So sieht die real existierende Professionalisierung der Blogosphäre aus:

suchen wir dort Blogger, die Lust haben, _entgeltlos_ an einem Projekt mitzuarbeiten
Deine Arbeit wird vergütet, allerdings sollte der Spaß am Schreiben für dich klar im Vordergrund stehen.
Bezahlung ja nach Schreibe und Qualifikation bis zu 10,- EUR/Beitrag
bezahlt wird nach Ranking, wenn der Beitrag oft besucht wurde, bekommt dieser das Geld was mit dem Beitrag eingespielt wurde.
bietet eine solide Basis an Besuchern und Abonennten, um dich und deinen Blog bekannter zu machen. Eine echte Win-Win-Situation!
Wird aus dem eigenen Markplatz ein potenzieller Käufer vermittelt, werden 0,10 EUR vergütet. Für qualifizierte Klicks zu Shops direkt über das Blog, zahlt Ecato sogar 0,15 EUR.
Suche Blogger zum Thema Essen, Trinken und Genießen – bei entsprechender Qualifikation gegen Bezahlung.

Bei diesen “Angeboten” ist alles dabei, vom windigen Startup bis, die letzte Anzeige, eine Tochter von Hubert Burda Media, die damit die Kehrseite des Bloggerabfütterns des Digital Lifestyle Days formschön und nachhaltig aufzeigt. Gefunden habe ich das durch Durchklicken auf der Website Bloggerjobs.de – ob die aber Leute finden, die auf solche Deals eingehen, wage ich zu bezweifeln. Man muss schon ziemlich fertig oder publicitygeil sein, um auf solche Angebote reinzufallen.

Vor diesem Hintergrund mutet es fast schon seriös an, wenn die Westdeutsche Allgemeine Zeitung mal wieder bezahlte Blogger für das neue Portal derwesten.de sucht. Die Blogbar hat mehrfach darüber berichtet, unter besonderer Berücksichtigung der lumpigen 300 Euro, die der Westen von ihnen selbst angefragten Bloggern nach Monaten des Hinhaltens und der Versprechungen zahlen wollte. Der verantwortliche Projektmanager war auf dem Barcamp Ruhr und hat durchblicken lassen, dass er auch weiterhin auf der Suche nach deutschen Kopisten amerikanischer Blogideen ist, die aber bitte nicht allzu politisch sein sollten und obendrein in Fragen der Bezahlung auch heute wieder die Phrasen zu hören bekommen, die den Verarschten Angesprochenen der letzten Runde aufgetischt wurden. Man kann also vermuten, dass sich im Westen seitdem in der Auffassung von Bloggern und ihrer Vergütung wenig bis nichts getan hat. Der Wunsch nach konkreten Ideen der sich bewerbenden Blogger ist übrigens auch nicht wirklich neu; das wurde auch schon anderen zugemutet, die am Ende dann das erbärmliche Angebot serviert bekamen.

Klar, für Herrn Lau bloggen ist finanziell mit allen Tücken immer noch besser als für lau bei einem windigen Startup schreiben. Aber es ist kein Wunder, dass die Blogs des Westens entweder schon wieder tot sind, oder von näheren Freunden der Macher gefüllt werden, oder eben von Journalisten der WAZ nebenbei. Was nicht allzu kostenintensiv ist.

Disclosure: Der Westen hat mich angesprochen, ob ich für sie schreiben will; nachdem ein paar Mails ergebnislos im Warten versandeten, habe ich die “Gespräche”, wenn man sie so nennen will, abgebrochen, ohne mir noch einen Vorschlag anhören zu müssen, für den ich nicht mal das Notebook aufklappe. Ausser, um solchen Figuren die Meinung zu schreiben, natürlich.