Funktionalität im Web2.0
Etwas off Topic, ich weiss. Ich habe gestern Nacht versucht, meine nächste Reise nach Italien im Internet vorzuplanen. Genauer gesagt, mit dem beliebten Angebot Google Maps.
Und wenn ich eines weiss, dann das: Hätte ich einen Rechner und eine Netzverbindung im Auto, und dazu Google Maps, es wäre die Hölle. Das geht gar nicht. Google Maps kennt keine Höhen. Es kennt kaum deutsche Ortsnamen in Südtirol. Auer etwa heisst lediglich Ora. Die Strassennamen sind dann manchmal zweisprachig, aber auch nicht immer. In Auer jedoch kann ich, wenn ich will, Weinreben zählen, so gut ist dort das Bildmaterial aus dem Weltall. In Brixen dagegen finde ich nicht mal den Kreuzgang, so miserabel ist die Ecke aufgelöst. Genauso schlimm ist es übrigens am Gardasee.
Und nachdem ich nicht im Tal fahren werde, sondern über das Nontal nach Mezzolombardo fahre, wäre es auch nett, wenn ich erfahren würde, wie der Pass hinter Meran heisst. Und wie hoch er liegt. Gut, ich weiss das auch so, aber als normaler, unkundiger Fahrer wäre es schon von Interesse zu erfahren, dass es da erst mal gschmackige 1200 Meter hoch geht. Das Problem hat man nicht nur an Nebenstrassen, sondern auch beim, sagen wir mal einen grossen Namen, Reschenpass. Und noch übler ist es, wenn wir auf Täler zu sprechen kommen. Google Maps kennt zwar die Strassennamen, aber weder das Nontal, noch das Passeiertal, noch das Ötztal. Google Maps kennt auch keine Berge. Keine Strassensteigungen, und auch nicht die Namen der Seen. Nichts, was nachher im realen Leben ein geographischer Anhaltspunkt wäre. Wenn ich also wissen will, wie der See oberhalb des Gardassees heisst, muss ich erst mal – rumgoogeln. Zufall? Absicht? Ich kann mich rein- und rauszoomen, und ich kann mich am Weg entlangschieben, aber ich habe weder eine vernünftige Ãœbersicht, noch irgendetwas von Details, die nicht mehr sind, als eine Spielerei.
Das Internet als solches ist zu einer echten Karte übrigens eine gute Begleitung. Keine Frage. Aber bei Google Maps bleibt das typische Web2.0-Gefühl, dass es ein Gimmick für Leute ist, die zu viel Zeit im Internet verbringen und nie raus kommen. Für die sind solche kombinierten Kartenbilder prima. Eigenes Haus, Eiffelturm und Neuschwanstein von oben angucken. Aber bitte nicht wundern, wenn das Ding bei allen anderen Leuten mit all seinen Schnittstellen nicht mehr ist, als eine missglückte Anfahrtsbeschreibung zu einem Business Model, das nicht funktioniert.
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Wurde schon ein paar Mal als probates Mittel im Vorfeld einer archäologischen Feldbegehung erfolgreich eingesetzt. Sicherlich nicht das initiale Einsatzgebiet, aber man sieht das oftmals der Enduser aus einer Sache Nutzen ziehen kann, die dem Initiator so gar nicht bewußt war :D
Don, sein wann muß Google-Maps denn als Realtime Navigationssystem herhalten?! Und stell dir mal den ganzen Vino vor, der dir auf die Tastatur plätschert, während du in hocherregtem Zustand ein Business-Modell deflorieren willst ;-)
Das “lustige” an Google-Earth/Maps etc. ist, die Erfahrung habe ich zumindest gemacht, dass es wunderbar ist, um etwa “wiederzuerkennen”, aber nix taugt für den ersten Eindruck.
Was wahrscheinlich einfach an der Draufsicht liegt, einem Standpunkt, den man im normalen Leben nicht so häufig einnimmt, weswegen einem wahrscheinlich die Vergleichmöglichkeiten fehlen. Höhe allerdings stellt Google Earth schon sehr plastisch und realisch dar, wenn man etwas “schräger” anfliegt.
Wie so ziemlich alles bei Google handelt es sich ja auch bei Google Maps um eine Beta-Version. Aber das zeichnet ja Web 2.0, alte technische Ideen aus der Zeit bevor die Blase zerplatzt ist rauskramen und dann als halbfertige Version online stellen. Da die meisten ja schon vergessen was vorgestern passiert ist, wird das natürlich von den Medien als hippe und originelle Neuerfindung den Early Adopter garniert offenbart. Denn der User ist ja im Umgang mit Fehlermeldungen geübt. Oder man läßt seine Inhalte gleich vom Nutzer erstellen, nennt sich dann so schön user generated content.
Und wenn jemand es wagt zu kritisieren, ja dann ist er nicht dazu fähig das Potential des Webs zu sehen, also eine blöder Dorftrottel und kein Visionär…
So einfach funktioniert das Web 2.0 ;-))
Am besten ist die Routenplanung von München oder Hamburg nach New York mit Google Maps. Irgendwann kommt dann der Punkt: Schwimmen Sie durch den Atlantik. – 5.572 km. Na, dann gute Reise…
MfG
Daniel
Hmm, muss mir selbst widersprechen – habe gerade nochmal versucht, die heutige Wanderung
(lat=47.2812623174, lon=9.40761974443) bei Google-Earth “nachzufliegen” – aber es ist schwierig, da das Kartenmaterial nicht detailliert genug ist. Heiteres Pixelraten… auch nicht der wahre Jakob!
Es geht doch nichts über den guten alten Straßenatlas! Es gibt heutzutage noch immer viele LKW-Fahrer, die von ihrer Firma aus nicht mit einem Navi ausgestattet werden und auf gutes altes Kartenmaterial zurückgreifen müssen, und dies scheinbar mit Erfolg. So ein bisschen Nostalgie sollte doch schon irgendwo erhalten bleiben. Sonst ist eine Reise irgendwann keine Reise mehr, sondern nur eine Fahrt :).
Daniel (#6), wenn’s nur das Schwimmen ueber den Atlantik waere koennte man das ja noch als einen kleinen Witz ansehen, aber der Fehler ist System. Google Maps kennt kein Wasser.
Da steht dann nur in Kennacraig von der A83 rechts abbiegen und dann nach 200m links halten. Dann 30 Meilen bis Port Askaig. Was da nicht steht ist dass Kennacraig ein Faehranleger ist und es von dort nach Port Askaig nur per Faehre weitergeht.
Und das ist nur ein Beispiel wo ich das weiss weil ich’s aus Jux und Dollerei mal nachgesehen habe. Ich glaube beim Aermelkanal ist’s aehnlich, obwohl man da ja inzwischen auch ohne Faehre per Auto rueberkommt.
Google Maps ist nett, weil es die ganze Welt abdeckt. Für die meisten Regionen gibt es dann meist spezifisch besseres lokales. Für Berlin zum Beispiel die klassisch-schönen Pharus-Pläne.
Aber wir wollen dann doch kurz bei den Verhältnismäßigkeiten bleiben, ja?
Ich bezahle für einen guten Plan von Falk (z.B. Rhein-Ruhr, Rhein-Wupper) mindestens 20-25 Euro. Das Ding kann ich dann nach spätestens 5 Jahren wegschmeißen. Manchmal sogar schon nach 2 Jahren, kommt immer drauf an wie baugeil die jeweiligen Städte sind (Noch’n Gewerbegebiet, kann ja nich schaden, neh! Und aus der beschaulichen Straße da vorne machen wir erst einmal eine hübsche Sackgasse ohne Wendemöglichkeit…)
Also Google-Maps bekommst du a) gratis und in Farbe b) dazu ständig aktualisiert und c) weltweit.
Nun kann man gerne darüber diskutieren das Google ja ohnehin viel zu viel Geld hat und mit Google-Maps noch mehr verdient. Auf der anderen Seite sollte man nicht vergessen wie viel Arbeit, Zeit und Geld in dem Projekt steckt. Weder sind die Satellitenbilder umsonst noch werden die Orts- und Straßennamen a la User Generated Content eingepflegt.
Angesichts der Tatsache das ich vor ein paar Tagen mal wieder eine Straße suchte die im aktuellen (!) Kartenmaterial meines Navi nicht verzeichnet war, obwohl dieses ca. 200 Euro kostet (DACH + Osteuropa), sollte man Google Maps als das ansehen was es ist: Eine nette Ergänzung und hübsche Spielerei. Aber keine sinnvolle Anwendung auf die man sich verlassen kann.
Wenn du mal richtig meckern möchtest, probier mal Map&Guide aus. Das ist eine angeblich “professionelle” Routing- und Flottensoftware. Angeblich kann man das Zeugs sogar für LKWs optimieren. Die Grundversion fängt irgendwo bei 2.000 Euro an. Mit diversen Zusatztools und entsprechenden Lizenzen ist man schnell mal bei 5.000 Euro und mehr.
Wenn man Glück hat, kommt man an. Wenn man Pech hat, kommt der LKW ohne Dach wieder weil die Brücke dann doch 20 Centimeter tiefer war als Map&Guide dachte. Wenn man ganz dolle Pech hat, steht der 40 Tonner auf einer Fußgängerbrücke weil die bei Map&Guide als befestigte Straße verzeichnet ist. Und Satellitenbilder, so das man mal nachschauen _könnte_, sind bei Map&Guide auch nicht dabei.
Endlich jemand, der Google Maps kritisiert. Ich schließe mich gerne an. Zum mangelnden Nutzwert in konkreten Bedarfssituationen kommt auch noch das (ok, es ist subjektiv!) schreckliche Layout dazu. Es liegt mit Sicherheit auch ein meinen Erwartungen an eine Landkarte: Gewässer müssen mit einem kräftigen Blau versehen sein, Wälder frisch grün zu Spaziergängen einladen, Autobahnen orange und Bundesstraßen gelb gekennzeichnet sein. Fehlanzeige!
Und einen schönen Motorrad- oder Autoausflug aufs Penser, Stilfser oder sonstwas Joch kann man mit Google Maps sowieso nicht planen. Hierzu braucht’s traditionelle Karten und einen “alten Hasen”, der einem die wirklichen “Hot Spots” zeigt.
Ãœbrigens: Ein Kaffee in Sterzing ist immer toll. :-)
@Armin (#8) Wr wollen nicht vergessen dass Google Maps berechtigterweise noch im Beta Stadium ist! Selbst unser Uni-Prof hat uns in einer Vorlesung diese Atlantik-Geschichte in Zusammenhang mit Graphen (Informatik) erklärt. Er argumentierte dabei zurecht auch mit dem beta-Status.
Also ich kann alle Namen der Seen nördlich des Gardasees in Google Maps lesen. Google Maps sind vorwiegend vereinfachte Verkehrskarten für die Orientierung auf öffentlichen Strassen und Orten. Nicht mehr und nicht weniger. Ein guter Strassenatlas auf Papier zeigt mehr an. Daneben gibt es natürlich auch Themenkarten wie topografische Wanderkarten, nautische Seekarten, Karten von Weinbaugebieten …
ja – der Anspruch von Google-Maps ist ja wirklich “die ganze Welt” – und bis das fuer alle “good enough” ist – dauert es halt.
Andererseits – ich benutze google-maps relativ hauefig auf meinem Blackberry – und solange es nicht gerade eine Addresse auf Sachalin ist – kommt man damit relativ gut klar.
(einfache Fragen wie: “wie lange von a nach b ? – oder wo ist eigentlich ort-X ?” )
Verglichen mit einem Auto-Navi – deutlich praktischer.
Aber klar – zum Wandern o.ae. ist es (noch) nicht verwendbar.
Aber wie mit jeder Technologie – abwarten – es wird mit jedem Jahr besser – einfach deswegen, weil Google auf konstruktive Kritik hoert …
google maps ist kein routenplaner lieber don!
Mit Google Maps sollen wohl auch eher Shopping-Malls als Kreuzgänge gefunden werden. ;)
Daniel (#12), also bei mir steht da anders als bei Euch nirgends BETA (Echt jetzt, das UK logo bzw die UK version scheint anders zu sein als die Deutsche). Also darf ich wohl auch erwarten dass das nicht mehr beta ist.
Und selbst wenn, dieser ganze “beta” Unsinn ist doch ein einziger Web 2.0 Beschiss und eine einzige Ausrede. “Ist halt erst beta…”.
argh (#15), und warum gibt’s dann da “Directions” bzw in der Deutschen Version einen “Routenplaner”? Steht doch sogar so da.
Ja, ja, die gute Profisoftware. Es ist erstaunlich, wie kurz das Gedächtnis mancher Menschen ist. Vor nicht all zu langer Zeit bekam schon derjenige eine Abmahnung, der nur einen winzigen Kartenausschnitt auf seiner Homepage veröffentlichte, um zu zeigen, wo er wohnt. Nun kann man ohne Probleme komplette Regionen mit eigenen Anmerkungen und Markierungen veröffentlichen. Wer hat das erfunden, ähm, geändert?
Googlemaps hat ganz web2.0-mäßig eine API. Damit kann man ganz web2.0-mäßig ein Mash-up bauen, wo Leute ganz web2.0-mäßig die Pässe, Berge und Täler selber auszeichnen dürfen.
Dass keiner der Zilliarden Tourenfahrer, Touristen und Hotelbesitzer jemals die Zeit gefunden hat, so etwas zu bauen, spricht Bände über die Breitenwirkung von Web2.0, oder?
Seit doch froh, dass Google-Maps keine “vague notion” ist ;-)
http://ars.userfriendly.org/cartoons/?id=20070509
s/seit/seid/
Oim gschenkte Gaul…
Noch schlimmer ist es übrigens in der Oblast Tscheljabinsk. Kaum Straßennamen zu finden dort ;)
Es gibt Karten für Schwerlasttransporte, Radwanderer, Bergtourengeher, Städtetouristen, Segler, Motainbiker, Waldbrandkarten, usw.
Jeder Einsatz verlangt eine spezielles Werkzeug. Das gab es schon immer. Das neue an google-maps und vielen web2.0-Diensten ist, dass sie den Anspruch haben, alles zu ersetzen, ob Kartenwerke oder Unternehmerclubs. Und diesen Anspruch natürlich nicht einlösen können. Aber je mehr sich Leute auf diese Dienste verlassen, vergessen sie, das es neben dem Internet noch Sachen gibt, die geeigneter wären, wenn auch nicht kostenlos. So wird das web2.0 zur grossen Dilletantenshow.
@20 “Dass keiner der Zilliarden Tourenfahrer, Touristen und Hotelbesitzer jemals die Zeit gefunden hat, so etwas zu bauen, spricht Bände über die Breitenwirkung von Web2.0, oder?”
Ähm, ok, mit Internetanbindung würde das nicht so gesagt. Unzählige Ferienhäuser, Wohnungen, Hotels nutzen Google Maps. Alle meine Bekannten schauen sich den Urlaubsort vorher auch dort an um zu sehen ob Prospekt und Realität etwas miteinander zu tun haben.
Die Zahl der Nutzer, die den Wert dieser -kostenlosen und öffentlich zu nutzenden- Anwendung erkennen, steigt stetig. Aber natürlich wird es auch weiterhin faule Säcke geben die lieber nur etwas kopieren als ein Quäntchen selber zu machen. Das hat allerdings wenig mit Web 2.0 sondern mit Faulheit 2.0 zu tun.
Die deutschen Startups kopieren gerade Twitter. Die sehen den langen Schwanz der Zilliarden Tourenfahrer, Touristen und Hotelbesitzer nicht.
Probiere das mal mit dem eher banalen Malcesine aus, das wird ein grosser Spass. Oder Siena.
Wir waren vor einem Jahr am Gardasee. Der ist (wie Italien) in Google Maps noch nicht in hoher Auflösung vorhanden. Die Karten sind aber ganz ok – wenn nicht liegt es wohl eher daran, dass die Italiener es mit der deutschen Gründlichkeit nicht so haben ;-)
Wir fahren nun öfter nach Dänemark. Das ist hoch aufgelöst zu betrachten :)
Wir fahren nun öfter nach Dänemark. Das ist hoch aufgelöst zu betrachten :)
Wenn ich irgendwo hinfahre, ist das IMMER hochaufgelöst zu betrachten. Ok, so direkt nach dem Aufstehen vielleicht nicht, aber sonst …
Blind drauf verlassen würde ich mich nicht. Aber eine gute Orientierung ist es schon, z.B. wenn man so wie ich grad eine Wohnung sucht und anhand der Satellitenbilder bei google Maps (hochaufgelöste Großstadt sei Dank) erfährt, wie es da ungefähr aussieht.
@18: Guter Punkt!
Ich denke auch, das Google maps keine Landkarte ersetzen können!!
Und überhaupt? Sollte Google maps das können? Oder dient es lediglich zur groben Schätzung? Erwarten wir zuviel? Oder ist Google Maps zu unausgereift??
Es kommt drauf an, aus welchem Standpunkt man es sieht.
Und das mit Italien..selbst da vertuen sich navis die 1000 kosten.
Gelobt sei die wirklich RICHTIGE LANDKARTE!! So what?? Next street right please…
P.S: Seit ich den Führerschein habe habe ich kein einziges mal in eine landkarte geschaut. Aber zum Glück hat sich mein Navi auch noch NIE geirrt!!
Alexander Stritt