Klauen bei Bloggern
Was dem Spiegel bei der Washington Post Recht ist, ist anderen bei Bloggern nur billig: Egal ob Schweizer Glücksspielanbieter oder deutscher Sachbuchautor, der beste Inhalt ist immer noch der, den man sich woanders ohne Mehraufwand kostenlos beschaffen kann. Nur dumm, wenn es den Betroffenen auffällt.
Schickt mehr Rechnungen. Anders lernen die es nicht.
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Blöd nur, wenn der Dieb im Ausland sitzt. Zumindest bei mir bin ich da teilweise nicht weiter gekommen… :(
Mein Dieb hat schon um Entschuldigung gebeten. Aber die Kuh ist noch nicht vom Eis. Der Umfang des Plagiates in diesem Sachbuch ist viel größer als zuerst angenommen, inzwischen habe ich von weiteren Opfern gehört. Ganze Seiten wurden abgeschrieben.
Ich wäre um weitere Benachrichtigung dankbar.
Ich hab eben im Kommentar in meinem Blog notiert, was heute passiert ist und was ich davon halte. Ich würde mich wundern, wenn der Eichborn-Verlag das Buch nun einfach auf den Markt bringt, denn der Umfang des Plagiates ist viel größer als anfangs angenommen. Der Link bleibt derselbe: http://www.blog.druckerey.de/index.php?id=94
Mir tut der Autor schon leid. Die Suppe, die er sich eingebrockt hat, löffelt er nicht so schnell aus. Ich glaube nicht, daß das ein böser Schreiberling ist, der sich nur bereichern will. Die Versuchung war groß, das Unrechtsbewußtsein klein, ich an seiner Stelle hätte jetzt einen gewaltigen Kater.
Ich finde, da ist jede Toleranz und jedes Verständnis fehl am Platz. Dieser Autor hat keine Probleme damit gehabt, gegen geltendes Recht zu verstoßen, um endlich sein buch rauszubringen. Warum sollte ich ihm das, was er nun sagt, glauben, da er eh nur zugibt, was man ihm bereits nachgewiesen hat.
Hardlining ist immer wenig effizient. Ich bin immer dafür, das Gesetz erst durchzusetzen mit staatlicher Hilfe, wenn es gar nicht anders geht. Als ehemaliger DDRler weiß ich es besonders zu schätzen, wenn der Staat sich zurückhält und auf den Bürger vertraut, seine Angelegenheiten selbst zu regeln. Und: man tritt nicht auf Leute, die am Boden liegen. Wo soll denn Frank Müller jetzt noch publizieren? Einen Rufschaden darf man in den Medien nicht unterschätzen, zumal wenn man nicht prominent ist und durch jede Sch… durchkommt wie manche Leute beim Fernsehen.
ich bin bei sowas nicht wirklich unaufgeregt, weil ich selbst für meine Bücher eine heidenarbeit hatte – nicht, weil ich abgeschrieben hätte, sondern weil ich ziemlich lang für die Prüfung einzelner Passagen gebraucht habe, um sicher zu sein, dass da niemand kommt und behaupten könnte, ich hätte mich inspirieren lassen; siehe auch den Fall “Hinterkaifeck”. Für den Verursacher ist es natürlich sehr unerfreulich, aber die Ausrede empfinde ich als wenig gelungen; selbst unter Abgabedruck bekommt man sowas gebacken. Zjmal die eigentliche Arbeit nicht das formulieren ist, sondern die Struktur und der Aufbau des Buches.
Ich verstehe natürlich die Haltung, “es” anderweitig zu tun, aber Eichborn wollte damit Geld verdienen, hat bestenfalls unglücklich vertraut, und das Ganze ist für alle Beteiligten ein kommerzielles Projekt. Nach meiner Erfahrung ist es so, dass solche leute unter Druck auch noch pampig werden; so hat es ein Münchner Verlag mit dem Zitatrecht probiert. Es nervt, weil es als Kavaliersdelikt gilt, obwohl es Betrug am Leser ist. Und ein Verbrechen an der Buchkultur.
@MZS: Ich finde Deine faire Einstellung wirklich bewundernswert und richtig. Frank Müller wird wohl darauf vertrauen müssen, dass ein Allerweltsname ihm hilft, auch später noch etwas publizieren zu können.
Klar hab ich mich erst geärgert, als ich plötzlich meine eigenen Worte in dem Buch las. Und wenn ich solche Texte schreibe, ist das auch ordentlich Arbeit (man liest viel mehr Fachliteratur als man verwendet, man muß ja immer etwas mehr wissen als man schreibt, also Hintergrund), die sich ein Plagiator spart. Man sieht das ja an den sachlichen Fehlern, die er in die ungekennzeichneten Zitate “reinredigiert” hat.
Und die Verlagswerbung ärgert einen dann auch noch: “Mit viel Sprachwitz, Ironie und Polemik” oder auf dem Buchdeckel: “eloquente Spurensuche”, das sind fremde Federn, die der Verlag seinem Autor auf Haupt setzt. Die gehören mindestens fünf anderen, echten Autoren.
Gegen einen pampigen medizinischen Verlag, der mir einen ganzen Text aus der Berliner Zeitung geklaut hatte, bin ich letztes Jahr aber mit Anwalt vorgegangen. Die waren auch uneinsichtig, das war mir zu frech, das mußten sie mir bezahlen. (Der Anwalt mußte tatsächlich drei Briefe schreiben. Wurden ihm aber auch bezahlt.) Aber wenn nun ein Werbetexter sich entschuldigt, da schmeckte der Triumph doch schal.
Und dem Ärger folgte schnell die Verwunderung: Wie kann man glauben, daß das niemand merkt? Wie kann man sich selber so betrügen? Zwei der anderen Beklauten saßen wie ich am Wochenende kopfschüttelnd über dem Ding. Da glaubt man doch, es mit einem Kind zu tun zu haben, so naiv ist das. Ich kann da nicht wüten. Und nun mal gucken, was Eichborn macht.
Post von Eichborn: Die Justiziarin teilt mir mit, daß die Auslieferung des Buches gestopt wurde und man sich um Klärung bemüht. Alles sehr anständig bis jetzt.
Ich kapiere eines nicht: Was ist eine Entschuldigung des Plagiators wert? Meines Erachtens nichts. Warum? Manueller Trackback:
http://www.thilo-baum.de/lounge/die-wunderbare-welt-der-medien/entschuldigung/
Kurz der Stand der Dinge in meinem Fall. Der Herr Honegger von Casinos.ch hat den geklauten Beitrag entfernt. Nun fängt er aber an, mit mir zu diskutieren. Ich solle dich froh sein, dass sein Unternehmen diese “News” (so nennt er ein mehrseitiges Essay zum Poker-Hype…) verbreite und mich damit berühmt mache. Ich hab ihm dann mal erklärt, dass ich meinen Lebensunterhalt mit Schreiben verdienen und dass der betreffende Beitrag zwar in meinem privaten Blog stand, aber ich trotzdem er Urheber bin, der die Rechte daran hat.
Wirklich heiß ist die Sach auch deswegen nicht, weil er nur ein Teilzitat ins Netz gestellt und dann auf eine Site verlinkt hat, die mit meinem Einverständnis zweitverwertet hat.
Wer hat’s erfunden?
ich habe in so einem fall mal den rat bekommen, in der Schweiz eine Rechnung zu stellen und dann knallhart durchzugreifen. Las Dir keinen Unsinn erzählen, auch in der Schweiz gibt es ein Urheberrecht, das einen Klau unzusammenhängender Zitate nicht erlaubt.
Fürs deutsche Sachbuch hat der “Autor” Frank Müller auch die Wikipedia beklaut und sich an einem Werbetext eines Fachbuches gütlich getan. Ausführlich wieder hier: http://www.blog.druckerey.de/index.php?id=94 Ich würde mal annehmen, daß sich noch mehr Opfer fänden, käme das Buch an die Öffentlichkeit.
Schön langsam fange ich an, mich intensiv für das Buch zu interessieren. Für das Eichborn-Lektorat ist das extrem ungünstig.
Vielleicht gibt’s noch Rezensionsexemplare? Am besten vor dem Einstampfen eins sichern!
http://www.eichborn.de/i/cover/5668/m_9783821856681.jpg
Beim Verlag steht über den Autor geschrieben “ist Germanist und arbeitet als Journalist und Werbetexter in Frankfurt am Main”.
Ich kann nicht sagen, dass ich überrascht bin. So gesehen kann man vielleicht sogar eher von Berufskrankheit denn von Absicht sprechen.
Nun, räusper, ich war zehn Jahre lang hauptberuflich Feuilletonist (Berliner Zeitung, FAZ, SZ u.v.a.) und bin es nebenberuflich noch immer. Allerdings würden mich meine Redakteure vermutlich mit irgend etwas be- und anschließend rausschmeißen, wenn ich ihnen solche Eier ins Nest legte wie Müller dem Eichborn-Verlag.
Nicht jeder Taucher bekommt Tiefenrausch, nicht alle Lustknaben leiden an Hepathitis, und nicht jeder Steuerhinterzieher ist per se ein schlechter Mensch.
Aber es kommt doch so oft zusammen, dass man sich über die Koinzidenzen nicht wundern muss.
1985 schrieb ein gewisser Achim Schwarze ein Buch, welche im Eichborn-Verlag erschien “Aus den Dissertationen unserer Elite”.
Als Vorwort enthielt es einen seitenlangen Bericht über die Arbeit des Autors als Ghostwriter für Dissertationen. Wenn ich nun lese, dass Frank M. zur Zeit an seiner Dissertation arbeitet, und dieses zusammenkopierte Buch so etwas wie eine Arbeitsprobe sein könnte, dann erinnert mich das Vorgehen fatal an dieses alte Vorwort.
Irgendwo habe ich in dieser Diskussion gelesen, dass der Eichborn-Verlag doch ein seriöser Verlag sei. Komisch, seit diesem Buch von 1985 rangiert der Verlag bei mir eher am unteren Ende der Skala.
Tiefenrausch ist ja eigentlich ein echtes Thema für mich, aber ich reiße mich mal zusammen, um das Grundthema nicht zu gefährden.
Sieht so aus, als ob der Eichborn-Verlag reagiert hat. Die “Entschuldigung” ist niedlich. In der Meldung auf ttp://www.journalportal.de/news_einzeln.php?n_id=2987 heißt es: “Der Verlag entschuldigt sich damit, dass dem Werbetexter Müller korrektes Zitieren nicht unbedingt liege.”
Korrekter Link:
http://www.journalportal.de/news_einzeln.php?n_id=2987
Ich bekam jetzt die offizielle Mitteilung aus dem Eichborn-Verlag, das Buch ist aus dem Markt zurückgezogen worden. In dem Brief heißt es: “Da wir uns als Buchverlag in besonderem Maße verpflichtet sehen, das geistige Eigentum zu respektieren und zu schützen, bedauern wir diese unerfreuliche Angelegenheit sehr.”
Stellungnahme von Eichborn dazu:
http://www.eichborn.de/s2/default.asp?id=653&SeID=365337551212871498126022008140323
Klare Worte.
Da könnte sich Spiegel Online eine Scheibe davon abschneiden.
Was könnte so ein Verlag denn jetzt tun, wenn er das Buch als solches noch “retten” will?
@27: Errata-Zettel :-)
@26 & 25: Ich finde die Worte eher launig, weniger klar. “Mit Billigung des Autors” … “eine feuilletonistische Fingerübung zur Rettung eines einzelnen Buchstabens, geschrieben mit dem Furor der Aufklärung, veredelt mit der lässigen Eleganz eines Wortkünstlers, der im Werbealltag mit frohen Botschaften sein Geld verdient” … “klug gedacht, … dumm gemacht”
So wirkt das wie eine Petitesse.
@Amelie: Vielleicht Frank Müller als Herausgeber deklarieren, bei den verschiedenen Autoren um Erlaubnis bitten, die Texte zu veröffentlichen, sie dafür bezahlen und als Quelle ausweisen. Dann vielleicht.
Das SZ-Magazin bringt heute einen Artikel von Frank Müller, dem Dieb. Über das Verschwinden des ß. Online ist offenbar auch der Hinweis über das einzustampfende Eichborn-Buch verschwunden. Prof. Ickler meldet ihn allerdings: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=575#6552) Ich nehme an, er steht im gedruckten Heft. In dem SZ-Text sah ich keinen Diebstahl. Ob Herr Müller einfach vergessen hatte, daß der Text heute erscheint und ihn deshalb nicht zurückgezogen hat? Oder er ist wirklich ein Frechling.
Ein Werber. Er ist ein Werber. Scham ist die erste Eigenschaft, die man in diesem Beruf verlernt.
[…] Wir hatten schon mal in unseren News darüber berichtet, dass der Eichborn-Verlag sein Buch “ß. Ein Buchstabe wird vermisst” zurückziehen musste, nachdem Martin Z. Schröder in seinem Blog darüber schrieb, dass ihm etliche Passagen aus dem Buch ziemlich bekannt vorkamen. Auch andere Medien wie die Blogbar nahmen das auf. Interessanterweise waren die abgekupferten Stellen schon einmal in der Süddeutschen Zeitung abgedruckt, wie Schröder schreibt. Dorthin hat es nun auch den Plagiat-Autoren Frank Müller getrieben – im heute erschienenen SZ-Magazin schreibt Müller über sein Buch. Unten drunter steht, es erschiene am 3. März. Wahrscheinlich ist das SZ-Magazin schon vor Wochen gedruckt worden, so ist das mit der Aktualität. Aber ein ganz klein bisschen peinlich ist das schon. […]
@Don Alphonso Kommentar 31
Ich bin ebenfalls typographisch interessierter Germanist, der das Geld für sich und seine Familie in Frankfurt mit werbetexten verdient (seit über 18 Jahren). Blöderweise heiße ich auch noch Frank Müller, bin nur ein paar Jahre älter.
Meiner Erfahrung nach machen Werber aber – entgegen landläufiger Meinung – längst nicht alles mit (sie wohnen übrigens auch nicht alle in Lofts und fahren alte englische Autos oder Porsche).
In einer Agentur, in der ich arbeitete, wollte zum Beispiel keiner die Bundeswehr mit einer Kampagne ins rechte Licht setzen, so dass der Geschäftsführer selber texten musste. In einer anderen fand sich niemand für eine Kampagne, die dem hessischen Ministerpräsidenten Stimmen bringen sollte. Gegen die eigene Überzeugung arbeiten auch Werbetexter nicht.
Zwar gibt es in der Werbung immer wieder Plagiate bestehender Anzeigen, und vielleicht gehört mein Namensvetter zu den Werbern, die das normal und ok finden, aber auf die Gesamtheit der Werber trifft das ebenso wenig zu wie auf die der Germanisten.
Solche Pauschalurteile sind zwar schön griffig, besitzen aber noch weniger Wahrheitsgehalt als Werbetexte ;-).
Genauso gut könnte man alle, die Frank Müller heißen, als Plagiatoren geißeln.
Was sich mein Namensvetter da geleistet hat war wirklich dummdreist.
Ähmm – ich weiß gar nicht, wo das Problem liegt: :-)
… so steht es jedenfalls im FAZjobnet (16.10.2007).
Kleiner Scherz beiseite. Natürlich ist das Verhalten von F.M. unmöglich. Aber müsste sich nicht auch eine Lektorin so in ein Thema einarbeiten, dass ihr die ganzen Ungereimtheiten/”Klauereien” auffallen könnten (sozusagen ein Déjà -vu)??? Liest sie sich nicht einmal ein bisschen wenigstens im Netz herum? Gerade bei so einer Materie muss/muß :-)ein Autor doch Unmengen lesen und forschen, das ist ja kein Roman.
Führt sie kein Gespräch mit Autoren(ich kenne das so!)über Quellen? Macht sie nicht eimal ein paar Gegenrecherchen/Stichproben? (Ok letzteres wäre vielleicht zuviel verlangt – ich gebe es zu).
Ehrlich gesagt: ich staune nur.
Großartig finde ich im übrigen das Verhalten von Dir, MZS – ich glaube nämlich auch, dass F.M. wenn nicht für den Rest seines Lebens, aber dann doch zumindest sehr lange, an der Sache zu knappsen hat (ich möchte wirklich nicht in seiner Haut stecken!).
Es zeugt einfach von Stil, wenn man verzeihen kann – ausgesprochen stilvoll sehen übrigens auch Deine Arbeiten aus. Schöne Webseite. Vielleicht gibt es ja doch einen Zusammenhang zwischen guter Arbeit und gutem Charakter?
Oh – das Zitat zwischen meiner ersten und der zweiten Zeile oben ist verschwunden, da habe ich wohl etwas falsch gemacht. Ich fange gerade erst an, mich an Blogs zu beteiligen. Entschuldigung. Also noch ein Versuch.
“Der Reiz der Bücher ist das Déjà -vu”, sagt Eichborn-Lektorin W. B., die die Chefsekretärin Katharina Münk als Autorin entdeckt hat.
[…] Dreister geht immer Posted 25. February , 2008 Eigentlich wollte ich gerade einen Beitrag schreiben darüber, was mich an wirklich schlechten Büchern ärgert, aber mir kam grad ein Hinweis an der Blogbar dazwischen. […]