Da sassen sie also zusammen, in der Hansestadt, blickten über den grossen Teich, wie Hanseaten das nun mal machen, rührten in ihrem Friesentee und redeten langsam, bedächtig, wie man das eben tut, wenn man sich beruflich mit Vertretern des Pleistozäns beschäftigt, über eine Modernisierung des nicht wirklich immer aktuellen Online-Auftritts. In Amerika, sagte man, gäbe es so Leute wie eine Wonkette, einen Instapundit, Leute, die von fremden Orten erzählten und noch viele andere, die sich Blogger nannten. Und berühmt wurden. Sowas, dachten sie sich, könnte man doch auch machen, und starteten die erste grosse Blog-Offensive eines deutschen Mediums. Wer braucht schon eine Wonkette, wenn er eine Clara mitsamt Loft bekommt (super jugendliche Kundenansprache übrigens), statt einem Herrn Winer hat man einen Gero f. Randow, hier noch eines und da noch was, und dazu noch ein Preisbloggen.

Jetzt hat besagter Randow kurz nach dieser Einlassung und einer längeren Phase kurzer Moblog-Texte keine Lust mehr und macht sein Blog dicht. Bei der Gelegenheit kann man auch gleich mal den aktuellen Zustand der anderen Zeit-Blogs begutachten. Nein, allzu viel rührt sich da auch nicht mehr, meistens jede Woche ein, zwei Postings oder Schnipsel. Bei Clara ist scheinbar auch die Loft äh Luft etwas draussen. Die Geldseeligkeiten sind daneben auch noch ziemlich anders, aber irgendwie auch so anders, dass schnell klar wird, warum das Ding nicht wirklich grosse Aufmerksamkeit bekommt.

Mein persönlicher Eindruck ist, dass da ein Haufen Journalisten in einer eigenen Blase nebenher mehr oder weniger engagiert irgendwas schreibt, weil das Blog halt jetzt da ist und auch gefüllt werden muss. Ich habe, wie übrigens auch bei einigen anderen Beispielen vom österreichischen Kurier oder vom Handelsblatt den Eindruck, dass da Leute sitzen, die es machen, weil sie dazu verpflichtet oder verdonnert wurden oder sich selbst beworben haben und es nun nur noch runterreissen. Und ich vermute, dass das Ende des Randow-Blogs nur ein Teil des Anfangs ist – so hat sich die Wirtschaftswoche längst von den Blogs auf ihrer Startseite verabschiedet, das Blog des Chefredakteurs ist nach einem Eintrag schon wieder in Nirwana, und auch die drei überlebenden Blogs sind mitunter seit Monaten nicht mehr gefüllt worden.

Weiterführende Fragen, wie etwa, wer denn bitte Business Bloggen soll, wenn es “noch nicht mal” Journalisten gebacken bekommen, und was es überhaupt bringt, wenn ganze Medienkonzerne die Sache nicht so auf die Reihe bekommen, wenn sie mit all ihrer publizistischen und ökonomischen Kraft in der Blogosphäre keine Rolle spielen, könnten hier durchaus gestellt werden. Vielleicht ist es auch überflüssig: Vielleicht können sie es nicht, und sie merken bald, dass sie das Generve mit den Kommentaren und dem Gerede der anderen Bloggern und diese relative Bedeutungslosigkeit in der Masse nicht mögen. Ist schon scheisse, wenn man als grosser Fisch in den Blogteich geworfen wird und plötzlich nur noch eine sterbende Mikrobe wie zigtausend andere Myblog-Blogger ist.

Oder noch einfacher: Vielleicht haben sie einfach das Internet nicht kapiert. (Wie es geht, weiss ich auch nicht, aber hey, wir leben, wo andere draufgehen)