Und der nächste Typ ist da, der eine neue Top-irgendwas-Bullshitthemen-Liste der Blogs für aus den Fingern gezogene Schmarrnkategorie veröffentlicht. Und wie so oft ist es ein Businesskasper, der Top 10 Meilen gegen den Wind nach Geltungssucht muffelt. Als gäbe es da draussen nicht schon genug andere Listen, die gezielt die Genannten um einen Link anschleimen. So muss das sein: bekommt man inhaltlich keinen Fuss auf den Boden, versucht man es eben mit dem Aufgreifen anderer Leute Texte, um sich in den Genuss eines Via-Links zu lutschen, und wenn gar nichts mehr geht und man als Blogstartup dennoch die eigene Bedeutung nachweisen muss, kommt dann so eine Liste bei raus. Based on Technorati, als hätte es nicht schon genug Pfeifen gegeben, die sich mit sowas blamieren. Und nein, damit meine ich nicht die deutschen Blogcharts, sondern die Derivate und die, die glauben, daraus irgendwas folgern zu können.

Dabei sind solche Listen für alle Plätze die gleiche Holzmedaille. Keiner bringt durch so eine Liste bessere Qualität, keiner bekommt einen schöneren Stil, keiner macht bessere Photos. So ein Listenplatz wird entweder mit breitem Arsch und einem Beitrag täglich ersessen, oder einer landet als 1-Hit-Wonder mal kurz ganz oben, um dann wieder nicht unverdient abzuschmieren. Und dann gibt es natürlich auch noch die, die gezielt um Links schleimen, siehe oben. Aber alles miteinander ist das Ganze ähnlich seriös wie die deutschen Top-100-Single-Charts. Für einen Counter gibt es noch eine gewisse individuelle Berechtigung, selbst wenn das dadurch entstehende Ranking angesichts der unterschiedlichen Besucher auch schon fragwürdig ist – wie etwa bewertet man 5.000 faschistiode Knalltüten, die eine rassistische Drecksseite ansurfen? Und was ist ein gutes Blog? Eines, das mit 10 Artikeln täglich 5 Links bekommt, oder eines, das mit einem einzigen Text am Tag auf 3 Links kommt?

Jedes Blog steht bei einem Ranking ganz oben. Beim Ranking des Bloggers. Für ihn ist es das wichtigste Blog. Und vielleicht auch noch für 1, 2, 5, 333 oder 10.000 Besucher. Jeder Blogger vollbringt eine Leistung, jeder tut was, jeder nach seinem Willen und seinen Zielen. Warum sollen meine Ziele und meine Leistung mit 5000irgendwas Links besser sein als die Abiturientin, die für ihre Freunde ihren Schulfrust beschreibt? Was erhebt den einen über den anderen? Dass es einen Haufen Lemminge da draussen gibt, die den gleichen Scheiss verlinken, den alle verlinken?

Wie krank diese Rankings eigentlich sind, sieht man, wenn man sich das aktuelle Beispiel der “Medienblogs” zu Gemüte führt. Platz 1 Bildblog, Platz 2 dieses Blog hier. Und was heisst das? Das Bildblog ist für alles, wirklich alles andere als den Springerkonzern total irrelevant. Dieses Blog hier ist vollkommen irrelevant, sobald es um etwas anderes als Blogs und Web2.0 geht. Jeder kann sich locker eine Liste definieren, in der laut Technorati dann sein spezifisches, einzigartiges Blog vorne steht – und das mit der gleichen Berechtigung wie die Ranking-Pappnasen, die anderen Pappnasen damit so etwas wie Relevanz und Bedeutung einreden.

Das sind Dinge, die ein einzelnes Blog angesichts der Grösse dessen, das die Blogosphäre ausmacht, nicht hat und nie haben wird. Wozu eigentlich Aufklärung, wenn sich manche hinstellen und behaupten, die Blogosphäre wäre eine Scheibe, die an sieben Tagen erschaffen wurde und Technorati würde bestimmen, wer die Krone der Schöpfung und der wichtigste Blogger sei?

Kurz: Geht´s noch? Es gibt hier draussen kein thematisches, inhaltliches oder sonst wie geartetes oben. Es gibt eine Gleichheit in aller Unterschiedlichkeit, es gibt vielleicht sowas wie eine durch Zugriffe und Einfluss definierbare “A-List”, aber auch die ist bedeutungslos. Wenn man das akzeptiert, kann man vielleicht mal über die sehr viel schwerer fassbare Qualität und ihre Kriterien reden – was mehr Mühe, aber auch mehr Sinn als irgendeine Zahlenliste machen würde. Aber auch das wird man kaum in ein Ranking mit oben und unten pressen können. Es gibt nur ein unten. Da, wo die Linknutten und Rankingprotzer sind.