Urheber, Nutzer und Grosszügigkeit
Meine allererste “bloggende” Betätigung Ende der 90er Jahre war eine Art Kolumne mit Links zum Thema Mp3 und den Folgen, die sich daraus ergeben. Seitdem ist ziemlich viel passiert, und die meisten Tauschbörsen, die auf meinem ersten Notebook noch installiert wurden, gibt es heute nicht mehr. Vieles von damals hat sich längst eingerenkt; Last.fm ist ein grosser Erfolg mit einer Idee, an der mp3.com juristisch ums Leben gebracht wurde. Internetradios sind Standard, es gibt Regelungen und einen Hörerkreis und keine sinnvolle Finanzierung – ich kenne aber noch einen Fall aus München, der seinen Launch als Netzradio Anno 2000 fälschen musste, um Probleme mit den Rechteinhabern der gespielten Musik zu umgehen. Auch beim Thema Youtube und andere Inahlteplattformen haben viele Rechteinhaber sowas wie einen Modus Vivendi gefunden. Gefühltes und tatsächliches Recht laufen nebeneinander her, und Rechteinhaber müssen abwägen, was mehr bringt: Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit für ihr Produkt, oder der Verlust durch den der Veröffentlichung zugrunde liegenden Klau.
Das Problem des Internets, das von den Inhalteerstellern gern als “die Kostenlosmentalität” erkannt wird, ist mir selbst schon zu kommerziell definiert. Es gibt im Internet Probleme bei der Preisfindung, weil es immer einen gibt, der es umsonst anbietet, Bilder, Photos, Texte, Musik, und nur wenige, die bezahlen, wenn es auch billiger geht. Die möglichen Antworten wären entweder eine Verknappung der Inhalte, was im Internet aber nie funktionieren wird, oder eine Reduktion der Inahltekosten auf Null (siehe StudiVZ und andere nutzergenerierte Inhalte unter fremder Verwaltung), oder bessere Angebote mit klaren Vorteilen für die Käufer, was in meinen Augen die beste Option ist.
Natürlich sieht das jeder anders. Im Prinzip fände ich allerdings fair, wenn sich in so einem Rahmen zwei Überzeugungen durchsetzen könnten, die gerade im Internet eine sinnvolle Alternative zu den bisherigen Kommerzmodellen darstellen könnten:
1. Ausschaltung von Zwischenhändlern und Profiteuren, die mit der Sache nichts zu tun haben. Gerade diese Vermarktungsmaschinerie ist es, die den Gegnern urheberrechtlicher Bestimmungen in die Hände spielt. Man beklaut nicht die Künstler, sondern das System, selbst wenn man den neuesten Blödhit zur eigenen Verdunmmung runterzieht. Eine Kultur der Grosszügigkeit auf Seiten der Macher von Kultur.
2. Im Gegenzug eine Kultur er Grosszügigkeit auf Seiten der Nutzer, die sich bewusst machen sollten, dass sie trotzdem zahlen. Wenn nicht an den Künstler, dann eben durch die Konsummaschine der Werbung, die an die Stelle der Bezahlung tritt, wenn Inhalteschaffende sonst kein Geld bekommen. Die nicht funktionierende Kommerzialisierung der Blogosphäre ist dafür ein prima Beispiel: Zuerst boten bekannte Blogs wie Spreeblick oder das Bildblog Abos und Spenden an, seit einem Jahr, nachdem die nötigen Ziele nicht erreicht wurden, wird es eben mit Werbung versucht.
Da geht es dann eher um kluge Lösungen, statt um starre Normen. Natürlich wird kaum einer für einen Beitrag irgendwo im Netz Paypal aktivieren, aber vielleicht finden sich irgendwann Gruppen von Rechteinhabern und bieten Unterstützung der gesamten Gruppe an. Vielleicht entwickelt jemand mal eine Art Währung, bei der man einmal einen grösseren Beitrag einzahlt und dann mit einem Punktesystem mit einem Klick das belohnt, was einem gefällt. Von mir aus auch gesponsort von jemanden, der nochmal die gleiche Summe draufgibt. Ich denke, das Kernproblem ist die fehlende Möglichkeit, Leistungen dort zu entlohnen, wo sie getätigt werden, mit meiner Entscheidung das voranbringen, was für mich wichtig ist. Ein schlankes System, am besten nutzergestaltet wie die Wikipedia, das Leute anspricht, die zu geben bereit sind. Sowas wie ein fairer Deal für die, die davon leben wollen.
Die Horder derer, die ohnehin nur auf gratis aus sind und 246 GB Gratisporno auf der Platte haben, und die Kochbuchabmahner wird man so oder so nicht erreichen.
Sorry, the comment form is closed at this time.
[…] DonAlphonso hat jetzt mal wieder einen Beitrag auf Blogbar gebracht, der das ganze imho recht schön zusammenfasst. Auch Beschränkt er sich nicht wie im Internet so oft gesehen auf die reine Sicht der Kopierer, sondern betrachtet das ganze auch aus beiden Blickwinkeln. Was daran leider noch Fehlt, ist der 3. Blickwinkel.. nämlich der der Leute zwischen Künstler und Fan. Natürlich wollen große Labels weiterhin ihre 10^n CDs pro Jahr Verkaufen um ihren Bestand zu sichern und natürlich werden selbige dann auch weiterhin behaupten dass jeder Warez-Fan, der 1TB an MP3s zuhause hat, diese auch sonst runtergeladen hätte. Was ich nicht verstehe, ist warum unsere Gesetzgebung immer noch mehr diesem Argument zu folgen statt einfach mal der Wirtschaftlichen Grundlage zu folgen, dass Angebot, Nachfrage und Preis ein Dreieckssystem bilden, in dem sich die 3 Ecken gegenseitig beeinflussen. Das inhaltliche Angebot ist natürlich im Internet recht groß und auch der Preis liegt mit 0 ziemlich auf dem Optimum (Speicherpreise und ähnliches nicht mitgerechnet), natürlich wird da die Nachfrage gen Himmel schießen. Jetzt davon aber auszugehen, dass wenn wir den Preis auf die Wunschwerte der Musikindustrie setzen der Rest des Dreieckssystem gleich bleibt ist nicht nur illusionär, das ist schlichtweg dämlich. […]
Vor allem der Schlussatz ist ganz wichtig und wird bei vielen Diskussionen gerne vergessen, ignoriert oder ist gar gänzlich unbekannt.
Wer nicht bereits ist Geld für eine Leistung auszugeben, der wird das auch NIEMALS tun. Nie! Im Leben nicht! Eher wird auf die Sache verzichtet oder es findet sich doch noch ein Gratis-Weg. Und genau auf diese Gruppe zielen seit Jahren (fast schon Jahrzehnten, wenn man der Hysterie der Labels bei der Einführung der Kassette gedenkt) alle technischen und juristischen Maßnahmen. Man will Leute zum Kauf zwingen, die nichts kaufen wollen und man will ihne Inhalte vorenthalten, die sich nicht einsperren lassen.
Vergessen hat man aber dabei vollkommen diejenigen Leute, auf die es nämlich ankommt: Die zahlungs- und kaufwillige Kundschaft, die man mit immer unatraktiveren Angeboten und immer abstruseren DRM-Systemen in den Käuferstreik oder gleich zu den Tauschbörsen getrieben hat.
Es ist daher wirklich an der Zeit, dass man Ressourcen und Kreativität in Modelle steckt, die es dem potentiellen Inhalte-Käufer so einfach wie nur möglich machen Geld auszugeben, ohne wieder in die übliche Abzock- und Kontroll-Paranoia-Masche zu verfallen.
[…] musik> Selbst in den 60ern oder 70ern: Wieviele Menschen konnten zu > > > Konzerten von z.B. den Beatles reisen? Alle, die wollten? Wohl kaum. > > > > Nein. > > Mußte man das denn? > > Es gab und gibt immer auch Musiker, Bands oder Orchester in der > > näheren Umgebung, deren Konzerte man besuchen kann. Warum soll denn > > alle Welt das gleiche hören? > > Sollte? > Aber ist es nicht schön, dass man kann, wenn man will? Nein. Das Problem ist nämlich, daß einem seitens der MI eingeredet wird, daß man das wolle. Musiker X, Lied Y oder Show Z werden mit gigantischem Werbeaufwand weltweit als […]
Die Frage ist: Sollte man “Gratis” nur an das Fehlen monetärer Ströme koppeln? Ist nicht Werbung auch eine Art Kosten für den Nutzer, den er mit der Möglichkeit seiner Aufmerksamkeit bezahlt?
Natürlich werden die meisten behaupten, dass sie Werbung “ausblenden” – und für jende, die Adblocker benutzten stimmt das auch -, doch sagen die Werbepsychologen, dass Motive im Augenwinkel auch im Hirn hängen bleiben. Und manche Werbung ist ja so aufdringlich, dass sie kaum übersehen (oder im Fall der extrem lauten Nokia-Musik-Nervwerbung: überhört) werden kann.
Müssen wir also Werbung auch als eine Form der Kosten definieren?
Natürlich. Privatfernsehen ist ja auch nicht “umsonst”.
[…] Blogs! Buch Blog wrote an interesting post today on Urheber, Nutzer und GrosszügigkeitHere’s a quick excerptAuch beim Thema Youtube und andere Inahlteplattformen haben viele Rechteinhaber sowas wie einen Modus Vivendi gefunden…. […]
Bei mir hat der von Kajetan beschriebene Aspekt ganz klar gegriffen: Ich bin nie eine Nutzerin der Tauschbörsen gewesen, habe aber immer gelegentlich mal eine CD erworben. Der strenge Kopierschutz und die damit verbundenen technischen Probleme (im Zusammenhang mit dem Generalverdacht, der dadurch implizit geäußert wird) haben mich aber davon abgehalten, in den vergangenen Jahren irgend etwas aktuelles zu kaufen. Wenn, dann alte Produktionen ohne Kopierschutz. Ansonsten höre ich Radio.
Offizielle (kostenpflichtige) Download-Portale habe ich auch mal ausprobiert – nur, um dann festzustellen, dass das erworbene proprietäre Musikformat auf meinem altmodischen MP3-Player nicht abgespielt werden konnte.
Diesbezüglich bin ich wirklich auf den MP3-Store von Amazon gespannt. In den USA sieht das schon vielversprechend aus – leider muss man eine US-Rechnungsadresse angeben. Aber der Start in Deutschland ist ja geplant.
ich denke, wenn die musikindustrie endlich mal die brachialen cd-preise senken würde, könnte sie auch wieder in die zukunft sehen.
sinnvoller preis: cd für max. 8 euro.
es ist nun mal so, dass viele lieber brennen, saugen, was auch immer. würden die preise zu fairen bedingungen vorliegen, würden sich sicherlich viele das brennen, saugen usw. sparen.
habe mir gestern eine cd von janet jackson gekauft, preis: 16,50 euro.
eigentlich eine frechheit!
die cd, die neue, ist übrigens nicht so der burner.
fakt ist: die musikindustrie hält an ihren alten modellen fest, mischen sich in die gesetzgebung ein, sorgen dafür, dass der bürger seine rechte verliert, schreiben stinkende heulende briefe an uns angie und glauben bestimmt auch, sie würden das morgen noch erleben.
obwohl sie heute schon keine schnitte mehr bei den jugendlichen haben, die ganz klar und zu recht sagen, dass sie lieber saugen anstatt zu bezahlen.
übrigens ist genau diese mi-politik schuld am totalen imageverlust der musik als ganzes.
aber so sind die manager.
dass etwas nicht stimmt, merke ich an den vielen gut gemachten angeboten im netz, die ich regelmäßig konsumiere.
diese sind in der nutzung nicht nur gratis, sondern teilweise sogar werbefrei. inhalte, für die ich sogar eine gewisse zahlungsbereitschaft hätte. wenn die bezahlung nur irgendwie geregelt wäre – wie weiß ich auch nicht.
man mag zb von watchberlin halten was man will, aber da verpulvert ein verlag online seine kohle und leute können die videos kostenlos konsumieren. da sag ich doch mal dankeschön. diese filmbeiträge kosten geld in der herstellung. mitarbeiter am drehort, die alle bezahlt werden wollen. wie refinanziert sich das? gar nicht. das kann doch nicht hinhauen! oder hab ich da das businessmodell nicht durchblickt?
der medienkonsument lebt im internet im moment in einer wunderwelt. so viel infos, unterhaltung, wissen gibt es aufzusaugen – alles für umme! ich hab gar nicht so viel zeit, wie ich mir das alles reinziehen möchte.
mit ausnahme von direktvertrieb ist das internet nicht gemacht, um damit geld zu verdienen. die content-herstellung erfolgt demnach über kurz oder lang nur noch von enthusiasten, künstlern und den plattformusern selbst.
Jain. Man kann, wenn man die Reichweite und die passende Plattform hat, mit Werbung auch einen Haufen Schotter machen.
Nope! Letztes Jahr haben die US-Filmstudios, trotz der horrenden und schrecklichen Internet-Piraterie *harrr* wieder ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr hingelegt. Da wird derzeit gigatonnenweise Geld verdient. Irgendwas müssen die falsch machen.
Auch der Spielesektor vermeldet Jahr um Jahr steigende Umsätze im zig Milliardenbereich, obwohl die entsprechende Software für alle Plattformen es natürlich für umme im Netz gibt. Auch hier scheint irgendetwas falsch zu laufen. Die machen ja richtig Geld. So mit professionell erstellen Inhalten und so.
Entschuldige bitte meinen Sarkasmus an dieser Stelle (ist nicht persönlich gemeint), aber ich kann bei derartigen Untergangsbeschwörungen nur noch müde lächeln. Mit dem Aufkommen der Grammophone ist das Ende der Live-Musik ja auch nicht gekommen. Es gibt immer nur ein stetes auf und Ab, ein Kommen und Gehen. Aber nur selten ein vollständiges Verschwinden.
@kajetan: der film- und videospiele-sektor verdient aber eben gerade *nicht* sein geld damit, indem sie die filme und videospiele kostenlos ins internet stellen – sondern allenfalls *obwohl* es auch möglich ist, diese dinge (illegal) online zu bekommen.
Also, wenn ich an die Unflexibilität und Gier der GEMA denke und an ihren ungerechten Verteilungsschlüssel, der die Superstars und E-Musiker bevorzugt und das Heer der anderen Künstler im Grunde leer ausgehen läßt, dann kann ich dem Argument nicht folgen, daß jeder Künstler geschädigt wird.
Ich weiß, wovon ich rede, da ich selber Künstler bin und in der Vergangenheit u.a. Erfahrungen mit GEMA und GfL gemacht habe – zum einen als Musiker, dem das CD-“Presswerk” sozusagen eine Zwangsabgabe für GEMA aufs Auge drücken will/muß, zum anderen wegen der völlig überzogenen Vorstellungen bei Preisen, die die GEMA Kleinveranstaltern diktiert, die Musik aus der Konserve spielen wollen bei Veranstaltungen.
Die GEMA ist ein grauenhafter Verein.
Moti: Das sieht man bei Crytek, dem erfolgreichsten deutschen Spieleentwickler, irgendwie anders.
Na, wenn alle so nett, edel und einsichtig sind, sind Appelle eigentlich nicht notwendig. ;-)
Der liberale Ökonom Paul Krugman hat 2000 auf eine These verwiesen, daß mit den neuen “Kanälen” auch das Ende des bezahlten content gekommen sei, sodaß man sich andere Wege der Finanzierung suchen müsse.
Auf Zwischenhandel&Co. zu verweisen, was wohl schon Aristoteles getan hat, ist das übliche Ablenkungsmanöver … ebenso, einen “fairen Preis” zu benennen, den man selbstverständlich sofort, klaglos, ohne zu zögern direkt dem Künstler zukommen lassen wolle. Anders formuliert: “wir” waren noch nie so reich und liberal und haben noch so moralische Gründe dafür gefunden, nicht zu bezahlen.:-)
Jo, die Herren von Crytek haben hier derart viel abstrusen Unsinn in diesem Zusammenhang von sich gegeben, dass ich den ganzen lieben langen Tag nur noch schreien könnte.
Man ist einfach nur neidisch auf die Umsatzzahlen mit Konsolen-Spielen, hat aber zuvor großkotzig erklärt, dass man bei der PC-Plattform bleibt, weil die ja so toll ist, hat weltweit (nur) über eine Million Stück von Crysis verkauft (was eine sehr oderntliche Zhal ist, manche könnten von Erfolg sprechen) und versucht JETZT, nachdem man gemerkt hat, wie sehr viel mehr (!) man mit anderen Plattformen verdienen kann, eine Volte rückwärts, ohne das Gesicht dabei zu verlieren. Dabei kommen dann solch lächerliches Geschwurbel bei raus.
Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob ich für eine radikale Lösung bin: Solange uns hinsichtlich des Urheberrecbts nichts Besseres einfällt, ist es vermutlich nicht unvermeidbar, dass in größerem Umfang veranstaltete Raubkopiererei strafrechtlich verfolgt wird.
Ob die aktuell praktizierte Methode, die auf mich eher wie “Null Toleranz gegenüber dem kleinsten Verstoß” wirkt, im Zusammenhang mit überhöhten Verkaufspreisen der richtige Weg ist, halte ich aber für sehr fraglich. Meine Zahlungsbereitschaft erhöht das jedenfalls nicht – es reduziert eher meine Nutzung von (neuer) Musik.
Könnte ich einzelne Stücke zum fairen Preis im Internet erwerben, ohne mich mit komplizierten Kopierschutz-Mechanismen herumschlagen zu müssen, wäre das auf jeden Fall anders. Natürlich funktioniert dieses Konzept nur, wenn die Nutzer einen Grund haben, keine Raubkopien zu nutzen – da kommt wieder das Thema “Strafe” ins Spiel. Zwar nicht schön, aber solange alles in einem fairen Verhältnis zueinander steht, für mich grundsätzlich akzeptabel.
… “vermutlich nicht vermeidbar” meinte ich natürlich (das “un-” bitte streichen).
Gewerbliche Raubkopien werden seit vielen, vielen Jahren strafrechtlich verfolgt. Damit hat niemand ein Problem. Hysterisch und vollkommen peinlich wurde es aber dann, als diverse Medienbranchen versuchten, den Kunden mit Massenklagen zu Konsum zu zwingen. Was nachweislich NICHT funktioniert hat und auch künftig nicht funktionieren wird.
Eine Sonderstellung nimmt hier Deutschland ein, wo das Abmahnen eine gülden sprudelnde Einnahmequelle für erfolglose Content-Lieferanten darstellt.
Zum Thema Musik-Download:
Das ganze hat sich die Musik-Industrie selber anzuschreiben, dass massenhaft illegal gedownloadet wird.
Als es damals mit Napster anfing, wurde zwar diskutiert wie man eigene Plattformen rausbringen könnte, die etwas kosten, aber das Hauptaugenmerk wurde auf die Verklagung von Napster und seiner Kunden gelegt. Es wurde Jahrelang nur diskutiert und verklagt. Erst itunes hat dann die Musikindustrie auf den Trichter gebracht, dass man statt Klagen vielleicht einfach ein gutes Angebot präsentieren sollte.
Doch auch hier sieht man die Paranoia der ganzen Industrie. Wenn ich mir Musik kaufe will ich damit alles machen können. Ein Kopierschutz ist eine Frechheit. Und solange es Musik nur mit Kopierschutz gibt, werde ich darauf verzichten mir Platten zu kaufen oder zu laden.
Weiterhin hat die Musikindustrie viel zu spät darauf reagiert, dass die Konsumenten weniger ganze Alben möchten, sondern sich diese selber zusammenstellen möchten. Diese Entwicklung wurde verschlafen.Hätte man das früher entwickelt, hätte sich die illegale Branche nie so stark entwickelt.
HansPeter, alles schön und gut – das sind die Argumente, die seit Jahren gebracht werden. Die aber schlicht ignorieren, daß sie nur für 20% der Musikfirmen (welche 80% des Umsatzes generieren) gelten. Ich laß mich als Indielabel da eher ungern in Sippenhaft nehmen. Aber auch in dem Bereich sind die Verkaufszahlen nunmal rückläufig – Digitaldownload hin, fairer Umgang mit den Kunden her. Dualismus ist eine feine Sache (es macht das Leben halt einfacher), aber geht am Kern des Problems doch gnadenlos vorbei. Jedem sein gutes Recht – aber Faulheit seitens der Kunden, sich nach guten Alternativen umzuschauen und im selben Atemzug dann aber über DIE Musikindustrie zu schimpfen, halt ich für verlogen. Wer nicht bereit ist, für Musik Geld auszugeben, wird das so oder so nicht tun.
Ich vermute, dass “die” Musikindustrie (also v.a. die großen Akteure) im Unterschied zur Spiele – und Filmindustrie recht stark von ihrer Monopol- und Oligopolmacht geprägt war.
Gehörte man zu den “großen vier” bzw. “großen fünf” an, konnte relativ einfach eine gelegentlich aufkommende Konkurrenz aus den Charts schießen, sei es durch stilistische Nachahmung, sei es Aufkauf, dazu kommen weitere Mechanismen, zu denen u.a. auch die GEMA gehört, welche die großen Akteure einseitig förderte, z.B. Rechteverwerter, Chartkünstler – sowie (auch als argumentative Absicherung gegenüber der Politik) “ernste” Musik. Auf diese Weise konnte man, fast nach Belieben, kleine und mittlere Künstler (gemessen an den Umsätzen…) problemlos aus dem Markt kicken.
Dazu hat m.E. die Mechanik von Musikcharts und das Verhalten der Radiostationen und Sender erheblich beigetragen, was diesen Konzentrationsprozess deutlich beschleunigte, und damit – nicht einmal selten – zugleich eine künstlerische Verarmung.
Die Konzentration und die Macht der Musikkonzerne hat eine Haltung befördert, die eine gewisse Fremdheit gegenüber den Konsumenten beinhaltete. Man wollte auf die altgewohnten Wege nicht verzichten und vor allem: volle Kontrolle über das Marktgeschehen behalten. Statt den Verkauf von Musik im Internet zu fördern, bekämpfte man diesen eher, und sei es durch unzumutbare “Kopierschutz”-vorrichtungen, welche das erworbene Produkt entwerten oder sogar nach wenigen Jahren verfallen lassen.
Rücksichtslos. Dumm. Machtgeil.
Die Musikindustrie.
Eine Audio-CD ist mir tausend mal lieber als kastrierte MP3s. Anstatt die Audio-CD für tot zu erklären, ohne ein geeignetes, qualitativ mindestens gleichwertiges Nachfolge-Modell am Start zu haben, sollte die Musikindustrie mal lieber fix die Preise senken, bevor sie bankrott ist.
Sehr hübsches Beispiel: Doc Hollywood. Lief gerade im Fernsehen. Die DVD gibts für 5,95 Euro bei Amazaon, der zugehörige Soundtrack als Audio-CD kostet 21,99 Euro.
»Kostenlos« stimmt doch gar nicht. Aus unserem Haushalt wird jeden Monat ein erkleckliches Sümmchen für all die Inhalte überwiesen, die wir uns zu Gemüte führen. Nur geht das Geld eben an die Telekom.
Ich frage mich immer mehr, wie die Medienindustrie es verschlafen konnte, sich bei den Anschlussanbietern einzukaufen, um so einen Teil vom Umsatzkuchen abzubekommen.