Ich bin nicht der einzige, der inzwischen von der inhaltlichen Leistung von derWesten.de enttäuscht ist. Bei den Redakteursblogs zeigt sich die mangelnde Kompetenz recht deutlich; die Eigengewächse der WAZ produzieren da ganz schlimme Abklatsche bekannter Blogs wie Perezhilton oder gofugyourself, oder imitieren Geschichten wie “Achim Achilles” vom Spiegel, oder orientieren sich an den peinlichen Freundin-Blogs. Zu den dort eventuell noch kommenden oder auch nicht kommenden Blogdingen mag ich mich hier nicht öffentlich äussern, zu unterschiedlich sind die Gerüchte und Meinungen, die man da zu hören bekommt. Aber ich verrate kein Geheimnis mehr, wenn ich hier das Übereinstimmende bekannt gebe: Dass bekannteren Bloggern, die man zukaufen wollte, zu Beginn nach längerem Gewese niedrige dreistellige Monatslöhne offeriert wurden, die nicht viel über den 200 Euro liegen, die das schlecht gelaufene Projekt Germanblogs früher mal zahlte. Und das überrascht dann schon etwas, wenn man sich alte Zitate aus dem Hause WAZ anschaut. Unmittelbar nach der Vorstellung vor ausgewählten Bloggern im Juli 2006:

Hombach und WAZ-Chefredakteur Reitz betonten mehrfach, dass sämtliche Widerstände im Haus gegenüber der neuen Online-Initiative aus dem Weg geräumt seien und diese ein signifikantes Budget zur Verfügung habe.

Das wurde dann auch den Mitarbeitern im Oktober 2006 so verkauft:

Das Ganze genieße, so Reitz, bis in die beiden Eigner-Familien höchste Priorität und es werde (ungewohnt für die als knauserig bekannte Gruppe) „richtig viel Geld“ in die Hand genommen.

Zum Thema Bloggen und Bezahlung hiess es im Februar 2007 noch vollmundig (Achtung, hinter dem Link ist ein Video beim miserablen Hoster Sevenload)

“Also ist das Bloggen bzw. wird der Begriff Bloggen quasi dafür genommen, um die Honorare alternativ zu gestalten?”

“Wenn Du mit alternativ gestalten Dumpingpreise meinst, nein, das ist nicht der Fall. Du kannst ja mal Max und Franz von der LigaShow fragen, die bei uns den Bundesliga-Podcast machen. Ich glaube nicht, daß die das Gefühl haben, das sie bei uns einen Dumpinglohn kriegen.”

Nun, heute gibt es keine Ligashow bei “DerWesten” mehr. Trotzdem sagte WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz noch im Juni 2007:

Die WAZ wird viele Millionen investieren: einmal in eine aufwendige Technik, aber auch in Personal.

Oder auch nicht. Wenn man in der TAZ (http://www.taz.de/1/leben/medie n/artikel/1/wissen-fuer-wessis/?sr c=MT&cHash=986cf373d9) den aktuellen Bericht zum Thema derWesten liest, findet man diese Zeilen:

Schließlich hat die WAZ eine sechsstellige Summe in das Projekt gesteckt und will schon in ein paar Jahren schwarze Zahlen schreiben.

Sechsstellig? Ein Bamberlbetrag für Westropolis, das Programmieren, den Newsroom, ein paar neue Angestellte – irgendwie kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass bei der WAZ nach all den blumigen Versprechungen jetzt doch wieder der Rotstift regiert. Man schaut, ob man die Seite nicht auch so irgendwie vollkriegt, Hauptsache billig. In der Community nutzen jedenfalls schon Kickboxprügler, Textlinkspammer und erzengelerleuchtete Wunderknaben die Blogs zur Eigenvermarktung, und wenn es nur um Zahlen und Clicks geht, muss man sagen: Die WAZ bekommt die Blogs, die sie verdient.