Blogs vor der Wahl: Auch 2009 weitgehend bedeutungslos.
Es ist recht leicht zu begründen, warum Blogs und Blogger auch dieses Jahr mal wieder nichts vom Relevanzkuchen abbekommen werden – zumindest hier in Deutschland.
1. Die Europawahl ist in fünf Wochen. Es mangelt nicht an europaspezifischen Themen, die man aufgreifen könnte: Erweiterung der Eurozone angesichts der Finanzkrise etwa. Das Problem: Man müsste Ahnung haben, was das bedeutet. Das würde aber bedeuten, dass man sich mal mit den Problemen der Carry Trades in Osteuropa beschäftigt. Oder Maastricht-Kriterien. Oder Genfrass. Alles Europathemen. Greift aber keiner auf, weil die bekannteren deutschen Blogs in diesen Fragen alles andere als Kompetenz mitbringen.
2. Landtagswahlen im Saarland, Sachsen, Thüringen und Brandenburg: Da sitzen zu wenig bekannte Blogger, und diejenigen, die nicht dort sind, werden sich da nicht engagieren, sondern zur awarenessträchtigen
3. Bundestagswahl versuchen, eine Nische zu besetzen: Gegen Zensur im Netz, gegen Zensurursula, für Mitsprache im Netz und dortige Strukturen. Das Gute daran: Es hilft den üblichen Verdächtigen, sich an die Spitze der Bewegung zu stellen, von der sie in Sachen Kommerzialisierung gekippt sind. Es hilft ihnen, an dem einen oder anderen Katzentisch Platz zu nehmen, und es entbindet sie von der Pflicht, sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen, das die Wahlen komplett beherrschen wird, und von dem sie nichts verstehen. Wir werden in dem Punkt sehr viel Gschaftlhuberei sehen.
Sprich, deutsche Blogs werden sich auf ein Randthema stürzen, das den meisten anderen egal ist. Sie werden versuchen, das Thema gross zu machen, um nicht klein zu bleiben, und um sich gleichzeitig nicht der Mühe auszusetzen, in anderen Feldern Wissen und Kompetenz erringen zu müssen. Ziel wird es sein, sich als politische Spitze der Bloggerei zu geben. Was ziemlich trauzrig und bescheuert ist, wenn man sich mal so Problemfelder wie “Kurzarbeit und HartzIV” anschaut. Da kommt mal wieder die Strukturschwäche der bekannteren deutschen Bloggerei zu tragen: Nur gut, solange es um Netzthemen und Medien geht. Ansonsten marginal, inkompetent und auch gar nicht bereit, etwas zu tun, was keinen Spass macht.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Ich schätze deine Beiträge in der Regel sehr.
Dieser hier ist aber (in negativer Weise) ganz typisch für die deutsche Bloggerszene, die du selbst kritisierst (und dich dadurch neben/über sie stellst?): Statt selbst mal das Ruder anzupacken und zum Thema zu bloggen, bloggt man lieber darüber, dass niemand darüber bloggt. Und dann kommen Leute wie ich und schreiben Kommentare darüber, dass alle nur darüber bloggen, worüber andere nicht bloggen. Und dann schreibt einer einen Kommentar zu meinem Kommentar (oder alternativ: über die Zahnlosigkeit der deutschen Bloggerszene). Und alle wollen mit ihrem Geschreibsel zeigen, dass sie reflektierter als die anderen sind.
DAS ist das Problem der deutschen Bloggerei.
Grüße,
stephan@spamschlucker.org
Komisch. Ich blogge seit zwei Jahren ausführlichst über die Wirtschaftskrise und die Folgen. Ich denke, ich brauche mir in Sachen politisches Bewusstsein von keinem irgendwelche Vorhaltungen anhören.
Es gibt keinerlei Vorgaben, welches Thema ein Blogger besetzt. Basta.
Es gibt keine Vorgaben. Aber wer an den relevanten Dingen vorbeibloggt, die die Menschen interessieren und bewegen, darf nicht auf web2.0-Konferenzen die mangelnde Aufmerksamkeit und Einfluss der Blogs beklagen – und die fehlenden Finanzierungsmöglichkeiten.
@STRAPPATO
Korrekt. Dann formulieren eben die Ziele die Thematik. Und das Ziel kann jeder Blogger selbst bestimmen. Aber nicht jeder Weg führt bekanntlich in dieses. Und dieses akzeptiere ich gelassen.
[…] Don Alphonso hat an der Blogbar eine Diskussion losgetreten, die durchaus interessant verlaufen könnte. Es geht um Blogs, Politik und die mutmaßliche Bedeutungslosigkeit der deutschen Blogger. Es ist recht leicht zu begründen, warum Blogs und Blogger auch dieses Jahr mal wieder nichts vom Relevanzkuchen abbekommen werden – zumindest hier in Deutschland. […]
Es gilt aus meiner Sicht erst einmal: thematisch fokussierte Blogs außerhalb von Wirtschaft und Politik sollten jetzt nicht plötzlich “einen auf Agendasetter für politische Themen machen”. Es ist sicher bedauerlich, dass wenige reine Politblogs überhaupt existieren, aber jetzt damit anzufangen, wäre mehr als peinlich. Blogs sind und bleiben Nische, Don, es sei denn, sie kooperierten inhaltlich und nicht nur auf der Vermarktungsebene ;-).
Aber davon sind wir ziemlich weit entfernt…
Diesem Beitrag muss ich (leider) zustimmen.
Frage: Es gibt ja zweifelsohne viele auf diesen Themenfeldern kompetente Leute. Wie schafft man es, dass sie auch bloggen?
Es gibt ja putzigerweise gerade fast zeitgleich einen Artikel bei netzpolitik.org, dass zur Mobilmachung politisch Bloggender aufruft. Mir ist ziemlich unklar, an wen sich das wenden soll. Blogger, die ein politisches Terrain neu besetzen sollen? Statt Experten, die (noch) nicht bloggen, weil sie damit nicht die erreichen, die sie erreichen wollen? Mir scheint, dass mancher in schwindelnder Höhe die Bodenhaftung verliert. Blogs haben nur ein begrenztes Einflussgebiet. In einem Land wie Deutschland ist das vielleicht auch ganz gut so. Dass Blogs die Politik wenig erreichen, ist mir eigentlich wumpe. Die Politik tut sich schließlich selbst unheimlich schwer, wen zu erreichen.
Ich denke eher nicht, das man den aktiven Bloggern, die keine Ahnung von der Wirtschaftskrise haben, vorwerfen kann, dass sie nicht über die Wirtschaftskrise bloggen.
Die Frage wäre eher, warum von denjenigen, die von Politik und Wirtschaft wirklich etwas verstehen, so wenige bloggen?
Da wird es dann schnell zirkulär: Das Medium Blog wird von der politischen Kompetenzija nicht genutzt, weil es irrelevant ist und es ist irrelevant, weil es für diese Debatten nicht genutzt wird.
Schade eigentlich. Mehr Krugmans würden nicht nur der deutschen Blogosphäre gut tun, sondern auch dem politischen Diskurs in diesem Land generell.
Blogs haben m.E. immer dann hohen Zulauf wenn sie es schaffen Themen zu besetzen, an denen hohes Interesse besteht, die aber von den den Medien weitgehend ignoriert werden.
In Konkurrent zu treten mit der medialen Berichterstattung, halte ich für falsch und nicht erfolgsträchtig. Es sei denn, man könnte in diesen Themenbereichen tatsächlichen Mehrwert bieten.
Deine Einwürfe laufen für mich darauf hinaus, dass Blogs das gleiche können sollten wie die Presse, die im Hintergrund immer noch als Vorbild herumgeistert. Warum denn das? Blogs und Presse sind doch funktional eher nicht identisch? Warum sollte ein Mikropublizist einem derzeit arg defizitären Modell aus der Massenpublizistik nacheifern …?
am samstag bin ich in chemnitz (stadt der moderne) gewesen. die wählen dort nicht nur am 7. juni gemeinderat, die parteien haben schon fleissig plakatiert.
cdu und spd beschränken sich auf köpfe mit logo.
die linke hat köpfe, logo und als claim, sozial zu sein.
die fdp hat fast soviel plakate aufgehängt, wie die anderen drei zusammen. köpfge mit logo aber auch forderungen der plakativsten art, die eigentlich nur noch ärgerlich sind.
wenn schon die parteien selber inhaltlich nichts zu sagen haben, warum dann die blogger, möglichst noch jene, die unmittelbar oder mittelbar im parteiauftrag tätig sind.
“Resümee” Politcamp 2009…
Ein entspanntes Berlin-Wochenende liegt hinter mir. Das Politcamp 2009 ist vorbei. An diversen spannenden Sessions konnte ich mitwirken. Einiges Neues habe ich dabei gelernt. Es war durchaus inspirierend. Die Location war nur phantastisch. Den Höhepun….
Blogs werden nur dann relevant, wenn sie sich um relevante Themen kümmern. Das bedeutet allerdings Arbeit. Gar nicht mal so wenige geben sich diese Mühe, die meisten jedoch nicht. Aber viele von denen, die kein Interesse an den “harten” Themen haben, ziehen doch eh zu Twitter weiter. Wenn man nichts zu sagen hat, kann man das ja auch viel besser mit 140 Zeichen tun.
Nachtrag: Die Wirtschaftskrise dürfte im übrigen recht schnell dafür sorgen dass Themen wie Hartz IV bald auch in vielen Blogs ankommen . Spätestens dann, wenn die Zahl der betroffenen Blogger steigt.
Wer oder was sind relevante Themen und wer bestimmt das?
Ich betone nochmal: Blogs können dann erfolgreich sein, wenn sie Themen und Positionen besetzen für die ein Mindestmaß an öffentlichem Interesse besteht, die aber von den Massenmedien weitestgehend ignoriert bzw. nicht bedient werden. Das wird m.E. derzeit durch rechtsradikale Blogs belegt. Zumindest lassen die Zahl der Kommentare auf ordentliche Besucherzahlen schließen.
Ein Polit-Blog der sich mit den üblichen Themen beschäftigt, müßte etwas haben, dass ihn von den üblichen Medien unterscheidet (bessere Insiderkenntnisse, viatalere Hirnströmungen, andere Formen der Darstellung usw…). Es macht m.E. keinen Sinn schon mal 100mal gesagtes in einem Blog zu wiederholen.
Du hast 368 gebraucht.
@Martin: “Ein Polit-Blog der sich mit den üblichen Themen beschäftigt, müßte etwas haben, dass ihn von den üblichen Medien unterscheidet” Genau, und das geht: Man kann einen anderen Zugang finden und andere Quellen nutzen – aber das macht mehr Arbeit als in den Nischen abzuhängen und sich einzureden man sein relevant. Und was Relevanz ist? Ein paar Themen hat Don vorgestellt, es gibt aber gerade im lokalen oder regionalen Bereich unendlich mehr worüber man, auch mit begrenzten Aufwand, schreiben kann – und wenn man einmal angefangen hat merkt man, es ist gar nicht so schwer und macht sogar Spaß.
[…] Somit wäre also die deliberative Demokratietheorie hier nur bedingt anzuwenden, denn eine öffentliche Meinungsbildung findet nicht statt. Wie brandenblog so schön schrieb: Was bleibt? Wir haben keine Relevanz, aber wir machen das Beste draus. Immerhin! […]
Hmm, Don, das Du Dich und Leute wie – zum Beispiel – weissgarnix als unbedeutend bezeichnest, halte ich für etwas.. nunja.. fishing for compliments? oder Lust am understatement?
Ist jemand relaevant, nur weil ihn/sie “die alten Medien” zitieren? Sind “die Medien” relevant?
Klare Ansage: ich weiss, dass dieses Blog hier unter Forenbetreibern als Massnahme zur PR-Steigerung gehandelt wird. Jeder Kommentar von Forenbetreibern wird hier rausgeschmissen. Entweder mitreden ohne Egowerbung, oder Klappe halten.
Zufällig hab ich dieses Wochenende den Film “Von Löwen und Lämmern” gesehen, indem es u.a. um die Frage des politischen Engagements des Einzelnen geht. Von daher fällt mir meine Replik etwas schwerer, aber letztlich bleibt es dabei: Für mich sind nicht die Blogs vor den Wahlen bedeutungslos, sondern die Wahlen selbst sind es. Wenn ich mir die inhaltlichen Punkte anschaue, die für mich wichtig sind, dann sehe ich nicht, dass ich eine Wahl habe.
[…] Es wird den Politikern nicht leicht gemacht, im twitternden und bloggenden Web-Wahlkampf anzukommen, soviel ist klar. Laut dem ewigen Bloggergriesgram Don Alphonso wird sich im Wahlkampf allerdings sowieso nach wie vor niemand dafür interessieren. Menno! Immer muss er den Spaß verderben. […]
Don, ich weiß jetzt nicht, wie du zu der Ansicht kommst, dass kaum politische Blogs aktiv sind, es sei denn, ich habe deine Kernaussage gänzlich missverstanden.
Ich kenne viele politische Blogger, die auf Misstände usw. aufmerksam machen, dabei allerdings keine Parteifahne vor sich her tragen.
Wenn du aber unter “politischen Blogs” diejenigen verstehst, die laut und penetrant “Wählt die Partei XYZ!” oder “STIMMT FÃœR XXX!” posten, dann magst du sicherlich recht haben. Nur – diese Blogs würde ich zwecks Meinungsbildung nicht lesen wollen.
@ Stefan, Nr. 19
Genau so ist es! Das, was in den Zeitungen in Sachen lokaler Berichterstattung erscheint, ist unter aller S…
Es beginnt doch alles im Lokalen – ob Finanz- oder Wirtschaftskrise im Großen, auf dem platten Land werden die Grundlagen dafür gelegt bzw. sind dort umgekehrt dann die schlimmsten Auswirkungen zu spüren – und keiner berichtet darüber.
Wer mit seinem Blog durch Werbung Geld verdienen möchte, kommt da natürlich in das gleiche Dilemma wie die lokalen Blätter – Kunden, die mit Werbung Konsumenten täuschen wollen, bleiben weg.
Der Vorteil von “ehrenamtlichen” Blogger liegt auf der Hand:
Sie können (es muss aber auch von ihnen “gekonnt” werden), sie können also schon was bewirken. Vor allem, wenn sie es schaffen, sich zu vernetzen.
Mein Entschluss steht fest: Künftig blogge ich auch!
@Stefan: Das stimmt natürlich. Und – um die Brücke zu schlagen – gerade im lokalen Bereich kann man Themen besetzen, die von der Lokalpresse vernachlässigt bzw. ignoriert werden, für die aber ein öffentliches Interesse besteht.
Ich denke das größte Problem liegt im Interesse des Publikums. Den meisten Lesern sind doch Wirtschaft und Politik völlig egal, kaum jemand will da die genauen Hintergründe kennen. Aber alle wollen wissen, was die Politik für sie persönlich bedeutet: Dein Beispiel mit “Hartz4 und Kurzarbeit” passt da optimal, es geht ums Geld und es geht darum ob und wieviel wir in nächster Zeit noch arbeiten, was letztlich auch auf das Geld hinausläuft. Zensur im Netz ist auch deshalb ein dankbares Thema, weil jeder eine Meinung dazu hat. Frag hingegen mal fünf Leute zu den Maastricht-Kriterien – vier werden dich fragen was das überhaupt ist und warum sie das tangieren sollte. Das Problem ist also durchaus die nicht vorhandene Zielgruppe für einen fundierten Blog-Journalismus.
Der Ausverkauf des Landes, Rückschritt in feudale Strukturen, Todesstrafe und Militäreinsatz zur Sicherung von Wirtschaftsgrundlagen – all das sind Dinge, die mit dem Lissaboner-Pakt praktisch für 500 Millionen Menschen festgeschrieben werden sollen. Wer da meint, das dies keine Themen für Otto-Normalverbraucher sind, der ist schlecht informiert.
Warum wohl? Weil Staatsrundfunk und Medien überhaupt kein Interesse haben, die Leute aufzuklären.
Wilhelm Neurohr hat da jede Menge zu bieten – und er bloggt auch. Alles zum Thema ist die “EU noch zu retten”.
Es gibt unendlich viele Themen, die bearbeitet werden müssen. Wird dies interessant gestaltet, bin ich überzeugt, dass sich LeserInnen finden werden.
Ich bin weder Blogger noch Journalist und zähle mich deshalb mal zum “Publikum”.
Mag sein, dass es ein Problem der Blogs ist, dass sie nicht die für die breite Öffentlichkeit relevanten (Politik-)Themen behandeln. Meiner Meinung nach besteht das eigentliche, grundsätzliche Problem aber vor allem darin, dass zu Wenige, die wirklich etwas Interessantes zu sagen hätten ein Blog betreiben.
Genau darin würde ich aber eigentlich die Chance oder Aufgabe der Journalisten und Blogger sehen: dass derjenige, der schreiben kann, die Gedanken derjenigen publiziert, die zwar inhaltlich etwas beizutragen hätten, aber nicht selbst veröffentlichen wollen oder können.
Anstelle auf Themen zu setzen, die im echten Leben recherchiert wurden oder erst einmal das Gesprächen mit interessanten Leuten, Politikern, Fachleuten zu suchen, finden sich in der Blogosphäre viel zu oft nur einfache Stimmungsmache, Selbstinszenierung und vor allem Internet-Wiedergekäutes.
[…] Don Alphonso – blogbar. Blogs vor der Wahl: Auch 2009 weitgehend bedeutungslos. Don Alphonso sagt, Blogs bleiben vor der/den Wahlen 2009 bedeutungslos, weil sie (wie schon immer) Nischenthemen besetzen, relevante Thmen aber nicht aufgreifen, in denen sie auch keine Kompetenz besitzen und nicht bereit sind, sich diese zu erarbeiten. […]
[…] Blogbar: Blogs auch 2009 vor der Wahl bedeutungslos” […]
[…] Recht hat er ja der Don, wenn er da schreibt: Blogs vor der Wahl: Auch 2009 weitgehend bedeutungslos. Aber andererseits kann man auch sagen Schuster bleib bei deinen Leisten – er ist in der Materie Wirtschaft recht gut bewandert, wohl weil er sich auch aktiv aus Eigennutz heraus damit beschäftigt. Andere wiederum haben ihr höchsteigenes Steckenpferd – welches sie hegen und pflegen, wiederum andere orientieren sich irgendwo an klingender Münze oder dem Zuspruch zum eigenen Ego. […]
[…] Zu Guttenberg und seine Brüder und Schwestern im Geiste sind nun gezwungen, auf den Willen des Volkes einzugehen – in vier Tagen gab es mehr als 55.000 Unterzeichner der e-Petition, die von Franziska Heine initiiert wurde. Laut netplanet ist dies eine Aktion, von der jede Friedensbewegung jahrzehntelang höchstens “kühn geträumt” habe. “Ein gelebtes Stück e-Demokratie”, meint auch Text & Blog. Wie Thomas Knüwer berichtet, hält das Bundesfamilienministerium dennoch am Gesetzesentwurf fest. Wenigstens über die Berichterstattung in den Nachrichten kann man sich diesmal freuen, meint Don Dahlmann. Schließlich betone der Sprecher, dass “die Petition nicht deswegen existiert, weil man die Kinderpornographie weiter zugänglich machen möchte”. Jens Scholz verfasst vor lauter Freude über die Petition eine Ode an die Blogger, die er eigentlich nicht schreiben wollte und spricht sich damit gegen den ewigen Pessimismus des Blog-Migränejungen Don Alphonso aus. Als dessen Erben lassen sich die “bringt doch eh nichts”- Blogger betrachten. Einen kleinen Sturm im Wasserglas löste Florian Holzhauer mit seinem Post Ich unterschreibe nicht aus. Und stieß bei einigen auf Zustimmung. […]
Coole Spaßblogger (auch: mit politischen Bewusstsein) eignen sich halt nur selten für politische Berichterstattung.
Ich würde Leuten wie vom Spreeblick auch nicht pauschal jegliches politische Bewusstsein absprechen. Um bei Spreeblick zu blieben: Der (übrigens: erfolgreiche) Kampf gegen Jamba war nicht unpolitisch, und von Malte und Johnny kommen *regelmäßig* politisch kompetente Beiträge.
(Okay: Nicht gerade zu EU oder zur Finanzkrise, aber zu gar nicht so wenigen anderen Themen)
Ähem, und was der Frisurenvermarkter genau bei der SPD (und als Fastkumpel von Hubertus Heil) anstellt, finde ich ziemlich undurchschaubar. Vielleicht geht es Lobo diesmal nicht ums Geschäft?!
So viel zu einzelnen “Avantgardisten”.
Der übergroße Schwerpunkt der “Avantgarde”, insgesamt betrachtet, auf Netzpolitik entwickelt sich allerdings zu einem dauerhaften Problem – aber auch das Einladen und Fördern der Immergleichen. Das könnte aber wiederum mit der Einfallslosigkeit auch anderer zu tun haben, z. B. des allgemeinen Medienbetriebs.
Nun ein paar konstruktive Sätze:
Solange Blogs es nicht schaffen – und sei es über eine intelligente Form der Aggregatbildung – eine halbwegs funktionierende Alternative zu SpOn zu bilden, wird sich an deren struktureller Irrelevanz in der politischen Welt kaum etwas ändern.
Vielleicht wäre, jedenfalls zu Wahlkampfzeiten, ein Polit-Rivva ein guter Ansatz.
Schuster bleib bei deinen Leisten – das sollte auch für die deutschen Blogs gelten. Ich würde es nicht sonderlich wünschenswert finden, wenn ein Technik-Blogger sich nun auf einmal über Carry-Trades hermacht – im Gegenzug halten sich die Politik- und Wirtschaftsblogger glücklicherweise auch aus Technikthemen weitestgehend heraus. Der kleinste gemeinsame Nenner ist – wie Du ganz richtig geschrieben hast – sicher das Thema Informationsfreiheit; Du hast allerdings auch recht, wenn Du feststellst, dass dieses Thema außerhalb des Netzes nicht als Kernthema wahrgenommen wird.
So weit die Zustimmung – nun der Widerspruch. Die Finanz-/Wirtschaftskrise und die damit verbundenen Auswirkungen auf andere Bereiche, wie die Sozialpolitik, sind seit Monaten Kernthemen diverser Politikblogs. Nur weil dieses Blogs in der Blogosphäre nicht so recht wahrgenommen werden, heißt nicht, das sie kein Teil der Blogosphäre sind. Wer will, der findet in der deutschen Blogosphäre ausführliche Artikel zu all diesen Themen – nur halt nicht in den Technik- und Metablogs. Aber das ist im Blätterwald auch nicht anders – in Chip oder dem Kicker steht auch nichts über Cash-Carry-Trades, Leveragegeschäfte in Osteuropa oder die Auswirkung eines Mindestlohns für den Arbeitsmarkt.
Politische Themen abseits der Netzpolitik finden sich in der Blogosphäre wieder – die Europapolitik fristet allerdings idT ein Schattendasein. Aber das ist nicht nur in der Blogosphäre so – ich bin auch in den großen klassischen Zeitungen nur sehr selten über europawahlspezifische Themen gestolpert. Dies liegt sicher v.a. am geringen Interesse der Leserschaft. Nichtsdestotrotz werde ich mich dieses trockenen Themas auch noch annehmen, auch wenn ich weiß, dass ich jedem Artikel über Zensursula und Co wesentlich mehr Leser erreichen würde.
Als letzten Punkt möchte ich noch den Zeitpunkt Deiner Kritik ansprechen. Die Programme für die Europawahl sind teilweise erst letzte Woche verabschiedet wurden – vielleicht ist es da auch noch ein wenig zu früh, ein abschließendes Fazit zu ziehen. Auch die Landtagswahlen sind noch weit weg – dennoch wurden auch sei bereits in mehreren Blogs ausführlich behandelt.
Beste Grüße
Jens vom Spiegelfechter
[…] * unterhalten uns über Selbstreferentialität […]
[…] Vielleicht liegt es aber wirklich einfach nur daran, dass Blogs einfach nichts zu sagen haben, was inhaltlich auf europäischer Ebene beschlossen wird — dann nämlich hätte nicht die Anwesenheitszeit im Parlament interessiert, sondern, jenes was in der Abwesenheit von Koch-Mehrin nicht von ihr durch Abstimmungsrituale beschlossen wurde. Hingegen — vielleicht war das ja schon wieder ein erfreulicher Umstand. […]
Ich finde, wir fangen gerade erst an, das Feld zu bestellen. Die Europawahl ist ein gutes Training. Dann die Kommunalwahlen im Revier. Dann der Bund, dann Landtagswahlen in NRW.
Mal sehen, wie sich das entwickelt. Aber ich bin eher guter Dinge, dass sich auch politisch relevante Blogs machen lassen. Nicht alles, nicht immer, da sind alle Zeitungen besser, weil sie bessere Leistungskräfte haben.
Aber in der Konzentration auf einen Punkt – da kann was gehen.
Also nicht ganz so pessimistisch wie Du,
Grüße David
Also ich finde, dass gerade gegenwärtig aufgrund des leyenhaften “Internetzensurgesetzes” Bewegung in die Ausrichtung der Bloglandschaft kommt.
Scheinbar braucht es nur das “richtige” politische Thema um auch Blogger für dieses Gebiet zu engagieren.
Hoffentlich bleibt es nicht bei diesem “Strohfeuer” (wobei eine E-Petition diesen Ausmaßes sicherlich schon als mehr bezeichnet werden darf).
[…] Sicher hat Don Alphonso recht, wenn er schreibt, dass die Frage der Netzsperren ein randständiges Thema war und ist, das an großen Teilen der Bevölkerung vorbeigeht, – aber an der ging in diesem Jahr ohnehin alles vorbei. Dafür dass wir 2009 in der schwersten Wirtschaftskrise seit dem zweiten Weltkrieg steckten – deren Folgen wir noch viele Jahre spüren werden – wurde im Wahlkampf kaum über Politik diskutiert. Der Kuschelwahlkampf 2009 mit einer in sich ruhenden Kanzlerin auf der einen und einem blassen SPD-Kandidaten auf der anderen Seite, (Zur Erinnerung: Der Mann hieß Steinmeier) war einer der verpassten Chancen: Wann, wenn nicht 2009 hätten die Parteien die Unterschiedlichkeit ihrer Programme im Wahlkampf besser herausarbeiten können? Stattdessen wurde getwittert und gefacebooked was das Zeug hielt. […]