13.9.2004 | 1:06 von DonAlphonso

Lasst tausend Bücher bloggen!

Einer der Gründe, dieses Buch zu machen, war dieses Gefühl der Angekotztheit von der Jauchegrube, die “Literaturbetrieb” heisst. Man könnte sagen, was will der denn, der hat es doch aus dem Netz rausgeschafft, der wird besprochen, hat einen Verlag, kann seine Projekte machen, und so weiter.

Man kann aber auch sagen, dass der Betrieb solche Gestalten wie uns als Feigenblatt zulässt, um sich weiterhin seinem elitären/totalitären Kulturbegriff und dessen modischen Ausprägungen zu widmen. Abgesehen davon, setzen Verlage gern auf sichere Karten; will sagen, ein mafiöses Geflecht von Zuhälter-Agenten, beschaffungskriminellen Altautoren, Medienbordelliers und auswechselbaren Debutanden der gerade hippen Ausformung bestimmen, was letztlich genommen wird und in die Buchhandlungen kommt. Keiner von denen hatte Interesse an Blogs. In deren Augen sind wir* nur Junk aus dem Netz, bäh. Aber momentan kacken ihre angeblich so beliebten Judith-Herrmann-Clone mit ihren lahmarschigen Kurzgeschichten auf breiter Front ab. Da werden gerade so richtig fett Geld und Nachwuchsliteraten verbrannt.

Wie schon beim Krepieren der Popliteratur war die Monokultur, die Reduktion auf einen kleinen Markt, das Ende dieser Hoffnungen. Und das ist vielleicht unsere Chance. Wir beweisen täglich, dass wir fürs Publikum schreiben können. Wir werden gelesen, ohne dass wir Marketing oder diesen Betrieb bräuchten. Wir sind kompakte Selbstläufer, wir haben gelernt, autark als Texter/Autoren/Literaten im Internet zu bestehen. Will sagen, vielleicht sind wir die Autoren, die in diesem kaputten Markt eher überleben können, als die verzärtelten Pflänzchen der Creative Writing Seminare.

Gibt es für uns einen Markt da draussen? Schaffen wir es in die Bücher? Wo sind die Lücken, die Fehlstellen, die wir so besetzen können, wie wir sie schon im Netz besetzt haben? Was ist im Buch möglich? Wie muss das aussehen? Wo sind die Hindernisse, wie können wir sie überwinden? Falls jemand will – lasst uns darüber reden. Im schwarzen Herzen des Betriebs, auf der Frankfurter Buchmesse. Denn inzwischen gibt es einiges an Erfahrungen, Wissen und Kontakten. Das sollten wir nutzen. Wer kommt wann und wo?

*Ja. Ein dickes, selbstreferenzielles Wir. Niemand muss sich davon angesprochen fühlen.

12.9.2004 | 3:06 von DonAlphonso

20min Quickie aus der Schweiz

Die knappe Tageszeitung 20min, die sich in der Schweiz recht grosser beliebtheit erfreut, nennt uns Blogbusterund ist wie wir dieser Meinung: Die Weblogs, auch Blogs genannt, sind aus dem Internet nicht mehr wegzudenken.Auch hier können wir nur darauf hinweisen, dass wir das auch immer sagen: Ein Prachtband, der durch seine spritzigen Texte und witziges Design gefällt. Übrigens ist Kai Pahl diesmal richtig geschrieben.

10.9.2004 | 19:43 von dogfood

Wasserstandsmeldung

Die September-Ausgabe der INSIGHT greift einen alten Streit auf, der auch hier auf der Website tobte und die Herausgeber entzweite: “FAZ vs. Netzeitung”. Siehe hierzu auf dieser Site: [1], [2], [3], [4], [5]

Nachdem nun seit dem letzten Beitrag einiges an Wasser die Spree und den Main runtergeflossen ist, gibt der INSIGHT-Artikel Anlaß für eine Wasserstandsmeldung.

Zur Erinnerung: Journalist Stefan Niggemeier von der FAZ griff in einem Artikel die Netzeitung scharf an, worauf diese schrill im Tonfall und dünn an Substanz antwortete. Abwehrtaktik der Netzeitung: alles weitere würden die Gerichte klären.

Inzwischen ist einiges geklärt worden.

1/ Da gibt es das, was nach Stand der Dinge von FAZ und Stefan Niggemeier weiterhin behauptet werden darf. Das findet sich auf der FAZ-Website in “gesäuberten” Variante des Original-Niggemeier-Artikels: “Die Zukunft war gestern” und das wird von Stefan Niggemeier u.a. in der INSIGHT weiterhin verbreitet.

Z.B. die Netzeitung schreibt dpa-Meldungen von anderen Websites ab, da sie den dpa-Ticker nicht abonniert hat. Oder dass die Netzeitung nicht 24h am Tag aktualisiert wird.

2/ Da gibt es die Behauptungen die FAZ und Niggemeier nach einer (persönlichen) Unterlassungserklärung, durchgesetzt von der Netzeitung, nicht mehr verbreiten dürfen. Da der Artikel auf der FAZ-Website eben um jene Passagen bereinigt wurde, ist es schwer festzustellen was es für Punkte waren.

3/ Jene Behauptungen die in einer Einstw. Verfügung von der Netzeitung drin sind. Die FAZ hat Widerpsruch gegen einige Punkte aus dieser Einstw. Verfügung erhoben, um diese Punkte wieder in den Artikel unterbringen zu können. Dies betrifft mehrere Behauptungen, die Netzeitung habe keine freie Korrespondenten im Ausland bzw. würde vom Irak-Krieg von der Berliner Redaktion aus berichten.

Damit sieht der Wasserstand so aus:

– Die Netzeitung hat alle Versuche eingestellt, eine Gegendarstellung zu erwirken. Diese Gegendarstellung umfasste ursprünglich 13 Punkte und schmolz zwischenzeitlich auf 8 Punkte.

– Die Netzeitung hat wohl sieben Unterlassungserklärungen gegen FAZ und Stefan Niggemeier erwirken können.

– Die Einstw. Verfügungen sind noch “umkämpft”, die FAZ geht gegen einige Punkte vor Gericht vor.

Ach ja, ehe ich es vergesse, da gibt es noch…
4/ Der Grau-Bereich, der Bereich des Interpretierbaren. Die Auseinandersetzung hat deutlich gemacht, dass die obigen drei Punkte allenfalls etwas für das Ergebnistäfelchen ist.

Tatsächlich geht es um hehre Dinge wie “Ansehen”, “Ruf” und “Erwartungen”. Niggemeier erklärt in der INSIGHT sein vehementes Vorgehen mit dem Pathos mit dem sich die Netzeitung als kostenloses, schnelles Qualitätsmedium im Internet gibt, aber das nicht der Wirklichkeit stand hält. Nicht in Sachen Pathos, nicht in Sachen Wirtschaftlichkeit.

Folgerichtig interpretiert er eine Arbeitszeitkürzung bei der Netzeitung als weiteres negatives Indiz. Wie sehr die Netzeitung ihre Ansprüche runtergeschraubt hat, verdeutlichten auch die Olympia-Seiten die mir im Sportteil aufgefallen sind und im Browser quer durch die Artikel mit einem “Wasserzeichen” des Finanzdienstleisters AWD durchsetzt waren. Ein weiterer Fall von Vermischung von redaktionellem Inhalt und Werbung.

Andere reagieren hypersensibel auf die Vorwürfe von Niggemeier, betrachten es als gesteuerten Angriff des Großtankers FAZ auf ein kleines, unabhängiges Medium, dass versucht der wirtschaftlichen Schlechtwetterfront zu trotzen. Aus der Abteilung Sippenhaft: die FAZ besäße nicht die moralische Fallhöhe um die Netzeitung abzukanzeln.

Diese Wassermeldungen sind … interpretierbar. Halb voll, halb leer.

10.9.2004 | 14:53 von DonAlphonso

Elle gant viel

Die Leib- und Magenlektüre meiner kleinen Schwester “ELLE” hat Blogs! zu einem Buchtipp in der aktuellen Ausgabe gemacht. Übrigens passt das Buch perfekt in die neue Prada-Tasche meiner Schwester. Wollte ich nur mal gesagt haben.

10.9.2004 | 13:20 von DonAlphonso

Energische Empfehlung

und zwar bei Energy – die Privatsenderkette hat Blogs! gelesen und für gut befunden:

In den öffentlichen Tagebüchern ist kein Platz für die Regeln des klassischen Journalismus und die sonst übliche Objektivität. Genau das macht die Faszination des Bloggens aus, die so viele in ihren Bann zieht. … Wie ein eigenes Blog angelegt wird ist selbstverständlich auch ausführlich und verständlich beschrieben. Für jeden der also nach der Lektüre Blut geleckt hat heisst es, viel Spass beim Eintauchen in die Blogosphäre.

Genau. Sehen wir auch so :-)

10.9.2004 | 10:58 von dogfood

Ende einer Website

(Hehe, spektakuläre Headline. Got you)

Während “das Bizness” noch grübelt, wie man Marketing und Grasroots unter einem Hut bringen kann, ohne dass es peinlich wird/wirkt, schließt nun nach vier Jahren ihrer Existenz eine der großartigsten Websites rund um ein Konsumgut, rund um Basketball-Schuhe.

In 30 Tagen macht Kicksology die Website dicht.

Lange vor Gawker, Gizmodo et al, schuf Ernest “Professor K” Kim aus purer Lust und Begeisterung diese Basketball-Schuh-only Website und versorgte sie regelmäßig mit Rezensionen. Layout, Photos und Texte gingen eine perfekte Symbiose ein und fixten sogar sogar Leute wie mich, mit eher laxem Interesse an Sportschuhen an (ich war sogar kurz davor mir DEN ersten “Kobe” zu kaufen). Und das ganze als One-Man-Show. Die Site war ein Renner, ein Paradebeispiel für “personal publishing”.

Professor K zieht sich nun zurück und schließt die Site um sich anderen Sachen zu widmen. 30 Tage lang läuft nun ein Countdown runter, jeden Tag mit Beiträgen von anderen Personen. Ehe dann die Site für immer abgeschaltet wird.

Imaginary Person: Why don’t you just sell the site to someone and let them keep it going?

Prof. K: Man, would you sell your baby? Kicksology.net is my baby ? I’ve put so much of my own blood, sweat and tears into it that I just couldn’t bear to see it in anyone else’s hands.

That said, I wholeheartedly encourage fans of Ko to start similar sites of their own. The reason I started Kicksology.net was to help ballers find the right shoe for their needs and their game, and there’s definitely still a need for that. I’m going to try to address that need at SoleCollector, but it’s always a good thing to have a multiplicity of voices. By starting your own Ko-inspired site, you can help your fellow baller out and do your part to keep the manufacturers honest.

What’s great about the Web is that you can get a site up and running for almost nothing. If your site gains a following you’ll eventually have to deal with hefty hosting fees, but the up-front costs are minimal. All you really need is the passion to get it started and the dedication to stick with it.

Siehe auch den Beitrag bei Signal vs. Noise

9.9.2004 | 15:35 von Anke Gröner

Das Weblog an sich in der Weltliteratur

Ohne es genau zu wissen, behaupte ich jetzt mal, dass folgender Dialog die erste Erwähnung von Weblogs in der Literatur ist. Ich zitiere aus Douglas Couplands neuem Roman Eleanor Rigby, Fourth Estate, London, Seite 110:

Jeremy asked, “How many people with MS does it take to put in a light bulb?”

Ken didn’t know how many.

“Five million ? one person to do it, and four million nine hundred and ninety-nine thousand nine hundred and ninety-nine to write depressing on-line web logs.”

9.9.2004 | 2:48 von DonAlphonso

Six Apart with Nokia together

Kaum gibt mein geschätzter Parallelherausgeber “Dogfood” Kai Pahl seine nicht sehr schmeichelhafte Meinung zum neuen MT 3.1 kund, zeigt sich, dass die Bizz-Karawane von Six Apart trotz des Gebells weiterzieht; nach Norden an die Fleischtöpfe Nokias. Dort hat man für Handies das hier schon mehrfach nicht wirklich gefeierte Lifeblog entwickelt mit mässigem Erfolg zu entwickeln versucht.

Als kombinierter Browser für eine chronologische Ordnung von Bildern, Notizen und SMS ist Lifeblog auf unserem 7610 nicht zu verachten – schneller Zugriff, gute Lösung für das kleine Display. Auf dem Rechner hat das Ding so seine Tücken, kein Mac, kein Linux, MS nur mit Service Packs. Aber das soll jetzt anders werden, denn Nokia und Typepad sollen bald Daten austauschen können. Die Idee ist bei genauerem Lesen aber etwas problematisch: Nokia will die Lösung Typepad den Telcos anbieten, damit die das wiederum ihren Usern verkaufen können. Bislang war eher die Rede davon, dass ein derartiger Blogdienst bei Nokia angesiedelt sein würde – und natürlich auch entsprechend Geld für Nokia bringen sollte.

Allein, Telcos haben natürlich kein Interesse, von ihrem Datentransfergeschäft etwas abzugeben. Das mag wohl auch ein Grund gewesen sein, warum Nokia jetzt eine Fremdlösung für Telcos anbietet. Für Six Apart könnte das ein gutes Geschäft werden, wenn es Nokia bei dieser Kooperation belässt, und keine anderen Blog Services an Bord holt. Damit wäre Six Apart dann Monopolist für all diejenigen, die sich so ein Handy kaufen, teure Verbindungen zahlen und noch ein Lifeblog finanzieren – vermutlich nicht wirklich viele Kunden.

Ein mittlerer Schock ist dagegen das hier: “Nokia Lifeblog 1.0 will be available during autumn 2004.” Will sagen, Nokia verkauft inzwischen das 569 Euro teure 7610 immer noch mit der Beta-Software für den heimischen PC, die ich habe, und die bei der Präsi im Frühsommer noch nicht mal soweit lief, dass Nokias Chefentwickler damit im Internet bloggen konnte. Angeblich sollte sie aber zum Verkaufsstart fertig sein – zumal Lifeblog DAS Killerfeature von Nokia schlechthin werden soll.

Erinnert an die Betatests beim Endkunden Marke Microsodt.