Skalierungsfreuden
Disclaimer: Es gibt Beiträge, da denkt man, lass es, da kommen nur wieder die alten Säcke von damals und kriegen sich nicht ein. Damals, als die Blogosphäre noch klein war, sehr klein… aber andererseits, was sollŽs, zum Teufel damit.
Auf Podien wird immer wieder gefragt, warum das Bloggen in Deutschland nicht richtig zündet, warum die USA, Frankreich und sogar Länder wie Polen so viel mehr Blogger haben. Dazu werden dann noch Zahlen durch den raum geworfen, die ich persönlich gar nicht mal glaube; alles was irgendwie 6-stellig ist, zählt vermutlich alle Blogleichen mit, und die machen sicher weit mehr als die Hälfte der deutschen Blogs aus. Allein, was ich zu Testzwecken alles angelegt habe – alles noch da, kaum zu glauben. Wie auch immer: Selbst 100.000 mindestens wöchentlich aktualisierte Blogs sind so viel, dass heute niemand mehr einen Ãœberblick hat, was da existiert. Man sucht sich ein paar Blogs raus, die man regelmässig liest, findet ab und zu ein paar andere, und das warŽs dann. Die Blogosphäre ist schon jetzt so gross, dass man tagelang durch Blogrolls streifen kann, ohne auch nur eines der sog. “bekannteren Blogs” zu entdecken. So spielen etwa die in der öffentlichen Diskussion stehenden Blogs bei Hostern wie Myblog.de absolut keine Rolle, und ganze Szenen hängen fast hermetisch abgeschlossen in diesem Raum.
Dieses enorme absolute Wachstum in Deutschland – ich schätze es auf eine Verdoppelung alle 6 bis 9 Monate – hat allerdings relativ gesehen nicht die gleichen Folgen in den Leserzahlen bei denen, die schon länger bloggen. Weder wächst die Verlinkung in der Regel so stark an, noch die Leserzahlen. Soweit man auf Counter zugreifen kann, geht es auch bei älteren Blogs meist stetig bergauf, aber es sieht so aus, als ob sich die neuen Blogger nicht zwingend an den alten orientieren würden, sondern sich vielmehr eigene Linksphären schaffen. Natürlich verschwinden alte A-Lister nicht von heute auf morgen im Meer der anderen Blogs, aber angesichts der Gesamtgrösse nimmt die Bedeutung der einzelnen stark ab.
Beispiel: Als wir das Buch gemacht haben, vor etwa 2 Jahren, kannte jeder einen gewissen “Schockwellenreiter”, eine “Melody” und einen “Moe”. Fragt man heute bei jüngeren Bloggern rum, sind denen diese Namen nicht mehr bekannt, oder sie haben vielleicht mal was von gehört. Lesen tut das keiner. Gelesen wird das Bildblog, und dann vielleicht noch der Spreeblick, und danach kommen oft Namen, bei denen auch ich erst mal fragen muss, wer oder was das ist. Für die alten “Alphatiere”, die früher vergleichsweise leicht in der Blogosphäre “die Themen” setzen konnten, bedeutet das eine starke Einschränkung von Einfluss. Eine ganze Reihe von Blogautoren, die früher allgemein Beachtung fanden, wursteln heute in “irgendeiner Ecke”, um das mal mit den Worten eines dieser damaligen Meinungsführer, der mit anderen damaligen “Grossen” vernetzt war, zu sagen. Die Themen werden heute nicht mehr von Leuten gesetzt, sondern durch ihre Relevanz, und sicher auch den Zufall, ohne den es in diesem unübersichtlichen Netzwerk nicht geht. Das chaotische, plutalistische, selbst eregulierende Antikollektiv hat die Diven, die Vorreiter, die “Deutungsmafia”, um nachmal so ein altes Wort zu gebrauchen, obsolet gemacht.
Ich würde so weit gehen wollen zu sagen, dass es heute nicht mehr möglich ist, weder gezielt auf “Impact” zu bloggen noch Meinungsführerschaft zu erreichen, von Deutungshoheit ganz zu schweigen. Relativ kann man zu den meisten Einlassungen von Bloggern immer sagen: “Who cares?” es wird immer nur eine verschwindend kleine Minderheit wahrnehmen (wie auch diesen text hier). Aus einer durch Egomanen geprägten Clique ist eine vielschichtige, flexible Gesellschaft geworden, deren Vereinnahmung an ihrer Grösse scheitern muss.
Das ist gross genug. Alle weiteren Wachstumsschritte werden viele weitere, spannende, langweilige, gute, schnell augegebene Blogs bringen, einen Zuwachs an Meinungen und Blickwinkeln, aber die Qualität der Struktur an sich wird sich m. E. nicht mehr ändern.
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Das wachsen der Blogosphäre wie du es beschreibst bringt damit auch die Chance mit sich, dass sich Blog entwickeln können – durch die gegenseitige Aufmerksamkeit der neuen Linksphären – die nicht in das Bild der etablierten Meinungsführer passen.
Wobei ich allerdings für mich schon sehe, dass in den Kommentaren der großen – etablierten – Blogs sehr viele Kommentare und vor allem Trackbacks von immer wieder neuen Blogs zu finden sind (was aber sicherlich nur einen kleinen Anteil der neuen Blogs wie du sie beschreibst ausmacht).
Welche ‘Erfahrung’ steckt hinter der Formulierung ‘sogar’ Länder wie Polen?
Irgendwie 6-stellig?
Nach der letzten Ausgabe der W3B Studie von Fittkau & Maaß, die u.a. für Feststellung Reichweiten und die Verteilung von vielen Online-Werbemillionen ‘genutzt’ wird, hat für Deutschland sogar 750.000 Blogger ‘ausgemacht’, die mindestens einmal wöchentlich aktualisieren. Und 1.428.000 aktive Blogger, die mind. einmal im Monat aktualisieren …
das quantitaive Wachstum an Blogs mag noch munter weiter gehen aber wird auch die Anzahl der Leser entsprechend wachsen?
Entweder ich bin als Leser an einer überschaubaren Menge von Blogs fachlich oder persönlich interessiert oder irgendein praktischer und intelligenter Mechanismus (Tags, RSS-Reader mit Filter…) sucht mir aus den Blogs die interessanten Texte zusammen.
Ich hatte mit Fittkau & Maaß so lange professionell zu tun, dass ich solche Zahlen überhaupt nicht mehr zur Kenntnis nehmen. Wenn FM Anno 99 ehrlich gewesen wäre, dann hätten wir heute eine gigantische Netzwirtschaft, die die Old Economy in den Schatten stellt. Einfach Bloghoster anbimmeln und sich deren Propaganda anhören sagt nichts über die Realität aus. Und die Sache mit Polen beruht auf dem gehype aus anderen Ländern, das genauso, frankly, bescheuert ist.
Ob da jetzt 750 TSD Blogs aktiv sind oder doch nur 250 TSD, Herr Martin, tut in diesem Kontext hier nicht sooo viel zur Sache. Die Grundthese von Don Alphonso ist sicher richtig: Der zahlenmäßige Zuwachs in den letzten zwei Jahren (und das ist auch etwa der Zeitraum, den ich einigermaßen verfolgt habe) hat die Meinungsführerschaft und die Agenda-Setting-Kompetenz einiger Alphatierchen in der Zwischenzeit ziemlich erodiert. Oder – auch das wäre ein Erklärungsansatz – nicht jeder der damaligen Top-Dogs hat sein Niveau so dauerhaft halten können, dass er auch heute noch nachwachsende Bloggergenerationen begeistert und inspiriert.
Hinzu kommt noch die Grüppchen- und Cliquenbildung, die sich zum einen entlang gemeinsamer Interessenslinien (Stricken etc.) organisiert. Und die zum anderen auch von der Entscheidung für diesen oder jenen Bloghoster mitbedingt wird. Bei Blogger.de hat man vielleicht noch Buddies bei twoday oder vereinzelt auch antville, aber zu myblog und anderen sind die Wege schon weiter. blog.de kocht völlig im eigenen Saft, da ist es von der Benutzeroberfläche nur vorgegeben, sich mit “Freunden” innerhalb der Community zu vernetzen, Blogrolls im üblichen Sinne, die auch mal jemanden von außerhalb verlinken, sind mir da bisher nicht aufgefallen.
Ich denke, just im Moment steht das Bloggen hierzulande an einem sehr interessanten Entwicklungspunkt. Die Hierarchie der early-adopter, Kreidezeitblogger (oder meinetwegen auch Deutungsmafia) bröckelt ganz deutlich, es ist nicht so klar absehbar, ob sich jenseits von ein paar Ausnahmeadresen wie Spreeblick & Co. sowas wie eine neue Elite (jaaa, ich weiß, dieses Wort will keiner lesen) herausbildet – oder ob die Fragmentierung der Szenen uund Communities ungebremst voranschreitet.
Kurz gesagt: Ich denke, das Bloggen ist in der Normalität angekommen.
Ich erwarte eine weitere Fragmentierung. Gut, ich bin ein Oldie, der das Ganze schon seit 1998, damals beginnend mit online-diaries, verfolgt. Beispiel: Es gibt da seit einigen Wochen ein sehr witziges, gut geschriebenes blog über die Erlebnisse einer Telefonsexanbieterin. Vor 2 Jahren wäre das recht schnell bekannt und oft verlinkt worden.
Der springende Punkt ist “Cross-Media”. Herausgehobene blogger können sich nur entwickeln, wenn diese auch in anderen Medien (Print, TV, Radio) präsent sind. Aber bisher sehen andere Medien blogs eher als Konkurrenz oder Kuriosität. Eine regelmässige Radiosendung mit einem blogger als Moderator, sowas würde eine neue “Elite” befördern. Rampensäue sind gefragt!
Die Blogosphäre vermisst ihren Augstein
Neulich im Ortsverein: Die Urkunden zur 40-jährigen Mitgliedschaft werden verteilt. Im festlichen Rahmen versteht sich. Und die geehrten erinnern sich an die gute alte Zeit. Als man die Wahlwerbung noch im Kinderwagen von Haustür zu Haustür schob. Und…
@ Netzausfall: Es soll Leute geben, die Beiträge erst mal lesen und zu verstehen versuchen, bevor sie darüber schreiben. Wenn Du nicht kapierst, dass ein Text mit dem Titel â??Skalierungsfreudenâ?? diese pluralistischen Entwicklungen ausdrücklich begrüsst, dann verschöne mich besser mit solchen Trackbacks.
Und versuche selbst mal, ein Thema zu machen, anstatt Dich als Trittbrettfahrer zu versuchen.
@ strappato: Fragmentierung ja. Einfluss nein. Es wird weiterhin Blogs gegen, die überdurchschnittlich wahrgenommen werden, und andere, die kaum jemand liest, selbst wenn sie zum gleichen Thema sind. Das Thema metablogs zeigt das recht schön auf: Es gibt einen Haufen davon, es gibt immer mal wieder Versuche, sowas mit grossen Namen durchzuziehen – beispielsweise das gescheiterte Projekt Blogosfear – aber letztlich gibt es dann doch nur ein paar wenige, die die Themen “am besten” setzen. Nur wird sich eben die Reichweite in Grenzen halten.
Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum ich “Businessbloggen” für vergleichsweise sinnlos halte. Niemand kann erklären, wie “Markenbildung” in der Blogosphäre funktioniert, und die Scharlatane, die es tun, haben es bezichnenderweise selbst nicht geschafft – lustigerweise bietet der Minga.de-Gruban Blogberatung an. Gleiches gilt auch für Campaining – ich sehe da kaum Chancen.
These: bei den Alphablogs und deren Epigonen der vergangenen Jahre hat das Bewußtsein (ich blogge, also bin ich) noch stärker mitgespielt und flimmerte als Diskursschicht mal verdeckt, mal offen immer mit. Diese Selbstvergewisserung am Bloggen selbst ist für heutige Blogger nicht mehr so wichtig, sie gruppieren sich mehr um ihr eigentliches Thema (und wenn’s eben das Stricken ist). Es werden sich auch da Leaderpacks mit Deutungshoheit an die Spitze absetzen, gerade so, wie die Szene es erlaubt. Das mag man jetzt als Verflachung der ursprünglichen Idee geißeln, aber es ist nunmal der Weg jeder Avangarde, die es in den Mainstream schafft.
Interessanter ist aber doch, – und da wage ich wirklich keine Prognose – welchen gesellschaftlichen Impact das Bewegen von immer mehr Menschen in Zirkeln, die die Meinungs-, Werbe- und Politikfabrikateure nicht mehr erreichen und kontrollieren, hat.
Als Späteinsteiger habe ich die Blogs immer als eine Art virtueller Kneipenlandschaft begriffen, naja sagen wir mal angemessener Salonlandschaft, mit der gefühlten Größe einer Kleinstadtszene. Ich finde das sehr angenehm, denn ich kann Beiträge, Ideen und Diskussionen aufstöbern, die mir sonst nicht zugänglich wären. Zudem treffe ich bei Brogrollrundgängen in der Regel schnell wieder auf die bekannten Blogs, was aber daran liegt, dass mich nur eine Art von Blogs interessiert, all die “ich stricke was schönes”- oder “ich gehe heute zur Schule und habe keine Lust” Blogs interessieren mich leider nicht.
Den Gedanken, Blogs sind eine Art Massenmedium (einer bestimmten Elite) oder können Funktionen von Massenmedien übernehmen, konnte ich nie so richtig nachvollziehen. Aber: ich kann mit Menschen kommunizieren, die nicht zufällig in der Nähe von mir wohnen. Ob das eine gesellschaftliche Relevanz hat und wie diese aussieht ist ein spannendes Thema, aber ich denke es braucht noch ein wenig um das zu erkennen.
@strappato und “cross-media”: Ich sehe Cross-medialität eher als Folge und nicht als Grundbedingung für Bloggen oberhalb einer gewissen Wahrnehmungsschwelle. Podcasts und Vlogging schön und gut, das kann für manches unentdeckte Talent ein Sprungbrett werden, um in Funk oder Fernsehen was unterzukriegen oder eine dauerhafte Tätigkeit angeboten zu bekommen. Aber Don A. ist nicht etwa in der “Max” porträtiert worden, weil er auch toll Radio machen kann, und Felix Schwenzel hatte sich seine beachtliche Medienpräsenz als schräger Parteitagsblogger nicht erarbeitet als mp3-DJ oder Flickr-Freak.
Von daher wird es ganz unausweichlich dahin kommen, dass Medienbetriebe die Blogosphäre nach Talenten, Impulsgebern und Ideenlieferanten durchforsten und dabei auch fündig werden. So wie die Talente von Szeneblättchen, Stadtmagazinen und Piratensendern ja auch irgendwann von etablierten Medien entdeckt und rekrutiert worden sind. Es wäre für mich nachgerade ein Weltwunder, wenn sich die Bloggerei diesen Verwertungsmechanismen dauerhaft widersetzen und entziehen könnte.
Nun hat das Fachblatt für ostpreussische gerontokratie, DIE ZEIT, ja schon Blogger mit wenig bis gar keinem Erfolg aufgekauft. Sei es, weil sie schon vorher mies waren, oder das Umfeld einfach nicht gedeihlich ist: Nach meiner Erfahrung läuft Bloggen einem Redaktionsbetrieb klar entgegen. Für normale Leser ist es zudem noch zu ungewöhnlich, man begutachte die Bloglachnummer zu Web2.0 von Sixtus beim Handelsblatt. In der Blogosphäre kommen und kamen Typen wie Flack Lücke, die Bildlover von ViSdP und andere Testballons von Süddeutsche, Focus, tagesspiegel, FTD und wie sie alle heissen, bestenfalls als Trackbackschleim an.
Da glaube ich lieber an die Kraft des Antikollektivs, mit Projekten wie Epicore (schlechtes beispiel, ich weiss) selbst was auf die Beine zu stellen.
Stimmt, die bisherigen Beispiele massenmedialen Bloggens sind größtenteils noch ziemlich najaaaa. Vielleicht liegt der Fehler ja tatsächlich darin, zu glauben, dass Medienunternehmen jetzt auch unbedingt bloggen müssten. Ich denke, man wird dazulernen – im guten wie im schlechten. Einige Unternehmen werdens geregelt kriegen, andere werden das Experiment wieder beenden und vielleicht andere Formen der Nutzerpartizipation austesten. Ich meinte mit dem oben gesagten aber auch noch was anderes: Nämlich dass es auf Dauer nicht ausbleiben wird, dass die Medien versuchen werden, viele Talente, die derzeit just for fun and without profit rumtexten, mp3-Audiobeiträge basteln und ihre selbstgedrehten Videos ins Netz stellen, zu rekrutieren. Und zwar nicht unbedingt zum Bloggen. Also wenn ich CR von ner Frauenzeitschrift wäre hätte ich längst versucht, Lyssa als Kolumnistin zu verpflichten, oder in einem Musikmagazin eine regelmäßige Scheibenschau vom PKJ oder was auch immer halt passt. Muss nicht ums Verrecken gebloggt oder Online stattfinden, strategisch kann es sinnvoller sein, dem Printprodukt mit der Verpflichtung von namhaften Bloggern mehr zeitgeistige street-credibility oder was auch immer zu verschaffen.
Das Antikollektiv ist sicher in der Lage, auch eigenes auf die Beine zu stellen, keine Frage. Aber ich will mal sehen, wieviele Blogger ihren Anti-Establishment-Kurs auf Dauer beibehalten, wenn der Lockruf des Geldes (oder des großen Publikums, was auch immer) sie erst mal persönlich erreicht.
schauen uns mal die Enwticklung damals / heute anhand der “Top 10” der meistverlinkten Blogs laut Technorati an:
März 2004,
#http://schockwellenreiter.server-wg.de/blog
248 sites, heute 596 = ca. +50% pro Jahr
#http://www.industrial-technology-and-witchcraft.de/
243 sites, heute 518 = ca. +50% pro Jahr
http://weblog.plasticthinking.org/
241 sites, heute 316 = ca. +20% p.a.
#http://www.roell.net/weblog
167 sites, heute 254 = ca. +20% p.a.
#http://www.argh.de/
146 sites, heute 337
# http://vowe.net/
145 sites, heute 338
# http://don.antville.org/
137 sites, heute 358
# http://www.x-ploration.de/
138 sites, heute 134
# http://www.elfengleich.de/
140 sites, heute 89
# http://alo.antville.org/
125 sites, heute
technorati scheint mir mitunter launisch zu sein. grad lass ich nach IT&W suchen: 510 links. Schockwellenreiter: 70(!), elfengleich 95, vowe 349, argh 471(!) links
hm.. der Rest des Textes hat WP irgendwie verschluckt.. ob bin zu faul jetzt, siehe halte
alte Topliste http://www.basicthinking.de/blog/2006/01/09/deutsche-blogparade-9/
und die von anno dazumal
http://www.m-e-x.de/blog/archive/001531.html
Unterschied: Blogs poppen im Sinne von Brot-und-Spiele Bedürfnisabdeckungen viel schneller hoch. Beeinflussen aber kaum einen, außer höchstens Spreeblick, der mehr politisch philosophiert. Die alte Bedeutungsmafia klingelt immer noch vielen Bloggern in spe aus dem Businessbereich nach. Heisst für old guys: Reach nein, Einfluss noch.
SWR Link ist ja heute ein anderer als der von damals ;-) Und argh, vowe wie auch elfengleich kommen gut hin. Elfengleich hat ihre “Positon” völlig verloren, vowe hat se gehalten, klar (eine der wenigen Konstanten in der oberen Topliste), und argh hat sich ja gut gemacht über die Jahre.
Zu Mark. Ich sehe es genau umgekehrt:
Etablierte Autoren, Fotografen und Verleger werden vom Printuniversum ins Web abwandern, also in die Blogs (denn das ist die Zukunft des Internet).
Innerhalb der nächsten fünf Jahren werden eine Reihe von Leuten aus den Knochenmühlen der Medien rausgehen und sich als fröhliche Teilzeit-Publizisten zumindest ein nettes Zubrot verdienen. Und die Cleversten von ihnen werden sogar ein richtig schönes Geschäft machen.
Natürlich setzt das voraus, dass sich die Blogs professionalisieren. Weg vom Ego-Blog, hin zum Themen-Blog. Weg vom Feindbild Werbewirtschaft, ran an die Erlösquellen. Das wird natürlich ein langer Marsch durch die Institutionen und am Ende werden sich die Marschierer mindestens so stark verändert haben wie die Institutionen.
In fünf Jahren wird es vor allem das Genre des Fach- oder Branchendienstes, aber auch manchen Koch-, Reise- oder Jugendtitel ganz vorwiegend im Internet geben.
(btw, Dogfood, denk doch mal über das WP-Plugin editcomments nach, um als Kommentator die eigenen Inhalte editieren zu können]
@Peter Turi: Diese Prognose wurde etwa vor sieben Jahren oder um den Dreh so ähnlich schon mal rauf und runterventiliert: Immer mehr Edelfedern würden ins Lager der Onlinejournalisten wechseln und so. Weil Online ist die Zukunft des Publizierens, hieß es damals allenthalben.
Und das beste ist: Das stimmt heute auch noch. Es immer noch die Zukunft, nur dass man’s jetzt halt Blog nennt, worauf man die Zukunftshoffnungen projiziert. Aber wir wissen beide, dass es keine Massenwanderungen von Edelfedern in die Online-Redaktionen gegeben hat. Entsprechend vorsichtig wäre ich mit vollmundigen Prognosen über künftige Massenwanderungen Richtung Blogs in allzunaher Zukunft.
Dass die ganze Szene professioneller werden wird und dass auch mancher, der seine Meriten in totem Papier oder einseitig verbreiteten elektromagnetischen Wellen erworben hat, bloggenderweise neue Nischen findet, davon können wir wohl ausgehen.
@robert: argh kommt nicht hin. es sind zirka 130 links mehr als deine gegenüberstellung vom 9.1..
beim schockwellenreiter habe ich den link abgefragt, den du angegeben hattest, also nicht schockwellenreiter.de sondern mit server-wg.de etc…
ich will dir nicht ans bein pinkeln, ich halte nur linkzählungen auf basis von technorati (oder schlimmer: google) für äußerst wackelig, da keiner weiß wie die geschichte dahinter aussieht. wenn technorati wie google mit verschiedenen indizes und zuständen und server agiert, dann sowieso gute nacht.
aber gut, solange man aus linkzählung kein businessmodell schnitzt, isses wurscht…
schade, jetzt hatte ich doch schon meine Millionen da reingepumpt:-) Aba, wegen technorati hatten wir schon einige Male diskutiert, die Fehler annullieren sich über alle Blogs hinweg, rein statistisch gesehen. Es ist mit das zuverlässigste Tool, solange es keine besseren gibt und Blogstats – das dummerweise nur D-Blogs scannt – tot ist (gerade das Beispiel der falschen Linkzählung von SWR ist irreführend, da ich die incoming Links auf seine damals alte + damals neue URL zusammengezählt habe; er hatte historisch gesehen seine URL 03-04 mehrfach geändert dummerweise, also ein ziemlicher Sonderfall / Und argh.de kommt durchaus hin, hab ja auch mitlerweile +50 Links mehr zu verzeichnen, was gut hinkommt…). Nur am Rande.
Es bleibt sich aber so oder so: Blogs poppen heute viel schneller hoch als damals. Die alten Topblogs packen das nicht mehr, da zu etabliert und zu alt, so hochzukommen, es sei denn, sie picken mal ein Korn auf. Nicht der Einfluss der “Topblogs” ist entscheidend, sondern der Einfluss bestimmter Blogs.
Bestimmte blogs – wie sprechen aber auch von einer bestimmten blogszene – die auch mal ein Thema in andere online-Medien bringt und sich gerne auch als meta-blogger Gedanken um das Thema “blogs” macht. – udn oft beruflich oder ein anders ein weitergehendes Interesse an blogs hat.
200 verlinkte blogs bei vorsichtig geschätzt 100.000 blogs ist wirklich nicht der Rede wert, selbst 1000 visits/Tag sind im Vergleich zu allen blog-visits oder der Reichweite von “Old-Media” peanuts.
In den unzähligen myblog, blog, blogg, blogspot, usw. -blogs bildet sich die zukünftige blogkultur – fast unbemerkt von allen A-list-meta-bloggern.
Also zu technorati würd ich ja gerne was sagen, aber dazu müsste ich meine kümmerlichen Zahlen verraten… Vielleicht gehts auch ohne. Also ich hab schon jetzt seit etwa fünf Monaten die selbe Anzahl Links, obwohl fast wöchentlich welche dazukommen. Da kann was nicht stimmen, bei denen. Die können nicht neue Links melden und gleichzeitig den Zähler nicht hochzählen. Bei Habermas heißt sowas performativer Widerspruch, und das bei einer reinen i++ Arithmetik.
zu strappato: Wieso glaubst Du, das die neueren Blog-Communitys die Zukunft bestimmen? Weil die bunter, oberflächlicher, populärer, kommerzieller sind? Dann wären wir einer Meinung – bingo!
Als Neueinsteiger habe ich lange bei mark793 auf blogger.de mitgelesen, aber die Seiten waren abschreckend insiderisch. Schon deshalb würde ich tippen, dass die Masse eher auf die Hausfrauen-Blogs geht und dort das Business der Zukunft liegt. Bei Printmedien hat Bild ja auch mehr Leser als die taz. Und zwar genau 60-mal so viele :(
Technorati kann man knicken: Seit sechs Wochen stehe ich bei 370 Linkseiten, wie festgenagelt.
Was die Edelfedern angeht: Ich sehe das nicht. Bislang ist es wirklich nur der Bodensatz aus der Onlineredaktion. Es gibt aber in China gewisse Entwicklungen, die den Weg zeigen könnten: Da gibt es keine Ressorts mehr, sondern nur noch in einem Kästchen schuftende Blogger, wo alle parallel ihr Zeug machen. Glaubt man einschlägigen Berichten, scheint das dort ebenso zu funktionieren wie die Blogs von Grossen der Unterhaltungidustrie. Aber ein Blog von Yokohama Tripperbude wäre natürlich nicht zu vergleichen mit einem Blog einer Edelfeder. Zumal: Das Edelfederntum in Deutschland speist sich doch vor allem aus der Einbildung dieser Leute. Draussen nimmt doch kaum einer so einen Feuilletonknaben wahr.
Stimmt, was technorati so alles zusammenzählt und was nicht, das ist ein völliges Lotteriespiel. In den Refs stoße ich immer wieder auf diverse Links, die technorati überhaupt nicht auf dem Schirm hat. Dafür finden sich bei technorati unzählige Verweise auf Blogs, die Teile der Aktualisierungsliste von der blogger.de-Startseite übernehmen (etwa “Simons Land und Leute” und “Shakos kleine Welt”). Wenn ich also bei blogger.de mit nem neuen Beitrag oder einem Kommentar in der Liste auftauche, zählt technorati die Links von Shako und Simon mit, was mit Verlaub völliger Blödsinn ist. Davon abgesehen dass meine Zahlen eh keinen Anlass geben, damit rumzuprotzen, sehe ich nicht, dass technorati als harte Währung für den Verlinkungsgrad taugt.