Gewinnen nur durch den Vergleich
3500 Euro monatlich sind besser als 5 Monate unverkaufbare Werbeflächen.
PR bezahlt abschreiben ist besser als Schleichwerbung.
Und Schleichwerbung ist für manche immer noch besser, als wenn ihnen nichts einfällt und sie nichts zu schreiben haben.
Und irgendwie will man das Hobby ja auch finanzieren. Immer noch besser als für lau schreiben.
Vermutlich kommt sich das Daimlerblog auch besser als das Fischerdübelblog vor, und das Saftblog sieht auch keine Probleme im Astroturfing für die Aroniabeere. 20 Beiträge am Tag sind folglich auch besser als 10 Beiträge. Da klicken mehr. Bilder aus CC-Datenbanken sind besser als richtug klauen. Man braucht nur einen coolen Namen. Remixen, zum Beispiel. Maximaler Output mit minimalem Aufwand. Und fünf Freunde, die es verlinken. Besser als die drei Freunde, die andere haben.
Vielleicht gibt es einen ganz einfachen Grund für das Ausbleiben von Erfolgen der Kommerzialisierung der Blogosphäre:
Sie ist einfach nicht gut genug.
Es gibt Schlechtes und ganz Schlechtes, halbdurchdachtes und Dreiviertelleistungen, schnelle Ideen und diverse Versuche, es gibt sehr viel, was man schon mal schlechter und noch schlechter gesehen hat. Aber ansonsten ist da so viel Mittelmass, was auf Fanboys, Googleoptimierung, Katastrophentouristen und gelangweilten Nerds basiert, so wenig, was man wirklich als Exzeptionell bezeichnen könnte, so wenig Leistung, dass es nicht funktionieren wird.
Arbeiten bedeutet, sich in was reinhängen und es zu tun, auch wenn es keinen Spass macht. Profibloggen bedeutet, irgendwas zu tun, solange es Spass macht, und dafür jemanden als Bezahlenden zu finden. Und natürlich auch das so billig und angenehm wie möglich.
Diese Bestrebungen laufen ungefähr sein Anfang 2005. Nach drei Jahren Überlegen und zwei Jahren Praxis und theoretisch optimalen Bedingungen sind die Ergebnisse so durchwachsen, dass kaum noch mit einem plötzlich soch noch kommenden Riesenerfolg zu rechnen ist.
Weil das meiste nicht gut ist, und selbst das Beste ist nicht gut genug.
Manchmal wüsste ich gern, ob solche Gestalten nicht der blanke Horror packt bei der Vorstellung, dass sie ihr Trailertrash-Entertainment noch 10 Jahre machen könnten. Aber meistens ist es mir auch egal.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Da musste ich glatt an ein kürzlich gestartetes Business-Blog denken. 4-5 bekannte blogger posten ein wenig über, ja über was denn? Irgendwas mit Technik halt und werden dafür bezahlt. Ohne Konzept und ohne Qualitätsanspruch.
Aber wenigstens haben die einen countdown-Zähler, damit man weiss, wann die Qual zuende ist. Sollte bei vielen blogs Standard werden.
Sehe das alles ganz genauso.
Im Großen und Ganzen gilt: blogs in Deutschland kann man abschreiben. Funktioniert halt aus irgendeinem Grund nicht. Schwer zu beschreiben, was genau da schiefläuft. Aber es ist offensichtlich. blogs haben mittlerweile ein so asseliges Image, das selbst Leute, die es drauf haben und in die Richtung was machen wollen, es im Grunde anders nennen müssen, um nicht mit den ganzen langweiligen Ego- und Trash-Schreibern in einen Topf geworfen zu werden.
Da ist mittlerweile eine negative Dynamik drin, die auch nicht mehr zu korrigieren ist, da mittlerweile zu viele da draußen mal ein blog angeklickt haben und sich eine entsprechende Meinung gebildet haben (“blogs, das sind doch diese stinklangweiligen Tagebücher im Internet, hauptsächlich von Freaks betrieben”).
“blog” is over.
Vielleicht funktioniert das mit der Blog-Kommerzialisierung aber auch einfach besser in Ländern in denen ‘hire and fire’ zum guten Umgangston gehört. (Mehr so ein spontaner Gedanke.) Und wenn dem so ist, dann frage ich mich allerdings, ob ich dies gut finden soll.
Cool … “blog is over”!
Kann ich dann endlich in Ruhe weiterbloggen, ohne ständig von irgendjemanden in irgendeine Schublade gesteckt zu werden. Das wäre mal was schönes! ;-P
Nein, ehrlich, Urs … geht’s noch? Seit wann ist “blog over”? Und wer legt das fest? Du? Die Blog-Behörde? Don? Der Papst? Meine Mutter?
Ja, blogs sind over, Urs. Sag ich auch allen, die mit Blogsoftware arbeiten wollen: “Nennt es also mindestens anders.”
Och Gott – jetzt läuft die gute, alte Qualitätsjournalismus-Diskussion unter Blogvorzeichen …!
Sieh’s doch einfach mal so: So viele gute Schreiber gibt es gar nicht, wie es hierzulande Ansprüche und Gewinnerwartungen gibt.
In den USA, wo es eindeutig besser klappt, gehört übrigens ‘creative writing’ zu jedem geisteswissenschaftlichen Studium zwingend dazu. In Deutschland hier lernen die Studis diesen wissenschaftlichen Beamtenjargon – und sie sind auch noch stolz darauf. Selbst wenn kein Leser die Pampe fressen mag und den Teller prompt zurückgehen lässt …
how true, how true. blogs und werbung, das geht einfach nicht zusammen. jedenfalls nicht in großem stil. ich finde das gut. aber wieso darf man nicht über “qualitätsjournalismus” bloggen oder den in frage stellen? das sind eigentlich zwei gesonderte themen. und zusammen mit “creative writing” wären es sogar drei.
Versuchen wir es mal auf ein Thema einzudampfen:
Der Anspruch der “Pro-Blogger” ist nicht sehr hoch
Das Problem ist: Die Pampe ist Chat-Pampe.
Sie machen Chatangebote statt Sinn- und Inhaltsangebote.
Sie glauben, mit lustigem Stakkato-Geschwätz läuft das schon. Es läuft leider nur bei ADSHlern, die sich nicht auf mehr als drei Zeilen konzentrieren können und dann wider ein 30s Filmchen brauchen.
Das ist weder Bloggen noch Journalismus noch kreatives Schreiben. Und wer inhaltlich und stilistisch sich zwischen alle drei Stühle setzt, setzt sich auch zwischen alle drei denkbaren Zielgruppen, erwischt also… gar keine recht.
Das ist übrigens eine ausgewiesene Krankheit bei Gründern: Sie wollen alle Neu-Kunden/Neu-Leser erwischen, also erwischen sie niemanden.
Was sie erwischen ist ihresgleichen.
Und mit denen ist kein Geld zu machen. Weil, ähm siehe oben.
{Fortsetzung, bin auf die falsche Taste gekommen).
Meine These: Wenn man mal das SEO-Gesocks und andere PR-Blogger aussen vor lässt, dann unterscheiden sich blogs der blogger, die davon ihre Haupteinnahmen oder einen signifikanten Anteil bestreiten nicht von vielen blogs, an denen blogger neben Arbeit, Freunde und Familie “aus Spass an der Freud” sitzen. Weder in Präsentation, noch im Inhalt. Mir ist das ein wenig zu schwach, wenn der Anspruch damit Gled zu verdienen und die zeitliche Möglichkeiten berücksichtigt werden.
Da kumuliert das Elend der Blogs: Die Werbung findet keine ansprechenden Medien, der Journalismus darf sich angesichts seiner Qualität ruhig zurücklehnen und “creative writing” hätte eh keine Chance, weil der Ehrgeiz fehlt.
Jedes Land hat die Blogger (Politiker, Künstler, Medien …) die es verdient. Vielleicht erklärt das auch die Misere, die Online noch stärker als in wirklich lokalen Medien sichtbar wird: wer Qualität will nimmt wohl durchaus eine Fremdsprache in Kauf und dann stehen ihm hunderte Onlinequalitätsmedien und Blogs zur Verfügung, die zudem noch einen Blick von Aussen bieten. Schon der Blick in schweizerische oder östereichische Medien ist manchmal erhellend, deckt blinde Flecken der bundesdeutschen Medien sehend ab (hat dafür natürlich wieder eigene blinde Flecken, aber meistens andere). Dieser Effekt tritt doch sogar bei den deutschen Ablegern internationaler Medien auf, dass sie gegen die Onlinepower ihrer Mutter kaum eine Chance haben, wenn sie schlau sind besetzen sie inhaltliche Nischen oder regionalisieren sich gekonnt. Was auch fehlt ist ein wirklich gut gemachtes Blogverzeichnis, mit rigider Qualitätskontrolle. Das Verzeichnis müsste so gut sein, dass es eine Instanz wird. Don, wäre das nicht ein Projekt, quasi ein mahalo.com für Blogs…
auweia:) ahnt jemand, was für eine arbeit das wäre? und dann das anschließende rumgebashe. na dann mal los, don! hahahahaha!:)))
bör: das Wort heisst ADHS. Und es ist ein sehr viel komplexeres Thema als hier durchscheint und hat rein nichts mit dem angesprochenen Thema zu tun. Es wäre schön wenn Du/Sie derlei unangebrachte Verallgemeinerungen auf dem Rücken von neurologisch anders gelagerten Menschen lassen könntest/könnten, da sie nichts zum Thema beitragen ausser unnötigem bashing. Danke.
Vielleicht ist ein Aspekt der Wahrheit auch: Wenn ich wirklich richtig gute Texte schreiben kann, warum denn dann ausgerechnet in ein blog? Echte Spitzen-Texte, die die Leute wirklich interessieren, kann ich doch für Geld verkaufen! Da ist das Internet dann schlicht das falsche Medium (hatten wir es neulich schon mal von).
Die blogs bleiben halt schon irgendwie übrig für diejenigen, die – aus welchen Gründen auch immer – den höheren gatekeeper-level anderer Medien nicht schaffen. Aus Sicht potenzieller Leser von blogs kommt da so ziemlich alles zusammen, was Misstrauen rechtfertigt: Kostenlos, also kann nicht gut sein; die Frage nach dem Warum? der überschießenden Selbstdarstellung (Psychopath?) plus schließlich und endlich jegliche fehlende Qualitätssicherung (wie z. B. bei der auch kostenlosen Wikipedia). Und irgendwie haben sie ja auch recht.
Wenn sie dann noch auf so langweilige Schreiberlinge treffen, wie sie die deutsche blogosphäre prägen, dann sagen sie mit allem Recht goodbye auf nimmerwiedersehen.
nein. gute, sogar sehr gute texte gibt es auch in blogs. es gibt sie auch in den etablierten medien. man muss sie suchen. überall gibt es auch immer richtig viel schrott. so ist das leben. und ob es “die leute” interessiert, ist auch nicht wirklich ein kriterium dafür. eine qualitätssicherung in dieser hinsicht ergibt sich über das gespräch oder die auseinandersetzung darüber. beim wiki gibt es den versuch einer qualitätssicherung oder einer redaktion. so ist es immer. man kann, soll und muss qualität anstreben. wenn don morgen blogpapst wäre, gäbe es vermutlich einige zeit später natürlichen widerspruch dazu. es ist unsinnig, einen kanon festzulegen. aber es ist sehr sinnvoll, eine auseinandersetzung über qualität in gang zu halten. ich hab’ an blog allerdings immer eher gemocht, dass da oft unfertige dinge drinstehen, die man _so_ nicht unbedingt printmäßig veröffentlichen würde. nicht, dass etwas “schlecht” geschrieben ist, regt einen auf, sondern wenn etwas arrogant schlecht geschrieben ist.
“…bereits im Kindesalter beginnende psychische Störung, die sich primär durch leichte Ablenkbarkeit und geringes Durchhaltevermögen, sowie ein leicht aufbrausendes Wesen mit der Neigung zum Handeln ohne nachzudenken, häufig auch in Kombination mit Hyperaktivität (ADHS), auszeichnet.” /(wiki)
Stimmt doch alles: leichte Ablenkbarkeit, das bedeutet, dass sie sich nicht lange konzentrieren können. Wo ist da bashing.
Hab ich gesagt, dass sie doof oder blöd sind, oder dass sie scheisse Typen seien?
Das wäre bashing gewesen.
Es sind einige, die das betrifft. Und ich glaube, im Netz gibt es eben derer eben auch viele, logisch oder. Aufbrausendes Wesen gehört übrigens auch dazu.
Ich glaube fest, dass einige Blogger das haben.
Was ich aber absolut nicht ausstehen kann, sit dieses Rechtschreibzurechtgeweise, weil mal ein Buchstabe verdreht ist und dieses pseudo-pc-Getute, host mi.
wobei aufregung gerade etwas ist, was mir auch gefällt, irgendwie.
Wenn du glaubst, Urs, dass deine ‘wirklich richtig guten Texte’ sich quasi ‘naturwüchsig’ im Wettbewerb durchsetzen würden, nach dem Motto ‘Qualität setzt sich immer durch’, dann kennst du das deutsche Verlagswesen schlecht. Uta Danella – oder im Journalismus Steingart oder Matussek – so etwas gefällt dem Verleger …
Mein Argument ist ja auch ein anderes: Wenn in den USA das Bloggen sich als neue Kulturtechnik etabliert hat und bei uns nicht, dann könnte es an der vernachlässigten Schreibausbildung hierzulande liegen. Die übrigens auch auf Journalistenschulen cum grano salis nirgends stattfindet. Okay, inzwischen gibt es erste Seminare zum ‘erzählenden Journalismus’, aber das ist ein zartes Pflänzchen …
was für ein netter CHAT!:)
das ist eine form der kritik, die es gibt, seitdem blogs überhaupt bestehen: sind blogger egomanen? oder sonstwie gestörte? ja selbstredend sind sie es. ungefähr genauso gestört wie romanciers, schauspieler, bildende künstler, journalisten, profisportler… man muss schon einen gewissen hang zum exhibitionismus haben, um zu bloggen. ich glaube, es war arno schmidt, der einmal gesagt hat: die perfekte ehefrau eines schriftstellers ist dies: bewunderung und maschineschreiben. da sind sie, die leser. der ideale leser ist eine version von einem selbst, nur besser. das alles ist im höchsten grade autoerotisch. so. und was sagt das jetzt über die texte selbst aus? viel bei schlechten texten. nichts bei guten!
(ein kanonischer ansatz… *duck weg*)
bör, ich glaube auch ganz fest, dass du in deiner kindheit autoritätshörig warst, aber ganz fest.
Das Blöde im Allgemeinen ist doch, dass es diese beanspruchten Allgemeinheiten alle nicht gibt. Wo in aller Welt gibt es den Autoren, der wirklich immer nur Lesenswertes geschrieben hat? Welches Blog, welche Zeitung, welche Zeitschrift kann man denn komplett von hinten nach vorn und wieder zurück lesen? Das ist kaum eine Frage von Geldverdienenmittexten oder nationalitätsgebunden (zumindest fehlt mir da der Blick für die anderen Landschaften in der Welt).
Der Abstieg beginnt fast immer dann, wenn, nach meiner Erfahrung, der Grund einer Mitteilung außerhalb seines “natürlichen” Ursprungs liegt. Damit kann man ja vielleicht ein Geschäft aufbauen, aber an den Kern einer Sache kommt man so fast nie. Markttücken.
So gibt es dann Blogs, die keine sein wollen ebenso wie welche, die es gerne wären, aber nicht sind. (Wie bei Zeitungen oder Zeitschriften auch.) Im Prinzip sicher eine zu vernachlässigende Entwicklung.
Und sicher kein Zufall, dass die Festveranstaltung der deutschen Bloggesellschaft unter dem Motto “Die Kritische Masse” steht.
Wo ist sie geblieben, die *kritische* Masse?
Ich glaube nicht, dass der kommerzielle Erfolg eines Produktes auf seiner Qualität basiert. Es gibt genügend Bereiche, in denen es genau anders herum ist (z.B. TV). Von daher verstehe ich nicht, warum gerade bei Blogs die Qualität mit dem kommerziellen Erfolg gleichgesetzt wird?
@Chat (17)
…auch das übrigens typisch blog, über – sagen wir – Utta Danella oder einen Mattussek herzuziehen. Ich bin überhaupt kein Fan von denen, aber eine Fähigkeit haben die ganz bestimmt, die vielen Bloggern fehlt: Nämlich einen Text vom Leser her denken. Texte im Netz dienen – sofern man das Netz nicht, was freilich legitim ist, als Remote-Festplatte nutzt – nun mal der Kommunikation. Und das hat wiederum viel damit zu tun, sich in den Leser einzufühlen.
Da jaulen dann jetzt bestimmt gleich einige auf und sagen: “Warum das denn, ich schreibe doch in erster Linie für mich!”
Eben!
Dabei bleibt es dann eben auch in der Regel, und zwar zu recht!
geld verdienen kann man mit einem blog nur, wenn der pop wird. und da sei der teufel vor. nur mal angenommen, ein deutscher blogger würde pop. in der haut möchte ich nicht stecken.
Da ich von Anfang an beim Bloggen vor hatte, dies nichtkommerziell zu machen, auch ohne Werbung, Ads und Banner und all dem Mist, konnte mir von vornherein egal sein, wieviele leute mein blog lesen. Das ist auch heute noch so, nach knapp einem jahr. Es ist mir egal. Ich schreibe über das, was mich interessiert, was mir etwas bedeutet, was ich gut oder scheisse finde. Und ich schreibe ehrlich darüber. Qualität? Was soll das sein? Oft ist es doch wohl Geschmackssache und persönlkiche Vorleiben, die darüber entscheiden, ob ich etwas gut finde oder nicht. Was ist langweilige Schreibe? Wer entscheidet das? Gibts da objektive Kriteien? Und wenn, welche? Die von irgendwelchen Seminarleitern, Creative-Writing-Büchern, Textwerkstätten? Wäre das so, dann würde nicht jeder über den Einheitsbrei stöhnen in der Unterhaltungsliteratur, der eben genau eine Folge davon ist, daß jeder versucht, die Güldenen Regeln des Creative Writings anzuwenden. Bäh nee, ehrlich, es nervt. Ich halte meine Grundeinstellung für gesund, und genauso überzeugt bin ich davon, daß es Irrsinn wäre, mit dieser Grundeinstellung Geld verdienen zu wollen beim bloggen. Daher ist es mir auch recht egal, ob das klappt oder nicht mit dem geldverdienen beim/durchs Bloggen. Mit Qualität hat das ganze jedenfalls herzlich wenig zu tun.
Das schöne am Internet ist: Jeder kann sich als Publisher betätigen. So wie er es möchte.
Entweder es klappt oder es klappt nicht. So merkt der Mensch, der vielleicht gern mal in der Schülerzeitung geschrieben hätte, weil er denn glaubte das zu können, dass schreiben gar nicht so leicht ist.
völlig ok für mich.
wer als profiblogger betrachtet wird, entscheiden doch irgendwie immer die anderen – oder? muss man ja nicht mitmachen – so eine betrachtung. kann man ja ruhig den anderen überlassen.
@ Urs (22): Urs, nein. Vom Leser her denken, ist doch wie vom Verwerter her denken, ist doch wie vom höheren Wesen her denken.
@ Chat (17): Der Verleger ist da auch nichts anderes als der vorauseilende Leser. Wenn er Glück hat, funktioniert das. Und dann darf Urs ran, der gar nichts anderes sagt.
Man sollte eher vom Denken her denken, denke ich.
Urs, gehe einfach einmal davon aus, dass ich meine Texte immer ‘mit dem Kopf eines Lesers’ erdenke. Auch wenn ich notwendigerweise einen Leser wie mich dabei zum Maßstab nehmen muss. Ich kenne nämlich keinen anderen so gut – und letztlich hat niemand einen anderen Maßstab als sich selbst. Jeder schreibt, indem er die Rolle eines lesenden Gegenüber fingiert, wer er auch sei.
Was ich inzwischen weiß, ist, dass ich gelesen werde, wenn ich so schreibe, dass es ‘mir als Leser’ gefallen hat. Also muss meine Art wohl mit anderen Menschen kompatibel sein. Ich bin deshalb also gerade nichts Besonderes, nicht manieriert und nicht verschmockt. Sondern schlicht und mit mir selbst auf Augenhöhe – und deshalb auch mit anderen.
Wer nämlich ‘anders’ schreiben wollte, als er oder sein imaginiertes Publikum ist, der klänge sofort nach dicken Backen und nach Lüge und PR, nach Verbalkunststoff oder nach obrigkeitlichem Beamtengetute. Das ist dann ‘Funktionssprache’, das liest niemand, der’s nicht muss. Freiwillige Lektüre ist folglich bei Werbung und Sachverwandtem auch niemals drin. Der Stil der Broschüren oder ‘Verlagsbeilagen’ wird einem immer aufgedrängt und stößt jedem sauer auf, der sich eine gewisse Sensibilität bewahrt hat.
Beim Schreiben, das auf Freiwilligkeit der Lektüre zielt, gibt es keine Camouflage für das werte Ich: Zeig dich oder lass es! Es geht ums Können, ums Handwerk des Erzählens, ob man den Menschen nicht nur berichten kann, was ‘darauf folgte’, sondern ihnen erzählen kann, weshalb dies und das ‘daraus folgte’. Ob man also ‘Sinn machen’ kann …
Achtung jetzt folgt bein Rundumschlag.
Ich denke, wir unterhalten uns hier hauptsächlich über blogs und blogger, die durchaus mit dem Anspruch an die Sache rangehen, damit Geld zu verdienen, bzw. das blog (wie bei “busines-blogs”) die Generierung andere Umsätze unterstützen soll. Muss nicht immer so direkt sein, aber am Ende geht es um Umsatz, Einnahmen, Gewinn.
Grundsätzlich finde ich das nicht ehrenrührig. Jeder muss von irgendwas leben. Es sollten nur ein paar Grundsätze von Transparenz (Stichwort Schleichwerbung) gewahrt sein.
Die Ausgangslage ist doch eigentlich paradiesisch. Jeder kann zum Publisher werden, WordPress-Templates gibt es wie Sand am Meer, selbst die Einnahmeseite ist durch Adsense & Co augenscheinlich nicht so schlecht. Wenn man das mit verlags-unabhängigen Szene-Magazinen in den 80er Jahren vergleicht (bsp. Kulturbereich) ist das unglaublich. Bei uns war damals jede Ausgabe ein Start-Up. Anzeigenkunden finden, Vertrieb organisieren, Druckerei suchen und alle Termine koordinieren. Technisch war das aufregend und Druckvorstufe war immer ein Abenteuer.
Heute alles Kinderkram. Die gewonnene Zeit könnte in die Kreativität und den Content fliessen. Stattdessen sehen die “alternativen Medien” wie blogs oft lieblos und uninspirierend aus.
Oder ein anderer Ansatz: Jeder von uns wird “The Face” kennen. Das Magazin, das Anfang der 80er Jahre nie vorher gesehene Typographie und Inhalt vereinte und stilbildend für “copycats” wie “Wiener” usw. wurde. Revolutionäre Ansätze und Medien wären heute einfacher möglich als damals. Wo ist die Internet-Revolution?
In dieser Hinsicht haben deutschsprachigie blogs – andere kann ich nicht beurteilen – die Erwartungen, die vor 3-4 Jahren in das Medium gesteckt worden sind, nicht erfüllt. Da geht es nicht drum, vom Leser zu denken, Werbekunden oder Zielgruppen im Auge zu haben, usw. Es fehlt die Motivation, die Möglichkeiten zu nutzen.
Ich verfolge die blogger-Szene seit 7 Jahren, davor die “Diary-Szene” und traue mir zu, einen relativ guten Überblick zu haben. Ich könnte auf Anhieb kein blog nennen, bei dem ich “Wow!” sagen würde.
Was nicht ausschliesst, dass es die gibt.
@Chat (27)
An der Stelle mal eine Beobachtung von mir. Ist nicht bös gemeint, und betrifft außer Dir auch viele Leute, die hier kommentieren. Ich finde Deine Texte hier ganz wesentlich interessanter und auch besser geschrieben als das, was Du auf Deinem blog schreibst (den ich mir 2 oder 3 mal vorgenommen habe). Ist wie gesagt ein Phänomen, auf das ich hier häufiger stoße, und das ich mir überhaupt in keiner Weise erklären kann. Warum sind so viele Leute, die hier sehr interessant kommentieren, auf ihren blogs so unendlich langweilig? Sehr seltsam. Aber ich habe das Gefühl, wer dafür eine Erklärung findet, der hat auch die Lösung gefunden, warum die deutschen blogs so abloosen.
Sorry für die Offenheit!
URS SCHÄUBLE ich weiß nicht, ob ich in Deiner Beobachtung mit inbegriffen bin, aber ich habe an mir festgestellt, dass ich persönlich besser bin im Dialog, in der Konfrontation, in der Diskussion, als dass ich eine starten kann. Vielleicht antworten manche Leute lieber, als dass sie ein Thema setzen. Vielleicht brauchen manche eine Art Vorlage, einen Einsatzpunkt oder sowas, auf den sie aufsetzen können.
Um mit einem Blog wirtschaftlich erfolgreich zu sein, sollte man – wie bei jeder Geschäftsidee – vier Dinge erfüllen:
1. etwas tun, was man gerne tut
2. etwas tun, was man sehr gut kann
3. etwas tun, was andere brauchen und wofür sie direkt oder indirekt bezahlen
4. etwas tun, was in der Form nicht von anderen oder möglichst nur von wenigen anderen schon angeboten wird.
1. ist meistens gegeben, sonst würden ja nicht so viele ihre Zeit damit verschwenden.
2. von sich erzählen und Egosuppe umrühren, das können die meisten. Schreiben können nur wenige. Darum gebe ich Chatatkins recht, der sagt, Bloggern könnte man mal das Schreiben beibringen.
3. ist nicht gegeben, jedenfalls nicht momentan. Allerdings könnte es gegeben sein, wenn 2. gegeben ist: Wenn gute Blogger gute Sachen schreiben, die die Leute gerne lesen, dann haben Blogs das Zeug, herkömmliche Medien abzulösen. Dann muss aber Schluss sein mit der selbstreferenziellen Beweihräucherung.
4. ist gegeben: Schnelle, flotte Meinungsbildung kurz mal im Netz, unabhängig vom Geschwafel des herkömmlichen Journalismus, der dringend einer Überholung bedarf. Der Wettbewerbsvorteil ist der, dass weite Teile des Journalismus die Leute nur noch angähnen. Nachfrage ist also da.
Ob eine Idee erfolgreich ist, lässt sich relativ einfach bewerten. Es gibt dafür Kriterien:
http://www.thilo-baum.de/lounge/business/anleitung-zum-erfolg/
Und nur weil ein Medium neu ist, sind nicht plötzlich die Regeln des Erfolges Unsinn.
Strappato: „Heute alles Kinderkram. Die gewonnene Zeit könnte in die Kreativität und den Content fliessen. Stattdessen sehen die “alternativen Medien” wie blogs oft lieblos und uninspirierend aus.“
Ja, das denke ich auch. Doch fürchte ich, die Zweit wurde nie gewonnen, sondern nur auf einem anderen Weg verloren. Mir ist eigentlich kein Fall bekannt, dass in dieser Produktionsmittel-Revolution irgendwer mehr Zeit hätte. Die geht für Updates, für Migration, für Vernetzung und Dauerkommunikation drauf. Flexibilität als Form des Gefangenseins, ist auf eine andere Art noch viel ärger.
Und vergessen soll man auch nicht, dass all das zu einer Verfestigung der Diskursstammtische mehr oder minder deutlich führt.
Für “Bewegung” sind Blogs einfach ungeeignet. Da ist der elektrische Kitt einfach zu unhandlich, zu langsam, zu bequem. Für Empörung sind Blogs jedoch toll. Und für Wissenschafts-, Forschungs-, Gewerbe- und allgemein Gesellschaftskritik trifft auf sie all das zu, was Marx und Engels gegenüber den kritischen Kritikern ihrer Zeit geschrieben haben. Das kommt nicht auf die Füße.
@29 Urs, dein Eindruck wiederum muss dann wohl daran liegen, dass du nur die ‘Sargnagelschmiede’ kennst, wo meine Wenigkeit unter diesem Pseudo hier schreibt. Das wiederum ist aber eben auch nur meine ‘Linkabwurfstelle’, eine Art Pinnwand, wo ich zusätzlich ein wenig Sarkasmus, Kindsköpfigkeit und Witz zum Würzen verwende, um den verehrten Lesern eine Freude zu machen. Dir allerdings wohl weniger, vielleicht fehlt dir einfach dafür die Ader. Als Blog bietet die Schmiede allerdings ein wenig das Bild eines Pichelsteiner Topfs, wo es mal um dies und mal um das geht, vor allem aber geht es mir ums Festhalten von Einfällen, Verknüpfungen, Zitaten etc. Dafür ist es übrigens noch erstaunlich gut besucht und verlinkt.
Selbst der Brockhaus beugt sich ja nun der Demokratisierung des Wissens durch das Internet: “Die Marktanalysen zeigen eindeutig, dass die Kunden künftig Sachinformationen in erster Linie online nachschlagen werden.” Quelle: http://www.brockhaus.de/presse/detail.php?nid=17&id=537
Vorbei die Zeiten, in denen Kinder aus gehobenen Haushalten (Brockhaus im Regal, Spiegel-Abo montäglich im Briefkasten und FAZ morgens auf dem Frühstückstisch) einen asymmetrischen Bildungsvorteil genossen.
Internet kann jeder und auch vielen Blogs wird es dienlich sein, wenn sie auf verlässlichere Quellen als Wikipedia referenzieren können.
@ 33: Der Charme eines erklärten Witzes. “Eigentlich mache ich ja das nicht, sondern was anderes, aber wenn, dannn fehlt ‘dir’ eben das.”
Öde. Verlinkt, besucht, vergessen. Qualitätsbloggerei heute.
Auch so eine Phrase: “Demokratisierung des Wissens durch das Internet” – und ich frage mich, wo bleibt das ganze demokratisierte Wissen, welchen Vorteil hat es bislang gebracht – gegenüber vorher? Warum ist es denn so schwer, bei aller Euphorie für das Mögliche, die Augen vor den Entwicklungen des Faktischen zu verschließen. Und von welcher Bildung ist die Rede, wenn von Spiegel, FAZ und Brockhaus zugleich die Rede ist?
Wo im gleichen Schritt wichtige Einrichtungen wie Bibliotheken zusammengekürzt werden in Beschaffung, Verwaltung und Öffnungszeiten?
Meines Erachtens nimmt im Moment die Asymmetrie gerade zu. Und ‘das’ Internet ist dabei auch ein wohlfeiles Mittel, dies eher zu befördern – mit den höchsten Weihen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Im Namen von Humanität, Demokratie und Freiheit.
(So nun bin ich aber stille für mindestens 27 Kommentare.)
Erklären muss man aber auch können …
Don Alphonso schrieb:
Wen überrascht es, dass ein Saftblog dem Saftverkauf dient? Jeder Saftkäufer über 20 hat schon so viele Beeren kommen und gehen sehen, dass er auch die Aroniabeere einordnen kann ;-)
@Hufi(36): Überall regt sich Bildung und Streben ;-)
[Nebenbei: kann man kommenden Generationen den “Osterspaziergang überhaupt noch nahebringen können, wenn sie gar keinen Winter mehr kennen?]
@Hufi
Ebay war angetreten, den “Handel zu demokratisieren”, nun tritt Brockhaus an, das Wissen allen zur Verfügung zu stellen.
Der wahre Kern aus meiner Sicht: nun ist es dem Einzelnen überlassen, ob er auf das Wissen zugreift oder nicht, die Ausrede, man komme aus ärmeren Verhältnissen (und hat deshalb keinen Zugriff auf in gedruckten Medien gespeichertes Wissen) zählt nicht mehr. Auch nicht das Gejammere, es würden immer weniger Planstellen geschaffen für Bibliothekare.
Google macht Millionen bisher kaum nutzbarer Bücher digital verfügbar. Treibt damit andere Unternehmen und auch staatliche Institutionen vor sich her.
Jeder stabile Artikel in Wikipedia, jedes gut gemachte Blog, alle Spezialforen verbreitern die Basis.
Eigentlich eine ganz gute Entwicklung. Für den, der Qualität schätzt.
@39: Schön wäre es ja. Aber jeder falsche, instabile oder umstrittene Artikel in der Wikipedia kann die Basis wieder reduzieren und die Motivation beeinträchtigen.
Bibliotheken sind viel wichtiger als Googles Digitalisierung. Das Personal der Bibliotheken kann man durch Ehrenamtliche ergänzen oder man kann den Bibliothekaren bessere Technik zur Verfügung stellen. Die Bibliotheken kann man aber niemals ersetzen. Irgendwo muss das viele Wissen in der Wikipedia ja schließlich herkommen …
Jetzt muss ich das Versprechen doch glatt brechen.
@ Interaktivierung: “nun ist es jedem Einzelnen überlassen …” – das ist auch so ein schöner und frommer Wunsch. Neben allen weiterhin bestehenden Zugangsschranken, gibt es doch auch Dinge außerhalb der Zugriffs des Wissens. Wie Millieu, Umgebung im Allgemeinen. Es ist eben weiterhin selten einem wirklich überlassen, was man tun könnte. (Und seien es nur Gesetze, die einen daran hindern.) Und du sagst es selbst ja: “Eigentlich eine ganz gute Entwicklung. Für den, der Qualität schätzt.” Aber wie kommt wer dazu, Qualität zu schätzen? Das kommt doch nicht von Ebay oder Google.
@ Chat: Sich “Erklären muss man aber auch können.” Kann der Blogger, ist genetisch programmiert.
@ Stefanolix: Manchmal machst du mir Angst. “Überall regt sich Bildung und Streben ;-)” Neulich las ich (hörte ich) im Deutschlandfunk über Versuche mit elektrischen Impulsen im Hypothalamus. Da wurden noch ethische Fragen angedacht. Prima. Ich kann mir Forschungseinrichtungen und Länder denken, die solche Experimente ohne die geringsten ethischen Bedenken durchführen könnten und es vielleicht sogar längst tun. Soviel Wissen war nie.
@Hufi: Aber Dein Kulturpessimismus kann mir auch Angst machen. Bist Du dafür nicht noch etwas zu jung? ;-)
Du hattest Spiegel, F.A.Z. und Brockhaus erwähnt. Natürlich regen sich bei den Nutzern Bildung und Streben: die Spiegel-Lektüre nimmt man als Anlass für das Streben nach Besserem, die F.A.Z.-Lektüre als Anstoß zur kritischen Auseinandersetzung und den Brockhaus zum Nachschlagen …
Ich halte den Menschen grundsätzlich für lernfähig und veränderungsfähig. Vielleicht kommt es daher, dass ich mit vielen solchen Leuten zu tun habe (und ja, die lernen ohne elektrische Impulse). Aber vielleicht kommt es auch aus einem gewissen Grundoptimismus, ohne den der Mensch noch […] — nein, ich muss mich an dieser Stelle verabschieden und an mein Manuskript zurückkehren ;-)
Irgendwie, Stefanolix, scheint mir die Welt wirklich nicht dazu eingerichtet, die beste aller zu werden (selbst bei kompletter Unkenntnis aller anderen Welten, erlaube ich mir diese Einschätzung).
Ich auch. Aber diese Vorstellung kann ich nicht ohne die janusköpfigkeit der Möglichkeiten sehen.
@Hufi Qualität lern man schätzen, indem man sie erfährt. Das ist in manchen Bevölkerungsgruppen einfacher, in anderen schwieriger, unmöglich ist es Keinem.
Schulen bilden eine wichtige Vermittlungsstufe dafür und da hat sich sehr viel zum Positiven bewegt – in der Realität… nicht in den Medienberichten darüber.
Schalte mal 12 Monate (drunter wirkt es nicht) die Glotze ab, lies keine Tageszeitung und höre keine Radiosender, Du wirst sehen, dass Deine Einstellung zur Welt viel positiver ist, falls Du es überlebst ;-)
good luck
“Weil das meiste nicht gut ist, und selbst das Beste ist nicht gut genug.”
Nein, das ist nicht der Punkt, der den kommerziellen Erfolg verhindert. Es gibt eine ganze Reihe von Leuten die zweigleisig fahren und bezahlt für Print arbeiten und gleichzeitig ein Blog betreiben oder andere Publikationsformen im Internet nutzen. Ich mache das auch so. Man darf dabei ruhig unterstellen, dass dabei niemand bewusst fürs Internet seine Qualitätsstandards senkt. Ein Unterschied liegt allenfalls darin, dass es bei Print noch eine zusätzliche Korrekturstufe vor der Veröffentlichung gibt, die ich mir manchmal auch für mein Blog wünsche.
Was verhindert den kommerziellen Erfolg denn dann? Nicht die Qualität an sich, sondern die Zersplitterung in tausende Fundstellen für hochwertige Texte. Eine derartig zersplitterte Blogosphäre mit so vielen einzelnen Autoren lässt sich nicht vermarkten. Ein denkbare, aber nicht realisierbare Lösung: Mal angenommen, ich interessiere mich fürs Angeln (tue ich nicht…) und betreibe ein Angel-Blog und komme nach zwei Jahren auf 500 tägliche Besucher. Das reicht für 3 Euro Einnahmen im Monat aus einer Amazon-Partnerschaft, aber sicher nicht für mehr. Gelänge es mir aber, sämtliche deutschen Angelblogs unter einen Hut zu kriegen und gemeinsam zu vermarkten, könnte ich der Werbung mehr Leser bieten als die zwei oder drei Angelzeitungen, die es möglicherweise gibt, ja es spräche sogar viel für die Annahme, dass die Werbung auf allen Angelblogs zusammen eine Menge erreicht, die einen großen Teil alle Angler umfasst, die zugleich Internetsurfer sind und sich im Netz über ihr Hobby informieren. Damit wäre man für Veranstalter von Angel-Reisen oder für Hersteller von Angelruten ein interessanter Werbeplatz.
Die einzelne Seite hat’s schwer. Aber wenn sich alle Angelseite zusammen täten, inhaltlich autark blieben, aber gemeinsam Werbeplätze vermarkten würden – das könnte funktionieren.
Aber dazu wird es nicht kommen. Die Zerstrittenheit der Blogosphäre, das permanente Misstrauen gegenüber Versuchen der Kommzerialisierung, ist insofern das Glück der Print-Verleger. Man hat es an Adical gesehen. Eine gute Idee, die nicht zuletzt hier bei der blogbar permanent bekübelt wurde. Womit ich das Thema Menschrechte in China nicht herunterspielen will – auch Adical hat Fehler gemacht.
Ich glaube immer noch daran, dass Publizieren im Internet auch kommerziell funktionieren könnte. Für mich immer noch das Bestechendste daran: Der Autor selbst würde verdienen, was seine Texte einbringen, und nicht sein Verleger.
Grüße,
HG
Demokratisierung des Wissens ist eine Chimäre. Wissen konnte sich auch in der Präinternetzeit jeder aneignen, der 1. dazu fähig war und 2. dazu willens war. Jeder konnte sich – ohne einen Pfennig zu bezahlen – in die örtliche Leihbücherei oder Bibliothek setzen und im Brockhaus stöbern.
Was also ist neu:
1. Die große Masse bzw. die exorbitant vielen kleinen Massen der bereitgestellten Informationen – nicht des Wissens!
2. Die Geschwindigkeit der Verfügbarkeit dieser Informationen – nicht die Verfügbarkeit für alle!
Meine These:
Es gibt also – was für eine Demokratisierung von Wissen notwendige Bedingung wäre – nicht mehr Wissen und nicht für alle! Das Internet bringt keine Demokratie des Wissens! Demokratisierung des Wissens ist überhaupt nicht erstrebenswert!
Begründung:
Zu 1:
„Wissen (… bedeutet ‘ich habe gesehen’ und somit auch ich weiß) bezeichnet alltagssprachlich meist wahre und für wahr gehaltene Meinungen. […]“ Und weiter: „Im Bereich der Informatik und Informationstheorie wird Wissen oftmals mit ‘Information’ gleichgesetzt, […]. Dabei wird oft nicht explizit objektive Wahrheit vorausgesetzt, so dass in dieser Hinsicht der Begriff Information eher dem alltagssprachlichen Begriff von Meinung statt von Wissen gleichkommt.“
Eine meiner Meinung nach sehr gute Definition von Wissen bzw. dessen Abgrenzung zur Information.
Wissen unterscheidet sich von Information dadurch, dass Wissen von Experten erstellt wird, Meinung durch die Mehrheit einer Gesellschaft. Beispiele: Wir wissen, dass durch Verkehrsunfälle mehr Menschen sterben, als durch Terroristen – die Mehrheit hat mehr Angst vor Terroristen. Wir wissen, dass Menschen im Alter nicht wertlos werden – die Mehrheit hat Angst vor Arbeitslosigkeit im Alter. Usw. Angst ist ein schlechter Ratgeber.
Wer die Hegemonie über eine Meinung erringen würde, könnte also definieren was Wissen, was Wahrheit ist. Wissen ist das, wovon einer, zwei, mehrere was verstehen – nicht das, was die Mehrheit für wahr, richtig oder gerade für en vogue hält. Demokratisierung des Wissens, also die Mehrheitsentscheidung über das Wissen, ist kein Wissen mehr, sondern Mehrheitsmeinung.
Gerade Angst – vor Bedeutungsverlust, Einflussverlust, etc – treibt treibt die Menschen ins Internet! Von beiden Seiten: vom Anbieter sowie vom Rezipienten. (Aber das ist ein anderes Thema …)
Zu 2.:
Die Verfügbarkeit von Informationen war zu jeder Zeit gegeben. Wer wollte, kannte Leute, die wussten, was es an Hintergrundwissen gab. Wer dieses Wissen nicht preisgeben wollte, der tut es in der Präinternetära genauso wenig wie jetzt! Gesetz den Fall, dass heute im Internet prozentual genauso viel richtige wie falsche Information verfügbar sind, wie seit Urzeiten: Um an die Wahrheit heranzukommen muss ein erheblich größerer Aufwand betrieben werden, die Spreu vom Weizen zu trennen. Letzteres geht mithilfe des Internets im Einzelfall schneller, aber die Masse an Informationen lässt uns nicht schneller das Wissen finden.
Im Gegenteil: Wer heutzutage am schnellsten die entsprechenden Informationen auf den Tisch legen kann, hat die Hegemonie! Demokratie? Ha, geh mich wech! Wer zuerst kommt mahlt zuerst!
Fazit:
Das Internet ändert nichts: Solange die dahinterstehenden Menschen genauso sind, wie vor hundert, tausend oder zehntausend Jahren, wird sich nichts ändern.
Das Internet ist nur die Straße, auf der wir gehen. Der Weg unter unseren Füßen. Sonst nichts!
Ich habe mir Adical sehr lange angeschaut, ohne was zu sagen. Sogar noch nach der re-publica, als Häusler und Lobo längst auf dem “Wir machen uns über jede Kritik lustig”-Trip waren. ich habe mir von Lobo sehr, sehr viel über Medien sagen lassen, ich habe Häusler direkt davor gewarnt, sich auf solche Leute einzulassen, ich habe lange versucht, Adical als die beste aller schlechten Möglichkeiten zu begreifen. Aber irgendwann ist halt Schluss, und wer als Werber in die Medien lügt, muss sich halt kritik anhören.
Adical ist die Geschichte einer Berliner Hybris, die dachte, sie müsse nur kommen und könne sich dann auch sowas wie Yahoo leisten. Hegemonie unter den Blogs war die Idee, ein ziemlich umfassendes Versagen ist das Ergebnis. Und dass sie keine Werbung bekommen, liegt nicht an mir, sondern schlichtweg an deren Leistung.
Kleine Anmerkung: ich weiß zwar nicht genau, was Ihr unter dem hier oft zitierten “kommerziellen Erfolg” versteht, aber ich bin mir sicher, dass darunter nicht ausschließlich Werbeeinnahmen zu verstehen sind.
Und selbst wenn ich für das Schreiben von Blogbeiträgen nicht bezahlt werde, dann kann ich mit einem Blog trotzdem erfolgreich sein, auch kommerziell, denke ich.
Aber vielleicht verstehe ich nur nicht, was Ihr meint?
Richtig – was ich unter anderem Namen im ‘Wörterblog’ schrieb, das fließt jetzt in ein Buchprojekt ein, das hoffentlich ein kommerzieller Erfolg sein wird. Sofern genügend Leute die Nase von Bastian Sick vollhaben …
Ich bin ja auch gespannt, wer im »wörterblog« demnächst schreiben wird, wenn Du das nicht mehr machst. Aber noch mehr gespannt bin ich auf Informationen zu Deinem Buchprojekt und auf den Wettbewerb mit Herrn Sick ;-)
Dante, deine Argumentationskette finde ich bestechend. Und ich finde, sie hat viel mit dem zu schaffen, was hier als Werbungsmaßnahmensideen mit adical und co zu tun hat. Es hat für mich den Anschein, als ob man immer noch auf der Suche nach der “Killer”-Applikation ist. Nach außen hin wird das als “Wissen” apostrophiert oder als “kritische Masse” der Bekloppbaren.
Wenn ich dann aber einen Blick beispielsweise auf Blogscout werfe, sehe ich doch ganz flott, was geht und wer wo zuerst was gegangen ist.
Es gibt einfach auch Dinge, die werden wahrscheinlich nie wirklich “gehen”. Ein Streichquartett von Helmut Lachenmann zum Beispiel. Oder ein Chor von Nono. Da kann man noch so sehr gemeinsam vermarkten wollen. Es ist da wie sonst auch, der Lebensunterhalt wird auf eine andere Art und Weise erwirtschaftet.
Ach, ich weiß:
Da hast Du doch schon das erste Objekt Deiner Sprachkritik ;-)
Der DUDEN-Verlag wird sich für diese Werbung auf einem sterbenden Blog sicher bedanken.
@Hufi: Dieses Streichquartett kann im Internet wohl nicht »gehen« — gehört das nicht zu den Stücken, die zuerst auf ein Festival der modernen Musik gehörten und die man vielleicht nur ganz selten aufführen wird, weil es einfach erfolgreichere Streichquartette gibt? Wird solche Musik wirklich komponiert, um zu »gehen«?
“Ich könnte auf Anhieb kein blog nennen, bei dem ich “Wow!” sagen würde.
Was nicht ausschliesst, dass es die gibt.”
Meins.
@Dante:
An einem Punkt ändert das Internet (und Suchmaschinen) den Weg zum Wissen – es gibt eine einheitliche Schnittstelle, den Google-Suchschlitz. Man muss eben heute nicht mehr wissen, dass es eine Bibliothek gibt und einen Brockhaus und wie man rein kommt und wie man so ein Ding liest mit Querverweisen etc. Man tippt den Begriff, der von Interesse ist ein und bekommt den relevantesten Treffer. Nun heul’ nicht, dass damit die Kultur des Abendlandes in Gefahr ist, weil keiner mehr in Bibliotheken geht und Folianten wälzt, das war halt nur eine Übergangstechnologie, die nun abgelöst wird.
Natürlich, Stefanolix, soll so ein Quartett auch gehen. Gran Torso ist großartig. Andere gehen besser. Aber Streichquartett ging immer schon eher schlecht. Da hat man früher die schöne Unterscheidung zwischen Kenner, Liebhaber und Dilettant gehabt. Streichquartett war fast immer für Kenner.
Aber wenn man beispielsweise mal zu Schönberg zurückschaut. Auch er hat es eigentlich bedauert. An Busoni schrieb er 1909, er wäre “viel lieber mit dem regelmäßigen Publikum in Verbindung als mit dem außerordentlichen”.
(Ad Interaktivierung: “Man tippt den Begriff, der von Interesse ist ein und bekommt den relevantesten Treffer.” Dies ist ein sehr verbreiteter Irrtum. Und den merkt man diesen Neuwissenden leider auch an.)
Ich erlaube mir mal ausnahmsweise einen manuellen Trackback. Kurzum: Ich glaube auch, dass es in Blogistan noch nicht genügend Qualität gibt, ich glaube auch, dass die Grundhaltung Berliner Slacker-Kreise ein Problem darstellt, und doch komme ich bei einem Versuch einer Gesamtbewertung zu einem anderen Ergebnis, auch deshalb, weil der “professionelle Journalismus”, nimmt man diesen als Konkurrenz zur Blogosphäre, nicht unbedingt einen großen Qualitätsvorsprung aufweist.
Ihr Defaitistenpack: Es gibt eine ganze Reihe sehr guter Blogs. Auch in Deutschland. Auch solche, bei denen ich ‘Wow!’ sage. Obwohl sie nicht ganz oben in den Blogcharts stehen.
Manche versuchen offenbar Kommerz mit Qualität gleichzusetzen: Was steht in der ‘Hitparade’? Ist das gute Musik? Eben! …
>> (Ad Interaktivierung: “Man tippt den Begriff, der von Interesse ist ein und bekommt den relevantesten Treffer.” Dies ist ein sehr verbreiteter Irrtum. Und den merkt man diesen Neuwissenden leider auch an.)
So ist es. Bis das Inet qualitativ soweit ist, wie eine gute Bibliothek, wird noch eine lange Zeit vergehen. Das Dumme ist eben, dass viele das nicht sehen und mittlerweile blind an Suchergebnisse glauben, ist ja auch so schön bequem …
Noch dümmer ist es, daraus zu schliessen, dass klassische Methoden zur Ver- und Ermittlung von Wissen am Ende sind. Aber diese klassischen Methoden werden tot geredet von Leuten, die lieber mit nebligem Halbwissen, als mit dem klaren Verstand arbeiten.
Abgesehen davon ist immer die Rede von einer riesigen Wissensmasse, welche im Inet zu finden ist. Naja, Masse schon, aber versuchen sie mal Details zu aeronautischen Themen (z.B: Etops oder Driftdown) im Inet zu finden. Ja, es gibt einiges, aber das Wesentliche findet man immer noch nur in entsprechenden Fachbüchern (welche in diesem Fall richtig Geld kosten), also in der guten alten (Fach-)Bibliothek. Und dort sind sie dann dankbar, wenn der Bibliothekar ihnen bei der Recherche (im übrigen auch mithilfe moderner Technologien) helfen kann.
Merke: Es gibt keine ‘Übergangstechnologien’ in der Wissensvermittlung. Es gibt nur gute oder schlechte Methoden zur Wissensvermittlung. Technologie ist immer nur ein Mittel, niemals ein Weg. Wacht auf ihr RaumschiffEnterpriseTräumer, geht vom Gas runter, lehnt euch zurück, entdeckt die Langsamkeit, lasst den Nebel wegziehen, dann und nur dann bleibt das Wesentliche bei euch ;)
Eben &
Eben!
@hufi, kodix, dann sind wir uns ja mal wieder einig ;)
Ich bin eh harmonie-süchtig. Dann sind wir uns eben alle einig. Gerne :-)
[…] Gewinnen nur durch den Vergleich – Don Alphonso Ähnliche Beiträge […]
Der Fischerdübelblog hat doch schon lange kapituliert.
Dafür war die Tochter vom Prof. Artur Fischer erfinderisch, Margit Fischer-Weber.
Sie zeigt uns auf ihrer Website ein anderes Gesicht (Fratze) vom Erfinderking.
Die Frau hat Rückgrad.
Könnt ja den Link entfernen?
http://www.fischerfratz.de
Oder Ihr sucht unter Prof. Artur Fischer ..
Olaf
Ist ja eine üble Geschichte mit den Herrn Artur Fischer. Ich habe selbst mal in Freudenstadt gewohnt.
Die Firma Fischerwerke hat dort grossen Einfluss. Ob bei Banken oder sonst wo.
Da kann mir die Frau Fischer-Weber (Tochter) nur leid tun.
Mut hat sie und ich wünsche ihr viel Glück.
Ich glaube dort jedes Wort auf Ihrer Webseite.