Burdas Online-Elend: Wenn Blogger und Journalisten zu Honkbespassern werden
Der Burda-Konzern hat bei Bloggern ein gutes Standing. Einmal im Jahr gibt es den Digital Lifestyle Day – oder auch Digital Life Design – DLD, zu dem neben wirklich peinlichen Figuren auch einige bekanntere Blogger eingeladen werden, die dann ziemlich stolz sind, auch mal an die gleichen Fressnäpfe wie die Celebrities zu kommen, die vom DLD gleich weiter zum Weltwirtschaftsforum nach Davos fahren. Und trotz spektakulärer Pleiten im Bereich der Blogs und Andere arbeiten lassen gilt der Laden immer noch irgendwie als einer der Guten – selbst wenn, wie kolportiert wird, ein ungenehmer Beitrag in einem Focus-Blog reicht, damit es von oben zugenagelt wird. Burda könnte neben 9live-Erfinderin zu Salm noch ein ganzes Schock von 9live-Moderatoren in den Vorstand holen – die Blogger würden sich immer noch um die Fressnäpfe scharen und sich toll vorkommen.
Vermutlich, weil Burda tatsächlich umbaut und vermehrt ins Internet geht. Und natürlich auch bloggen lässt. Aber wie! Das ist (mit Original-Rechtschreibfehlern) die Ausschreibung für die Stelle als Online-Redakteur einer Kochplattform im Netz:
* Verfassen von monatlichen Teaser für aktuelle Artikel der Print-Ausgaben
* Verfassen von neuen Meldungen, Texten, Interviews, Events zu Genuss- und Gesundheits-Themen
* Rezept-Datenbank-Pflege (Verschlagwortung)
* Regelmäßig Gewinnspiele generieren und abwickeln, Sponsor-Akkquise, Verwaltung von Gewinner-Adressen
* Foren-Pflege (Chats, Umfragen etc.), Kontrolle der Kommentare, Auswertung von Umfragen, Nutzung der Ergebnisse in Print
* Redaktionelle Umsetzung von Online-Content im Rahmen von Cross-Media-Anzeigen-Kooperationen
* Generieren von neuen Blogs
* Direkt-Beantwortung von User-Anfragen
Früher, als es noch sowas wie Journalismus gab, galt sowas wie die Regel der Trennung von Redaktion und Vermarktung. Zumindest gab man sich entsprechend Mühe, mit getrenntem Personal so einen Anschein zu erwecken. Was Burda da sucht, ist die totalvermarktete Allesschreibmaschine. Hauptsache Content und ja, natürlich auch Generieren von neuen Blogs, was immer das sein soll. Vermutlich die Suche nach nützlichen Idioten, die für umsonst oder vage Hoffnungen schreiben:
Suche Blogger zum Thema Essen, Trinken und Genießen – bei entsprechender Qualifikation gegen Bezahlung.
Aber auch Journalisten haben nichts zu lachen, wenn das die neuen Anforderungen im Internet sind. Man sollte schon durch die harte Stricherschule des Privatfunks oder der Verkaufssender gegangen sein, um die obigen Leistungen erbringen zu können. Klassische journalistische Tugenden sind da eher weniger gefragt.
Blogger haben nichts zu gewinnnen, Journalisten viel zu verlieren – so könnte man das alles zusammenfassen. Gesucht werden contentliefernde Vermarkter zur Bespassung derer, die sich mit diesem Mix zugunsten der Kundschaft ködern lassen. Knallharte Ansage, im Prinzip wie Prostitution. Und es sieht nicht so aus, als würden den Medien recht viel bessere Angebote einfallen. Vielleicht ist es auch ganz gut so.
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Leute die Nachts um 2.04 beschreiben, wie sie eine Tomate in 60 Sekunden würfeln – wir sollten mal über Messer reden- und die Vorzüge von reiner österreichischen Bergbauernbutter in eher untertriebende Weise schildern, die sollten sich nicht darüber aufregen das weniger talentierte Blogge die Futternäpfe bei Burda mitnehmen.
http://rebellmarkt.blogger.de/stories/1079989/
Egal wie mies die Juxbude auch ist, das Essen soll gut sein beim DLD. Das war ja früher auch schon so. Kluge Fürsten ließen an ihrem Geburtstag das Volk auch mal satt und betrunken werden. Brot und Spiele fasst das ganz gut und alleine die Vorstellung eine solche Celebrity-Schönheit sei in erreichbar Nähe macht aus manchem Nerd, der zu Hause alle Spiegel verhängt hat, um sich nicht ständig zu erschrecken, einen aufgekratzten Menschen.
Das muss dann reichen um die nächsten paar Jahre zufrieden, für kein Geld Klickcontent als Pause zwischen zwei Werbeanzeigen zusammenzupasten. Dafür darf man sich dann aber als Journalist fühlen und bekommt sogar einen hausinternen Presseausweis.
Die Journalisten mit dem echten Presseausweis sind da zwar etwas säuerlich, weil sie ja das gleiche zumindest für wenig Geld tun, aber wenn man sie darauf hinweist, dann werden sie echt böse. Dann üben sie aber Kritik. Natürlich nur an ihren Kritikern. Ganz böse werden sie zum Beispiel beim Spiegelfechter wenn man ihnen zwischendurch ein typisches Beispiel dessen liefert, was sie so treiben:
http://www.duckhome.de/tb/archives/2232-Durchgeknallte-Netzzeitung-spricht-von-Killerrochen.html
Wir müssen einfach nur ehrlich sein. Es gibt keinen Journalismus mehr sondern Contentproduzenten mit Presseausweise und fiese Meinungsäußerer wie mich und andere Blogger, die das schöne und edle nicht erkennen.
Das Schlimme ist, dass denen, die solche Stellenausschreibungen verfassen (lassen), gar nicht klar ist, was da so schlimm sein soll. Da redet man mit einem Blinden von der der Farbe.
Sie haben im Kopf und Denken diese innere Kategorie nicht mehr, dass man das was trennen soll. Ich könnte noch mehr solcher Dinger ausgraben und das mühelos.
Was sie versuchen, ist ‘One Hand Clapping’. Kann nicht gut gehen. Das sieht auch jeder ein, nur sie nicht …
Ach, das kann gehen. Sie suchen nur in der falschen Ecke. Nicht Journalisten oder Blogger, sondern ein ganz stinknormaler Werber ist gefragt. Gewissenlos und Ahnungslos, dann klappt dass schon mit der Tätigkeit als Allesschreibmaschine.
Ich muss gestehen, dass mir zwar sofort und knallend auffiel: “A bissi viel Arbeit für einen Einzelnen”, habe erst auf den zweiten Blick gesehen, dass da Journalismus und Vermarktung vermischt werden. Was deutlich das Schlimmere ist. Musste erst wieder der Don auf diese Kerbe hauen.
@Jochen Hoff: Ach, das mit dem “dollen Essen bei Burda”, das kann ich nun echt nicht mehr hören. Beim ersten DLD bin ich dort wirklich hungrig rausgegangen. Jetzt ist es ok, aber daß da so unheimlich aufgetischt wird, ist mit Verlaub ein Gerücht, das Leute verbreiten, die *früher* auf Burda-Veranstaltungen waren – und dort durch gnadenloses Plündern des Buffets aufgefallen sind. Akademie3000 z.B., da soll es echt noch was gegeben haben.
Bin auf dieses ewige “tolles Essen”-Gefasel bezüglich Burda nun wirklich langsam allergisch, weil mich mein Ex-Chef deswegen ständig angemacht und korrupt geschimpft hat. Er selbst hatte wohl diese Luxus-Veranstaltungen erlebt. Ich war dagegen z.B. zum Burda-Video-Day eingeladen, bekam dort, nachdem ich auf diese Art nicht Mittag essen konnte, danbkenswerterweise eine Bockwurst mit Senf (die Bockwurst auf Pappe, den Senf auf die Finger) und eine Semmel, was besser war als nichts, worüber ich mich auch nicht beklagen würde, was aber nun nicht irrer Luxus oder gnadenlose Bestechung ist. Mußte aber nachher bei meinem Chef angeben, daß ich also bei Burda doch glatt eine Bockwurst mit Senf und Semmel gratis gefuttert hatte – und noch einen Kaffee getrunken – statt dies selbst zu zahlen. Die etwa 15 Euro Fahrt hatte ich aber wohlgemerkt selbst gezahlt, Heise zahlt normal keine Spesen. Ich bin also ganz bestimmt nicht da gewesen, um mich zu bereichern.
Ich durfte dann nichts über die Veranstaltung schreiben (auch nichts Kritisches), bekam aber bis zum Ende meiner Mitarbeit zu hören, ich sei von Burda korrumpiert. Das ist doch lächerlich! Eine Bockwurst mit Senf soll mich korrumpieren? Wenn ich von morgens um 8 bis nachts um 12 auf Terminen bin, bin ich froh, wenn mir jemand um 22 Uhr eine Spargelcremesuppe mit Semmel anbietet, sehe das aber nicht als Korrumpierungsvesuch oder als Kriterium, dann über den, der die Suppe ausgegeben hat, nicht mehr schreiben zu dürfen, weil ich da nicht mehr neutral sei. Das ist völlig gaga.
Am DLD gibt es natürlich nicht grad Bockwurst (auch wenn die mancher vielleicht lieber hätte), aber bitte, das Meiste kommt von Sponsoren und nur der pompöse Rahmen und das Gschiß vor der Tür läßt das in den feuchten Phantasien der Blogger zu sowas Ãœberdrehtem werden. DLD ist hauptsächlich für die Kontakte gut, wer sich von dem Eventrahmen beeindrucken läßt, der ist naiv und bloggt auch für ‘ne Tüte Chips.
[…] Nachtrag 22.03.08 Don Alphonso hat das Thema in der Blogbar noch mal unter dem Titel “Burdas Online-Elend: Wenn Blogger und Journalisten zu Honkbespassern werden” aufbereitet. […]
Was fällt mir dazu ein? Tja, deutsche Sprache – schwere Sprache. Ich bin mal gespannt, welche Blödiane sich auf eine derartige Stellenanzeige überhaupt bewerben. Es geht mehr und mehr in Richtung: Loser generated Content.
Denn wer, außer Verlierern, macht überhaupt noch mit?
So hat man bald jede Nische besetzt.
Wenn man jetzt noch bei den Dialerprogrammen, den Abzockerdiensten und den Abmahnanwälten einen Fuß in die Tür bekommen könnte.
Was für eine Rendite lässt sich damit erzielen!!
Don, wer unter 30 % des realen Konzern-Umsatzes im Internet erzielt, ist vielleicht nicht wirklich “vom Fach” und gerät in Randbereichen dann auch mal unter die Räder. Du wirfst ja auch einem Schiffschaukelbremser nicht vor, dass er nichts (bzw. zu wenig) von fraktaler Geometrie versteht.
Frohe Ostern
Was ist eigentlich ein “Honkbespasser”? Die Frage ist ehrlich gemeint, denn ich kenne den Begriff “Honk” wirklich nicht.
Hauptschüler
Ohne
Nennenswerte
Kentnisse
;)
Danke! :)