Man sollte momentan wirklich nicht bei Google News nach dem Wort “Blogs” suchen, sondt bekommt man nur Magenkrämpfe. Denn Google News pustet auch die letzte idiotische Pressemitteilung raus, akteull gestern: “www.(geändert)bullshitlaber(/geändert)-blog.biz erstmals über 1000 Besucher am Tag”. Man fragt sich, was so mancher Kommunikator eigentlich in der Scheidewand – egal.

Angesichts solcher Einlassungen empfinde ich fast so etwas wie leichte Melancholie bei der Feststellung, dass die Jörg Stengl Medien GmbH das Stadtblog Minga.de in die “Winterpause” schickt. In der New Economy hätte man es noch “Freeze Mode” genannt, was jetzt mit einem der ersten kommerziellen Blogversuche des Landes geschieht, nachdem das Blog die letzten Tage nur noch müde vor sich hindümpelte. Offensichtlich ist das googleoptimierte Lexikonprojekt lukrativer als das Blog, das hochzujubeln Stengel vor ein paar Wochen nicht umhin konnte. Damals war noch von einem eingestellten Redakteur die Rede, heute dagegen von einem “offenen Salon”, wo jeder mitschreiben darf, die Werbekunden würden es Stengel vielleicht danken.

Noch geräuschloser hat sich allerdings der Bloghoster Blogall (wir berichteten) vom Acker gemacht – die Website ist abgeschaltet. Wieder einmal zeigt es sich, dass man vielleicht auch dann ein Geschäftsmodell haben sollte, wenn das Buzzword Bloghoster so schön und modern klingt. Mal schaun, welcher der vielen anderen Kleinanbieter als nächstes die Blogradieschen von unten bewundert. Eine gewisse Konsolidierung aufgrund des ausbleibenden totalen Hypes wäre vielleicht gar nicht so dumm.

Überleben wird, dank starker Anbindung an einen grossen Internetkonzern, der Anbieter Blogg.de. Obwohl es in Sachen Reiseblogs die Firma HLX gerade Richtung Bermudadreieck der verschollenen Fakeblogs zieht, verkündet Blogg.de-Boss Nico Lumma das zum Portal weg.de gehörende Reiseblog. Darin bemüht sich ein namenloser Autor um irgendwelche stimulierenden Worte, die im Moment aufs Verreisen so viel Lust machen wie die Meldung von Angriff der vogelgrippigen Killerquallen auf sämtliche Urlaubsregionen der Welt. Vielleicht sollte man den Animateur zurück zu den Omis im Pool schicken, das kann er sicher besser.

Besser kann es vermutlich Thomas Gigold, der jetzt den entscheidenden Schritt in das Bloggeschäft macht. Sein Netzwerk heisst nach dem bekanntesten Blog aus seinem Haus “Medienrauschen” – und es sucht noch Leute, die mutmasslich mehr drauf haben sollten als ein paar der obigen Beispiele.

Und damit nicht genug. Ein weiteres unabhängiges Blog-Netzwerk, hört man, soll Anfang der nächsten Woche online gehen. Kernpunkte: Multi-User, Business, Economy, Internet, Social Responsibility, Case Studies, Hypeblabla. Natürlich mit .com-Domains und Pressemitteilungen. Das hört nie auf.