Und der Traum sieht so aus: Es wird eine Zeit kommen, da wird man Blogger begreifen als Teile einer grossen, freien Internetkultur. Die Texte, die sie schreiben, wird man wahrnehmen als Bereicherung des Lebens, und nicht als Mittel zur eigenen Bereicherung. Manche Texte werden so schön, gelungen, rund, witzig, absurd, voller Geheinmnisse und Freuden sein, dass man deren Schöpfer achtet und Respekt entgegenbringt. Man wird ihre Kritik ernst nehmen und ihre Ideen als Quelle neuer Sichtweisen schätzen. Und wenn man tatsächlich der Meinung ist, dass man damit einen Mehrwert erzielen könnte, bietet man diesen Menschen ein ordentliches Geschäft an, man zockt sie nicht ab und haut sie nicht über die Ohren.

Womit wir zur österreichischen Zeitung “Die Presse” kommen. Die Presse ist eine grössere Tageszeitung aus Wien, die politisch weiter rechts zu verorten ist als SchlammSpringers “Die Welt” – rechtsreaktionär würde man sie in Deutschland vielleicht nennen. Die Presse verdient nicht nur durch Abos und Anzeigen Geld, sie erhält auch Presseförderung vom Staat – 1,14 Millionen Euro im letzten Jahr. Hinter der Presse steht die Styria Medien AG. Sie ist mit 50 Printerzeugnissen und etlichen Beteiligungen an elektronischen Medien mit insgesamt 460 Millionen Umsatz im Jahr 2005 ein ziemlicher Koloss für österreichische Verhältnisse.

Und die dieser Firma zugehörige Presse verschickt jetzt an eine Reihe von Blogger Mails mit folgendem Inhalt, die zu übersetzen ich mich hier gleich anheischig machen möchte:

———————–schnipp—————————-

Ihren Blog

Wir, die wir keine Ahnung haben, wie das Wort “Blog” entstanden ist,

“Schmorend in der Hölle” verfolgen wir mit großem Interesse.

haben inzwischen gemerkt, dass es da draussen ganz nette Texte gibt, die wir für teuer Geld unsere Mitarbeiter schreiben lassen müssten.

Wir sehen darin immer wieder sehr gut geschriebene und interessante Stellungnahmen aus Ihrer Tastatur.

Wir sehen darin immer wieder Texte, die wir super vermarkten können.

Wir möchten Sie herzlich bitten, uns zu erlauben, das eine oder andere Mal Texte aus Ihrem Blog auszugsweise in der Print- und Online-Presse (Rubrik „Fangnetz” im Meinungsteil) zu veröffentlichen.

Wir möchten hier unserer Hoffnung Ausdruck geben, dass Sie eine vollverblödete Person sind, auf den Trick reinfallen und die Texte rausrücken: Denn wenn Sie ja sagen, erteilen Sie faktisch erst mal ein generelles, räumlich und zeitlich unbegrenztes Nutzungsrecht an Ihren Texten. Dafür haben wir, HAHAHA, die Rubrik Fangnetz, toller Name, was? Und viel besser als “Echolot” bei der Welt oder die iPod-Generations-Versuche der News Frankfurt, die sowas auch schon mal probiert haben.

Selbstverständlich nennen wir dabei Ihre Website als Quelle, damit auch Sie etwas davon haben.

Wir nennen die Quelle. Das müssten wir bei jedem popligen Zitat machen, das ist Pflicht, aber für Sie, Sie blöden Internetschreiberling, der Sie auf sowas reinfallen formulieren wir es in eine Gnade, in einen Benefit um. Lewand!

Für eine rasche Antwort wären wir Ihnen dankbar – ganz besonders dann, wenn sie auch noch positiv ausfiele.

Also denken Sie nicht nach, sagen Sie ja, denn wir wollen billig unsere Seiten füllen und dann Werbung schalten, küssdiebratzn, seavas…

———————-schnapp—————————–

Fragt man dann bei der Presse nach, wie eigentlich die Vergütung aussieht, erhält man eine Antwort, die man in etwa so zusammenfassen kann:

– Der Absender kennt natürlich die traurige Situation freier Autoren,
– hat aber für das Projekt kein Budget zur Verfügung und
– kann auch keine Belegexemplare – eigentlich das absolut Mindeste – verschicken lassen,
– den Verweis der Presse auf das Blog sieht man dort aber wörtlich als “Lohn” an.

So ist das. Wer seine Träume umsetzen will, muss erst mal mit den windigen Geschäftsideen der Realität aufräumen.