BlogWort
In Wien findet derzeit “BlogTalk 2.0” statt, eine Konferenz wie geschnitzt für Leute deren Profession Blogs sind, werden sollen, gewesen sind oder hätten werden sein sollen dürfen können.
Die Einträge und Panels lassen sich u.a. in “Topic Exchange“, eine Art Link-Zentrale oder bei smi vom Blog-Hoster twoday.net nachverfolgen.
Nico Lumma, vom Blog-Hoster “blogg.de”, stellte in einem Vortrag Zahlen zur deutschen Blogosphäre vor. Die Präsentation ist als PDF bei ihm erhältlich. Die deutschsprachige Blogosphäre hat sich in den letzten 12 Monaten ungefähr verzehnfacht, die Zahl an aktiven Blog steigt von Monat zu Monat derzeit um 10%. Derzeit gibt 14.500 deutschsprache Weblogs, die Hälfte davon aktiv. Im Schnitt mit zehn Einträgen pro Monat.
Die Zahlen sind mit einem Teelöffel Vorsicht zu geniessen, da Blogg.de nur Blogs erfassen kann, die Blogg.de, blo.gs oder weblogs.com anpingen.
Als Außenstehender, d.h. als nicht in Wien partizipierender, bekommt man via Blogs nur einen Teilausschnitt von dem auf der BlogTalk Gesagtem übermittelt. Ich kann mich also täuschen…
… aber mitunter erinnert der strahlend reine Sprühoptimismus an New-Economy-Pitching vor Incubators. Alles hat nur die eine, reine, weiße Seite.
Mir ist das zumindest bei einem Eintrag von “csar” aufgestoßen. Die extremsten Vertreter verlangen volle Kanne Offenheit. Am besten eine standardisierte “About Me”-Seite oder, in einem etwas anderen Kontext, völlig offene Kommentare. Als gäbe es nicht anderes als dieses strahlende Weiß. Als würde die Digitalisierung des Alltags nur Komfort bedeuten.
Mich würde interessieren wieviele von diesen Leuten Anfang der Achtziger Jahre gegen die Volkszählung waren (bzw. gewesen wären)…
Nicht direkt dazu gehörend, aber trotz eine interessante Randnotiz: von den 14 Bloggern die am Buch beteiligt sind, haben vier aus unterschiedlichen Gründen so viel Stress, dass deren Weblog kurzfristig auf Eis gelegt oder stark reduziert wurde.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Mit meinem oben gelinkten Eintrag, meine ich nicht, dass eine About page unbedingt eine gute Idee ist, oder etwas ist, was jeder haben sollte. Weiters halte ich auch von der Standardisierung einer solchen nicht viel. Aber das abstrakte Wesen so einer Selbstbeschreibung ist meiner Meinung nach einer der Hauptgründe, warum sie (noch) nicht standardisiert wurde.
BlogRolls sind viel unpersönlicher als Biographen und konnen deshalb formalisiert werden, mit der eigenen Person geht niemand so um, da will man lieber individuell sein.
Ich hab das in der Eile ein bisserl ungenau erklärt.
Dein Eintrag diente für mich Stellvertreter für das was man als Außenstehender aus Wien rüberschwappen sieht. Von Hause aus Skeptiker der nur Willens ist bei Apple und dem FC St.Pauli blinden Optimismus walten zu lassen, hat der von Wien ausstrahlende “Positivismus” einen schalen Geschmack.
Der Zusammenhang mit den “About Me”-Pages ergibt sich aus dem Artikel den ich für das Buch geschrieben habe und der u.a. auf den Konflikt zwischen ßffentlichkeit und Privatsphäre eingeht.
Der Ausbau der Vernetzungsstrukturen ist ein großer Vorteil des Internetz und der “Infogesellschaft”. Die Mittel sind Digitalisierung und Standardisierung.
Dies führt zu einer neuen Vermittellung, Aufbereitung und Vertrieb von Informationen. Von diesem ziehen aber nicht nur der freundlicher Blogger von nebenan ihren Nutzen.
Wann wird es soweit sein, dass staatliche Steuerbehörden Spiders programmieren um in Blogs u.ä. relevante Informationen zu finden? Was für eine Dimension wird “Phishing” und Identitätsklau erreichen?
Das ist eben die andere Seite der Medaille: die Standardisierung macht das maschinelle Auswerten einer Person viel einfacher. Es ermöglicht die Digitalisierung von Verhalten und Biographie.
Ob das wirklich gewollt ist?