Trau nie dem Spiegel Online. Zuerst hiess es zum StudiVZ-Verkauf an den Medienkonzern Holtzbrinck noch, wie bei Robert dokumentiert:

Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE ging das Community-Angebot für mehr als 100 Millionen Euro an die Holtzbrinck-Gruppe

Jetzt liest sich das allerdings ganz anders:

StudiVZ, die Studenten-Community mit mehr als einer Million Mitglieder, ging nach Informationen aus Branchenkreisen für an die 100 Millionen Euro an die Verlagsgruppe, der unter anderem auch das “Handelsblatt” und “Die Zeit” gehören. Offiziell wollte Holtzbrinck den Kaufpreis nicht bestätigen. StudiVZ-Sprecher Tilo Bonow sagte gegenüber SPIEGEL ONLINE jedoch, der Preis habe “deutlich unter 100 Millionen Euro” gelegen.

Offensichtlich hat Christian Stöcker nicht nur eine Neigung zum heimlichen Aufhübschen, sondern auch recht viel Unwissen über das, was eine “Exit Preference” ist. Das ist nämlich eine Bestimmung, nach der die investierende VC-Gesellschaft, in diesem Fall Holtzbrinck Ventures, entscheidenden Einfluss auf den Verkauf nimmt.

Holtzbrinck stand vor dem Problem, entweder ganz auszusteigen, oder ganz zu übernehmen – letztlich hat die Gier wohl gesiegt. 13% war der Anteil von Holtzbrinck Ventures, als sie im August eingestiegen sind, die Bewertung lag damit bei ca. 50 Millionen. Mein Maulwurf spricht jetzt von vermuteten 80 Millionen, irgendwo dazwischen liegt wohl der Gesamtpreis.

Das ist immer noch viel und natürlich weitaus mehr, als ich für gerechtfertigt halte. Klassische New Economy – würde ich für das Handelsblatt oder eine andere Firma im Holtzbrinckbesitz arbeiten, würde ich mich jetzt gehörig ärgern über die Art, wie dort mit dem andernorts eingesparten Geld umgegangen wird. Meines Erachtens sind die Datensätze vergleichsweise wertlos, nachdem sie mehrfach angegriffen und auch nachweislich gezogen wurden, aber mein Problem soll das nicht sein.

Hat es sich gelohnt? Das ist eine Frage des Standpunkts. Bevor es andernorts und hier mit der Kritik und dem grossen Schub von Neueinschreibungen im November losging, machte Mitte Oktober bereits die Bewertung von 100 Millionen für einen Verkauf an Facebook die Runde. Gemessen an dem, was vor einigen Monaten Yahoo für das Vorbild Facebook zahlen wollte und damit anbgelehnt wurde, wäre StudiVZ momentan konservativ mit 150 bis 180 Millionen zu bewerten. Insofern ist der Preis jetzt relativ gering, aber meines Erachtens immer noch nur eine Menge Abschreibungsbedarf für Holtzbrinck. Genauso wenig ist der Preis aber das, was man sich bei StudiVZ erwartet hat, bevor das hier mit der Behandlung des Themas losging. Irgendwo in der Mitte haben wir uns getroffen. Hätte ich noch vor dem 24.12. über die Gruppen geschrieben, die Völkermord leugnen oder sonstwie bei StudiVZ durchkommen, wäre vielleicht noch was gegangen, aber hey, auch Holtzbrinck wird seinen Spass mit mir haben wollen – Ãœberraschung!

Bekannte werden wissen, dass ich schon öfters Korrekturen bei Bewertungen veranlasst habe, sei es nun am Nemax oder in Portfolios. Dieser Fall hier ist vielleicht im Mittelfeld zu finden. Ich habe ca. 30 Beiträge zu StudiVZ geschrieben, Arbeitsaufwand eine Woche, Folgen zusammen mit den anderen Beteiligten in der Blogosphäre: Ein zweistelliger Millionenverlust in den Bewertungen der Besitzer von StudiVZ, gemessen am Ergebnis. Das ist ok. Gut, ich hatte mehr erwartet. Angesichts der Angst in der Verlagsszene, die den Preis hochgetrieben hat, ging eben nicht mehr. Trotzdem:

Ich hatte und habe meinen Spass mit StudiVZ.