30 Blogger gesucht!
Endlich mal gute Nachrichten aus dem Bereich der – in den letzten Jahren doch arg gerupften – Profibloggerei.
Die schlechte Nachricht: Die 30 Blogger, die da gesucht werden, sollten in den USA leben.
Die noch schlechtere Nachricht: Der Anbieter der Stellen heisst AOL.
Und um das Mass voll zu machen: Sie kaufen nicht jeden dahergelaufenen Idioten, der meint, ein wenig Popkultur und Medienkritik würden schon ausreichen, um an Geld zu kommen. Sondern nur gute Autoren, die schon bewiesen haben, dass sie für sich selbst und ein Thema stehen können.
Mal abgesesen davon, dass AOL ein ziemlich kaputtes Schiff und in der Vergangenheit nicht wirklich durch kluge Entscheidungen aufgefallen ist, ist es schon erstaunlich, wen man in der grössten Medienkrise der USA anspricht und übernimmt, und zu welchem Zweck. Die Idee von Blognetzwerken ist jetzt weder neu noch besonders erfolgreich. Wenn man sich aber anschaut, wie es sonst gerade im Mediengeschäft der USA abgeht: Vielleicht ist das Blognetzwerk noch eine bessere der schlechten Ideen, zumal, wenn die Autoren allesamt ordentliche Leistung zu bringen in der Lage sind, gepart mit Witz und Unabhängigkeit. Sie wissen schon, was anderes als der PR-versuechte Dreck der Nachrichtendurchreiche, die auch sog. Qualitätsmedien dazu bringt, anstelle eines Berichts über ein Veteranentreffen die Mastdarmakrobatik zugunsten des Sponsors abzudrucken.
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AOL Arena, gibts die eigentlich noch?
Das Problem nur, selbst der beste “Schreiber” geht schnell vor die Hunde, wenn er permanent PR für den größten Sch… machen soll. Das packt man nicht – da fehlt dann einfach das mentale Durchhaltevermögen.
Tja, und wenn dies dann passiert – bekommen es auch die Nutzer mit – und dann schließlich der Auftraggeber – und sie müssen sich wieder neue suchen – und die machen das dann für einige Zeit – bis dann bei denen auch die “Luft” raus ist.
Man kann Mist nicht ewig schönschreiben.
“Die Idee von Blognetzwerken ist jetzt weder neu noch besonders erfolgreich.”
Das stimmt, aber trotzdem muss sie nicht schlecht sein. Im Prinzip ahmt AOL einfach nur Basicthinking nach :-)
Du kaufst eine Hand voll Blogger, die dir Content generieren, der sich vom SEO-Massencontent qualitativ absetzt. Warum sollten das die Leute nicht vielleicht doch lesen wollen? Ich glaube nicht, dass die Menschen seit 2008 nur noch Twitter und sonstigen Web 2.0-High-Speed-Informations-Müll lesen (wie du schreibst: “Nachrichtendurchreiche”). Vielleicht gibt es auch ein Swingback (heißt das so?), wenn alle die Schnauze voll haben von der ewigen 140-Zeichen-Idiotie und dem billigen Massentrash (“Es ist wieder die Zeit der Pollen (Birkenpollen, Flugpollen), und manch einer leidet unter Heuschnupfen. Sie kennen das: Die Nase tränt, die Augen ebenfalls, ganz zu schweigen von …”).
Ich stelle zunehmend fest, dass die Kommerzialisierung von “Bloggen” mit einem Naserümpfen kommentiert wird. Die Welt dreht sich weiter, es hat sich eine neue Form von Graswurzeljournalismus etabliert – es ist doch nur folgerichtig, dass daraus ein neuer journalistischer Sektor entsteht.
Grüße,
stephan@spamschlucker.org
Hm. Ich lese auch am liebsten Autoren, die schon bewiesen haben, dass sie für sich selbst und ein Thema stehen können. Die Texte schlecht positionierter Leute lese ich seltener. Egal ob im Netz oder sonstwo.
“Die Welt dreht sich weiter, es hat sich eine neue Form von Graswurzeljournalismus etabliert – es ist doch nur folgerichtig, dass daraus ein neuer journalistischer Sektor entsteht.”
Mit Graswurzeljournalismus haben US-Blognetzwerke nicht im Ansatz etwas zu tun.
Die Idee ist nicht neu und bereits bewährt.
In den USA gibt es beispielsweise mit Gawker und Weblogs Inc. (auch AOL) bereits seit Jahren riesige Netzwerke mit teils Hunderten Angestellten.
Der Unterschied ist hier nur a) die antizyklische Investitionspolitik und b) die Fokussierung auf Autoren statt Technik.
Letzteres ist banal aber richtig. Mit einem “wir machen Blog mit social-media-Schnittstelle und Twitter-Integration und gucken mal was passiert”-Projekt zieht man keine Nutzer.
“Mit einem “wir machen Blog mit social-media-Schnittstelle und Twitter-Integration und gucken mal was passiert”-Projekt zieht man keine Nutzer.”
Nein, das ist aber der typisch deutsche, weil technische Ansatz. Content ist hierzulande nicht wichtig, die Form zählt. Was meist zur Folge hat, dass technisch durchaus gute und gelungene Ansätze im Dornröschenschlaf versinken, weil man den Lesern keinen Grund gibt, sie zu nutzen.
Na, Don, wär’ doch was für dich. ;-)
[…] AOL versucht sein Blognetzwerk Media Glow durch den Einsatz professioneller Blogger zu verstärken. Zu diesem Zweck ist geplant, in nächster Zeit insgesamt 30 Blogger zu verpflichten. Einstellungsvoraussetzung ist jedoch, dass man in den USA lebt und über einen gewissen Bekanntheitsgrad verfügt. Jüngster Neuzugang, der diese Anforderungen in jedem Fall erfüllt, ist der bekannte Blogger Jeff Bercovici (ehemals Portfolio.com). Er wird in Zukunft für dailyfinance.com im Netz aktiv werden, eine der unzähligen Internetangeboten von Time Warners AOL. […]
ach leuts, ihr sprecht mir aus der seele, von daher lass ich die webseite heut mal weg, aber psst.
Wenn ich mir die erfolgreichen deutschen Blogs wie z.B. netzpolitik.org ansehe, dann haben diese fast alle gemeinsam, dass sie nicht kommerziell sind bzw. auf den Betrachter nicht kommerziell wirken. Einem Robert Basic ist das Kunststück gelungen, den Blog immer weiter zu kommerzialisieren und gleichzeitig hohe Besucherzahlen zu generieren. Ob die hohen Besucherzahlen durch die Qualität seines Blogs zustande kamen, ist sicherlich diskussionswürdig. Normalerweise mag die Bloggerszene kommerzielle Blogs aber nicht. Hierin liegt das Problem für AOL. Sie wollen einerseits hochqualitative Beiträge, andererseits aber Geld verdienen. Dieser Grat ist schmal. Sobald ein Blogleser den Eindruck gewinnt, dass ein Beitrag aus kommerziellen Gründen erstellt wurde, ist er weg und kommt nicht wieder.