Hilmar Poganatz, seine nachplappernden Blogger in der abschreibenden Süddeutschen Zeitung
Hilmar Poganatz hat in der Süddeutschen Zeitung einen Beitrag über das Notizbuch Moleskine geschrieben, und darüber, wie sich Blogger für Marketingmärchen einspannen lassen. Internet- und Bloghass in der Süddeutschen ist ja nichts Neues; die Süddeutsche ist Marktführer für Arroganz einerseits und das mieseste Onlineportal einer Qualitätszeitung andererseits. Jedenfalls meint Poganatz, sich über Blogger erheben zu können, schliesslich seien die willfährige Helfer und Konsumdeppen:
Klassische Werbung haben die Mailänder noch immer nicht nötig. Blogger kauen die Geschichte im Internet wieder und wieder. […] Am Ende setzt der gleiche Mechanismus ein, der auch die Geschichte rechtfertigt: In der Web 2.0-Generation ist der Kunde aufgeklärt genug, die Tricks der Werber zu durchschauen – und kauft trotzdem das, was ihm gefällt. “Obwohl ich ihr Marketing durchschaue, fällt es mir schwer, mich von den starken Gefühlen zu lösen, die es heraufbeschwört”, gibt ein Blogger zu. “Ich habe gelesen, dass die Moleskine-Legende Fiktion ist”, schreibt ein weiterer Fan: “Umso besser!”
Wo Ponagatz das gefunden hat, schreibt er natürlich nicht. Er schreibt übrigens auch nicht, wo er das hier gefunden hat:
Francesco Franceschi, der frühere Chef der Firma, hat die Antwort auf diese Frage längst gegeben: “Das ist Marketing, keine Wissenschaft. Es ist nicht die absolute Wahrheit.”
Das hat Ponagatz wie einige andere Ideen und Abschnitte aus einem grösseren Beitrag des International Herald Tribune abgeschrieben, natürlich ohne die Quelle zu nennen:
“It’s an exaggeration,” conceded Francesco Franceschi, who runs Modo & Modo’s marketing department. “It’s marketing, not science. It’s not the absolute truth.”
Dass Ponagatz nicht selbst mit Franceschi gesprochen hat, ist offensichtlich, schliesslich hat er noch nicht mal dessen Stellung in der Firma richtig erfasst. Und auch in der Brand Eins findet sich ein sehr viel älterer Beitrag zum gleichen Thema, der eine Menge Ähnlichkeiten mit der, sagen wir mal, apokryphen Schreiberei in der Süddeutschen hat.
Aber über unkritische Blogger herziehen, die alles glauben.
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“Ich habe gelesen, dass die Moleskine-Legende Fiktion ist”, schreibt ein weiterer Fan: “Umso besser!”
Das Originalzitat lautet “I have read rumors and myth-debunking websites which claim the Moleskine legend is fiction. All the better I say!” und stammt von einer Website (Blog möchte ich es nicht nennen) mit sagenhaften vier Einträgen. Inwieweit man so etwas als typisch für die Blogosphäre bezeichnen kann, muss jeder selber wissen. Den Schreiber als “Fan” zu titulieren ist jedenfalls eine grob böswillige Interpretation.
“Obwohl ich ihr Marketing durchschaue, fällt es mir schwer, mich von den starken Gefühlen zu lösen, die es heraufbeschwört”
Originalzitat: “Even though I know what they’re doing with their branding, I still have a hard time disassociating the powerful feelings that it conjures”, aus einem Blogeintrag mit dem Titel “The mighty Moleskine marketing monster”. Nunja.
Solche Artikel sind meines Erachtens ein Hauptgrund für den Hass der Journalisten auf die Bloggeria: Seit jeher wurden Artikel auf diese Art ‘zusammenstiebitzt’ – um es mal nett auszudrücken. Jeder Eingeweihte wusste es, keiner scherte sich drum. Und jetzt darf man nicht mehr in Nachbars Garten ‘wildern’, diese Hyänen decken alles ‘auf’. Da hört sich doch alles ebenso …
Klaus, das man beim dreisten Kopieren schneller erwischt wird ist nur ein Aspekt der Sache. Was den Damen und Herren Journalisten so auf die Klötze geht ist, dass die ganze Scheinwelt “Journalismus” hinterfragt werden kann und wird.
Alles kommt raus, von den kleinen Bestechlichkeiten (Autojournalismus, Reisejournalismus, Finanz- und Politikjournalismus) und Schleichwerbung über zum Prinzip erhobene Ahnungslosigkeit, bis zum völligen Nichtbeherrschens der Grundlagen des Handwerks. Der ganze Nimbus der staatstragenden Tätigkeit geht zum Teufel und die damit verbundenen Privilegien auch.
Die Feigenblätter des Journalismus, wie der kriecherische Presserat, werden heruntergerissen. Die heimliche Bewunderung vieler Qualitätsjournalisten für das Boulevard auf tieftem Gossenniveau wird deutlich.
Der Lack ist ab, der Kaiser ist nackt und die Erbärmlichkeit des deutsch Journalismus tritt dann in Machwerken wie denen der Süddeutschen zu tage.
das ist doch gar keinen aufreger mehr wert.
denen geht doch einfach nur der arsch auf grundeis…
[…] 5. “Hilmar Poganatz, seine nachplappernden Blogger in der abschreibenden Süddeutschen Zeitung” (blogbar.de, Don Alphonso) Hilmar Poganatz schreibt für einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung aus einem Artikel in der International Herald Tribune ab. […]
[…] Hilmar Poganatz, seine nachplappernden Blogger in der abschreibenden Süddeutschen Zeitung Gibs ihnen, Don Alphonso! Die SZ ist was das Internet anbelangt wirklich frellig und wenn man so arbeitet – keine Quellenangabe, ts – dann hat man das Dissen mehr als verdient. (tags: zeitung blogger blogs) […]
Ich kann mich dem Urteil, die SZ betreibe das mieseste Online-Portal aller Qualitätszeitungen, nur an anschließen. Kein Online-Angebot der sogenannten Print-Elite wird von mir seltener angesurft. Im Grunde eigentlich gar nicht. Das muss was heißen. Und es hat definitv nichts mit ihrer politischen Grundausrichtung zu tun. Da lese ich noch andere Kaliber, aber eben auch bedeutend öfter. Desweiteren bereitet mir keine andere Zeitung derartige Browser-Schwierigkeiten. Einfach grausam dieses Online-Portal … und die Ladenschlusszeiten für Kommentare erst, gerade zu provinziell. Wo gibts sowas noch? In China?
@ASBO LESITA
Harte Worte, aber wahrscheinlich fast jede Silbe von wahr.
[…] Doch das Handwerk des Zitierens wird ja nicht nur vom wissenschaftlichen Nachwuchs nicht immer beherrscht; Journalisten zum Beispiel tun sich damit auch mitunter schwer. Obwohl Scheloske fast schon irrtiert in den Raum stellt, dass es ja wohl nicht so schwer sein könne, “den Studenten beizubringen, daß die Bezugnahme und der Verweis auf Quellen (egal welcher Provenienz) das Ergebnis eines nüchternen Abwägungsprozesses ist.” […]
Ich hab den Artikel vor Tagen gelesen und fand nichts schlimmes daran. Vielleicht ist die Formulierung “Blogger kauen die Geschichte im Internet wieder” etwas abschätzig, aber auch nicht eindeutig. Sonst kann ich nichts negatives über Blogger in dem Text entdecken.
Bei o.g. brand-eins-URL ist eine sessionid zuviel. Die muß man vor dem Einkopieren der URL immer herauseditieren!
Hier die richtige URL (damit es die Artikelkopierer das nächste Mal leichter haben).