25.1.2005 | 1:27 von DonAlphonso

Noch ein Blogaward,

aber diesmal kein Wischiwaschi-Ringelpietz: Reporter ohne Grenzen rufen zur Nominierung von Weblogs auf, die sich um die Meinungs- und Pressefreiheit verdient gemacht haben. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf Blogs aus Ländern, in denen die freie Berichterstattung behindert oder verfolgt wird. Reporter ohne Grenzen gibt noch keine Nominierungsfristen an, aber irgendwann soll man auf der Website der Vereinigung über die Blogs für den Freedom Blog Award abstimmen können.

24.1.2005 | 22:09 von DonAlphonso

Funny Cum from Cymfony

Das ist nun eine Überschrift, wegen der bei Cymfony alle Alarmglocken bimmeln sollten – schliesslich sind das die Fälle, vor denen Cymfony schützen will. Cymfony ist einer der grössten und wichtigsten PR-Research-Dienste dieses Planeten und arbeitet mit Vorliebe für die ganz grossen Firmen in den Bereichen Pharma, IT, Schwerindustrie und Handel. Cymfony Dashboard war bislang ein wichtiges Produkt zur Medienbeobachtung – und wird jetzt um Blogwatch und Kontrolle ähnlicher Medien ergänzt. “Digital Consumer Insight” nennt sich die Erweiterung der Standardsoftware. Das Gerede von der Interaktion mit den Nutzern und der steigenden Bedeutung der Blogs kennt man mittlerweile auch vom Fall der Klitsche Firma Cyberalert mit ihrer Software Blogsquirrel. Der Unterschied ist, dass mit Cymfony ein Gigant sich des Themas bemächtigt.

Und das hat Folgen für Kunden und Blogger. Denn was bei Cymfony anders ist, ist das automatische Interpretieren von Texten. Das Programm ist- laut Werbebroschüren, aber meines Wissens wohl auch tatsächlich – selbstständig in der Lage, komplexere sprachliche Zusammenhänge zu analysieren, was die Verarbeitung der Ergebnisse erheblich erleichtert. Während Blogsquirrel nur einen unsortierten Haufen aus der Suchanfrage gespuckt hätte, wartet Dashboard gleich noch mit der Einordnung der Texte auf. Cymfony sagt zwar nicht, dass sie die Basistexte aus Blogs speichern, aber angesichts der Funktion von Dashboard kann man das vermuten.

Die gute Nachricht: Deutschland und deutsche Firmen sind kaum Kunden von Cymfony. Und ein ähnlich komplexes Programm ist auch nicht zu erwarten, denn Cymfony arbeitete früher für die US-Regierung und konnte seine Produkte kostendeckend entwickeln. In Deutschland müsste man da erst mal eine Menge Arbeit investieren. Was nicht heisst, dass ein paar erbärmliche Blogüberwachungswarte gleich wieder das goldene Zeitalter für Blog-PR ausrufen werden, weil ja jetzt auch Cymfony, und so weiter….

22.1.2005 | 20:10 von andreaffm

Mannheim, heute Morgen

Im Mannheimer Morgen (im Netz leider nur für Abonnenten zugänglich) erschien heute in der Wochenendbeilage ein weitestgehend netter Artikel über Blogs im Allgemeinen und Blogs! im Besonderen. Das Redaktionsmitglied [sic!] Simon Scherrenbacher hat das Buch gelesen, das ist schon mal prima, und am Telefon war er ebenfalls nett und fragte ganz freundlich nach Bildmaterial. Das bekam er auch, und so sind Frau Gröners und Frau Dieners Portraits in Schwarzweiß bzw. Farbe zu bewundern. Das große Bild obendrüber zeigt eine Dame an Powerbook auf Rattan, wahrscheinlich keine Bloggerin, aber somit ist die Frauenquote schonmal bequem übererfüllt.

Im Text kommen dann die Spackonauten, Anke, Sandra die Elfe und Emily zu Wort, die sagen so ein paar allgemeine erläuternde Dinge, und allgemein ist der Artikel auch gehalten. So buntes Vermischtes zum Wochenende eben, guckt mal, ein neuer Trend, und irgendwo im Nebensatz ein bißchen zarte Kritik, von wegen der Nichtüberprüfbarkeit der von Blogs publizierten Fakten. (Och naja, was in der Bildzeitung steht, prüft ja auch keiner, außer dem Bildblog natürlich.) Umgekehrt werden auch die Gefahren für den Blogger anhand von Anke Gröners Stalkererfahrungen erwähnt.

Also ein ganz netter Artikel, der freundlicherweise nicht auf den planetopischen Skandalsonderzug aufspringt.

21.1.2005 | 17:24 von DonAlphonso

Spass am Abend

Diesen Link posten und sich dann ein Wochenende totlachen, wie sich die sich selbst so nennenden Business-Blogger daraufhin einen von der Palme wedeln. Weil sogar Pit Kabel kommt. Und Blogs und anderes dann ganz wichtig sind, sonst gäbe es das nicht, und man dort auch darüber redet, wie man die Kunden zum Bezahlen kriegt.

21.1.2005 | 16:39 von DonAlphonso

Bloglesung in Hamburg

Zuerst die schlechte Nachricht: Heute Abend lesen Lyssa, Chile und Julie in diesem lauschigen Ehehilfsmittelgeschäft in Hamburg-Winterhude. Wir Herren der Schöpfung wären ohnehin nicht zugelassen gewesen, und für Frauen ist es mehrfach überausverkauft. Das heisst: Wer heute Nacht Sexgeschichten von Bloggerinnen hören will, hat Pech gehabt!

Aber, und das ist die gute Nachricht: Wir bringen hier und jetzt weltexklusiv die Vorveröffentlichung eines

8 Minuten langen MP3-Files, (2,8MB)

in dem Chile die Geschichte vom Mann ihres Lebens vorliest (die vom Fetischclub bleibt den Besucherinnen der Lesung vorbehalten). Das richtige für die lauschige Winternacht, und als kleiner Wink mit dem Zaunpfahl für alle, die sagen “Blogs kann man nicht vorlesen”. Geht doch. Listen on, my dear.

20.1.2005 | 18:42 von dogfood

Blogs wieder im Fernsehen

Nein, nicht schon wieder dat Thema…

Die Medien-Redaktion des Guardians meldet heute auf seinen Internetseiten (evtl Registrierung erfoderlich) die Verfilmung eines Weblogs: Channel 4 hat sich die Rechte an Belle de Jour, das bekannte englische Call-Girl-Blog (nicht verwandt und verschwägert mit der nicht minder unbekannten deutschen Belle de Jour) gesichtert. Belle de Jour bereit derzeit die Publikation eines Buches vor.

Zwar ist “Belle de Jour” seinerzeit vom Guardian zum besten Blog des Jahres gekürt worden, aber die Authenzität war immer umstritten. Verschiedene Versuche das Anonymat zu brechen, scheiterten bislang.

20.1.2005 | 16:43 von dogfood

Die Rückkehr des Kabels

Jung von Matt, Hamburger Top-Werbagentur, bündelt seine Direktmarketing-Aktivitäten aus zwei Tochterunternehmen unter einem neuen Dach namens “Jung von Matt/next GmbH” , wie z.B. die “Finacial Times Deutschland” heute in einem längeren Artikel schreibt.

Eine Besonderheit steckt in der Personalie Peter Kabel, der zum Geschäftsführer und Vorstand ernannt wurde. Ein böseres Portrait Kabels von der FTD ist via Börse Online lesbar.

“Wir wollen die volle Opulenz der Medien nutzen und in allen Kanälen präsent sein”, erläutert Kabel im Gespräch mit der FTD. Er wolle sich um Werbeformen wie Wurfpost kümmern, aber gerade auch um Zukunftsthemen wie interaktive TV-Spots, Werbung im Web oder per Handy
[…]
Tatsächlich gewinnt Direktmarketing, das sich gezielt an einzelne Personen richtet, zunehmend an Bedeutung gegenüber traditioneller Reklame, die über Massenmedien breitere Zielgruppen ansprechen soll. Ein Grund dafür ist die Entstehung neuer Informationskanäle, bedingt durch die wachsende Verbreitung von Handys oder schnellen Webanschlüssen. Einstmals homogene “Zielgruppen” lassen sich generell immer schwerer kollektiv über traditionelle Medien erreichen.

JvM-Mitgründe Holger Jung erwartet dass der Anteil nicht-klassischer Werbung mittelfristig von 10 auf 40% wachsen wird.

Eine kleine Episode, die einen Ausblick gibt, in eine Zukunft in der Blogs zum normalen Marketinginstrumentarium werden. Wenn also Jamba anfängt, auf der anderen Seite der Tastatur zu sitzen…

20.1.2005 | 16:12 von dogfood

Folge nicht dem Formfleisch

Es gibt eine vieldiskutierte Einigung von Suchmaschinen und Blog-Hostern/-Softwareherstellern zu vermelden, siehe Heise.

Was ist Kommentar-Spam?

All diejenigen die ein etwas populäreres Blog haben, werden schon über das Phänomen des “Kommentar-Spams” gestolpert sein: sinnleere Kommentare in Blogs, die auf Websites für Viagra-Pillen, Green Cards oder Planetopia-Merchandising verlinken. Viele Links auf eine Viagra-Websites steigert die vermeidliche Wichtigkeit dieser Website für den Begriff “Viagra” und damit wird die Website bei Google und Konsorten ganz oben in der Trefferliste für “Viagra” eingeordnet.

Je nach Popularität der Website können pro Tag 10, 20 oder auch eine dreistellige Zahl von solchen maschinell erzeugten Spam-Kommentaren auflaufen.

Hier ist dann die Blog-Software gefragt: schafft sie es den Kommentar-Spam als solches zu erkennen? Jeder nichterkannter Spam-Kommentar muss vom Blogger händisch gelöscht werden, falls er seine Site lesbar halten will. Bei hundert Spam-Kommentaren artet das in enervierender Arbeit aus, die kaum einer länger als drei Tage durchhält. Ultima Ratio: die Kommentare werden für jedermann gesperrt.

Hier ist Hilfe vom Blog-Hoster oder der Blog-Software gefragt. Es wird versucht Spam-Kommentare zu erkennen und auszufiltern. Entweder werden die Spam-Kommentare gleich gelöscht oder sie werden in eine “Moderationsschleife” gepackt, wo sie der Blogger entweder für die Veröffentlichung auf dem Blog freischaltet oder per Knopfdruck auf einen Schlag löscht.

Folgende Ansätze haben sich herauskristallisiert:

1/ “Technische Analyse”: Analyse bestimmter Eigenarten in den “Übertragungsdaten” des Kommentars.

2/ “Inhaltliche Analyse”: Analyse des Spam-Kommentars. Tauchen bestimmte Schlüsselwörter auf? Gibt es merkwürdig viele Links?

3/ “Menschliche Interaktion”: Bevor der Kommentar abgeschickt wird, wird vom Kommentierer eine zwingend menschliche Aktion verlangt. Solche “Captchas” verlangen z.B. die Eingabe einer zufällig generierten und angezeigten Zahl, die für Maschinen nicht lesbar ist.

So narrensicher derzeit “Captchas” und Konsorten scheinen, so stellen sie meiner Meinung nach eine unzumutbare Hürde für den Kommentator, “meinen Besucher” dar, von dem ich eine eigentlich sinnlose, zusätzliche Aktion verlange. Ich verlange schließlich auch keine Registrierung von Kommentatoren um die Schwelle für Besucher zur Kommentierung niedrig zu halten.

Der erste und zweite Ansatz funktionieren zwar unter Umständen gut, ist aber letztendlich einem “Wettrüsten” zwischen Blogs und Spammern ausgesetzt: Die Analysen funktionieren nur so lange gut, wie die Faktoren der Analyse (z.B. Schlüsselwörter) aktualisiert werden. Seit einigen Wochen zu beobachten: statt “credit cards” wird ASCII-Code eingefügt: cr#101d#105t c#97rds.

Der neue Ansatz: nofollow

Ohne das ich im Vorfelde etwas von einer diesbezüglichen Diskussion mitbekommen hätte (was aber nix heißen muss), sind heute Google/Blogger.com, SixApart, WordPress und Suchmaschinenbetreiber wie Yahoo und MSN nach vorne geprescht und wollen etwas neues einführen (andere Hoster wie z.B. Blogg.de, myblog und Blogigo ziehen nach).

Sie wollen den Spammern ihre “Belohnung”, einen guten Platz in den Trefferlisten, wegnehmen.

Dazu soll der HTML-Code für Links um einen Wert namens nofollow ergänzt werden. Aus
<a href="http://planetopia.de">Penis-Enlargement</a > wird
<a href="http://planetopia.de" rel="nofollow">Penis-Enlargement</a >. Das Attribut rel gehört zu den HTML-Spezifikationen und soll die “Relation”, also das Verhältnis zwischen Webseite und verlinkter Seite kennzeichnen. Ursprünglich ist es gedacht gewesen um Links als Glossar, Inhaltsverzeichnis oder Kapitel zu kennzeichnen, aber de-facto hat es kaum jemand eingesetzt und die einzige mir bekannte sichtbare Anwendung dieses Attributes ist eine hinzuschaltbare Leiste in Mozilla (nicht Firefox).

Mit rel="nofollow" werden nun Links für Suchmaschinen gekennzeichnet, auf dass die Suchmaschinen diese Links nicht weiterverfolgen. Damit enfällt für solche Sites der Vorteil häufig verlinkt zu werden und damit wiederum der “Benefit” des Kommentar-Spams.

Nach einer spontanen Begeisterung fängt man sich nun an zu fragen, wie wirkungsvoll diese Maßnahmen Kommentar-Spam überhaupt bekämpfen. Wird nicht noch hinreichend lange Zeit vergehen, bis Blogger ihre Software aktualisieren? Wird es Spammer kratzen, zumal das Spammen auf ihrer Seite kaum Kosten verursacht? Siehe Blogosfear, inkl. Kommentare.

Zwei Seiten einer Medaille

Nun stellt sich aber die Situation etwas komplexer dar. Nico Brünjes in seinem Couchblog:

Denn noch treffender bemerkt Dirk Olbertz (via Dave-Kay), dass damit zufällig gleichzeitig endlich ein Mechanismus für Google gefunden ist, Weblogs eindeutig zu identifizieren. Schönen Dank, und runter mit dem Pagerank, oder gleich in eine eigene Suche gepackt und ein gutes Stück Weblogmacht ausgehebelt.

Das ganze gibt es dann auch in der kulturpessimistischen Variante, Stichwort: “Balkanisierung des Webs” bei Ars Technica und von Andrew Orlowski/The Register:

ArsTechnica: Many people believe that by blindly applying this tag to all links left in comments and guestbooks, online publishers are singlehandedly destroying a community that was built upon linking to one another.
[…]
Publishers online now have the ability to point to websites and companies they don’t particularly like without artificially inflating their Page Rank, simply by inserting this special attribute into the link.

Das Argument von der selektiven Verlinkung als Belohung ist, mit Verlaub, hohl. Der “nofollow”-Wert macht nur als Default-Einstellung Sinn und wieviele Blogger werden die Kommentare nachbearbeiten um bei “guten” Links den “nofollow”-Wert zu entfernen? Und wenn Googles Hintergedanke die Aussortierung von Blogs aus dem Suchmaschinen-Index ist (man frage mal bei Jamba nach, inwieweit sowas erstrebenswert sein kann), darf davon ausgegangen werden, dass die Klassifizierung als “Blogs” nicht nur einen Kommentar, sondern ganze Sitebereiche betreffen wird. Wie relevant würde dann ein “guter” Link noch sein?

Der als Google- und Blog-Kritiker bekannte Orlowski:

[The new attribute will] effectively declaring PageRank? dead for weblogs, in an attempt to stem the problem […] It’s also a major blow to the ‘Religion of the Hyperlink’, faith in which you can see expressed in phrases like “the uniquely democratic nature of the web”, coined by Google.
[…]
“Am I the only one to think that a search engine actively trying to encourage people to hide their content from it, isn’t going to flaw their main aims?” observes one member of the Search Engine Watch Forum.

Orlowski leitet seinen Kommentar mit Ausführungen zur “Balkanisierung” des Webs ein:

Karl Auerbach’s prediction that the internet is balkanizing into groups of people who only accept traffic from each other took another step closer to reality today. The veteran TCP/IP engineer and ICANN board member has warned of the effect for years.

“The ‘Net is balkanizing. There are communities of trust forming in which traffic is accepted only from known friends,” Auerbach told Wired last year.

The trend can be seen at various levels. At the user level, where we see bloggers repeating each other in an echo chamber and reinforcing their views; in the middle of the network, where Verizon recently blocking off inbound email from Europe, and it’s happening deep down at the packet level too, as a result of the net’s background radiation.

Die “Balkanisierung” wird dabei nicht nur von Providern und Dienstleistern vorangetrieben, sondern, wie die IzyNews-Geschichte zeigt, auch von Bloggern selber. Bei allem Verständnis z.B. für die Praschl-Position, ich neige immer mehr zu der Position von Sencer in einem Law Blog-Kommentar und das darf angesichts der nofollow-Geschichte wieder vorgelegt werden:

Letztlich läuft es für mich aus ?ethischer? Sicht, darauf hinaus welchen Einfluß der Contentanbieter darauf haben können soll wie der User den Content konsumiert, und sich da kompromißlos und bedingslos auf die Seite der Contentanbieter zu stellen, halte ich für nachhaltig schädlich für unsere Gesellschaft.