19.12.2004 | 19:38 von dogfood

Deine Eier, mein Blog

Das Magazin der NY Times veröfftlichte am Wochenende einen längeren Artikel von Jeffrey Rosen: “Your Blog or Mine?

Rosen beschreibt die heikle Grenzwanderung eines jeden Bloggers zwischen Intimität, Privatsphäre und Plauderlust. Aufhänger ist das Blog einer Angestellten auf “Capitol Hill” die gegen Geld mit einigen Politikern oder Angestellten aus dem Umfeld von Politikern bzw. Regierungsstab schlief. Das Blog wurde publik und Schnüffelnasen kamen schnell auf den Namen der Angestellten und versuchten nach “trial’n’error” auch die Namen der sechs Männer herauszubekommen, die geldwert mit der Dame kopulierten. Einer der dabei fälschlicherweise “ins Fadenkreuz geriet”, sagte:

I would hope that bloggers would be more circumspect about what they post on the Web: it’s no different than old-fashioned gossip spread by word of mouth, but modern technology has magnified its impact a millionfold, and it’s potentially more harmful because of its permanence.

(Randbemerkung: Zu der Frage wann gebloggtes justiziabel werden kann, hat Klaus Eck ein ergiebiges Interview mit “Law-Blogger” Arne Trautmann geführt.)

Einer in Bälde erscheinenden MIT-Studie zufolge, sollen fast ein Drittel aller Blogger sich bereits Ärger mit ihrem Blog eingehandelt haben. Nicht immer muss es justiziabel sein. Meistens sind es eher persönliche Konflikte mit Lebenspartner in Spe oder Arbeitskollegen. Und wenn der Blogger mit ein bißchen Hirn vor sich her schreibt, wird er daraus lernen und bestimmte Dinge nicht mehr bloggen, oder in verklausurlierter Form beschreiben.

Noch komplizierter wird es bei Bloggern die sich aneinander als Lebenspartner haben. Jeffrey Rosen schildert den Fall von zwei “anonymen” Bloggern die sich via Blogs kennengelernt haben.

The dating bloggers who are bold enough to date one another are indeed learning to negotiate complicated protocols about what parts of their life are on and off the record.
[…]
”We used to joke in the beginning about things being on or off the record,” Deb said. ”This was something we bickered about all the time — I can’t let him read something before I post it. It’s like having someone reading over your shoulder, and I don’t like people to read my rough drafts.”

Das gilt natürlich auch für den öffentlichen Raum, wenn via Blogs z.B. Inhalte aus einem Studienlehrgang oder Bemerkungen von Professoren veröffentlicht werden. Wie sollen mit der Möglichkeit von anonymen Blogs, Gespräche mit mehr als drei Personen, allen Ernstes noch “off-the-record” sein?

19.12.2004 | 19:07 von dogfood

Blog of the Year: Power Line

Einige hatten gehofft “Blogs” würde durch die Time zum “Dings of the Year” gewählt werden. Es kam anders. Es gab eine, nun ja, konservative und vorhersehbare Wahl: George W. Bush, anscheinend nach 2000 zum zweiten Mal erfolgreich. In der Begründung sagte TIME, dass es sich bei Bush um einen der einflussreichsten US-Präsidenten der letzten 50 Jahre handelt.

Und die TIME wählte en passant auch noch ein Blog des Jahres: “Power Line“, ganz auf geistiger Linie des Weiß-Haus-Regenten liegend. Die Begründung kenne ich nicht, der entsprechende Link bei der TIME ist abopflichtig. Aber wenn man Power Blog selber glauben darf, lag es daran, dass sie die Sache mit dem getürkten Dan-Rather-Bericht auf CBS ins Rollen brachten.

Ich kenne das Blog nicht, aber wenn man sich u.a. bei der Unterstützung von Charles Johnson/Little Green Football bedankt, ein Weblog das mal harmlos als Webdesigner-Blog anfing und danach zum übelsten Hort fremdenfeindlicher und rassistischer Hetze wurde, dann weiß ich was ich von Power Line Blog zu halten haben. Und von TIME. Und von der Wahl.

19.12.2004 | 16:52 von DonAlphonso

Vorlesen aus Blogs

tun heute Abend um 21 UhrDon Dahlmann, Parka Lewis und Bov Bjerg. Hier. Unbedingt kommen. Ganz grosses Kino, Besprechung dann morgen hier.

13.12.2004 | 13:33 von Anke Gröner

Good old BBC

Die gute, alte BBC nutzt nun auch das schöne, neue Medium Weblog: Die Entertainment-Sparte der BBC-Website führt ein Comedy-Blog, das über neue und laufende Sendungen und deren Protagonisten informiert. Es gibt einen Newsletter, Gewinnspiele, Klatsch und Tratsch, und angeblich wird es täglich aktualisiert. Eat this, ?Comedy?-Schiene SAT1RTLPRO7.

12.12.2004 | 23:05 von dogfood

Blogs auf der Eins


Blogs haben in Frankreich einen großen Auftritt gehabt, am Samstag auf der Titelseite der Libération, Frankreichs linksliberaler Zeitung Nummer Eins.

Die Generation Blog ? mehr und mehr Surfer haben ihr Tagebuch im Web. Sie ergänzen und gehen gegen die traditionellen Medien an, die nun auch dem Lockruf der Blogs erliegen

Hier eine Auswahl der zumindest derzeit via Libé-Website abrufbaren Artikel:

Le monde selon blog ? Die Welt gemäß den Blogs”

Ein Überblick über das Phänomen Blog, “die eine Gegenmacht und Inspirationsquelle für die Medien darstellen”.

Der Artikel gibt die Zahl der Blogs alleine in Frankreich auf über 1 Million an. Die hohe Zahl scheint sich, gemäß dem Artikel, zum Teil daraus zu erklären, dass viele junge Medien, unter anderem das Jugendradio “Skyrock”, Blogs als Hoster propagiert haben. Nach Skyrock sind nun andere Jugend-Radiosender auf den Blog-Zug aufgesprungen.

Philippe Pinault, ein neuer franz. Blog-Hoster, fasst die Explosion an Blogs zusammen: “Es entstehen da Communities, wahre Stämme und die Medien haben es nun begriffen“. In der Tat: die Unternehmen scheinen wie entfesselt darauf anzuspringen, Communities an sich binden zu können. Mobilfunkprovider bieten Blogs und Moblogs an.

Libé klopft sich auf die eigene Schulter, sie wären die erste französische Zeitung gewesen, bevor andere Zeitungen ihr unterdessen “massiv” gefolgt wären. Fernsehsender drehen nun am Rad auch mit. TF1 bietet Blogs für sein “DSDS”-ähnliches Format an und M6, ein RTL2-vergleichbarer, junger TV-Sender, geht nun mit seinen “M6blogs” als Hoster an den Start. Inkl. Wettbewerb “bestes Blog des Jahres” und Fernsehauftritt in der Morningshow.

Der Washingtoner Korrespondent der Libé berichtet ferner von den zahlreichen “Einmischungen” durch Blogs in dem US-Wahlkampf, sei es durch Meinungsblogs, sei es durch die Dan-Rather-Geschichte.

Nach Meinung des US-Korrespondenten sind Blogs in den USA dabei ein neues mediales Ökosystem zu schaffen. Kontrollfunktion für traditionelle Medien, Gegenmacht zu einer eintönigen Medienkonzentration die auf lokaler Ebene selten mehr als ein Lokalblatt überleben läßt.

Perturbateurs ? Störer”

Ein Editorial von Jean-Michel Thenard. Sinngemäß:

Blogs, persönliche Nachrichten wie eine Flaschenpost im Cyperspace hinterlassen. Das Phänomen Blog verrät viel über unsere Epoche wo das Intime sich mehr und mehr exhibitioniert und wo sich die Subjektivität nicht mehr versteckt. Wo jeder glaubt seine Ansichten hätten die gleiche Berechtigung wie die Ansichten anderer. Wo man sich das Recht nimmt, nicht nur über sich, sondern auch über alles andere zu sprechen. Blogs verstören diejenigen, die früher die Autorität hatten, uns den Gang der Dinge zu erzählen und zu erklären.

Plötzlich sind die Experten der Konkurrenz ausgesetzt und das Internet erscheint als egalitäres Ideal. Es wird die “Informations-Sphäre” genauso verändern, wie es die Wissenschaft im letzten Jahrhundert tat, als es nicht mehr neutraler Beobachter war, sondern selber zum Gegenstand der wissenschaftlichen Erfahrung wurde.

Der Journalismus bekannte sich bereits in den 70er Jahren zum “Neuen Journalismus” und zur Subjektivität. Nun kommt die Interaktivität hinzu, wie der Fall des Inflagranti erwischten Dan Rathers grausam zeigte.

Manchmal gefährlich, wenn es selbst zum Vehikel nicht verifizierter Nachrichten wird. Meistens aber nützlich, weil es präzisiert und überprüft. Noch besser: wenn es die Zensur der Mächtigen umgeht. Es kommt nicht ungefähr, dass Bloggen während des Irak-Krieges einen Höhepunkt der Popularität erlebten, als die Weltmacht Nummer Eins versuchte seine Sicht der Dinge zu diktieren. Dank der Blogs reicht es nun nicht mehr aus die Medien zu kontrollieren.

Liberation.fr défricheur

Nachbetrachtungen zu den Blogs die die Libé anläßlich des US-Wahlkampfes eingerichtet hatte. Nach eigener Lesart, ein Erfolg. Mehr als eine Million Besucher seit Februar, 250 Postings und mehr als 2500 Kommentare. Die Blogs wurden am Tag nach der Wahl geschlossen (Der Weg ins Weiße Haus, “Alles Kampagne“).

Doch die Libé bereitet vier neue Blogs vor: über China, über Bildung, über die USA und den “Libération Football Club”

Les limites à ne pas dépasser ? Die Grenzen die nicht überschritten werden dürfen

Unternehmen goutieren nicht immer was in den Blogs ihrer Angestellten zu lesen ist.

Als Beispiel wird ein kroatischer Diplomat in den USA genommen, dessen sexuelle Frustrationen und Langeweile beim Job die Runde in der heimatlichen Presse machten. Einige Dutzend von Bloggern sollen auf Anfrage von Libé laut Pointblog bereits wg. Blogs entlassen worden sein.

Im Artikel Erwähnung finden auch Kevin Sites (Ex-CNN), Chi Chu Tschang (bei Bloomberg, Peking entlassen) oder Michael Hanscom (Microsoft) der entlassen wurde als er auf dem Gelände eine Lieferung neuer Mac-Rechner sah und mit “Selbst bei Microsoft will man die neuen G5-Rechner” komentierte.

Pourquoi ils tiennent leur journal” ? Warum bloggen sie?

Die Libé befragt einige Blogger über ihre Motive. Die einen wollen im Sinne der demokratischen Meinungsbildung lokale Infos verbreiten. Andere verdienen mit Blogs inzwischen Geld, andere begeistert die Einfachheit eigene “Werke” zu veröffentlichen. und für wiederum andere ist es ein Kommunikationsinstrument mit der Kundschaft.

«Un contre-pouvoir aux médias» ? Gegenmacht zu den Medien

Ein Interview mit Florence Le Cam, die in Quebec an der Universität Laval an der Falkutät für Journalismus arbeitet. Sie untersucht die Auswirkungen der “Werkzeuge der Auto-Publikation” auf die Medien. Zusammengefasst:

Blogs sind in den USA während des Irak-Krieges sehr populär geworden. Es gibt zwei Reaktionen: die einen begrüßen es als Demokratisierung von Informationen. Die anderen sehen eine wachsende Zahl der Verunsicherung und Konfusion aufgrund der nicht-professionellen Natur der Sites. Aber auch wenn die Blogs durchaus eine Rolle im US-Wahlkampf spielten, rein quantitativ bleibt ihre “Einschaltquote” noch gering und ihre Auswirkungen betreffen eher die Medien-Szene selber.

Sie können sich als gegenmacht zu den Medien entwickeln. Nicht im politischen Sinne, dazu ist ihr “Resonanzboden” noch zu gering, aber innerhalb der Medien-Szene selber. Es ensteht “Open-Source-Journalismus” der zum Austausch von Informationen anspornt.

Der derzeitige Hype von Blogs erklärt sich mit der “Banalisation” der Blog-Werkzeuge selber, die für jedermann zugänglich sind.

Blogs leben und sterben mit den Themen die sie aufgreifen. Stirbt ein Thema, verliert ein Blog seine Wichtigkeit und in einer Art “regenerativer Kreislauf” tauchen dafür andere, neue Blogs auf. Dies ist keine Schwäche, sondern eine Stärke, da es den Blogs eine Radikalität gibt.

Womit die drei Seiten der Libération schliessen.

8.12.2004 | 12:28 von dogfood

Vermaledeite Werbung

Der direkteste und scheinbar einfachste Weg Geld von Websites und Content abzuschöpfen, ist der mittels Werbung. Auf der Eskalationsleiter zwischen User und Vermarkter sind wir nach Grafikbanner, Animated-GIFs, Flash-Banner, Pop-Up und Pop-Unders inzwischen bei Flash-Banner mit Sound und über die Seite gelegten “Layers” angelangt.

Nicht nur auf Websites selber wird geworben, sondern auch in begleitenden Medienkanälen wie z.B. RSS-Feeds, diesen kleinen abonnierbaren Textdateien die bei neuen Einträgen auf der Website Bescheid sagen.

Der Ruf nach Werbeblockern für RSS-Feeds liegt nahe. Jason Kottke hat einige Macher von RSS-Clients dazu befragt. Resultat seines Eintrages “Blocking RSS advertising“:

Ein eher kleinerer Vertreter unter den RSS-Clients (PulpFiction für OS X) hält die Situation noch nicht für so gravierend, dass es sich jetzt lohnen würde einen Werbeblocker zu basteln.

Die beiden großen Vertreter von RSS-Clients (NetNewsWire/OS X, FeedDemon/Windows) planen keine direkten Anti-Werbung-Features, wollen aber ihre Software im Laufe der Zeit mit “Intelligenz” ausstatten, die bestimmte RSS-Artikel in ihrer Wichtigkeit “pushen” und andere, für “uninteressant” gehaltene Artikel weniger prominent darstellt. Das dabei auch Werbung unterm Tisch fällt, ist mehr ein Nebenprodukt als eigentliches Ziel.

Brent Simmons von NetNewsWire:

The future of aggregators is, in part, about *importance*. Items most important to you should bubble to the top, and items less important should sink to the bottom or just get deleted.

This isn’t a function of one specific feature but of a group of features — smart lists, filters, scriptability, statistics, ratings, searching, and so on — that are important even if there were no such as thing as ads in RSS/Atom.

Umgehen von Werbung durch intelligente Mechanismen.

7.12.2004 | 18:05 von DonAlphonso

Apple-Ads

Während sich ein Contentbeschaffer hier in Anbetracht der mies laufenden Geschäfte seines arbeitgebenden 50-Cent-Blattes andere Quellen der Lebensfreude suchen muss, wird andernorts mit hohem Besuchsaufkommen und netten Hinweisen und dem System der Apple-Links vorgeführt, wie man mit einem guten Blog durchaus Geld verdienen kann. Durch eigene Leistung, durch gute Texte, fast schon Old Economy eben. “Feed your Blogger” nennt IT&W ein Programm, mit dem sogar eingefleischte, schwarze Thinkpadder wie ich darüber nachdenken, ob so ein engelsweisses iBook nicht doch eine feine Sache füpr meine düstere Seele wäre.

Spass beiseite: Angesichts der sonstigen Partnerprogramme von Amazon, ebay und Google wirkt der Apple-Link wie eine Zier. Und nachdem der iPod mini sowieso das Geschenk schlecht hin ist – neulich meinte sogar mein Vater, es gäbe da doch sowas mit Musik von Apple – vielleicht auch bloggerernährender als die anderen Alternativen.

5.12.2004 | 14:34 von dogfood

Sicherheitsproblem bei WordPress

Weil die 1.3er-Vorabversionen von WordPress ein einfacheres Handling in Sachen Spam bieten, habe ich am heutigen Sonntag blogbar.de auf WordPress 1.3a5 aufgesetzt.

Gelegenheit auf ein Sicherheitsproblem bei WordPress hinzuweisen. Dieses Problem existiert in WordPress 1.21 und in den Alpha-Versionen von WordPress 1.3 bis hin zu den aktuellen “Nightlies” und wird gerade in den WP-Support-Foren und der “WP Hackers”-Mailingliste diskutiert.

Die Sicherheitslücke erlaubt es durch das simple Aufrufen einer URL die Einstellungen von WordPress zu zerschiessen (ich nehme an, dass man sie händisch in der Datenbank wieder herstellen könnte).

Die Lücke ist aktuell im 1.3er-Code nicht beseitigt, da man sich noch nicht einig ist, wie man die Lücke schließt und dabei die spezielle Funktionalität die diese Lücke erst ermöglicht, trotzdem beibehält.

Die für die Lücke verantortlichen Code-Zeilen stecken in wp-login.php und können einfach auskommentiert oder gelöscht werden. Es betrifft die Zeile die get_settings('siteurl') enthält, sowie die darunter liegende Zeile.