Marius hat hier eine Art Generalabrechnung mit der Sendung Trackback auf dem Jugendsender Fritz des RBB geschrieben. Nachdem vermutlich einige Beteiligte aus nachvollziehbaren Gründen dazu tendieren, nicht weiter auf die darin aufgeworfenen Fragen nach Sinn, Zweck, Ausrichtung und Zukunft der Sendung einzugehen, möchte ich als mehrmaliger Gast der Sendung sowohl unter Johnny Häusler, als auch Holger Klein und einem weiteren Moderator (an den ich mich wegen meines damaligen Asthmaanfalls nur noch schemenhaft erinnere), ein paar Worte sagen.

Generell glaube ich, dass es höllisch schwer ist, Blogs in ein anderes Medium zu hieven. Blogs als PR sind eine glatte Fehlentwicklung. Blogs bei Onlineportalen sind fast immer grottig. Und selbst, wenn sie als gepodcastete Sendung nachher im Netz stehen, ist die Entfernung nohmal erheblich grösser. Will sagen: Der Rezeptionsspagat zwischen versendetem Audio und niedergeschriebenen, kommentierbarem Blog, in dem jeder Teil eines Textes zugreifbar ist, ist sehr, sehr schwer zu bewerkstelligen. Es ist einfach ein anderes Medium, wie ein Spielfilm eben auch nicht darin besteht, dass drei radiosprecher an einem Mikrophon zu sehen sind und das Drehbuch vorlesen.

Was die Moderatoren angeht: Eine Talksendung lebt davon, dass der Moderator Farbe und Persönlichkeit hat. Man muss das mögen, oder man kann es nicht leiden: Es ist darauf abgestellt, dass es nicht einfach durchrauscht. Ein Moderator darf alles sein, nur eines nicht: Auswechselbar. Dass sich bei Trakback inzwischen zwei Moderatoren aus welchen Gründen auch immer verabschiedet haben, ist dann natürlich das grössere Problem. Keine Katastrophe, wenn man bekannt bloggenden Ersatz findet, aber mit Holger und Johnny sind die bloggenden RBB-Moderatoren eben durch.

Das eigentliche Kernproblem ist meines Erachtens aber eines der Thematik. Radio lebt davon, dass etwas relevant ist. sei es witzig, wichtig, ein aktuelles Ereignis, eine durch das Dorf getriebene Sau, eine Debatte, die über das Normale hinausragt. das bringt zwei Probleme mit sich. Einerseits laufen diese angeblich “relevanten” Dinge meist auf ein paar bekannte Nasen hinaus. Was bei mir die Folge hatte, dass ich die vierte (oder war es die fünfte) Anfrage von Trackback abgebogen habe und bat, mal einen anderen zu nehmen. weil, und das ist in meinen Augen das absolute Kernproblem, die Blogoisphäre als Ganzes weder wirklich relevante Themen kennt, noch unumstrittene Meinungsführer. Es kann durchaus sein, dass ein Blogger mal ein gesellschaftlich wirklich wichtiges Thema aufreisst. Aber das geschieht nicht jede Woche, und ist angesichts der Vielfalt der Ereignisse vom niedlichen Katzenblog bis zum islamophoben Blognazi relativ gesehen irrelevant. Im Prinzip bildet die Blogosphäre hunderttausende Parallelwelten allein in Deutschland ab. Und das Problem bei jeder Aussenbetrachtung ist, welche dieser Welten man warum herausgreift. Man kann es sich einfach machen und zu den üblichen Verdächtigen greifen. Aber das wird der Sache an sich nicht gerecht. Und die Begründung, warum Katzenbloggerin Resi genauso wichtig und darstellbar und relevant wie jeder andere ist, warum es eben kein Starsystem gibt, das es zu promoten gälte – das ist in einem auf Relevanz abgestellten Sendemeduíum, das die Relevanz allein zum Dranhalten der Hörer braucht, schwer umzusetzen.

Das ist kein Vorwurf an die Moderatoren, die sich durchaus in einer breiten Aufstellung versucht haben. Aber inzwischen habe ich Zweifel, wie das überhaupt funktionieren könnte. Beantworten müsste das letztlich derjenige, der das Konzept beim RBB durchgebracht hat – aber die “Show mit Spreeblick”, so der Untertitel, hat inzwischen nichts mehr damit zu tun.