Der Preis des Bloggers
In den letzten Wochen gab es mal wieder ein paar Angebote an einige Journalisten, als Blogger aufzutreten. Ich darf hier keine Namen nennen, aber es ist immer das gleiche: Medien und gewisse mediennahe Konzerne haben noch immer nicht kapiert, wie das Spiel läuft.
Der Klassiker der Dummheit, nennen wir ihn mal “taz-Ausbeute” nach den Blogs einer bekannten, ehemals linksalternativen Regierungszeitung, ist immer noch der “Geldwerte Vorteil”. Geboten wird da der Eintritt zu der zu bebloggenden Veranstaltung, ein wenig Unkostenzuschuss und mitunter “sogar” eine Tagesgage, die bei einem Messebesuch 1/3 der Hotelkosten abdeckt. Tägliche Kosten für den neuen Blogger: Irgendwas mit mittleren zweistelligen Eurobereich.
Dann haben wir die Restbudgetanbieter. Es gibt Firmen an Deutschlands Börsen, die etwas zu viel Geld und etwas zu wenig Hirn haben. Die haben einen festen, nicht hohen Betrag und versuchen dann, damit soviel Bloggerei wie möglich zu bekommen. Die Einnahmen der Blogger wären dem oberen Beispiel vergleichbar.
Besonders dreist ist ein Medium, das einen Blogger mit dem Argument schanghaien wollte, dass die “Presse”, Österreichs rechtsreaktionäres Katholizistenorgan, ja gar nichts zahlen würde, bei ihnen käme wenigstens eine Art freie Mitarbeit rüber und der Angesprochene könnte sich dann einen Presseausweis besorgen, der das Leben erleichtern sollte.
Und dann ist da noch das Haus, das im Bereich Buchblog etwas plant und potentiellen Autoren eine Vergütung hauptsächlich durch die einzuheimsenden Rezensionsexemplare verspricht, als Zusatz zu den 10 Euro, die sie für jeden veröffentlichten Beitrag zahlen wollen.
Freunde der Blasmusik: So wird das nichts. Es ist ja durchaus nett, dass Ihr Euch inzwischen ernsthafter mit Blogs auseinandersetzt, als Ihr das in Eurer Trotzphase getan habt, als Blogger in Euren Augen nur exhibitionistische Tagebuchschreiber waren. Ich will nicht ausschliessen, dass es in dieser Welt Leute gibt, die sich auf Eure Vorschläge einlassen – aber das endet nur im Debakel, siehe Süddeutsche.de, Freundin-Blogs, FTD-Blogs, und so weiter. Das wurde alles schon probiert, am Ende landet sowas dann als Pleite hier an der Blogbar.
Es gibt nur einen Weg, und noch nicht mal der verspricht Erfolg: Gute Leute gut bezahlen. Das garantiert wenigstens konstante Leistung. Es heisst nicht, dass sich die Leserschaft des Bloggers sich im Umfeld der Konzerne dann problemlos skalieren lässt, und falls es klappt, gibt es keine Garantie, dass der neue Star dann nicht zu einem besseren Angebot abwandert. Tendenziell müssen Verlage damit leben, dass auch ihre neuen Angestellten genauso zynisch mit ihnen umgehen, wie umgekehrt. Aber den nächstbesten Prakti von der Strasse holen oder einen beliebigen Typen mit Blog aufbauen – wenn man da an Erfolg glaubt, glaubt man auch an den 8er im Lotto. Wer überprüfen will, ob es den gibt, kann ja den Tippschein ausfüllen. Ist auch nicht teurer als die geplante Bezahlung der Blogger.
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Dazu kommt, dass sogar irgendwie journalistisch erfahrene Blogger meinen, sich billig verkaufen zu müssen.
Schönes Beispiel ist ein gewisser Daniel F., der nun bald den Obermedienblogger bei Welt.de machen soll.
Dazu schreibt er unter anderem:
“Ich halte mich mit einer Bewertung zurück, denn nach dem Relaunch verdiene ich ein Paar Euro Fünfzig mit dem Projekt: “Was mit Medien” wird ab dem Relaunch auf Welt.de veröffentlicht.”
(…)
“Wir haben hier eine schöne Win-Win-Situation. Blogger und Podcaster können ein paar Euro verdienen – meiner Meinung nach der einzige Weg, in Deutschland in der nahen Zukunft sich beim Bloggen und Podcasten etwas Geld zu erarbeiten.”
Gott ist mir schlecht.
(Ich fand’ “Was mit Medien” übrigens immer ganz gut. Studi-Projekt, aber gut.)
Bei der Welt fliesst wohl durchaus mehr geld, zumal da manche ja auch nicht nur bloggen, sondern
Mist aufhübschdas Projekt entwickeln. Dass manche zu Springer gehen – kann man machen, ich würdees allein schin nicht tun, weil ich damals in der New Economy mehrfach aus nächster Nähe mitbekommen habe, wie schnell bei Springer die Strategie gewechselt wird. Das lief dann so, dass man die Fusstruppen gefeuert und die Kommandeure irgendwohin entsorgt hat, wo sie wenig Schaden anrichten konnten. Und nachdem der Schink die Readers Edition mit den diversen Geburtsfehlern in die Welt gesetzt hat und jetzt nicht nur die Creme de la Creme mitpanscht – na, wir werden uns an den altbekannten Fluss setzen und zuschauen.Na ja… immerhin ist das ein evolutiver Vorgang. Also @ Tuba… man kann nicht von hier auf jetzt Blogger haben und ein Selbstverständnis. Das entwickelt sich, und manche sind eben maßgeblich an der Identitätsfindung beteiligt, Rainer Meyer ist einer von ihnen.
Das soll man nun nicht überbewerten. Im NE-Boom ist auch jeder von der Strasse weggekauft worden. Nun sind die blogger dran. Das kann auch zu Sackgasse werden, wenn ein Journalist 1,5 Jahre als bezahlter blogger durchs Internet tingelt und dann die Konsilideirung voll zuschlägt. Zwei Dutzend Medien, die alle eine zweistellige Zahl von blogs im online-Auftritt haben – ganz schon viel auf die Dauer. Wer soll da noch die eigentlichen journalistischen Inhalte lesen?
Was wären denn “faire” Tarife? Was sollten gute Blogger wert sein?
Was ist denn ein guter Journalist/Autor wert?
40.000 aufwärts im Jahr. Für 200 Euro mache ich mein Notebook nur auf, wenn mich Freunde bitten, was über Lieblingsthemen zu schreiben. Und in dem Bereich sollte man auch Blogger bezahlen. Sprich, Tagesgage ab 300 Euro als Faustregel. Zumal Vollversager wie ein gewisser Blog-PR-Futzi für ein Ablassen seiner Eigenwerbung 2000 Tacken am Tag nehmen möchte. Worüber man meines Erachtens durchaus reden kann, sind leichte Abweichungen nach unten, weil “echtes Bloggen” weniger Aufwand nach sich zieht als “echter Journalismus” in einer Redaktion.
Ich weiss, dass es nicht billig ist, aber auch die Creme des Journalismus langt ordentlich hin. Und zwar mit Tarifen, gegen die Obiges wirklich nur Kleingeld ist.
Dann werde ich wohl nie Profi-Blogger. Das kann ich mir nicht leisten.
Niemand hat gesagt, dass die Zukunft golden ist, oder Journalismus und Reichtum Hand in Hand gehen. Also, zumindest ich nicht.
Wobei 40.000 als freiberuflericher blogger-Mietschreiber, der seine Kranken- und Rentenversicherung selber zahlen muss, noch was anderes ist, wie 40.000 als Angestellter, wo der Arbeitgeber seinen Teil zu den Sozialabgeben beiträgt, wo man wenn nicht 6 aber wenigstens 4 Wochen echten bezahlten Urlaub hat, wo man 6 Wochen ohne Einkommensverlust krank sein kann, wo, wenn es den Bach runtergeht, man nicht gleich in Hartz IV landet oder sogar noch eine betriebliche Altersicherung hat.
Nicht, dass dies der Traumzustand wäre, aber man muss halt die 40.000 relativieren.
Mit 40.000 meinte ich Angestellter oder zumindest “fester Freier”. Ãœber die Neigung, gewisse Dienste unter Steuervermeidung zu monetarisieren, muss man bei Freien nicht weiter reden.
Aber wie auch immer; in den obigen Fällen wurde wohl jemand gefunden, einmal für 50 Euro (Köderung mit Folgeaufträgen) und einmal ein Student für 80 Euro.
Also, 40.000 im Jahr wäre Vollzeit. Wenn ich allerdings nur ein paar Beiträge die Woche schreibe, dann kann man ja nicht sagen, dass das ein Vollzeitjob wäre.
Was wäre dann ein fairer Tarif, wenn ich per Beitrag bezahle. Sagen wir jeder Post hat einen Umfang von rund 1 Din A 4 Seite.
Oder anders gesagt, bei 300 EUR am Tag müsste man doch schon 4-6 Artikel schreiben, oder? Machte dann rund 50 EUR pro Beitrag?
Redaktionsarbeit ist noch was ganz anderes als freie Mitarbeit, das ist schon klar. Redakteure, organisieren, bauen Seiten, müssen Budgets verwalten und freie Mitarbeiter betreuen, und und und. Andererseits kommt mit der Kommentiererei auch viel Zeitaufwand zusammen – insofern würde ich mit 50 Euro ganz sicher nicht köderbar sein.
Da es nun mal Fakt ist, dass die Unternehmen aus dem Medienbereich angesichts des Überangebots geistiger Leistungen diese zu Dumping-Preisen bekommen, müsste man meiner Meinung nach mal überlegen, was solch ein Unternehmen dazu bewegen könnte, geistige Leistungen überzubezahlen (d. h. überbezahlt nur in dem Sinne: mehr, als nach reinen Marktprinzipien erforderlich wäre, nicht im Hinblick auf den tatsächlich in den Texten enthaltenen Wert).
Wenn man einfach mal davon ausgeht, dass sich jedenfalls an der Qualität der Texte kurzfristig dadurch nix ändert (d. h. dass die wenigen absoluten Top-Leute schon heute nicht bereit sind, für lau zu arbeiten, und umgekehrt ein Festgehalt von 40.000 Euro auch nicht plötzlich aus einem mittelmäßigen Texte-Schreiber einen Thomas Mann macht), gibts eigentlich nur einen Grund: Wahrnehmung des Unternehmens von innen und von außen.
Wieviel wäre es einem Unternehmen in Geld wert, das Image zu etablieren, ein “fairer Bezahler” zu sein? Welche Wirkungen hätte das auf das Unternehmen, in der Außenwahrnehmung und in der Binnenstruktur?
Keine Ahnung, ob das für so Medienkonzerne schon mal komplett in allen möglichen Folgerungen durchdacht wurde, aber die Frage finde ich auf alle Fälle interessant. Spricht die Tatsache, dass offensichtlich keiner der Medienkonzerne eine solche Politik fährt, schon dafür, dass in dem Konzept irgendwo der Wurm ist, dass es sich also nicht lohnt, gewissermaßen der “Trigema” der Medienkonzerne zu werden? Oder ist es bloß noch nicht probiert worden…
@Urs: Das sind Gedanken, die haben schon Lessing umwoben. Er fand auch, dass die geistige Arbeit in Form von Kulturproduktion unterbezahlt wurde.
@Alexander (17)
Darum ging es mir nicht. Es ging mir darum, mal die Frage aufzuwerfen, ob es in einem bestimmten Setting auch einen rein ÖKONOMISCHEN Nutzen haben könnte, Kulturleistungen ÜBER Marktwert zu bezahlen. Bin mir da selbst uneins.
Wenn der “ökonomische Nutzen” erzielt wurde, waren die Kulturleistungen nicht überbezahlt. Ohne diesen: Fehlinvestition.
Du meinst vielleicht Mäzenatentum?
@ 17/Alexander
Der war doch “von Himmelsbläue wundersam umwoben.”: da macht dieser Ausdruck Sinn! (“Feldeinsamkeit”).
Wagner hätte dies wohl unterwabert und eine Link zu Goethen idefixiert.
@ajku (19)
Nein, kein Mäzenatentum. Sondern den Punkt, ob konsequent faire Bezahlung in einem Markt, in dem das aufgrund eines Überangebotes eigentlich nicht nötig wäre (sondern ich auch Dumping-Löhne durchsetzen kann), sich so positiv auf ein Unternehmen auswirken könnte (sowohl vom Image her, als auch unternehmens-intern bzgl. Motivation der Mitarbeiter), dass es sich unter dem Strich eben doch lohnt, die Leute fair zu bezahlen.
Hab das einfach mal so in den Raum gestellt, denn ich finde, es gibt sowohl Punkte, die dafür, als auch solche, die dagegen sprechen. Wäre aber mal gespannt, dazu die Meinung von Leuten zu hören, die tatsächlich im Bereich Medien/Internet arbeiten (tue ich nicht!).
…oder noch kürzer: Warum soll ich für z. B. blogger mehr bezahlen, wenn ich sie auch billiger bekommen kann?
Und zwar durchaus nicht als rethorische Frage (!), sondern ganz emotionsfrei mal nüchtern ökonomisch durchdiskutiert… ;-)
Weil billige Blogger nicht die nötige Leistung bringen. Du kannst natürlich einen Golf mit 75 PS kaufen – aber erwarte nicht, dass Du damit in Le Mans Chancen hast.
Die müssen wissen, was sie erreichen wollen. Sich irgendwo ein Blog halten, weil man das hat – kann man so machen. Aber die neuen Formen der Internetpublizistik würde ich nur mit einem austesten, der das nachweislich kann. Und solche Leute bekommt man nicht für 50 Euro.
Ok, gleich weiter nachgehakt: Was genau ist Dein Kriterien-Katalog für einen, “der das nachweislich kann”?
A-List mit mehr als 500 Links und 1000 harten Visits ohne Googleanfragen am Tag, sowie mehr als ein gutes Blog um zu sehen, dass er auch andere Rollen drauf hat. Davon gibt es in Deutschland nur 30, 40 Leute, und dann nochmal vielleicht 100, die so weit kommen können, wenn sie die nötige Zeit haben.
OK. Finde Deine Kriterien auch absolut plausibel, insbesondere, weil sie sich auch gut verifizieren lassen. Sehr einleuchtend, ich würde es genauso sehen.
Nächste Frage: Wenn es so einfach ist, warum machen es diese Medienunternehmen dann nicht so? Gibt es irgendein rationales Gegenargument? Die können doch nicht vollkommen bescheuert sein, im Prinzip müssten die doch dieselben Gedankengänge auch anstellen…
Medienunternehmen sind Firmen. Die Anlaufkosten sollen minimal bleiben, also versucht man es erst mal billig, man könnte ja ein Schnäppchen verpassen. Und lieber erneuert man drei mal die Versagertruppe unter Figuren wie Dorin Popa (Freundin), solange es nichts kostet, als sich einmal was ordentliches einfallen zu lassen. Es rennen ja auch genug Scharlatane rum, die einem dafür in den Arsch kriechen.
Tja, hatten wirs ja neulich schonmal von. Ich bin mittlerweile der Ãœberzeugung, dass dies beschränkte Denken an der Konzern-Struktur selbst hängen muss. Sobald so ein Laden eine gewisse kritische Größe erreicht, überwiegt das interne Absicherungs-Denken der Mitarbeiter die strategische Risikobereitschaft, und zwar bei jedem Projekt. Denn es bringt dem einzelnen Mitarbeiter kaum etwas, wenn es z. B. Holtzbrinck besonders gut geht, andersrum risikiert er sehr viel, wenn irgendwas mal schiefgeht, und er selbst dafür verantwortlich zeichnet. Daher bleibt alles in den gewohnten Bahnen: Man kauft kulturelle Leistungen so billig ein wie es eben geht. Denn das ist ein Verhalten, das auf Linie liegt, also selbst bei einem Fehlschlag des Projekts nach innen gerechtfertigt werden kann. So kommen dann so Verzweiflungs-Aktionen wie das StudiVZ zustande: Klar hätt man sowas auch selbst entwickeln können, aber wer will dafür verantwortlich sein, wenn 25.000 Euro in den Sand gesetzt werden? Das kann nur die oberste Ebene, und dafür muss es dann eben ein externer Kauf in Millionen-Höhe sein…
ich denke, das hat auch sehr viel mit Ahnungslosigkeit zu tun. Ich bin immer wieder überrascht, wie wenig auch nut Grundwissen über das hier draussen in den Konzernen verbreitet ist. In diesen Lücken machen sich dann die Darianis, Popas und Madzias dieser Welt breit. Und man lässt sie dann gewähren, egal wie es aus dem Ruder läuft, denn von oben ist es ja abgesegnet. Auf diese Weise requiriert sich dann das Middle Management vieler Firmen: Leute, die man nicht feuern kann und will, die schon drei Pleiten an den Hacken und gelernt haben, wie man die Verantwortung in die unteren Ebenen schiebt.
Hör ich bei der ganzen Debatte einfach nur Fonsis Frustatrion raus noch kein Angebot über 50k bekommen zu haben? Was soll das Gelaber?
Wieso sollte ich als Unternehmen jemandem min 40 Steine in die Tasche stecken um – ja, um was eigentlich zu tun? Wo doch der nächste, nicht von mir bezahlte Blogger irgend ein Ding aufdeckt das meine Reputation grade mal wieder in den Keller tritt. Da kann mein Schreiberling mit der Goldenen Tastatur dann auch nix gegen machen.
40k für einen der Meinung generiert… Wahrscheinlich!
Ich kann Dir das schon erklären, warum Blogger so viel wert sein können: Weil sie bei einem Preis eines normalen Journalisten ein paar weitere Fähigkeiten mitbringen, die in den Medien momentan nicht so irre doll verbreitet sind. Blogger sind so eine Art Pionier dessen, was kommt, und Medien ziehen 2, 3 Jahre später nach: Tag Clouds, Kommentare, Bookmarks, das alles kommt jetzt langsam in den Medien an. Es kann nicht schaden, jemanden zu haben, der einem erzählt, was da kommt, und das ist allemal billiger als sich einen externen Scharlatan ins Haus zu holen.
Und was mich angeht: Es gab mehrere Angebote, mich und/oder die Blogbar zu kaufen. Es war keine Frage des Geldes, das mir aufgrund meiner privaten Situation nicht allzu wichtig ist, sondern eine Frage der Möglichkeiten, die sich daraus ergeben. Um Dir mal einen Eindruck zu geben: ich habe auch schon einen anderthalbstündigen Vortrag für 2500 Euro und Reise und Übernachtung abgesagt, weil mir die Veranstalter nicht gefallen haben. Denn bei allen Zahlen darf der Spass nicht zu kurz kommen; darum geht es, alles andere ist dagegen irrelevant.
@Vorobo
“Wieso sollte ich als Unternehmen jemandem min 40 Steine in die Tasche stecken um – ja, um was eigentlich zu tun? Wo doch der nächste, nicht von mir bezahlte Blogger irgend ein Ding aufdeckt das meine Reputation grade mal wieder in den Keller tritt.”
Hm, da ist ein Widerspruch drin. Die Reputation ist doch nur dann im Keller, wenn Du Dich als Unternehmen unbeliebt machst, wenn Du entweder Deine Leute oder Deine Kundschaft bescheisst.
Solange Du Dich nur bemühst, Dich Deiner Kundschaft, Deinen Eigentümern, und den Leuten, die für Dich arbeiten gegenüber fair zu verhalten, gibt es da nix in den Keller zu treten. Wenn Du Dir den Ruf erwirbst, im Rahmen des Möglichen mit Deinem Umfeld fair und angemessen umzugehen: der Ruf eines solchen Unternehmens wäre gar nicht zu ruinieren. Völlig aussichtsloses Unterfangen.
Gerade vor dem Hintergrund hielte ich eigentlich die Strategie, Leistungen im kulturell-geistigen Bereich einfach konsequent ein Stück weit überzubezahlen, für eine ganz clevere Sache. Denn Du führst Deinem Unternehmen und dessen Marke damit in einem Spektrum, dessen Einfluss auf die Meinungsbildung nicht ganz zu unterschätzen ist, konsequent Werthaltigkeit zu, ohne Dich dabei nun gleich finanziell zu übernehmen.
Wie sollen Blogger noch vernünftig verdienen können, wenn sich schon fest angestellte Redakteure untertariflich verdingen ?
Mein Ratschlag im Blogbuch war ja ganz deutlich: Zahlt Euren Journalisten mehr, konzentriert Euch auf Qualität und nichts als Qualität, geht wieder mehr raus, und Ihr müsst Euch nicht überlegen, ob Ihr auch noch einen Blogchannel braucht, der wieder nicht mangels Finanzierung funktioniert. Das war 2004.
Jetzt ist 2007, Blogs sind aufgestiegen von der verachteten Amateurschreiberei zur Zukunft des Journalismus, und sie machen es wieder genau falsch rum. Denn die Vermarkter sind mit jedem Klick zufrieden, und 100 Klicks für lau sind immer besser als 1000 Klicks für 10 Euro oder 5000 Klicks für 200 Euro. Qualität spielt bei der Vermarktung keine Rolle, und auch nicht, ob die Leser durch einen reisserischen Teaser geprellt wurden, der sie zum Klicken gebracht hat.
Na, man wird sehen, wie lange das gut geht: Wenn jetzt alle expandieren, steigen die Kosten, und das höhere Angebot trifft auf einen schwankenden Werbemarkt… hatten wir alles schon mal.