Weisst Du, sagt sie, beugt sich nach vorne und drückt die Zigarette aus, die Haare fallen ihr vor die Augen und verschleiern meine eigenen Gedanken, was ich nicht verstehe: Da gibt es Geschichten, die mir viel bedeuten. Da gebe ich mir wirklich Mühe, ich feile an jedem Wort, ich gebe mein Innerstes – sie schaut hoch, lächelt – nein, nicht mein Innerstes, aber etwas, das mein Innerstes sein könnte, preis. Und dann: Nichts. Kein Kommentar, die Leute kommen, lesen gehen weiter. Nicht, dass ich auf dumme Sprüche Wert lege, aber ein paar Worte der Anerkennung, oder ein kleiner Strang kluger Anmerkungen, vielleicht auch eine inspirierte Geschichte, das würde mir gefallen. Einfach um zu sehen, dass das, was ich sage, auch den anderen etwas gibt.

Sie lehnt sich zurück, stützt sich auf den Sofakissen auf, dass ihre Schlüsselbeine das Inkarnat unter dem Hals spannen, und sagt: Und dann sind da diese hingeschmierten Dinger, kurz, belanglos, dumm. Da kommen dann 20, 30 Kommentare in 2 Stunden, als hätte man einem Rudel Hunde einen Knochen hingeworfen. Verstehst Du das?

Ich löse den Blick von ihrem Körper und sage: Nein, aber ich kenne das. Manchmal glaube ich, Kommentatoren sind Gourmands, die das Feine nicht sehen, denen nur das Grobe mit zu viel Gewürz und Hautgout gefällt. Aber ich selbst habe oft eine gewisse Scheu, unter einen wirklich guten beitrag einen Kommentar zu setzen, der qualitativ nie dieses Niveau erreichen kann.

Sie zündet sich die nächste Zigarette an, ich schlage vor, das mal an der Blogbar zu thematisieren, vielleicht weiss jemand eine Antwort oder kennt dieses Phänomen, und dann reden wir von was anderem.