
Ich stelle gerade fest, die Sonne ist untergegangen. Da ich morgen noch aufwachen will, wenn sie wieder scheint und ich merke, du knallst unter jeden kurzen Absatz von mir noch einen langen, verabschiede ich mich in die Nachtruhe.
Mit dem Blog als PR-Medium stimme ich dir tausendprozentig zu, was doch ein schöner Ausgangspunkt ist, um friedlich einzuschlafen. Gute Nacht!
“Werbung haben” ist weniger schwer als “Nutzer haben”, was dann “Erfolg haben” bedeuten würde. Trotz ihrer hohen Schlagzahl mit 10 Beiträgen am Tag sehe ich keine grosse Userbasis. Nur mal so zum Vergleich: Grosse deutsche Blogs wie Lawblog, Spreeblick und diese kleine Veranstaltung hier mit 4000 bis 6000 echten Visits am Tag sind so kontinuierlich drüber, dass Fudder.de wirklich keinen relevanten Traffic hat, mit dem man eine Firma finanzieren könnte. Auch nicht bei allen Unwägbarkeiten von Alexa.
Und das hier drückt sich doch sehr um echte Antworten. Die Graphik ist schwäbisch-sparsam.
Nun, werter DonAlphonso, die Christians dieser Welt haben es leicht, Deine “Rhetorik” zu kritisieren, weil diese eben häufig unnötig aggressiv ist. Ich glaube, mit ein wenig mehr Contenance wäre der Effekt der Inhalte hier noch größer, und das wäre eine akademische Frage, wenn es den Chrsitians eben die Claqeure nicht an ihren Cocktailstrand spülen würde.
Die PRler sind noch dumm, und in diesen Zustand wiederum ein gefundenes Fressen für jemanden, der lesen kann und wie’s der Teufel will auch noch schreiben. Aber ihre Vision, von der sie selber noch nichts wissen, kann dennoch Wirklichkeit werden: Sie versuchen, gezielt “erfolgreiche” Blogger zu vereinnahmen. Diese Strategie kann nicht aufgehen, und es ist zu fürchten, daß ihnen genau das irgendwann aufgeht. Was also, wenn die PR-Attacke breit angelegt wird und mit billigen Leckerlis jeder Underdog angefüttert wird, um das Opel-Notebook anzupreisen? Es ist vielleicht an der Zeit, sich heute schon dagegen zu rüsten, aber wie?
Nun, dann wird Bloggerin A dem Blogger B. ihr Schild mit “Supi Notebook” entgegenstrecken und dabei sein Schild “Klasse Karre” sehen. Und am Ende nehmen sie das Geld und kaufen Klopapier für den täglichen Gebrauch.
Im Ernst: Das ist genau das “Hustle the Sluff” Phänomen. Bei dieser Telekom-Aktion gab es eine Echo Chamber miträtselnder Blogger, die sich gegenseitig verlinkt haben wie nichts gutes. Und das Ergebnis? Der Lauteste Marke “Gschaftlhuber” hat 200irgendwas Links bekommen, und dann sah die Aussenwirkung bei über 100 angeschriebenen Bloggern und der falschen Fährte, man würde vielleicht einen IPod bekommen, so aus:
Posts that contain Hustle Sluff per day for the last 180 days.
Get your own chart!
Das ist für Viralmarketing die Arschlochkarte. Da haben sie sich gegenseitig den Hustle geslufft.
bravo! mehr statistiken in der blogbar! lasst fakten sprechen!
dem statement “nutzer haben” = “erfolg haben” kann ich im übrigen vollkommen zustimmen. die anzahl der nutzer – und hier insbesondere: unique visitors – ist das entscheidende erfolgskriterium einer website. nur werden diese zahlen natürlich bei den möchtegerns allzu gerne unter den tisch gekehrt bzw. dreist zusammengelogen.
“wenn es den Chrsitians eben die Claqeure nicht an ihren Cocktailstrand spülen würde.”
Das ist genau das Problem mit diesem Blog (und Teil meiner Initialzündung). Ihr habt einen Vornahmen, der zugegeben in meinem Falle auch noch äußerst markant ist. Dann beginnt das Phantomisieren und das nennt sich dann ernsthafter Journalismus? Bei solchen Unterstellungen blinken bei mir die Lampen rot. Aber sei’s drum. Unkraut vergeht nicht. Wo wir grad beim Phrasendreschen waren.
Nun, das Besondere an der Blogbar ist ja, dass PR und Marketing hier eine Art unabhängigen TÜV für ihr Ansehen bekommen. Von Medien ist sowas eher nicht zu erwarten. Es ist wie bei Dotcomtod: Der Idiot sieht nur den Krawall. Der Weise hingegen sieht die Lehren und zieht seine Schlüsse.
Zum Hundefutterblog:
Guten Appetit!
Ich sags ja immer: Buffets sind nicht mehr das, was sie mal waren.
@ 33: Es ist sehr töricht, unter dem Titel “Ihr” dieses Blog, mich und “ernsthafte[n] Journalismus” zusammenzufassen. Mein Kommentar versteht sich nicht als “Journalismus”, und selbst den Herrn Don ließe ich nicht unter meine Bettdecke. Lesen ist wohl nicht Deine Stärke (, und wenn ich “Vornahmen” lese, fällt mir der Kitt aus der Brille). Das war garantiert auch mein letzter Kommentar zum prägnanten Christian.
Also: Ich muss betonen, dass ich mit gar keinem Blogger unter eine Bettdecke will, und über die Bloggerinnen schreibe ich sicher nichts. Dass sich das hier mit Journalismus beisst, ist offensichtlich; das muss so sein.
Dieses Blog ist wie die meisten Blogs erkennbar voreingenommen, parteiisch und polemisch. Und dadurch ehrlich. Nicht ausgewogen, aber eindeutig. Es gibt hier keine erlogene Neutralität. Es gibt Persönlichkeit.
Und das ist meines Erachtens der Kern des Problems: Persönlichkeit passt nicht zu PR. In der Aussendarstellung geben PRler die Persönlichkeit an der Garederobe ab. Sie wollen in die Breite, da ist Charakter hinderlich. Aber was passiert, wenn sie auf Leute treffen, für die Charakter das Core Asset ist? Das ist die Kluft, die PR nie überwinden kann und wird, es sei denn, es passt genau zu diesem einen Charakter. Aber dann ist es für die meisten anderen untauglich. Nimm mich: Würde mich jemand bezahlen. auf Flohmärkte zu gehen, PR in die Pfanne zu hauen oder Häuser zu restaurieren, würde ich durchaus, wenn mir der Partner gefällt, mitmachen. Weil es Teil meines Wesens ist, weil ich will, dass gute Produkte einen guten Ruf haben.
Aber Imagetransfer von Blogger auf Massenprodukt: No way.
was pfeiffen denn die spatzen zu qype von den dächern?
Zuerst mal: Dass Stefan Uhrenbacher vielleicht etwas weniger indiskrete Leute für die PR hätte kaufen sollen.
Aber auch sonst sticht es ins Auge, dass Qype in gewisser Weise eine gute Ergänzung zu Lokalisten.de (Sat1), Nachtagenten.de (burda), Schwarzekarte.de (noch nicht vertickt) und StudiVZ (Holtzbrinck) wäre. Die einen haben die Leute, die anderen die Locations. Für den Rest müsste man noch nicht mal irgendwelche Pressehansel in Tschackalaune erleben.
Also,
um durch all die Polemik hindurch nochmal den den Kern der Sache zu treffen.
Durch eine Frage: Könnte nicht – in ferner Zukunft – eine neue Art von Wirtschaften entstehen, gerade durch die Verbindung von Blogs und Unternehmen? Transparente, Vertrauen schaffende Unternehmen mit souveränen, informierten Kunden, mit einem Bindeglied aus (ehrlichem, sprich PR-freien ((neue Standards müssen da gesetzt werden, klar))) Blog? Was bisher, nicht immer, leider, gute Fachzeitschriften leisten?
Äääh… bin ich zu ernsthaft hier? Und langweilig, weil mir der 08/15-PR-Mist sowieso nicht interessiert?
Nachtrag: Meines Erachtens ist die Web2.0-Blase gerade ohnehin schon am platzen. Und Qype hat ja auch genug strategische Probleme. Es ist ja nicht so, dass sie ein funktionierendes Business Modell haben, und – bei aller Vorsicht mit Alexa – ist ihr Traffic absolut bescheiden. Vor allem ist es hier mit Blogs vergleichbar, weil es grosse Ãœberschneidungen zwischen den Nutzergruppen gibt. Andererseits trötet Ute “Mir is nix zu peinlich” Moritz (Guten Tag an dieser Stelle) was von “Qype, launched in April 2006, is today by far the most successful city guide in Germany, with reviews and recommendations for more than 2000 cities.”
Ist letztlich auch egal, Glasperlen für die Nutzer, und der Deal wird dann für einen ungenannten Betrag über die Bühne gehen. Bis die PR wieder nicht die Klappe halten kann, aber das ist dann eine andere Geschichte.
Wolfgang, ich habe schon immer die Meinung vertreten, dass die richtige Firma mit dem richtigen Blogger zusammen was reissen kann. Mac-Essentials sind so ein Fall. Aber es geht meines Erachtens nur mit Ausnahmebloggern und mit Ausnahmefirmen. Ein Blog über Klopapier, Schrauben oder modischen Schnickschnack? Sehe ich nicht.
Es gibt dagegen Branchen, kreuzkonservative Branchen, die Blogs grandios nutzen könnten. Antiquitätenhändler, Teppicheinkäufer, Autotuner, einfach alle, die relativ hochwertige Unikate anbieten. Da gibt es Themen, Geschichten, da passiert was, der Gegenstand ist so individuell wie der Autor. Ich werde es nie verstehen, warum kein einziger Medienkonzern es bislang geschafft hat, ein Reiseblog auf die Beine zu stellen. Bei den Etats, die in der Branche für Werbung rausgepulvert wird, müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn das kein Erfolg werden würde. Man kann übergreifend denken, Auto + Reise, denn was mache ich mit einem Autoressort, wenn ich die Karre schon habe?
Aber dazu muss man sich mit dem Bloggen auskennen, und die richtigen Partner finden. Und in der PR sind verdammt wenige, die das könnten.
Vor der Europaeroberung sollte Frau Moritz am Englisch feilen.
@DonAlphonso:
Also wenn tatsächlich jemand eine Site wie Qype (die ich bis dato nicht kannte) kauft, dann setz ich mich gleich heute Nachmittag hin und frickel was besseres zusammen ;) Ich finde die Site dermaßen unübersichtlich … aber das mag meine rein subjektive Meinung sein.
Aber interessant, dass Nachtagenten zu Burda gehört, das wusste ich noch nicht. Und Schwarzekarte … ohne Worte. Wer kauft das? Moet & Chandon? :o)
Mich würde, um mal wieder OnTopic zu sein, aber mal interessieren, ob es wirklich möglich ist PR mittels der Blogosphäre zu betreiben, denn im Endeffekt ist es ja eine Art Mund-Zu-Mund-Propaganda, der bekanntlich nur funktioniert, wenn das Produkt entweder einfach toll ist (ergo alle das aus reiner Überzeugung weiterempfehlen) oder genug Leute geschmiert werden. Vielleicht KANN es ja einfach nicht funktionieren, da es noch keine Aktionen gab bei denen eine Voraussetzung komplett erfüllt waren (und dann bezweifle ich, dass es sowas jemals geben wird).
Vielleicht liege ich mit der Vermutung auch gänzlich auf dem Woodpath, war halt nur so ein Gedanke.
Ich habe gehört, dass Schwarzekarte.de in letzter Zeit mal bei Springer das Thema gewesen sein soll. Ich hatte gehofft, dass Bonow auf dem DLD dazu was einem Informanten erzählt, aber Bonow ist nicht gekommen, worauf auch ein paar Interviews nicht stattgefunden haben sollten.
Man muss das so sehen: Eine Jugendcommunity ist momentan der Verleger grösste Zier, beweist es doch, dass sie ihre neue Zielgruppe trotz deren Abwanderung ins Internet nicht verlieren.
Schwarze Karte könnte doch zu G+J passen. Irgendwo zwischen Gala, Parkavenue, FTD und Neon.
Bei Springer? Ich frag mich einfach was man mit solchen Usern anfangen will? Ein nicht zu unterschätzender Teil nimmt die Site und das Gehabe sicherlich gar nicht ernst (ich hab ja noch Hoffnung) und den Rest … naja, ich weiss nicht ob man den so ernst nehmen kann.
@strappato: Streiche FTP und Neon, dann könnte es hinhauen ;)
Ach, weisst Du… man nimmt, was man kriegen kann. So Frischfleisch verschafft einem einen Moment Ruhe im Verlag. Und Ehrlichkeit ist da nicht gefragt. Vermutlich wird sich SinnerSchrader auch nicht mit dem Thema “Hätte ich mal besser das Maul gehalten” am “Business Carnival” beteiligen.
http://www.them enblog.de/2007/01/erfolg_pr_2_businessblogkarneval.html
@43 / Don: Das ist themenunabhängig. Ein guter Autor schreibt über jeden Stoff. Nur eben nicht so wie die Tanja-Anja. Du verwöhnst uns doch auch mit den Lackschleifverfahren der frühen Neuzeit.
Ein Tucholsky oder ein Kisch – die könnten auch aus Klopapier etwas machen, vermutlich, indem sie über die ganzen kleinen Scheißer reden. Die kosten dann allerdings auch so manchen Euro …
Nur bin ich nicht gut integrierbar, etwas sperrig, und obendrein zu teuer und – finanziell unabhängig.
Insofern: Ich würde andere Leute als mich für PR nehmen.
Manuelles Trackback:
http://www.joeladami.net/index.php?itemid=1144
(Immerhin entfällt durch das Englisch jetzt die Übersetzungsarbeit. ;-) )
interessant, dass man sich hier vornehmlich die nightlife- und lifestyle-communities unter den nagel reißt.
man könnte ja auch eine katzenzüchter- oder linux-community kaufen und hätte damit vermutlich sogar bessere startvoraussetzungen in puncto vermarktungsmöglichkeiten.
hier wird nicht wirtschaftlich gedacht, return of investment spielt keine rolle. es geht ausschließlich um coolness und selbstdarstellung der akteure. typische begleiterscheinungen einer bubble.
Investoren in der Midlife- und Threequarterlife-Crisis.
[…] For all your talk about people not organising things generating most of the critics: Most of the people criticizing you have organised things. Don Alphonso has even written a book about blogging, Thierry and me started together with some other bloggers from Luxemburg organising a blog-meeting. (There is even a forum where we discussed.) I personal am working on a project to organise reading-sessions from bloggers and other writers. And there is some important point that I think you've missed: You are paid to do this. Organising blogdelux is your WORK. Speaking for Thierry, Don Alphonso and me, we are doing the projects in our free-time. It would be very nice from you to consider this if you speak about us as “non-organisers”. […]