Bestenfalls Journalismus
Auf der Medienseite des FAZ-Internetauftritts gibt es seit gestern einen Artikel “Bestenfalls blauäugig” von Klemens Ludwig, in der Ludwig die Wikipedia scharf für den Eintrag zum Thema “Tibet” kritisiert.
Die Online-Enzyklopädie Wikipedia ermöglicht es ihren Nutzern, die Inhalte selbst zur Verfügung zu stellen. Das sorgt immer wieder für Zündstoff, wenn etwa Sekten oder Fanatiker versuchen, ihre Sicht unterzubringen. Die Kontrollmechanismen funktionieren in der Regel so gut, daß offenkundige Falschmeldungen, auch Vandalismus genannt, innerhalb von fünf Minuten verschwunden sind. Was aber, wenn es um kontroverse Themen jenseits platter Agitation geht; wenn die Tibet Initiative Deutschland (TID) Wikipedia vorwirft, die Darstellung unter dem Stichwort Tibet verbreite in wichtigen Punkten die offizielle chinesische Sichtweise? […]
Bei der Kontroverse zwischen der TID und Wikipedia geht es jenseits der Inhalte um die Frage, wie Informationen Eingang in die Enzyklopädie finden […]
Aller Erfolg der Informationsarbeit [der TID] hänge vom Ruf der Seriosität ab. Wie bei Wikipedia?
… so endet der Artikel.
Es wäre für den Leser sicherlich eine interessante Information gewesen, dass der Autor Klemens Ludwig in der Sache möglicherweise nicht ganz unbefangen ist, da er sechs Jahre lang Vorsitzender jener Tibet Initiative Deutschland e.V. war. Hielten aber weder Herr Ludwig noch die FAZ für notwendig zu erwähnen. Wer hat ihn vernommen, den “Ruf der Seriösität”?
(via Thomas Wahnhoff und das Netzbuch)
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matthias schindler fasst die qualitätsjournalistische glanzleistung auf netzpolitik auch nochmal schön zusammmen.
Es wird immer Platz sein für den guten Recherche-Journalismus bleiben.
Es reicht z.B. nicht aus, zu sagen, dass
“Benedikt, der Katholischer Vater und Fan von Papst Benedikt, seinen Sohn per eidestattlicher Versicherung, aberkannt hat. Man muss noch erklären , warum.”
In Montabaur kann man eben nicht alles.