blogkadaver.sueddeutsche.de/faulende
Keine 7 Monate währte das erbärmliche Trauerspiel bei der Online-Redaktion der Süddeutschen Zeitung, dieses Bloggen unter dem selbstgewählten Motto “Schnell und Schmutzig” auszuprobieren. Wer öfters auf Sueddeutsche.de schaut, wird festgestellt haben, dass die charakteristischen Bildchen der Blogautoren, die neue Texte ankündigten, von der Startseite verschwunden sind. Tönte der selbsternannte Oberblogger Bernd Graff damals noch angesichts der ersten Kritik mit der Überschrift “Die Platzhirsche röhren schon – waidwund“, ist es inzwischen totenstill. Den Text muss man sich jetzt nochmal auf der Zunge zergehen lassen, nachdem man bei der SZ stillschweigend die Stecker aus den bloggenden Püppchen gezogen hat.
Ähem. Tschuldigung. Ich muss mal ganz schnell & leise was loswerden:
HE GROSSMAUL! WELCHER HIRSCH HAT DENN JETZT AUSGERÖHRT? HÄ?
Äh ja. Um zum Thema zurückzukommen: Am Donnerstag, den 13.04.2006 erfolgte der letzte Eintrag bei einem Blog der Süddeutschen. Davor hatten schon viele Autoren alle viere von sich gestreckt, Graff am 27.01.2006 und andere wohl noch sehr viel früher, was man anhand der Reihenfolge erschliessen kann. Aber nicht immer an den Daten, denn die älteren Beiträge sind oft zerschossen, und die Kommentare lesen sich gerade so:
# 28.01.2006 – 07:02
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Sprich, es ist Äonen her, dass die besagten Blogger mal auf ihre eigenen Blogs geschaut haben. Spam, Obszönitäten und andere Hässlichkeiten begleiten die SZ-Blogs auf den Müllhaufen der Bloggeschichte, wo man sie besser früher als später deponiert hätte.
Es ist halt nicht sinnvoll, eine Onlineredaktion mit einem neuen Content Management System zu konfrontieren und zu hoffen, dass da was Gutes bei rauskommt. Die SZ-Onlinemannschaft hat eine Textwüste nach der anderen abgeliefert, ohne zu kapieren, dass Bloggen nicht “Schnell und Schmutzig” oder normaler Journalismus in Ich-Form und mit Kommentaren ist. Das ist um so erstaunlicher, als die SZ nicht irgendein miserables Pampablättchen, sondern schon eines der erfahreneren miserablen Pampablä Printprodukte mit überregionalem Anspruch ist.
Eine ähnliche Entwicklung nehmen gerade auch die Blogs der Financial Times Deutschland, die ebenfalls mit viel Bohei gestartet wurden und damit den stotternden Blogs der Wirtschaftswoche nachfolgen – Chef Baron hat jetzt seit fast 4 Wochen geschwiegen*. Beim Stern wird noch viel Text produziert, allerdings ohne Kommentare zu ziehen, beim Focus geht auch schon mancher langsam Tits up, hier und da blubbert wöchentlich noch ein Lobbistenbläschen in der fauligen Suppe, und bei den neuen Freundin-Blogs, mag mir scheinen, hat man aus dem Versagen der anderen auch nichts gelernt.
*vermutlich wird jetzt ein in der Wiwo Diensten stehender Peter T. wieder über meinen fiesen Stil rumheulen, das arme Hascherl.
Sorry, the comment form is closed at this time.
“Wenn Du lange genug am Fluss sitzt siehst Du die Leichen deiner Feinde vorbeitreiben.”
7 Monate also. Gibt es für Blogs etwas vergleichbares wie den Insorechner? :-)
Und so wird Schweigen Lob: für Handelsblatt und Zeit.
[…] …und es ist nicht so, dass irgendjemand diesen “Blogs” auch nur ein Tränchen nachweint. Ein schöner Beleg für die Arroganz der Etablierten. Und auch für ihre völlige Unfähigkeit, den Charakter neuer Medien zu erfassen und sie in ihren Grundzügen zu verstehen. Da kommt dnn halt sowas bei raus. Alle weitere hier. Abgelegt unter: Gelinkt — PDF […]
[…] Wie schön, dass es Don Alphonso gibt. Der schreibt auch immer so, dass man sich entweder von seinem Schreiben angegriffen fühlt, oder sich über die Ziele und Zielpersonen seines Beitrags wieder scheckig lachen darf. Heute legt er ein besonderes Schmankerl auf – eine Geschichte von einem Zeitungsverlag, der Auszog, um den Bloggern das Fürchten zu lehren. […]
Manueller Trackback:
Die Süddeutsche räumt die Bühne der Einsamen.
Das schnelle Ende eines Experiments.
Das kommt halt davon, wenn man zwischen UTF-8-Kodierung und ISO-8859-1 hin und herpendelt.
Daß ist aber nur die technische Erklärung, die Begründung, daß es offenbar keiner Sau auffällt, gilt natürlich unverändert.
[…] …wird der DonAlphonso hier was los. Das machte mich *sehr* laut auflachen und nebenbei auch meinen Vormittag. Nachdem ich angesichts per EV verordneter Googlezensur und erneutem Abmahnwahn in .de schon dachte, verdammt, der Tag wird überhaupt nichts. […]
[…] Wenn ich dann noch zu gulli und Marcel rüberschaue ist der Tag gelaufen, naja fast, beim Don gibt es wieder ganz großes Kino, ein Text, der für vieles entschädigt. Tja liebe SZ, ich lese Euch eigentlich ganz gerne, aber da habt Ihr einfach mal danebengegriffen, insbesondere nach Euren Ankündigungen, anfänglichen Angriffen. You lost, Game over. (via Tales from the Mac Hell & Rebellen ohne Markt) […]
[…] Sollte sich jetzt jemand fragen, wie ich auf diesen Beitrag hier kam? Eigentlich klar, zum einen die Diskussion in der besagten anderen Plattform und zum anderen einen Beitrag (via Rebellmarkt.blogger) bei Blogbar, in dem sich über die “erfolgreichen” Blogversuche mancher Tageszeitungen ausgelassen wird. […]
Das alles bestätigt mir letzten Endes nur die früher öfter, heute kaum noch aufkeimende Frage, WARUM auch immer ich eigentlich Zeitungs-Weblogs lesen sollte.
Ich sollte Blogs lesen, die interessant sind. Weil sie interessant sind. Und Blogs von Zeitungen sind eben einfach nicht deswegen interessant, weil sie von Zeitungen sind. Da besteht keinerlei Zusammenhang.
Schade und höchst ärgerlich mag aber sein, dass solche “Lumpenblogs” ein mieses öffentliches Bild der Bloggerszene abzugeben drohen, weil sie wg. der dahinter stehenden Zeitung eher (a priori unverdiente) breite mediale und damit öffentliche Aufmerksamkeit genießen dürften.
Da du immer viel Wert auf Kommentare ziehen legst: die Blogs von Bunte sind doch da ein echter Treffer, oder?
Halbnackte c-prominente blonde Weiber am Strand mit Diättips gehen bekanntlich immer. In jedem Format. Zwei Anmerkungen: Die Süddeutsche wird ihren Praktikantinnen so eine Karriere nicht antun, hoffe ich. Und ob das Traffic von aussen zieht, ist nochmal eine andere Frage.
Vielleicht haben Sie auch nur Google imitiert: Das Blog ist futsch.
Hm, “Schuster bleib bei Deinen Leisten”, fällt mir da nur ein. Was mich aber dolle ärchert, ist, dass Nova bei Focus-Reise-Blog gleich wieder aufgegeben hat. Sie hätte echt das Ding reissen können. Ihre Fans waren sofort da.
Vielleicht meinte das der Journalist bei der Vorstellung der neuen internationalen “Media Trust”-Umfrage, der sagte er erwarte, dass es einen â??Shakeoutâ??, eine radikale Verringerung gibt. Die, denen Nutzer nicht trauen, würden nicht überleben.
Ich glaube nicht, daß die Konsumenten den Journalisten-Blogs nicht trauen. Ich glaube, daß es darin nur einfach zu wenig interessantes zu lesen gibt, siehe auch meinen Kommentar zu o.g. Studie (inklusive Link zur Studie selbst).
[…] Mai 2006, alles ist wieder vorbei. Die Weblogs der Süddeutschen sind wieder verschwunden. Jeglicher Hinweis auf der Website der Zeitung fehlt. Trotz großem Optimismus ist das Projekt gescheitert. Letztendlich schrieb niemand mehr und die Blogs lagen wochenlang still. Man hat die Konsequenzen gezogen. Don Alphonso “berichtet”. […]
Grosse ? Blogs ??
Ich habe gerade bei Don Alphonso mal wieder ein wenig quer gelesen und musste zu meiner Befriedigung feststellen, das die ersten Blog, die von Grössen des Printgeschäfts mit "echten" Journalisten ins Leben gerufen worden sind, jämmerlich eingehe
[…] Dieses “Fortschrittspotenzial für die demokratischen Formen globaler Öffentlichkeit” hat sich in München wohl nicht durchsetzen können, denn nachdem die einzelnen Blogs lange verwaist schienen und vor sich hindümpelten, sind sie nun gänzlich verschwunden. […]
Off-Topic: Übrigens sind Umlaute und andere Sonderzeichen für mich als Mac-Benutzer hier in Beitrag unbd Kommentaren auch zerschossen.
Nein, stop: nur in den Kommentaren ist es falsch.
[…] Das ist besonders ulkig angesichts der Tatsache, dass Graff es war, der noch Ende 2005 versuchte, Blogs bei sueddeutsche.de zu etablieren und nach ein paar außer von ihm selbst von fast niemandem bemerkten Einträgen bereits behauptete, Platzhirsch Don Alphonso röhre bereits – waidwund. Es war dann eher Graff, der röhrte, als a.) das SZ-Blog-Trauerspiel schnell wieder beendet wurde und b.) Don ihm noch böse eine reinpfiff. […]
[…] Ich könnte das jetzt zur üblichen “Klowand-Literatur” großmedialer Überheblichkeitsmogule zählen, andere ihm die verdiente Antwort geben lassen, was sie hier oder hier oder hier bereits tun, wenn es nicht ein paar unterbelichtete Aspekte im Text dieses vormals selbst schon Netzgescheiterten gäbe, die einer Klarstellung bedürfen. So schreibt Graff: […]
[…] Aber woher rührt diese gehässig-hochnäsige Haltung gegenüber den verschiedene Aspekten des Web2.0? Ist es Frustration, weil man erkannte, daß man das populäre Print-Jugendmagazin "jetzt" doch nicht hätte verabschieden sollen? Ist es enttäuschte Liebe, weil die eigenen Blogprojekte – für die übrigens Bernd Graff an vorderster Front mitverantwortlich zeichnete – als Rohrkrepierer endeten? […]
[…] Blogs! Buch Blog » blogkadaver.sueddeutsche.de/faulende [2006] – Don Alphonso über die – damals – gescheiterten Bersuch der SZ-Blogs (Tags: Blogs Verlagsblogs ) […]