Twoday.net und die Werbung
Als wir das Blogs!-Buch geschrieben haben, gab es eine Ansage der Agentur Knallgrau, man betrachte seinen Bloghoster Twoday.net als eine Art Schaufenster und wolle sich nicht den Stress antun, dafür Werbung einzusammeln. Für die Nutzer hatte das den Vorteil, dass sie ein hübsches, werbefreies, gebührenloses und auch sicheres Blog hatten, was 2003/4 mitunter gar nicht so einfach zu bewerkstelligen war.
Danach hat sich Knallgrau in meinen Augen ein paar mal ordentlich im Bereich Blogbusiness verrannt. Und weil man nun eh schon dabei ist, hat man sich entschlossen, die von Google-Suchabfragen kommenden Besucher der Twoday-Blogs – und damit auch die Blogger mit kostenlosen Blogs – mit Werbung zu belästigen. Die dank der Auswahl nicht wirklich cool ist:
Bei aller Liebe
aber das kann nicht so bleiben! Wenn auf einem Literaturblog(!) für polnische H*ren geworben wird, die auf der Suche nach einer exklusiven Kundenbindung in Deutschland sind, hört alles Verständnis auf!
Ich glaube, nur die wenigsten finden Werbung toll. Werbung ist in meinen Augen eine unerfreuliche Nebenerscheinung unserer Gesellschaft wie Giftmüll, Lobbyisten, Abmahnanwalttum und Getreidezocker an der Börse. Nachdem es da draussen inzwischen massenhaft Bloghoster gibt, die nichts kosten und werbefrei sind, wird sich Twoday schon fragen lassen müssen, wo sie die Zukunft ihrer Community sehen wollen. Denn die guten Blogs, die man damit belästigt, tragen nun mal zum Ruf der Community bei, besser und anspruchsvoller als beispielsweise blog.de zu sein. Ich weiss nicht, ob es sich lohnt, Leute zu vergrätzen, für ein paar lumpige Euro, die das Geklicke fehlgeleiteter Googlebesucher einbringt. Wenn man Geld will, soll man es sagen, und wenn man sich verspekuliert hat und die Bedingungen ändert, sollte man gerade in den Blogs nicht ex cathedra Entscheidungen durchdrücken. Schon gar nicht bei so einem sensiblen Thema wie Werbung. Die, darauf möchte ich nochmal hinweisen, keiner mag.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Scheint twoday scheint sowas wie ein ungeliebtes Kind bei knallgrau zu sein, oder ein Klotz am Business-Bein. Was macht man mit einem Dienst, der sich (wahrscheinlich) nicht trägt und der strategisch für die Unternehmensentwicklung unbedeutend ist? Eine wirtschaftliche Perspektive zimmern und verkaufen?
“Ich glaube, nur die wenigsten finden Werbung toll. Werbung ist in meinen Augen eine unerfreuliche Nebenerscheinung unserer Gesellschaft wie Giftmüll, Lobbyisten, Abmahnanwalttum und Getreidezocker an der Börse.”
Ich lese schon seit geraumer Zeit diese Publikation hier und war bisher auch bei den Einschätzungen des Verfassers häufig einer ähnlichen Meinung, aber das schockiert mich schon ein wenig.
Was ist denn mit Werbung als unverzichtbarer Bestandteil einer ausgewogenen und nachhaltig existenten Medienlandschaft?
Ich will hier eigentlich nicht ins Detail gehen, weil es doch jedem denkenden Lebewesen klar sein müsste, aber bei der oben genannten Aussage gingen bei mir erst beide Augenbrauen nach oben und dann die Kinnlade nach unten…
@2:
“Was ist denn mit Werbung als unverzichtbarer Bestandteil einer ausgewogenen und nachhaltig existenten Medienlandschaft?”
Boah, hab ich grad einen Lachanfall gehabt! So viel Bullshit-Wörter auf so engem Raum. Und dann die vermutliche Aussage der Sentenz. Gibt’s wirklich noch Individueen, die dergleichen glauben?
Apropos Werbung. Meine Be-Werbung für die Kampa is gerade raus: http://www.pictureupload.de/originals/13478/090908175847_boys_bahr-jeder-vernunft.jpg
Ich selbst bin gerade am Migrieren meiner Einträge hin zu wordpress.com. Das Elend mit der Werbung begann erstens damit, daß der Schritt wohlweislich vorher nicht angekündigt wurde, sondern mit der Veröffentlichung der rückdatierten Ankündigung vollzogen wurde. Der erste Versuch, Werbung über die wichtigsten Suchmaschinen – Zugänge zu platzieren war ein mindestens 15 x 8 cm großes Adsense – Feld direkt oberhalb des Eintrages. Meine Beschwerde wurde umgehend abgebürstet, denn kleinere Lösungen, etwa ein Banner, brächten zu wenig Klicks. Dennoch hat man das dann doch eingesehen und die Darstellungsart verändert. Allerdings hat mich die Reaktion auf meine Beschwerde eh schon auf eine Migration festgelegt. Ein weiteres Problem tauchte bei den Inhalten auf, denn “Partnervermittlungen”, die willige, offene polnische Singles in einem Rezensionsblog anpreisen, sind schlicht ungeeignet und qualitätsmindernd, unabhängig davon, ob ich mit Charlotte Roche oder dem letzten Roman von Garcia Marquez auseinandergesetzt habe, die beide ja mit solche Werbung provozierenden Inhalten beschäftigt sind. Geldmangel. Hm, ich hätte gerne bezahlt, aber die vom Preis her akzeptable Variante bot nicht die Features, die ich hätte brauchen können, stattdessen hätte ich, um Kommentarmoderation oder amazon – Partnerprogramme nutzen zu dürfen, 20 – 25 Euro monatlich – je nach Zahlweise – berappen müssen, was wirklich konkurrenzlos teuer ist. Und so bin ich zu wordpress gewechselt, wo selbst diese Features kostenfrei sind. Aber auch da würde ich zahlen, wenn der Preis und die Features mit einer eigenen Webspace – Lösung (ca. 7,50 Euro maximal im Monat)vergleichbar wären.
Drei Dinge für ein Internet (fast) komplett ohne Werbung:
1. Firefox
2. Firefox-Addon: AdBlock Plus
3. Firefox-Addon: AdBlock Filterset.G Updater
Wetten, das Zulassen von Werbung wird irgendwann Bestandteil der Nutzungsbedingungen?! :/
warum sind die leute immer so stolz auf diesen werbeblocker? ich meine, jeder geneigte blogleser dürfte inzwischen mitbekommen haben, dass es einen browser namens firefox und eine erweiterung namens adblock plus gibt. was veranlasst leute, dieses immer wieder als die neueste entdeckung des internets zur schau zu stellen? guck ma, ich blocke werbung, bin ich nicht ein geiler typ? nein, bist du nicht.
ja, werbung ist zum größten teil scheiße. warum? weil sie stört.
umkehrschluss: werbung, die nicht stört, ist nicht scheiße.
wann stört werbung nicht? wenn sie informativ oder unterhaltsam, relevant und erwünscht ist. und? sowas gibts auch. man kann werbung so machen. vor allem sollte man werbung so machen. dann klappts auch ohne adblocker.
das problem am adblocker ist, dass die meisten leute zu faul sind, ihn zu justieren und somit *sämtliche* werbeformen auf *sämtlichen* websites unterbinden. hat zur folge, dass auch werbung geblockt wird, die eigentlich nicht weiter stört und auf websites schmarotzt wird, die von werbung leben und die man eigentlich für unterstützenswert hält.
kostenlos und werbefrei? ganz ehrlich: is schwierig ab einem gewissen service.
und zum eigentlichen thema: nein, ist dämlich, was knallgrau hier macht. passiert aber öfter: erst schön undergroundig werbefrei bleiben, die coolen leute anziehen und dann irgendwann paff die kommerzschiene fahren. unglaubwürdig, dreist, inkonsistent.
nachtrag: wär ja für viele – wie aus den reaktionen zu lesen – vielleicht noch akzeptabel, wenn die werbung wenigstens passen würde. da müsste man sich allerdings weitaus mehr mühe machen, als das keyword-driven adsense reinzuklatschen.
@6: Da will jemand Werbung verbannen, indem er 3 x für Produkte derselben Firma wirbt, lol. Media Addicted, du solltest dich zum power napping committen und einen break machen.
@2:
“Was ist denn mit Werbung als unverzichtbarer Bestandteil einer ausgewogenen und nachhaltig existenten Medienlandschaft?”
Eine Tante von mir arbeitet bei einer großen Frauenzeitschrift im Beauty-Ressort. Und genau über dieses Thema haben wir uns schon des öfteren unterhalten. Da durch die Werbung die Medienlandschaft von den Werbenden abhängig wird – oder noch schärfer ausgedrückt – in ein Leibeigenenverhältnis gezwungen wird, kann von Ausgewogenheit keine Rede mehr sein. Bei meiner Tante siehts so aus: Wer sich nicht zum Jubelperser prostituiert bekommt auch keine Werbeanzeigen mehr.
“aber bei der oben genannten Aussage gingen bei mir erst beide Augenbrauen nach oben und dann die Kinnlade nach unten…”
Stimmt, aber nicht beim Artikel, sondern beim Kommentar!
Die Art und Weise wie diese Maßnahme von twoday kommuniziert wurde, ist eine Katastrophe. Das legt den Schluss nahe, dass dort (1.) keinerlei Interesse an Blogs besteht (wobei ich qualitativ gute Blogs meine, nicht Flittchen- oder Gameblogs) und (2.) mit aller Macht Geld gemacht werden muss. Es ist letztlich nur eine Frage der Zeit, wann diese Werbebotschaften auch bei Bezahlblogs eingeführt werden oder generell bei Seitenaufrufen. Sofern dann der Laden noch existiert.
Inzwischen hat man einen Ort generiert, an dem AdSense-Verstösse gemeldet meldet können. Vorher soll man sich allerdings die Google-AdSense-Bedingungen durchlesen, um dann diese Meldungen abzugeben. Dieser Beitrag wird von Dada-Bloggern lächerlich gemacht. Wer die Frage stellt, warum überhaupt für polnische Singles geworben wird, wird ob seines “Menschenbilds” verhöhnt.
Gegen Werbung kann man – finde ich – als “kostenlos”-Blogger nichts haben. Aber sie sollte wenigstens annäherungsweise passen.
Zunächst einmal vielen Dank, daß Sie auf meine Beiträge bei twoday verlinkt haben. Denn ich denke, sowas muß Thema werden. Das obige Zitat stammt von mir und war als bewußte Polemik, also scharfe Ãœberspitzung gedacht. Oder anders formuliert: Ich kann nicht beweisen, daß es sich tatsächlich und im engeren Sinne um Prostituierte handelt, die da beworben werden. Weshalb ich diese Passage leicht redigiert habe. Unter der neuen Ãœberschrift: “Werbung, wie für polnische H*ren” steht nun folgender Text:
“
”
Und ich stimme Gregor Keuschnig ausdrücklich zu, daß man als “kostenlos”-Blogger nichts gegen Werbung haben kann. Und das habe ich auch nicht. Mir ging es und geht es aber darum:
a) Was wird beworben? Und da handelt es sich derzeit bei twoday um höchst fragwürdige “Angebote”
b) Wie wird etwas beworben? Und da stoße ich zu häufig auf eindeutig zweideutige Formulierungen als da wären:
– Brasiliens Schönheiten
– Sanftmütige Filipinas
– Polens Schöne Töchter
– Der Karibische Traum
– Zauberhafte Weißrussinnen
und der näheren Erläuterung dazu: “suchen Lebenspartner oder Heirat. 30 Jahre Erfahrung & Vollservice.”
Und ich durfte mir manch schönes “Schmankerl” in den Kommentaren zu Gemüte führen, als ich dies bezüglich der Polinnen (die anderen waren mir zu dem Zeitpunkt noch nicht untergekommen) für menschenverachtend befand.
Wir sind hier also weit über das grundsätzliche Thema “Werbung in kostenlosen Blogs” hinaus. So albern und naiv sich das für manche anhören mag: Ich rede hier von Moral und einem humanistischen Menschenbild. Da ist der Charakter gefragt, jenseits einer politischen Grundhaltung und einer Haltung zur Werbung an sich. Und da kneift man bei twoday und verweist auf Google-Richtlinien! Ich pfeife auf die! Haben die keine eigene Meinung? Haben die kein eigenes Menschenbild? Und wenn ja, welches ist das bitte?
Also auch dann, wenn sich das für Sie irgendwie komisch anhört: Machen Sie es zum Thema! Verbreiten Sie das! Das darf nicht so bleiben!
Wirkt das zu eifrig? Egal, denn mir geht ‘s an die Nieren.
Viele Grüße
Peter Viehrig
die beste “Werbung” findet mit den Füßen statt. Nicht da bleiben, wo es, weil es nix kostet versiffte Werbung mitgenommen werden muss, sondern sich dann einfach überlegen, umzuziehen – entweder auf einen eigenen Webspace oder zu einem anderen kostenlosen Anbieter.
Denn das ist auch eine Form von Menschenbild, nämlich auch mal selbst was in die Hand zu nehmen und nicht nur die anderen tun zu lassen.. ;)
Es kommt immer drauf an, in welche Umgebung man sich freiwillig verortet. Ich blogge im herkömmlichen Sinne nicht, sondern poste Pix und Texte bei Pictureupload. Sehr gern unter “Tiere”. Da is kein Banner. Bei “Boys” oder “Akt/Erotik” wird man dagegen auf Sylt oder sowas gestoßen.
Ich finde es ebenfalls ziemlich unmöglich, war die nicht vorhandene Werbung doch seinerzeit für mich der eigentliche Grund, mich bei twoday niederzulassen (beziehungsweise dorthin umzuziehen).
Da ich das unter keinen Umständen tolerieren kann und außerdem befürchte, daß der momentane Ansatz “Werbung sehen nur die von Suchmaschinen kommenden Leser” nur ein “weicher” Einstieg ist bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als meinen kommenden Urlaub mit einer Lösung dieses Problems zu verbringen – das wird wahrscheinlich auf eine “duale” Lösung hinauslaufen: Archiv der alten Einträge und Kommentare auf den Heimserver, neues Blog mit Verlinkung aufs Archiv bei blogger.de (wo sich das sicherlich so nicht wiederholen wird). Aller guten Dinge sind drei – also auf ein Neues… Daß im Kontext meiner Inhalte unkontrolliert Werbung geschaltet wird geht jedenfalls gar nicht. Punkt.
P.S.: Don, danke dass Du dieses Thema aufgegriffen hast
[…] Twoday.net und die Werbung Die finde ich beim Oliblog auch extrem störend – scheint aber nicht die Bezahlaccounts zuzustopfen… (tags: blogs) […]
[…] Nachtrag 10. September: Die Diskussion hat inzwischen die Grenzen von twoday überschritten und erreichte auch das Blogs!Buch Blog […]
[…] Nachtrag 10. September: Die Diskussion hat inzwischen die Grenzen von twoday überschritten und erreichte auch das Blogs!Buch Blog […]
Ich finde es beim Lesen der Reaktionen interessant, dass der Inhalt der Werbung (!) eine große Rolle spielt.
Wenn schon Werbung, dann
– nicht ex kathedra (d.h. gg Userwillen)
– nicht aufdringlich
– inhaltlich nicht störend
Ein piffiger Blogdienstleister könnte jetzt überlegen, ob er seinen Nutzern vielleicht besser die Möglichkeit einräumt, den Inhalt der Werbung zu ändern bzw. bestimmte Firmen und Werbeinhalte weg-zutauschen.
Ein Blog ist schließlich, jedenfalls bis zu einem gewissen Grad, eine individuelle und intime Veranstaltung.
Da passt eben nicht jeder Werbedreck.
Ist es nicht erstaunlich, dass Werbetreibende davon ausgehen, in klassischer Top-Down-Denke, dass Blogs selbstverständlich mit jeglicher Werbung vollgemüllt werden sollten und dass diese dafür mindestens so dankbar sind wie die Deponie Asse für Atommüll?
Interessant finde ich auch das:
Werbetreibende, die ihr Schamgefühl per Auftragsvergabe suspendieren – Beispiel Kommentar #2 von “David Abel” – haben mit einer Werbe-, PR-Dreck und Werbedreck-kritischen Haltung grundsätzliche Probleme. Sie begreifen es nicht – weil sie in einer sehr künstlichen Welt leben. Sie sind oft ohne Bindung mehr zu normalen Menschen und deren Vorstellungen. Nun ist es aber so:
Geld ist aber nicht alles. Ich behaupte mal, dass die meisten Blogger bloggen, weil sie das ähnlich sehen – jedenfalls für das eigene Blog.
(Tipp für Werbe-Afficiandos: Die Dinge öfter mal vom Endkunden aus betrachten! Wenn Firmen wie Arcor z.B. nur halb so viel Werbung betreiben würden, und das damit massenhaft gesparte Geld stattdessen in bessere Produkte (hier in einen besseren Kundendienst) steckten, dann hätten sie a) eine längere und bessere Kundenbindung und b) auf Dauer betrachtet sogar deutlich weniger Grund, wieder neu mit brüllender Werbung auf Kundenfang zu gehen)
[…] Erfahrung habe ich selber, entweder 38 Jahre oder 20 Jahre, abhängig davon, welche Jahre an Erfahrung hier gemeint sind. Und auf diesen “Vollservice” verzichte ich doch gern. Nachtrag 8. September: Auf die Empfehlung von twoday hin wurde die Ãœberschrift nachträglich zensiert editiert. Nachtrag 10. September: Die Diskussion hat inzwischen die Grenzen von twoday überschritten und erreichte auch das Blogs!Buch Blog « Werbung wie für H*ren aus Polen Augenschmerzen » […]
[…] Nachtrag 10. September: Die Diskussion hat inzwischen die Grenzen von twoday überschritten und erreichte auch das Blogs!Buch Blog « Einfach genial Werbung wie für H*ren aus Polen (2) » […]
[…] Don Alphonso an der Blogbar […]