Die Seehoferisierung von Second Life.
Es scheint, als ob virtueller Immobilienhandel nicht zwingend das erste Geschäftsmodell von Second Life Unternehmern ist. Ich denke, das wirft ein paar sehr interessante Fragen über die Vergleichbarkeit von virtuellen und realen Welten auf. So Sachen wie Doppelmoral von Avataren und Avatarjournalisten, Fragen wie das Funktionieren von virtuellen und realen Medien, der Umstand, ob man nicht eigentlich generell zwischen virtuellen Personen, wie sie in den Medien dargestellt werden, und dem realen Tun trennen sollte – ist denn ein Second Life Avatar nicht genauso irreal wie ein Politiker, der sich für Medien aufhübscht? Und natürlich auch die Frage, ob man es aufbringen muss und was es letztlich für die Beteiligten bedeutet.
Disclaimer: Ich habe lange überlegt, ob ich das bringen soll, und fühle mich nicht wohl dabei. Aber es ist meines Erachtens eine wichtige Kerndebatte über das, was Medien konstruieren, über unser virtuelles Dasein und das Internet als Brandbeschleuniger. Bitte keine blöden Sprüche da unten in den Kommentaren, erst mal nachdenken – ich bin beim Thema Sexismus sehr schnell mit dem Löschbutten.
Sorry, the comment form is closed at this time.
1ter!
ich weiss nicht, sex und pornographie war und ist bei vielen medien der ,wie du es sagst, brandbeschleuniger der als erstes profitabel ist und dann andere Inhalte nachsich zieht, die Pornoinustrie hat, weil sie auf VHS gesetz hat, BETA Cam videokassetten vom Markt gedrängt, die erste geschäftsmodelle im Internet waren wohl Pornoangebote, und auch jetzt könnte es die Pornoindustrie sein die das zünglein an der wage beim streit zwischen UMD und HD DVD sein.
Die Künstlergruppe MONOCHROM aus Wien hatte zu diesem Thema ein ganz gutes Konzept zur Rettung des Overhead Projektors als sterbendes Medium
http://www.monochrom.at/ocs/
(Not Save for Work denke ich mal)
Das älteste Gewerbe der Welt. Das zweitälteste soll das des Immobilienmaklers sein. Warum nicht auch in der virtuellen Welt? Hier wird es wirklich ziemlich strange. Reportagen und Enthüllungen von einem Avartar, der Linden-Dollars scheffelt. Ich bin sicher, dass die Medien noch gar nicht begriffen haben, was sie da mit ihren Aussenstellen in SL eigentlich anrichten. Medien leben von Glaubwürdigkeit. Stattdessen verkaufen sie sich als Entertainer, die die virtuelle Gemeinschaft ein wenig sozial zusammenhalten.
Und die Verlage, Journalisten und Herausgeber sind begeistert.
Fehlt nur noch, dass eine Polizeibehörde auf die Idee kommt, eine Dienststelle in SL aufzumachen und so zu zeigen, wie modern sie sind.
Solche Fragen ergeben sich IMHO doch erst, wenn man wirklich viel Zeit in SL verbringt. Mehrere Stunden täglich wohl. (Viele Leute schaffen es ja nicht mal, in den 24h ihres täglichen Lebens so etwas mitzubekommen.)
Jmd. der sich so in eine zweies Leben herineinsteigert, kann ich nicht mehr ernst nehmen. Ich finde es doch sehr abstrus, über solche Probleme einer virtuellen Welt zu diskutieren, wenn sie nicht einmal in der realen Welt diskutiert werden.
Es klingt sehr pauschal, aber wer regelmäßig täglich mehrere Stunden in SL verbringt, hat sehr viel existenziellere Probleme.
Blörps – wenn ich daran denke, dass die BILD mit dem Avastar in Second Life eine Zeitung macht – was die dann in der realen Welt aus der Geschichte machen könnte/wird – gar nicht auszudenken. Und da sehe ich die eigentliche Brandbeschleunigung.
Ich habe gerade erst angefang, mich um SL zu kümmern. Solange da noch smarte Sachen landen, scheint das intressant zu sein. Genau wie bei den Blogs: 1 paar gute und die anderen klickt man weg!
studiVZ ist ja auch deswegen ein Erfolg, weil es irgendwie am Ende auch um Sex geht …
Lustige Geschichte. Aber, mal ganz abgesehen von der Sex-Nummer: Ich habe als Journalist eine SL-Pressekonferenz mitgemacht und muss sagen, dass solche PKs zwar etwas für das Image einer Firma sein können, aber nur für die Journalisten tauglich sind, die ihren grauenvollen Schmonzetten über SL abliefern. Der eigentlich Sinn einer PK hatte bei der von mir besuchten PK niemanden sonderlich interessiert, alle fanden sich toll. Insgesamt gerade für europäische (IT-)Journalisten eine absolute Zumutung, ein weiterer Tiefschlag nach den verrauschten Telefonkonferenzen, in denen man von Europa aus elten mit seinen Fragen durchkommt und dafür noch spät in der Nacht am Brett sitzen darf. –Detlef
Sorry, aber irgendwie bin ich zu blöd, die vom Don angedeuteten Dimensionen zu begreifen. Den Teil mit der Glaubwürdigkeit verstehe ich ja noch: Sehr amüsante Vorstellungen, dass dank des Geschwätzes von PR-Hanseln, Werbern und so genannten Qualitätsjournalisten Blue Chips wie IBM jetzt “Executive Communication” (oder wie der Summs auch heißt) in einem virtuellen Umfeld machen, mit dem sie in der realen Welt um keinen Preis in Verbindung gebracht werden wollen. Quasi Pressekonferenz auf der Herbertstraße. Kann man machen. In Anbetracht des Hartz-VW-Skandals oder den unschönen Vorkommnissen bei Bauer vielleicht garnicht so eine schlechte idee. Im Puff scheint man die hohen Herren ja am sichersten anzutreffen. Und mit den Hosen runter sind sie bestimmt auch viel einfacher ansprechbar.
Was ich nicht verstehe, ist die Sache mit der BILD-Zeitung: OK, die haben jetzt da so eine Art SL-Ausgabe. Wenn jetzt langsam ventiliert wird, dass SL im Grunde nur ein avancoerter Sex-Chat mit 3d-Animation ist, macht das denen doch nix. Die sind doch selbst Sleaze und hatten bis dahin auch kein Problem damit. Richtig doof wird’s doch erst, wenn rauskäme, das in SL schwunghafter Handel mit Kinderpornografie betrieben wird und sugar daddies in disguise da regelmäßig Minderjährige anquatschen (die da aber sowieso eigentlich gar nicht sein dürften).
Bitte klärt mich auf! Ich bin wirklich so naiv.
Man sollte das virtuelle nicht mit dem realen Leben in einen Topf werfen. Auch wenn vielleicht einige es gerne sehen würden wenn schmutzige Wäsche von “erfolgreichen” SL-Unternehmern auftauchen würde.
SL ist für die meisten Benutzer genau das, was viele andere Angebote im Web auch sind: Eine reine Flucht in eine andere, virtuelle Welt in der Dinge möglich und machbar sind, die in ihrem realen Leben niemals umsetzbar wären.
Das geht mit dem Aussehen des Avatars los und endet irgendwo bei seinem Intimleben. Wer nun von der virtuellen auf die reale Welt, oder vom virtuellen “Leben” auf das reale Leben eines Benutzers schließt, sollte sich noch ein paar Jahre mit virtuellen Welten und deren Benutzern befassen. Intensiv befassen anstatt “nur mal eben” rein schauen.
Wechseln wir doch das Thema und versuchen mal raus zu finden welcher Manager in World Of Warcraft reihenweise Zwerge und Gnome abschlachtet. Dann schließen wir flink von seinen Aktivitäten in WoW auf seine Arbeit, Privatleben und Charakter.
Blödsinn das alles.
Es gibt auf SPON heute ein sehr interessantes Interview, in dem PR-Berater Kocks dauf hinweist, dass der ‘öffentliche Raum’ stets eine Inszenierung darstellt. Obwohl das alle wissen, wird dieser Umstand solange akzeptiert, wie sich der Ver*schungswille der Protagonisten in Grenzen hält
Insofern muss man sich fragen, ob SL hier den großen Unterschied macht – wie groß ist im öffentlichen Raum die Authentizitätsdifferenz zwischen gut gemachter VR und RR.
Der grosse Unterschied: WoW findet auf Gameservern statt. Sozusagen virtuelle Treffen. Dagegen hat SL den Anspruch eine neue Öffentlichkeit zu kreieren. Die RealWorld Medien und Konzerne helfen mit, indem sie Filialen dort eröffnen. Da soll ein soziales “Leben” entstehen. Und das braucht Vereinbarungen und Grenzen. Denn nur so kann auch ökonomisch daraus ein Nutzen für alle Beteiligten Investoren gezogen werden. Linden-Dollars in echte Bucks – da verschwimmt die Grenze zwischen VL und RL.
Wobei diese Grenze auch bei den Medien schon längst aufgegeben worden ist. Die Eskapaden von Ms Spears und anderen “Stars” wirken für mich virtuell und sind auch oft genug nur arrangierte News. Selbst seriöse Medien berichten darüber. Da ist der Sprung in die Berichterstattung über Skandale in SL mit bezug zum realen Leben nicht mehr weit.
Im Endeffekt ist doch die Frau Graef nur ein Handlanger von Linden Labs. Ob sie da allerdings irgendwelche Liebesdienste verkauft und so die Leute unterhält, ob sie mit Immobilienhandel die Firma unterstützt und so eine Wertsteigerung herbeibringt oder ob sie mit Pressekonferenzen und Interviews (letztendlich) Werbung für SL macht kann da ziemlich egal sein.
In letzter Zeit fällt mir nur immer wieder der Begriff “Soma” ein: Wir beschäftigen uns Dingen, die ihre moralischen Qualitäten nicht vordergründig beinhalten, sondern ganz im Gegenteil Probleme verdecken die weitaus wichtiger wären. Ein Blogjournalismus z.B., wie er dem Don vorschwebt, ist doch auch nur dann positiv, wenn er nicht ein in sich gekehrtes, sich mit seinen eigenen Problemen beschäftigendes Medium ist. Somit kann man zwar die Aktivitäten der Konzerne in SL beleuchten, sollte allerdings nie aus den Augen verlieren, das IBM und Bildzeitung etc. ganz andere Schweinereien begehen.
ich tue mich mit der sehr knappen einführung vom don auch schwer, habe aber hoffentlich über die kommentare verstanden, worum es gehen könnte…
ich zerbrech mir gerade den kopf darüber, ob die virtuelle welt nicht realer ist als die materielle welt. inszenierungen, die auf der materiellen welt täuschen sollen, sind dort zum einen teil des selbstverständnisses und zum anderen durchschaubar.
don sieht das offensichtlich von einem anderen standpunkt:
>>ist denn ein Second Life Avatar nicht genauso irreal wie ein Politiker, der sich für Medien aufhübscht?
@Ralf: Stimmt ich habe WoW vergessen, das war noch blöder: Um dort zur PK zu kommen, musste ich mir ein paar junge Gamer holen, als Begleitschutz und Pfadfinder. War also ein virtuell embedded Journalist. Die PK war auch richtig schlecht, weil die Leute laufend angegriffen wurden. –Detlef
Der ganze Mensch is an anziger Hirnfick und führt ein virtuelles Dasein bereits ab den Windeln, wenn er sich gierig vorstellt, was da so aus der Milchflasche kommt, später dann Youtube. Bis zum Schluss glaubt er, er sei nur in einem Film, und wenn’s ernst wird, zieht ein solcherner blitzschnell an ihm vorbei. Sacra.
Der einzige, der im hier und jetzt lebt ist meine Gazze. Und der trau ich auch net so ganz.
OT (sry dafür):
Heise hat eine neue Werbung äh Pressemitteilung äh Meldung von Holtzbrinck. Wieder eine neue Community.
Was mich jetzt schon eine Weile beschäftigt ist, wie die Frau Gräf und Linden Labs zueinander stehen. Ich habe keinerlei Fakten, aber alles was ich höre klingt für mich immer wieder wie bezahlt, als würde eine rein virtuelle Figur Werbung für SL machen. Es stinkt nach PR. Auch diese Dünnhäutigkeit passt meiner Meinung nach dazu.
Wenn man sich mal überlegt, wie perfekt die ganze Werbung für SL aus der Richtung funktioniert, habe ich einfach irgendwie das Gefühl dass da Guerilla-Marketing im Spiel ist. Meiner Meinung nach funktioniert das normalerweise nicht so perfekt. Ich weiss nicht, wie gesagt ich habe keinerlei Fakten, nur dieses unbestimmte Gefühl dass hier etwas stinkt.
Leben in Second Life eigentlich die besseren oder die schlechteren Menschen?
Jetzt im Vergleich zur CSU-Fraktion in Berlin?
Josef, was die Gräfs angeht: Natürlich haben Second Life und sie gleichlaufende Interessen. Desto mehr Firmen kommen, desto mehr versient Second Life, desto mehr verkaufen die Gräfs, und desto üppiger wird die Berichterstattung. Ich persönlich bin als Kunde der Auffassung, dass mich das Wissen um eine SL-Dependance eher eine andere Firma bevorzugen liesse: Eine Agentur, ein Medium oder eine Automarke, die ihre Mitarbeiter da drin was machen lässt, hat zu viel Geld und ist offensichtlich zu teuer. Manch andere werden das anders sehen, und am Ende haben wir ein Ergebnis.
Allerdings kann es natürlich sein, dass aufgrund solcher Vorkommnisse der Laden wackelt. In den USA schiessen sich Blogger gerade auf SL und die Gräfs ein, die Medien ändern gerade die Richtung, und solche Geschichten sind es, die mich dazu bringen würden, meine Investition da drin zu überdenken. Zumal hier der eigentliche Brennstoff für SL zutage tritt: Porno. Das wollen viele nicht wahr haben, aber mei, was erwartet man schon von Avataren mit ihrer Kurzsatzkommunikation. Insofern könnte das SL mehr schaden, als Seehofer seine mutmassliche Affäre. Verlogen ist natürlich beides. Unschön für die Betreffenden auch.
ist es ok, so wie ich, gleichzeitig bild, bildblog, taz, sz und blogbar zu lesen und zündfunk zu hören?
ich glaube schon. auch wenn dann das übliche pc-gschwerl ausruft: das geht doch nicht zusammen!
man muss den feind kennen. manchmal sogar lieben.
@Don
“Zumal hier der eigentliche Brennstoff für SL zutage tritt: Porno.”
SL-“Vorläufer” konnte man schon vor Jahren auf (hm, RTL2 oder Vox?) im Nachtprogramm ziehen. Gut, war 2-D und nicht INet, aber damals gings auch nur ums Baggern, also “kostengünstig” anrufen, Avatar-Nummer ziehen und dann z.B. als Brat-pfanne Pit oder Barbie in “virtuellen Welten” Teenies zischen.
Ich würd’s nicht generalisierend als “Porno” sehen, eher als Untermenge Manga, denn die Jappsen haben ihren Comic-Style schon überall gewinnbringend infiltriert, auch aufs Handy. Wobei da die realitätsfernen Grenzen dieser Schaffenskunst auch dem grenzdebilsten Prekarier klar werden müssten. Müssten…
Richtiger Porno im Netz ist nochmal ‘n Faktor 12 oder so härter und dabei immer noch für lau, wenn man 12 Sek. Ruckelvideos als hinreichend stimulierend akzeptiert. SL kann nur dann irgendwas werden, wenn sie entweder die Porno-Anbieter komplett rausschmeissen oder diesen “3-Tage für 4,99; 1-Monat für 12,99; 6-Monate für 27,99”-Trailer vorspannen.
Gilt auch irgendwann für StudiVZ.
@strappato:
Das ist die Krux mit denen die mal was davon gehört haben und denen die sich mal etwas näher damit beschäftigt haben.
1 Linden Dollar (L$) sind in reale Dollar umgerechnet ca. 0.31 US-$. 1 Million L$ kosten derzeit ca. 3.760 US-$. Das sind die Preise wenn man L$ kauft!
Hat man genug L$ in SL gesammelt, dann kann man diese gegen reale $ verkaufen. Der Kurs derzeit bei: 10 L$ sind 0.04 US-$.
Sooooo. Nun reden wir noch mal über die große kohle die man in SL angeblich verdienen kann.
Die meisten Gegenstände die man in SL käuflich erwerben kann kosten zw. 50-500 L$. Das sind ungefähr 0.20-1.75$
Virtuellen Sex bekommt man ab 400L$, ein kompletter Abend (Escort-Service) geht bei 1.000-5.000L$ los.
Ein Haus mit Grundstück geht so bei 30.000L$ los. Plus/minus 10.000L$.
Man müsste 1.000.000.000.000L$ besitzen um diese in 1 Million US-$ umzutauschen. Oder anders ausgedrück: ca. 333.000 Häuser inkl. Grundstück verkaufen. Oder 200.000.000 virtuelle Nummern a 5.000L$ schieben.
Genug der kleinen Umrechnerei. Kannst du mir mal bitte sagen welchen “ökonomischen Nutzen” eine Firma aus SL ziehen soll? Das ist nichts weiter als eine Werbemaßnahme die mehr kostet als sie einbringt.
Und genau das hatten wir vor ca. 5-6 Jahren schon mal. Damals musste auch jede Firma unbedingt ihre eigene Community mit Chat&Foren haben. Die sind aber alle nach 2-3 Jahren ausgestorben weil es eben keinen ökonomischen Nutzen brachte, sondern nur Geld kostete.
SL bringt derzeit nur Linden Labs nennenswerte Einkünfte ein. Alle anderen popeln da eher rum und machen einen auf dicke Hose. Wenn man den Umrechnungskurs L$ zu US-$ kennt, dann kann man sich an 5 Fingern abzählen wie lang die Nasen von den Leuten sein müssen.
WoW findet auch nicht ausschließlich auf Gameservern statt. Abgesehen von unzähligen Foren, Webseiten, Blogs und Clubs zu WoW, gibt es auch reale Treffen. Daneben wird bei eBay ein schwunghafter Handel mit WoW-Gegenständen/Charakteren betrieben. Das nur mal nebenbei erwähnt.
Wo ich dir zustimmen kann ist der Punkt mit der Berichterstattung. Da verschwimmen die Grenzen zwischen virtueller und realer Welt immer mehr. Aber das ist eine Sache der Medien. Die meisten Benutzer von SL trennen sehr scharf zwischen ihrem Online-Dasein und ihrer realen Existenz.
Nur weil die Medien die Grenzen ganz bewusst verwischen, bedeutet dies nicht das es auch so ist. Wenn in einer Zeitung steht das eine SL-Berühmtheit sich öffentlich von einem geflügeltem Einhorn hat pimpern lassen, bedeutet dies ja nicht automatisch das der Mensch, der hinter dem Avatar steckt, sowas auch im realen Leben macht.
Deswegen ist es ja auch so wichtig sich mal selber eine Zeit lang mit dem Thema zu beschäftigen anstatt nur das zu glauben was woanders geschrieben wurde. Dann merkt man schnell das diese Story mit den Millionen in SL verdienen eine einmalige Sache sein dürfte. Und man merkt sehr schnell das die Benutzer Grenzen ziehen die die Medien ständig zu verwischen versuchen.
Du übersiehst hier noch einen wesentlichen Punkt, Don: SL ist einfach momentan ein Hype, wenn nicht sogar DER HYPE! Zumindest in den USA.
Eine Pressemitteilung würde normal wenig Beachtung finden? Kein Problem, hält man das Ding einfach in SL ab oder baut sich dort eine Zweigstelle, schon berichten alle wie wild darüber, auch die Blogosphäre. Kostenfaktor für eine Firma? Minimal. Die erreichte Wirkung dagegen: durchschlagend. Für die meisten ist das Ziel dann damit auch schon wieder erreicht und man lässt es friedlich einschlafen.
Ebenso hält es sich mit den virtuellen Dependancen der Firmen: Geld wollen die damit keines machen. Auf die Berichterstattung kommt es an und manche sehen es als Testfeld für Produkte, die später kommen werden und sind scharf auf eine mögliche Multiplikatorenwirkung.
Einige probieren wohl auch nachhaltigere Dinge, wie Kleidungsgeschäfte, die Leute können sich die Kleider kostenlos anprobieren und wenn sie es dann haben wollen, über einen Link im Webshop des Herstellers kaufen. Das ist wohl auch die Richtung, in die sich die Sache weiterentwickeln wird: Marketinginstrument und Verkaufsplattform, aber immer noch vergleichsweise klein zum WWW.
Danke, Ralf.
Jetzt machen einige Dinge mehr Sinn, der Umtauschkurs ist also etwa 1:100 (Kaufen zu Verkaufen) und damit ist auch klar wie Linden Labs es finanziert. Was ich jetzt überhaupt nicht verstehe ist, warum das nicht in den Berichten über SL auftaucht. Denn mit der Information sollte es eigentlich klar sein, dass man dabei niemals finanziellen Gewinn aus dem System ziehen kann. Ich möchte nicht wissen wieviele neue Spieler enttäuscht waren nachdem sie das erfahren hatten. Und meine Einschätzung dass das Ganze dann unweigerlich in einer Blase endet ist damit auch hinfällig, denn das System hat bereits eine starke Dämpfung und kann vermutlich stabil werden.
Ich bin deiner Meinung was die Sexchats betrifft. Man darf auch meiner Meinung nach nicht von einem Spiel auf die Realität schliessen. Viele Benutzer geniessen es meiner Erfahrung nach, hinter einer Maske mal etwas zu tun, was sie sich normalerweise nie trauen würden. Und wenn man es mal nüchtern betrachtet sind das einige in die Tastatur getippte Worte. Auch meiner Ansicht nach ist der Vergleich mit WoW nicht sinnvoll, Blizard betreibt ein Spiel mit festen Regeln und einem Ziel, SL ist ja eher ein Spielplatz wo man selbst entscheidet was man machen will. Leider haben wir ja keinen Begriff dafür, im Englischen würde man WoW als “Game” und SL als “Play” bezeichnen.
@19 / Don: Da gibt es auch Menschen?
Um die Sache mal grundsätzlicher anzupacken: Öffentlichkeit ist IMMER inszenierte Öffentlichkeit, das ist seit der griechischen Polis so. Sie kann gerade in einer demokratischen Gesellschaft gar nicht anders funktionieren. Als Korrektiv gibt es die Justiz und die freie Presse, die sich beide ja auch inszenieren.
Viel wichtiger ist die Frage, wer davon ausgeschlossen ist, oder besser, sich vom gesellschaftlichen Diskurs ausschließt, auch freiwillig.
Mein sechzehnjähriger Sohn (verbrachte) und viele seiner Freunde verbringen pro Tag 5 oder 8 Stunden im Virtuellen, Tendenz dieser Nerds – zunehmend. Da bleibt wenig Zeit und Muße für SZ, FAZ usf. Fernsehen ist für die sowieso langweilig. Kein Bock auf Realität: Viel zu kompliziert.
Es ist meiner Meinung nach unsinnig zwischen sog. realen und virtuellen Welten zu unterscheiden. Entscheidend ist doch die Wahrnehmung, also die Wirkung, die fremdes Handeln sowohl in der einen, als auch in der anderen Welt auf mich ausübt. Sex in SL ist genauso real wie Sex auf der heimischen Couch, allein das Medium ist unterschiedlich.
Deshalb haben Firmen auch ein berechtigtes Interesse daran, auf Plattformen wie SL mitzumischen, dort Pressekonferenzen zu veranstalten oder Produkte zu bewerben. Es macht eben *keinen* Unterschied (mehr), ob ich die neuesten Turnschuhe meinem Avatar anziehe, oder mir selbst an die Füsse binde. Insofern verbrennen die großen Firmen dort eben gerade kein Geld, sondern sorgen aktiv und erfolgreich dafür, neue Kunden zu binden.
Für Menschen, die sich selbst auch über den Erfolg ihres Avatars definieren ist SL nicht nur eine Spielerei, sondern eine ernste Angelegenheit. Frau Graef ist dieser Kategorie wohl zuzurechnen. Verwerflich finde ich das nicht, auch nicht, wie sie zu ihren ersten $L gekommen ist. Sie hat schlicht einen Markt bedient und konnte ihr Geschäftsmodell mit *ihrer* Moral in Einklang bringen.
Zum Thema $L vs. $US:
Nun, das große Geld kann man in SL derzeit sicherlich nicht verdienen. Aber es sollte nicht verschwiegen werden, daß nur die eigene Fantasie in SL der Kreation von verkaufbaren Gütern Grenzen setzt. Jeder ist tatsächlich seines Glückes eigener Schmied. Frauz Graef hat dies verstanden. Aber wer SL auf das Geldverdienen reduziert übersieht den eigentlichen, spannenden Punkt, denn SL untescheidet sich technisch signifikant von anderen Plattformen (oder spielen wie WOW): es ist grenzenlos. Dinge, die es nicht gibt, können erschaffen werden. Das diese Dinge nicht Materiell sind macht nur für den Aussenstehenden einen Unterschied. Für die Avatare sind die Dinge wertvoll und bereichern – in jeder Hinsicht – ihre Besitzer.
Persönlich kenne ich die SL Ausgabe der BILD nicht, hatte in den Ankündigungen aber verstanden, daß nur Dinge aus der SL-Welt berichtet werden sollen. Ist das richtig?
@Don: Was ist ein Avatarjournalist?
Grüße,
HaSi
Es wird ja dauernd von Wirkung geredet, WERBEwirkung. Das ist ja marketingtechnisch zu undifferenziert. Wenn ein Unternehmen eine Zweigstelle im Secondhand-Leben einrichtet, dann erhöht das erstmal den Bekanntkeitsgrad (vielleicht) innerhalb der Einwohnerschaft des SL-Porno-Kosmosses. So what? Irgendein zählbarer Vorteil? Kaufst du IBM, weil die auch ne Insel da haben? Wenn das Unternehmen da irgendwas Tolles macht (alles so was Kostenloses, das Spaß macht), dann wird das Image in SL besser? So what, again. Berater, die ihren Kunden SL-Auftritte empfehlen, sind entweder völlig beknackt, von LL geschmiert oder üble Scharlatane. Aber auch das ist nix Neues.
Mir scheint, die erfolgreichste Marketingstrategie ist die des Hypes, am besten per Guerilla-Marketing beheizt. Hype ist übrigens auch Lüge, wenn er gelenkt ist. Und den Hype, der nicht am einem bestimmten Punkt gelenkt wird, den möcht ich sehen.
Da stellt sich am Ende des Tages (ich liebe diese Idiotenfloskel!!!) die Frage: Who the f*ck ist eigentlich Linden Labs? Wer steckt dahinter? Geffen? Billyboy? Disney? Jobs?
zu Hasi/28
“Sex in SL ist genauso real wie Sex auf der heimischen Couch, allein das Medium ist unterschiedlich.”
Oh mein Gott, du bist schon sooo weit. Zwick mich, ich glaub, ich träume (nein, das hilft ja auch nichts mehr, ich bin virtuell).
Das fazinierende an sich ist doch, das eine sehr große Anzahl Menschen, eine wirklich totlangweilige und sehr begrenzte Plastikwelt weitaus interessanter finden wie das Reale Leben. Bei WoW oder allgemein Onlinespielen kann ichs noch nachvollziehen, da wird zumindest der Impuls gegeben mal was Spannendes zu erleben. (Auch wenn mir hier nicht klar ist was Leute geil daran finden kontinuierlich über Monate jeden abend dasselbe zu machen)
Im Grunde ist es diesselbe Frage dich mich schon bei Fernsehsendungen wie BigBrother oder anderem Realitymüll beschäftigt hat.
Wie können sich Unterhaltungsformen, die eigentlich nur ein blaßer Abklatsch der Realität sind, so gut durchsetzen?
ich verstehs nicht ….
gruß mutombo
@27: Also ich bin sicher nicht mehr ganz das Alter Deines Sohnes, mir geht es aber ebenso – ich würde es nicht so abwertend sehen mit “kein Bock auf Realität”. Wie du richtig sagst inszenieren sich auch die Journalisten und keine Berichterstattung erzählt die wirklichen Hintergründe und Begleitumstände. Etwas überspitzt formuliert: Ich habe nirgendwo gelesen, das nach dem Verkauf von StudiVZ beide Seiten einvernehmlich in ein Bordell in der Oranienburger Str. … gegangen sind – trotzdem sind solche oder ähnliche Vorkommnisse wohl normal und kaum einer redet über so etwas. Wenn bei Hr. Seehofer dann die schwangere Geliebte rausgesucht wird, dann doch nur um ihm mal so richtig ans Bein zu p….. . Solche Berichterstattung hat in meinen Augen aber weder etwas mit Wahrheit noch mit Realität zu tun. Auch ein Hr Kohl hat eine hübsche Sekretärin gehabt und alle wussten sowas. Und da beschwerst Du Dich? Das ist eine Doppelmoral, die man annimmt, wenn man SZ, FAZ usw. liest. Und da eine andere Rebellion gegen diese Lügen nicht mehr möglich ist, geht halt nur noch die Enthaltung.
@Don: falls ich es doch zu explizit formuliert habe, lösche es einfach…
SE
@31: … Weil sie halt nur ein blaßer Abklatsch der Realität sind. Sie vereinfachen, sie restrukturieren, sie begrenzen. Man kann den Container viel einfacher verstehen, da gibt es nur ein paar Spielregeln, der Raum ist begrenzt und viel Politik gibt es da auch nicht. insofern ist Bild in SL eine Vereinfachung in der Vereinfachung. Ich möchte das Konstrukt nicht auseinandernehmen müssen. Ich denke, dass das ganz normal ist und unterschwellig wohl jedem Menschen passiert – man kann überhaupt nicht alles verstehen. Und SL, Big Brother und auch WoW sind per Definition vereinfachend – das weiß jeder Mensch der dort hingeht.
Mal an alle: Weiß jemand ob man in SL virtuellen Mord begehen kann? Kann ich mir Waffen besorgen und einen anderen Nutzer umbringen?
@30:
Wolfgang, ich persönlich halte Sex auf der heimischen Couch noch für (ent)spannender, aber das widerspricht nicht der Möglichkeit, daß andere Menschen das bereits anders sehen und ihre sexuellen Vorlieben entsprechend ausgerichtet haben. Für diese Menschen ist ihr Leben genau mit dieser Möglichkeit bereichert worden. Und nur weil es am PC geschieht ist es dabei nicht unechter. Es hat nur eine andere Qualität. So sehe ich das dann mit den übrigen Möglichkeiten von SL (oder anderen virtuellen Welten) auch. Es ist nur ein anderes Medium, eine andere Schnittstelle, über die wir unsere Realität wahrnehmen. Ob das nun jedem gefällt steht auf einem ganz anderen Blatt.
Die Frage, die Don evt. unbewusst aufgeworfen hat lautet doch: ab wann akzeptieren wir Dinge in unserem Umfeld als real? Nur wenn sie materiell sind? Wo genau ist der Unterschied zwischen dem Handeln einer Person und ihres Avatar, wenn dieses Handeln doch vom gleichen Geist gelenkt wird?
@33: Jein, Du kannst in SL zwar Waffen kaufen, auch Deinen eigenen Ego-Shooter programmieren, aber aus der SL-Welt schaffen kannst Du niemanden.
@31: Es gibt einen Unterschied zwischen SL und WOW, genauso wie zwischen WOW und Bigbrother: der Grad der Interaktivität. Dieser ist bei SL am höchsten und genau deshalb fasziniert es die Menschen m.E. so. Hier kannst Du den Teil deines Selbst ausleben, den Du in der Dieswelt nicht nicht ohne weiteres bedienen kannst.
Derzeit wird dies noch als unter der Kategorie Freizeit/Ersatzhandlung abgelegt, aber ich denke, es wird der Tag kommen und zwar nicht in allzu weiter Ferne, da werden wir unser soziales Leben anders definieren.
@all: Hier übrigens mal ein Link zum Bild-Derivat von SL: http://www.the-avastar.com/pdfs/2007/TheAvaStar_Issue4.pdf
Heute steht in der Davos-Sonderbeilage der Sueddeutschen Zeitung (die ich nicht online finde) ein Jubelartikel, dass ein Adam Reuters aus Davos berichtet und seine Interviews über SL verbreitet. Letztes Jahr hatte der Reuters-Mann Adam Pasick noch ganz gewöhnliche Podcasts gemacht.
Ja, immer technisch seiner Zeit soweit voraus, dass die ahnungslosen SZler den erstaunten Maulaffen geben. Form ist alles, Inhalt nichts, Hauptsache Davos.
“Derzeit wird dies noch als unter der Kategorie Freizeit/Ersatzhandlung abgelegt, aber ich denke, es wird der Tag kommen und zwar nicht in allzu weiter Ferne, da werden wir unser soziales Leben anders definieren.”
Jaaaa, und wir alle werden mit dem Flugauto zur Arbeit fliegen. Und den Urlaub auf dem Mars verbringen. Und kleine Atomreaktoren werden jedes Haus im Winter schön warm halten. Und sollte nicht Flash dieses blöde, langweilige HTML ablösen? Und, und, und …
Das virtuelle Leben wird für den überwiegenden Teil der Welt (selbst für den überwiegenden Teil der Industriestaaten) rein virtuell bleiben. SL (oder dergleichen) als Prototyp für künftiges Sozialverhalten auszurufen hat sowas herrlich naiv-kindisch, egozentrisches an sich. Das sagen nur Leute, die entweder kein First Life haben …
http://ars.userfriendly.org/cartoons/?id=20070118
… oder sich zum ersten Mal mit diesem Thema beschäftigen und nun glauben DAS DING schlechthin entdeckt zu haben. Ich war auch hin und weg, als ich Ende 1998 zum ersten Mal Ultima Online angespielt hatte. Boaaah und Huiiii und Wowwwwww! Nach jetzt 9 Jahren Erfahrung im Umgang mit und in virtuellen MMO-Welten habe ich eines auf jeden Fall gemerkt: Diese Virtualität wird niemals ein Ersatz für normale, analoge, persönliche Kontakte werden. Das soziale Verhalten wird sich deswegen auch nicht ändern, denn erstaunlicherweise verhalten sich die Leute online im Großen und Ganzen exakt genauso, wie sie sich offline verhalten.
Von daher … *gähn*
Momentan wird das in den Medien rauf und runter gehyped, weil die armen Schweine ja irgendwas tolles berichten müssen. Das zieht dann Leute nach, die zum ersten Mal solch eine Art Beschäftigung erleben/erfahren und manche von diesen Leuten glauben plötzlich das Rad neu erfunden zu haben. Und von diesen wiederum glauben manche, dem Rest der Welt doch tatsächlich dieses neue Rad “Jetzt noch runder!!!” als die neue Idee schlechthin verkaufen zu können.
@38: von Flugautos und Marsflug habe ich nicht gesprochen, sondern von Sozialverhalten.
Second Life ist eben kein Online-Spiel, sondern bietet aufgrund seiner Technik etwas grundlegend anderes. Von daher vergleichst Du gerade Äpfel (UO) mit Birnen (SL).
Davon ab hat sich das Sozialveralten bereits geändert, schon seit der Erfindung des Fernsehens. Das WWW hat dem noch einen draufgesetzt, wenngleich in etwas anderer, vielleicht positiverer Art.
Warum sollten virtuelle Welten wie SL nicht auch ein Vorläufer des Gibson’schen Cyberspace sein?
Und diese Welten sind auch nicht als Ersatz zu sehen, sondern als Ergänzung. Du liest ja auch noch Printmedien und schaust nicht nur online nach Neuigkeiten. Wohl aber bestellst Du deine Waren gerne im Online-Versandhaus und nicht mehr aus dem Otto-Katalog.
So long,
HaSi
Oha, jetzt wird Gibson in die Diskussion geworfen *lach*
Sorry, aber Second Life ist nur ein Spiel, nicht mehr und nicht weniger. Nur, weil es statt dem klassischen Rollenspiel-Szenario “Orks und Elfen” die Szenariogestaltung mehr oder minder den Mitspielern überlässt, ist es deswegen kein wegweisendes, soziologisches Experiment oder DAS NEUE DING. Denn SL bildet, wenn man mal ganz genau die Augen aufmacht und sich nicht so sehr vom Hype blenden lässt, mehr oder minder genau unsere Wirklichkeit ab. Ich sehe dort nichts, was es nicht woanders, virtuell oder real, schon gibt.
Und nein, Du hast nicht von Flugaustos gesprochen. Aber Deine Sichtweise ist dieselbe ;)
Und um mal wieder den alten Sack raushängen zu lassen, die Grundidee einer virtuellen Umgebung die die Mitspieler selbst gestalten ist bei weitem älter als SL. Mir ist es zum ersten Mal Anfang der 90er in Form der MUDs begegnet und ich wäre nicht im Mindesten überrascht wenn es sogar noch älter wäre. Im Grunde waren das Text basierte MMORPGs. Bei einigen konnte man, wenn man eine bestimmte Zeit dabei war kleine Teile der Welt umgestalten. Wenn man sich die 3D-Umgebung dazudenkt, sieht man, dass auch Linden Lab nicht wirklich Neues erfunden hat, sondern auch nur Teile verschiedener Systeme kombinierte. Auch das ist eine Leistung und dass sie im Grunde genommen komplett auf das Spiel verzichtet haben, war auf jeden Fall mutig. Zumindest sind sie nicht auf den Gedanken verfallen genau das zu machen, was andere auch schon gemacht haben.
Wenn ich lese, dass wieder irgendeine Firma verkündet sie arbeiten an einem WoW-Killer, der genau wie WoW, nur besser ist (warum Marketingtypen der Widerspruch in dem Satz nie auffällt weiss ich nicht), dann kann ich jetzt schon sagen dass die Erfolgsaussichten gering sind. WoW lebt (genau wie SL) ganz erheblich von den Mitspielern. Also in dem Sinne muss man Linden Labs wirklich gratulieren, sie hatten eine originelle Idee, die auch zu funktionieren scheint. Das SL (und andere virtuelle Umgebungen) unsere Welt verändern ist meiner Ansicht nach auch nicht zu leugnen, sie tun es. Dass es allerdings “die Zukunft” ist, da würde ich dann schon grosse Zweifel anmelden wollen.
@28:
“Es ist meiner Meinung nach unsinnig zwischen sog. realen und virtuellen Welten zu unterscheiden. Entscheidend ist doch die Wahrnehmung, also die Wirkung, die fremdes Handeln sowohl in der einen, als auch in der anderen Welt auf mich ausübt.”
1. Sie werden also auch von virtuellem brot satt?
2. die frage der wahrnehmung ist tatsächlich entscheidend, aber etwas anders, als Sie vermutlich meinen: wer nicht mehr zwischen virtuellen “realitäten” (die zwangsweise immer (!) nur auf input aus der tatsächlichen realität basieren können) und der materiellen realität unterscheiden kann oder auch will, hat mit einiger wahrscheinlichkeit ein ernstes problem – in totalität dann schlimmstenfalls so.
die begegnung mit einem avatar ist – und bleibt – einfach etwas ganz anderes als die begegnung mit einem körperlich anwesenden menschen mitsamt dem ganzen sinnlich findierten wahrnehmungsspektrum (welches durchaus über sehen, hören und riechen hinausreicht). oberflächlich mögen parallelen vorhanden sein, aber nichtsdestotrotz bleibt es ein qualitativer unterschied.
die frage ist dabei, wer eigentlich warum ein interesse an der vernebelung dieses unterschiedes haben kann.
(ich hoffe, die formatierungen werden angenommen).
In der 3D-Welt “Second Life” stellt die Univeristät der Künste einen neuen Studiengang vor, der den etwas verquasten Namen “Leadership in Digitaler Kommunikation” trägt.
http:// http://www.taz.de/pt/2007/01/26/a0131.1/text
Entweder haben die einen Schlag, oder ich.