Kundenbeziehungen zahlen sich aus.
Also, ein Blogger nimmt Kohle von einem Unternehmer, um dessen Projekte zu promoten. Dann nimmt der gleiche Blogger auch noch Geld von einer Agentur, um auf deren PR-Blog über Events zu berichten. Nach allem, was ich über Journalismus weiss, wäre es dann in der Folge eigentlich aufgrund der Interessenskonflikte undenkbar, dass dieser Blogger dann bei einem Medium über einen Kongress der ihn bezahlenden Agentur schreibt und dabei nette Worte über den ihn bezahlenden Unternehmer verliert.
Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Oliver Gassner, der Sinner-Schrader (oder auch an einer Steller peinlicherweise “Scharder”) und Nico Lumma irgendwo vor den normalen Lesern gut versteckt als Kunden nennt, eine wunderbare Erklärung dafür hat, wieso er für beide Auftraggeber als bezahlter “Journalist” von Telepolis für deren Kongress Next07 und dessen neue Firma wärmste Worte findet. (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25211/1.html ) Den Hintergrund dieser Worte findet man dort nicht. Vielleicht behauptet er, dass irgendwo im Netz ja drin steht, wer ihn alles bezahlt. Dass er es offen legt. “Kaeuflich”, “peinlich” und “dummdreist” wird er das wahrscheinlich nicht nennen. Ist aber auch egal, ist ja nichts Neues in dieser Form des Pro-Blogger-Geschäfts.
Aber der Heise-Verlag sollte es sich gut überlegen, bevor sie nochmal einem PRler für Lobhudeleien gegenüber seinen Kunden bezahlen. Das ist zumindest nur mässig weise. Vorsichtig gesagt. Denn bei Heise ist durchaus noch ein gewisser Ruf zu verlieren. Ansonsten: SPON wuerde in so einem Fall von der Blogosphaere Feuer bekommen. Aber weil es “unsere” Leute sind und der Saftladen, der einmal im Jahr die Haeppchen hinstellt, halten andere offensichtlich die Klappe. Ganz toll.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Clever,
wenn man die Hintergründe nicht kennt, merkt man es am Artikel nicht sofort.
Immerhin kennt der Autor die Auflösung des Begriffs “Quantensprung” und füttert auch noch fleißig Heise-Trolle.
Da dürfte er eine Weile mit beschäftigt sein. *grins*
Das ist ja auch Zweck der Uebung, nehme ich an. Aber diese Dreistigkeit ist eben typisch fuer 2.o. Wie schon in der New Economy. Nichts neues. Man muss es nur immer wieder aufspiessen. Und nein, das ist nicht spiessig.
Es gibt Leute über die man einfach nicht mehr reden sollte. Zu denen gehört für mich Olliver Gassner, der vor Jahren schon mit mir in einer Schreibwerkstatt zusammenknallte, wo seine einzige Tätigkeit darin bestand, Schwächere, vorzugsweise Frauen niederzumachen, weil sie seinen Anforderungen an Schreibe nicht genügten.
Natürlich hat er selber kaum was veröffentlicht, weil er es ja selber nicht besser konnte.
Ich habe ihm damals solange verbal aufs Haupt gehauen bis er verschwandt. Das ist mühsam und er ist die Arbeit nicht wert.
@ Jochen: Ha, du kennst ihn also auch. Persönlich habe ich ihn nie kennengelernt, aber vor Jahrzehnten hat er kräftig bei der BVJA mitgemischt und da auch schon hübsch für seine Publicity gesorgt…
Ich gebe dir recht – einfach links liegen lassen…
@frank
yepp und wie ich ihn kenne. Grad hat er mir einen Kommentar in den Blog gesülzt, kann sich nicht erinnern.
Übrigens Frank schön dich mal wieder zu lesen.Habe dich gerade in die Blogroll genommen, werde mal sehen was du als Autor im Moment so schreibst. Ich bin an Band zwei, einer Krimireihe. Band zwei weil Band eins so schlecht ist.
Hier hat mal wieder die Telepolis versagt – aber das ist auch nichts Neues. In den letzten Monaten ist die Qualität der tp in erschreckender Weise in den Keller gerutscht. Manchmal ist es oft nur ein Gefühl, oft kann man mit 2 Sätzen einen ganzen Artikel auseinandernehmen – ne, die tp ist nicht mehr das, was sie mal war…
Gut, dass drauf hingewiesen wird. Ich hätte es selber natürlich nicht gemerkt, da ich keinen so tiefen Anblick in die “Szene” habe. Telepolis aber offensichtlich auch nicht…
Telepolis zahlt pauschal 80 Euro für Beiträge über 4000 Zeichen. Für kurze weniger (Genaues hab ich jetzt nicht im Kopf). Was für tollen Journalismus erwartet ihr da?
Der beste Kommentar zu den laufenden Ereignissen ist noch immer Tom Schimmecks Arschlochalarm.
“80 Euro für Beiträge über 4000 Zeichen…”
Jaja, das wird überall probiert. Gähn. Kann ich aber nur lachen.
Habe in meinem Job als Designer jeden Tag Arschlochalarm, aber einen noch windigeren, furzmäßig bis zum Orkan und so. Und stinkt wie Hölle. Da will man aufwendige individuell hingetrimmte Designs erst zahlen, wenn sie fertig und “gefallen”. Briefing? Nö, was isn das.
Also Leuts, es zieht sich überall druch. Es ist die Moral der Toagbotzn (Ringsgwandl). Einen schönen Tach noch.
[…] Ein fantastischer Text von Tom Schimmek in der taz vom 17.09.2005(!), entdeckt dank eines Kommentars von Chat Atkins an der Blogbar. [ von Rainersacht um 16:24 in blogismen ] [ 0 x gelesen ] [ ] [ ⇑ ] « Falling selbst down […]
@bör: Ja, das kennen wir doch (fast) alle aus der täglichen Anschauung. Man kann gar keine Worte finden, die hart genug sind für dieses amoralische, asoziale Gesindel und sein menschenfeindliches Tun.
Danke für den Hinweis auf Ringsgwandl (den es ohnehin wiederzuentdecken gilt).
@bör
Nö, kenne ich nicht. Bei uns wird bezahlt. Tagessätze und Spesen extra. Gute Arbeit – gutes Geld.
@ Rainersacht
Das Problem ist, dass diese Art Windei-Auftrageber damit durchkommen, because they can:
Es w-i-r-d genügend Blogger geben, die das fürn Appel und’n Ei machen… . Because these can. Das wissen die ersteren. Weil jene noch bei Mami wohnen oder weil sie einen Haupt-/Nebenverdienst haben oder weil sie eine reiche Frau haben. Jemand, der mit seinem erlernten Schreibberuf wirklich kompetent Geld verdienen muss, ist bei dieser Art “Konkurrenz”, die sich auf seidenen Kissen abstützt beim Schreiben, immer gearscht, und er wird es von vornherein lassen… müssen. Weil es zum Leben nie langen wird. Das Problem sind also die Nebenverdienst-Blogger.
Auch: Es w-i-r-d genügend Designer geben, die nicht die Eier haben, nein zu kostenlosen Aufträgen/Pitches zu sagen. Weil sie so doof sind, auf die Versprechen, es gäbe reiche Folgeaufträge, wenn sie “gut” seien, immer wieder reinfallen und/oder weil sie bei Muttern… Und welcher Trottel will nicht bewiesen kriegen, das er “gut” sei. Aber dann kommt nie wieder was vom briefinglosen Auftraggeber der Gefall-Pixelwix.., ähm -schubserey, er ist spurlos verschwunden. Komisch ´`´`. Tja. Der Rest siehe oben. Diese rückgratlosen Würmer und ihre Wurm-Auftraggeber machen den Markt kaputt. Glücklicherweise nur im Halb-Mileue. Der wirklich Professionelle kann das ausbalancieren, nur, wie lange noch.
In der Beratungs – und Coachingszene: haargenau das Gleiche. Was sich da Halbberufliches, Inkompetentes, Semifachliches, Schwarzschafiges tummelt für Nebenverdienst. Es ist nicht nur ein Blogger-Problem, es zieht sich durch alles. Ich wart nur noch drauf, dass es auch hochmögende F&E Naturwissenschaftler erwischt, dass sie zuhause bei Mami ihr Nebenerwerbs-Labor für lau aufbauen müssen. Sind eh schon lange von den Großen, bei denen sie einst areiteten, outgesourct zum Forschen und müssen das Risiko schlechter F-Ergebnisse in eigenen Minifirmen selber tragen, bieten sich an auf dem Pharmamarkt wie saures Bier. Ich kenn die einschlägigen Pharma-Fachhefte, heißen auch noch ganz frech so: Pharma-Outsourcing.
Oh, ich Dummerchen vergaß, wir haben ja längst keinen Markt mehr, wir haben nur noch einen “Käufermarkt”, goil. Drum. Da ist das wohl Darwin’sches Naturgesetz, die Verarsche. Eigentlich ist der Wurm-Vergleich eine Beleidung des echten Wurms. Jeder echte Bodenwurm hat mehr Standing, er haut zumindest ab, wenn ihm der Abfall-Kompost Durchfall bereitet.
Alore: Wer das mit den Blogger-Schreibrindviechern ändern will, der muss grundsätzlicher ran, die kurzgedachte materialistische Ausbeuter-Einstellung der BWLer, Controller und neugscheiten Gschaftlhuber ändern, die aus dem mami-behüteten Boden rauswachsen wie nix. Ob das klappt? (Antwort von Radio Eriwan: “Im Prinzip nein. Sie wollen alle vor ihrem 30sten Geburtstag ihre erste Million machen, um ihren Papa zu beeindrucken und stehen unter Erfolgsdruck, da gibbs nix drüber.”)
Ich kenn genug solche Jung-BWLer und Controller für mein Leben, alle gleiche Billig-Mentalität: aal_glatt – andere arbeiten lassen und damit vorm 30sten die ersten Million, egal wie, notfalls brutal. Wer selber arbeitet, wird das nicht hinkriegen, das hams kapiert. Der einzige, der mental eine Ausnahme machte, hat als fertiger BWLer (Supernoten, aber das ist bei BWL kein Kunststück) hingeschmissen, zum Sani umgeschult und ist global unterwegs für Hilfsorgansisationen. Ein Bayer, und wohl eine grantelnde Gen-Mutation. Ein erfreulicher Irrtum der Natur quasi, der nicht wieder vorkommen wird.
So gesehen, ist für diese das heikle Thema “Interessenkonflikte” ein untergeordnetes, eins für die ganz feinen, subtilen Ethik-Edelgewissensbisse.
Solcharne “Sünden” sie nicht einmal mehr im Beichtstuhl dem zölibatsbrechenden Pfarrer vorbringen, falls Katholen. Weil: nicht als solche erkannt, durchs grobe Maschendrahtzaun-Sieb der noch größeren Sünden gefallen.
bör, prinzipiell richtig, nur darf man das “Outsourcing ” nicht grundsätzlich mit “Billigtarif” gleichsetzen. Hat natürlich auch was mit Angebot und Nachfrage zu tun. Hochqualifizierte Nischen wird es immer geben. Selbst bei Unternehmensberatern. Nur eine flotte Schreibe, Grundkenntnisse im video- und audio-Produktion, ein ein paar web2.0 Buzzwords und genügend Selbstvermaktungsnarzismus langt halt nicht. Für diese Leute sind “Interessenskonflikte” nicht mal ein theoretisches Thema, weil sie einfach nicht genügend Professioinalität haben, diese zu erkennen.
Gegen die Grassners, Simons, Sixtus’, Winkels und ähnliche dieser Welt, hilft kein lamentieren. Aufdecken ist das eine, das andere ist Leistungen anzubieten, zu denen die nie in der Lage sind. Marktwirtschaft.
@ strappato
Ich möcht auch gern noch an die Marktwirtschaft glauben, Herr erhöre mich.`´`´
Bei dem von dir vorgetragenen Fall, da stimme ich dir zu,, hat man wohl nicht einmal gemorken, dass überhaupt ein Interessenskonflikt besteht. Was für hochgradige Denkbefreiung und Unprofressionalität spricht.
(offtopic: Ähnliches geht mittlerweile ab beim Thema Konkurrenzauschlussklausel. Viele spannen einfach nicht mehr, dass es nicht geht, für Kunden des gleichen Wettbewerbs zu arbeiten. Sie verstehen nicht, was da schlimm dran sein soll. Der Kunde manchmal nicht ´`´`´. Oder umgehen das “Problemchen”, falls mit Mini-IQ doch erkannt, mit der Gründung einer Neben-GmbH, alles schon gesehen. Dreimal mit dem Kopf an die Wand hau, aua.)
Unpro_fress_ionalität ist bisher mein schönster Verschreiber, hach.
@ Don: Du schießt über dein Ziel hinaus. Der Heise-Verlag ist nicht nur TP. Es hat ja eine Berichterstattung zur Next07 gegeben, die ich geliefert habe, ganz normal gegen Zeilenhonorar, ganz normal als Journalist akkreditiert: http://www.heise.de/newsticker/meldung/89274
Außerdem macht der Verlag ja seine Erfahrungen mit Bloggern. Von der amerikanischen Web 2.0-Konferenz, dieser Mix07 von Microsoft, sollte Robert Basic berichten. Der hat zwar viel aus Las Vegas gebloggt, aber offenbar keinen Artikel eingereicht.
@bör
Gute Analyse!
Strappatos Einwand, das sei eben Marktwirtschaft, übersieht in meinen Augen einen entscheidenden Punkt: Dass Arbeit in den von Dir genannten Feldern (Design, bloggen) unterpreisig bzw. sogar kostenlos angeboten wird, nämlich gerade Folge des “Nebenverdienst-Effekts” ist und die entsprechende Arbeit eben auch und vor allem aus “Image-Gründen” – also immateriellen – angeboten wird.
Und das hat mit allen Theorien vom homo oeconomicus nix mehr zu tun: In einem Land, in dem in den Familien teilweise unglaubliche Privat-Vermögen vorhanden sind, Du andererseits aber nach außen (und innerfamiliär!) als Privatier nix giltst, liegt es einfach auch nahe von Seiten der Kinder-Generation, Berufe zu ergreifen und sich in diesen auch unterpreisig zu “versuchen”, um auch innerfamiliär darstellen zu können, dass man ja schließlich nicht auf der faulen Haut liegt.
Allerdings wird hier häufig von vornherein die Neigung bestehen, Berufe zu wählen, die ganz einfach Spaß machen und kein allzu kompliziertes Studium voraussetzen, was häufig unmittelbar in die wohlklingenden Jobs mit den nicht geschützten Titeln führt: Fotograf, Event-Manager, Designer, Drachenfluglehrer, Schriftsteller, esoterischer Berater oder eben auch “freier Journalist” (blogger).
Gemieden werden dagegen Berufe, die als langweilig gelten, viel Fleiß und Intelligenz voraussetzen oder mit knallharten Examen versehen sind, bei denen rausgeprüft wird, z. B. Naturwissenschaften, alle Technik-Berufe, oder Wirtschaftsprüfung.
Innerfamiliär ist die finanzielle Unterstützungs-Bedürftigkeit jedenfalls dann eher darstellbar, wenn man den Eltern klar macht, man tue ja sein Möglichstes, aber der Markt bei den Fotografen sei halt echt hart… gleiches gilt für die Fraktion der hauptberuflichen “Ehefrauen”, wobei deren Status in der Hinsicht natürlich ungleich prekärer ist.
Der Wettbewerb wird somit in bestimmten Segmenten einfach dadurch verzerrt, dass einige sozusagen einen “immateriellen Benefit” daraus ziehen, “am Markt zu sein” (“meine Tochter ist erfolgreiche Heilpraktikerin”, erzählt Mutti zu Hause… :-)
Wenn ich es richtig sehe, ist das ein Trend, der in unserem Land zunehmen wird: “Image-Beruf” nach außen bei gleichzeitiger überwiegender Finanzierung des Lebensunterhaltes aus anderen Quellen (z. B. ererbtem Kapitalvermögen).
Urs, das ist aber wahrlich nichts neues.
Zum einen kenne ich das hier geschilderte “Küchentisch”-Phänomen bereits aus Anfang/Mitte der 90er, als die zunehmende Auflösung etlicher staatlicher Vermessungsämter zu einer derartigen Schwemme von kartographischen “Dienstleistungen” zu desaströs niedrigem Preis geführt haben, weil plötzlich all die ehem. Amts-Mitarbeiter zu Hause in den vier Wänden ihrer alten Arbeit nachgehen wollten/mussten. In anderen Branchen und Gewerben ist dies mit Sicherheit früher schon vorgekommen. Passiert gerne immer dann, wenn auf Grund von politischen, technischen oder sonstigen Veränderungen eine spezifische Arbeitskraft zu häufig verfügbar ist. Logischerweise sinkt da der Preis, bis selbst hochqualifizierte Arbeitsleistung für einen Spottpreis gemacht werden muss, will man überhaupt noch was zu beißen haben. Dass dabei die abgelieferte Arbeitsleistung vielfach nur minderwertiger Qualität ist, interessiert den Auftraggeber selten. “Geiz ist geil!” ist keine Erfindung des Blödmarktes!
Und die Eitelkeit der Eltern oder die eigene, das Vorspielen und der Aufbau eines falschen Scheins, ist ebenfalls nun wahrlich keine Erfindung der Neuzeit.
1. Geschichte wiederholt sich gerne!
2. Die Welt geht davon trotzdem nicht unter ;)
Urs
offtopic:
Don zähle ich nicht dazu. Der will und kriegt es auch: anständiges Honorar, wenn er journalistisch tätig ist. Sonst lässt er es und hackt Holz. Das unterscheidet ihn von deinen geschilderten zu-arbeitenden Wurschteln mit Unterstützungsquelle: Er kennt seinen Preis.
Zu dem eigentlichen Thema, dem verdeckten DER-schreibt- versteckt-DEN-oder-DAS-UNTERNEHMEN XY-hoch-Spiel. Es muss geoutet werden, immer wieder. Denn dem Normal-Leser, der naturgemäß nicht soviel Zeit mitbringen kann für Recherche und die Brüder nicht kennt, bleibt sowas verborgen. Das führt zu Wahrnehmungsverschiebungen und Realitätsumdeutungen in allen gesellschaftlichen Bereichen und ist im politischen Sektor eine ernstzunehmende Gefahr für die Demokratie.
Es ist heller Unsinn, zu verlangen, dass Medienkompetenz des Users so weit gehen soll, jeden Satz, den er liest, auf Quellen und Wahrheit zu überprüfen. Insoweit stört es mich, dss er SPON seine Quellen arrogant nicht darlegt. Freue mich diebisch über jede Meldung, die verdeckte Spielchen aufdeckt.
Sie funktionieren wie das inflationäre, gegenseitige Preis-Verleihspiel von Verlagen und Agenturen, um potenzielle Kunden zu beduppen, ähm zu beeindrucken. Zum Abkotzen.
Gab es doch schon immer. Ich erinnere da an die Anwältinnen, denen der Ehemann eine Kanzlei finanziert, nur um zu sagen: Meine Frau ist Anwältin in eigener Kanzlei.
Das hat natürlich zugenommen, da auch die Finanzierung des Lebens durch andere Einkünfte wie das Arbeitseinkommen (bsp. Erbe, Transferleistungen – auch Hartz IV, Kapitalanlagen, Mieten/Pacht) häufiger wird.
Dazu kommt ein anderer Trend, der dem erst noch den Schwung gibt. Möglichst einen Job zu haben, der Spass macht, der die work-life-balance berücksichtigt, der keine langjährige Ausbildung und kontinuierliche Weiterbildung benötigt und der einem keine Verantwortung für Dritte oder Kapital aufbürdet. Da bietet sich ganz natürlich an: “Irgendwas mit Medien”.
Arbeit muss Spass machen – wobei dialektische Widerspruch nicht gesehen wird. Kann auch gar nicht, weil es an Qualifikation fehlt, die durch die Fokussierung auf den Spass kompensiert wird. Da braucht man sich nicht zu wundern, dass es am materiellen Äquivalent fehlt.
Urs,
noch dazu zu der sicher tollen Analyse gibt es einfach zu viele davon.
Das solls auch geben. ´`´`
Kömma mal die “Irgendwas-mit-Medien-Totalversager” lassen?
Die bringen mich hier erotisch nicht wirklich weiter ´`´`.
Bitte zurück zum Thema “Schlechte Verstecke”, sorry zum Kohlevermehrungs-Thema “Kundenbeziehungen zahlen sich aus”.
@strappato
“Gab es doch schon immer. Ich erinnere da an die Anwältinnen, denen der Ehemann eine Kanzlei finanziert, nur um zu sagen: Meine Frau ist Anwältin in eigener Kanzlei.”
Damit es keine Schlagseite in die falsche Richtung bekommt: Vergiss nicht die ganzen verbeamteten Lehrerinnen, die ihrem Mann die Kanzlei finanzieren, Ã la: Mein Mann ist Rechtsanwalt in eigener Kanzlei! ;-)
“Das hat natürlich zugenommen, da auch die Finanzierung des Lebens durch andere Einkünfte wie das Arbeitseinkommen (bsp. Erbe, Transferleistungen – auch Hartz IV, Kapitalanlagen, Mieten/Pacht) häufiger wird.”
Yepp, genau das meinte ich! Das es immer einzelne Berufe gab, die aufgrund irgendwelcher Entwicklungen abgeschmiert sind – geschenkt. Die gesamtgesellschaftliche Dimension ist das Entscheidende! Ãœbrigens auch in der rein wirtschaftlichen Perspektive (wenn schon OT, dann aber auch richtig!!): Deutschland wird – wenn der demographische Knick erst richtig greift – nie wieder wirtschaftlich so stark sein, dass es aus eigener Kraft seinen Lebensstandard halten kann. Es wird entscheidend darauf ankommen, dass die Privatvermögen in den Familien im Kapitalstock über die kritischen Jahrzehnte hinweg erhalten bleiben und nicht für Konsum, wie Söhnchens defizitäre Kanzlei oder Töchterchens schicken VW Touran, den sie als erfolgreiche Unternehmensberaterin einfach braucht, verfeuert wird.
“Dazu kommt ein anderer Trend, der dem erst noch den Schwung gibt. Möglichst einen Job zu haben, der Spass macht, der die work-life-balance berücksichtigt, (…)”
Soweit ist doch noch nix dagegen zu sagen, oder?
“(…) der keine langjährige Ausbildung und kontinuierliche Weiterbildung benötigt und der einem keine Verantwortung für Dritte oder Kapital aufbürdet. Da bietet sich ganz natürlich an: Irgendwas mit Medien.”
Ich persönlich – aber vielleicht seh ich das auch zusehr durch meine ureigenste Brille – empfinde als das Problem, dass die Frage, ob man sich in eine Angestelltenkarriere einordnet oder nicht, in Deutschland häufig eine Lebensentscheidung ist. Wenn Du z. B. in einem Betrieb soweit aufgestiegen bist, dass Du “Verantwortung für Personal” hast, aber nur für zwei Jahre mal was anderes probieren willst (sei es Schafzucht in Neuseeland), kommst Du hinterher nie mehr zurück. Hopp oder topp, Sekt oder Selters, drin sein oder draußen. Vor solcher Radikalität schrecken viele junge Leute mit vollem Recht zurück, und machen lieber irgendwas mit Medien auf Hartz IV plus Eltern-Basis, oder flüchten in ein Zweitstudium. Wer wollte es ihnen verdenken.
“Arbeit muss Spass machen – wobei dialektische Widerspruch nicht gesehen wird. Kann auch gar nicht, weil es an Qualifikation fehlt, die durch die Fokussierung auf den Spass kompensiert wird. Da braucht man sich nicht zu wundern, dass es am materiellen Äquivalent fehlt.”
Kannst Du mir das mit dem “dialektischen Widerspruch” nochmal erläutern? Hab ich schlicht nicht verstanden.
Gruß
P. S.: bör, das giltet nicht: Erst das OT selber setzen, und dann maulen, wenn die Leute drauf einsteigen! ;-)
Zurück zum Thema der sonntagabendlischen Sozialbetrachtung:
Das Hypewort zum Thema Job in den letzten Jahren: Networking. Amazon.de hat Dutzende Treffer zu dem Stichwort (und nicht IT-Technik). Geschicktes Verknüpfen von Kontakte und Possibilitäten. Da ist kein Platz für Conflict of Interest oder Konkurrenzschutz.
Alles was als “Trends” so rumgeistert ist im Grunde nur das “Networking”. Social Media, Communities, digital bohème, Clubbing, usw. Und das ist es auch, was bei den bekannten blogscharts zählt. Verlinkungen, was nichts anderes als Kontakte sind.
Leute, das eine hat mit dem anderen was zu tun. Wie bitteschön sollen denn Standards wie “keine Doppelverpflichtung”, Konkurrenzausschlussklauseln etc. eingehalten werden? Solche Standards kriegt ihr – außerhalb von verbindlichen Rechtsnormen – nur durchgesetzt in Bereichen, in denen der Kuchen auch so im Großen und Ganzen für alle reicht. Womit wir wieder bei den Vermessungsingenieuren wären…
[…] Welche hat die Blogbar aufgestöbert – und Detlef Borchers nahm Heise ein wenig in Schutz. […]
Urs,
wie jetzt. Wenn die Torte nicht reicht, hat man die Trickser-Absolution? ´“´
Und strappato,
wie jetzt. Weil ein -ing neumodisch überall am Hintern des Beziehungsarbeiters dran pappt, gilt “conflict of interests” nichts mehr?
Ich glaube, dass – im Gegenteil – es diejenigen positiv von der Lügner-Spreu unterscheidet, die eben ein vertrauenswürdiges Gechäftsgebaren haben, das sich an Standards auch hält, die nicht nur rumtrötet. Alles andere killt on the long run das Geschäft. Es kommt immer irgendwann raus, “Lucky Luke” Don schießt schneller als sein Schatten, das ist alles. Ohne Don – ohne seine Aufklärungsdienste zu schmälern – kommt auch alles irgendwann raus oder rächt sich fatal an ungeplanter Stelle.
Vertrauen wird im Gegenteil ein immer klarerer Entscheidungs- und geschäftsvorteil. Geschäfte laufen von Mensch zu Mensch, nicht von bot zu bot. Leute, die wirklich was können und wirklich was zu sagen haben, wissen das längst. In distinction.
Es hat sich nur noch nicht zu den misera plebs, dem niederen tricksenden Fußvolk rumgesprochen. Das dauert immer bis das ins Hirn einsickert, trotz Internet. Sie halten sich derzeit noch für schlau, weil sie sich technisch für die Obercracks halten, wenn sie eine Kamera halten und den Submit-Button vom Radiobutton unterscheiden können und sich geistig an tricksenden Pestilenzen wie Esser, Ackerman, D-Obermann oder Kleinfeld orientieren.
@bör
Nur eine Randbemerkung: das F&E-Labor am Kuechentisch gibt es schon laengst. Schau dir mal “InnoCentive” http://de.innocentive.com/ an.
So ersparen sich Konzerne eigene, aufwendige Forschungskosten und sacken so ganz nebenbei noch kostenlos Schutzrechte ein.
Also nicht nur Blogger verkaufen sich unterm Wert, auch Wissenschaftler.
@ experitis
Ich ahnte es. Muss Mami den Knödelteig ein wenig fernhalten von den wasserstoffproziernden Microalgen, gibbet sonst Knödelknallgas ´`´`.
Hier in Bremen gibt es Textanbieter, die verlangen ‘für den Altarfalz’ satte 60 Euro. Der wird von diesen Betreibern, die sich selbst am Texten nicht die Tippfinger beschmutzen möchten, durchgereicht an ein paar Studentinnen, die sich miaumäßige 30 Euro daran verdienen dürfen. Und so sieht der Text dann auch aus. Der doofe Kunde merkt ja mangels Textkompetenz üblicherweise nichts …
innocentive.com – noch nie gehört. Wäre mal interessant wie es bei einem Küchentisch-Labor so mit dem Arbeitnehmererfindergesetz gehalten wird. Wäre auch interessant zu wissen, inwieweit die “Forscher” nicht Arbeitsmittel ihres regulären Arbeitgebers für diese Nebenjobs einsetzen.
Dass man einen Altarfalz jetzt auch texten kann… Unsereiner hat ihn immer als Falzmuster dem Drucker weitergegeben. Tempus fugit.
Diese Billig-Mentalität hat sich immer weiter ausgedehnt. Kleines Beispiel: Als Schüler trug ich Werbeblättchen aus, 1 oder 2 Mal die Woche. Damals kamen die entsprechenden Jobs direkt vom Supermarkt oder bestenfalls von der lokalen Wochenzeitung. Inzwischen gibt es diverse Firmen, die auf der einen Seite die Kunden mit Billigtarifen anlocken und auf der anderen Seite mit den Werbezetteln nun auch immer eigene Zettelchen verteilen lassen, wo angeblich neue Verteiler gesucht werden. Denn je mehr potentielle Billigheimer man hat, desto leichter kann sich der Geschäftsführer der Firma, die außer Vermittlung nichts tut, seinen Porsche leisten. Oder Zeitarbeit: Same shit, different color. Oder Gewerbetreibende, die sich vom Schüler nebenan für nen Fuffi ihre “Wäppsäid” bauen lassen, weil er 3-5 Zeilen HTML unfallfrei schreiben kann und der Müll im Internet Explorer mit Laufschriftchen usw. dem Cheffe so schön gefällt. Oder der Beamte aus dem Finanzamt, der seiner Nachbarschaft die Steuererklärungen macht. Und der Enkel richtet seiner Oma den PC zum Chatten ein usw. usf. Tagelöhnerei, Kinderarbeit, Schwarzarbeit. Denn Geiz ist ja geil.
MfG
Daniel
Na, diese Art Gewerbetreibenden mit Wäppsäid kann man getrost dem Wettbewerb überlassen. Diese Liga wird sich gegenseitig auffressen, ganz sicher.
offtopic:
Krass jedoch auch: Die Website meines ehemaligen Gymnasiums.
http://www.cvg-kulmbach.de/index1.htm
Hab mich von diesem sauberen Kulturschock immer noch nicht erholt.
@bör
“Urs,
wie jetzt. Wenn die Torte nicht reicht, hat man die Trickser-Absolution?”
Es geht einfach darum: Wie willst Du die von Dir genannten Standards hinkriegen, wenn sich eigentlich selbst ein Auftraggeber (!) vernünftigerweise sagen müsste: Für das, was ich dem zahle, kann sich das für den gar nicht rentieren, der muss ja im Grunde noch weitere Interessen verfolgen (Zweitverwertung für ihn selbst, oder “Synergien” wie im vorliegenden Fall). Lass Fälle wie den vorliegenden durch Gesetz verbieten! Aber ansonsten gilt: Wer Ausschließlichkeit will, muss sie halt auch zahlen (können). Oder, noch andersrum: Wer sich selbst den Ruf erarbeiten will, ein Saubermann zu sein – auch das kostet halt: Verzicht auf Geld, das man in der Situation vielleicht aber auch schlicht brauchen könnte. Auch der Aufbau einer “tugendhaften Position” in einem Medienmarkt ist doch – aus einem bestimmten Blickwinkel – nichts anderes als eine Investition, für die man sich irgendwann ein return on invest erwartet, sei es nun materiell oder immateriell (=Anerkennung, Preise).
Keiner von uns ist frommer als der Papst!
Da sieht man es wieder: Blogger bekommen immer mehr MACHT! ;-)
@bör:
So ungefähr sehen die Konstrukte dieser Gewerbetreibenden dann auch aus ;) Aber Frames nicht, die Kosten extra, weil komplizierter *lol* Erinnert mich an die 70 goldenen Regeln für schlechtes HTML: http://www.karzauninkat.com/Goldhtml/goldhtml.htm
MfG
Daniel
Ich finde die Website deines Gymnasiums richtig chic. Mal was anderes …
;-)
Web 2.0 – Der Versuch einer postmortalen Befruchtung… erstaunlicherweise mit den gleichen Agonisten wie damals, jedoch vielfach neuen Antagonisten. Willkommen in der Welt der “digitalen Selbstjustiz!”
Urs,
es geht nicht um einen Wettbewerb “Wer ist der Frömmste”, der sich dann püdde auch pecuniär auszahlen soll, sondern das Wissen, dass gegenseitiges Vertrauen eine unabdingbare Geschäftsgrundlage ist, ist fast eine innere Haltung. Entweder man hat sie oder man hat sie nicht. Man kann sie sich nicht beliebig draufschmieren wie eine neue Hautcreme. Der alte Lump schimmert immer durch ´`´`.
Nach dem Gesetz des “birds of the same feather find together” hat man die entsprechende Kundschaft, man riecht sich gegenseitig. Nicht über toll gedichtete Claims, mit den man sich gegenseitig beeindruckt, sondern über den Habitus. Und es gibt sie im Mittelstand: Kunden/Auftraggeber, die keine Schlehmils, Schmiermichels und Vollblender sind, mit dene eine offene und erfreuliche Zusammenarbeit möglich ist. Nur vielleicht nicht ausgerechnet im schicken SinnerSchrader-, PR- Blogger- oder Startup-Milieu. Das mag sein.
Mittelständische Kunden haben eher eine feste Abneigung gegen diese Welt.
Ist das der “ich-habe-keine-Ahnung-vom-richtigen-Leben” oder der “ich-bin-nicht-so-erfolgreich” – Thread ?
Daß “Lohndrücker” – egal wie finanziert – die Provisionen, Preise, Margen drücken, ist ja nun soooo neu nicht: willkommen in der Wirklichkeit !
Alles wird durch Angebot und Nachfrage geregelt. Wenn die “familiengesponsorten” Anbieter sooo schlecht sind (als man selbst ?), stellt sich die Frage, warum sie dann Aufträge bekommen.
Die hier gelieferten Beispiele sind ziemlich “obskur”:
Ich weiß nicht, wieviele “verbeamtete Lehrerinnen” mtl. 1.500-2.000 Euro Cash zur Verfügung haben, um ihrem Mann eine (halbwegs akzeptable) RA-Kanzlei zu finanzieren *lol* – zeigen doch solche “Vorwürfe” völlige Unkenntnis, weil jeder weiß, daß man sich ohne “Familienunterstützung” kaum in eine auch nur ansatzweise erfolgreiche Kanzlei einkaufen kann.
Auch der Hinweis auf “geschniegelte BWL-er”, die “… egal wie brutal…” *rofl* ihre Million anpeilen, deutet auf ein paar unverarbeiteten Neurosen; man sollte nicht jeden “feuchten Traum” eines “Nachwuchs-Unternehmers” für bare Münze nehmen.
Falls HIER jemand mit seinem Beruf, seinem Einkommen, seiner “Anerkennung” Probleme hat, sollte er darüber nachdenken, wie er das verändern kann … und nicht ´rumwinseln !
In dem Beitrag geht es um “verdeckte” bezahlte Tätigkeit – und diese ist ANZUPRANGERN … Ende, aus, Mickey Mouse.
O. G. ist lässt halt seine Freunde nicht hängen. Daher hat er Nicole Simon schon einen Tag nach Veröffentlichung für den “bloginnen-Award” nominiert.
@ derherold
Mit barschen Sprüchen aufschlagen wie “Willkommen in der Realität, ihr Winsler” ist uralter Rhetorik-Käse, was soll das. Schlecht geschlafen?
Es geht um “verdeckte” bezahlte Tätigkeit, exakt. Außer deinem Ende-aus-MickeyMouse-Statement hat du Voll-Durchblicker jedoch nichts dazu beigetragen, außer kräftig zu meckern, dass niemand der Lebensversager hier dazu beitrage :)
Billig-Mentalität und Trickser-Mentalität sind Brüder im Geiste. Warum ist das so schwer zu kapieren?
Nur zum Nachdenken. An shopper-o sieht man das sehr gut: quick’n dirty zuammengeleimt in 6 Wochen, “braucht” das natürlich krumme Touren plus markige Superlativ-Sprüche.
@herold
“Falls HIER jemand mit seinem Beruf, seinem Einkommen, seiner Anerkennung Probleme hat, sollte er darüber nachdenken, wie er das verändern kann und nicht ´rumwinseln !”
Ach, in gewisser Weise hast Du damit schon recht. Diese ganzen Diskussionen um das Geld führen nicht weiter, da sie an dessen Verteilung noch nix ändern. Mach einen höchstens traurig, da es einem alles so ungerecht vorkommt. Es gibt schon schönere Themen, mit denen man seine Zeit verbringen kann, als der Analyse der Geldverteilung in Deutschland (ist eigentlich auch das, was ich hier immer predige, dass die blogger mal eine n bißchen lockerere Einstellung zum Geld entwickeln sollen, aber wie das so ist – ich selber halte mich am allerwenigsten dran :-)
In diesem Sinne vielen Dank für die Ermahnung!
Es geht gar nicht um *Ermahnung*, sondern um eine “realistische” Sicht der Dinge.
Diese “Geiz ist g…”-Einstellung ist doch nicht erst seit gestern da und reduziert sich nicht auf “Medienmärkte”.
Wir haben seit rd. 10 Jahren den sog. “smart shopper”, der sich vor allem dadurch auszeichnet, die gleiche Leistung für weniger Geld zu beziehen.
Insofern halte ich es tatsächlich für “Winselei”, wenn auf einmal ganz überrascht getan und “Preis-Dumping” beklagt wird, obwohl dieses bereits seit vielen Jahren an der Tagesordnung ist…
zu @47
Nicht O.G. ist so ein freudiger Nominierer, sondern O. Ãœberholz. Beide sind sich nicht unbekannt. Alles ein …-Stall.
Aha, Verlage, die ihre angestellten Journalisten entlassen, und Gewerbetreibende, die für 50 einen Flyer gestaltet und gedruckt kriegen wollen, sind also smart shopper…
Ich hör sie winseln, wenn ihre Buden dann nicht mehr so toll laufen, weil sie Schrott eingekauft haben. Das sind die echten Winsler, sie winseln nicht verschämt in einem blog, nein, sondern schamlos öffentlich. Dann.
Der Ansatz, Aldi mit Kreativ- oder intellektueller Arbeit zu vergleichen, hinkt sowieso, weil die Discounter sich ihren Gewinn eben über die Masse holen und nicht über die Marge je Einzelteil. Nicht umsonst gehören die Ikea- und Aldi-Gründer ja zu den reichsten Menschen der Welt – und nicht etwa die Unternehmer, die sich im Luxussegment tummeln. Also, Geld ist da schon noch zu verdienen, aber eben über Menge, Einkaufsmacht und Standardisierung von bestimmten Prozessen. Lohndumping mag in einzelnen Fällen auch eine Rolle spielen, aber das scheint mir nicht der zentrale Punkt zu sein.
Aber bei Kopfarbeit klappt das mit den Skaleneffekten eben nicht so – wer seine Leistung besonders billig verkauft und dafür möglicherweise besonders viele Aufträge bekommt, stößt irgendwann an die Grenze seiner Kapazitäten oder muss bei der Qualität Abstriche machen. Das Konzept mag für eine gewisse Zeit vielleicht aufgehen – aber die negativen Konsequenzen fallen da meiner Meinung nach viel deutlicher auf als bei Aldi und Co.
Amelia,
richtig. Diesen Unterschied nicht zu begreifen, ist der große Denkfehler.
Zurück zu den Käuflichen und überall Adabeis. Die begehen den Denkfehler, zu glauben, es sei schlau und smart, in Wirklichkeit handeln sie sich damit den Ruf der Käuflichkeit ein. Das mindert ihren beruflichen Wert.
Ãœber Schrott-Produkte & miese Dienstleistungen:
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Es ist unklug, viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zuwenig zu bezahlen. Wenn Sie zuviel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zuwenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. (John Ruskin)
@ bör
Mit dem Ruskin-Zitat haben Ihre Postings doch mal einen Background.
Das fehlende “zu” hatte ich noch vergessen zu(sic!) erwähnen.
Es bekümmert etwas, wenn der kulturgeschleckte Bildungsblogger erst dann aufhorcht und zu verstehen anfängt, wenn ein kleiner bör zu den Sätzen altwehrwürdiger Köpfe greifen muss ´`´`.
Besser wär, ein Kulturschaffende/Journalist/Texter/Blogger würde sich mit den brutalen Gesetzen von Akquise und Vertrieb bei Kulturberufen auseinandersetzen und aufhören, sich zu billig zu verhuren, oder sich entgültig für Liebhaberei entscheiden; da wird ihm das Gleiche jahraus jahrein gepredigt.
Ja, sehr ergreifende Kommentare …
… das Ruskin-Zitat treibt mir immer wieder die Tränen in die Augen … *schnief*.
Wir leben in einer Phase des sozialdemokratischen enrichez-vous: die besserverdiendende Mittelschicht äußert Betroffenheit über die sinkenden Verdienst- und Beschäftigungsmöglichkeit im Einzelhandel und freut sich wie Bolle “smart” bei Al.. & Co. einkaufen zu gehen …
Und da wir alle “irgendwo” Kunden sind …
Zum Thema “Kreative”: ich bin kein Arch./Ing. aber bereits vor 10 Jahren war bekannt, daß HOAI-Sätze kaum durchsetzbar seien und wem Outsourcing von DL oder die Tatsache, daß gerade große Firmen ihren Subs gerne bei(Nach-)Preisverhandlungen den letzten Tropfen Blut auspreßten, nicht bekannt war, hat bisher wohl auf der Insel der Seligen gelebt.
@Amelia,..
… das Phänomen, das Du beschreibst, nennt man “ruinöse Konkurrenz” und ist bereits vor 60 Jahren ausgiebig thematisiert worden … aus volkswirtschaftl. Sicht gibt es keinen Unterschied zwischen Dumping von Maurern, Altenpflegern oder “Kreativen”.
@bör
Man sollte bei der ganzen Diskussion über die Unterpreisigkeit im Kulturbereich im weitesten Sinne natürlich auch nicht vergessen, dass über die Schiene “private Zufinanzierung” (Hauptjob, Eltern, Hartz IV, Ehepartner, was auch immer) auch durchaus “Kulturgüter” entstehen, die echt der Existenz wert sind und die es sonst nie geben würde, weil sie sich einfach nicht rechnen. Und dabei meine ich “Kultur” wirklich in einem ganz weiten Sinne: Vom defizitären Mode-Geschäft, das geschmackvoll Selbstgeschneidertes verkauft, über den virtuosen “Arabische-Out-Spieler” bis hin zu gepflegten Themen-Websites. Wo immer da von anderswo zugebuttert wird, es ist sozusagen VC zur Entwicklung von Werten, die sich in Geld häufig nicht rechnen, aber eben auch nicht rechnen lassen…
Urs,
Klar das gibt es. Oft aber auch wirklich nur im netten Hobbybereich, Kulturwerte hin oder her. Ein bisschen gut ist nicht gut. Und wer sich erbauen will, darf gern zuhause trommeln oder im Pub slammen oder in den Kirchenchor gehen, Kultur ist gutt, gibt zu wenig davon.
Aber: Solange wir uns in einer Gesellschaft befinden, die den eigenen Wert der Individuen nach dem bemisst, was sie vom Wohlstand her bereits darstellen & monetär verdienen und fertig, solange werden sie solche “Idealisten” und Subszenen nicht ernst nehmen und versuchen, schlecht zu bezahlen. Und solange wird diese Art “Anbieter” auch den “normalen Markt” unfreiwillig kaputtmachen.
Ich hab nix dagegen, wenn einer selber dichtet oder schneidert nebenher und sich ein Zubrot neben Hartz 4 verschafft, nur darf er die Klamotten oder die Texte nicht für 1,50 verscherbeln, wenn sie denn wirklich was taugen. Das Prob das ich mit solchen hab: sie haben oft kein Gefühl für den echten Wert ihrer Dinge und lassen sich – verkäuferisch unerfahren – als Idioten zigmal über den Tisch ziehen. Wenn das oft genug vorkommt, geht der Markt auch für die, die draußen davon leben, in eine Spirale nach unten.
Ich sehe das also negativer.
Außer du garantierst mir, dass diese verdammten Verkaufs-Traumtänzer eine Zwangs-Ausbildung im Kaufmännischen kriegen.
@ derherold
Klar ist alles seit Jahren bekannt. Und nix Neues mehr
Hat das jemand ernsthaft behauptet? Gähn. Steck deinen Fehde-Schallplatte wieder ein.
Es geht darum, aufzuzeigen, dass die Zusammenhänge genauso sind: gerade in der Journalisten-, PR- und Bloggerszene. Der Zusammenhang, wie da sich genauso unter Wert verkauft wird, weil eben der Markt längst kaputt ist, plus gleichzeitig diametral die Trickser- und Amigomentalität zunimmt. Nicht dass jemand auf die Idee kommt, Amigos gäbe es nur in Bayern.
Ich stell mir nur noch die Fragge, ob es der von Don oben beispielhaft beschriebene Blogger, der für zweifelhafte Dienste im Qaurtett Kohle nahm oder nimmt, es
1. wirtschaftlich wirklich nötig gehabt hätte. Und
2. ob es damit “entschuldigt” werden kann. Darf? Oder ob es
3. einfach nur die reine Gier ist/war, alles mitzunehmen, was den Baum nicht raufkommt, bevor der Hype wieder abebbbt, oder ob
3. da die Denk- und Schmerzbefreiung beim Thema Geschäftsgebaren in dieser Branche so sehr zugenommen hat, dass man/er das mittlerweile für voll normal hält. Kann ja auch sein.
Also lüfte mal dein Hirn und steig ab vom toten “Ihr habt Realitätsverlust”-Pferd.
“Das Prob das ich mit solchen hab: sie haben oft kein Gefühl für den echten Wert ihrer Dinge und lassen sich – verkäuferisch unerfahren – als Idioten zigmal über den Tisch ziehen.”
Da hast Du allerdings echt recht. Zumal es dann halt auch je nach Bereich einige gibt, die Du mit dem Argument ködern kannst: Wir ham einfach kein Geld, das wir ihnen zahlen können, aber man muss doch die Kultur fördern, können Sie nicht trotzdem auftreten. Das sollte man konsequenter Weise ablehnen. Mir gings auch mehr um die, die ihr Zeug schon zu adäquaten Preisen verkaufen, nur halt nicht in der Masse, dass sich irgendwie geartete Fixkosten rechnen.
[…] Die Telepolis hat jahrelang mein Online-Leben begleitet. Doch in den letzten Monaten, vielleicht sogar im letzten Jahr ist ein eklatanter Rückgang der journalistischen Qualität zu beobachten, sie ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ich erinnere mich an teils inhaltlich lächerliche Artikel über das Google-Copy-Paste-Syndrom, die nur ein Ziel hatten: Ein Buch zu verkaufen. Ich erinnere mich an einen Artikel, der Schäubles Behinderung ansprach, ohne weitere Argumente, ich erinnere mich an abhängige Journalisten, ohne dass dies Kenntlich gemacht wurde und ich denke zurück an unzählige Jabber-Gespräche, die mit den Worten begannen, was hat die Telepolis heute schon wieder für Mist geschrieben. Ganz in dieser Tradition gibt es heute einen Artikel in der Telepolis: Macht’s gut und danke für den Blog! – von der guten Alexa Weyrauch-Pung. […]