Etwas mehr erhofft” hätten sich die Bildblogger mit ihrem Spendenaufruf, und auch sonst ist vom herbeigestammelten Trend Businessbloggen, was immer das auch sein mag, nicht viel zu sehen. Johnny Haeusler von Spreeblick geht jetzt mit seinem “Blog-Verlag” einen anderen Weg: Er vermarktet zusammen mit Tanja und Fabian neue Blogs von bekannten Autoren, so etwa auch Frank Lachmann und Herrn Shhhh, die beide auch Autoren dieses Buches sind. Komtakte sind Alles im Media Buzz, und so haben wir Johnny nach reichlich durchzechter Opening-Party-Nacht noch zu einem Interview bekommen, das ziemlich auf seine Punk-Haltung in der Sache abzielt.

Hi ho Johnny, let´s go, die neuen Blogs sind ja noch ziemlich leer. Sprich: Leise. Sprich: Ungefähr so lebendig wie Johnny Ramone, mag er in Frieden ruhen. Wo ist der Punk?

Lieber Don, du kannst es nicht wissen, aber: Die Sex Pistols haben wochenlang Gage kassiert, ohne die Konzerte zu spielen. Und wir wurden bereits verlinkt, bevor das erste Wort getippt war. :)

Hey, ich war Popper und habe solche Typen nur im Fadenkreuz meiner Vespa gesehen! Meinst Du, dass man Blogs einfach so aus der Retorte machen kann? Die Liste der Pleiten und Versager dieses Ansatzes ist in Sachen Traffic, Verlinkung oder Akzeptanz der Szene ziemlich lang, IT-Frontal, ein ganzer Packen von Blogs beim Focus und beim IDG-Verlag, ein angebliches “Kult”-Weblog beim österreichischen Kurier….

Ich glaube an gute Autoren mit Blog-Erfahrung. Die haben wir, mit Ausnahme von Johannes (antifreeze) kennst du ja alle Autoren bereits. Die Themen wurden von den Schreibern selbst gewählt und stammen meist aus der Kategorie “da wollte ich schon nimmer drüber schreiben, auf mein Blog passt’s aber irgendwie nicht”.

Warum soll ich Deine Blogs in meine Linkliste packen – oder ist Dir das egal, weil die Besucher sowieso wo anders herkommen sollen?

Die eigene Blogroll besteht ja meist aus Blogs, die der jeweilige Blog-Autor persönlich empfehlen mag. Wir werden an den gleichen Kriterien gemessen wie alle anderen: An den Artikeln.

Wo ist der Unterschied zwischen deinem Modell und dem von Weblogs Inc?

Keine Ahnung, ich hab mich mit Weblogs Inc. nur oberflächlich auseinandergesetzt.

Mal abgesehen von den üblichen Problemen mit Werbung, was für Konzerne, Firmen und Gruppen sollen bei den Blogs werben, und wie kommt ihr da ran?

Die meisten stehen im Telefonbuch, mache haben sogar schon E-Mail!

Natürlich sprechen wir Unternehmen an, mit denen wir uns eine Zusammenarbeit sinnvoll vorstellen könnten. Der Technologie- und Kommunikationsbereich macht ebenso viel Sinn wie alles rund um den fiesen Begriff “Lifestyle”.

Punks machen eine Band, von mir aus auch ein Rollkommando – aber eine Kommanditgesellschaft? Warum nicht eine GmbH, die bei einer Pleite wenigstens die Schuldner in die Scheisse reiten würde?

Eine GmbH wäre demnach Punk??

Die Entscheidung für die KG als Rechtsform basiert auf der Tatsache, dass keine 12.500 Euro als erste Hälfte des Stammkapitals vorhanden waren und außerdem haben wir keine Risiken, die eine GmbH abfedern müsste.

Wenn jemand mitmachen will, was kann er tun?

Gut schreiben, damit wir auf ihn aufmerksam werden, oder uns mit Ideen und Schreibbeispielen direkt kontakten.

Magst Du was zum Thema Kohle sagen – wer wann wieviel, und mehr als Gadgetmania?

Die Einnahmen werden 50:50 zwischen den Autoren und dem Verlag geteilt. Der Verlag kümmert sich dafür um die Technik (Hosting, Administration etc.), um die Vermarktung (auch PR) und stellt auf Wunsch einen Arbeitsplatz in unserem Büro in Berlin zur Verfügung.

Gibt es irgendwelche konkreten Zielvorstellungen für die nächsten 12 Monate?

Das wichtigste Ziel lautet “gut sein”. Im Sinne von hoher Qualität. Finanziell gesehen sind unsere Ziele sehr konservativ. Bisher schreiben wir ja alle ohne jede Einnahme, insofern wäre jeder Euro
ein Gewinn. Es wird sicher schwer, sich allein über ein Blog zu finanzieren, aber wenn irgendwann die Miete darüber reinkommt, wären alle happy.

Peter Praschl hat dem Focus was sehr schönes gesagt – sinngemäss, wer Geld nimmt, macht auch nur Journalismus. Wie siehst Du das?

Demnach wären viele Spex-, De:Bug und taz-Autoren keine Journalisten. Mir ist diese Diskussion einfach fremd. Wie sich jemand selbst sieht und versteht, hängt nicht davon ab, ob und wieviel Geld er für seine Tätigkeit bekommt. Ich war Musiker, als ich noch keinen Gig gespielt hatte und ich war Musiker, als ich einen Major-Deal hatte. Mit dem Deal hatte ich allerdings sehr viel mehr Zeit für meine Leidenschaft und habe daher in dieser Zeit die besseren Songs geschrieben.